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Titel:Problemlösung oder Problemverursacher?
Droge:Cannabis
Autor:anonym
Datum:19.01.2017 15:23
Nützlichkeit:7,80 von 10 möglichen   (20 Stimmen abgegeben)

Bericht::

Hallo liebe Community,



ich (männlich) möchte hier nach Jahren mal wieder einen Langzeitbericht verfassen, der allerdings keine einzelne Droge sondern meinen gesamten Drogenkonsum und die Folgen für mein Leben darstellen soll. Er zeigt auf, wie und wieso ich zu welcher Droge gekommen bin und stellt meine derzeitige Situation dar. Ich habe Cannabis ausgewählt, da diese Droge über Jahre mein ständiger Begleiter war. Die Zeit, die dieser Tripbericht umfasst, sind in etwa 8 Jahre. In der Zeit wurden folgende Substanzen konsumiert: Alkohol, Cannabis, Cocain, MDMA, Amphetamin, künstliche Cannabinoide, LSA, Magic Mushrooms, DPH, DXM, sowie diverse Kräuter mit Pseudoeffekten ;O). Manche mal mehr oder weniger, besonders die Kräuter habe ich schnell abgelegt nachdem ich diverse durch hatte und merkte, irgendwie ist das ja doch nicht so doll.



Eventuell noch vorab: Mein Leben lief, bis vor wenigen Monaten (wahrscheinlich auch der Grund, warum ich hier sitze und den TB verfasse) immer relativ gut. Ich habe einen guten Abschluss, eine gute Ausbildung sowie (hatte) einen guten Job, viele Freunde und ein gutes Verhältnis zur Familie.





Der Start - Die Alkoholphase:



Mit 14 Jahren kam ich das erste mal in Kontakt mit Alkohol und Zigaretten, mein damaliger bester Freund hatte einen Kiosk gefunden, der ohne nach dem Ausweis zu fragen Alkohol und Zigaretten verkaufte. Der alte Mann der hinter dort Tag für Tag stand, konnte wahrscheinlich nicht mal mehr sehen, so wie er Aussah. Ich verbrachte mit meinen Freunden viele sonnige Abende draußen, wir kauften dort unser Bier und chillten einfach bei Sonnenuntergang auf einer Wiese und genossen das Leben. Irgendwann kam dann das Shisha rauchen dazu, was das ganze noch deutlich entspannter machte. So fing ich also auch an, weitere Freunde dazu zu bringen mit uns zu trinken und in unser Wochenendritual einzuweihen. Dank mir haben leider auch relativ viele Leute früh das Rauchen sowie Trinken (sowie den Konsum weiterer Drogen) angefangen, was mir heute ein leid tut. Irgendwann kam der Tag meines ersten Absturzes. Das Bier hat irgendwann nicht mehr gelangt, also versuchte ich mit etwa 15 beim besagten Kiosk eine Flasche Vodka zu kaufen und es hat funktioniert. Meine Freunde wollten nach dem Kauf komischerweise nicht mehr mittrinken, also trank ich ca. eine 3/4 Falsche Vodka und paar kurze alleine. Das Fazit der Geschichte: Ich lag kotzend im Bett und hatte mega Stress mit meinen Eltern am nächsten Tag. Bis heute sind der Vodka und ich keine guten Freunde.



Mittlerweile war ich ständig auf irgendwelchen Hauspartys und am Wochenende ständig betrunken. Das kotzen am Wochenende ist mittlerweile regelmäßig geworden. Ich lernte viele neue Leute kennen, allerdings blieb ich meistens meinem Hauptfreundeskreis treu. Wenn ich heute die Jahre zurückblicke, kann ich mich an wenige Wochenenden erinnern, an denen nicht zumindest einen Tag getrunken wurde. Allerdings würde ich heute behaupten, dass die Anfangszeit die beste war, ich hatte wesentlich mehr Spaß am trinken, heute gehört es irgendwie einfach dazu.



Die ersten Cannabisversuche kam dazu:



In dieser Zeit kam auch irgendwann der beste Freund mit Cannabis um die Ecke. Meinen ersten Joint rauchte ich irgendwo im Wald in einem Gebüsch, damit uns niemand sieht. Es war ja illegal ;) Wie wahrscheinlich bei vielen, merkte ich vom ersten Joint nichts. Dennoch ließ ich es nicht dabei bleiben. Wir trafen uns bestimmt noch paar mal um einen zu rauchen, es kamen neue Leute dazu und auch hier erweiterte sich mein Freundeskreis. Eher selten wurden dann auch Joints auf dem Schulklo geraucht oder vor der Schule (das waren defintiv die besten Unterrichtsstunden in meinem Leben !). Meistens waren wir dabei zu 4. oder 5 - sprich 4 oder 5 15 / 16 Jährige die Überhigh im Unterricht saßen und die Lachflashes ihres Lebens schoben und dafür auch öfter mal raugeschmießen wurden. Allerdings wurden wir dabei nie gepackt.



Das Thema Cannabis war bei mir zu diesem Zeitpunkt eher beiläufig. Später allerdings zum Thema Cannabis mehr.



Es gibt noch weitere Drogen?:



Irgendwann in der 9. oder 10. Klasse mussten wir im Biounterricht Referate über Drogen halten. Die meisten nahmen Drogen wie Cannabis, Nikotin oder Alkohol. Da ich allerdings was anderes nehmen wollte als die meisten, schmiss ich google an und landte auch vermutlich das erste mal hier und kam auf den Geschmack. Ich las mir diverse Tripberichte durch und fand zu diesem Zeitpunkt Meskalin und somit wurde mein Referatesthema auserwählt - der TP war wirklich mega gut geschrieben und hatte soviele zu diesem Zeitpunkt interessante Faktoren, dagegen sahen Cannabis / Nikotin oder Alkohol einfach langweilig aus.



Durch die Tripberichte die ich mir durchlas kam ich auf den Geschmack. Ich verbrachte viele Abende hier im Forum um mir einfach Tripberichte durchzulesen. Zu diesem Zeitpunkt wollte ich mit Chemie allerdings nichts am Hut haben und so kaufte ich mir das Buch "Christian rätsch enzyklopädie der psychoaktiven pflanzen", welches übrigens eine sehr gute Sammlung ist. Ich probierte diverse Sachen wie z.B. Katzenminze, Waldmeister, Habichtskraut und wie der ganze Kram heißt aus, allerdings klangen die Sachen in dem Buch wesentlich spannender als diese es tatsächlich waren. Für mich war zu diesem Zeitpunkt wichtig, dass alles legal bleibt. Meistens bestellte ich die Sachen über das Internet oder manches fand man auch in Kräuterläden.



Irgendwann - eventuell erinnert sich noch wer - kamen Lava Red und Sweed auf den Markt. Die Spicezeit habe ich knapp verpasst ;) Im Headshop in unserem Ort konnte man das Zeug ohne weiteres kaufen und es knallte wie sau. Ich verbrachte viele lustige Abende überbreit auf diesem Zeug und mal wieder schlossen sich enige meiner Freunde, auch diejenigen die vorher nichts mit Cannabis am Hut hatten, an. Damals konnten wir immer bei meinem Nachbarn rauchen und somit verbrachte ich dort viele chillige Abende. Interessanterweise hatte ich hiermit nie schlechte Erfahrungen gemacht.



Ich habe meine Droge gefunden - LSA, oder auch nicht?:



Zwischenzeitlich war ich mit meiner damals 3 Jahre älteren Freundin zusammen die natürlich mit 18 auch regelmäßig trank. Wir waren ca. ein halbes Jahr zusammen, in dem das Thema Drogen sowie der "Drogenfreundeskreis" außen vor waren. Somit war ich an den Wochenenden meistens wieder trinken. Als die Beziehung Zuende war, widmete ich mich auch wieder dem Drogenthema.



Es musste mal wieder was neues her, da Sweed und Lava Red mittlerweile verboten waren und so suchte ich weiter in meinem Buch. Ich las mal wieder ein bisschen hier und da und entschied mich für LSA.



Zu diesem Zeitpunkt habe ich mich eher dem Dealer und Standardkiffer Freundeskreis angeschlossen. Diese hatten ebenfalls Interesse an LSA und somit entschied ich mich LSA mit diesem Freundeskreis das erste mal zu probieren. Wir saßen an dem Tag im Auto von dem Kumpel und fuhren bisschen durch die Gegend, weil es mit 16 ja "cool" war im BMW zu chillen. Ich saß hinten auf der Rückbank und bereitete die Samen von indem ich die Schale entsprechend abkratzte. Am Abend sollte es dann zum Osterfeuer gehen inkl. 3-5 Samen für jeden. Man war uns nach der Einnahme allen Kotzübel aber das sollte uns nicht daran hindern, noch auf das Osterfeuer zu fahren. Natürlich wurde dazu mal wieder getrunken (... heute denke ich nur, wie dumm warst du zu dem Zeitpunkt).



Irgendwann als die Masse betrunken war, flogen Flaschen, Leute schrien rum, Blaulicht und es wurde zu viel für mich. Ich musste direkt nach Hause, weil ich gar nicht mehr klar kam. Ich stand gefühlt kurz vor einem Nervenzusammenbrucht und erlitt meine erste Panikattacke.



Am nächsten Tag schwore ich mir LSA nie wieder anzufassen. Allerdings zeigte mir dieser Abend, welches potenzial LSA hat und machte Wochen später das Setting für den schlechten Trip verantwortlich. Also fixte ich meinen Nachbarn sowie weitere an diesem Abend nicht dabei gewesene Freunde an, mit mir noch einmal LSA zu nehmen. Der Abend war so gut, dass ich noch viele weitere auf LSA verbrachte und dabei unglaubliche Erfahrungen mit dieser Droge hatte (von Zwergenstraßen, explodierenden Vögeln, Lichtstreifen im Himmel und der unglaublichen Liebe bezogen auf meine Freunde und Tiere die wir bei manchen nächtlichen Wanderungen tragen).



Es war eigentlich eine super Zeit, bis dann die Diagnose kam: Angststörung mit Panikattacken sowie Depression. Dies schränkte mich allerdings nicht sonderlich ein und die Psychopharmaka halfen mir zu diesem Zeitpunkt sehr gut. Nebenbei bin ich dann noch zum Jugendtherapeuten gegangen.



Mal wieder ein Schlussstrich mit Drogen:



Zu diesem Zeitpunkt bin ich 16 und habe meine Ausbildung angefangen. Mit 16 konnte mann dann mit dem "Muttizettel" auf Partys gehen wo ich viel Zeit verbrachte und natürlich wieder Alkohol trank. Auf einer dieser Partys lernte ich dann meine damalige Freundin kennen mit der ich 3 1/2 Jahre zusammen war. Da diese mit Drogen nichts zu tun hatte und ich meinen Fokus stark auf meine Ausbildung gelegt habe, kam für mich wieder nur der Alkohol infrage und entsprechend kehrte ich mich hauptsächlich dem Freundeskreis zu (mit dem ich allerdings immer Kontakt hatte) der nur Alkohol trank. Diese Zeit war sehr sehr stark von wöchentlichen Besäufnissen geprägt, die fast den gesamten Zeitraum der Beziehung umfasste. So konnte ich seinerzeit Freunde und Freundin unter einen Hut bekommen.



Neue Stadt



Nach meiner Ausbildung mit 19 bin ich dann in eine andere Stadt gezogen, da mir die Firma hier keinen Job anbieten konnte. Da mich die wöchentliche Fahrerei von mehreren Hundert Kilometern ziemlich kaputt machte, brach ich die Beziehung dann irgendwann ab und es entstand ein riesen großes Loch in mir das gefüllt werden musste. Hinzu kam, dass ich in der neuen Stadt nur einen relativ kleinen Freundeskreis hatte. Also trank ich 2-3 Mal die Woche an einem Kiosk bei mir in der nähe mein Bier - egal ob im Sommer oder Winter und fuhr am Wochenende in die Heimat. An diesem Kiosk lernte ich einige neue Leute kennen, die dort auch hin und wieder ihr Bier tranken. Ebenfalls der Kioskbesitzer war sehr nett und sympathisch. Dort kam ich dann mit einem heutigem Freund, in etwa Mitte 50 in Kontakt, der kiffte. Wir tranken oft gemeinsam am Kiosk unser Bier und gingen danach zu ihm um ein paar zu rauchen und noch ein paar Bier zu trinken. Irgendwann fing ich dann an regelmäßig was mitzunehmen und auch jeden Tag zuhause zu rauchen. Da mich die Fahrt nach der Arbeit ziemlich schlauchte und ich zu dem Zeitpunkt guten Kontakt mit meinem normalen sowie dem "Drogenfreundeskreis" kontakt hatte, kam ich dann auf einen Freund zu sprechen der regelmäßig Cocain zog oder auch einem anderen der Amphetamin zog. Diese beiden Drogen halfen mir oft, den Freitagabend in der Heimat zu überleben. Natürlich wurde an den Abenden auch immer ordentlich gekifft und getrunken. Das Thema Amphetamin habe ich aufgrund der langen Wirkung allerdings relativ schnell wieder abgelegt und bei 20-30 Malen belassen.



Einige Leute hatten zu diesem Zeitpunkt keine lust mit jemandem zu chillen, der Drogen nimmt und wandten sich von mir ab. Andererseits habe ich auch vielen Leute, die ich mal als Freunde bezeichnet habe, vor das Knie geschossen und denen relativ deutlich die Freundschaft gekündigt. Die Leute haben mich entweder verarscht oder kamen auf ihren Suff nicht mehr klar. Meine besten und loyalsten Freunde sind mittlerweile fast nur noch die, die Konsumieren.



An den Wochenenden an denen ich in der neuen Stadt blieb, hatte ich oft langeweile und wusste nichts mit mir anzufangen. Also versuchte ich mich ca. 20-30 mal mit DPH (max .15) und DXM (10-30 Kapseln), allerdings gefielen mir die beiden Drogen nicht wirklich, da ich damit nie das erreicht habe, was ich eigentlich erreichen wollte. Ich war oft nur ziemlich verschallert und hatte ein unwohles Körpergefühl. Also blieb es diesen Wochenenden oft beim Kiffen und dem Trinken.



Psychisch - mir gehts schlecht(er)



Nach ca. 3 Jahren in der neuen Stadt ging es mir dann ohne Grund(...) auf einmal schlechter - ich konnte nicht mehr schlafen und war depressiv. Ich nahm weiterhin wie oben erwähnt meine Medikamente und die Dosis wurde stetig erhöht, allerdings tat sich nicht viel.



Zu diesem Zeitpunkt vertrug ich auch kein Cannabis mehr. Ich habe es nicht mehr geschafft mehr als 3 - 5 Züge vom Joint zu nehmen, ohne dass ich so High war, dass es mir schon zu viel wurde und mir schlecht ging. Daher wurde das Rauchen ab diesem Zeitpunkt auch eher selten bzw. habe ich nur dann geraucht, wenn ich einen guten Tag hatte. Dies kam leider eher selten vor.



Ich hatte irgendwann mal gelesen, dass sich in Versuchen Pilze als sehr Antidepressiv erwiesen haben. Also kaufte ich mir ein Wochenende wo ich nichts vor hatte Pilze und aß diese Zuhause. Der Trip faszinierte mich und die nächsten Tage ging es mir richtig gut. Ich lernte durch die Pilze wieder zu Leben, so, wie es mir die letzten Jahre trotz Medikamente nicht möglich war - ich war wieder glücklich und freute mich aufs Leben. Die letzten Jahre war ich eher Gefühlskalt und konnte nicht mal mehr ehrlich lachen, auch wenn meine Stimmung die letzten Jahre trotz Medikamente grundsätzlich eher Neutral war.



Also nahm ich ca. alle 2 Wochen 1,0 - 2,0 g Pilze ein, um das Leben wieder zu genießen. Die Trips dabei waren zwar entspannt, aber nie von CEV's oder OEV's gesegnet. Was ich mir eigentlich als netten Nebeneffekt erhofft hatte. Selbst meine Mitmenschen fragten mich, was denn mit mir los sei. Ich sei so Gesprächig und sehr Lebensfroh. Dadurch bestätigte sich mein Gefühl glücklicher zu sein.



Der Trip der alles änderte?



Ein Wochenende sind ein paar Freunde und ich spontan nach Amsterdam gefahren. Natürlich kifften wir dort von morgens bis abends und schauten uns entspannt die Stadt an (war mein erstes Mal). Dann kamen wir alle auf die Idee uns ein paar Pilze zu kaufen. Ich müsste lügen wenn ich sagen würde, es waren die Trüffel "XX..", aber es waren mit die stärksten.



Der Trip war relativ anstregend und beeindruckend zu gleich. Jeder Ton und jedes Wort überforderte mich am Anfang und ich wollte einfach meine Ruhe. Zudem war mir Kotzübel. Ich hatte das Gefühl, als wenn mein Kopf explodieren würde. Ich dachte ich würde hängen bleiben: "Mir gehts so dreckig, es ist einfach alles zu viel, was ist wenn das für immer so ist,..." Eine solch intensive Wirkung kannte ich nicht. Ca. 2 Stunden nach der Einnahme fühlte ich mich wie ein Poet und dichte über Gott und die Welt. Meine Gedanken waren so klar und deutlich wie nie zu vor. Meine Mimik und Gestik änderte sich und funktionierte einfach mit meinen Worten. Ich schien eins mit meiner Umwelt zu sein.



Die nächsten Tage waren noch relativ normal, bis sich dann meine Interesssen veränderten und ich beschloss, meine hochdosierten Medikamente von heut auf morgen abzusetzen. Ich interessierte mich für Aliens, für alternative Medizin, wurde ein wenig Paranoid, stellte meine komplette Ernährung um und beschäftigte mich auch für Zauberei. In meiner Wohnung wurden überall Räucherstäbchen aufgestellt, ich meditierte regelmäßig und entspannte sehr oft. Dies habe ich nach mehreren Wochen wieder abgelegt. Das Absetzten ging allerdings 2 Wochen gut - mir ging es so gut, dass ich mich nicht mehr daran erinnern konnte, wann es mir einmal so gut ging - und dann kam der Schlag mitten ins Gesicht.



Durch das weglassen der Medikamente ging es mir dann natürlich 2 Wochen später verdammt schlecht, schlechter und noch schlechter. Ich habe es noch einmal mit einem Pilztrip versucht, doch es wurde mir alles, obwohl ich alleine zu Hause war, direkt zu viel. Von daher hatte sich diese Methode für mich ebenfalls erledigt. Irgendwann ging dann gar nichts mehr. Ich konnte nicht mehr essen, ich konnte nicht mehr arbeiten, ich konnte nicht mehr vor die Tür und ließ mich ersteinmal Krankschreiben. Sobald ich länger als 20 Minuten vor der Tür war, fühlte ich mich absolut überfordert. Es waren einfach zu viele Eindrücke die auf mich einregneten. Ich sprach mit meinem Arzt, die Medikamente wurden wieder eingeführt und ich zog vorrübergehend zu Freunden, da ich alleine nichts mehr auf die Reihe bekommen habe. Jede Tätigkeit überforderte mich maßlos. Zu diesem Zeitpunkt kündigte ich dann auch meinen Job, damit ich wieder in die Heimat ziehen konnte. Ich nahm keine Drogen mehr und ich trank nicht mehr. Die Zeit habe ich das Bett kaum verlassen, war agressiv und habe sehr wenig gesprochen. Dennoch versuchte ich meine Freundschaften aufrecht zu erhalten, was mir allerdings oft schwer viel, solange wir nicht bei wem Zuhause waren. So langsam fing ich an, wieder bisschen mehr zu essen und mich für meine Mitmenschen zu interessieren.



Und jetzt?



Dank viel Ruhe, Pflege von Freunden und Familie bin ich wieder einigermaßen auf den Beinen. Dennoch komme ich häufig in Situationen, die mich schnell überfordern. Jede Art von geforderter Konzentration bewirkt, dass es mir absolut schlecht geht und ich keine Energie mehr habe. Es fällt mir absolut schwer Sätze schriftlich zu verfassen, mich auf Gespräche zu konzentrieren oder Inhalte zu verfolgen.



Die Diagnose lautet mittlerweile schwere Depression und schwere Angststörung. Momentan weiß ich allerdings noch nicht wie es weiter geht, mich 100% wieder auf die Beine zu bringen, das haben die Medikamente auch nicht geschafft. Mittlerweile rauche ich wieder ab und an einen Joint oder trinke ein Bier - allerdings muss ich gestehen, stelle ich gerade wo ich den Tripbericht schreibe fest, dass das mit dem Kiffen eventuell keine gute Idee ist und das ich es wieder ablegen werde.



Mir fällt es oft sehr schwer, dass zu verstehen, was auf der Welt passiert. All das Leid, all die Gewalt und all der Hass. Ich zerbreche mir oft deswegen den Kopf. Ich grüble Regelmäßig über alle einfachen Dinge des Lebens, wo sich kaum ein Mensch einen Kopf drüber macht. Ich sehe in vielen Situationen direkt den "Worst-Case" und gehe vom schlimmsten aus. Eigentlich weiß ich, dass es schwachsinnig ist, aber ich kann es nicht abstellen.



Ich bin wieder in der Heimat, bei den Freunden un der Familie, worauf ich mich um ehrlich zu sein die letzten 3 Jahre gefreut habe. Dennoch kann ich momentan nicht glücklich sein, solange mein psychischer Zustand nicht einigermaßen Stabil ist.



Auch sehe ich mich nicht in der Lage mir wieder Arbeit zu suchen, was mich ebenfalls belastet, denn eigentlich würde ich gern wieder arbeiten.



Schlusswort:



Ersteinmal vielen Dank für das Lesen des Langzeitberichts. Ich hoffe, dass dieser für dich nicht allzu langweilig war. Für mich war dies aber eine Möglichkeit, noch einmal ein paar Dinge zu verarbeiten und mir auch noch einmal das ein oder andere vor Augen zu halten. Für eventuelle unstrukturierte Sätze möchte ich mich an dieser Stelle auch noch einmal entschuldigen - leider ist es mir momentan aber nicht unbedingt anders möglich (ich hatte sonst nie Probleme mit der Rechtschreibung) und zudem bin momentan auch ziemlich vergesslich.



Durch den Tripbericht ist mir gerade etwas klar geworden, dass ich vorher nicht unbedingt wahrgenommen habe:



Ich habe oft durch Drogen versucht meine Probleme zu beseitigen, sei es die Energie nach der Fahrt gewesen, das stopfen des Leeregefühls, das Zeitvertreiben aufgrund des allein seins und der langenweile. Ich denke, ich muss an der einen oder anderen Stelle auch noch einmal über mein Verhalten nachdenken und scheinbar ist es auch an der Zeit, mein Leben etwas zu ändern. Es war sicherlich nicht der genialste Einfall seine Probleme durch Drogen zu lösen.



Allerdings möchte ich auch deutlich sagen, dass ich Drogen deswegen nicht verteufle. Ich hatte defintiv eine absolut geile Zeit, viel Spaß, verdammt schöne Abende und konnte viele Freunde dazu gewinnen. Zudem behaupte ich auch, dass sie zu meiner Persönlichkeitsbildung und -entwicklung beigetragen haben (auch im postivem Sinne).



Ich möchte auch noch einmal klar stellen, dass ich nicht "rumjammern" möchte und mir das ganze auch selbstzuzuschreiben habe. Ich weiß und ich kenne viele Leute, deren Leben wesentlich härtere Schicksalschläge parat hatte, wofür diejenigen jedoch nichts können.



In diesem Sinne,

alles gute