LdT-Forum

Seite (Beiträge 1 bis 15 von 43) »

AutorBeitrag
» Thread-Ersteller «
Mitglied verstorben



dabei seit 2007
2.592 Forenbeiträge
18 Tripberichte
10 Galerie-Bilder

Homepage ICQ MSN
  Geschrieben: 07.08.08 00:00
zuletzt geändert: 07.08.08 00:07 durch Phanity (insgesamt 1 mal geändert)
Von Ralf Berhorst

Ob Depressionen, Angstzustände oder Alkoholismus – der Neurologe Walter Freeman glaubte um 1950, psychische Erkrankungen durch grobe Schnitte ins Gehirn heilen zu können. Die Methoden des "Hirnschneiders" waren rabiat, die Folgen für die Patienten fatal.

Der zwölfjährige Howard Dully liegt festgeschnallt auf einem Krankenbett. Vier Elektroschocks hat ihm der Neurologe Walter Freeman versetzt. Nach dem ersten Stromstoß aber kam der Junge schnell wieder zu Bewusstsein. Daraufhin wurde sein Gehirn drei weitere Male unter Spannung gesetzt - mit Erfolg: Howard ist ins Koma gefallen.

Jetzt kann Freeman mit der Operation am Gehirn beginnen. Er greift zu einer 20 Zentimeter langen Stahlnadel mit einer scharfen Klinge an der Spitze. Mit der freien Hand hebt er ein Lid des Jungen an und schiebt das Instrument seitlich am Augapfel vorbei, immer tiefer in den Kopf hinein. Als er an die Wölbung stößt, die Augenhöhle und Gehirn voneinander trennt, nimmt Freeman ein Hämmerchen: Ein kurzer Schlag genügt, um die Stahlnadel durch die dünne Knochenschicht zu treiben.

Jetzt kann Freeman sein Werkzeug direkt in das Stirnhirn des Jungen drücken, fünf Zentimeter tief. Durch die andere Augenhöhle führt er ebenfalls eine Stahlnadel ein.

Dann fasst er beide Instrumente und schwenkt sie hin und her, um so Nervenfasern in den Stirnlappen durchzuschneiden: Signalstränge, die zum Zwischenhirn führen, Wahrnehmungen und Gedanken mit Gefühlen verbinden - und die, so glaubt Freeman, in Howards Kopf falsch verknüpft sind.

Die Schnitte ins Hirn sollen seine Persönlichkeit verändern.

Freeman lässt noch ein Foto machen, dann zieht er beide Stahlnadeln heraus. Nicht einmal zehn Minuten dauert die Operation im Doctors General Hospital in San Jose, Kalifornien. Zehn Minuten, die Howard Dullys Leben beinahe zerstören.

Zwei Monate zuvor, im Oktober 1960, ist Howards Stiefmutter in Freemans Büro erschienen. Etwas stimme nicht mit dem Jungen. Er sei aufsässig, schneide boshafte Grimassen, benehme sich schlecht bei Tisch. Kleinere Diebstähle habe er schon begangen, etwa Kleingeld aus einem Zeitungskasten geklaut.

Sechs Psychiater hat die Stiefmutter bereits aufgesucht. Alle haben sie fortgeschickt mit der Diagnose, Howard sei völlig normal. Doch das ist nicht die Antwort, die seine Stiefmutter hören will.

Freeman will den Jungen heilen - durch Lobotomie

Walter Freeman unterhält sich mit dem Jungen. Howard mag den Psychiater sofort. Der kultivierte, elegante, freundliche Mann hat warme Augen und eine sanfte Stimme. Und er kann zuhören - anders als Howards Eltern. Zu Hause wird der Junge verprügelt, wenn er sich auf dem Heimweg von der Schule verspätet oder unerlaubt eine Banane vom Küchentisch nimmt. Oft ist sein Körper von Blutergüssen übersät. Dabei hat Howard gute Noten und ist ein ausgezeichneter Schachspieler. Aber seine Stiefmutter will ihn loswerden.

Nach mehreren Gesprächen steht Freemans Diagnose fest: Der Junge leide an Schizophrenie. Doch er könne geheilt werden - durch eine "Lobotomie", eine Operation an den Stirnlappen des Gehirns, die sein trotziges Wesen besänftigen werde. Die Eltern stimmen zu.

Howard ahnt nicht, was mit ihm geschehen soll, als er 16 Tage später ins Krankenhaus kommt. Er weiß nicht, dass Walter Freeman schon Tausende "lobotomisiert" hat. Dass der 65-Jährige vorhat, die psychiatrische Medizin zu erneuern - mit einer Operation, die manche für einen Meilenstein der Wissenschaft halten und die andere an ein mittelalterliches Folterritual gemahnt.

Walter Freeman, geboren am 14. November 1895 in Philadelphia, stammt aus einer wohlhabenden Familie. Er studiert Sprachen und Geschichte in Yale, eher ziellos. Dann jedoch wendet er sich der Medizin zu. Freeman faszinieren plötzlich Nervenkrankheiten und die Physiologie des menschlichen Gehirns.

Es sind die Jahre, in denen Sigmund Freuds Psychoanalyse in den USA populär wird. Doch die neue Theorie hat starke Widersacher. Sie glauben, dass Erkrankungen der Psyche rein organische Ursachen haben: Fehlfunktionen des Nervenapparats, die durch Gespräche nicht zu kurieren sind. Auch Freeman zählt zu den Anti-Freudianern.

Tatsächlich versagt Freuds Analyse bei schweren Psychosen zumeist, viele Patienten werden in den Heilanstalten nur verwahrt. Deshalb wagen Nervenärzte in Europa und den USA immer rabiatere Kuren. Sie lassen Elektrizität durch die Körper Depressiver laufen, traktieren Schizophrene mit Eisbädern und Duschen, injizieren ihnen Malaria-Erreger, um ein "heilendes" Fieber zu erzeugen, oder giftige Zyanide, um Gehirn und Nervensystem zu stimulieren.

Nebenwirkungen nimmt Freeman in Kauf

Auch Walter Freeman, der ab 1924 in Washington als Neurologe und Psychiater arbeitet, wendet die Schocktherapien an. Er spritzt Substanzen wie Insulin und Metrazol (ein Analeptikum, dass starke Krampfanfälle auslöst, ähnlich wie bei der Elektroschocktherapie), selbst wenn sich die Patienten danach in so starken Krämpfen winden, dass sie manchmal Knochenbrüche erleiden.

Die Nebenwirkungen nimmt Freeman in Kauf. Denn dass die Psychiatrien in den USA so überfüllt sind, hält er für eine Verschwendung menschlicher Ressourcen. Er will aus Kranken nützliche Mitglieder der Gesellschaft machen - gleich mit welchen Mitteln.

Im Frühjahr 1936 liest Freeman in einem medizinischen Journal von einer radikal neuen Methode: In Portugal operiert der Neurologe Egas Moniz psychisch Kranke direkt am Gehirn, um sie zu kurieren. Er bohrt ihnen zwei Löcher ins Schädeldach und dringt mit einer Kanüle zu den Stirnlappen vor.

Empörung über die neue "Psychochirurgie"

Bis dahin ist wenig bekannt über die Funktion der einzelnen Hirnareale. Man weiß aber, dass sich in den Stirnlappen unzählige Nervenfasern verzweigen. Moniz glaubt, dass diese Verbindungswege bei Gemütskranken gleichsam erstarrt sind, dass sich in ihnen fixe Ideen und Wahnvorstellungen verfestigt haben. Man müsse die Nervenbahnen zerstören und das Gehirn zwingen, neue, gesündere Verbindungen zu knüpfen.

Anfangs spritzt Moniz Alkohol in die Stirnlappenregion, um die Nervenfasern abzutöten. Dann vollführt er mit einer Stahlschlinge oder kleinen Schneideklinge kreisrunde Schnitte, um Nervengewebe zu durchtrennen: ein höchst ungenauer und zerstörerischer Eingriff.

Viele Patienten leiden danach an Fieber, Gesichtsstarre, wirken desorientiert und apathisch - das alles, so glaubt Moniz, seien nur vorübergehende Symptome.

Nach 20 Operationen verkündet der Portugiese in einem Aufsatz, 70 Prozent seiner Patienten seien völlig kuriert oder in besserer Verfassung als zuvor und sie hätten weder an Gedächtniskraft noch Intelligenz eingebüßt. Besonders gut wirkten die Schnitte ins Gehirn gegen Depressionen.

Doch die Erhebung ist viel zu hastig publiziert, die langfristigen Folgen sind vollkommen ungewiss. Viele Psychiater reagieren empört auf die neue "Psychochirurgie". Zumal Moniz für seine Theorien jeden Beweis schuldig bleibt.

Walter Freeman aber ist beeindruckt von den Ergebnissen des Portugiesen - ob dessen Theorie tatsächlich stimmt, ist ihm gleichgültig. Der Mann aus Philadelphia träumt davon, ein Pionier der Psychochirurgie in den USA zu werden. Kurzerhand bestellt er einige der Instrumente, mit denen Moniz operiert. Weil er keine chirurgische Ausbildung hat, bittet Freeman einen Neurochirurgen um Hilfe. Gemeinsam üben sie an Leichen die neue Operationsmethode.

Die Fehlschläge bremsen Freemans Eifer nicht

Im September 1936 fühlen sie sich für den Eingriff gerüstet. Ihre erste Patientin ist eine 63-jährige Hausfrau aus Kansas, die an Schlaflosigkeit, Ängsten und Depressionen leidet. Sie trepanieren in den Schädel zwei Löcher und setzen an zwölf Stellen Schnitte in die Stirnlappen.

Mehrere Tage danach stottert die Patientin und ist unfähig, leserlich zu schreiben. Freeman und sein Kollege gratulieren sich zu einem "brillanten" Ergebnis: Offenbar sind alle Ängste verschwunden - und sie kann bald wieder ihren eigenen Haushalt führen.

Freeman ist wie euphorisiert. Auch eine zweite Patientin scheint von ihren Depressionen und Halluzinationen befreit zu sein: Die Buchhalterin kann zwei Monate nach der Operation sogar ihre Arbeit wieder aufnehmen.

Aber es gibt auch Rückschläge: Die vierte Patientin leidet nach sechs Wochen erneut an ihren alten Angstzuständen. Und beim fünften Eingriff verletzen die beiden Ärzte Blutgefäße im Gehirn des Operierten. Die Folgen: epileptische Anfälle und Blaseninkontinenz.

Die Fehlschläge bremsen Freemans Eifer nicht. Nach nur sechs Versuchen lädt er einen Reporter ein, Zeuge einer "Lobotomie" zu sein, wie er die Schnitte in die Stirnlappen (engl. = frontal lobes) nun nennt. In dem Artikel vom November 1936 wird die Operation als eine der wohl "größten chirurgischen Erfindungen" der Gegenwart gefeiert.

Nur wenige Wochen später der erste Todesfall: Eine 60-Jährige stirbt nach der Operation an einer Gehirnblutung. Der Kunstfehler hat keinerlei Konsequenzen für die beiden Ärzte.

Die meisten Fachkollegen bleiben skeptisch

Dabei erleiden auch andere ihrer Patienten Hirnschäden, müssen zum Teil gefüttert oder lange gepflegt werden. Rosemary Kennedy, die Schwester des späteren US-Präsidenten, hat nach ihrer Lobotomie 1941 den Verstand eines Kindes und verbringt 63 Jahre in geschlossenen Anstalten.

Selbst Freeman hält den Eingriff zu dieser Zeit nach wie vor für ein letztes, da besonders riskantes Mittel. Zugleich aber propagiert er die Lobotomie auf Kongressen im ganzen Land. Die meisten Fachkollegen bleiben skeptisch. Sie halten die Operation für zu zerstörerisch, manche auch für kriminell.

Nur einige andere Neurologen erproben die neue Psychochirurgie. Weniger wohl, als sich Freeman erhofft. Zwischen 1940 und 1944 verzeichnen die Krankenakten in den USA 684 Lobotomien. Allein Walter Freeman hat bis 1943 mehr als 200 Patienten operiert, die Erfolgsquote gibt er mit 63 Prozent an.

Sein missionarischer Eifer ist damit nicht gestillt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sind die 180 staatlichen Psychiatrien des Landes überfüllt. Hunderttausende, schätzt Freeman, warten in den Anstalten auf Behandlung. Möglichst vielen will er mit einer Lobotomie helfen. Sie soll bald nicht mehr das allerletzte Mittel sein, sondern der erste Schritt zu einer Therapie. Dazu aber muss er den aufwendigen Eingriff vereinfachen.

Freeman erinnert sich, dass es einen leichteren Zugang zum Gehirn gibt, als Löcher in die Schädeldecke zu bohren: durch die Augenhöhle (Orbita), die von den Stirnlappen nur durch eine dünne Knochenwand getrennt ist.

Aber noch fehlt ihm ein geeignetes Werkzeug, die Instrumente des Portugiesen brechen zu leicht. Zu Hause wird er fündig: Ein langer stählerner Pickel, mit dem man Cocktail-Eis zerstoßen kann, scheint genau richtig.

Freemans Vision: Psychiater überall im Land sollen Eispickel-Lobotomie praktizieren

Im Januar 1946 erprobt Freeman erstmals die "transorbitale" Lobotomie. Einer 29-jährigen Frau, die unter manischen Schüben und Depressionen leidet, schiebt er den Eispickel am Augapfel vorbei ins Stirnhirn. Dann schwingt er das Instrument hin und her, um Nervenbahnen zu durchtrennen. Die Patientin scheint schlagartig geheilt; zwar wirkt sie in ihrem ganzen Wesen auffallend gedämpft, kann aber wieder als Krankenschwester arbeiten.

Diesmal hat Freeman nicht in einem Krankenhaus operiert, sondern in seinem Büro - das spart Zeit und Geld. Auch die Betäubungsmethode ist unkonventionell: Freeman versetzt seine Patienten durch Elektroschocks in ein kurzes Koma. Nach dem Aufwachen schickt er sie im Taxi nach Hause. Er operiert ohne sterile Handschuhe, ohne Gesichtsmaske und Arztkittel, alles soll schnell gehen.

Die transorbitale Methode ist lebensgefährlich

Freemans Vision: Künftig sollen Psychiater überall im Land die Eispickel-Lobotomie praktizieren. Die transorbitale Methode dauert ja nur etwa sieben Minuten.

Doch sie ist lebensgefährlich, jederzeit können Blutgefäße im Kopf verletzt werden, kann sich Hirngewebe infizieren. Entsetzt wendet sich der Neurochirurg, mit dem Freeman bis dahin operierte, von ihm ab. Der aber lässt sich nach dem Modell des Eispickels neue Spezialwerkzeuge anfertigen, aus hartem Stahl und mit scharfer Klinge.

Denn inzwischen öffnen ihm immer mehr Psychiatrien im Land ihre Tore. Das Personal ist mit den Patienten oft überfordert - und Freemans Versprechungen klingen verlockend. Tatsächlich können viele nach seiner Eispickel-Lobotomie entlassen werden: Weil die Schnitte offenbar alle Emotionen kappen, aus Psychotikern friedfertig-apathische Wesen machen.

Der Operateur hofft, in die Geschichte der Medizin einzugehen - als ein Revolutionär, der alte Menschheitsübel wie Depression und Hysterie ausmerzt. Freeman macht sich möglicherweise sogar Hoffnungen auf den Medizin-Nobelpreis; den jedoch bekommt 1949 Egas Moniz zugesprochen, der Erfinder der herkömmlichen Lobotomie.

Die Ehrung ist wie ein Gütesiegel; sie lässt viele Gegner verstummen. Inzwischen praktizieren Ärzte in vielen Ländern den Eingriff. Wurden bis dahin weltweit etwa 5000 Lobotomien vorgenommen, so sind es in den ersten vier Jahren nach der Preisvergabe allein in den USA 20.000. Ein Drittel davon nach Freemans transorbitaler Methode.

Er operiert nun überall. Das Chirurgenbesteck passt in seine Jackentasche; er hat ein tragbares Elektroschock-Gerät dabei, ein Hämmerchen sowie einen Fotoapparat - mehr benötigt er nicht.

Allein im Sommer 1951 legt er 11.000 Meilen zurück, operiert wie am Fließband. Im Jahr darauf behandelt er in West Virginia 228 Patienten in zwölf Tagen. Nach der Massen-Lobotomie - vier Menschen sterben - können 81 Patienten die Anstalten verlassen; der Bundesstaat spart Zehntausende Dollar an Unterbringungskosten.

Freeman genießt die großen Auftritte. Einmal operiert er vor einem Auditorium von 50 Ärzten und Reportern. Ein anderes Mal sogar mit gebrochenem Arm. Und er ist fahrlässig. Ein Patient stirbt, weil das Lobotomie-Messer abrutscht, als Freeman wie üblich während der Operation ein Foto macht.

Freeman wird zur Berühmtheit

Trotz solcher Pannen erscheinen in populären Magazinen Artikel über den Hirnschneider. Er ist zu Beginn der 1950er Jahre eine Berühmtheit, muss sogar Autogrammkarten verschicken; Anrufer erbitten eine Lobotomie - für sich selbst oder für Verwandte.

Doch dann wird er von einer neuen Erfindung gestoppt: 1954 kommt Thorazine auf den Markt, das erste Neuroleptikum. Eine "chemische Lobotomie", wie die Herstellerfirma wirbt. Das Medikament unterdrückt Halluzinationen und Wahnvorstellungen. Das Anstaltspersonal kann damit tobende und schreiende Patienten ruhigstellen.

Schon im ersten Jahr wird das Wundermittel an zwei Millionen Menschen erprobt. Der Effekt ist erstaunlich: Viele Patienten sind so gedämpft, dass man sie nach Hause entlassen kann. Die Zahl der Psychiatrie-Insassen beginnt zu sinken.

Thorazine ist weitaus ungefährlicher als Freemans Psychochirurgie. Die große Zeit des Lobotomisten ist vorbei.

Walter Freeman zieht 1954 nach Los Altos, Kalifornien. Nur ein Krankenhaus in einem Außenbezirk dort erlaubt ihm noch, Lobotomien durchzuführen.

Los Altos ist die Stadt, in der Howard Dully aufwächst. Hier hat sich noch nicht herumgesprochen, dass die Eispickel-Methode umstritten ist. Jemand muss sie Howards Stiefmutter empfohlen haben.

Am 16. Dezember 1960, um 13.30 Uhr, erledigt Freeman den raschen Eingriff.

Howard ist abgestumpft, interesselos, wie betäubt - er ist ein anderer Mensch geworden

Am Morgen danach wacht Howard Dully desorientiert auf, wie in einen Nebel gehüllt. Sein Kopf schmerzt, und die Augen sind von Blutergüssen schwarz umrandet (Freeman rät den Operierten stets, eine Sonnenbrille zu tragen).

Nach fünf Tagen wird der Zwölfjährige aus dem Krankenhaus entlassen. Doch er kann nicht zur Schule gehen, wirkt apathisch. Howard scheint ein anderer Mensch geworden zu sein: abgestumpft, interesselos, wie betäubt.

Für Walter Freeman aber ist der Eingriff ein voller Erfolg: "Howard wirft seiner Stiefmutter keine gruseligen Blicke mehr zu", schreibt er etwa drei Wochen nach dem Eingriff in die Krankenakte.

Der Skandal beschleunigt Freemans Abstieg

Ein paar Tage später fährt er im Auto vor. Der Operateur will Howard in San Francisco einem Auditorium von Ärzten vorführen - noch immer führt er unermüdlich seinen Feldzug für die Lobotomie. Doch im Saal wird Empörung laut, als Freeman das Alter des hochgewachsenen Jungen nennt. Er hat ein zwölfjähriges Kind lobotomisiert?

Freeman verliert die Fassung. Er schleudert einen Kasten auf das Podium, gefüllt mit Hunderten von Gruß- und Weihnachtskarten, geschrieben von dankbaren Patienten. "Wie viele Weihnachtskarten bekommen Sie von Ihren Patienten?", schreit er in den Saal. Dann wird er von der Bühne gebuht.

Der Skandal beschleunigt seinen Abstieg. Dass Freeman weiterhin die Lobotomie an Kindern propagiert, ruiniert seinen Ruf endgültig.

Howard Dullys Leidenszeit beginnt jetzt erst. Zwar spürt er anders als viele andere Patienten Freemans keine Ausfälle, er kann klar sprechen und denken. Doch der Nebel im Kopf bleibt.

Und noch immer ist die Stiefmutter unzufrieden mit seinen Tischmanieren: Sie will ihn aus dem Haus haben. Freeman hilft mit einem Gutachten. Howard kommt zu einer Pflegefamilie, wird dann zu Verwandten abgeschoben.

Obwohl er wieder zur Schule geht, ist seine Stiefmutter entschlossen, ihn in einer Psychiatrie unterzubringen. 1963 wird der 14-Jährige in Handschellen dorthin abtransportiert.

Ein Jahr dauert die Internierung, doch die Ärzte wissen nichts mit dem Jungen anzufangen. Dann kommt Howard auf eine Sonderschule und erneut für zwei Jahre in die Psychiatrie.

1969 findet sich in Freemans Notizen ein Eintrag über Howard Dully: Der Junge mache eine "unbefriedigende" Entwicklung durch.

Zwei Jahre zuvor hat Walter Freeman die letzte seiner etwa 3500 Lobotomien ausgeführt - nach drei Tagen starb die Patientin an einer Gehirnblutung. Kein Hospital in Los Altos erlaubt ihm nun mehr zu operieren.

Freeman verkauft sein Haus, fährt fortan im Campingbus durch die USA. Wie ein Gespenst auf der Spur seiner Patienten, die er besucht und befragt. Die Datensammlung soll seinen Ruf retten. Doch seine Erfolgsstatistiken sind von zweifelhafter Aussagekraft, stützen sich auf flüchtige Beobachtungen.

Als Walter Freeman am 31. Mai 1972 mit 76 Jahren an Darmkrebs stirbt, praktiziert wohl kaum noch ein Arzt die Lobotomie.

In den Jahrzehnten zuvor, so schätzt ein Historiker, sind rund 100.000 Menschen weltweit lobotomisiert worden, darunter auch Gefängnisinsassen und möglicherweise Dissidenten in der Sowjetunion.

Der Schatten der Lobotomie liegt über der Psychochirurgie

1978 erlässt das US-Gesundheitsministerium strenge Restriktionen gegen jegliche Psychochirurgie, lehnt es jedoch ab, sie gänzlich zu verbieten; in Japan, Australien und Deutschland ist die Lobotomie bereits vorher untersagt worden.

Womöglich steht das Operieren am Gehirn psychisch Kranker heute, im Zeitalter bildgebender Verfahren und moderner Präzisionsinstrumente, vor einer Renaissance. Noch aber sind solche Eingriffe sehr selten und werden von Ärzten nur in Erwägung gezogen, wenn alle anderen Behandlungsmethoden erfolglos bleiben - weil Neurologen und Psychiater wissen, dass das Gehirn ein kompliziertes Netzwerk ist, in dem sich einzelne Funktionen nicht genau lokalisieren lassen.

Und weil der Schatten des Lobotomisten Walter Freeman über der Psychochirurgie liegt.

Howard Dully kommt erst im Frühjahr 1969 endgültig frei, mehr als acht Jahre nach seiner Operation. Er hat keine Ausbildung, lebt zeitweise als Obdachloser und von staatlicher Fürsorge. Er lässt sich treiben. Mit 45 Jahren macht er einen Abschluss als Computer-Fachmann, findet aber keine Stelle.

Heute arbeitet er als Busfahrer und lebt mit seiner Frau in San Jose, Kalifornien. Er wird nie genau herausfinden, was die Schnitte in seinem Gehirn angerichtet haben.

Dr. Ralf Berhorst, 41, Wissenschaftsjournalist in Berlin, schreibt regelmäßig für GEOkompakt.
URL:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,562025,00.html
Lebe.Liebe.Leben

Und das zehrt an meinen Kräften, und das zieht mich wie Blei,auf den Grund wo sie mich haben wollen,doch das geht vorbei

http://rapidshare.com/files/129396061/pd2_-_die_letzte_grenzlinie_durchschreitend_harte_filme_schieben_2008.zip
Kommentar von Phanity (Traumland-Faktotum), Zeit: 07.08.2008 00:07

Eine Inhaltsangabe mit Quelle tuts auch nozi.........fürs nächste mal bitte, ja?
 
Abwesender Träumer



dabei seit 2005
480 Forenbeiträge

  Geschrieben: 07.08.08 04:34
was soll das geben?
antipsychiatriebewegung?
 
» Thread-Ersteller «
Mitglied verstorben



dabei seit 2007
2.592 Forenbeiträge
18 Tripberichte
10 Galerie-Bilder

Homepage ICQ MSN
  Geschrieben: 07.08.08 04:54
Man muß sich nicht Krank sprechen lassen. Alles definieren sie um und geben einen dann Mittel die die Kreatvität und das was einen selbst ausmacht dämpft?! :(

Man kann nicht über einen anderen Menschen herschen

Lebe.Liebe.Leben

Und das zehrt an meinen Kräften, und das zieht mich wie Blei,auf den Grund wo sie mich haben wollen,doch das geht vorbei

http://rapidshare.com/files/129396061/pd2_-_die_letzte_grenzlinie_durchschreitend_harte_filme_schieben_2008.zip
Abwesender Träumer



dabei seit 2005
1.784 Forenbeiträge
2 Tripberichte

ICQ
  Geschrieben: 07.08.08 06:26
man fragt sich wieder einmal nach dem zweck. ich eröffne wohl bald einen thread über die versuche an juden im 3. reich, oder starte eine umfrage in der ich frage, ob charles manson vielleicht gar nicht so verwirrt war, und die toten notwendig, um seine kreative seite auszuleben.

immerhin hatte ich, während ich die ersten absätze las, einen außergewöhnlich guten orgasmus.

danke

(im klartext: das forum geht vor die hunde)
 
Abwesender Träumer



dabei seit 2005
480 Forenbeiträge

  Geschrieben: 07.08.08 06:44
auch die medizin ist ein wissenschaftsgebiet was von fehlannahmen und irrtümern geprägt ist - doch ist dies der ganz normale pfad der entwicklung, wenn man keine irrtümer akzeptiert, wird es niemals fortschritt und verbesserung geben.

des weiteren ist auch die psychiatrie idr. ein angebot, niemand ist verpflichtet sich helfen zu lassen - einzige ausnahme stellt hier wohl die fremd/selbst-gefährdung dar, wobei ein psychiatrisches testament einen auch vor schocktherapie und haloperidol bewahren kann...
oft sind menschen aber mit ihrer eigenen, belastenden, situation überfordert - und jede alternative zu einem psychotischen, stark depressiven oder schmerzhaften zustand ist besser als der status quo.

noch dazu kommt, dass sich die psychiater auch nicht über einen kamm scheren lassen - meinungen zu umstrittenen therapiemethoden gehen auch in der fachschaft weit auseinander.

beast, das mit dem niveau im forum ist bedingt sicher wahr - doch ein typischer webforeneffekt, es fühlt sich immer so an, als würde das niveau sinken - bedingt ist es auch wahr, doch bemerkt man die positven beiträge und entwicklungen weniger als die negativen, drum wirkt es eben wie ein stetiger abstieg.

btw. komm' mal online in icq, wenn du das noch ließt :>

 
» Thread-Ersteller «
Mitglied verstorben



dabei seit 2007
2.592 Forenbeiträge
18 Tripberichte
10 Galerie-Bilder

Homepage ICQ MSN
  Geschrieben: 07.08.08 06:56

qf schrieb:
bedingt ist es auch wahr,

doch bemerkt man die positven beiträge und entwicklungen weniger als die negativen, drum wirkt es eben wie ein stetiger abstieg.





das kann man drehen wie man will. immer schlecht reden ist doch nicht schön..
was solll das, wir die wir Drogen genommen haben, haben ganz andere Einsichten gezeigt bekommen und wir wissen das daß Leben was die Menschen machen irgendwie nicht so richtig ist, daß die Grundlage fehlt.
Ein Kino ist da doch was schönes und wenn immer gute Filme laufen, warum sollte man sie denn abschalten ;););)... ... ......
Lebe.Liebe.Leben

Und das zehrt an meinen Kräften, und das zieht mich wie Blei,auf den Grund wo sie mich haben wollen,doch das geht vorbei

http://rapidshare.com/files/129396061/pd2_-_die_letzte_grenzlinie_durchschreitend_harte_filme_schieben_2008.zip
Abwesender Träumer



dabei seit 2005
480 Forenbeiträge

  Geschrieben: 07.08.08 07:19
lass' doch mal die individualität jeder person nicht aus dem spiel...

ich würde nicht so weit gehen und behaupten, dass 'wir drogenkonsumenten' die universelle weisheit gepachtet haben und das einzig wahre leben führen...
was für ein leben man führen will, muss wohl jeder für sich selbst ausmachen. universelle leitlinien sind illusion, mit jeder ausrichtung vermag man sicher erfüllt zu leben - es kommt auf die eigene persönlichkeit an, den bedürfnissen und jene dinge, welche man anstrebt.

wenn mir die bewusstseinserweiternden drogen eins gezeigt haben, dann, dass die absolute realität, die absolute wahrheit, eine illusion ist - jedenfalls nur im definitionsraum des eigenen lebens gültigeit besitzt, sich aber nicht auf andere menschen und ihre welten übertragen lässt.

wenn du filme willst und dir dies drogen bieten - bitte. aber selbst die annahme, dass dies die motivation zum drogenkonsum ist, würde ich nicht auf andere personen versuchen zu übertragen.
meine motivation ist z.b. nicht das 'filme schieben'.
 
» Thread-Ersteller «
Mitglied verstorben



dabei seit 2007
2.592 Forenbeiträge
18 Tripberichte
10 Galerie-Bilder

Homepage ICQ MSN
  Geschrieben: 07.08.08 07:37
zuletzt geändert: 07.08.08 07:53 durch noziroeve (insgesamt 1 mal geändert)
Ich stimme dir zu und zum letzten Absatz nein aber es bleibt einen garnichts anderes übrig.
so gesehen...

aber warum das gute in der ferne suchen wenn die früchte doch so nah sind
ugly.gif
Lebe.Liebe.Leben

Und das zehrt an meinen Kräften, und das zieht mich wie Blei,auf den Grund wo sie mich haben wollen,doch das geht vorbei

http://rapidshare.com/files/129396061/pd2_-_die_letzte_grenzlinie_durchschreitend_harte_filme_schieben_2008.zip
Abwesender Träumer

dabei seit 2008
42 Forenbeiträge

  Geschrieben: 07.08.08 08:17
Ich fands interessant ;) .. andererseits wenn man die Brücke schlägt und schaut welche Medikamente teilweise an Menschen vergeben werden mit unbefriedigendem Ergebnis weil die Schulmedizin eindeutig versagt sind durchaus Brücken zu schlagen. (Medikamente gegen HIV in Afrika die AIDS erst triggern, die britische Medikamentenstudie wo alle Probanten an Krebs erkrankten, Medikamente für "Kinder" die derzeit in Deutschland nichtmal an Menschen erprobt waren.. )

Ist zwar eine harmlose Gegenüberstellung zu dem Geschilderten aber es gibt genügend die "herumdoktorn" ohne die Konsequenzen zu kennen...


 
» Thread-Ersteller «
Mitglied verstorben



dabei seit 2007
2.592 Forenbeiträge
18 Tripberichte
10 Galerie-Bilder

Homepage ICQ MSN
  Geschrieben: 07.08.08 08:23
zuletzt geändert: 07.08.08 08:44 durch noziroeve (insgesamt 1 mal geändert)
"THEMA: Was ist "Zwiespalt"?

hansmann begann die Diskussion am 17.04.05 (15:02) :

Viele erleben diese „beiden Seelen in der Brust“ des Doktor Faustus auch bei sich selbst. „Im Zwiespalt der Seele“ als beliebtem Thema der Literatur (Graham Greene) oder in Jekyll & Hydes Persönlichkeitsverwandlung kennen sich die meisten aus.
Vom Wort her ist „Zwiespalt“ sehr einfach zu „übersetzen“.

Aber wenn man sucht, was genau „Zwiespalt“ bedeuten könnte,
bekommt man den Eindruck, daß sich „Zwiespalt“ besser darstellen als definieren läßt.

Hat „Zwiespalt“ etwas mit „Schizophrenie“ (Persönlichkeitsspaltung) zu tun – oder nur im weiteren Sinn mit Krankheit?

-> B. Zsalatz beschreibt „Zwiespalt“ so:
„Viele bin ich-
Tausend Stimmen
die sprechen in mir
mit tausenden Sprachen
ein buntes Heer verirrter Wanderer.
Tag und Nacht heizen sie ein,
die Unruhigen
und ich verbrenne, werde alt.
Spätestens bei meinem Tode aber
werde ich wieder einer sein.“

Hierbei drängt sich einem der Verdacht einer geistig-psychischen Krankheit förmlich auf: “viele bin ich“.

-> Psychologen meinen, daß die „einheitliche Seele“ des Ungeborenen nach der Geburt „zwiegespalten“, sozusagen zu seiner Grundstruktur wird.

-> Andere setzen „Zwiespalt“ als Gegenpol zu „Einheit“.

-> Mörike lehnt sich an Catull an und sagt:
Zwiespalt
Hassen und lieben zugleich muß ich.
Wie das?
Wenn ichs wüßte.
Aber ich fühls
Und das Herz möchte zerreißen in mir.




Trotz reichlichen Gebrauchs des Begriffs läßt sich nirgends eine eindeutige Definition finden für das, was „Zwiespalt“ hintergründig ! ist.

„Zwiespalt“ ist doch keine Schizophrenie?
Was sagt Ihr?"



/me schrieb:
Ja irgendwas liegt immer an nur lebt man den Tag und leugnet den Morgen oder man feiert seine schönen Stunden.
Es gibt kein Morgen den wir nicht erleben. Aber angetrieben wird man immer. Aber dann wird man immer wieder im Zwiespalt stehen.
Es ist so, oder?


Lebe.Liebe.Leben

Und das zehrt an meinen Kräften, und das zieht mich wie Blei,auf den Grund wo sie mich haben wollen,doch das geht vorbei

http://rapidshare.com/files/129396061/pd2_-_die_letzte_grenzlinie_durchschreitend_harte_filme_schieben_2008.zip
» Thread-Ersteller «
Mitglied verstorben



dabei seit 2007
2.592 Forenbeiträge
18 Tripberichte
10 Galerie-Bilder

Homepage ICQ MSN
  Geschrieben: 07.08.08 09:00
Zum Thema Gentechnik und Gemüse....

Ich denke man sollte immer machen was möglich ist um sich daran zu erfreuen. Die Menschen haben schon lange auf die Technik nichtmehr vertraut, auch bei der Einführung von den Eisenbahnen, das die Geschwindigkeiten schädlich seien. Oder mit dem Computer wie groß er sein würde.
aber
da tut sich langsam in der Vernetzung der Zwispalt zwischen gut und böse auf.
Alles machen was man kann oder alles geben was man kann.
Das ist der Dualismus in dem wir gefangen sind.
Lebe.Liebe.Leben

Und das zehrt an meinen Kräften, und das zieht mich wie Blei,auf den Grund wo sie mich haben wollen,doch das geht vorbei

http://rapidshare.com/files/129396061/pd2_-_die_letzte_grenzlinie_durchschreitend_harte_filme_schieben_2008.zip
User gesperrt



dabei seit 2006
9.128 Forenbeiträge
3 Galerie-Bilder

Homepage ICQ MSN Skype
  Geschrieben: 07.08.08 10:41
zuletzt geändert: 07.08.08 14:58 durch Phanity (insgesamt 1 mal geändert)
Zum Thema Gentechnik und Gemüse: sieh dir mal den Film We feed the World an.

Lobotomie wird ja auch schon lange nicht mehr in Deutschland angewendet.
 
Kommentar von Phanity (Traumland-Faktotum), Zeit: 07.08.2008 14:58

Nozi, du hast weiß nich wie viele Threads aufgemacht....wenn du die Themen wechselst, dann schreib sie bitte in einen deiner anderen Threads wo es reinpasst, aber misch hier nich noch weiß nich wie viele Themen rein! Ihr seid total ot! Bitte ontopic weiterposten oder in diesem Thread gar nicht mehr! LG, Phanity
 
Abwesende Träumerin



dabei seit 2007
4.352 Forenbeiträge
9 Galerie-Bilder

  Geschrieben: 07.08.08 16:41
ich frag mich auch andauernd, wo möglicherweise der Bus ist/oder sein könnte . . . . wink
 
Abwesender Träumer



dabei seit 2007
211 Forenbeiträge
2 Tripberichte
1 Langzeit-TB

ICQ
  Geschrieben: 07.08.08 16:43
zuletzt geändert: 07.08.08 16:46 durch Vincent Vegas (insgesamt 1 mal geändert)

noziroeve schrieb:
... wir die wir Drogen genommen haben, haben ganz andere Einsichten gezeigt bekommen und wir wissen das daß Leben was die Menschen machen irgendwie nicht so richtig ist, daß die Grundlage fehlt...


noziroeve schrieb:
... Das ist der Dualismus in dem wir gefangen sind.

Als würde der Absolutheitsanspruch der Religionsfanatiker nicht schon ausreichen um kotzen zu können ...
Warum ich zitiere: Ich fühl mich definitiv nicht im Dualismus gefangen, würde dich aber gerne darauf hinweisen, das deine Schwarzweissperspektive (Ich, Drogenkonsument, hab die Weisheit und den anderen fehlt die Grundlage) gar nichts anderes als Dualismus zulässt. Wenn du deinen Horizont nicht auf 3 cm reduzierst, wärst du bestimmt in der Lage facettenreicher zu sehen und würdest feststellen, das:
noziroeve schrieb:
Man muß sich nicht Krank sprechen lassen. Alles definieren sie um und geben einen dann Mittel die die Kreatvität und das was einen selbst ausmacht dämpft?! :(

Man kann nicht über einen anderen Menschen herschen

in der Regel ein Versuch ist, Menschen die nicht klar kommen einangenehmeres Leben zu ermöglichen.

Ich bin mir zwar nicht ganz im klaren darüber, was Diskussionsgrundlage des Threads ist, weil ich Gentechnik und Eispickel einfach nicht unter den selben Hut kriege, aber zu deiner mir sehr suspekten Perspektive bezüglich der eigenen Illumination wollte ich einfach mal ein knappes Kontra loswerden.
Mogratie muss in irgendeiner Sprache sowas wie Menschenrechte heissen!
» Thread-Ersteller «
Mitglied verstorben



dabei seit 2007
2.592 Forenbeiträge
18 Tripberichte
10 Galerie-Bilder

Homepage ICQ MSN
  Geschrieben: 11.08.08 23:12
zuletzt geändert: 11.08.08 23:48 durch Phanity (insgesamt 1 mal geändert)
Gut, ich habe es wohl zu verbissen gesehen :)

Nur weil ich es interessand fand:

Zitat:
CATIE:



CATIE ist die derzeit wohl am meisten diskutierte und

beachtete Studie zum Thema Wirksamkeit von Antipsychotika.

Der Name ist eine Abkürzung für "Clinical Antipsychotic Trial

of Intervention Effectivness". Die Studie wurde an der University

of North Carolina durchgeführt. Das Design der Studie ist aus

verschiedensten Gründen sehr kompliziert, hier der Versuch einer

für den Laien einigermaßen verständlichen Darstellung.



Ziel dieser Studie war es, eine möglichst breite Gruppe von

Schizophreniepatienten unter möglichst natürlichen Behandlungs-

bedingungen über 18 Monate zu behandeln und verschiedene neue

Substanzen im Vergleich zu älteren und kostengünstigeren Substanzen

zu untersuchen.



In der Phase 1 wurden die neuen Antipsychotika Zyprexa, Seroquel,

Risperdal und Zeldox mit Decentan (ein sehr altes, bei uns kaum noch

verwendetes Neuroleptikum) verglichen. Alle Medikamente außer Zyprexa

wurden in der vom Hersteller empfohlenen Dosierung verwendet, Zyprexa

konnte wesentlich höher dosiert werden. Patienten, die schon unter

Spätdykinesien (siehe "Nebenwirkungen")litten , durften kein Decentan

erhalten. In dieser Studie wurden ausschließlich chronisch kranke

Patienten behandelt, ersterkrankte und therapieresistente Patienten durften

nicht in die Studie eingeschlossen werden. Als zentrales Effizienz-

kriterium wurde der Vergleich der Therapieabbrüche aus jeglichem

Grund zwischen der Decentan-Gruppe und der der gepoolten Gruppe

der neuen Antipsychotika festgelegt. Es wurden auch noch andere

Parameter wie Lebensqualität, Suchtverhalten, Nebenwirkungen,

kognitive Funktionen, complience (i.e. Bereitschaft, regelmäßig

Medikamente zu nehmen) und familiäre Belastung erfasst. Zusätzlich

wurden auch die Behandlungskosten berechnet.

Patienten aus Phase 1, die aus irgendeinem Grund das dort verschriebene

Medikament nicht weiter nehmen wollten oder auf die Behandlung nicht

ansprachen, wurden in Phase 2 weiterbehandelt. Erhielten die Patienten

zunächst Decentan und sprachen auf die Behandlung nicht an, erhielten

sie zunächst in Phase 1b Zyprexa, Seroquel oder Risperdal.

In der Phase 2 erhielten die Patienten einer ersten Gruppe Leponex im

Vergleich zu Zyprexa, Seroquel oder Risperdal, die Patienten einer

zweiten Gruppe erhielten Zeldox im Vergleich zu Zyprexa, Seroquel

oder Risperdal.

Niemand erhielt die gleiche Medikation wie in Phase 1. In Phase 1 und

2 wußten weder Arzt noch Patient, welches Medikament verabreicht

wurde. Eine Ausnahme bildete die Leponex Gruppe, da hier ja

Blutabnahmen durchgeführt werden müssen.

Patienten, die auch hier die Behandlung nicht weiter fortsetzen wollten,

wurde in Phase 3 verschiedene Antipsychotika zur Auswahl gestellt:

Abilify, Leponex, Fluanxol-Depot, Zyprexa, Decentan, Seroquel,

Risperdal, Zeldox, oder eine Kombination aus zwei der oben genannten

Medikamente. In Phase 3 waren Arzt und Patient über die Art des

Medikaments informiert.

Sprachen die Patienten auf die Medikation an, verblieben sie

18 Monate in ihrer Behandlungsgruppe.



Ergebnisse:



Bis jetzt wurden nur die Ergebnisse aus Phase 1 veröffentlicht

(New England Journal of Medicine, Lieberman et al. 2005).

1500 Patienten wurden im Rahmen der Studie behandelt.

74% der Patienten beendeten die Phase 1 vor Studienende.



Die Dauer bis zum Therapieabbruch war unter der Therapie mit

Zyprexa am längsten.

Schlüsselt man die Gründe für den Therapieabbruch

auf, so zeigt sich, daß im Bezug auf den Zeitraum bis zum Therapie-

abbruch wegen mangelnder Wirkung des Medikaments Zyprexa

Decentan, Seroquel und Risperdal überlegen ist.

Im Bezug auf den Zeitraum bis zum Therapieabbruch wegen

Nebenwirkungen zeigten sich keine wesentlichen Unterschiede

zwischen den Substanzen.

In allen Medikamentengruppen zeigte sich eine signifikante Besserung

der Symptomatik, auch hier zeigte sich Zyprexa einigen Substanzgruppen

überlegen.

Im Bezug auf die Nebenwirkungen kam es unter der Therapie mit

Risperdal zu den wenigsten Therapieabbrüchen, die höchste Rate von

Therapieabbrüchen wegen Nebenwirkungen zeigte sich unter Zyprexa.

Hier wurde die Therapie hauptsächlich wegen Gewichtszunahme abgebrochen.

Aufgrund extrapyramidal-motorischer Nebenwirkungen wurde am

häufigsten unter Decentan die Therapie abgebrochen, unter Quetiapin

traten am wenigsten motorische Nebenwirkungen auf.





Versuch einer kritischen Beurteilung der Studienergebnisse:



Interessant ist es sicherlich, die Ergebnisse im Bezug auf Zyprexa

näher zu betrachten:

Einerseits war Zyprexa das Medikament, das am längsten genommen

wurde, andererseits war es auch das Medikament, das wegen

Nebenwirkungen (Gewichtszunahme) am häufigsten abgesetzt wurde.

Es war überdies das einzige Medikament, das in der Studie über der

in der Packungsbeilage empfohlenen Dosierung verabreicht werden durfte.

Die höchstmögliche Dosis lag bei 30mg/d, die mittlere Dosis in der

Studie lag bei 20mg /d. Es gibt derzeit keine gesicherten

wissenschaftlichen Daten über eine Dosis-Wirkungsbeziehung von

Zyprexa in einer Dosierung über 20mg/d, auffällig ist, daß alle anderen

Substanzen im Vergleich niedriger dosiert wurden. Man kann also nicht

sicher sagen, ob sich der Vorteil von Zyprexa gegenüber den Vergleichs-

substanzen durch die höhere Dosierung erklären lässt.



Der zweite interessante Diskussionspunkt ist die hohe Abbruchrate

in Phase 1, immerhin 74%(!!). Man könnte denken, daß, wenn weder

Patient noch Arzt wissen, welches Medikament verabreicht wird, auf

beiden Seiten die Befürchtung genährt wird, man könnte das alte

und sehr nebenwirkungsreiche Medikament Decentan „erwischt“

haben. In Phase 2 wußten Arzt und Patient wenigstens, in welcher

Behandlungsgruppe sie „gelandet“ waren und daß hier Decentan

nicht mehr dabei war. Dies könnte sowohl von Patienten- als auch

von ärztlicher Seite die Motivation gesteigert haben, die Therapie

in Phase 1 abzubrechen um in Phase 2 zu gelangen. Hier werden

wir mehr wissen, wenn die Ergebnisse aus Phase 2 und 3 vorliegen,

diese könnten dann bezüglich der Vergleiche zwischen den einzelnen

Substanzen wesentlich aussagekräftiger sein.



Patienten mit vorbestehenden Spätdyskinesien (tardive Dysknesien)

durften kein Decentan erhalten. Spätdyskinesien treten als irreversible,

äußerst belastende Nebenwirkung meistens nach langjähriger Therapie

mit vorwiegend Antipsychotika der 1. Generation auf, wozu auch

Decentan gehört. Patienten mit Spätdyskinesien sind daher meistens

schon sehr lange in psychiatrischer Behandlung, leiden unter einer

erheblichen Chronifizierung und haben schon eine Fülle verschiedener

Medikamente erhalten. In der Studie findet sich ein – im Vergleich zu

internationalen Daten – auffällig hoher Prozentsatz an Patienten mit

Spätdyskinesien. Daraus könnte man schließen, daß ein sehr hoher

Prozentsatz von Patienten mit einer erheblichen Chronifizierung

in die Studie eingeschlossen wurde. Dafür spricht auch, daß in dieser

Studie die Verbesserung der psychotischen Symptome im Durchschnitt

nicht als wirklich beeindruckend bezeichnet werden kann. Bei Patienten

mit kürzerer Behandlungsdauer und weniger Chronifizierung fallen

üblicherweise Vergleiche zwischen einzelnen Substanzgruppen, besonders

Vergleiche zwischen Antipsychotika der ersten und zweiten Generation,

viel unterschiedlicher aus, auch gehen Symptome in viel stärkerem Ausmaß

zurück. Warum hier so viele Patienten mit erheblicher Chronifizierung in

die Studie eingeschlossen wurden, kann nur Gegenstand von Spekulationen

bleiben.



Große Medikamentenstudien werden immer von verschiedenen

Interessengruppen finanziert. Diese Studie wurde von der

amerikanischen Regierung finanziert, die sicherlich ein Interesse

daran hat, Gesundheitskosten zu minimieren. Da die Schizophrenie

für ein Gesundheitssystem zu den „teuersten“ Erkrankungen gehört,

dürfte nun bei vielen Regierungsverantwortlichen die Freude darüber

groß sein, daß ein im Vergleich zu modernen Antipsychotika so

kostengünstiges Medikament wie Decentan vergleichsweise günstig

abschneidet.

http://www.schizophrenieambulanz.at/maerz1_06.htm
--

http://psychodoc.eek.jp/abare/gallery/index_e.html

--

trilafon.jpg

normal_triperidol2.jpg

und jede menge mehr http://adpharm.net/index-7.html

Lebe.Liebe.Leben

Und das zehrt an meinen Kräften, und das zieht mich wie Blei,auf den Grund wo sie mich haben wollen,doch das geht vorbei

http://rapidshare.com/files/129396061/pd2_-_die_letzte_grenzlinie_durchschreitend_harte_filme_schieben_2008.zip
Kommentar von Phanity (Traumland-Faktotum), Zeit: 11.08.2008 23:48

Willst du mich ärgern oder einfach nicht verstehen? Ellenlange Texte sind unnötig, kurze Inhaltsangaben mit Quelle reichen vollkommen aus! Langsam reichts wirklich finde ich!
 

Seite (Beiträge 1 bis 15 von 43) »