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Titel:Endlich wieder schlafen können - Langzeittherapie mit Baldrian
Droge:Baldrianwurzel
Autor:anonym
Datum:21.09.2016 23:24
Nützlichkeit:7,36 von 10 möglichen   (14 Stimmen abgegeben)

Bericht::

NACHTRAG: Angabe zur Entwicklung einer Abhängigkeit sowie der Dosierung überarbeitet!



Einleitung

Ich habe lange überlegt, ob ich diesen Bericht schreiben soll. Sicherlich werden viele von euch, die eine herzergreifende harte Drogenstory erwartet haben, enttäuscht, wenn nicht gar empört sein, dass ich meinen LZB der Baldrianwurzel widme. Da vielleicht einige von euch noch keine Erfahrungen mit Baldrian sammeln konnten (speziell auf lange Sicht hin), soll dieser Bericht eine grobe Übersicht über die Qualitäten (und auch Grenzen) der Droge aufzeigen.



Dabei schildere ich zunächst, was man bei der Einnahme von Baldrian beachten sollte und welche Wirkung man sich davon versprechen kann.



Im Anschluss werde ich meine persönliche Erfahrung anhand einer 15 tägigen Versuchszeit offen legen. Der Übersicht halber, werde die ich einzelnen Tage, an denen sich etwas verändert hat, einzeln darstellen und andere Tage, an denen sich nichts geändert hat, zusammenfassen!





Teil 1: Was sollte man beachten?

Baldrian ist an sich eine recht "harmlose" Droge. Daher macht es wenig Sinn hier von einem "Safer-Use"-Guide zu sprechen, da man bei Baldrian in Hinblick auf körperliche Schäden nicht wirklich viel falsch machen kann!



Wobei es aber anscheinend Unstimmigkeiten gibt, ist die Frage, wie man denn Baldrian am besten konsumiert, sodass die Wirkung möglichst präsent ist. Dazu muss ich einige Dinge sagen:



1) Baldrian ist keine Hilfe bei akuter Schlaflosigkeit!

Dabei ist es in diesem Fall egal, ob diese medikamentös (z.B. durch Stimulanzien) ausgelöst wurde oder nicht (z.B. durch Aufregung). Viele, die glauben, Baldrian könne man "mal eben so" zum runterkommen von diversen Stimulanzien benutzen, werden bitter enttäuscht sein, da Baldrianwurzel erst nach einer bestimmten Zeit der Dauereinnahme (ca. 7-14 Tage) zuverlässig wirkt (den Prozess dahinter nennt man "Wirkstoffsensibilisierung" und sie stellt das Gegenteil der "Wirkstofftolleranz" dar)!



2) Die Baldrianwirkung ist verhältnismäßig mild ausgeprägt!

Daher eignet sich eine Behandlung besonders in Fällen von leichter Nervösität und Unruhe. Dabei ist sie nicht direkt schlafinduzierend, sondern primär beruhigend und leicht angstlösend, wodurch das natürliche Einschlafen unterstützt wird. Bei stärkeren Schlafbeschwerden (wozu man wohl auch den Konsum von starken Stimulanzien mit einbeziehen sollte) könnte das Medikament bereits an seine Grenzen kommen. Getestet wurde das Ganze lediglich mit Koffein, wobei ich sagen muss, dass das Baldrian das Koffein ziemlich gekillt hat. Dennoch glaube ich nicht, dass es den illegalen Stimulanzien ernsthafte Konkurrenz machen kann!



3) Baldrian hat ein gewisses Suchtpotential!

Dieses sollte man auch nicht unterschätzen, sonst passiert es schnell, dass man abends seine zwei Baldrian braucht, um zur Ruhe zu kommen. Nachdem die Wirkung erstmal voll da ist, kann man sich leicht an die angenehme Feierabendsedierung gewöhnen. Ob das ein Problem ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich selber habe den Konsum nach 15 Tagen eingestellt, wobei ich leichte "Entzugserscheinungen" feststellte, welche aber rein psychischer Natur waren, da sich bei Baldrian keine physische Abhängigkeit entwickelt. Etwas unruhiger und nervöser am Abend, allerdings eher schwach und von kurzer Dauer. Das Craving hielt sich in Grenzen, sodass ich gut auf Baldrian verzichten konnte, da ich den wahren Grund meiner Schlafprobleme erkannt habe, womit ich zu meinem vierten und letzten Punkt komme!



4) Versuche die wahre Ursache für deine Schlafprobleme zu finden, anstatt sie direkt mit Medikamenten zu behandeln!

Schlafprobleme betreffen einen Großteil der Bevölkerung. Viele davon bekämpfen sie mit Drogen, wie Alkohol, Cannabis, Benzodiazepinen (oder vergleichbaren synthetischen Hypnotika) oder auch pflanzichen Sedativa (zu denen neben dem Baldrian auch der Hopfen oder die Melisse zählen). Mir ging es dabei in der Vergangenheit nicht anders, da dieser Weg nun mal der leichteste und unkomplizierteste war. Nach einer Weile wurde mir jedoch klar, dass ich vielleicht die Symptome der Schlaflosigkeit auf diese Art bekämpfen kann, nicht jedoch die Ursache. Und so forschte ich nach Ursachen für Schlafstörungen und traf gewisse Vorkehrungen (Stichwort: "Schlafhygiene"). So gelang es mir, das Baldrian nach 15 Tagen abzusetzen und trotzdem ruhig zu schlafen!





Persönliche Erfahrungen

Anmerkung: Da es starke Schwankungen in der Angabe des Wirkstoffgehalts verschiedener Baldrianpräparate gibt (300mg bei A nicht gleich 300mb bei B!), sollte die Dosierungsangabe mit Vorsicht genossen werden. Verwendet wurde in diesem Fall das Präparat "Baldrian Sanova Nacht-Dragees", welches 40 Tabletten á 300 mg Baldrianwurzelextrakt enthielt)



Tag 1

Da ich mich zu dem Zeitpunkt in einer Phase befand, in der ich unter Durchschlafstörungen litt, begab ich mich zu Apotheke, um mir eine Packung DPH (Diphenhydramin) zu kaufen. Als Antihistaminikum sorgt es bekanntermaßen für eine starke Müdigkeit, kann jedoch nur sporadisch eingesetzt werden (nicht für eine Langzeittherapie). Daher kaufte ich mir zusätzlich ein Päckchen Baldriandragees mit je 300 mg Baldrianwurzelextrakt.



Am Abend nahm ich 600 mg Baldrianwurzelextrakt mit 50 mg Diphenhydramin ein und schlief gut durch, wobei dies wohl aufs DPH zurückgeführt werden kann.



Schlafzeit: ca 8-9 Stunden



Tag 2

Diesmal nahm ich nur 600 mg Baldrianextrakt ca. 45 Minuten vor der geplanten Schlafenszeit ein. Kurz darauf nahm ich eine "Placebo"-Beruhigung war (Placebo deshalb, weil ich die eigentliche Baldrianwirkung erst später kennenlernen sollte) und schlief rasch ein. Leider sehr unruhiger Schlaf mit häufigem Aufwachen (bekanntes Problem). Keine Verbesserung!



Schlafzeit: ca. 5-6 Stunden mit vielen Unterbrechungen/Wachphasen



Tag 3-7

Keine wirkliche Veränderung des Schlafes. Ich nahm jeden Abend brav meine 600 mg ein, wobei ich keine große Wirkung verspürte (nicht mal der Placebo von Tag 2).



Tag 8

An diesem Abend stellt sich zu ersten mal eine Wirkung ein. Ungefähr 30-45 Minuten nach der Einnahme von 600 mg Baldrianextrakt, stellte sich bei mir eine drückende Müdigkeit ein, wie ich sie lange nicht erlebt hatte. Ich machte meine Serie aus und schlief direkt ein, wobei ich nicht nur ohne Unterbrechungen, sondern auch eine beträchtliche Zeit lang schlief! Zufall?



Am nächsten Morgen war ich allerdings noch recht "benebelt" (eine Art schwacher Hangover), sodass ich erst am frühen Mittag wieder fit war.



Schlafzeit: ca. 8-10 Stunden



Tag 9-14

Kontinuierliche Steigerung der Wirkung. Nun kann man es mit besten Gewissen als zuverlässige Ein- und Durchschlafschlafhilfe betrachten.



Ein einzelnes Auslassen der Einnahme (z.B. durch Übernachtung außer Haus) beeinflusst die "Sensibilisierung" nicht, sodass man am Folgetag erneut eine starke Wirkung bekommt.



Weiterhin leichter Hangover am Morgen. Dieser zeigt sich in einer angenehmen Müdigkeit, welche sich gut aushalten lässt, sofern man nichts wichtiges am Morgen vor hat.



Schlafzeit: ca. 8-10 Stunden



Tag 15

Abruptes Absetzen der Behandlung, da ich die "wahre" Ursache für die Schlafprobleme gefunden hatte, sodass eine fortgesetzte medikamentöse Behandlung überflüssig erschien.



Der erste Abend ohne Medikation verlief überraschend gut, wobei ich einigermaßen gut durchschlief (einmaliges Erwachen in der Nacht) und ohne Hangover erwachte!



Schlafzeit: ca. 7 Stunden



Tag 16-19

Entzugserscheinungen in Form von leichten Einschlafstörungen, welche sich von meinen vorherigen Erfahrungen mit Schlaflosigkeit - in Form von Durschlafstörungen - insofern unterschieden, als dass sie das Einschlafen merklich erschwerten (hatte ich vorher keine Probleme mit).



Schlafzeit: ca. 6 Stunden



Ab Tag 20

Ein- und Durchschlafen funktioniert nun wieder ohne Probleme. Einige Veränderungen meiner Schlafumgebung und meiner Abendaktivitäten waren bereits ausreichend.



Als markantesten Unterschied sehe ich den fehldenden Hangover am nächsten Morgen, welcher besonders Leuten mit morgendlichen Terminen zu Last fallen könnte.





Fazit

Ich hoffe ich konnte dir, lieber Leser, die Wirkung von Baldrian etwas näher bringen. Natürlich handelt es sich dabei lediglich um meine persönlichen Erfahrungen, zusammen mit ein paar Infos aus dem Internet, sodass man diese nicht pauschalisieren sollte.



Wichtig finde ich es auch an dieser Stelle nochmals zu betonen, dass Schlafprobleme fast immer eine Ursache haben, die man auch bekämpfen kann, ohne sie zu unterdrücken. Überlegt euch daher vorher, was ihr mit dem Konsum erreichen wollt und ob es nicht vielleicht auch einen anderen Weg gibt!



Wer sich das oben geschriebene zu Herzen nimmt und verinnerlicht und dazu das nötige Durchhaltevermögen mitbringt, der wird, denke ich, in Baldrian einen guten Freund finden, der dir in dieser Zeit, in der du ihn brauchst, sicher zur Seite steht!



Vielen Dank :)