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Titel:psychotisches Wunderland
Droge:LSD
Autor:ghostinashell
Datum:29.11.2020 17:16
Nützlichkeit:9,59 von 10 möglichen   (34 Stimmen abgegeben)

Bericht::

Update: 2020 Siehe Unten Die Formatierung wurde diesmal leider etwas seltsam.

Liebes Forum



In den nachfolgenden Zeilen werde ich meine Erfahrungen bezüglich Psychedelika und deren Konsequenzen niederschreiben. Der Unterhaltungswert ist dabei nicht vorrangig. Gewisse Passagen ähneln meist ganzen Tripberichten und können daher vom Leser übersprungen werden. Die Namen wurden geändert.



Als ordinärer Jugendliche der am Land aufgewachsen ist hatte ich bis zum 18. Lebensjahr lediglich ein paar Alkoholabstürze aufzuweisen und das ein oder andere High bei manchen Gelegenheiten. Als besonders suchtgefährdet hätte ich mich nicht bezeichnet auch wenn mein Videospielkonsum schon zweiweise sehr exzessiv war, genauso wie mein Drinkverhalten. Abgesehen von meiner Schulwahl war ich auch nicht sonderlich unzufrieden. Generell stufe ich mich als analytischer eher zurückgezogener Typ mit mäßigen sozialen Fähigkeiten ein.



Kapitel 1: Experimentierfreude



Nachdem mir mein moderat kiffender Schulkollege namens Lukas von einem tiefsinnigen Erlebnis mit magischen Pilzen erzählt hatte war ich sofort dran interessiert und begann mich im Gebiet der Psychedelika besser zu informieren. Daher sollte die erste Erfahrung an einer Waldlichtung mit 2 Gramm getrockneter Mexikaner mit meinem Bruder als Tripsitter nicht lange auf sich warten lassen. Leider blieb die Wirkung aus was vielleicht auf die lange Zeit zwischen Kauf und Verzehr zurückzuführen war. Am selben Tag besoff ich mich noch an einer Bar und fand mich nach einem kurzen Komaschlaf in einer schlechten geistigen Verfassung wieder die dazu führte, dass ich der Barfrau vorwarf mich absichtlich abfüllen zu wollen. Ein eigentlich nicht unwahrscheinliches Szenario aber gedanklich ziemlich untypisch im Drunkenheitsendstadium ^^.

In der Zwischenzeit ließ mir mein Freund Michael, der regelmäßig Drogen aus dem Darknet oder von Smartshops bestellte, die Drogen meiner Wahl zukommen.



Nach der ersten Bestellung beschloss ich zum Anlass eines Fußballabends bei Freunden wieder eine Reise zu starten und konsumierte gemeinsam mit Lukas auf den Weg zu diesem eine halbe Packung Psylocybin Atlantis (7.5g magische Trüffel) im Auto während unser Chauffeur natürlich nüchtern blieb. Im Endeffekt besiegte die Gier auf die nächste psychedelische Erfahrung die Vernunft. Anders kann man sich die abstruse Settingwahl nicht erklären. Während mein Freund schon einige Visuals hatte und davon erzählte das Lichter einen förmlich entgegensprangen auf der ansonsten in Dunkelheit gehüllten Autobahn, wahr bei mir kaum was zu spüren obwohl ich auf leeren Magen konsumiert hatte. Nach einiger Zeit veränderte sich doch die Musikwahrnehmung und eine kindliche Neugier machte sich bei mir breit während mein armer Kollege versuchte die Route vom Navi abzulesen, was sich als schwierig herausstellte bei ineinandermorphenden Straßen ^^. Als wir durch eine Stadt fuhren war es für mich so als wäre ich auf einen frühkindlichen Ausflug mit meinen Eltern unterwegs, da ich jedes Detail und Straßenlicht mit Begeisterung erwartete. Musik nahm ich verfeinert war und schon langsam kamen einfache geometrische Muster zum Vorschein bei geschlossenen Augen. Kurz bevor wir ankamen verflachte die Wirkung bei mir und Lukas wieder und entsprach vor allem visuell nicht ganz meinen hohen Erwartungen. Das veränderte sich etwas als ich mich daran beteiligte zu dritt zwei Gramm Gras wegzurauchen im Laufe des Abends. Der kindliche und insbesondere visuelle Aspekt des Trips kamen teils zurück. Während mein mittlerweile bekiffter Chauffeur teils schon epileptische Lachanfälle bekam, verlor Lukas bei jedem Versuch mit unseren nüchternen Mitmenschen zu kommunizieren den Gesprächsfaden und wandte sich dann ganz seinem Heißhunger zu. Ich leistete mir in der Zwischenzeit einen Starrwettbewerb mit einer Lampe die eine unheimliche Faszination auf mich auslöste. Die Raum schien durch eine sich ständig aufbauende Glaswand getrennt zu sein an der die Lichtstrahlen reflektieren und jedes Mal wenn ich gedanklich abschweifte hatte ich das Gefühl mich auf der jeweils anderen Seite zu befinden. Meine kindliche Naivität, Unbeholfenheit und die Abgedrehtheit war für den Rest meiner Freunde wohl ziemlich eigenartig und daher entschied ich mich mir im Nebenraum mit Lukas ein Alternativprogramm auszusuchen das daraus bestand über Alltägliches zu labern und ein knisterndes Kaminfeuer auf dem Fernseher zu betrachten bevor wir schließlich friedlich einschliefen.



Im Endeffekt lässt sich der Trip als recht lustig aber auch belanglos bezeichnen und stellte mich nicht zufrieden.

Mein ursprüngliches Ziel war es tiefgreifendes in Erfahrungen zu bringen und mich dabei vielleicht “selbst zu finden” aber an dem ging das ganze ziemlich vorbei.



Bei dem nächsten Angebot von Michael vielleicht DMT und Salvia auszuprobieren war ich natürlich sofort dabei. Das Setting war ein recht abgeschiedener Waldrand. Leider verfehlte das DMT über die Bong Methode seine Wirkung fast komplett. Das Salvia Extrakt dagegen versetzte mich innerhalb von einer Minute in einen enthemmten Zustand geprägt von hysterischem Lachen und einem eigenartigen Körpergefühl das gleichzeitig betäubte und bestimmte Gliedmaßen beschwerte. Danach bekam ich das Gefühl in einem Gemälde gefangen zu sein, verdammt als Schauobjekt für meine Freunde doch das legte sich nach kurzer Zeit wieder. Michael dagegen schmiss sich mit einer kurzen Bewegung auf den Boden und kroch auf allen Vieren weiter bis er schließlich in einer unansehnlichen Position verharrte. Später erzählte er uns davon, wie er die unterschiedlichen Kapitel seines Lebens durchwanderte visuell dargestellt als Buchseiten. Der ungefähr halbstündige Afterglow war dafür angenehm wenn auch nicht besonders psychedelisch.



Meine erwünschte tiefgründige psychedelische Erfahrung musste also noch auf sich warten lassen.



Am nächsten Tag beschloss ich spontan meinen Vorrat an LSA Samen zu leeren und ließ dabei sämtliche safer use regeln außer Acht, weil meine Eltern mal nicht daheim waren. Meine Großeltern die im Erdgeschoß wohnten versicherte ich vorher noch das ich heute wohl nichts zu essen brauchen werde.

Nachdem ich 15 abnormal schmeckende Samen verzerrt hatte setzte ich mich auf die Couch, ausgerüstet mit einigen Kotztüten von denen ich aber glücklicherweise keinen Gebrauch machen musste. Meine Oberschenkel verkrampften sich dabei zunehmend was sich auf die gefäßverengenden Eigenschaften der Samen zurückführend lässt.

Dann begann ich mit der Katze auf dem Schoß und mit geschlossenen Augen Musik zu hören die schon sehr atmosphärisch klang. Nach einer Weile verlor ich mich in der Musik während Zeit eine immer kleiner werdende Rolle einnahm. Eine tiefe Verbundenheit mit meiner Katze umfasste mich während sich unsere Herzschläge synchronisierten. Vor meinem inneren Auge sah ich etliche Naturszenarien während mir unzählige Gedanken mit unglaublicher Geschwindigkeit durch den Kopf jagten. Von den Grundbedürfnissen des Menschen bis zur derzeitigen Gesellschaftsordnung wurde kaum ein Thema ausgelassen. Laufend distanzierte ich mich weiter von meinem Ego und nahm mich später nur noch als winziges Partikel in den Weiten des Weltraumes wahr.



Mit geöffneten Augen kam ich mir erstmal vor wie in einer Raumkapsel die mit enormer Geschwindigkeit durchs Universum geschleudert wurde. Jeder Atemzug fühlte sich wie eine Errungenschaft an und alles drehte sich um mich. Daran konnten auch meine Turnübungen auf meiner Couch nichts ändern. Bevor ich mich damit weiter quälen konnte überrannten mich dann auch schon Visuals die von ihrer Intensität meine bisherigen Erfahrungen locker in den Schatten stellen konnten. Die Fäden meines Wollteppichs begannen sich immer wieder neu aufzubauen während sich die vermeintliche Struktur meiner Vorhänge offenbarte. Allgemein war der Raum eingehüllt in ein farbiges Meer und stand dem Auenland aus Herr der Ringe atmosphärisch in nichts nach. Fremdgesteuert begann ich auf allen Vieren meiner Katze die mittlerweile eher einem Fabelwesen anmutete mit dem ständig wachsenden Fell auf einem imaginären Regenbogen zu folgen. Das führte mich in die Nähe des Aquariums wo ich es zusammenbrachte das Fischfutter auf den Boden auszuschütten. Zu betrachten wie sich die Bestandteile des Futters auf dem Boden weiter aufteilten war nun meine Hauptbeschäftigung bis mich meine Großmutter die eigentlich im Erdgeschoß wohnt dabei unterbrach. Ich konnte ihre Fragen die wie ein Flüstern in mein Gehirn eindrangen leider nur wenig überzeugend mit einer ständig wiederholenden Phrase beantworten. Danach redete ich mit meinem Großvater, der eine große Ähnlichkeit mit Gandalf vorweißen konnte in meinem Zustand. Als er mich daran erinnerte, dass ich in den letzten Jahren den ehemals engen Draht mit ihm verloren hatten warf mich das emotional etwas durcheinander. Meinen Zustand konnte ich ihm später dafür erklären.



Anschließend lag ich mich in mein Bett mit der Absicht wieder in der Musik zu versinken aber das wieder aufkehrende Gefühl in einer Raumkapsel gefangen zu sein machte mir den Spaß zunichte. Der Blick auf meine Uhr, deren Zeiger sich ständig ausdehnten und drehten half mir auch nicht gerade dabei ein realistisches Zeitgefühl zu bekommen. Für einige Zeit hatte ich das Gefühl nie mehr der Selbe sein zu können. Dabei grübelte ich darüber was mich überhaupt ausmacht und kam auf keine zufriedenstellende Antwort.

Schließlich wandte ich mich meinen Großeltern zu mit denen ich noch interessante Konversationen führte während der Trip langsam nachließ.





In den Wochen danach war ich spürbar besser gelaunt und versuchte meine Vorsätze umzusetzen was mir nur teilweise gelang. Unter anderem hielt ich wieder mehr Kontakt mit meinem Großvater. Natürlich hatte ich einigen an Erklärungsbedarf und beschloss in nächster Zeit diskreter vorzugehen. Das hielt mich aber nicht davon ab für die nächsten Erlebnisse weiter Zeug zu besorgen. Darunter MDMA, Ketamin und Pilze.





Nach dem Beginn der Osterferien probiert ich direkt das vermeintliche Ketamin, verspürte bei 50mg eine leider nur sehr subtile Wirkung und schrieb es schon quasi als Placebo ab. Am Abend kiffte ich noch bei einem Kollegen und legte mich schließlich mit Kopfhörern ins Bett. Als ich die Augen schloss, war ein Tor sichtbar mit Ranken die sich langsam entwurzelten. Dabei entpuppte sich das Tor als Portal zu einem quitschbunten Himmelsreich mit Ballontunnel und abstrakten Figuren, wo ich die meiste Zeit damit verbrachte scheinbar wahllos herumzufliegen. Am ehesten würde ich es als hochaufgelösten, interaktiven Pixar Film beschreiben. Dabei kommt mir speziell Oben in den Sinn. Jedes Mal wenn ich die Augen öffnete und wieder schloss zeigte sich dieses “Portal” und schickte mich je nach Musikauswahl auf eine neue immer leicht abgewandelte Reise. Während ich mich bei Hardstyle Liedern in den leeren des Weltraums wiederfand, stand ich zu kings and queens von thirty seconds to mars auf einem Felsen mit wunderschöner Aussicht. Dagegen bohrte ich mich mit einer Faust durch alle Gesteinsschichten der imaginären Planeten zu dreckigem Metalcore. Mental blieb das Erlebnis aber recht seicht.



Am nächsten Tag hatte ich noch einen schwer zu beschreibenden Afterglow den ich aber spätestens nach der achten Weißweinmischung nicht mehr wahrnahm. Dann zog ich noch an einem Joint und verfiel kurzerhand in Ekstase da mich das Körpergefühl förmlich überrollte. Später drank ich noch etwas bevor ich mich noch kurz vorm Blackout nachhause retten konnte.

Unter dem Vorwand meinen Rausch auszuschlafen beschloss ich danach erstmals MDMA mit meiner tollen Substanz die wohl dem Wirkungsprofil von Methoxetamine entsprach zu kombinieren, weil ich das vorige Erlebnis wiederholen wollte und keine spezielles daran Risiko ausmachen konnte nach einer kleinen Internetrecherche.

In Kombination mit ungefähr 100 mg MDMA kam die Wirkung des “MXE’s“ schnell zum Vorschein und brachte mich direkt wieder in diese Fantasiewelt während sich ein wohliges Gefühl in meinen Körper ausbreitete. Musik hören entpuppte sich in der Kombination als sensorischer Hochgenus und lies eigentlich keine Wünsche offen. Nach einer Stunde erreichte ich einen nun auch mental psychedelischen Geisteszustand wie beim LSA Trip der gekennzeichnet war durch Grundsatzfragen über das Leben und dem Wesen des Menschen. Nach ungefähr einer halben Stunde wurde diese Phase wieder abgelöst durch das altbekannte Himmelsreich. Zwischenzeitlich fand ich mich visuell im Körper einer Frau wieder die auf ihr Dekolleté hinunterblickte, sah einem Mann beim Packet öffnen zu und beobachtete die ein oder andere Skurrilität bevor ich dann wieder ins Himmelreich abbog. Manchmal überlagerten sich realistische Visuals von Fratzen die mich auslachten mit dem Reich. Insgesamt kam ich auf ungefähr 200mg wobei ich nicht genau sagen kann wie viel es wirklich wahr da ich mich dem starken Drang nachzulegen ergab und schlief dann am Abend wieder ein.



Am darauffolgenden Tag unternahm ich einen schon länger vorgeplanten Trip mit meinem Freund Michael, Jan und seinem recht drogenaffinen Kumpel Jonas. Ich war noch ziemlich verstrahlt vom Vortrag, wollte deswegen aber nicht einknicken. Da wir keinen fixen Ort hatten parkten wir spontan am Straßenrand einer abgelegenen Gegend in der Nähe eines Waldes und schlugen unser Lager danach im Inneren auf. Ich konsumierte dabei eine ganze Packung Psylocibin Atlantis (15g) genauso wie Jonas während sich Michael und Jan eine Packung aufteilten da sie eher Anfänger in diesem Gebiet waren. Die Trüffel fluteten recht gemächlich an. Farben intensivierten sich, Muster bildeten sich an gewissen Stellen und die Äste schienen sich zu bewegen. Auf einmal begann sich meine Sicht nach einem gewissen Rhythmus zu trüben und wieder zu verschärfen. Meine Freunde erlebten gerade wohl ähnliches und kamen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Kurz danach räumten wir das Lager da es schon kälter wurde und wanderten mit einer unheimlichen Faszination durch den Wald. Ab und an durchströmten Wellen der Euphorie meinen Körper während ich den soeben wiederentdeckten Draht zur Natur genoss. Als Fotosynthese mit der Natur kann ich das wohl am ehesten bezeichnen. In der Nähe des Autos setzte ich mich mit Michael und Jonas auf eine Bank, verzerrte alle möglichen Früchte und beteiligte mich an einem Joint. Während wir still und in uns gekehrt da saßen erzählte uns Jan alles was ihn so durch den Kopf schoss. Jedenfalls war er mehr als nur begeistert von der Wirkung ^^. Leider zwang uns ein allzu interessierter Autofahrer dazu wieder ins Auto zu gehen. Innen angekommen lauschten wir den angenehmen Klängen Kate Meluas die den Innenraum in einen angenehmen Schleier tauchten. Zu meiner eigenen ambienten Musik verwandelte sich das Auto in eine Ritualkammer mit Ranken die sich langsam durchschlängelten. Bei geschlossenen Augen nahm ich Visuals war die noch recht vom Vortag dominiert waren.



Als uns der Typ von vorhin für die längste Zeit mit den Scheinwerfern anleuchtete und uns unmissverständlich klar machte das wir unerwünscht sind änderte sich die Atmosphäre im Auto ganz gewaltig und kam eher einem Gefängnis gleich. Das versetzte Jonas anscheinend in eine nicht zu durchbrechende negative Gedankenspirale die unserem Chauffeur dazu zwang ihn erstmals zuhause wieder abzuliefern. Danach blieben wir noch kurz an einer abgelegenen Stelle stehen damit ich noch etwas DMT rauchen konnte (20g schwaches dmt). Nach dem Inhalieren bekam der Trip eine spirituelle und visuellere Note während meine Kollegen schon wieder am herunterkommen waren. Die Visuals waren spürbar entschleunigt, spielten sich vermehrt unter Wasser ab und enthalten nun auch andere Symbolik. Teils betrachtete ich vom Meeresgrund aus nackte Menschen die als Fischschwärme formiert herumschwammen und Engel mit Trompeten, die sich am Himmel emporhobten.

Daheim angekommen und endlich in der Lage zu schlafen war, mein letzter Gedanken wohl, dass ich mich nie mehr so göttlich in meinem Leben fühlen werde.



In den nächsten Tagen war ich sehr lethargisch und konnte das Erlebte nicht ganz einordnen. Im Endeffekt gab ich mir zu wenig Mühe beim Verarbeiten der Dinge und hatte danach auch keine erfahrene Person zur Verfügung mit der ich ernsthaft darüber reden konnte. Seit dem Ereignis nahm ich bei gewissen Mustern das typische flimmern vom MDMA Rausch war und konnte noch 3 Wochen nach dem Erlebnis das Portal sehen bei geschlossenen Augen. Nachdem es verschwand, probierte ich das pseudo ketamin nochmals ohne Mischkonsum und war von der schwachen Optik in Relation zur hohen Verklatschheit recht enttäuscht. Somit war das Thema erledigt für mich. Jonas hat nach dem Trip sein Leben inzwischen umgekrempelt und anscheinend aufgehört zu kiffen, wie ich gehört habe.



In den darauffolgenden Wochen absolvierte ich noch ein paar Pflichtbesäufnisse und kiffte etwas. Am Ende eines sehr langen Saufwochenendes erlebte ich bevor ich einschlafen wollte eine Alkoholhalluzinose geprägt von gemeinen Fratzen und einer Stimme die mich verunglimpfte. Das stimmte mich schon etwas nachdenklich schließlich bleibt dieses Phänomen normalerweise nur Schweralkoholikern vorbehalten nach meiner damaligen Auflassung. Ich beschränkte mich in den nächsten Monaten nur auf moderaten Alkohol- und Grasgenuß bei bestimmten Feierlichkeiten.





Der perfekte Abschluss des für meine Verhältnisse recht drogenintensiven Jahres sollte ein gemeinsamer Trip mit Jan in seiner Wohnung werden am Ende der Sommerferien. Leider hatten wir dafür nur 2,5 Tage zur Verfügung da es unsere Ferialjobs nicht anders erlaubten.

Als wir am Abend in seiner Wohnung ankamen und schlussendlich alles beisammen hatten warf ich mir 3 Blotter mit jeweils 100 Mikrogramm des etwas höherpotente LSD-Analoges 1P-LSD ein. Jan nahm nach meiner Anweisung 2 Blotter ein. Die Dosis war in Relation zu unserem Erfahrungslevel wohl sehr grenzwertig.



Auf seiner Couch angekommen starteten wir meine vorgefertigte Playlist die von psychedelischen Rock bis Psytrance und Klassik vieles abdeckte. Gemächlich avancierte der schwarze Bildschirm des Fernsehers zu einer Regenbogenvirtualisierung während sich die Atmosphäre merklich veränderte. Die Musik aus den Stereoboxen umhüllte nach einer Stunde den ganzen Raum und offenbarte unheimlich viele Facetten. Die Schalwellen schienen an den Wänden abzutropfen und mein Körper versank förmlich in der Couch. Wir zogen es beide vor einfach zur Musik dahinzuschmelzen und gaben uns den Klängen vollends hin. Das Körpergefühl war äußerst sauber und wenn man die allgemeine Stimmung vergleichen müsste dann wären Pilze wohl analog und LSD digital. Die Visuals bei geschlossenen Augen waren zu diesem Zeitpunkt ziemlich komplex und passten sich dynamisch an die jeweilige Musik an, die ohnehin einen großen Einfluss auf die Atmosphäre hatte. Während ich zu Technoklängen Zahnräder mit einer Lokomotive vor meinem inneren Auge sah, fand ich mich zu psychedelischem Rock gar an einem ganz anderen Ort wieder.



Nach einiger Zeit versuchten wir auf Jan’s Wunsch einen Freund anzuskypen, blieben dabei aber zunehmend erfolglos. Wir nahmen uns gegenseitig die Maus weg und versuchten verzweifelt den ganzen Dialogen am Bildschirm zu folgen. Da fragte ich mich das erste Mal ob Mac’s nicht einfacher zu benutzen wären auf Psychedelika. Das war dann wohl mein persönlicher Steve Jobs Moment. Bei meinem Kumpel mündet das ganze Theater mit der Zeit in Verzweiflung aus, was den Trip zum Kippen brachte. Verzweifelt suchte er nach Methoden um seine negative Gedankenspirale zu stoppen und flüchtete mit seinem leeren Handy ins Nebenzimmer um den besagten Freund um Hilfe zu bitten. Als wir uns wieder am Eingang des Wohnzimmers trafen nahm ich ihm das Handy weg und versuchte ihn so gut ich konnte zu beruhigen als trippender Tripsitter. Nachdem ich mit ihm redete und das Handy wieder zum Laden ansteckte, holte er es wieder, und flüchtete ins Nebenzimmer um die nächste Person in seiner persönlichen Vertrauenshierarchie anzurufen. Dabei warf er mir oft vor nicht real zu sein und meinte meine Tricks schon zu kennen. Diese Prozedur wiederholte sich mehrmals und bei jedem Mal schien er wütender und älter zu werden. Inzwischen wusste ich gar nicht mehr genau in ob wir nicht in meiner Realität gefangen waren und war kurz davor seine Eltern anzurufen. Als er behauptete gerade am sterben zu sein, fühlte es sich für mich an als würde ich gerade aus unbekannter Höhe fallen und hörte schon das Heulen der Sirenen. Danach fiel eine Last von uns ab und wir konnten uns darauf besinnen alles gemeinsam auf der Couch zu einem Joint zu besprechen. Nachdem wir alles fertig ausgesprochen hatten ging ein Ruck durch den Raum und es schien so als wären wir wieder auf der gleichen Zeitebene. Während sich die letzten Geschehnisse für ihn anfühlten als wäre es in ein paar Minuten passiert, hatte ich eine recht normale Wahrnehmung und wusste das ungefähr drei Stunden vergangen waren. Der Joint verstärkte die Wirkung wieder und wir konnten uns weiter ungestört der Musik hingeben.



Später beschlossen wir uns endlich etwas zu Essen zu besorgen und Gras nachzuholen. Mit vollem Magen und frischem THC im Blut schauten wir anschließend noch Chihiros Reise ins Zauberland, ein meisterhafter Anime der von der Machart und Botschaft recht psychedelisch ist. Anschließend schauten wir noch Enter The Void, ein außergewöhnlicher Film der sich Drogenerfahrungen und out-of-body Erfahrungen widmet. Ich fühlte mich hierbei extrem in den Leidensweg des Protagonisten ein sodass die Grenzen zwischen ihm und mir verschwommen. Außerdem glaubte ich durch die Drogenszenen verstanden zu haben wie sich diese anfühlten. In einer Schlüsselszene verfolgte ich den Nervensträngen meiner Zähne und fühlte mein Blut wie es aus meinen Adern entrann während sich meine Sensorik langsam abschaltete. Glücklicherweise schoß mir das Blut gleich wieder durch die Adern und gleichzeitig schien mein Körper und Geist einen Neustart zu durchlaufen.



Anschließend schauten wir uns noch den Dokumentationsfilm Bakara an welcher besondere Rituale und Orte rund um den Globus betrachtet und begann bei der Darstellung eines Holocaust Gedenkmals zu weinen als mich das Leid all dieser Seelen auf einmal zu treffen schien. Dabei fiel eine große Last von mir ab da ich so viele Emotionen in mich hineingekehrt habe in meiner Jugend die unbedingt heraus mussten. Es bannte sich eine kleine Identitätskrise an in der ich nochmals alles hinterfragte und schlussendlich sagte mir eine Stimme dass ich jetzt erwachsen sei. Kommt hin mit ungefähr 19 Jahren. Eine Neuausrichtung war bei mir jedenfalls längst überfällig. Dabei verliebte ich mich sehr heftig in eine Frau die ich schon länger bewundert habe und richtete ihr das direkt aus indem ich sie anrief. Sie war darüber recht geschmeichelt ließ mich aber eigentlich abblitzen was ich in meinem Zustand aber nicht wirklich realisierte. Danach rauchte ich noch etwas mit Jan’s Freunden die zu Besuch gekommen waren, zog mich in mein Zimmer zurück um in Emotionen zu schwelgen und schlief beruhigt ein nach ungefähr eineinhalb Tagen Tripzeit.



Am nächsten Morgen war ich noch sehr inspiriert und voller Energie während Jan recht niedergeschlagen war. Für Nachbereitung war leider keine Zeit mehr und im Endeffekt ärgerte es uns etwas, dass wir uns so wenig Zeit für das Erlebnis gelassen haben und keinen Tripsitter organisiert hatten.

Eigentlich war das schon der krönende Abschluss meiner kurzen psychedelischen Karriere aber leider kam es langfristig noch anders.





Kapitel 2: Nachbeben





Am selben Tag vernahm ich noch typische Comedown Effekte wie beispielsweise Auren um Menschen und anderen Lebewesen. Ich trank bei einem festlichen Anlass aus Gruppenzwang etwas Wein und legte mich schließlich schlafen. Danach war ich bei einer Verwandschaftsfeier eingeladen wo ich meiner neuen Mission Friede und Glückseligkeit zu verbreiten auch schon tüchtig nachkam. Auch beim darauffolgenden Tennisturnier mit anschließender Feier war ich motiviert, gesprächig und festens davon überzeugt meine durch Erleuchtung ausgelöste Aurasicht zu meinem Vorteil zu nutzen. Als ich mich nach einigen Getränken daheim wieder hinlegte und anfing Musik zu hören, manifestierten sich unzählige Gedanken in meinem Kopf, die hauptsächlich davon handeln wie ich meine Verwandten mit meinen neuen spirituellen und psychoanalytischen Fähigkeiten helfen könnte ein besser Leben zu führen. Kurz gesagt, zu therapieren. Dabei verließ ich mich vorrangig auf das Bewusstseinsmodell nach Timothy Leary, verknüpfte es mit meinem Drogenverständnis durch Enter The Void und fand damit einen Weg alle möglichen Vorgänge erklären zu können. Indem ich sei es durch MDMA, Keta, LSD … alle 8 Bewusstseinsstufen durchlaufen hatte glaubte ich mein inneres Wesen gefunden zu haben und anderen auch dazu verhelfen zu müssen. Wenn ich alles ausgesprochen hätte was ich mir zu dem Zeitpunkt dachte dann hätte ich jetzt wohl keine Freunde mehr.



Jedenfalls musste ich am übernächsten Tag wieder zur Arbeit, wo ich mir es nur knapp verkneifen konnte meine neugewonnene Überlegenheit zur Schau zu stellen. Daheim angekommen hörte ich wieder Musik um mich wieder in Ekstase zu versetzen. Die Euphorie dauerte noch länger und wurde immer intensiver. Obwohl ich eigentlich schon müde war glühte mein Gehirn noch durch die Gedankenflut. Kratom brachte meine Gedanken zwar zum Stillstand, im Gegenzug dafür fühlte ich mich aber elend und weinte schon auf dem Weg zur Arbeit. Meine schlechte Arbeitshaltung an dem Tag, wurde von meiner Vorgesetzten nicht toleriert und führte dazu dass ich aus dem Weinen gar nicht mehr herauskam und früher gehen musste.

Ich kam zur Erkenntnis mehrere Persönlichkeiten zu haben, die erst durch den Trip richtig zum Vorschein kamen, wollte eine Bipolare Erkrankung auch nicht vollkommen ausschließen. Meiner Theorie nach löste der Konsum von Kratom einen abrupten Wechsel zur Persönlichkeit der ersten Bewusstseinsebene aus. Diese Ebene stellt den Bio-Überlebens-Schaltkreis dar und wird mit Opiaten assoziiert zu denen ich Kratom durch deren opiod-ähnlichen Alkaloide auch zähle. Einen Psychiater wollte ich schon damals kontaktieren, wartete aber erstmals ab.



Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte und meinen Eltern, die sich schon große Sorgen machten , versicherte die Finger von Drogen zu lassen begann ich in meiner Vergangenheit zu wühlen um den Auslöser für meinen Zustand zu finden. Ich brachte es einfach nicht übers Herz dem 1P-LSD in Kombination mit reichlich Gras und wenig Schlaf als Auslöser zu sehen da ich viel Positives mit Psychedelika verband. Mithilfe alter Zeichnungen, Traumtagebucheinträgen und Bildern versuchte ich der Sache auf den Grund zu gehen und schrieb Stationen meines Lebens auf die mich langfristig destabilisiert hätten. Vom Fällen der Bäume an unserem Grundstück bis zum Sturz vom Stockbett mit 8 Jahren wurde alles in Erwägung gezogen und fleißig aufgeschrieben. Mein Selbststudium beschäftigte mich auch noch in den nächsten Wochen, da es der scheinbar einzige weg war mich wieder “selbst zu finden”. Nachdem ich den Film Space Odyssey von Stanley Kubricks gesehen hatte war es auch ein Hauptziel von mir den Niedergang der Menschheit durch künstliche Intelligenz zu verhindern was mich zunehmend paranoid machte. Auch bezüglich meiner Mitmenschen war ich auf einer Mission und begann Diagramme zu zeichnen die meine Verhältnisse zu ihnen abbildeten. Meiner vermeintlichen Traumfrau und dem Jan erzählte ich von meinen täglichen Errungenschaften und konnte bis zu einem gewissen Punkt aber noch immer den Schein der Normalität aufrechterhalten. Wobei ich mir bei ersterem nicht so sicher bin.



Dabei verfasste ich auch etliche kreative Songtexte und Pseudopsychologische Artikel 😝

Mit folgender Einleitung:

Meine Vision ist es die Theorien von Maslow, Watts, Lilly und Freud als auch 16personalities zu ergründen um einen Ansatz zu entwickeln der alltägliche Dinge anhand von psychologischen Mustern beschreibt. Es geht darum alle rational geltende gesellschaftliche Normen zu hinterfragen und in Relation mit Irrationalen emotionalem zu setzen.



Zumindest mit Jan konnte ich noch auf den Trip und gewisse Metathemen eingehen, verzichtete dabei aber wie bei meinen anderen Mitmenschen darauf meine obskuren Ideen weiter zu beleuchten.

Am Schulanfang ungefähr 3 Wochen nach dem Erlebnis war ich energiegeladen und blieb verhältnismäßig unauffällig auch wenn ich beim Musik hören jedes Mal in Trance zu verfallen schien. In gewissen Stunden war ich dennoch mehr mit meinen abstrakten Herleitungen beschäftigt als mit dem Unterricht an sich. Da kam es schon einnmal vor dass ich in Mathe vom Matrizenthema abdriftete und durch binäre Zahlenspielerei auf ein Lichtjahr herleitete. Musik zu hören war dagegen meine Hauptbeschäftigung wenn ich gerade nichts zu tun hatte. Bei geschlossenen Augen verfiel ich dabei meist in einem Traumzustand mit recht ansprechenden Visuals bei geschlossenen Augen.



In gewissen Momenten überkam mich eine unglaubliche Verbundenheit mit allen Lebewesen und oft hatte ich das Gefühl schon wiedergeboren zu sein, was meine Theorie mit den Persönlichkeiten oft weiter befeuerte. Kurz vorm Wochenende erlitt mein Laptop einen recht unüblichen Bluescreen, der meiner Meinung nach von einem Hacker verursacht wurde der es auf mich abgesehen hatte. Da ich nur noch meinen Instinkten folgte, beschloss ich das Lehrernetzwerk zu hacken indem ich Kürzel plus Geburtsdatum mit eigentlich ziemlich sinnbefreiter Wortakrobatik verdrehte. Obwohl ich damit wenig Erfolg hatte, glaubte ich dennoch ein Geheimnis gelüftete zu haben als mir ein Schüler nach dem Verlassen des Schulausgangs danke zurief. Meinen Laptop hatte ich dummerweise in der Schule vergessen. Das lies mich in dem Glauben zurück bewusst auf eine falsche Fährte gelockt worden zu sein damit man mir das Gerät stehlen konnte.



Am Abend kam es zu einem spirituellen Erlebnis, nachdem ich das Gefühl hatte alle Persönlichkeiten in mir vereint zu haben. Dabei war es so als würde mir das Universum zu Füssen stehen. Als in meiner Lieblingsbar dann auch noch the Chemical Brothers auf den Leinwänden erschien war mir klar das eine kulturelle Revolution im Gange ist. Damit einhergehend erhielt ich die Fähigkeit Strahlungen und Strom hören zu können. Außerdem bekam ich zunehmend Angst vor der Überwachung der Chinesen, denen nachgesagt wird die neue Wirtschaftsmacht zu sein und beschloss daher Vorkehrungen zu treffen wie z. B. den Heimrouter zu verschlüsseln, alte Laptops neu aufzusetzen für den reinen Offline-Gebrauch und sensitive Information nur noch über eine Vpn Verbindung zu suchen.



Bezüglich meines Laptops kam ich auf eine heiße Spur da der letzte Facebook Login anscheinend von diesem getätigt wurde mit unbekannten Ortsdaten. Da es sich dabei wahrscheinlich um einen geheimen Treffpunkt handelte begann ich die Koordinaten der anderen Logins aufzuschreiben um Mittelwert herauszufinden, welche mich in eine recht unbekannte Gegend zu einer unscheinbaren Siedlung führte. Bei der angegebenen Adresse wohnte anscheinend keiner aber begleitend von Hundegebell beschloss ich bei einem Haus in der Nähe anzuläuten an dem zwei Autos geparkt waren, die vorhin an mir vorbeigefahren sind. Eine Frau öffnete und sagte zu mir dass ich ihrem Cousin recht ähnlich sei. Daraufhin bat sie mich wahrscheinlich nur aus Höflichkeit einzutreten, doch als mich ihr kleiner Hund in den Oberschenkel biss beschloss ich sofort wieder abzuhauen. Die ganze Aktion hinterließ bei mir einen fahlen Beigeschmack. Als ich mein Notebook am nächsten Montag wieder fand legte sich die Paranoia etwas. Perfekt um mich wieder meiner Romanze zu widmen.



Leider kamen meine kleinen Botschaften auf Facebook und What’sApp nicht wirklich an, worauf ich zunehmend damit anfing Schmachtfetzen zu senden die klarerweise nicht erwidert wurden. Ihrer Freundin, vor der ich eine Angst entwickelte obwohl ich sie gar nicht richtig kannte, im betrunkenen Zustand mit kryptischen Botschaften zu bombardieren kam auch nicht gerade gut an und führte zu kurzer Selbstreflexion, behinderte mich aber nicht weiter an meinem Selbststudium das ich wie ferngesteuert weiterführte. Musik fungierte weiterhin als Drogenersatz, der mir das Gefühl gab telepathische Verbindungen aufbauen zu können mit meinen Mitmenschen. Das machte sich vermeintlich durch Vibrationen an meinem Körper bemerkbar.

Mein Selbstbild litt mit der Zeit und gleichzeitig wurde ich zunehmend emotional.



Während eines längeren Hördurchgangs verfiel ich schlussendlich in ein regelrechtes Delirium, dass mich auf eine Reise schickte die es in sich hatte mit höchst euphorischer Nebenwirkung. Bei geschlossenen Augen wechselnde sich angsteinflößende Symbolik mit mythischen Gestalten und Naturpanoramen ab. Derweil spürte ich eine nie dagewesene Verbindung mit anderen Menschen.

Am nächsten Morgen war ich absolut ausgelaugt, ideologisch als auch emotional und beschloss dem Ganzen ein Ende zu setzen nur wie wusste ich nicht genau.

Ich setzte mich erstmal in einem Zug, verließ mich auf meine Intuition und landete letztendlich bei der Schulpsychologin mit der ich am Schulanfang schon einmal ein Gespräch geführt hatte.

Dann einigten wir uns darauf mit meinen Eltern bei derKlapse vorbeizuschauen, da ich selber auch daran interessiert war herauszufinden ob ich überhaupt noch bei Verstand bin. Insgeheim dachte ich aber auserwählt worden zu sein um meine psychischen Fähigkeiten unter Beweis stellen zu können und bezeichnete mich bei der Erstaufnahme in der Klinik gleich als der neuer Sigmund Freud. Nach einem Gespräch mit der Chefärztin die mich durch ihre Stimmlage emotional mitriss war klar, dass ich gekommen war um zu bleiben.





Kapitel 3: Genesung





In der Geschlossenen ging es darum sich recht normal zu verhalten. Ich hatte zwar den Drang die Menüs für die Woche nach einem bestimmten Muster anzukreuzen, lies es aber um unauffällig zu bleiben. Meine 3 Zimmerkollegen waren alle größtenteils mit sich selbst beschäftigt und konnten sich nicht wirklich artikulieren. Es gab einen Fernseher, Betten und einen roten Notfallknopf von dem ich mich zum Glück fernhielt. Schon am nächsten Morgen durfte ich in die freie Abteilung und wurde mit Antipsychotika wie Abilify und Zyprexa gefüttert während ein geregelter Ablauf mit Therapiesessions auf den Plan stand. Zusätzlich wurden noch Musik-, Kunst-, Tanz-, und Ergotheraphien auf freiwilliger Basis angeboten nur um einige zu nennen. Im Laufe der Woche kam ich auch mit anderen Insassen ins Gespräch und erfuhr, dass es viele Gründe abseits von Drogen geben kann um in da zu landen. Natürlich gab es auch Härtefälle die wie ferngesteuert durch den Flur geisterten, bildeten damit aber die Ausnahme. Die Betreuung war generell recht professionell, das Essen hochwertig im Vergleich zu anderen Krankenhäusern und das aus mehreren Gebäudekomplexen bestehende Gelände recht ansehnlich. Eigentlich ziemlich erholsam. Nach dem ich am Ende der Woche meinen unauffälligen ERT Befund bekam durfte ich auch schon wieder gehen mit einer Neuroleptika-Verschreibung im Nacken und verpflichtende Termine beim Psychiater.





Viele Dinge beschäftigten mich noch lange im Nachhinein und nebenbei machten mir die Nebenwirkungen der Antipsychotika zu schaffen. Ich finde es persönlich schlimm, dass es momentan keine besseren medikamentöse Alternative für dieses abstumpfende Zeug gibt. Am Meisten störte ich mich an der Unruhe, Schläfrigkeit und Antriebslosigkeit neben den vielen anderen Symptomen. Außerdem hatte ich das Gefühl meine Persönlichkeit inklusive Sinn für Humor verloren zu haben und trauerte meinem alten Ich hinterher. Das einzig spannende an meinem Tagesablauf waren von nun an die seither extrem intensiven Träume. Lerntechnisch gib auch vieles nicht mehr so leicht von der Hand. Mein Umfeld sprach mich darauf nicht an, da schließlich die wenigsten mit dem Thema etwas anfangen können. Im Laufe der Zeit verkroch ich mich in meine gedankliche Höhle und machte nur noch das Nötigste ohne wirklich auf meine Bedürfnisse zu achten.

Nachdem ich die Medikamente nach ungefähr 2 Monaten absetzen konnte spürte ich leider keine kognitiven Verbesserungen und habe bis jetzt noch Schwierigkeiten darin mir Vokabeln zu merken oder abstrakte Dinge nachzuvollziehen. Trotz Therapiesitzungen bekam ich es für die längste Zeit nicht hin positive Facetten am Leben zu finden und wurde immer verzweifelter. Mittlerweile hat sich das zum Glück wieder gelegt. Im Endeffekt half es, sich mit Nebensächlichkeiten abzulenken um nicht dauerhaft in Selbstmitleid zu versinken. Außerdem ist es sinnvoll zu versuchen eine eine gedanklich neutralere Position einzunehmen, denn die eigene Wahrnehmung ist meistens der größte Stolperstein.



Im Nachhinein wäre ich viel sorgfältiger und respektvoller mit Psychedelika umgegangen, schließlich sollte man seine mentale Gesundheit und das Vertrauen seiner Mitmenschen nicht so einfach aufs Spiel setzen. Dabei habe ich keine Historie mentaler Krankheiten in meiner Familie und dem Verwandtenkreis.

Nach Trips hätte ich eher versuchen sollen sinnvolles herauszufiltern anstatt mich in Details hineinzusteigern. Die tatsächliche Umsetzung und Integration der Erfahrung in den Alltag ist mir auch nicht wirklich gelungen. Ich wollte mich während meiner Phase von meinen Mitmenschen abgrenzen, war aber keinen Deut besser mit meinem Konsummuster. Persönlich glaub ich noch immer das Psychedelika großes Potential haben und vergönne es jedem Menschen der dafür bereit ist, diese Erfahrung zu machen unter den richtigen Umständen, bin aber gleichzeitig kein Verfechter mehr einer unbeschränkten Legalisierung dieser Substanzen. Für einen ehrlichen Konkurs über Drogen in der Gesellschaft wird es aber höchste Zeit!



Es gibt wohl bessere Methoden eine spirituelle Erfahrungen zu machen als mit einer Psychose, doch in gewissen Aspekten bin ich sicherlich gestärkt daraus hervorgegangen.





Update: 2020

Mir ist es gelungen ein Jahr danach wieder in eine Psychose zu rutschen. Mein Plan war ursprünglich mit 25, dem Punkt an dem das Hirn angeblich „ausgewachsen“ ist, wieder anzufangen.

Im Endeffekt wandte ich mich nun bei Veranstaltungen und speziell im betrunkenen Zustand dem Gras zu. Diese Erfahrungen waren sehr visuell mit groben Halluzinationen vorm schlafen gehen und in keinster Weise körperlich wie so oft üblich mit Cannabis. Eher Trippy und stimulierend.

An einem Festival hatte ich einen förmlichen Lauf mit Gras, Lachgas und Alkohol. Die Hemmschwelle war weit genug unten um sich am zweiten Tag 100mg MDMA zu gönnen. Das wirkte zumindest wie es sollte mit Sentimentalitäten und Gefühlsoffenheit.

Die Relativierung von Gras schreitete voran und verleitete mich dazu einen Vaporizer zu kaufen den ich mehrere Tage hintereinander verwendete.

Schön langsam fühlte ich mich wieder wie dieses Lichtwesen von damals, welches alle Fäden selbst in der Hand zu haben schien.

Ich vermutete, dass man mich zu sehr mit Medikamenten „zugedeckt“ hatte und wollte nochmal zurück um dieser Institution zu zeigen wie man alles richtig macht.

Vor meiner Selbsteinweisung packte ich etliche Gegenstände in einen Rucksack, die für mich damals einen sehr symbolischen Charakter hatten. Meine Welt bestand nun wieder aus Symbolen und Intentionen.

Gute Musik war für mich beispielsweise ein Gespann, welches sich über die Menschheit stülpte um unsere Gesellschaft auf eine höhere Bewusstseinsebene zu hieven.

Die Welt stand kurz vom Kollaps und alles was ich tat hatte eine enorme Dringlichkeit. Ich feuerte aus allen Rohren und verbreitete meine Botschaften in Form von „scharfsichtigen Analysen“ wo ich nur konnte. Mit meinem damaligen Zeitempfinden nahm ich ohnehin die meisten Dinge als unmittelbare Bedrohung war.

Das selbe Muster wie damals, nur diesmal in extrem extrovertierter und selbstbewusster Form.

Selbst-bewusst ist hier natürlich das falsche Wort, schließlich nährte sich mein damaliges Selbst nur von immer weitreichenderen Theorien, die sich aufeinander abstützten und weiterverflechteten.

Mein Ich war in unzählige Persönlichkeiten gespalten und jede Gefühlsregung oder Gedanke wurde gnadenlos bis zum Ende weitergewoben. Diese Vorstellungen überschrieben mir die Festplatte.

Ich projezierte meine Ideen auf meine Vergangenheit, die Zukunft und meine Umwelt. Das führte zwischendurch zu leichter Paranoia.

Auch noch Wochen nach meinem Aufenthalt und der üblichen Behandlung lingerten seltsame Glaubenssätze in meinem Gehirn.

Die Monate danach waren von Antriebslosigkeit und Zukunftsängsten geprägt. Ich ging extra zum Diagnostiker um mir meinen IQ testen zu lassen weil ich nicht mehr daran glaubte noch vernünftig arbeiten zu können.



Das Ergebnis war damals wie heute überdurchschnittlich. Die Zeit und ein anregender Beruf heilte auch hier meine Wunden.

Hinter dieser ganzen Hirnwichserei behandelte ich wichtige Themen in sehr abstrahierter Form. Potentiell psychose-induzierende Drogen sind seit zwei Jahren strikt Tabu.

Mir geht es seit einem Jahr besser als in den ganzen Jahren davor.



Mit nüchterner Selbstbeobachtung kam ich zu den folgenden Schlüssen für mich:




Du bist nicht was du denkst. Du bist nicht was du fühlst. Du bist per se niemand. Und musst es nicht sein. -> Sinnfindung gelöst.



Glücklich sein ist ein Zustand und kein Lebensziel. Ich lasse mir von der Gesellschaft keinen Zustand als Ziel verkaufen in Form von Hedonismus oder Materialismus als Weg zum Glück.

Stattdessen -> Annehmen der Zustände die ich momentan nicht ändern kann.



Seitdem ich mich selbst besser wahrnehme, wird mir die Subjektivität meines Zeitempfindens bewusst. Warten und Stress sind alleine schon durch eine andere Wahrnehmung vermeidbar. Der Umgang mit der Zeit ist Teil des Umgangs mit mir selbst.



Hör auf deine Gefühle und Gedanken automatisch zu bewerten. -> Jeder Zustand kann nun genutzt werden um daraus zu lernen. Meine Erfahrung war also nicht per se schlecht oder gut.



Ich bin kein Gott der sich die Realität selbst erschafft / nur sich selbst erfährt aber auch kein geschlossenes System.



Der Weg zum Ziel führt über einen Weg mit konkreten Konzepten. Nicht über die Definition eines Ziels.



Psychiatrische Behandlungen dienen dazu das Individuum wieder in den Alltag zu integrieren.

Dafür sind dämpfende Medikamente und Therapiestunden gut geeignet.

Wer seine Erfahrungen integrieren möchte muss das schon selber machen.



Die Objektifizierung von Menschen verwehrt mir erfüllende Beziehungen. In extremer Form führt es zu reiner Isolation.



Das Warum ist bei Gedanken oftmals spannender als der Inhalt der Gedanken.



Ich bin nicht der alleinige Grund für das Fehlverhalten einer anderen Person.

Umgekehrt: Wenn ich aus Impuls verletzend bin, dann möchte ich gar nicht, dass jemand darauf eingeht oder sich persönlich angegriffen fühlt.

Wenn ich manipuliere um etwas zu bekommen, dann möchte ich innerlich nicht erfolgreich sein dabei.

Sich nicht verletzten zu lassen oder benutzt zu werden erfordert Gegenwärtigkeit.



Psychotische Denkmuster sind sehr destruktive Bewältigungsmechanismen. Positiv daran ist, dass man sehr schnell mit Problemen konfrontiert wird und eine Behandlung bekommt.

Dagegen gibt es viele Menschen die ihr Leben lang ähnlich kraftraubende Mechanismen wie Spaltung oder Projektion unbewusst anwenden und nach keiner Behandlung verlangen.



Drogen verhalfen mir zu extremen Zuständen in kurzer Zeit.

Unser Staat möchte sich mit Zuständen außerhalb der Norm nicht beschäftigen. Drogen werden maximal nach Kosten/Nutzen für den Staat abgewogen.

Der Staat benennt diese Zustände einfach in legal oder illegal.

Unsere Gesellschaft möchte sich nicht mit existentiellen Themen oder Substanzen die Existenzen auflockern beschäftigen. Unsere Gesellschaft möchte weiterhin beschäftigt wirken.

Drogen innerhalb der Norm werden als Konsumgüter gehandhabt.

Drogen außerhalb der Norm werden größtenteils als Konsumgüter missbraucht.

Unmenschliche Gesellschaften erlauben keine Menschen oder Menschen die sich in Zuständen außerhalb der Norm befinden.

Die Norm: Der (meist wenig erfüllende) Beruf als Aushängeschild. Deine Herkunft & Verwandschaft als Markenzeichen. Die Beziehung als Besitz. Der Besitz und Konsum als das was du bist.

Solange sich Menschen ihrem Sein und Tun nicht bewusst werden, werden wir die selben Fehler bis zu unserer Auslöschung wiederholen.