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Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 10.10.12 12:36
Hab hier mal einen, mMn, lesenswerten Artikel über Drogenpolitik, Politik im Allgemeinen und unsere "Freiheit" zu entscheiden gefunden... Vllt interessiert es ja noch jemanden ;)

"Drogen – Das Selbsteigentum endet nicht, weil ich mich selbst zerstöre"

Immer wieder, wenn es um das Thema Drogen geht, werden sogar jene, die sich für liberal halten, zu Faschisten im Sinne, wie Mussolini dieses Wort definiert hat. Nichts außerhalb des Staates! Jedenfalls nicht beim Thema Drogen, denn da darf es kein Pardon geben. Mit radikaler Polizeigewalt, mit der Härte des Staates muss durchgegriffen und auf Drogendealer und Konsumenten eingeprügelt werden, bis ihnen Hören und Sehen vergeht. Wenn sie dabei um´s Leben kommen wie beim Konflikt in Mexiko, an der Grenze zu den USA, dann ist das Gewissen darüber, jemanden ermordet zu haben, weil die staatlichen Gesetze im Krieg gegen Drogen alles erlauben, eine Fußnote. Viel wichtiger als ein nicht mehr existierendes Menschenleben, ist die Chance, die Welt eine Nuance mehr von einem Drogendealer befreit zu haben.

Ich will mich gar nicht damit befassen, dass Staat und Drogendealer einander brauchen. Der Staat braucht die Drogen, um seine Befugnisse gegenüber den Menschen auszuweiten. Also tut er gut daran, sie zu illegalisieren. Die Drogenbosse freuen sich, dass ihre Drogen nicht dem freien Markt unterworfen sind. Sonst würden sie womöglich weniger verdienen, bzw. ganz sicher würden sie ihre Macht und ihren Einfluss verlieren, den sie zum Teil in den Regionen haben, in denen sie operieren.

Nun zu den Drogen selbst.

Selbst wenn sie zu Lungenkrebs, zur Impotenz, zu aggressivem Verhalten führten, also angenommen, sie hätten tatsächlich negative körperliche Auswirkungen, noch nicht einmal dann wäre es in Ordnung, wenn man ein Verbot befürwortet. Es ist ethisch einwandfreier, wenn jemand freiwillig etwas sich SELBST antut, das ihm schadet, als wenn jemand einem ANDEREN Zwang und Gewalt androht, falls er Dinge tut, die ihm selbst schaden. Ein Verbot zu befürworten bedeutet, ein Gewaltmonopol zu akzeptieren, das mir (und dir und jedem) gegenüber Gewalt anwenden darf, wenn ich (du und jeder) nicht auf mich (und sich) selber aufpasse (aufpasst). Und das ist faschistoid. Ich poche auf das Recht, jedem zuzugestehen, alles mit sich selber tun zu dürfen. Vom Nasenbohren mit anschließender Blutung, weil man den ersten Gehirnlappen gekreuzt hat, bis zur Folterung mit heißem Wachs, das so mancher Fetischist auf seinen eigenen Bauchnabel gießt, nur um sich selbst Geständnisse zu entlocken, ergo: mit sich selber darf man alles machen! Und das Wichtigste ist, man muss sich selber schaden DÜRFEN. Denn wenn man nur die Freiheit hat, sich nicht zu schaden, ist das keine Freiheit, sondern lediglich eine Soldatenmentalität, bei der man aufhört, selber zu denken, weil man selber keine Entscheidungen mehr trifft. Nachdenken und Entscheiden gehören eng zusammen und führen zu einer Entwicklung, die man Verantwortung nennen kann. Andernfalls, wenn diese Freiheit nicht existiert, selber zu entscheiden und auch nicht selber nachdenken zu dürfen, so befolgt man Befehle, die auf einem oberflächlichem Moralempfinden beruhen – und bei genauerem Hinsehen nur die Moral des Einen und nicht des Anderen meint. Politik kann nicht zwei einander entgegenlaufende moralische Empfindungen mit Gewalt durchsetzen. Politik kann nur eine Empfindung auf Kosten einer anderen mit Gewalt durchsetzen. Lediglich die Freiheit würde es vermögen, einander entgegengesetzte moralische Empfindungen formell zu dulden, ohne jemanden durch niedergeschriebene Gesetze zu bestrafen. Menschen können auch ganz ohne Staat und Gesetz Werte entwickeln, an die sich Menschen in freiwilligen Gemeinschaften halten, weil es schlicht Sinn macht, wenn man wo leben will, nicht all zu sehr auf Konfrontation mit denen zu gehen, die bereits dort waren. Freiheit bedeutet aber eben auch, sich nicht mit diesen Menschen, die andere Grundsätze vertreten, vermengen zu müssen. Alternativen sind möglich. Eine Cola vermengt sich zwar auch mit Quecksilber, sie schmeckt nur nicht so gut.

Somit ist es auch egal, wie viele Studien es gegen Drogen gibt. Alle sind sie irrelevant, da ihr einziger Sinn und Zweck darin liegt, dem Gewaltmonopol eine Gesetzesgrundlage zu geben, um Gewalt gegen Menschen anzuwenden, die jedoch die Freiheit haben wollen, sich selber zu gehören. Eine Studie macht nur insoweit Sinn, falls tatsächlich ihre Objektivität überprüfbar ist, eine Orientierung zu geben für das eigene Handeln. Dazu sollten aber jene, die solche Studien entwerfen, sich von den freiwillig zahlenden Kunden finanzieren lassen und bitte nicht vom Staat.

Das Phänomen, das jener Diskussion zugrunde liegt, wird selten abstrakt thematisiert. Durch die konkrete Diskussion geht das Verständnis dafür verloren, welche Grundprinzipien man mit einer konkreten Position vertritt oder leugnet. Das Grundphänomen lautet: Menschen sind Individuen und Individuen haben SUBJEKTIVE Wertmaßstäbe. Aufgrund solcher bewerten sie subjektiv die Handlungen anderer Menschen. Da die meisten Menschen philosophisch nicht aufgeklärt genug sind, um den Begriff der Freiheit als das zu verstehen, was sie meint, interpretieren sie ihre Abneigungen gegenüber anderer Menschen Handlungen mit der Möglichkeit, die es gibt: Jemanden zu beauftragen, der es ändert = die Politik. Dies führt zur dramatischen Situation, dass Menschen einander immer weniger Freiheit zugestehen. Menschen werten häufig mit zweierlei Maß. Das, woran sich Peter stört, ist aus Peters Sicht wichtiger als das, woran sich Christoph stört. Dabei lässt sich objektiv nicht werten, welche Wertung wichtiger ist, da dieser Versuch, es objektiv zu werten, wiederum nur der Versuch eines Subjektes ist. Und seit Mises wissen wir, jedenfalls jene die ihn gelesen haben, dass Wertungen subjektiv erfolgen. Das wissen aber auch jene, die schonmal mit anderen Menschen zu tun hatten. Man findet selten jemanden, der alles genauso bewertet wie man selber.

Objektiv, also unabhängig der Subjekte und ihrer Wahrnehmungen, muss man aber sagen, dass Menschen prinzipiell sich an allem stören können. Heute sind es die Drogen und das Rauchen. Morgen sind es die Prostituierten und Menschen, die sich ihre Haare färben. Übermorgen wird nur noch Kleidung geduldet, die aus nachwachsenden Rohstoffen besteht. Das ganze Ding nimmt kein Ende. Es ist eine Spirale des Todes. Und es führt uns in die Irre. Heute denken wir: „Mein Gott, Drogen sind unser Hauptproblem, wenn wir das geschafft haben, geht die Sonne über der Erde auf.” Dabei wird man feststellen, dass es nur ein medial aufgeheiztes und ewig wiedergekautes Thema ist, das einen Allgemeinplatz in unserem Bewusstsein bekommen hat. So wie es das biologische Phänomen gibt, dass Menschen in ihren Träumen kulturübergreifend Motive von Mythen und Märchen erkennen, die sich um Grundaussagen bilden, so ist es bereits in ein kollektives Kultur-Bewusstsein übergegangen, den Krieg gegen die Drogen zu befürworten, weil man damit aufgewachsen ist. Nach den Drogen prophezeie ich mit der Gewissheit, wie ich weiß, dass jeder Mensch auch mal seine humorbefreitesten Bedürfnisse auf der Toilette verrichtet, dass man sich das nächste Thema sucht, um es zu politisieren. Um die alles interessante Frage zu stellen, bei der es darum geht: „Verbieten oder nicht verbieten? Schalten sie jeden Tag bei uns ein, wir berichten live.” In Wahrheit gibt es keine Probleme, wenn wir uns nicht einreden lassen würden, dass wir welche hätten, die ja nur diejenigen „haben”, die es gerne tun. Man redet uns ständig ein, dass etwas, das Menschen tun, falsch ist, und wir schauen zuerst darauf, ob es uns als falsch verkauft wird und ob wir dem dann glauben. Wir schauen aber NICHT, ob diese Menschen das angeblich Falsche tun, weil sie es gerne und freiwillig tun und wir schauen nicht darauf, ob sie damit anderen schaden. Wir bewerten die Situation anhand politischer Studien und treten auf, wie die Anwälte des Staates, den wir eigentlich zu verklagen hätten. Menschen stören sich grundsätzlich an Handlungen anderer, aber dieses Sich-gestört-fühlen, darf nicht Grundlage von Politik sein. Ist es heute aber, permanent. Und damit nimmt die Freiheit für alle ab. Jeder beklagt seinen eigenen empfundenen Freiheitsverlust, sieht aber nicht oder verdrängt es, dass er selber sich an dem ganzen Spiel mitbeteiligt, weil er durch seine Stimme geholfen hat, anderen das Empfinden von Freiheit ebenfalls zu reduzieren. Das sehen die Leute meistens nicht, weil sich ihre Wahrnehmung auf sich selbst beschränkt.

LG

Skunk Fu

Edit: Auch noch interessant von den gleichen Machern:

Bist Du bereit für die rote Pille?
http://www.youtube.com/watch?v=N61U9qNG20U&feature=g-vrec
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  Geschrieben: 10.10.12 12:48
Hab's gerade nur überflogen, habe gerade Mittagspause, aber das predige ich doch seit Ewigkeiten. Es ist keine Frage der Schädlichkeit der Substanzen, es ist ganz einfach eine Frage der Selbstbestimmung und letztlich der Freiheit des Individuums zu tun wonach mir ist, solange ich niemanden anderen schade.


Deal with it!
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  Geschrieben: 10.10.12 13:24
Kritisch wird der persönliche Drogenkonsum, wenn die Folgeschäden so groß sind, dass eine medizinische Behandlung erfolgen muss, in der Regel zulasten aller zahlenden Kassenpatienten finanziert wird. Sogesehen muss eine Menge von Menschen für das in jedem Fall vermeidbare, selbstverletztende Verhalten Einzelner aufkommen. Ist das fair?

Interessanterweise verbietet der (deutsche) Staat gerade die Drogen nicht, die mitunter die größten Folgeschäden hervorrufen: Tabak & Alkohol.

Wenn jeder schon die Freiheit haben will, mit sich selbst alles tun zu können - dann bitte nicht auf Kosten der anderen ;)
"Zeit ist gelb, schmeckt nicht und ist unnötig." - Kittster
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Böser Zwilling von Kittster :>
Traumland-Faktotum



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  Geschrieben: 10.10.12 13:41
nudelholz schrieb:
Kritisch wird der persönliche Drogenkonsum, wenn die Folgeschäden so groß sind, dass eine medizinische Behandlung erfolgen muss, in der Regel zulasten aller zahlenden Kassenpatienten finanziert wird. Sogesehen muss eine Menge von Menschen für das in jedem Fall vermeidbare, selbstverletztende Verhalten Einzelner aufkommen. Ist das fair?


Das nennt man Solidaritätsprinzip, das was du beschreibst ist der Sinn der Sache.

nudelholz schrieb:
Interessanterweise verbietet der (deutsche) Staat gerade die Drogen nicht, die mitunter die größten Folgeschäden hervorrufen: Tabak & Alkohol.

Wenn jeder schon die Freiheit haben will, mit sich selbst alles tun zu können - dann bitte nicht auf Kosten der anderen ;)


Gilt dann bitte aber auch für die Fetten, die an Diabetes leiden, für die Extremsportler, die sich ihre Gelenke runinieren und die Worcaholics, die sich durch Burn Outs zugrunde richten.
alles ne Sache der Wahrnehmung
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  Geschrieben: 10.10.12 14:53
naja. ganz so einfach kann man das meiner meinung nach nicht sagen- wenn man auf selbstbestimmung pocht, dann impliziert das ja das sicher derjenige den folgen bewusst ist, und auch bereitschaft mitbringt die konsequenzen zu tragen.

soweit ich weiß ist die bilanz was raucher angeht immer noch positiv. in großbritannien gibts von den versicherungen vergünstigungen für raucher, da die eher sterben.
ich kanns mir zwar überhaupt nicht vorstellen, da ein halbes jahr lungenkrebs irgendwas um 500.000€ kostet, aber man darf ja nicht vergessen das jemand der sein leben lang raucht ordentlich was an steuern "einzahlt".

ich denke wenn man substanzen legalisieren würde, könnte man für ein zehntel vom schwarzmarktpreis anbieten und trotzdem noch so viel einnahmen mit den steuern machen das die behandlungskosten nicht auf die "gesund lebende allgemeinheit" zurückfallen. man müsste nur dafür sorgen das die einnahmen auch konsequent für entstehende gesundheitsschäden eingesetzt werden.

der gedanke die leute durch mali von schädlichen verhaltensweisen abzuhalten, klingt zwar gut, wird aber wohl nicht klappen. und wenn der schaden angerichtet ist, braucht man die leute auch nicht mehr bestrafen... würde eh niemanden abhalten oder was bringen.
aber vergünstigungen für gesellschaftsverträgliches verhalten wären vieleicht ne idee.
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  Geschrieben: 10.10.12 15:16
nudelholz schrieb:
Kritisch wird der persönliche Drogenkonsum, wenn die Folgeschäden so groß sind, dass eine medizinische Behandlung erfolgen muss, in der Regel zulasten aller zahlenden Kassenpatienten finanziert wird. Sogesehen muss eine Menge von Menschen für das in jedem Fall vermeidbare, selbstverletztende Verhalten Einzelner aufkommen. Ist das fair?


Ich bin mir empirisch gar nicht so sicher, ob ich die Kassen nicht eventuell mehr belaste, wenn ich älter werde und vor mich hinsieche, wie wenn ich jetzt mit 30 an 'ner Überdosis (oder von mir aus irgendeinem Organversagen) verreck. Vielleicht nicht in Bezug auf die Krankenkassen, aber wenn man mal die Rente dazu nimmt. Aber ich will mich auch nicht über Statistik streiten, insofern meinetwegen. Auch wenn man dann, wie Katha richtig sagt, auch sonstwie ungesunden oder risikoreichen Lebensstil mit höheren Zahlungen ahnden müsste, was in der Praxis einfach - ohne komplette Überwachung - problematisch ist. Und für diese Überwachung geht wieder einiges an Kohle drauf, wie sie es auch durch die Verfolgung von Drogen-Delikten tut.
Ich will dem deutschen Staat aber auch gar nicht erklären was sich für ihn lohnt und was nicht, weil ich in solchen Maßstäben gar nicht erst argumentieren will.

nudelholz schrieb:
Interessanterweise verbietet der (deutsche) Staat gerade die Drogen nicht, die mitunter die größten Folgeschäden hervorrufen: Tabak & Alkohol.


Interessante Feststellung. Zwar evident, aber wenn man das sieht, stellt man sich doch die Frage warum das so ist? Bei dir (und sehr, sehr, sehr vielen anderen, die's halt grade nicht gesagt haben) hört sich das so an, als wäre das ein Fehler, ein Versehen, als sollte er das eigentlich. Aber der Staat legalisiert mit GUTEN Gründen, die genau für ihn zweckmäßig sind, einige Drogen und einige nicht. Welche ist historischer Zufall und hat nichts mit der Schädlichkeit der Substanz zu tun. Der Staat will eben nicht einfach nur seine Bürger schützen. Zwar die Mehrheit, weil er auf deren Arbeitskraft angewiesen ist, aber eben durchaus zweckmäßig nicht ALLE.
Der Staat braucht legale Drogen (hier besonders Alkohol und Kaffee), weil deren Konsum nicht nur wirtschaftliche Vorteile (Steuern) mit sich bringt, sondern auch die Stabilität des Systems erhält. Dann trinkt man halt sein Bier und legt sich ins Bett, damit man's hier aushält und nicht über die Verhältnisse in denen man lebt nachdenken muss. Und auch Kaffee ist nunmal nicht schlecht damit der Bürger und Arbeiter auch funktioniert. (Rauchen ist da schon wieder grenzwertiger, deswegen wird da momentan auch so extrem gegen propagiert etc.)
Der Staat hat aber auch von der Illegalität und Kriminalisierung einiger Substanzen durchaus Vorteile. Der Kapitalismus BRAUCHT Verlierer um zu funktionieren, sonst haut das ganze System nicht hin. Aber natürlich soll das nicht zu offensichtlich sein, sondern den Leuten, die in der Konkurrenz den kürzeren ziehen, müssen selber Schuld sein. Da sind kriminalisierte, tabuisierte Drogen kein schlechtes Mittel. Wenigstens ein paar 'Verluste' bzw. elendigen Verhältnisse lassen sich dann nämlich auf die Droge projezieren, anstatt über die sozialen Verhältnisse und deren Bedarf an Menschen, die in der Arbeitswelt nicht gebraucht werden.

Alertá!
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  Geschrieben: 10.10.12 15:51
Zu dem staatstheoretischen Aspekt kann ich nix sagen xD
Ich find die Lage eher paradox. Es sind Substanzen in Deutschland verboten, deren Schädlichkeit bei Dauerkonsum weit unter der von Tabak und Alkohol liegt. Trotzdem "schützt" man hier die Bevölkerung nur bis zu einem bestimmten Alter. Ab dann werden mithilfe legalisierter Rauschmittel Steuern einkassiert, aber gleichzeitig Anti-Drogen-Kampagnen (auch gegen die legalisierten Substanzen selbst! :D) gefahren. Das ist ziemlich inkonsequent und widersprüchlich. Aus Sicht der Schädlichkeit müssten einige legale Substanzen genauso verboten und andere im gleichen Atemzug legalisiert werden. Was so schnell nicht passieren dürfte, da hinter vielen Wirkstoffen die Wirtschaftsinteressen und Patente der Pharmakonzerne stehen. Doppelmoral und Scheinheiligkeit.
Interessant wäre eine Statistik, wieviele Konsumenten in Bezug zur Gesamtzahl aller Konsumenten (legaler Drogen) durch dauerhaften Konsum erkranken, bzw. körperlich abhängig werden. Übrigens gibt es bei privaten Krankenkassen vor dem ersten Vertrag so eine Art Screening: Ist man fettleibig, hat bereits dadurch andere Grunderkrankungen oder treibt Extremsport (ja, ich musste so einen Fragebogen bei der DeBeKa ausfüllen *g*), erhöht sich die Police dementsprechend. Generell höhere Beiträge für "Dicke" waren übrigens auch schon einmal generelles Thema (Klick)

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ICQ
  Geschrieben: 10.10.12 16:11
MMn sind Drogen verboten, nicht weil es dem Induviduum schadet, sondern, weil der Staat denkt, dass du ohne Leistungfähiger wärest (was ja bei 95% der Drogen auch stimmt) und so der Wirtschaft mehr bringen würdest. Leistungsdrogen ausgenommen.

Freiheit an sich ist doch gar nicht im Sinne des Staates, das ist nur ein Vorhang, hinter dem sich ein ganz anderer Aspekt versteckt. Oder auch grob gesagt: Der Glaube, FREI zu sein, ist das wahre Opium fürs Volk.

Würde der Staat dir gestatten, alles mit dir selber zu machen, was du wölltest, würde es ihm (indirekt) schaden --> $$$$$.

Achtung: Das heißt jetzt NICHT, dass ich der Meinung bin wie der Staat, bitte beachten^^


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Traumland-Faktotum



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  Geschrieben: 10.10.12 16:57
ich denke auch das hinter der prohibition auch viele verbohrte konservative mit stock im arsch stehen, denen alle wirtschaftlichen und gesundheitlichen vorteile egal sind, obwohl sie evtl darum wissen. gibt garantiert genug leute die mit "sowas hätts früher net gegeben!" ähhm "argumentieren". oder die mit kiffen faule, wehrkraftzersetzende hippies verbinden, was weiß ich.
ODT-i.v.-Fan im Ruhestand :)
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Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 10.10.12 17:15
zuletzt geändert: 10.10.12 17:26 durch Skunk Fu (insgesamt 1 mal geändert)
@ Pilzfreak:

Na klar, der Staat will keine Individuen, sondern Zombies, gelenkt durch vom Staat selbst induzierte Vorstellungen und Ansichten von Gut und Böse etc...

MMn sind Psychedelikas etwa deshalb verboten, weil sie kontraproduktiv zur Gleichschaltung der Massen wirken. Ein Mensch, der Psychedelikas über elängere Zeit konsumiert, setzt sich zwangsläufig viel mehr mit seiner aktuellen Situation, seinen Problemen, Ängsten, etc auseinander als einer, der nicht konsumiert.

Ich verweise in dem Zusammenhang auf das Zitat von William Blake in meiner Signatur:

"Wären die Pforten der Wahrnehmung geöffnet, würde dem Menschen alles so erscheinen, wie es (wirklich) ist: Unendlich"

Das geht gegen die Doktrin des Staates..

Für Mdma u.Ä. verhält es sich meines Ermessens ähnlich, die Empahtogene Komeponente, das allumfassende Liebesgefühl passt nicht in ein kapitalistisches System... Gefühle sind in einer Ellenbogengesellschaft nicht gerade zuträglich...

Bei Speed, Koks etc. versteh ich es eher weniger.. Diese Drogen passen mMn perfekt in unsere schnelllebige Zeit... Naja, das sind ja bekanntlich auch die Yuppie LieblingsDrogen..

Dass die Drogenpolitik in Deutschland verkorkst ist, wissen wir ja alle... Dass sowas von einem objektiv denkenden, aufgeklärten Menschen nicht gutgeheißen werden kann, ist klar..

Für mich ist das ein tiefer Einschnitt in unser Recht auf Selbstbestimmung, aber das ist nur meine Meinung..

Mir geht es hier auch nicht nur speziell um das Thema Drogen, sondern um die Entwicklung, die unsere Gesellschaft, wenn nicht vllt sogar 90% der Menschheit, im Moment nimmt..

Was unterscheidet uns denn am Ende noch vom Roboter, der wir in diesem System sein sollen!?

Selbstbestimmung? Reflektiertheit? Moral? Gefühle?

alles bei den Meisten Fehlanzeige, bzw nur Negativität...

Moral? Ja, eine Moral, geschaffen von Menschen, die keine Moral, so wie ICH sie verstehe, kennen.

Hierzu gibt es noch ein interessantes Schaubild, was ich hier mal darstellen werden:

Das EGO- Das falsche Selbst Die SEELE- Das wahre Selbst

Ich Wir
Trennung Einheit
Schuldzuweisung Verständnis
Feindseligkeit Freundlichkeit
Missgunst Vergebung
Stolz Liebe
Beschwerde Dankbarkeit
Eifersucht Mitfreude
Ärger Glück
Macht Bescheidenheit

usw...

Ich finde, das zeigt ganz anschaulich, was in unserer Gesellschaft schiefläuft.. Es gibt keine Spiritualität mehr, keinen Gott, außer das Geld..

LG

Edit: Zu Tabak & Alkohol: Da steht halt wieder ne riesen Lobby hintendran, die war ja schon damals zu groß, als alle möglichen Drogen verboten wurden, da wollten sie ja eigentlich Alk etc auch verbieten, hat aber nicht hingehauen... Da wäre der Aufschrei zu groß...
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Ex-Träumer
  Geschrieben: 10.10.12 18:06
zuletzt geändert: 10.10.12 18:25 durch (insgesamt 3 mal geändert)
@Skunk Fu:
Danke für deinen Beitrag. Das mit den subjektiven Wertmaßstäben sehe ich genauso. Ich glaube aber mittlerweile, dass jede politische Aktion gegen Drogen nur ein weiterer Teil der größten Weltverschwörung aller Zeiten ist. Es ging nie um sachliche Diskussion. Es geht darum, die drogenbefürwortenden Politiker (z.B. Herrn Wurth vom DHV) mit weit hergeholten Argumenten bei demokratischen Veranstaltungen auszutricksen und verstummen zu lassen. Denn sie, die Drogengegner wissen, dass sie im Unrecht sind.

Off-Topic zur Drogenprohibition: Wäre es nicht so, dass die Drogenprohibition zu 100% aus wirtschaftlichen Gründen ins Leben gerufen wurde und es wirklich um die Gesundheit der Individuen ginge, hätten sie als allererstes mit Flammenwerfern die lokal wachsenden Drogen zerstören müssen. In Columbien alle Koka-Pflanzen, hier z.B. alle Engelstrompeten und so weiter. Wenn sies wirklich ernst meinen WÜRDEN, dann auch Kaffee, Tabak, eben alles, was "wirkt".

Da dies aber nie geschehen ist und ich mir die Prohibition weder mit "Volksfürsorge" noch mit "Schonung der Krankenkassen" erklären kann, muss ich davon ausgehen, dass Journalisten, die sich tiefergehender mit diesem Thema beschäftigen konnten, wirklich die Wahrheit sagen.

http://www.psi-tv.de/die-drogenluge-lesung-mathias-brockers-buch-terrorismus-foerdern-gesundheit-schaden-05-06-2011

@
Grüße
saeurekopp
 
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ICQ
  Geschrieben: 10.10.12 18:23
Du überspitzt das ganze aber auch etwas und gehst viel zu Philosophisch an die Sache heran. Zombies will der Staat nicht, sondern einfach Leute, wo die Leistungsfähigkeit nichts ins Negative geht^^ kann auch sein, dass ich mich etwas falsch ausgedrückt habe. Ich stimme dir ja zu, aber überdramatisieren wollen wir ja auch nicht.

Ich geh mal etwas ins Detail (wie du):

Psychedelika: Kann ich NULL nachvollziehen, warum klassische Psychedelika (oder halt 5HTa Agonisten) verboten sind. Die helfen echt mehr als sie schaden. Ich bin sogar der Meinung, dass sie heilsam wirken. Zu systemkritisierenden Hippies machen diese Drogen einen aber nicht. Muss aber auch nicht sein, der Zweck des Konsums ist ja ein anderer.

Opioide: Das Suchtpotential ist enorm, kaum einer kann dem widerstehen. Sollte man die erlauben, dann bitte mit starker Kontrolle Ausweis (+ max Mengen!). Viele Menschen wissen nicht, wie schnell man da reinrutscht, hab ich selbst schon oft genug gesehen...

MDMA/Empathogene: Perfekter Ersatz für Alkohol auf Parties... Stellt euch mal vor, Standartclub, alle auf MDMA oder Aminorex oder so.... besser gehts nicht mehr :) . Auch dies würde die Menschen vielleicht etwas mehr zusammenführen, was auch den Staat entlasten würde (Kriminalität unter Alkohol ist ja sehr oft).

Cannabis: Legalize it!!!!! Menschen BRAUCHEN einfach eine Alltagsdroge, das hat uns die Geschichte gelehrt. Für manche ist es Sport, für manche ein anderes Hobby, für manche eben Kiffen (oder eben alles xD). Es kann viel Stress auch beim Job nehmen und wäre präventiv gegen Burnout und Depression (verursacht durch Überarbeitung). Vom Einsatz in der Medizin ganz zu schweigen! Legalize it!!!

Amphetamine/Stimulanzien: Hier wäre ich noch vorsichtig, mMn haben diese Substanzen das fast höchste Gefahrenpotential von allen Drogenklassen (Stichwort: Lebensrythmus). Medizinisch halte ich sie für nötig, aber ich glaube einfach, dass es nicht so eine Bereicherung wäre (in Bezug auf unser Zusammenleben). Aber ich bin dafür, dass man sie evtl. bekommt, wenn man sie wirklich benötigt, auch ohne ADS (aber auch von Arzt). Bestimmt werden mich jetzt viele Meth/Amphe User flamen, aber die meisten Menschen würden zu Dopaminjunkies werden, diese Energie auf Knopfdruck ist einfach "zu einfach" ....

Dissoziativa: Bitte bitte bitte, erlaubt diese Substanzen für die Behandlung von Trauma oder bei der Ursachenfindung von psych. Störungen!!! Keine Substanzklasse kann das so gut wie diese, nicht mal LSD und co. ! Mehr sag ich nicht dazu!!!

Schlafmittel/Benzos/Downer: Kann so bleiben wie es ist. Sollten aber von Ärzten weiterhin bei Überdosen von oben genannten ausgegeben werden, je nach Situation das Richtige eben. Da wissen die Ärzte schon ganz gut bescheid.


Nochmal was zu RCs : Her mit den Studien! Die Medizin wäre soviel weiter, wenn man tatsächlich an denen forschen würde. Viele RCs haben so ein gewaltiges Potential (MXE zb. oder aber auch manche Upper als neue ADS Medikamente uvm!!).


Ich möchte hier keinen damit angreifen, ist alles nur meine Meinung und ich stehe dazu :)
LG

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Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 10.10.12 18:32
@Pilzfreak: wie sollte ich denn deiner Meinung nach an die Sache rangehen?

Und, dass Zombies überspitzt ist, ist klar, im Grunde geht es aber, mMn wie gesagt, in genau diese Richtung.. Ich mein, das ist ein Thema wo man endlos drüber lamentieren könnte, von wegen häppchenweise Berichtersattung, bzw Falschmeldungen, Halbwahrheiten etc (siehe z.B. Syrien konflikt, Arabischer Frühling bla blub..) usw undsofort...

Ich will damit nur sagen, bzw aufzeigen, wie nach und nach unser Denken konditioniert wird.. Wie unreflektiertheit und die damit einhergehende Intoleranz gefördert wird (hier greife ich auf meine Auffasung des Verbotes von Psychedelikas zurück), wie wir also ohne nachzudenken scheinbare Gegebenheiten als Fakten hinnehmen (vgl. Gesetze... Sie MÜSSEN ja quasi richtig und gut sein, wenn Vater Staat das sagt)...

Will hier nicht groß rumphilosophieren, ist wie gesagt nur meine Ansicht...

Es wird langsam Zeit für eine Änderung im Denken, Bewusstsein 2.0 quasi

LG
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- William Blake
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 10.10.12 18:35
zuletzt geändert: 10.10.12 18:49 durch Mykorrhiza (insgesamt 1 mal geändert)
Währenddessen in einem Paralleluniversum...
512px-Drogen-schadenspotenzial-nutt-2010.svg.png
Der Staat ist für den Schutz seiner Bürger verantwortlich. Was schadet, wird strengstens verboten - alles, was hier über 20 relative Einheiten erreicht, ist so schädlich, dass es illegal ist, alles bis 20 ist legal.
Menschen, die an den Folgen des Tabakkonsums sterben gibt es - aber ungefähr genauso viele wie Herointote. Ab und zu taucht mal ein Bericht in Zeitung oder TV darüber auf. Zwecks präventiver Drogenpolitik gibt es nun neben Fixerstuben auch Raucherräume. In der Öffentlichkeit wird genauso "häufig" geraucht wie bei uns eine Line Koks gezogen.
Das Phänomen "Komasaufen" ist weitgehend unbekannt, da Alkohol nur schwer auf dem illegalen Markt erhältlich ist. Eher selten wird von einer Überdosis Alkohol berichtet, entsprechend den Berichten über Methamphetamin und Crack. Durchaus vorhanden, aber die meisten Menschen haben nur mal davon gehört. "Sei vorsichtig am Bahnhof, da stehen abends immer die Dealer mit Schnaps und Zigaretten", sagt die besorgte Mutter, wenn die Tochter im Supermarkt Pilze einkaufen geht. Die Bahn ist nicht voller leerer Flaschen, und winzige Pappquadrate hinterlassen keine Spuren.
Montags in der Schule oder im Hörsaal erzählen die Oberstufenschüler oder die Studenten sich von ihrem letzten Pilz-/LSD-Trip am Wochenende, und was sie erlebt haben. Oder von der tagelangen Party. Statt Kater am Morgen redet man von einem "Afterglow" und ist im Allgemeinen gut drauf. Die Philosophiestunde am Montagnachmittag läuft stets besonders gut, der Lehrer freut sich. Videos bei Youtube? Ja, sind aber selten, schließlich stellt kaum jemand rein, wie einer im Alkoholrausch irgendwo randaliert oder eine Wohnung vollkotzt.
Die Anzahl an Drogentoten ist drastisch gesunken, da die sogenannten "Over-20"-Drogen (siehe Grafik) in der Gesellschaft den Stellenwert eingenommen haben, den Heroin und Kokain heute bei uns besitzen. Unmittelbare Todesfälle durch den Konsum von Cannabis, LSD, Psilocybin, Khat sind in diesem Paralleluniversum nicht bekannt.
Man stelle sich das mal vor!
"The risk is great. The decision, of course, is yours." - Dr. Helena Russell ('Space: 1999')
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Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 10.10.12 18:42
Ist das nicht die Statistik vom ehemaligen Drogenbeauftragten von England oder so??^^ Wurde der nicht danach direkt vor die Tür gesetzt?
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