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Traumländer



dabei seit 2012
80 Forenbeiträge

  Geschrieben: 25.07.22 13:43
zuletzt geändert: 25.07.22 14:03 durch Stoner91 (insgesamt 1 mal geändert)
Hallo Gemeinde!

Ich muss leider etwa ausholen, sorry.
Kurz zu mir:
Ich komme aus Bayern aus nem Dorf.
Mit Vater war Alkoholiker (gestorben mit 50 an den Folgen eines Entzugssymptoms);
Außerdem sind alle meine männlichen Verwandten Alkoholiker. Bei den Frauen hält es sich in Grenzen. Auch der Rest der Dorfgemeinschaft ist böse am Trinken.

Die letzten zwei Lebensjahre mit meinem Vater waren die Hölle, er war nur noch suizidal am Sauen und war zu allen Mitmenschen wirklich böse. Damals war ich 20 - 22 Jahre alt. Meine Brüder und meine Mutter haben schnell die Flucht ergriffen.
Ich hab erkannt dass es mit ihm wohl eh nicht mehr lang geht und wollte ihm in seiner letzten Zeit beistehen, er war ja immer noch mein Vater.

Ich selbst hab zu dieser Zeit das Ganja entdeckt, und ich muss echt sagen dass ich nicht weiß ob ich diese Zeit ohne dieses überstanden hatte.

Dann, nach dem Tod meines Vaters, hab ich ne Lehre als Altenpfleger gemacht.
Der Lohn und sie Arbeitsleistung sind ein Witz, aber die Arbeit ist sehr dankbar.

Dass mach ich jetzt seit sieben Jahren. (Bin mittlerweile 30 Jahre alt).

Ich arbeite in einem schönen kleinen Heim, es war immer angenehm dort zu arbeiten. Leider ist die Bezahlung deutlich Schalter als in anderen Heimen, was zu krassem Personalwechsel führte...


Mittlerweile sind wir so unterbesetzt, dass wir für zwei Arbeiten müssen.
Was dazu geführt hat dass wir in der Arbeit zu trinken angefangen haben.

Außerdem wurde mir von meinem Ticker geraten ich solle mir doch Pep geben, dann müsse ich ch nicht so plagen.

Was ich auch für ein Jahr gemacht habe, aber dass erschien mir so korperschädiend und außerdem habe ich noch deutlich mehr getrunken als sonst sind, also hab ich dass sein lassen.

leider hab ich mir in letzter Zeit so viele (Alkohol-) Exzesse geleistet, dass ich meiner Familie und meine Kolleginnen einen Entzug schuldig bin.

Nur folgendes Problem: Von mir aus täte ich gern auf stationären Entzug gehen, ich hatte jahrelang keine Urlaub mehr und wär froh einfach Mal wegzukommen.

Gott sei Dank hab ich seit ein paar Jahren das Gärtner für mich entdeckt.
Als ich vor zwei Jahren Mal den Blinddarm entfernt bekam und mein Bruder mir hoch und heilig versprochen hat auf mein Gärtle zu schauen würde da leider nichts draus, ich dachte ich bekomm den Herzinfarkt.
Heuer bin ich großer am Start, mit Hochbeet mit Salat & Seller, dann hab ich ein Krautbeet, ein nieder Beet mit Tomaten und Salat und ein Treibhaus mit Tomaten Paprika, Gurken und Peperoni.

Ich hab so viel Herzblut reingesteckt, ich denk ich muss mich selber darum kümmern?


Also bleibt ja eigentlich nur die Ambulante Therapie in Frage richtig?

Vielen Dank schonmal,
Matthias

P.S. bitte beachtet die Umfrage nicht. ich hab nach dem Schreiben des Textes nochmal die Vorschau durchgelesen, hab dann absenden geklickt und auf einmal war sie da :D
Hab's leider nicht mit Technik.

Liebe Grüße Matthias
Drop acid, not bombs!
Traumländerin



dabei seit 2013
182 Forenbeiträge

  Geschrieben: 25.07.22 14:55
Puh. Ich kann das, glaube ich, ziemlich gut nachfühlen und plädiere für den stationären Entzug, weil der Wunsch rauszukommen sehr deutlich zu sein scheint. Jahrelang keine Auszeit nehmen zu können ist einfach extrem belastend und kann noch zu ganz anderen Problemen führen. Außerdem könnten eventuelle Krampfanfälle, Entzugsdelire und was so ein Alk-Entzug noch so Unterhaltsames mit sich bringt besser aufgefangen werden (theoretisch, ich hoffe es zumindest). Hast du denn schon mal geschaut, ob du jederzeit den stationären Entzug antreten könntest, oder müsstest du eh mit einer Wartezeit rechnen?

Bist du dir wirklich sicher, dass sich sonst niemand mehr um deinen Garten kümmern könnte? Käme es für diesen Fall in Frage ihn bis zum Ende der Saison selbst zu beackern und kein Wintergemüse zu setzen, sodass du den größten Teil noch ernten, ein wenig Wintervorbereitung schaffen und dann den Entzug antreten könntest? Vllt ließe sich das mit der Wartezeit timen, falls es eine gibt und wäre so ein Kompromiss.

Was ein bisschen riskant werden könnte ist, nach dem Entzug wieder zurück ins konsumierende und überfordernde Arbeitsumfeld zu kehren... Mit einem bloßen Entzug ist es evtl nicht getan; der Konsum scheint konkret an die unmenschlichen Arbeitsbedingungen gekoppelt zu sein und da liegt dann auch der Knackpunkt, der geändert werden müsste.

 
» Thread-Ersteller «
Traumländer



dabei seit 2012
80 Forenbeiträge

  Geschrieben: 25.07.22 15:18
Schonmal vielen Dank für Deine Antwort Herzkasper!
Wie herrlich ihr hier in deinem Forum sind muss echt Mal hervorgehoben werden.
Und ja, was des den Vorteil eines Stationären Entzugs bringt da bin ich ganz bei dir.

Zur Thematik mit dem Garten: Meine Brüder und meine Mutter scheinen sie Thematik leider nicht zu verstehen, für dir ist Gemüse etwas was man billig im Supermarkt bekommt, von Genugtuung der eigenen Ernte scheinen sie nichts zu verstehen.

Ich war am WE nach ne bösen Exzess in der Notaufnahme. Die Ärztin meinte sie würde sich persönlich nach nem stationären Platz für mich kümmern.
Ich solle heute Anrufen und dies Abklären.

Hab's nun schon dutzende Male versucht ohne durchzukommen aber dass wird schon noch werden.

Zur Thematik dass nach dem Entzug alles wieder so laufen könnte wie bisher:

Also ich werde mir auf jeden Fall ne andere Arbeitsstelle suchen, ich komm mir nur noch vor wie ein Sklave.

Meine Sorgen ist nur mein Garten, allein wie viele Stunden ich umgegraben habe, dann Samenzucht von anderen Vollen Ökofritzen
Also eigentlich mein ganzer Stolz.

Freunde und Familie können -warum auch immer - das gar nicht verstehen.

So ich veruchs jetzt nochmal im KH.

Danke für eure Aufmerksamkeit!
Drop acid, not bombs!
Traumländer



dabei seit 2019
1.195 Forenbeiträge

  Geschrieben: 25.07.22 15:43
Stoner91 schrieb:
Meine Sorgen ist nur mein Garten, allein wie viele Stunden ich umgegraben habe, dann Samenzucht von anderen Vollen Ökofritzen
Also eigentlich mein ganzer Stolz.


Also ich verstehe dich voll und ganz.
Auch ich lebe in meinem Garten für meinen Garten. Zwar ohne Gemüse, dafür aber mit einer unglaublichen Vielzahl an Tieren und Pflanzen. Es ist eine echte Belohnung, zu sehen, wie viele unterschiedliche Vogelarten es sich gut gehen lassen bei mir. Alleine von den Meisen habe ich fünf Arten hier, die kleinste heimische Taubenart brütet ein paar Meter von der grössten heimischen Taubenart. Und darüber hat ein Falke seinen Horst.
Insekten jede Menge, von Miniwespen bis zu grossen Hornissen, von winzigen Solitärbienchen bis hin zur riesigen Holzbiene. Jede Menge Schmetterlinge - ua das Wiener Nachtpfauenauge mit 16cm Flügelspannweite. Igel, Marder, Eichkätzchen, Blindschleichen, Ringelnattern, Fledermäuse etc, alles da und noch viel mehr.
Pflanzen dürfen hier wachsen. Aktuell habe ich zB einen schönen Fleck voller Disteln - 2 m hoch. Morgens sieht der Fleck aus wie ein Sternenhimmel - lauter kleine, gelbe Blüten. Tagsüber machen die zu, dafür ist dann alles voller kleiner Schneebällchen (Samen). Gemäht wird nur teilweise, es bleibt immer was stehen.
Einfach nur schön.
Mit deiner Liebe zum Garten hast du gute Karten für einen Entzug. Das kann dich aufrecht halten. Und ewig dauert so ein Entzug auch wieder nicht. Du schaffst das !
Alles erdenklich gute für dich, möge die Übung gelingen.
Grüsse
 
» Thread-Ersteller «
Traumländer



dabei seit 2012
80 Forenbeiträge

  Geschrieben: 25.07.22 16:11
zuletzt geändert: 26.07.22 11:00 durch Stoner91 (insgesamt 1 mal geändert)
Servus KI!
Oh ja, da kann ich dich ganz fühlen!

Wir haben dass große Glück einen großen Garten zu haben
Leider sind meine Brüder und meine Mutter mehr so Anhänger eines gepflegten Garten s, was mir schon immer ein Dorn im Auge war. Also bin ich losgezogen und hab die Bäume und die schon extrem Hecken geschnitten, und hab alles in einem Eck wo's nicht dort liegen lassen. Natürlich musste ich mir böse was anhören, aber ich bin immer gekommen mit ich hab das Recht auf meiner Seite. Irgendwann haben meine Brüder und meine Mutter zum Glück resigniert. Ich hab dann noch ein paar Vogelhäuschen und Wasserstellen aufgebaut. Und siehe da Schwarme voller Spatzen diverse Amseln und viele Meißen &und auch viele Grünmeisen.

Ich denke so sollte sein.

Liebe Grüße Matthias

Achja und sorry für Offtopic


Also hat sich wohl erledigt. Der nächste freie Platz ist erst im September frei.
Und hab mich für die stationäre Therapie entschieden.

Danke euch und viel Liebe!
Drop acid, not bombs!
Traumländer



dabei seit 2019
1.195 Forenbeiträge

  Geschrieben: 26.07.22 12:19
Stoner91 schrieb:
Servus KI!
Also hat sich wohl erledigt. Der nächste freie Platz ist erst im September frei.
Und hab mich für die stationäre Therapie entschieden.


Super, bravo !
Ich pass auf deinen Garten auf, solange du in der Klinik bist. Du bekommst ihn aber erst dann zurück, wenn du clean bist lol
Alles Gute ! Berichte bitte über deine Erfolge.
Grüsse
 
» Thread-Ersteller «
Traumländer



dabei seit 2012
80 Forenbeiträge

  Geschrieben: 29.07.22 18:03
zuletzt geändert: 17.01.23 18:22 durch Stoner91 (insgesamt 1 mal geändert)
Da ja erst im September ein Therapieplatz frei wird werde ich mich wohl bis dahin noch um meinen Garten kümmern können. 🙂
Aber danke fürs Angebot KI, schön dass es noch Zusammenhalt gibt ,😉

Danke dir und werde über Erfolge berichten! 😄

UPDATE:

Da ich ja K I (guter Mann!) noch ein Update "schuldig" bin, werde ich mal berichten was sich seitdem so alles passiert ist. Wird warscheinlich ein langer Text, entschuldigt bitte.

Ich hab mich Dank eurem Rat ja für stationären Entzug entschieden, der ja ab Ende September 2022 beginnen sollte.
Mitte August bekam ich dann einen Anruf vom BKH dass schon jetzt ein Platz für mich frei sei, ich solle doch bitte morgen gleich kommen. Ich war zu der Zeit freigestellt von der Arbeit wegen meiner Exzesse, und hatte auch die Tage vorher (so 4 - 5 Tage) mit dem Alkoholkonsum aufgehört, weil ich mich so geschämt habe. Dafür war ich zu der Zeit täglich auf O-DSMT und Weed (natürlich auch Tabak) und hab auch wirklich häufig diverse Psychedelika konsumiert. Ausserdem fast täglich Etizolam und Amphetaminderivate... Lag wohl daran, dass ich mir dachte "Vielleicht ist bald (nach dem Entzug) Schluß damit, ich möchte es noch auskosten.

Absolut töricht und fahrlässig, keine Frage. Nachdem Anruf dachte ich mir "Oke gut, aber morgen bist du clean, also sollte ich die letzte Nacht noch auskosten." Habs mir dann die Nacht böse gegeben (Alkohol trank ich keinen, ich wollte schon von mir aus einfach nichts mehr trinken), so bis 5:00 Uhr bin dann noch mit Hilfe des Etizolam für so vier Stunden schlafen gegangen. Nachm Aufstehen war ich seltsamerweise ziemlich fit (hab das Glück dass ich micht seit Jahren gesund ernähre und nahezu jeden Tag Sport mache, was sich körperlich extrem bemerkbar macht).

Hab dann meinen Koffer gepackt und mich ins BKH fahren lassen. Angst vor dem anstehendem Entzug hatte ich seltsamerweise kaum. Dachte mir eher "Was mich da wohl erwartet? Und herrlich endlich mal von den Substanzen los zu kommen."

Leider hatte ich wohl ein falsches Mindset, den ich wollte eigentlich nur mit dem Alkohol aufhören, da ich dachte, dass nur dieser mir Probleme mache. Bei den anderen Substanzen hatte ich nie ein Problem, was Gesundheit angeht oder wenn die Substanz mal ausging.

Das Haus im BKH, dass sich um die Süchtigen kümmert hatte drei Stationen, eine geschlossene (wobei die auch zum Rauchen rausdurften) und zwei offene Stationen (von den zwei offenen Stationen war eine nicht in Betrieb wegen Personalmangel). Ich musste erstmal eine Urin- und Blutprobe abgeben. Da ich nicht nüchtern ankam musste ich erstmal auf die Geschlossene. Dort war gerade ein Corana Ausbruch, die Station wurde aufgeteilt, die große Mehrheit war positiv, also im Quarantäne Bereich der Station. Mein PCR-Test war negativ, also bin ich auf den nicht-Quarantäne-Bereich der Station gekommen. Dort waren so 20 freie Betten, und ich war dort mit nur zwei Mitpatienten. Ausgang gab es keinen (wegen Corona). Meine zwei Patienten waren beide wegen Alkohol da, und deutlich fertiger als ich, die haben nur geschlafen. Ich kam vormittags an, hab dann ein Buch gelesen und hab mich eindam gefühlt. Die erste Nacht hab ich kaum geschlafen, lag wohl am Entzug und einer der Mitpatienten hat böse geschnarcht.

Medikamente ham sie mir an diesem Tag nicht gegeben (war wohl ein Fehler des Personals). Am nächsten Tag schaute ich vormittags aus dem vergittertem Fenster, draussen schien die Sonne und vor dem Haus waren Bänke, wo die Patienten der offenen Station saßen, rauchten, sich unterhielten und lachten. Das depremierte mich natürlich. Zum Glück stand kurz darauf die Arzt-Visite an. Ich schilderte was ich fühlte und die Ärztin meinte dann "Gut, es spricht nichts dagegen sie auf die offene Station zu verlegen. Könnte aber so an die drei Tage dauern bis ein Platz frei wird." Ich konnte mein Glück kaum fassen. Und ich hatte richtig Glück: Nach nur einer Stunde wurde ich auf die offene Station verlegt. Dort gab es kein Corona, die Station war normal belegt.

Ich komm aus nem Dorf in Bayern, und schon als ich nur gekifft habe wurde ich von der Dorfgemeinschaft, die auch alle hart am Saufen sind, verstoßen. Welch traurige Doppelmoral... Also wurde ich eher zu einem Außenseiter. In der Arbeit hab ich aber gemerkt, dass ich von den Bewohnern, den Angehörigen und den Kollegen wirklich gemocht wurde, man beschrieb mich immer als sehr sympatisch.

Nun gut, bin mal gespannt was für Mitpatienten mich dort erwarten und wie ich denn so bei ihnen ankomme dachte ich mir. Erstmal fiel mir auf dass sich die Mitpatienten in zwei Lager aufgeteilt haben: Die Alkoholiker und die Medikamenten-/illegale Drogensüchtigen. Wobei diese zwei Gruppen auch echt vorurteilsfrei miteinander agiert haben. Die Alkoholiker sagten oft so Sachen wie "heftig was ich hier für einen Kurs in Sachen illegaler Drogen und Medikamente bekommen habe, aber irgendwie hoch interessant". Meine Mitpatienten meinten oft so "Du bist bestimmt wegen Cannabis hier, richtig?" wegen meiner langen Haare. Darauf ich immer: "Nein, wegen Alkohol. Aber ich habt natürlich recht, am kiffen bin ich schon, aber damit hatte ich bis jetzt keine Probleme, ausser juristischen." Ich hab mich also selbst zum "Team" Alkoholiker gezählt, wobei dem anderem "Team" klar war, dass aufgrund meines Wissens über Medikamente/ illegale Drogen ich wohl eher in ihr Lager gehöre. Zum Sozialen dort: Wir waren eine bunt durchgemischte Truppe, manche Anfang 20, was mich irgendwie erschrocken hat. Mit Anfang zwanzig wär ich niemals auf Therapie gegangen, aber ich hab damals auch eigentlich "nur" gekifft. Dann ein Teil in meinem Alter so von 30 - 40, überwiegend Alkoholiker. Ich bin zum Beispeiel Borussia Dortmund Fan, hab das Logo auch auf dem Unterarm tätowiert. Öfters musste ich mir von FC Bayern Fans aus dieser Gruppe anhören "was stimmt den mit dir nicht?!" doch nach spätestens drei Tagen habe ich schon gespührt dass ich selbst zu diesen schon ne wirkliche Freundschaft aufgebaut habe. Ich persönlich finde das Thema übrigends ziemlich lächerlich, aber eineige Bayern Fans scheinen das sehr Ernst zu nehmen wie ich jetzt schon öfter feststellen musste. Dann gab es noch die Gruppe der "Älteren", wieder hauptsächlich Alkoholiker. Die Grenzen der letzten zwei genannten Gruppen waren fließend - wie in der Gesellschaft - wir sind ja schließlich alle erwachsen. Wobei die erstgenannten, die Jungen sich schon ein wenig abgekapselt haben. Ich mit meinen damals 30 Jahren hatte es gut, ich hatte zu allen ALtergruppen einen guten Draht. Im Allgemeinen muss ich sagen dass sich die Patienten eher in zwei Lager aufgeteilt haben: die Introvertierten und die Extrovertierten. Bis dahin hätte ich mich selbst eher als introvertiert bezeichnet, da ich aber schnell vollkommen bei den Extrovertierten war, war meine Denkweise diesbezüglich wohl falsch.

Das Coole war, wir, die Extrovertierten waren schnell eine Clique, Freundschaften die bis heute andauern und wohl noch länger bestehen bleiben. und was ich richtig stark fand: Wir haben auch immer versucht die Introvertierten mit ins Boot zum holen, was auch öfter geklappt hat. Ich war stolz auf meine "Gang". Neuankömmlinge konnten kaum fassen wie sozial es bei uns zugeht.

Aber wieder zurück zum Thema: Auch am Zweiten Tag bekam ich keinerlei Medikamente. Da eigentlich alle Medikamente bekamen, war ich doch sehr verwundert, aber natürlich auch froh. Entzügig war ich nicht, vielleicht ein wenig psychisch, aber ich hatte eher mehr Sorge vor sozialer Ablehnung. Die Schwestern und Pfleger meinten natürlich "Richtig heftig was wir in deiner Urin- bzw Blutprobe so alles gefunden haben, wie bist du den unterwegs?!" Ich nur: "Ja ich weiß, aber ich bin nichtmal wirklich entzügig, Gott sei Dank." Am zweiten Tag meinte die Nachtschwester dann "Bekommen sie keine Medikamente? Hier ist ja gar nichts eingetragen..." Worauf ich verneinte. Sie meinte dann, dass das wohl ein Fehler sei und sie den Stationsarzt informieren müsse. Ausserdem meinte sie, dass sie hohe Benzo-Werte in meinem Blut gefunden hätten und sie deshalb darauf bestand mir Diazepam zu geben, weil sie Angst hätte ich könnte einen Krampfanfall bekommen. Das hab ich natürlich dankend angenommen.

Am nächsten Tag stellte sich heraus dass die wirklich meine Medikamente vergessen haben. Fortan bekam ich täglich Früh und Spät eine Vitamintablette, einen "nicht-Benzo" Krampfschutz sowie Diazepam. Nach wenigen Tagen bekam ich das Diazepam nur noch einmal am Tag und es wurde auch relativ schnell ausgeschlichen, so dass ich nach eineinhalb Wochen ohne Diazepam war. Ich durfte mir auch frei aussuchen wann ich es denn haben wollte - ich nahm es immer zur Nacht. Leider hatte ich auch auf der Station einen Zimmerkollegen der am Schnarchen war, ich konnte kaum schlafen^^, auch mit Diazepam.

Zur Tagesgestaltung: Ich bin passionierter Mountainbiker, ich fahre Enduro, Downhill- aber auch ein Gravelbike. Der Stationarzt fragte mich am ersten Tag auf der Station was für Therapien ich denn machen wolle, und ich natürlich: "Sport!"

Mein erster Wochenplan war noch recht spärlich, da langweile ich mich ja, dachte ich. Zum Glück durfte man auch Therapien mitmachen bei denen man nicht eingetragen war, man musste nur lieb die Schwester fragen.

Der Tag sah dann so aus: 6.00 Uhr aufstehen, frisch machen, Frühstück, "Nordig Walking im Stadtpark, wobei ich da stets mit mindestens einem Kollege am Joggen nicht am Walken war, für so ne Stunde. Dann Vormittags Therapie, meist Sport, sowas wie Muskelaubau oder Gymnastik, dann Mittagessen, dann Therapie, wieder meist Sport bis so 16.00 Uhr. Dann sind wir entweder vor dem Haus auf den Raucherbänken abgehangen und haben geraucht & geratscht, oder wir sind (anfangs unerlaubterweise) in die Stadt zum Essen oder Shoppen. Um 18.00 Uhr gab es Abendessen, danach wieder raus zum Rauchen und reden bis um 22.00 Uhr. Da mussten dann alle auf der Station sein. Bis um 00:00 Uhr waren wir dann noch im Gruppenraum und haben jeden Abend Karten- oder Gesellschaftspiele gespielt. Es war echt toll.
Mitpatienten, die entlassen werden sollten, wollten nicht heimgehen, weil es ihnen so sehr gefallen hat.

Zu den Ärzten: Wir hatten regelmäßig Geprächen mit Ärzten und mit Psychologen. Ich sagte immer "Ich will wenn ich wieder daheim bin nur noch ein wenig Weed rauchen, so 3,5 g die Woche und weiterhin Psychedlika nehmen, alle paar Monate." Die Hälfte der Ärzte/ Psychologen meinten "Ja mach das, das geht in Ordnung", die andere Hälfte meinte "Lass auch das Cannabis weg!". Nur ein einzelner Arzt sprach sich gegen die Psychedelika aus.

Nach zwei einhalb Wochen wurde ich entlassen (was wohl am Bettenmangel lag). Ich hab mich an das gehalten was ich mit den Ärzten besprochen habe. Leider reichen die 3,5 g Cannabis die Woche nirgends hin, ich hatte schnell ne Toleranz dass es nicht mehr wirkte. Also lies ich es sein, auf Tabak hatte ich auch keine Lust mehr, ich stieg auf E-Zigarette um. Das taugt mir aber irgenwie auch nicht wirklich, heute dampfe ich nur noch minimal. Und geh so einmal im Monat auf Trip. Ich mach dafür jetzt deutlich mehr Sport als vor dem Entzug (hab nen Crosstrainer geschenkt bekommen) und muss jetzt voll viel Essen und bin trotzdem sehr schlank. Ich versuche jetzt erstmal zu zunehmen.

Fazit: Ich froh es gemacht zu haben.

Und noch kurz zum Thema Garten: Mein Bruder hat sich in der Zeit wo ich weg war um den Garten gekümmert, leider hat er böse übergossen, sodass die Hälfte des Gemüses und der Herbs am Schimmeln war als ich zurückkam. Aber he, immerhin konnte ich noch die Hälfte ernten.

Entschuldigt bitte diesen halben Roman, aber es tat sehr gut sich das von der Seele zu schreiben. Und vielleicht hilft der Text ja jemand der sich auch unsicher ist auf Entzug zu gehen. Und sorry für Rechtschreibfehler.

Ich wünsch euch alles Gute und viel Liebe,
euer Stoner91.






Drop acid, not bombs!
» Thread-Ersteller «
Traumländer



dabei seit 2012
80 Forenbeiträge

  Geschrieben: 17.01.23 19:11
Da das Update dieses Threads nicht bei "aktuell im Forum" gezeigt wird, schreib ich diese Antwort, so dass der Thread dort angezeigt wird.

Liebe Grüße
Drop acid, not bombs!

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