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Abwesende Träumerin

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  Geschrieben: 20.08.19 08:12
zuletzt geändert: 20.08.19 08:40 durch Hilfesuchend (insgesamt 1 mal geändert)
Hallo liebe Forengemeinde,

vermutlich hängt euch das Thema (verständlicherweise) bereits zu den Ohren heraus, trotz allem möchte ich mich gerne an euch wenden, da ich am Ende meiner Kräfte und Nerven angelangt bin.

Was ich mir hier erhoffe? Vielleicht, dass man mich endgültig wach rüttelt und ich endlich schaffe, wovor ich mich so sehr fürchte: den Menschen, den ich abgöttisch liebe, der mir aber unheimlich schadet, sich selbst zu überlassen.

Zu meiner Geschichte: Ich befinde mich in einer Beziehung mit einem für mich sehr wichtigen Mann, der mich bereits seit knapp 10 Jahren als Seelenverwandter lange als Freund, dann als Partner, begleitet. Er hat eine lange Konsumvorgeschichte, von der ich auch immer wusste, das Ausmaß, welches dieser Konsum in einer Partnerschaft haben kann, war mir jedoch nicht bewusst.
Ich selbst konsumiere überhaupt nichts, bis vor ein paar Jahren zählte ich noch zur Gruppe Gelegenheitskiffer, nachdem ich aber immer wieder merkte, dass sich negative Gefühle nach dem Rauchen verstärken, ließ ich auch das irgendwann dauerhaft sein.
Ich leide aufgrund des frühen Verlustes eines Elternteils an einer posttraumatischen Belastungsstörung und, vermutlich, an einer Art Co-Abhängigkeit zu meinem Partner und bin in psychotherapeutischer Behandlung. In dieser Woche habe ich einen Termin bei einer Psychiaterin, um mich auch medikamentös einstellen zu lassen, ich bekomme das alles sonst nicht mehr hin. In diesem Jahr ist auch mein zweites Elternteil nach schwerer Krankheit verstorben, worunter ich sehr leide. Trotzdem komme ich nicht so recht zum Trauern und Verarbeiten aufgrund der sich häufenden Ereignisse in meiner Partnerschaft.

Mein Partner ist exzessiver Cannabiskonsument. Hinzu kommt, dass er regelmäßig chemische Substanzen nasal zu sich nimmt. Mit regelmäßig meine ich, dass er monatlich an mindestens 4 Tagen (am Stück) konsumiert, so viel ich weiß Speed und, wenn es sich ergibt, auch mal Crystal. Damit habe ich an sich ja bereits ein Problem, da ich, wie bereits erwähnt, so gar nichts konsumiere und eine riesen Abneigung zu diesen Substanzen habe (zum Glück). Womit ich jedoch das größere Problem habe, welches inzwischen mein ganzes Leben überschattet, ist dieses fast schon multiple Wesen meines Freundes.

Ich weiß nie, auf welchen Menschen ich treffe, wenn ich ihm begegne, muss immer auf der Hut sein, weil ich nie weiß, ob er grade wieder der "Gute", der "Verrückte" oder der "Teufel" ist.

Zur Erklärung: der "Gute" ist der Mensch, den ich wirklich von Herzen liebe, der aufmerksame, mir so verbundene Freund, der unheimlich gute Gespräche mit mir führt, zärtlich und liebevoll mit mir umgeht, sich für meine Belange interessiert, mit dem ich wunderschöne Tage haben kann, voller Glück und Unbeschwertheit. Der mich tröstet, wenn es mir schlecht geht und mich auch an "seiner Welt" und seinen Gefühlen teilhaben lässt. Der mich unheimlich schätzt.

Dann gibt es noch den "Verrückten", der summend und lethargisch auf der Couch liegt, im nächsten Moment einen Dreijährigen imitiert, dessen Stimmlage sich minütlich ändern kann, zwangshandlungsmäßig Geräusche oder Bewegungen stundenlang wiederholt und offensichtlich zu keiner, dem Alter entsprechenden, Handlung mehr fähig zu sein scheint.

Und da ist dann noch der "Teufel", der mir unheimlich Angst macht, Panik in mir auslösen kann und den ich überhaupt nicht begreifen kann. Der innerhalb von Sekunden wegen eines (für ihn) falschen Wortes, Geräusches oder einer Handlung vollkommen ausflippt und sowohl verbal, als auch körperlich, vollkommen aggressiv wird und an die Decke geht. Mich demütigt, mich übertrieben überheblich behandelt und mir ganz offensichtlich schadet.

Alldas ist ER und ich weiß, dass, so lange er in dieser Konsumschleife gefangen ist, ich es auch immer mit den vielen Persönlichkeiten und nicht nur dem "Guten" zu tun haben werde. Trotzdem und obwohl er mich sehr oft verängstigt, bis aufs bodenlose beleidigt, mich verletzt, mein Leben aus der Reihe bringt und die guten Zeiten diesen Wahnsinn in den schlechten schon lange nicht mehr aufwiegen, komme ich einfach nicht von ihm los.

Der "Verrückte" und der "Teufel" erscheinen immer ein paar Tage nach dem Konsum von chemischen Drogen. Er macht mich dann für alles verantwortlich, alles, was ich tu, ist nicht richtig oder störend für ihn, jedes Wort kann das falsche sein und dazu führen, dass er vollkommen an die Decke geht, mich anschreit, beschimpft oder aus der Wohnung wirft. Er rennt dann in völliger Raserei durch die Gegend, verbal aggressiv.
Ein Beispiel: nachdem er vor Kurzem fast eine Woche lang jeden Tag eine Line zog, dann zwei Tage fast nur durch schlief, wachte ich eines Morgens vom Klingeln seines Weckers auf. Wir hatten vereinbart, dass ich ihn zur Arbeit bringe, was ich an sich gern tu. Dafür muss ich 20 Minuten eher aufstehen, als ich es für meinen Job müsste, aber das ist für mich okay. Am Abend vorher fragte ich noch, wie wir es morgens machen wollten, wann wir aufstehen müssten und er nannte mir bereits da eine absurde Uhrzeit - ich ging nicht weiter darauf ein und wir gingen schlafen, ich bat ihn nur darum, mich so lange schlafen zu lassen, wie möglich.

Als dann der Wecker klingelte, bekam ich anstatt eines "guten Morgens" nur ein übertrieben energisches "du musst aufstehen!" entgegen geschmettert, eine unglaubliche Hektik, die kaum auszuhalten war. Innerhalb von 2 Minuten bekam ich erst etwas zu hören, weil ich nicht sofort aus dem Bett sprang, dann, weil ich seiner Meinung nach das Bett nicht richtig ausgeschüttelt hatte, anschließend, weil ich das Fenster nicht geöffnet hatte. Er rannte wie ein Wahnsinniger durch die Wohnung, veranstaltete einen riesen Lärm, warf Dinge durch die Gegend und schrie mich nonstop an, wir "hätten doch am Vortag etwas ausgemacht, wieso ich jetzt wieder täte, was ich wollte und mich nicht an das Abgemachte halte". Viel zu früh verließen wir dann die Wohnung, im Auto ging es weiter mit seiner Raserei. Er hätte die Schnauze (mal wieder) endgültig voll, ich würde mich nie an Vereinbarungen halten, immer nur an mich selbst denken (nochmal, ich bin früher aufgestanden, um ihn auf die Arbeit zu bringen, damit er nicht mit dem Bus fahren und noch früher aufstehen muss), würde die einfachsten Dinge nicht verstehen, es würde ihm endgültig reichen, ich solle mir einen anderen Deppen suchen, mit dem ich das alles machen könne und ich würde ihn kaputt machen. Eine Fahrt von 10 Minuten, in denen er mich so zur Schnecke machte, dass ich nur noch am Weinen war und nicht mehr wusste, was ich tun sollte, Angst bekam. Er sprang dann aus dem Auto, bevor es überhaupt richtig stand, ohne sich zu verabschieden. Bis auf eine böse Nachricht, in der er nochmals unterstrich, dass er fertig sei mit mir, hörte ich dann nichts mehr von ihm, er blockiert und ignoriert mich dann tagelang und "bestraft" mich damit für mein "Fehlverhalten".

Hinzu kommt, dass er sich um überhaupt nichts wichtiges mehr kümmert, alles schleifen lässt. Sein "Freundeskreis" besteht nur aus Menschen mit kriminellem Hintergrund und Leuten, von denen er sein Zeug bezieht. Natürlich unternimmt er mal was mit diesen "Freunden", aber ich reflektiere das, glaube ich, schon ganz richtig und sehe, dass es sich dabei um keine ehrlichen Freundschaften handelt. Kurzum: er hat niemanden außer mich, der ein völlig normales, drogenfreies, geregeltes Leben führt oder es zumindest versucht. Denn auch ich kann inzwischen nicht mehr davon sprechen, dass ich das täte. Mein Leben richtet sich inzwischen fast ausschließlich nur noch nach ihm, seinen Persönlichkeiten, ihm alles Recht zu machen, damit es nicht eskaliert, auf ihn zu warten, ja, alles zu tun, damit er bleibt. Vollkommen irre und wahnsinnig, auch das ist natürlich nicht gesund. Aber offenbar typisch für den Typ co-abhängig, was ich, denke ich, bin.

Halte ich Abstand zu ihm oder bestraft er mich mal wieder mit Kontakt- und Liebesentzug, bin es ich, die nichts mehr auf die Reihe bekommt, der die einfachsten Tätigkeiten so schwer fallen, dass sie unbezwingbar scheinen und die dann nur noch völlig gelähmt in einer hoffnungslosen Schleife hängt. Deren Restenergie ausschließlich dafür drauf geht, wieder Harmonie herzustellen, so oberflächlich sie auch sein mag. Das gleicht dann einer Art Trauer, die Erlösung tritt erst nach ein paar Tagen mit der Erleichterung ein, wenn er sich dann doch wieder beruhigt hat. Ganz selten sprechen wir dann darüber, was überhaupt passiert ist, die meiste Zeit aber gebe ich einfach nach, spreche Entschuldigungen oder Beschwichtigungen aus, damit dieses Elend einfach ein Ende hat. Ich glaube, der Begriff "toxische Beziehung" ist wohl das, was am Besten auf uns zutrifft.

Sobald wir jedoch in die Öffentlichkeit gelangen, zum Einkaufen, zu Bekannten, wohin auch immer, ist er in der Lage, sich vollkommen "normal" zu verhalten, kein Mensch käme auf die Idee, dass es Ärger zwischen uns gab oder irgendetwas nicht stimmen könnte.

Jetzt denkt ihr euch wahrscheinlich, ja, typisch, was will die denn jetzt überhaupt und faselt uns da ihre Pipifax-Sorgen auf? Naja ich hoffe einfach, irgendjemand kann mich verstehen, mich stärken, mir erklären, was da in ihm vorgeht, mir Kraft geben, endlich zu gehen. Ich weiß, es wird sich nicht ändern. Er hat den Faden schon längst verloren. Es ist an der Zeit, zu gehen, bevor mein Leben noch größeren Schaden trägt. Nur bekomme ich das nicht hin. Ich hab mehrere Versuche hinter mir, nach wenigen Tagen der Einsicht bin ich jedoch vollkommen auf Entzug, ich glaube, das trifft es wirklich am Besten. Das ist dann kein "normaler" Liebeskummer, nein, ich drehe wirklich vollkommen durch und welke, wie ein Pflänzchen ohne Wasser.

Nun meine Fragen (die überwiegend daraus resultieren, dass ich diesen ganzen Schuldzuweisungen schon glaube, mich für vieles verantwortlich fühle und wirklich sehr an mir zweifele):

- Kann man dieses Verhalten als typisch nach häufigem Cannabis- und Speedkonsum betrachten?
- Wie ist es möglich, dass er sein Verhalten der Umgebung anpassen, d. h. in der Öffentlichkeit völlig "nomal" sein kann?
- Wie kann man ihn darauf aufmerksam machen, dass sein Verhalten ausschlaggebend ist für diese Eskalationen, etwas nicht mit ihm stimmt, er sich sein Leben versaut?
- Wie kann ich mich aus dieser Beziehung lösen, ohne nach kurzer Zeit bereits das Gefühl zu haben, diesen (erwachsenen) Mann seinem Schicksal zu überlassen, sich unendlich zu sorgen und den Drang zu haben, doch wieder zurück zu gehen?

Ich weiß, ich kann ihn weder gesund lieben, noch retten oder heilen, aber ich habe so unheimliche Angst, ihn weiter abstürzen zu sehen. Mir fehlt aufgrund meiner Vergangenheit der gesunde Bezug zu mir selbst, mein Selbstwert, der Drang, mich von Dingen und Personen fern zu halten, die mir mein Leben erschweren und mir schaden. Dessen bin ich mir bewusst und ich arbeite in meinen therapeutischen Sitzungen und, soweit möglich, drumherum, viel daran, den Weg zu mir selbst zu finden, mit mir aufzuräumen. In Summe krieg ich das aber einfach nicht in der Zeit hin, in der ich es gerne hätte, setze mich selbst unter Druck, fühle mich gelähmt. Ich möchte ihn nicht blos stellen, weswegen ich meinem, überwiegend stabilen, Umfeld nicht alles erzähle. Aber ich sehe schon kommen, dass ich irgendwann ganz allein da stehe, weil niemand mehr Verständnis hat und ich mich nur noch auf ihn konzentriere und darauf, dass es möglichst wenig Ärger gibt.

Ich würde mich sehr über Antworten freuen, über Menschen, die mir vielleicht etwas weiterhelfen können.

Sorry für den Endlostext. Ich bin einfach völlig verzweifelt und weiß nicht mehr weiter.

M.


 
Traumland-Faktotum

dabei seit 2006
2.126 Forenbeiträge
3 Tripberichte

  Geschrieben: 20.08.19 10:07
Also irgendwie lese ich zwischen den Zeilen und am Ende, dass du dich unheimlich klein machst und damit dir selbst schadest. Was ihn angeht, würde ich es nicht typisch Cannabis oder Speed sagen sondern eher, dass die Verwahrlosung der Seele stattgefunden hat. Es neue Prioritäten gibt, sich das Suchtgedächtnis langsam meldet und sagt "Konsum>Real Life".

-Wodurch das Verhalten ist, ist doch egal, wenn du Abstand von ihm nimmt. Niht du bist für ihn verantwortlich.
-Anpassen ist ein Meisterwerk der Konsumenten, weils illegal ist, muss das so sein. Sonst fällt man sofort auf und da steht oft vieles auf dem Spiel.
-Du brauchst weder Rechtfertigung, noch bist du für ihn verantwortlich. Das bist du dir wert, dich um dich zu kümmern.
-In dem du dir klar machst, dass es nur deine Zuwendungssuche ist, die da in dir schreit auf Grund des verlorenen Elternteils. Du musst die reale Wahrnehmungsbrille aufsetzen und sehen, was es sonst bringt.

Zitat:
Ich möchte ihn nicht blos stellen, weswegen ich meinem, überwiegend stabilen, Umfeld nicht alles erzähle. Aber ich sehe schon kommen, dass ich irgendwann ganz allein da stehe, weil niemand mehr Verständnis hat und ich mich nur noch auf ihn konzentriere und darauf, dass es möglichst wenig Ärger gibt.


Es kommt immer, wie man denkt. So gings mir i.ü. auch. Nur um eine Person, die mal ein paar Jahre des Lebens in Anpruch nimmt zu schützen. Ist ehrenwert?? Mittlerweile nenne ich es sogar feige. Denn ich jedenfalls hatte nicht den Arsch in der Hose, einfach mal zu zeigen, was los war. In meinem Fall hat die ja dann auch noch geschafft, alles unter den Teppich zu kehren mit ihren Lügen, da ich selbst ziemlich unsicher war (bin auch 3x zurück, selbst nach einem Mordversuch).

Und wenn du dann eben alleine bist ohne ihn, na und? Du weißt doch selbst, dass der Schlüssel ist, dich zu lieben, deinen Wert zu erkennen, ihn nicht abhängig von andren zu machen, zu dir zu stehen und selbst zu entscheiden.

Und noch ein Tip aus der Psychologie: Immer beschwichtigen und entschuldigen, löst bei anderen Wut aus. Den Gefühlsgegenpol, den du dir nimmst, aktivierst du damit irgendwann bei anderen.

 
Abwesender Träumer

dabei seit 2009
78 Forenbeiträge

  Geschrieben: 20.08.19 10:17
Hi informier Dich mal über narzistische Persönlichkeitsstörungen!
Wahres Glück liegt im Augenblick begründet
» Thread-Erstellerin «
Abwesende Träumerin

dabei seit 2019
42 Forenbeiträge

  Geschrieben: 20.08.19 10:35
Hallo Stillermitleser,

ich danke dir für deine Antwort auf meinen Post.

Ja, ich mach mich absolut klein. Das hat nur bedingt mit ihm und seinem Verhalten mir gegenüber zu tun. Ich mach das fast mein Leben lang schon. Und das ziemlich professionell. Leider. Neu kennengelernte Menschen empfinden mich meist als sehr selbstbewusst, fröhlich, kommunikativ. Ich verhalte mich schon unbewusst so, damit ich nicht auffalle und, wenigstens vorerst, an- und aufgenommen werde. Das ist der Kindheitsschaden, den ich hab, leider hab ich das volle Ausmaß erst vor verhältnismäßig kurzer Zeit erkannt. Jetzt versuche ich andauernd, mich auf die Reise nach mir selbst zu machen, aber so einfach ist das nicht, wenn man das nach über 25 Jahren zum ersten Mal versucht. Es gibt einfach keine Verbindung zwischen meinem "inneren Kind" und meinem "erwachsenen Ich", in Krisensituationen falle ich immer wieder zurück und bin nicht in der Lage, mich selbst zu trösten. Genug der Psychologie.

Was genau meinst du mit Verwahrlosung der Seele und neuen Prioritäten?

- Problem ist, dass ich es nicht schaffe, Abstand von ihm zu nehmen. Für mich ist er das Suchtmittel, so wie für ihn, was er konsumiert. So ziemlich zumindest. Ich bin, was das angeht, einfach nicht gesund, das weiß ich auch. Nach nur kurzer Zeit der Einsicht geht es mir psychisch und körperlich so schlecht, dass ich nicht anders kann, als doch wieder Kontakt zu erkämpfen. Erkämpfen deshalb, weil im Regelfall er derjenige ist, der mich mit Ignoranz straft.

- Das heißt aber ja auch, dass er mich bewusst so behandelt, wenn er auch in der Lage ist, den Schalter bewusst umzulegen, sobald er sich in der Öffentlichkeit befindet. Sehe ich das richtig?

- Siehe oben. Mich um mich kümmern hab ich nie gelernt. Jeglicher Selbstwert oder Selbstschutz - Fehlanzeige. Ein gefundenes Fressen quasi, wenn man exakt anders herum gepolt ist. Das weiß er auch. Hab ihn mehrfach nach Eskalationen gefragt, wieso er das nur mit mir macht. Oft war seine Antwort, weil ich es zulasse...einerseits hat er Recht, natürlich, andererseits weist er damit jegliche Verantwortung für das Geschehene von sich. Wie bitte findet man denn zu sich selbst? Das ist mein Ernst...ich weiß es nicht.

- Ich weiß, dass das alles durch meine krankhafte Verlustangst vorgerufen wird. Ich fixiere mich auf ihn, er hat mich in der Hand. So traurig es mich oft stimmt, ich hab keine Familie, die mich auffängt. Dieser frühe Tod hat unser aller Leben bestimmt, aber inzwischen ist ja niemand mehr übrig. Dieses stabile Umfeld, das mich stärkt, mich stützt, hatte ich im normalen Verhältnis einfach nie. Und Freunde können dieses halt einfach nicht ersetzen.

Nein, mir geht es nicht darum, ob das ehrenwert ist oder was auch immer. Ich kann ihn auch nicht zu einem besseren, gesünderen Menschen machen oder ihn dazu bringen, Hilfe zu suchen (die er definitiv nötig hätte). Das alles weiß ich und veranlasst mich auch nicht, bei ihm zu bleiben. Ich lechze nach den "guten Zeiten" mit ihm, die das einzige zu sein scheinen, was das Leben für mich schöner erscheinen lässt. Ich suhle mich tatsächlich völlig in seiner Zuneigung und diesem Zusammengehörigkeitsgefühl, wenn dann mal halbwegs alles harmonisch ist.

Ich arbeite sehr daran, mich selbst zu finden. Dann erst kann ich mit mir arbeiten. Das klingt immer so pauschalisiert, ich weiß. Aber ich hab in den letzten Monaten durch therapeutische Unterstützung wirklich viele Erkenntnisse gewonnen. Die helfen mir erstmal nicht viel und es ist ein sehr langer Weg. Aber vielleicht bekomm ichs hin. Irgendwann.

Ich verstehe, was du meinst, in Sachen Beschwichtigungen usw. Er fordert das halt regelrecht. Er erwartet, dass man die "Schuld", das "Versagen" oder "Fehlverhalten" auf sich nimmt, er ist ja nie verantwortlich für irgendetwas. Und oft tu ich das dann völlig widerwillig, bin manchmal fassungslos meines eigenen Verhaltens gegenüber und wundere mich, wie lächerlich es oft einfach ist. Darum bitten, noch kurz liegen bleiben zu dürfen (!!!), die Bettdecke nicht richtig ausgeschüttelt zu haben (!!!), das Fenster...wie komm ich da nur jemals wieder raus?

Wie kamst du denn raus am Ende? Und wie hast du dich gefühlt?

@flobeat
Ja, das hab ich bereits. Nicht nur theoretisch, ich hab auch mit Drogenbeauftragten und Psychologen gesprochen. Aber da könnte alles mögliche passen. Von der drogeninduzierten Psychose über Borderline und der narzisstische Persönlichkeitsstörung. Vielleicht eine ungesunde Mischung aus allem. Ohne professionelle Diagnose gibt's aber auch keinen Weg da raus...Er sieht ja nicht, dass etwas mit ihm nicht stimmt und hat mich oft schon so weit, dass ich selbst zweifele, ob dem so ist oder es doch an mir liegen mag.
So oder so ists krank...Gibt's bei sowas im Allgemeinen denn Hoffnung auf Heilung? Irgendwas, was diesen Zombie wieder zu dem lieben Menschen macht, der er ohne Drogeneinfluss ist? Jetzt wirklich - wenn wir zusammen verreisen z. B. und er max. Zugriff auf Cannabis hat, existieren solche Phasen nicht. Dann gibt's keine Eskalationen. Wir haben, ausnahmslos immer, dann wirklich eine tolle, höchst qualitative Zeit zusammen.
 
Ex-Träumer
  Geschrieben: 20.08.19 11:34
Hallo Du,

alles was Du beschreibst kenne ich aus eigener Erfahrung.

Auch ich habe eine K.PTBS und eine Borderlinestörung, und Co-Abhängigkeiten (in Liebesbeziehungen) aber auch Abhängigkeiten entwickelt.
Lebe seit 3 Jahren ohne Beziehungen ;)
Mit Toxischen Beziehungen kenne ich mich leider bestens aus.

Du kannst ihm nicht helfen indem Du in der Co-Abhängigkeit bleibst.
Die einzige Hilfe die Du ihm geben könntest, wäre ihn alleine zu lassen.
Ausser er wäre so weit sich auf eine Entgiftung und Therapie einzulassen.

Also wenn Du sagen würdest:
Bis Ende des Monats musst Du eine Entgiftung machen und anschließend eine Langzeittherapie...oder noch eine Paartherapie...und sonst ist die Beziehung beendet.

Aber so wie Du schreibst, ist es Utopisch.
Ich habe auch nie die Erfahrung gemacht, dass dann ein Happy End folgt.

Als Süchtiger, der ich auch bin (ich kenne beide Seiten), kann ich nur sagen, er verachtet Dich dafür, dass Du Dich manipulieren lässt von ihm.
Ich habe keinen Respekt gehabt vor meinen Co-Abhängigen.
Man schwankt zwischen schlechten Gewissen und Aggression dem anderen gegenüber.

Er ist drauf! Er kann nicht aus seiner Haut und will konsumieren.
Alles was Du für ihn tust, tust Du für seine Sucht, und im Grunde förderst Du sein Süchtiges Verhalten noch.
Klingt jetzt paradox, aber erst wenn Du gehst, kann er sich verändern.
Und so wie es aussieht, wird es ein langer Weg, und er wird dich wahrscheinlich versuchen unter Druck zu setzen und Dich emotional zu erpressen.

Mir hat damals geholfen in Selbsthilfegruppen zu gehen.
Du bist sehr reflektiert, wie ich finde.
Du weißt im Grunde alles.

Aber hoffst auf Liebe und Geborgenheit.
Wie ein verhungernder Hund, der einen Knochen gezeigt bekommt, ihn aber nicht kriegt.
So habe ich mich gefühlt damals. Und ich kannte es von meiner Mutter (also auch ein sehr altes Gefühl, es war wie ein Sterbeprozess)

Selbsthilfe hat mir sehr geholfen.
Da kannst Du mit Gleichgesinnten reden. Und Kraft tanken für die Trennung.
Eine andere Lösung als Trennung sehe ich nicht.

Kennst Du das Buch: "Wenn Frauen zu sehr lieben"?
Ist jetzt sehr lange her, aber damals fand ich das Buch hilfreich.

Es ist schonmal gut, dass Du Therapie machst.
Du solltest an Dich denken.
Kannst Du woanders hin?
Mal weg aus der Wohnung?
Woanders unterkommen?
Urlaub machen?
In eine Klinik vielleicht?

Ich denke auch ein räumlicher Abstand ist hilfreich.

Und ja, das tut verdammt weh!

Aber Du hilft ihm nicht, im Gegeneil, Du schadest ihm.
Und er schadet Dir.

Wenn er mal nüchtern werden sollte, wird er sich wahrscheinlich in Grund und Boden schämen.

Du kannst nur Dich retten.

Muss jetzt gleich los, aber schaue später gerne nochmal rein ;)

Dir wünsche ich viel Kraft und Menschen die Dich auffangen können.
bis dann, hoffe ich habe jetzt nicht blöd geschrieben...

Lieben Gruss




 
» Thread-Erstellerin «
Abwesende Träumerin

dabei seit 2019
42 Forenbeiträge

  Geschrieben: 20.08.19 12:06
Hallo gugu,

auch dir vielen Dank für deine Antwort, die mir zugegebenermaßen wirklich Tränen in die Augen getrieben hat.

Ich denke nicht, dass ich eine Boderline-Störung habe, das war eher auf ihn bezogen.

Er ist leider nicht bereit, sich auf irgendetwas einzulassen, was mit Entwöhnung zu tun hat. Er sieht da keinen Bedarf, hält sich nicht für süchtig. Auch die Probleme, die andauernd entstehen, dafür macht er einzig und allein mein Verhalten verantwortlich. In letzter Zeit habe ich ihn oft auf seinen erhöhten Konsum angesprochen, aber er weicht aus. Vor ein paar Wochen hatte ich mal etwas Zugang, da hatte er zugegeben, dass er mehr konsumiert, als üblich und zurücktreten muss. Aber natürlich nichts geändert...

Erst letzte Woche hab ich mit ihm gesprochen und auch gesagt, dass ich eine Beziehung so auf Dauer einfach nicht tragen kann, er meinte dann, dass er aber gar nicht aufhören möchte, zu ziehen. Wenn ich den Eindruck hätte, das Zeug wäre ihm wichtiger, als ich, dann wisse ich ja, was ich zu tun hätte...
In einer Paartherapie waren wir bereits, wenn auch nur kurze Zeit, zusammen. Das war sogar seine Idee, ich kümmerte mich dann um die Organisation. Das hat auch ganz gut funktioniert, bis halt wieder ein Eskalationsmoment kam und er einfach nicht zum Termin auftauchte. Ich saß da tränenüberströmt rum, 5 Tage vorher waren wir noch gemeinsam da gewesen, ich war einfach völlig fassungslos. Als es sich wieder "eingependelt" hatte, fragte ich ihn, was aus unserer Abmachung wurde, immer, also wirklich IMMER an diesen Terminen teilzunehmen. Naja ich hätte es wegen meines Verhaltens nicht anders verdient gehabt, als dass er mich mit Nichterscheinen bestraft. Und es hätte auch alles keinen Sinn mit mir, diese Therapie, meine Einzeltherapie, nichts würde etwas bringen, er beobachte das ja schon die ganze Zeit...
Der Paartherapeut, bei dem ich dann noch zweimal allein zur Sitzung war, sagte mir ganz direkt, dass ihm von Beginn an auffiel, dass er nonstop nur versucht, jegliche Probleme auf mich abzuwälzen. Mal auf verständnisvolle Art und Weise wegen meiner Geschichte, manchmal vorwurfsvoll. Aber halt grundsätzlich immer ich. Und, dass er ihn für schwer krank hält, was seine Psyche und Drogenkonsum angeht. Nochmal mit hin gegangen ist er natürlich nicht und das Thema hat sich für ihn auch vollständig erledigt. Und auch da habe ich meine Grenzen wieder überschritten. Anfangs ists echt gut gelaufen, wir hatten binnen kurzer Zeit gute Lösungswege erarbeitet und auch umgesetzt, das hat mir wirklich Hoffnung gegeben. Aber mein Standpunkt war auch: "wenn er das aufgibt, muss ich auch ihn aufgeben, das war die letzte Chance". Und was hab ich gemacht? Nichts...

Letzte Woche dann hatte ich an einem Abend mal richtig gut Zugang zu ihm und das auch intensiv genutzt. Ein Thema war u. A., ob er nicht mal eine Auszeit mit "therapeutischer Begleitung" in Betracht ziehen würde. Doch, da hätte er sogar drüber nachgedacht, er sei sogar dabei, sich über mögliche Angebote zu informieren und tralli, tralla. Natürlich ist nichts konkret und, meiner Meinung nach, wird's das auch nie werden. Erfahrungsgemäß ist das immer ein guter Weg (wie er meint), aus der Sache schnell und unbeschadet raus zu kommen, ohne, dass man ihm weiter auf den Keks geht damit. Mal abgesehen davon, das hab ich ihm auch gesagt, dass ihn eine "normale" Psychosomatische Klinik als Suchtpatient gar nicht aufnimmt bzw. raus wirft, wenn er den Konsum anfänglich verschweigt. Auch da hatte ich natürlich mal wieder unrecht und keine Ahnung.

Ich glaube dir, wenn du das schreibst. Sein schlechtes Gewissen äußert er nicht, ich denke nicht, dass es überhaupt vorhanden ist. Er entschuldigt sich äußerst selten für miese Aktionen seinerseits. Warum auch? Meistens bin ich ja Schuld...seiner Meinung nach...und habs verdient.

Wo finde ich denn Selbsthilfegruppen zu solchen Themen? Wo hast du deine denn gefunden?

Danke dir. Das sagt mir auch jeder Therapeut. Nur hilft es mir nicht, weil ich mir selbst nicht helfen kann.

Und ja, genau das ist, was ich am meisten möchte und wovon ich am wenigsten bekomme. Auch familiär war das früher schon immer so. Zuneigung musste erarbeitet werden und kam nur in ganz geringen Dosen. Und kaum hatte ich was falsch gemacht, wurde mir alles entzogen, was mir irgendwie gut getan hätte. Das ist ein Muster, auch das weiß ich, ich bin so getriggert und so "funktioniere" ich halt auch. Schlimm die Erkenntnis, wenn man irgendwann feststellt, was für ein Roboter man eigentlich schon immer war. Auch dein Vergleich mit dem Hund - du triffst den Nagel mehr als auf den Kopf!

Nein, das Buch kenne ich nicht. Ich ziehe aber in Betracht, es zu lesen. Aktuell informiere ich mich wie eine Wahnsinnige in Foren und sauge alles auf, wie ein Schwamm. Ist halt auch wieder meine Flucht vor mir selbst, Informationen über alles mögliche tanken, nur nicht mit mir selbst kommunizieren.

Wir wohnen nicht gemeinsam, aber sehr nah beieinander. Jobtechnisch ist grade weder Urlaub, noch Klinikaufenthalt drin, aus verschiedensten Gründen, die ich hier nicht weiter erläutern mag. Sollte es so weiter- und mit mir weiter bergab gehen, werde ich aber spätestens zum Jahreswechsel einen Klinikaufenthalt in Erwägung ziehen. Vielleicht aber dann eher in der Krisenintervention, als psychosomatisch - hatte vor 10 Jahren schonmal einen solchen Aufenthalt und leider feststellen müssen, dass der mich kein Stück weiter führte.

Wie geht es dir heute mit den Menschen, die "deine" Co-Abhängigen waren?
Wann kam der Punkt, als sie sich von dir distanzierten?
Irgendwie würd ich mir immer wünschen, es täte ihm wenigstens leid, was er da tut, aber er hat ja gar kein Bewusstsein mehr dafür, dass er mich schädigt mit allem. Und klar, ich unterstütze es ja irgendwo auch, indem ich immer und immer wieder toleriere und aushalte, du hast vollkommen Recht.

Es ist einfach so unheimlich gestört. Auf der anderen Seite tut er mir oft so wahnsinnig gut, versteht mich wortlos, ist mein Seelenverwandter und mein bester Freund. Es ist wirklich so schmerzhaft, ich kann es kaum in Worte fassen.

Vielen Dank. Das mit den Menschen ist grade nicht ganz so einfach. Allein wegen meiner Trauer haben sich doch einige abgewandt, weil sie einfach auch mit dem Thema nicht zurecht kamen, viel ist nicht mehr übrig und die kann ich ja auch nicht andauernd nur belasten.

Nein, nichts war blöd geschrieben. Ganz im Gegenteil. Ich danke dir dafür.


 
Abwesender Träumer



dabei seit 2019
11 Forenbeiträge

  Geschrieben: 20.08.19 12:23
Hallo Hilfesuchend,

Zunächst muss ich dir sagen, dass ich es sehr schwierig finde über eine unbekannte Beziehung im Internet Vermutungen anzustellen.
Eine Entscheidung für oder gegen die Beziehung muss immer aus deinem tiefen Inneren kommen und sollte so wenig wie möglich durch Aussagen von letztlich Fremden beeinflusst sein.

Daher will ich nur auf eine Aussage eingehen, die du über dich selber triffst:
So schreibst du, dass du kein Selbstwert und Selbstschutz hast.
Ich denke, dass die Hilfesuche hier im Forum und die Zeit, die du dir genommen hast, um deine Situation ausführlich zu beschreiben von einem doch deutlich vorhandenen Selbstwert zeugt.
Da unser Selbstbild viel davon abhängt, wie unser Umfeld uns behandelt, ist es gut möglich, dass das negative und beschuldige Verhalten dir gegenüber dein Selbstbildn verzerrt.

Umgebe dich mit den Menschen, die dich um deiner selbst wertschätzen und du wirst mehr Selbstwert verspüren.

Da du von einem intakten Freundeskreis sprichst, würde ich dir raten dich deinem/deiner intimsten Freund/in anzuvertrauen, damit du einen Fluchtpunkt hast, wenn doch alles überhand nehmen sollte. Hierbei würde ich so wenig Rat wie möglich erfragen, damit du dein weiteres Vorgehen unabhängig von der Meinung anderer gestalten kannst.

Dabei sollte es auch nur um deine Situation gehen, denn gerade wenn Drogen im Spiel sind, ist dass für die "Normalgesellschafft" eine tolle Ausrede für alle Probleme. Für mich hört es sich so an als wenn auch dein Freund zur Zeit nicht wirklich zufrieden mit eurer Beziehung ist, sonst würde er in seiner schlechten Laune andere Dinge ankotzen.
Daher sollte auch bei einem Gespräch mit deinem Freund jeglicher Konsum im Hintergrund stehen, lass die Drogen seine Sache sein - hier geht es um euer Verhalten in der Beziehung.

Hier sehe ich einen sehr hohen Selbstschutz bei dir, da du der entschiedenen Konfrontation mit ihm ausweichst.

Ich sehe dich entsprechend als eine Frau MIT Selbstwert, die ihr Selbst schon lange vor einer möglicherweise unangenehmen Wahrheit schützt.

Ich wünsche dir sehr, dass du deinen Weg und bald den Mut für die ersten Schritte findest.

Alles Gute
Mary




 
» Thread-Erstellerin «
Abwesende Träumerin

dabei seit 2019
42 Forenbeiträge

  Geschrieben: 20.08.19 13:21
zuletzt geändert: 20.08.19 14:29 durch Hilfesuchend (insgesamt 2 mal geändert)
Hallo Maryoh,

vielen Dank für deine Nachricht.

Ja, so tief aus meinem Inneren kommt die Entscheidung leider nicht, weil ich, wie berichtet, keine Verbindung zu meinem tiefsten Inneren habe. Das ist MEIN Schaden, offensichtlich passt der optimal zu seinem...leider.

Meinem Freundeskreis bzw. einzelnen, besonders vertrauten Menschen hab ich mich bereits ausführlich anvertraut. Nur verlieren die so langsam den Glauben an mich - und ihre Geduld. Es dreht sich halt doch alles im Kreis, ich schaff es nicht, ihn zu durchbrechen und niemand hat mehr Verständnis dafür, dass ich weiter bleibe. Nicht nur bleibe. Kämpfe, wie eine Löwin. Ich nehme mich die meiste Zeit tatsächlich bereits sehr zurück, weil es keine anderen Themen mehr gibt, ich bin so belastet von dem allen, dass ich oft auch gar nicht aufnahmefähig bin.

Er hat in seinen "Phasen" kaum mit anderen Leuten zu tun außer mir. In den Gesprächen, die wir führen, trenne ich die Themen Verhalten gegenüber einander und Drogen immer. Ich versuche auch, nicht vorwurfsvoll oder beschuldigend zu formulieren.

Was meinst du mit der "entschiedenen Konfrontation"? Wenn ich Zugang zu ihm habe, das ist leider nicht immer der Fall, gehe ich keinem Gespräch aus dem Weg. Ganz im Gegenteil.

Wenn wir uns gerade in einer seiner "guten Phasen" befinden, harmonieren wir sehr gut miteinander und führen tatsächlich eine sehr liebevolle und ausgeglichene Beziehung miteinander. Warum ich das trotzdem alles in Zusammenhang bringe? Ich habe eine ganze Zeitlang dokumentiert. D. h. wenn es zu einem Vorfall, einer Eskalation kam, habe ich deren Verlauf auch festgehalten. Inklusive Konsumverhalten. Und es ist, das steht fest, einfach ein Muster. Sicher verbirgt sich da psychologisch betrachtet etwas, das auch ohne Drogenkonsum existiert. Aber es bricht aus ihm heraus an den Tagen, an denen er am runterkommen ist.

Ich habe auch so viele Fragezeichen im Kopf bezüglich des Konsums. Ich hatte damit noch niemals persönliche Berührungspunkte und käme im Leben auch nicht auf die Idee, dies zu ändern. Aber ich möchte gerne wissen, ob einen das Zeug bei immer wiederkehrendem Konsum wirklich so verändert, was genau überhaupt mit einem passiert, wie es sich auf die Psyche auswirkt, ich weiß ganz einfach nichts. Aber es wäre sehr wichtig für mich, um besser verstehen zu können.

Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Ich liebe diesen Menschen mehr, als jeden anderen auf der Erde. Ich weiß, dass er mir, wenn erstmal weitere Schwellen überschritten sind, eventuell noch größeren Schaden zufügen könnte. Und trotzdem bin ich nicht in der Lage, nach mir zu schauen, ausschließlich, und mich um mich zu kümmern. Alleine schaffe ich das einfach nicht.

Im Moment bin ich wieder an dem Punkt angelangt, zu kämpfen, bis mir die Kraft ausgeht. Ich ertrage diese Ignoranz nicht, sie verletzt mich, ich verfalle in totale Panik, ihn tatsächlich zu verlieren, mache mir Vorwürfe, etwas falsch gemacht und damit alles ausgelöst zu haben. Das ist wirklich das Schmerzhafteste an allem. Nicht an ihn ran zu kommen, nicht wenigstens sprechen zu können, mir selbst überlassen zu sein. Es ist unheimlich schmerzhaft
 
Traumland-Faktotum

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  Geschrieben: 20.08.19 14:44
Hilfesuchend schrieb:
Hallo Stillermitleser,

ich danke dir für deine Antwort auf meinen Post.

Ja, ich mach mich absolut klein. Das hat nur bedingt mit ihm und seinem Verhalten mir gegenüber zu tun. Ich mach das fast mein Leben lang schon. Und das ziemlich professionell. Leider. Neu kennengelernte Menschen empfinden mich meist als sehr selbstbewusst, fröhlich, kommunikativ. Ich verhalte mich schon unbewusst so, damit ich nicht auffalle und, wenigstens vorerst, an- und aufgenommen werde. Das ist der Kindheitsschaden, den ich hab, leider hab ich das volle Ausmaß erst vor verhältnismäßig kurzer Zeit erkannt. Jetzt versuche ich andauernd, mich auf die Reise nach mir selbst zu machen, aber so einfach ist das nicht, wenn man das nach über 25 Jahren zum ersten Mal versucht. Es gibt einfach keine Verbindung zwischen meinem "inneren Kind" und meinem "erwachsenen Ich", in Krisensituationen falle ich immer wieder zurück und bin nicht in der Lage, mich selbst zu trösten. Genug der Psychologie.

Was genau meinst du mit Verwahrlosung der Seele und neuen Prioritäten?

- Problem ist, dass ich es nicht schaffe, Abstand von ihm zu nehmen. Für mich ist er das Suchtmittel, so wie für ihn, was er konsumiert. So ziemlich zumindest. Ich bin, was das angeht, einfach nicht gesund, das weiß ich auch. Nach nur kurzer Zeit der Einsicht geht es mir psychisch und körperlich so schlecht, dass ich nicht anders kann, als doch wieder Kontakt zu erkämpfen. Erkämpfen deshalb, weil im Regelfall er derjenige ist, der mich mit Ignoranz straft.

- Das heißt aber ja auch, dass er mich bewusst so behandelt, wenn er auch in der Lage ist, den Schalter bewusst umzulegen, sobald er sich in der Öffentlichkeit befindet. Sehe ich das richtig?

- Siehe oben. Mich um mich kümmern hab ich nie gelernt. Jeglicher Selbstwert oder Selbstschutz - Fehlanzeige. Ein gefundenes Fressen quasi, wenn man exakt anders herum gepolt ist. Das weiß er auch. Hab ihn mehrfach nach Eskalationen gefragt, wieso er das nur mit mir macht. Oft war seine Antwort, weil ich es zulasse...einerseits hat er Recht, natürlich, andererseits weist er damit jegliche Verantwortung für das Geschehene von sich. Wie bitte findet man denn zu sich selbst? Das ist mein Ernst...ich weiß es nicht.

- Ich weiß, dass das alles durch meine krankhafte Verlustangst vorgerufen wird. Ich fixiere mich auf ihn, er hat mich in der Hand. So traurig es mich oft stimmt, ich hab keine Familie, die mich auffängt. Dieser frühe Tod hat unser aller Leben bestimmt, aber inzwischen ist ja niemand mehr übrig. Dieses stabile Umfeld, das mich stärkt, mich stützt, hatte ich im normalen Verhältnis einfach nie. Und Freunde können dieses halt einfach nicht ersetzen.

Nein, mir geht es nicht darum, ob das ehrenwert ist oder was auch immer. Ich kann ihn auch nicht zu einem besseren, gesünderen Menschen machen oder ihn dazu bringen, Hilfe zu suchen (die er definitiv nötig hätte). Das alles weiß ich und veranlasst mich auch nicht, bei ihm zu bleiben. Ich lechze nach den "guten Zeiten" mit ihm, die das einzige zu sein scheinen, was das Leben für mich schöner erscheinen lässt. Ich suhle mich tatsächlich völlig in seiner Zuneigung und diesem Zusammengehörigkeitsgefühl, wenn dann mal halbwegs alles harmonisch ist.

Ich arbeite sehr daran, mich selbst zu finden. Dann erst kann ich mit mir arbeiten. Das klingt immer so pauschalisiert, ich weiß. Aber ich hab in den letzten Monaten durch therapeutische Unterstützung wirklich viele Erkenntnisse gewonnen. Die helfen mir erstmal nicht viel und es ist ein sehr langer Weg. Aber vielleicht bekomm ichs hin. Irgendwann.

Ich verstehe, was du meinst, in Sachen Beschwichtigungen usw. Er fordert das halt regelrecht. Er erwartet, dass man die "Schuld", das "Versagen" oder "Fehlverhalten" auf sich nimmt, er ist ja nie verantwortlich für irgendetwas. Und oft tu ich das dann völlig widerwillig, bin manchmal fassungslos meines eigenen Verhaltens gegenüber und wundere mich, wie lächerlich es oft einfach ist. Darum bitten, noch kurz liegen bleiben zu dürfen (!!!), die Bettdecke nicht richtig ausgeschüttelt zu haben (!!!), das Fenster...wie komm ich da nur jemals wieder raus?

Wie kamst du denn raus am Ende? Und wie hast du dich gefühlt?

@flobeat
Ja, das hab ich bereits. Nicht nur theoretisch, ich hab auch mit Drogenbeauftragten und Psychologen gesprochen. Aber da könnte alles mögliche passen. Von der drogeninduzierten Psychose über Borderline und der narzisstische Persönlichkeitsstörung. Vielleicht eine ungesunde Mischung aus allem. Ohne professionelle Diagnose gibt's aber auch keinen Weg da raus...Er sieht ja nicht, dass etwas mit ihm nicht stimmt und hat mich oft schon so weit, dass ich selbst zweifele, ob dem so ist oder es doch an mir liegen mag.
So oder so ists krank...Gibt's bei sowas im Allgemeinen denn Hoffnung auf Heilung? Irgendwas, was diesen Zombie wieder zu dem lieben Menschen macht, der er ohne Drogeneinfluss ist? Jetzt wirklich - wenn wir zusammen verreisen z. B. und er max. Zugriff auf Cannabis hat, existieren solche Phasen nicht. Dann gibt's keine Eskalationen. Wir haben, ausnahmslos immer, dann wirklich eine tolle, höchst qualitative Zeit zusammen.


Verwahrlosung = Kampf zwischen Gewissen und sich gehen lassen. Auf lange Sicht gewinnt unreflektiert sich gehen lassen. Wenn du mit gehst.

Schalter bewusst umlegen : Nein ! Keiner will so zu Menschen sein, aber überliebgehabe erzeugt eben sowas. Leider. Stell dir vor, wie das mit Eltern sein muss und allen sind es sich bewusst, aber kommen nicht aus den Mustern. Sowas zu durchbrechen brauch lange Arbeit, viel Geduld und Tränen und oft eine Gruppe als "Zeuge". Weil man da nicht mal eben etwas behaupten kann und dann zurücknehmen kann. Von daher ist Selbsthilfegruppe echt ein guter Tip.

Wie man zu sich findet, weiß ich auch nicht. Bin auch auf der Suche. Leider erst später angefangen. Alles bewusst werden lassen und bewusst machen soll helfen. Sprich Ernährung, Sport, Tätigkeiten, selbst Zähne putzen - womit man eben die Lebzeit verbringt. Spiritualität ist ebenfalls ein Anker (ähnlich der Therapie). Eckhard Tolle als Autor zu empfehlen.

Du kannst auch nicht von ihm Verlangen, die Verantwortung zu übernehmen, wenn du bereit bist, sie auf dich zu nehmen. Wenn du innerlich wirklich bereit bist zu gehen und ohne zitternder hoher Stimme felsenfest in die Augen schauen kannst, würde ich da ein Ultimatum setzen. Alles andere lässt dich wieder schwach, manipulierbar und verachtbar wirken - wie bereits von flo beschrieben.


Wie ich rauskam … na gut, aber es ist ein dunkles Kapitel.
Bin ja wieder zurück zu ihr. Sie noch am Fixen und Wohnung messilike, ich ins Programm. Später beide im Programm. Oft Streit, lautstark, Polizei, auch Gewalt ihrerseits, was ich durchs Beschwichtigen heruasgefordert habe. Eins führt zum Anderen. Heute verstehe ich es. Wusste da schon, dass ich später dafür zahlen werde, aber nie das Ausmaß. Viel Alkohol zum Verdrängen, sie Cannabis und nichts machen. Trotzallem hatte ich jegliche Verantwortung - auch Arbeit. Nach dem sie mich Weihnachten psychisch gefoltert hatte - hatte die Seele mit LSD und MDMA geöffnet und war praktisch wehrlos und sie sauer, dass ichs genommen hatte - wir redeten kaum noch miteinander, bin ich eben einfach wachgeblieben, als sie schlief Sachen gepackt und als ich ging, gabs noch Streit über die Straße. Das war wohl Versuch Nummer X. Hab mich da auch in der Zeit immer kleiner gemacht und iwann echt Angst gehabt, bevor es zu Ekel vor ihr wurde. Oder umgekehrt. Am Anfang war dieses kleinmachen eher ein Schauspiel, um ihr entgegenzukommen, so dachte ich jedenfalls, aber nun komme ich schwer aus der Rolle. So antrainiert ist das.

Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.


Aus heutiger Sicht kann ich verzeihen. Einmal hab ich nicht zu mir gestanden und sie wird ihr Gewissen, oder die Kinder auch noch einholen, auch wenn ich eher wünsche, dass es für die kleinen gut ausgeht. Aber es hinterließ eine absolute Persönlichkeitsveränderung! Depression - Gefühlsstumpfheit, kein Zugang mehr zu Menschen (3 Jahre alleine, fast nur zum Einkauf raus), Selbstwert auch nicht besser dadurch geworden und seit dem liegt alles brach.
Kümmere mich zwar noch um den Hund, den sie nach 8 Jahren ausgesetzt hat, aber das geht auch nicht immer. Ihn abzugeben bringe ich auch nicht übers Herz, da er dort herkommt und nur für sie, damit sie während meiner Montagezeiten nicht so alleine ist, geholt wurde. (Auch nicht richtig, aber so dachte ich eben. Hauptsache die war zufrieden … das war so nach 1,5-2 Jahren, bis dahin hatte ich eher an mich gedacht.)


Kurz: Denk an dich und triff die richtige Entscheidung.
 
» Thread-Erstellerin «
Abwesende Träumerin

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  Geschrieben: 20.08.19 15:00
Hallo Stillermitleser,

okay, verstehe. Ja das kenne ich. Nicht, dass ich dann immer alles schleifen lasse, aber ich tendiere tatsächlich dazu. So, wie ers ja in dem Moment auch tut. Ich weiß, dass er in Zeiten, in denen er mich mit Ignoranz straft, überwiegend lethargisch zu Hause rum liegt. Klar, muss ja auch erstmal wieder Reserven füllen, nach meist einer Line am Tag eine Woche lang.

Naja aber wenn er doch in der Lage ist, den Schalter für die Öffentlichkeit umzulegen, dann ist das doch durchaus möglich?

Ich wüsste jetzt nicht genau, zu welcher "Form" Selbsthilfegruppe ich überhaupt gehen sollte, um ehrlich zu sein. Hast du da Tipps?

Dieses Selbstfindungsdingens für Erwachsene funktioniert leider bei mir nicht - ebenso wenig wie autogenes Training etc. Ich "verwandele" mich ja in Krisensituationen quasi innerlich wieder zum 7jährigen Mädchen, d. h. kurz gesagt, dass mir dann auch nur das hilft, was eben einem Kind Trost bringt - Zuneigung, Aufmerksamkeit, Trost. Das, was gesunde Erwachsene ihrem eigenen kleinen Ich selbst geben können. Ich kann es nicht.

Da habt ihr schon beide Recht. Aktuell werd ich aber ja aber sowieso mit Verachtung und Ignoranz gestraft. Selbst wenn ich es wollte, ich könnte es ihm noch nicht einmal sagen...das verletzt mich am Allermeisten, um ehrlich zu sein.

Es tut mir unheimlich leid, was dir widerfahren ist. Ich glaube auch, das war alles noch eine Spur härter, als bei mir. Es gibt keine involvierten Kinder, keine gemeinsame Wohnung und ich konsumiere ja auch nichts.

Ich möchte auch gar nicht darauf hinaus, dass er ein schlechter Mensch und der Konsum an allem Schuld ist, was geschieht. Aber ich bin mir eben sicher, dass er ohne Konsum, zumindest ohne Amphetamine, ein völlig anderer Mensch und auch sehr viel reiner mit sich selbst wäre. Ist er ja auch, wenn er mal ne längere Zeitlang die Finger davon lässt. Und an diesen Menschen glaube ich sehr, den kann ich halt nicht aufgeben.

Die richtige Entscheidung wäre sicher, zu gehen. Schwer, wenn man mit sich allein nicht klar kommt, dann fühlt man sich, als hätte man sich selbst verlassen und nicht den anderen. Er schleppt noch einen Haufen anderer Probleme mit sich rum, die mich indirekt mitbelasten, von denen ich weiß, ich hätte sie nicht, gäbe es ihn nicht in meinem Leben. Ich fühl mich einfach mutterseelenallein ohne ihn. Und das ertrag ich nicht
 
Ex-Träumer
  Geschrieben: 20.08.19 15:57
hilfesuchend schrieb:
- Kann man dieses Verhalten als typisch nach häufigem Cannabis- und Speedkonsum betrachten?
- Wie ist es möglich, dass er sein Verhalten der Umgebung anpassen, d. h. in der Öffentlichkeit völlig "nomal" sein kann?


Da würde ich auch eher auf eine Persönlichkeitsstörung tippen und die anscheinend gute Steuerbarkeit lässt da nichts gutes hoffen. Du musst Dir vergegenwärtigen, dass das was Du als Chaos erlebst, durchaus Planmäßig sein kann. Menschen handeln immer Ergebnisoptimiert, d.h. sie passen ihre Handlungen dem gewünschten Ergebnis an.

Wen jetzt jemand einen Vorteil daraus zieht, jemanden schlecht zu behandeln und zu demütigen, wird er immer wieder ersuchen Situationen herzustellen, in denen er das tun kann.

Er: möchtest Du heute Nudeln oder Reis?
Du: Reis
Er: Warum zur Hölle immer Reis, gehts noch?

Nächster Tag

Er: Möchtest Du heute Nudeln oder Reis?
Du: Nudeln
Er: Warum zur Hölle immer Nuden, gehts noch?

Das Spiel kann man nicht gewinnen.

Was Du als liebenswerten Teil beschreibst, ist vielleiht nur das Zuckebrot, um Dich bei der Stange zu halten.

Da hilft nur aussteigen.
 
» Thread-Erstellerin «
Abwesende Träumerin

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  Geschrieben: 20.08.19 16:32
Hallo Thermobar,

ja, du triffst es mit deinem Beispiel schon auf den Punkt irgendwie. Das Problem ist, so lange er sich nicht in therapeutische Behandlung begibt, steht das weiter in den Sternen. Und das müsste er ja dann komplett sauber, also auch ohne Cannabiskonsum, kann mir nicht vorstellen, dass eine Diagnose des "rein" psychischen Zustands sonst überhaupt möglich ist.

Zudem unterschätze ich auch das Kiffen inzwischen nicht mehr. Das habe ich früher oft, bis ich eben selbst mal Panikattacken deluxe deswegen hatte. Ich weiß nicht, was er an Gramm raucht am Tag, aber ohne Joint verlässt er das Haus nicht, wenn er längere Zeit weg muss und zu Hause raucht er um die Arbeit herum sicher 5 Joints am Tag. Da das Thema Kiffen aber ja total legitim ist inzwischen und gesellschaftsfähig werden da offensichtliche Gefahren oft verharmlost. Nur meine Meinung.

Ich weiß es leider einfach nicht. Aber was wäre besser? Das ist wie Sodom und Gomorra...mit dem Unterschied, dass man das eine vielleicht behandeln, das andere eventuell durch Abstinenz lösen könnte.

Aber warum macht jemand so etwas wissentlich? Ich sehe die Gründe dafür einfach nicht. Wir sind wirklich lange und eng befreundet gewesen, bevor wir ein Pärchen wurden und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, ihm nichts, so gar nichts zu bedeuten.

Leider ist es in meinem Umfeld so, dass, wie es halt im Normalfall auch so ist, sich kaum jemand mit der tieferen Psychologie auseinander setzt. Warum auch? Ist anstrengend...ich bin quasi dazu gezwungen und Erkenntnisse bringen einen manchmal ja durchaus weiter und helfen im Leben.
Ich sehe es inzwischen folgendermaßen: Ich weiß bereits, dass ich ein schwer verletztes inneres Kind mit mir rumschleppe, welches mit zwischenmenschlicher Belastung kaum klar kommt und dann nichts mehr tut, als grade noch so ums Überleben zu kämpfen. Ich vermute bei ihm ähnliches, vielleicht weiß er es, vermute aber nicht. Unsere übertrieben starke Verbindung, die wir da fühlen, resultiert wohl daraus, dass unsere inneren Kinder sich unheimlich gut trösten und am Leben erhalten können - sie wissen ja jeweils, was sie brauchen, um zu "überleben". Erklär das mal einem psychisch halbwegs gesunden Menschen. Der nickt vielleicht noch freundlich, ist in Gedanken aber bereits dabei, wie er dich schnellstmöglich in therapeutische Obhut bringen könnte. Ich aber, wie viele von euch auch, die sich mit dem Thema Psyche bereits tiefer beschäftigt haben, verstehen andere angeknackste Menschen ganz anders und können ein völlig anderes Verständnis aufbringen. Und dies macht es mir schwer, mich zu lösen. Manchmal glaube ich, ich verstehe ihn besser, als mir lieb ist.

Er macht oft noch ganz andere gestörte Dinge. Die hier alle aufzuschreiben, würde den Rahmen sprengen. Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass er mich in echt miesen Phasen oft schickaniert, also andauernd dieselben Worte (z.B. meinem Namen) oder Geräusche (z. B. Schnippen vor meinem Gesicht) wiederholt, verbal völlig asozial wird, mich rumkommandiert, Befehle erteilt und es endet im Regelfall darin, dass ER ausrastet, weil ihm irgendwas reicht, genug ist oder mein Verhalten unerträglich sei.
Relativ selten und unregelmäßig gibt's dann noch Phasen, in denen er mich wirklich aufs Übelste beleidigt, absolute Gossensprache...

Kann mir irgendjemand erklären, warum ein Mensch einem anderen so etwas antut? Wird ihm irgendwann aufgehen, was er da anrichtet? Tut ihm das vielleicht irgendwann einmal leid?

Es ist unfassbar, dass Menschen wie wir ausgerechnet aneinander geraten. Ich habe mein ganzes Leben lang von fast allen Seiten gesagt bekommen, was ich alles falsch mache oder falsch an mir ist, aber so zerstört hat mich das bislang nie. Und trotzdem fehlt der Mut zu gehen, sofort, ohne Rücksicht auf Verluste. Was stimmt denn nur mit mir nicht?

Und ob ihr es glaubt, oder nicht: Ich mache mir wegen diesem Morgen z. B., von dem ich euch berichtet habe, zeitweise unheimliche Vorwürfe. Warum ich nochmal drum gebeten hab, mich einfach nur noch kurz liegen zu lassen (ich hatte aufgrund einer Veranstaltung am Vorabend eine echt kurze Nacht und musste ja sowieso schon früher raus, als eigentlich nötig). Wär ich einfach gleich aufgestanden, vielleicht wäre nichts passiert. Ja, hätte ich getan, wie er von mir verlangt hat, dann wäre nichts passiert...ich seh ja, das ist nicht gesund, aber ich weiß nicht, wie ich da nur rauskommen soll.
 
Ex-Träumer
  Geschrieben: 20.08.19 17:25
hilfesuchend schrieb:
Kann mir irgendjemand erklären, warum ein Mensch einem anderen so etwas antut? Wird ihm irgendwann aufgehen, was er da anrichtet? Tut ihm das vielleicht irgendwann einmal leid?


Viel interessanter ist doch die Frage, was eine Person dazu bringt in einer Beziehung zu bleiben, in der sie, nach eigenem Bekunden leidet.

Meine Erfahrung ist, für Menschen mit Verlustängsten, ist eine Hass-Liebe sehr verführerisch, weil der Partner immer präsent ist, auch wenn er physisch abwesend ist. Läuft es gut, denkt man an den Partner, weil er so nett gut un lieb ist, hat Schmetterlinge im Bauch. Läuft es schlecht, denkt man darüber nach was für ein Schwein der Partner/in ist was er einem angetan hat und wie verletzt man. Unterm Strich, ist man gedanklich nie allein.


Das ist jetzt kein Angriff auf Dich: Bei Frauen kommt noch hinzu, dass Sie als Opfer eines Mannes viel Aufmerksamamkeit und Zuwendung generieren können. Freunde, Psychologen beschäftigen sich mit einem und sogar wild fremde Leute aus dem Internet, machen sich Gedanken über einen und schreiben einem Ellen lange Texte. Kurz, es ist ergebnisoptimiert, es funktioniert.

Wie gesagt, kein Angriff. Wir versuchen alle irgendwie durch zu kommen.
 
Ex-Träumer



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  Geschrieben: 20.08.19 17:51
Kann er denn seine sucht nicht einfach verlagern ?
Job wechseln (der mensch braucht bestätigung)

Beziehungstechnisch bin ich überfragt. Hört sich nach problemlösungen an was eigentlich gut ist, ja?
Aber warum konsumiert er so viel? Was verdrängt er damit? Rein rhetorisch, wenn unangebracht

 
» Thread-Erstellerin «
Abwesende Träumerin

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  Geschrieben: 20.08.19 18:09
zuletzt geändert: 20.08.19 18:21 durch Hilfesuchend (insgesamt 1 mal geändert)
@ Thermobar

Das kann ich dir eigentlich tatsächlich ganz gut erklären. Liegt vielleicht daran, dass diese Erkenntnis (traurig aber wahr) erst vor Kurzem bei mir selbst so richtig hoch gepoppt ist:

Ich leide nicht ausschließlich in dieser Beziehung. Es ist, wie du schon sagtest, das Zuckerbrot-und-Peitsche-Prinzip. Wenn es harmoniert, das tut es ja zwischendurch auch noch, dann sorgt er auch dafür, dass ich mich geborgen fühlen darf, behütet, geliebt, verstanden. So, wie man es sich ja auch wünscht in einer Beziehung. Ein gesunder Mensch erkennt dann natürlich nicht nur, dass er dafür aber auch alles andere in Kauf nimmt, sondern handelt entsprechend. Dazu bin ich nicht in der Lage (und ich möchte nicht, dass das als Ausrede betrachtet wird), weil:

Als ich 7 Jahre alt war, starb mein eines Elternteil. Ich habe heute keine Erinnerung mehr an die Zeit davor und auch von der Zeit danach fehlen mir Jahre. Damals gab es bei uns einfach nur viel Leid, ich war aber ja abhängig von den mir verbliebenen Angehörigen, war ja echt noch klein. In dem besagten Alter beginnt im Normalfall dieser Selbstfindungsprozess, sprich, ein Kind nimmt sich als eigenes wahr, auch das Unabhängigkeitsprozedere (kann ohne meine Bezugspersonen nicht überleben) wird in diesem Alter angestoßen. Langsam und über die Jugend hinweg entwickelt sich das alles, wenn dieser Prozess nicht durch etwas, wie z. B. ein traumatisches Erlebnis, gestört wird. Wenn dieses, wie bei mir geschehen, nie behandelt und angegangen und der "normale Prozess" weiter angestoßen wird, bleibt da ein Schaden. Und wie groß dieser sein kann, ist mir, wie gesagt, erst seit noch nicht allzulanger Zeit so richtig bewusst. Meine diesbezügliche Entwicklung wurde in diesem Alter massiv gestört, es ging auch noch weiter. Es entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit eine Patchwork-Familie, niemand hatte Zeit, zu trauern, zu verarbeiten und ich musste mit der neuen Situation klar kommen, egal wie. Und wurde zum ausgestoßenen und ungeliebten Stiefkind. Aufmerksamkeit und Zuneigung gab es nur, wenn ich mir diese auch erarbeitet hatte und wurde mir sofort entzogen, sobald ich mich "fehlerhaft" verhalten habe. Andere waren, egal, was geschah, immer besser und toller in allem, das hörte einfach niemals auf.

Diese Abhängigkeit gegenüber meines verbliebenen Elternteiles blieb auch bestehen, wandelte sich im Laufe der Jahre in schwerste Sorge und Angst vor dessen Tod. Und nach vielen gesundheitlichen Schicksalsschlägen und wirklichen Dramen innerhalb der Stieffamilie trat dieser dann auch viel zu früh und unerwartet ein. Ich bin heute 35 Jahre alt, seit 28 Jahren ist "nichts mehr normal". Ich hab nie gelernt, zu verarbeiten, mich selbst zu trösten, ich war noch nie bei mir selbst. Mein inneres Kind und der erwachsene Mensch haben keine Verbindung zueinander, das ist quasi ein internes multiples Verhältnis, wenn man so will.

Ich hab nicht gelernt, mich um mich selbst zu kümmern. Mein Wohl mache ich immer von meiner nahestehendsten Bezugsperson abhängig und die ist inzwischen nun mein Partner. Auch scheiße für ihn, keine Frage, ich bin sicher, dass er das weiß. Und offensichtlich auch auszunutzen weiß, ob jetzt bewusst, oder nicht.

Und das bestätigt deine These: läuft es gut, muss ich mich nicht um mich selbst kümmern, dann macht es ja der andere, hegt und pflegt und umsorgt mich. Läuft es schlecht, konzentriere ich mich, egal, wie sehr ich mich dagegen sträube, vollständig auf die "Krisensituation", weil ich nicht in der Lage bin, wie ein psychisch gesunder Mensch auf mich selbst zu schauen, mich selbst zu pflegen und zu trösten und damit ja eine andere Aufgabe habe. Ich bin mit meiner eigenen Psyche, meinen Gefühlen und meiner Selbststeuerung maßlos überfordert. Aber ich habs (endlich, aber besser spät, als nie) erkannt und bin mehr als dran, daran zu arbeiten. Ich nutze mehrere Anlaufstellen, habe mindestens 2 Einzelgespräche in der Woche, aktuell nehme ich aufgrund meiner Substanzabscheu pflanzliches Antidepressiva, welches mich leider auch nicht runterbringt, diese Woche hab ich jetzt noch einen Termin bei einem Psychiater. Ich will raus aus diesem Dilemma, ich weiß, das wird lange dauern und harte Arbeit, aber ich möchte stabil werden, zu mir selbst finden. Da bin ich ihm einfach voraus, so ist das leider. Vielleicht könnte es einiges retten, wäre er auch bereit zu irgendeiner Form von Therapie.

Thermobar, ich empfinde das nicht als Angriff, gar nicht. Ich sehe mich nicht in der Opferrolle, bin ja immernoch freiwillig in dieser Beziehung. Lange Zeit war es in meinen Sitzungen tatsächlich der Fall, dass ich dort nur situationsabhängige Hilfe oder Rat erwartet hab. Aber wie gesagt, hat sich geändert. Der Fokus liegt inzwischen auf einem tiefentherapeutischen Ansatz, den ich bis vor Kurzem für unnötig hielt, weil ich ja dachte, ich wüsste genau über mich bescheid. Fail. Mir geht es auch nicht besser, wenn ich mich einfach nur ausheulen darf. Ich empfinde das auch nicht als gleichzusetzende Aufmerksamkeit oder Zuwendung.

Nein, ich möchte, und das unbedingt, zu mir selbst finden, weil ich inzwischen, wenn auch schmerzhaft, erkennen musste, dass das tatsächlich der einzige Schlüssel zum inneren Frieden ist. Dass ich mich an euch in diesem Forum wende, entspringt der Tatsache, dass ich einfach nur verstehen möchte und hier Menschen mit praktischen Erfahrungswerten aktiv sind, die mir niemand sonst bieten kann. Ich auf der Suche nach Antworten bin. Ich diesen Menschen so schätze, dass ich, wenn er schon nicht drüber sprechen kann, auf anderem Wege versuchen will, ihn und die Situation besser zu verstehen.



@Taolinitis
Das wüsste ich auch so richtig gerne und glaube mir, ich habs wirklich oft versucht, wenn ich merkte, dass ich guten Zugang hab und sich ein intensives und ehrliches Gespräch entwickeln könnte. Es gibt einen entscheidenden Punkt in seinem Leben, von dem ich weiß und über den er in guten Gesprächsmomenten auch mal spricht, der ihn rührt, belastet und der ihn völlig fertig macht: er hat aus einer früheren Beziehung eine Tochter. Das Verhältnis zur Mutter war immer schon zerrüttet, sie waren nie zusammen, das Kind eher ein Drogenunfall, wenn man so will. Ein paar Jahre lang hat das mit dem Kontakt mehr oder weniger funktioniert, die gute Frau gestaltet ihm das aber sehr schwierig. Und irgendwann hat er, das war wohl kurz vor meiner Zeit, aufgegeben. Die Mutter ist wohl vollständig durch, die waren sich in Sachen Erziehung von Beginn an nicht einig und schaffen es irgendwie nicht, auf einen Nenner zu kommen.
Inzwischen bekommt er es nicht mehr zusammen, den Kontakt vernünftig wiederherzustellen. Soviel ich weiß, hat er sie seit mind. 1,5 Jahren nicht gesehen.
Auch vermute ich irgendeine traumatische Erfahrung in der Kindheit. Dies verneint er aber, wenn man mit ihm darüber spricht. Würde aber erklären, warum er auch seine Familie meidet, Kontaktaufnahme vehement ignoriert.
Dass er noch arbeiten geht, grenzt für mich an ein Wunder. Auch dort ist er zwar nicht glücklich, aber auch hier fehlt es an Elan, etwas zu ändern. Neben mir ist das ja nur noch die einzige Konstante in seinem Leben irgendwie...
Ich weiß, dass er größere Geldprobleme hat, auch diese versucht er vor mir zu verbergen. Er läuft nonstop vor allem weg, ich muss zusehen, so lange es "nur" sein Leben betrifft.
Nur, wenn wir verreist sind, das kommt regelmäßig vor, ist er wirklich die Ruhe selbst. Ein völlig anderer Mensch. Aus seinem Umfeld gerissen tickt er einfach völlig anders und ich hab immer das Gefühl, das ist auch der springende Punkt.

 

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