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Abwesender Träumer

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13 Forenbeiträge

  Geschrieben: 21.02.22 13:23
Hallo Leute,

ich melde mich mal hier da ich eigentlich auf einem guten Wege war, hatte zwar einige Rückfälle, die ich aber relativ gut überwunden habe und wieder in die Spur gekommen bin. Zurzeit (seit einigen Wochen) habe ich allerdings vermehrt Rückfälle, die ich nicht mehr handeln kann, ich kann mich mittlerweile kaum noch aufraffen mich wieder zusammenzureißen, was zurzeit in eine Art Dauerkonsum ausartet. Sollte ich jetzt am besten die Notbremse ziehen und in eine stationäre Therapie gehen? Ich bin grad echt überfragt und ziemlich schwach und müde. Dieser ewige Kampf hat mir meine ganze Kraft geraubt.

Ich hoffe ich bekomme hier einige Denkanstöße o.ä.

Mit freundlichen Grüßen

JoeyZaZa90
 
Traumländer



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  Geschrieben: 21.02.22 16:16
Mit Alkohol habe ich glücklicherweise gar keine nennenswerten Erfahrungen. Persönlich. Natürlich sind mir viele Alkohol-Schicksale nicht verborgen geblieben.
Einer der Winner fiel mir zu Deiner Frage nach Denkanstössen ein. Er hat sich selbst eine Art Bootcamp gestaltet. Trainer und Trainierter in einer Person.
Alleine die Bewältigung der "gespaltenen" Persönlichkeit erfordert unglaublich viel vom ohnehin schon gemarterten Gehirn. Das hindert die Welle des Unwohlseins daran, unendlich gross zu werden. Denn die Kapazität unseres Gehirns ist beschränkt. Er hat also das Negative gleich einmal eingeschränkt, ihm die Luft zum Atmen begrenzt.
Und dann hat er sich gequält, bewusst gequält. Darum bootcamp ...
Was genau er gemacht hat, das entzieht sich meiner Kenntnis. Es war jedenfalls sehr viel körperliche Tätigkeit, bis zum Anschlag.
Und genau das war bezweckt - sich verausgaben und so quasi Schmerz mit Schmerz bekämpfen.
Er sagte, er habe jede Nacht geschlafen. Und die Persönlichkeitsspaltung hat er auch gut verkraftet. Sie war aber eh nur 2 (möglicherweise bis zu 3) Wochen nötig. Recht flott also. Das hat ihm niemand zugetraut nach weiss der Kuckuck wievielen kläglichen Entzugsversuchen. Darum und wegen der ungewöhnlichen Methode erinnere ich mich noch daran.
Ich habe ihn in mehreren folgenden Jahren nie wieder besoffen gesehen.
Vielleicht ein Denkanstoss ? Jedenfalls ist es als solcher gedacht. Und das nicht nur für die Superharten. Der Typ war nach aussen eher auf der weicheren Seite, keinesfalls ein "Harter".
Alles Gute !
Grüsse
 
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Abwesender Träumer

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  Geschrieben: 22.02.22 14:18
Hallo K I,

danke erstmal für deine Antwort. Meine Erfahrung, Suchtdruck mit der "Brute-Force-Methode" auszumerzen, ist die, dass der Rückfall (der m.M. vorprogrammiert ist) dann umso heftiger ausfällt. Zurzeit bin ich so enttäuscht von mir selbst, weil ich mein Ziel nicht erreiche, das ich in Selbstmitleid bade und mir ein Pils nach dem anderen reinpumpe. Am nächsten Tag gehts mir dann so scheiße, das ich diesen Zustand kaum aushalte und dann morgens direkt die nächsten Pils reinschraube damit es irgendwie erträglicher wird. Wie gesagt sind das gewisse Phasen, zurzeit geht das etwa seit 2 Wochen so, dann hab ich auch wieder 3-4 Wochen wo ich überhaupt kein Alkohol trinke und dann wieder die oben beschriebene Phase. Muss auch sagen das ich ein Ordnungs-und Strukturliebhaber bin und sobald etwas meinen Rhythmus stört (also morgens aufstehen, sauber machen, einkaufen, kochen, Karriere usw. usf.) dann verlier ich dermaßen den roten Faden in meinem Leben das ich auch vor Wut über die Maßen trinke, also nix mit entspanntes Feierabendbier...
 
Traumländer



dabei seit 2019
1.195 Forenbeiträge

  Geschrieben: 22.02.22 14:35
Wenn du Abstinenzphasen hast, könntest du vielleicht da ansetzen. Es also gar nicht erst zum Öffnen des Pils kommen zu lassen. Auch eine schwierige Übung ... Aber was ist einfach ?
Mir kommt vor, als wärest du in einer Art Sinnkrise. Kann das sein ? So etwas könnte der Auslöser für deinen Konsum sein und da müsstest du dann auch ansetzen. Beschäftigung mit Weltanschauung, Philosophie kann da Wunder wirken. Das kann ich dir versichern.
Grüsse
 
Traumland-Faktotum



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  Geschrieben: 22.02.22 14:51
K I schrieb:
Wenn du Abstinenzphasen hast, könntest du vielleicht da ansetzen. Es also gar nicht erst zum Öffnen des Pils kommen zu lassen. Auch eine schwierige Übung ... Aber was ist einfach ?


Diesen Tipp von dir, K I, halte ich für den einzig wirksamen. Die Probleme liegen klar woanders und da gilt es, anzusetzen.


Es klingt für mich im Falle von JoeyZaZa90 komplett nach dem "typischen" Teufelskreis, in den man grade durch Alkohol schnell gerät...
Man trinkt abends was, am nächsten morgen kommt die Selbstverärgerung aber schon am Abend werden exakt diese Gefühle wieder rum mit Alkohol betäubt...das geht gut und gerne eine ganze Zeit lang so, da der Alkohol schneller als andere Substanzen abgebaut wird und ist und es einem dann ja quasi "wieder gut geht", sodass man direkt wieder einen trinken kann....
Alkohol ist eine sehr sehr gefährliche Substanz, das erlebe ich immer wieder und achte seit nem dreiviertel Jahr extrem auf meinen Konsum.
~Das gefährlichste aller Rauschgifte ist der Erfolg. ~

William Franklin

Mens agitat molem !
Ex-Träumer
  Geschrieben: 22.02.22 18:00
zuletzt geändert: 22.02.22 18:16 durch ehemaliges Mitglied (insgesamt 1 mal geändert)
Wenn Du ein Bootcamp willst, da gibt es Lebensgemeinschaften im "Sucht-Selbsthilfe-Business" (ja, es lässt sich mit uns viel Geld verdienen), Lebensgemeinschaften á la Sy***n (sie haben versucht, sich als religiöse Gemeinschaft einzutragen, die hätte Church of Sy***n heißen sollen) mit diversen Scientology-Einflüssen... man "muss" es mögen oder man hasst es schlicht. Die meisten gehen innerhalb der ersten 24 Stunden, die wenigsten bleiben überhaupt 3 Monate lang. Nicht umsonst kann man dort Therapie statt Strafe "abmachen" und entsprechend viel solches Publikum ist dort auch zu Hause =)
Ich habe in einer ähnlichen Lebensgemeinschaft "gedient", was ist denn schon noch umsonst heutzutage? Immerhin war ich 7 Jahre dort clean von Alkohol, Zigaretten und allen weiteren berauschenden Substanzen, nur Kaffee gab es dort, aber wer muss den denn trinken wenn er selbst nicht möchte? Zumindest das ist einem dort freigestellt.. ^^

Ein Plus hat das ganze: Aufnahme sofort, 24 Stunden am Tag / in der Nacht. Denn manchmal 'muss es schnellgehen' bei einigen, wenn z.B. ein Gerichtstermin "droht", oder weil es die inneren Organe so wie bisher konsumierend einfach nicht mehr lange weiter mitmachen würden, wäre das doch noch eine Option. Wenn die Augen gelb werden und man immernoch nicht aufhören kann, ist das eine echte Option und kann Leben retten!

Die von der Drogenberatungsstelle haben mir davor aber entschieden davon abgeraten "Name der Lebensgemeinschaft hier NICHT einfügen" sei ein zu hartes Brot, dort "geht man nur hin, wenn alles andere erfolglos war". ;-) Viele Altjunkies haben dort ihr "Abstellgleis" gefunden und in der strengen Hierarchie haben sie sich "hochgeblieben" und "hochgepetzt" (statt geschlafen?), bis sie so ziemlich über jeden unter ihnen die volle Befehlsgewalt hatten... Wer Macht liebt... wird dort sein Paradies finden können. Entsprechend rauh geht es dort drinnen eben auch zu.

Du wirst sicher, wenn Du google lieb fragst, den Namen herausfinden, denn was ich hier beschrieben habe, werde ich mit Namen nicht benennen.
Also Vorsicht, es ist wirklich nicht für jeden etwas ;-) "Böse Zungen" behaupten, es handle sich um eine "Sekte"...(!?!)
Auch für mich war es nicht das gelbe vom Ei, langfristig bekommt man hieda als sensibler Mensch definitiv nicht nur einmal die Möglichkeit, einen "Haftschaden" zu entwickeln, ja ich weiß leider, wovon ich spreche. ^^

LG
lexxy-the-lynx
 
Abwesender Träumer



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  Geschrieben: 22.02.22 22:43
zuletzt geändert: 23.02.22 00:28 durch phoenixdrache (insgesamt 3 mal geändert)
was dir gut tun würde, wäre wahrscheinlich wie vorher schon angedeutet, ein ausstieg aus dieser ich-trink-was-und-hasse-mich-dafür-und-trink-deswegen-noch-mehr-spirale...hab auch immer dieses problem...

dieses schwarz-weiß-denken auch, wo es nur abstinenz und saufen gibt...aber wenn man verdrängte gefühle (frust, wut) oder emotionale rucksäcke aus der kindheit hat, dann lösen sich die nicht einfach auf, nur weil man beschließt zum saufen aufzuhören...es kommt zur suchtverlagerung (können auch "harmlosere" dinge sein wie kaffee, tschick, shopping, gamen, sex/porno, die liste is endlos) oder zu noch mehr unterdrückten gefühle, die sich über kurz oder lang ein ventil suchen (müssen, sonst explodiert man ja)...aber wenn man nicht suchtverlagern kann (weil man z.b. nur den alkohol als einzig für sich legitimes suchtmittel ansieht) oder sich das versagt und innerlich auf abstinenz besteht, dann baut sich druck auf...jede menge davon...und irgendwann bannt sich der seinen weg...und meist greift man dann schnell wieder zum suchtmittel seiner wahl; in deinem fall alkohol...

was also tun...? vll am besten sich den druck nehmen und eben nicht auf abstinenz zu bestehen, sondern einfach nur auf BEWUSSTES konsumieren achten...achte auf deine gefühle, auf alles was hochkommt...
hab ich jetzt lust auf ein bier...? wenn ja, warum...? ah, der chef hat mich grantig gmacht...ok...dann gönn ich mir jetzt ein entspannendes bad, leg meine lieblingsmucke auf und mach mir ein bierli dazu auf...nema problema...dann trink ichs schluck für schluck, schau, obs mir gut tut...wenn ja, dann mach i mal kurz a pause...hau mir meinen lieblingsfilm rein und wenn ich dann nachher wieder einen guster hab, dann versuch ich des bier wirklich wieder bewusst zu trinken...ohne stress...
so wirds dann erstens mal sicher nicht die menge, zu der es normalerweise kommt und zweitens hast du dir den druck genommen, nix zu trinken...am nächsten tag, rennt dein tag ur leiwand und es kann sein, dasst erst viel später oder sogar gar nicht einen guster auf ein bier bekommst (konsumtagebuch wirkt hier auch wahre wunder!)...

und vielleicht zwischen möglichst viel verschiedenen substanzen alternieren (natürlich nicht wahllos irgendwas, sondern ein guter mix für einen); das nimmt den druck von der einen substanz...wemmas bewusst macht, dann klappts...aber vorsicht; unbewusstes konsumieren kann hier auch zur polytoxikomanie führen, nur dass das hier auch gleich dazu gesagt wurde... ;)

und durch das bewusstmachen deiner hochkommenden gefühle und gedanken, kannst du auch eher was an verhaltensmustern ändern oder im alltag viel früher deiner gefühle gewahr werden und sie rauslassen...irgendwann kommt man dann unweigerlich auch zu den wurzeln dieser gefühle, meistens in kindheit oder jugend...dann liegts dann an dir, da weiterzugehen und auf viel schmerz zu treffen, aber gleichzeitig die chance zu haben, wirklich alles aufzuarbeiten und dich dann vollends auf das leben im hier und jetzt zu konzentrieren...baggage free...
und da ham dann die substanzdämonen sicher ka leiberl mehr bei dir... ;)

hoff, diese random assoziationen bringen dich a bißl weiter...
much love...
kopf aus, herz auf...
Traumländer



dabei seit 2017
240 Forenbeiträge

  Geschrieben: 24.02.22 14:10
JoeyZaZa90 schrieb:
Sollte ich jetzt am besten die Notbremse ziehen und in eine stationäre Therapie gehen? Ich bin grad echt überfragt und ziemlich schwach und müde. Dieser ewige Kampf hat mir meine ganze Kraft geraubt.

Hey Joey,
ich denke, dass die einzige nachhaltige Lösung eines Suchtproblems darin liegt an die Ursachen ranzugehen. Denn wenn man die nicht knackt wird einen das Problem vermutlich niemals loslassen.
Alkohol ist eine klassische Substanz um Schmerzen zu lindern – nicht nur äußere sondern vor allem innere. Wenn der "innere Rucksack" (wie hier schon angesprochen) zu voll ist kann niemand das ohne "Hilfe" aushalten. Dummerweise wird die Hilfe Alkohol dann irgendwann selbst zum Problem.

Ich kann nur jedem empfehlen, der in einem solchen Teufelskreis gefangen ist, sich professionelle Hilfe zu suchen und eine Psychoanalyse zu machen. Wichtig sind meiner Erfahrung nach nur zwei Dinge: 1. Man braucht den zu einem selbst passenden Therapeuten (dabei kann es sein, dass man 3-4 ausprobieren muss, bis es passt) und 2. sollte es eine Psycho-ANALYSE sein, keine -THERAPIE (die Therapie hilft Menschen im Alltag besser klarzukommen – die -Analyse geht an die Ursachen ran).

Eine Psychoanalyse bietet einem Zeit und Raum für einen selbst um in die innere Werkstatt zu gehen. Die meisten Menschen haben sehr viel psychologischen Ballast der ihnen von anderen auferlegt wurde (kenne ich selber gut). Um sich durch diese Schichten zu arbeiten und den Müll Stück für Stück zu verklappen benötigt man Zeit und Raum (das ist nämlich durchaus anstrengend und manchmal langwierig). Aber wenn man bereit ist diesen Weg zu gehen entscheidet man sich für sich selbst und kann dadurch nicht nur die Ursachen der Sucht erkennen und dann heilen sondern sein gesamtes Leben auf eine neue, eigenverantwortliche und damit selbstbestimmte Basis stellen.
 
Traumländerin



dabei seit 2013
182 Forenbeiträge

  Geschrieben: 25.02.22 16:43
Möchte ich dick und fett unterstreichen.
 
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Abwesender Träumer

dabei seit 2020
13 Forenbeiträge

  Geschrieben: 02.03.22 10:47
K I schrieb:
Wenn du Abstinenzphasen hast, könntest du vielleicht da ansetzen. Es also gar nicht erst zum Öffnen des Pils kommen zu lassen. Auch eine schwierige Übung ... Aber was ist einfach ?
Mir kommt vor, als wärest du in einer Art Sinnkrise. Kann das sein ? So etwas könnte der Auslöser für deinen Konsum sein und da müsstest du dann auch ansetzen. Beschäftigung mit Weltanschauung, Philosophie kann da Wunder wirken. Das kann ich dir versichern.
Grüsse


Ich melde mich mal wieder zu Wort. Ersteinmal Entschuldigung für die relativ späte Rückmeldung aber ich versuche mal eine Antwort auf eure Statements zu geben.
Bin jetzt seit 8 Tagen Alkfrei, habe in der Zeit pro Tag auch nur etwa 3 -5 Kaffee und genauso viele Zigaretten geraucht, also soweit sogut. Wenn ich dieses Niveau konstant halten kann, dann wäre ich auch zufrieden.
Muss sagen, dass die letzten Tage schwieriger auszuhalten waren als gedacht, womöglich weil der Ukraine Konflikt mich zusätzlich triggert. Konnte aufgrund der inneren Anspannung vorher auch keinen Text formulieren. Der innere Druck etwas zu Trinken ist derzeit extrem hoch, stehe im Grunde genommen auch vor einem Heulkrampf aber es will irgendwie nicht rauskommen. Hab jetzt auch eine leise Ahnung wieso ich auf ein Schlag so viel trinke, und zwar ist es so (wie ich an mir beobachtet habe) das ich in einem ständigen Modus des „gleich muss ich weinen“ bin wodurch ich diesen sogenannten Klotz im Hals habe, dieser löst sich aber im Laufe des Tages auf und ich bekomme dann ein Gefühl der Leere im Hals, so eine Art Vakuum, wenn ich mir dann ein Bier aufmache dann mache ich eine extreme Druckbetankung weil ich sprichwörtlich den Hals nicht vollbekomme.

@ K I: In einer Sinnkrise befinde ich mich gefühlt nicht. Beschäftigung mit Weltanschauung kommt für mich auch nicht in Frage, habe in meinem Leben bereits eine extreme Cannabis – Phase hinter mir, wo ich genau das gemacht habe. Hab dann zum Ende meiner Cannabis Phase eine Psychose entwickelt mit Panikattacken (Fahrten ins KH, Aufenthalten im KH) hinter mit, obgleich auch schon 4 Jahre her. Sowas würde mich wieder triggern, brauche seit Jahren klare Strukturen damit ich klar komme.

Fjoozel schrieb:
K I schrieb:
Wenn du Abstinenzphasen hast, könntest du vielleicht da ansetzen. Es also gar nicht erst zum Öffnen des Pils kommen zu lassen. Auch eine schwierige Übung ... Aber was ist einfach ?


Diesen Tipp von dir, K I, halte ich für den einzig wirksamen. Die Probleme liegen klar woanders und da gilt es, anzusetzen.


Es klingt für mich im Falle von JoeyZaZa90 komplett nach dem "typischen" Teufelskreis, in den man grade durch Alkohol schnell gerät...
Man trinkt abends was, am nächsten morgen kommt die Selbstverärgerung aber schon am Abend werden exakt diese Gefühle wieder rum mit Alkohol betäubt...das geht gut und gerne eine ganze Zeit lang so, da der Alkohol schneller als andere Substanzen abgebaut wird und ist und es einem dann ja quasi "wieder gut geht", sodass man direkt wieder einen trinken kann....
Alkohol ist eine sehr sehr gefährliche Substanz, das erlebe ich immer wieder und achte seit nem dreiviertel Jahr extrem auf meinen Konsum.


Diese Antwort zu schreiben ist für mich grad schwieriger als gedacht, renne vor Aufregung ständig auf Toilette und würde mir am liebsten ein genehmigen damit ich ein bisschen entspannter bin, und es ist grad mal 10 Uhr morgens...

Vielleicht sollte ich an dieser Stelle erwähnen das während meiner KH – Aufenthalte die Ärzte vermutet haben (vorläufge Diagnose) das ich eine paranoide Schizophrenie habe, kann mich zurzeit auch nicht von den Gedanken distanzieren das ich abgehört werde und mein PC infiltriert ist, Scheiße :D meint ihr das könnte es sein? Bescheuert ne, ich sollte es ja eigentlich am besten wissen...

@ Fjoozel: Deine Schilderungen zum besagten Teufelskreis treffen den Nagel auf den Kopf, steigere mich dann teilweise so hinein, stelle mir beispielsweise vor wie das Acetaldehyd meinen Körper langsam aber sicher ruiniert...

LYNX schrieb:
Wenn Du ein Bootcamp willst, da gibt es Lebensgemeinschaften im "Sucht-Selbsthilfe-Business" (ja, es lässt sich mit uns viel Geld verdienen), Lebensgemeinschaften á la Sy***n (sie haben versucht, sich als religiöse Gemeinschaft einzutragen, die hätte Church of Sy***n heißen sollen) mit diversen Scientology-Einflüssen... man "muss" es mögen oder man hasst es schlicht. Die meisten gehen innerhalb der ersten 24 Stunden, die wenigsten bleiben überhaupt 3 Monate lang. Nicht umsonst kann man dort Therapie statt Strafe "abmachen" und entsprechend viel solches Publikum ist dort auch zu Hause =)
Ich habe in einer ähnlichen Lebensgemeinschaft "gedient", was ist denn schon noch umsonst heutzutage? Immerhin war ich 7 Jahre dort clean von Alkohol, Zigaretten und allen weiteren berauschenden Substanzen, nur Kaffee gab es dort, aber wer muss den denn trinken wenn er selbst nicht möchte? Zumindest das ist einem dort freigestellt.. ^^

Ein Plus hat das ganze: Aufnahme sofort, 24 Stunden am Tag / in der Nacht. Denn manchmal 'muss es schnellgehen' bei einigen, wenn z.B. ein Gerichtstermin "droht", oder weil es die inneren Organe so wie bisher konsumierend einfach nicht mehr lange weiter mitmachen würden, wäre das doch noch eine Option. Wenn die Augen gelb werden und man immernoch nicht aufhören kann, ist das eine echte Option und kann Leben retten!

Die von der Drogenberatungsstelle haben mir davor aber entschieden davon abgeraten "Name der Lebensgemeinschaft hier NICHT einfügen" sei ein zu hartes Brot, dort "geht man nur hin, wenn alles andere erfolglos war". ;-) Viele Altjunkies haben dort ihr "Abstellgleis" gefunden und in der strengen Hierarchie haben sie sich "hochgeblieben" und "hochgepetzt" (statt geschlafen?), bis sie so ziemlich über jeden unter ihnen die volle Befehlsgewalt hatten... Wer Macht liebt... wird dort sein Paradies finden können. Entsprechend rauh geht es dort drinnen eben auch zu.

Du wirst sicher, wenn Du google lieb fragst, den Namen herausfinden, denn was ich hier beschrieben habe, werde ich mit Namen nicht benennen.
Also Vorsicht, es ist wirklich nicht für jeden etwas ;-) "Böse Zungen" behaupten, es handle sich um eine "Sekte"...(!?!)
Auch für mich war es nicht das gelbe vom Ei, langfristig bekommt man hieda als sensibler Mensch definitiv nicht nur einmal die Möglichkeit, einen "Haftschaden" zu entwickeln, ja ich weiß leider, wovon ich spreche. ^^

LG
lexxy-the-lynx


Besagte Institution ist mir durchaus ein Begriff, hab auch totale Angst vor solchen Einrichtungen, Therapien, „“Klappsen“ (sry für das Wort) etc., will einfach nicht „aufmachen“ weil ich Angst habe danach nicht mehr derselbe zu sein, sondern zu Gemüse gemacht zu werden.

phoenixdrache schrieb:
was dir gut tun würde, wäre wahrscheinlich wie vorher schon angedeutet, ein ausstieg aus dieser ich-trink-was-und-hasse-mich-dafür-und-trink-deswegen-noch-mehr-spirale...hab auch immer dieses problem...

dieses schwarz-weiß-denken auch, wo es nur abstinenz und saufen gibt...aber wenn man verdrängte gefühle (frust, wut) oder emotionale rucksäcke aus der kindheit hat, dann lösen sich die nicht einfach auf, nur weil man beschließt zum saufen aufzuhören...es kommt zur suchtverlagerung (können auch "harmlosere" dinge sein wie kaffee, tschick, shopping, gamen, sex/porno, die liste is endlos) oder zu noch mehr unterdrückten gefühle, die sich über kurz oder lang ein ventil suchen (müssen, sonst explodiert man ja)...aber wenn man nicht suchtverlagern kann (weil man z.b. nur den alkohol als einzig für sich legitimes suchtmittel ansieht) oder sich das versagt und innerlich auf abstinenz besteht, dann baut sich druck auf...jede menge davon...und irgendwann bannt sich der seinen weg...und meist greift man dann schnell wieder zum suchtmittel seiner wahl; in deinem fall alkohol...

was also tun...? vll am besten sich den druck nehmen und eben nicht auf abstinenz zu bestehen, sondern einfach nur auf BEWUSSTES konsumieren achten...achte auf deine gefühle, auf alles was hochkommt...
hab ich jetzt lust auf ein bier...? wenn ja, warum...? ah, der chef hat mich grantig gmacht...ok...dann gönn ich mir jetzt ein entspannendes bad, leg meine lieblingsmucke auf und mach mir ein bierli dazu auf...nema problema...dann trink ichs schluck für schluck, schau, obs mir gut tut...wenn ja, dann mach i mal kurz a pause...hau mir meinen lieblingsfilm rein und wenn ich dann nachher wieder einen guster hab, dann versuch ich des bier wirklich wieder bewusst zu trinken...ohne stress...
so wirds dann erstens mal sicher nicht die menge, zu der es normalerweise kommt und zweitens hast du dir den druck genommen, nix zu trinken...am nächsten tag, rennt dein tag ur leiwand und es kann sein, dasst erst viel später oder sogar gar nicht einen guster auf ein bier bekommst (konsumtagebuch wirkt hier auch wahre wunder!)...

und vielleicht zwischen möglichst viel verschiedenen substanzen alternieren (natürlich nicht wahllos irgendwas, sondern ein guter mix für einen); das nimmt den druck von der einen substanz...wemmas bewusst macht, dann klappts...aber vorsicht; unbewusstes konsumieren kann hier auch zur polytoxikomanie führen, nur dass das hier auch gleich dazu gesagt wurde... ;)

und durch das bewusstmachen deiner hochkommenden gefühle und gedanken, kannst du auch eher was an verhaltensmustern ändern oder im alltag viel früher deiner gefühle gewahr werden und sie rauslassen...irgendwann kommt man dann unweigerlich auch zu den wurzeln dieser gefühle, meistens in kindheit oder jugend...dann liegts dann an dir, da weiterzugehen und auf viel schmerz zu treffen, aber gleichzeitig die chance zu haben, wirklich alles aufzuarbeiten und dich dann vollends auf das leben im hier und jetzt zu konzentrieren...baggage free...
und da ham dann die substanzdämonen sicher ka leiberl mehr bei dir... ;)

hoff, diese random assoziationen bringen dich a bißl weiter...
much love...


@ phoenixdrache: Sorry wenn ich jetzt nicht auf alle Aspekte deines Posts eingehe, hab sie aber mental bearbeitet, nur an einer adäquaten Antwort hapert es grade, sonst würde ich diese Antwort wohl erst Monate später schreiben weil ich schon wieder alles zerdenke anstatt zu schreiben :D

Stichwort Sex/Pornos wollte ich noch was zu sagen. Und zwar macht mir das Anschauen besagten Filmmaterials gar kein Spaß mehr, ab und an muss es mal sein aber dann nur um Druck abzubauen und auch eher in Richtung autoagressiv anstatt selbstliebend. Fühle mich danach auch nicht gut, meistens muss kurz danach die ganze Bettwäche gewechselt werden und entsprechende Stellen gesäubert bzw. desinfiziert werden, hab pedantische Charakterzüge. Wenns nach mir ginge würde ich das am liebsten ganz abstellen und wie ein Roboter leben. So intim sollte das ganze jetzt aber nicht werden also back to topic.

Astronautilus schrieb:
JoeyZaZa90 schrieb:
Sollte ich jetzt am besten die Notbremse ziehen und in eine stationäre Therapie gehen? Ich bin grad echt überfragt und ziemlich schwach und müde. Dieser ewige Kampf hat mir meine ganze Kraft geraubt.

Hey Joey,
ich denke, dass die einzige nachhaltige Lösung eines Suchtproblems darin liegt an die Ursachen ranzugehen. Denn wenn man die nicht knackt wird einen das Problem vermutlich niemals loslassen.
Alkohol ist eine klassische Substanz um Schmerzen zu lindern – nicht nur äußere sondern vor allem innere. Wenn der "innere Rucksack" (wie hier schon angesprochen) zu voll ist kann niemand das ohne "Hilfe" aushalten. Dummerweise wird die Hilfe Alkohol dann irgendwann selbst zum Problem.

Ich kann nur jedem empfehlen, der in einem solchen Teufelskreis gefangen ist, sich professionelle Hilfe zu suchen und eine Psychoanalyse zu machen. Wichtig sind meiner Erfahrung nach nur zwei Dinge: 1. Man braucht den zu einem selbst passenden Therapeuten (dabei kann es sein, dass man 3-4 ausprobieren muss, bis es passt) und 2. sollte es eine Psycho-ANALYSE sein, keine -THERAPIE (die Therapie hilft Menschen im Alltag besser klarzukommen – die -Analyse geht an die Ursachen ran).

Eine Psychoanalyse bietet einem Zeit und Raum für einen selbst um in die innere Werkstatt zu gehen. Die meisten Menschen haben sehr viel psychologischen Ballast der ihnen von anderen auferlegt wurde (kenne ich selber gut). Um sich durch diese Schichten zu arbeiten und den Müll Stück für Stück zu verklappen benötigt man Zeit und Raum (das ist nämlich durchaus anstrengend und manchmal langwierig). Aber wenn man bereit ist diesen Weg zu gehen entscheidet man sich für sich selbst und kann dadurch nicht nur die Ursachen der Sucht erkennen und dann heilen sondern sein gesamtes Leben auf eine neue, eigenverantwortliche und damit selbstbestimmte Basis stellen.


@ Astronautilus: habe wie gesagt bereits ansatzweise Therapieerfahrung und leider keine guten. Das einizige was in Frage käme wäre eine Therapie bei einem niedergelassenen Arzt, Therapeuten etc. wo ich wirklich nur eine Person als Vertrauensperson habe. War bereits auf Station und das hat mich eher noch weiter runtergezogen, ich meine ich bin ja selbst Schuld, hätte ich mich bisschen im Griff gehabt dann hätte ich nicht soviel gekifft und meine eigenen vier Wände nach Hörgeräten abgeklopft...

Aber wie gesagt ist alles Jahre her, habe mit Cannabis gar keine Berührungspunkte mehr, und eigentlich trinke ich auch gerne Bier, sonst auch nix hartes, bin halt auch kein Alk-Fan aber gegen Pils habe ich nix. Kann halt kein Maß halten, finde nach 3 oder 4 Bier auch keine Befriedigung. In den Tagen in denen ich so viel Trinke denke ich öfters an die Notbremse, sprich Sachen packen und ins KH um mich vor mir selbst zu schützen, nach ein paar Tagen wenn ich dann nix trinke ist dann natürlich alles wieder gut. Würde halt gerne einen bewussten Umgang damit lernen wo ich auch abends nach einem erfolgreichen Tag mein Bier genießen kann wie es damals der Joint war.

Herzkasper schrieb:
Möchte ich dick und fett unterstreichen.


@ Herzkapser: Heute abend gibt’s zur Belohnung erstmal n lecker Bierchen weil ich es geschafft habe nach einer Woche diese Antwort zu schreiben ;)
 
Traumländer

dabei seit 2019
969 Forenbeiträge

  Geschrieben: 02.03.22 16:06
zuletzt geändert: 02.03.22 16:29 durch Andy I (insgesamt 1 mal geändert)
Mit Alkohol hatte ich vom loskommen das mit Abstand größte Problem.

Ich hab mich damit selbst belogen... erst mal 2...3 Bierchen zu trinken.
Denn waren die weg, gab es danach etwas härteres.
In meinen Spitzenzeiten mußte ich vor der Arbeit erst mal ein 1/4 Liter selbstgebrannten
mit 40-60% trinken um den Schweißbrenner ruhig halten zu können.

Die Pistole hat mir eine Frau vorgesetzt, die sagte entweder ich oder der Alk.
Heute bin ich froh , dass ich mich für Sie entschieden habe !

Ganz weg ist man meiner Meinung
wenn man Zuhause was stehen hat
und es nicht anrührt oder wenn andere trinken
und man selbst keine Lust verspürt.
Nur wenn ich heute im TV Reklame sehr wie z.B. Pilz in ein Glas
läuft, läuft einem schon das Wasser im Mund zusammen.

Nur ich weiß wenn ich heute wieder anfange bin ich wieder drauf
Status, trockener Alkoholiker !
 
Abwesender Träumer



dabei seit 2014
489 Forenbeiträge

  Geschrieben: 02.03.22 16:08
vielen dank fürs antworten, joey... :)

gönn dir heut abend ein bierchen; das hast du verdient...machs nur bewusst und genieße jeden schluck mit all deinen sinnen...es werden heut fix keine dutzenden biere werden... :)

du bist auf einem guten weg, weiter so...
viel kraft u energie dafür und vll magst ja immer wieder mal a bißl was sharen, was grad so abgeht bei dir... :)
kopf aus, herz auf...
» Thread-Ersteller «
Abwesender Träumer

dabei seit 2020
13 Forenbeiträge

  Geschrieben: 17.01.23 08:52
Jo Moin,

wollte mal fix n kleines Update bringen. Ich dachte ich könnte euch die über-Erfolgsstory liefern aber leider muss ich euch mitteilen, dass ich bisher auf keinen grünen Zweig gekommen bin, ganz im Gegenteil. Es ist viel schlechter als vorher...kann leider keinen klaren Gedanken fassen, nur mal kurz am Rande, war einige Wochen unwillentlich auf geschlossener Psychiatrie, hab mich dann da irgendwie wieder befreit. Seitdem etwas traumatisiert und dementsprechend nicht drauf klargekommen...Absturz...naja vielleicht schaff ichs mal mich für paar Stunden hinzusetzen und n richtigen Text zu verfassen, but the train doesnt stop...wenn irgendwer dieses Gefühl kennt. Achso und ich bin bis auf weiteres Arbeitsunfähig. Psychiater meinte wird gar nix mehr xD na doll... :(

achso naja wollte noch sagen das ich die meine Sachen packe und irgendwo in einer anderen Stadt einen Neuanfang wagen will (hat irgendwer Erfahrungen damit?). Hab hier (Hannover) nur noch verbrandte Erde. Hab auch gemerkt das ich mit meiner ganzen Umgebung/Umwelt überhaupt nicht zurecht komme, da herrscht ein arger Interessenskonflikt. Werde irgendwo versuchen nochmal neu - anzufangen, in einer anderen Stadt ansonsten setz ich mich irgendwo zur Ruhe. War die ganze Nacht wach und habe meine 7 Sachen gepackt. Fühle mich besoffen auch nüchterner als wenn ich nüchtern bin. Also nüchtern komm ich gar nicht klar. lol...




 
Ex-Träumer
  Geschrieben: 17.01.23 14:22
Hey joeyZaZa90,

Kann das sehr gut nachempfinden. Mir ging es vor langer Zeit ähnlich.
Wenn du die Möglichkeit hast, dann mach das!
Ein Ortswechsel kann sehr heilsam sein!
Viel Glück und Kraft dir!
 
Abwesender Träumer

dabei seit 2023
1 Forenbeiträge

  Geschrieben: 17.01.23 14:26
zuletzt geändert: 23.01.23 07:43 durch TylerMurphy (insgesamt 1 mal geändert)
JoeyZaZa90 schrieb:
Hallo Leute,

ich melde mich mal hier da ich eigentlich auf einem guten Wege war, hatte zwar einige Rückfälle, die ich aber relativ gut überwunden habe und wieder in die Spur gekommen bin. Zurzeit im Trockener Januar (seit einigen Wochen) habe ich allerdings vermehrt Rückfälle, die ich nicht mehr handeln kann, ich kann mich mittlerweile kaum noch aufraffen mich wieder zusammenzureißen, was zurzeit in eine Art Dauerkonsum ausartet. Sollte ich jetzt am besten die Notbremse ziehen und in eine stationäre Therapie gehen? Ich bin grad echt überfragt und ziemlich schwach und müde. Dieser ewige Kampf hat mir meine ganze Kraft geraubt.

Ich hoffe ich bekomme hier einige Denkanstöße o.ä.

Mit freundlichen Grüßen

JoeyZaZa90


Sie müssen innehalten und über Ihr Leben nachdenken. Es ist nicht alles so schlimm, wie es auf den ersten Blick scheint.


 

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