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Titel:Täglicher Speed Konsum führt zu Gehirngemüse
Droge:Speed
Autor:ausblick
Datum:13.08.2020 19:04
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Bericht::

Hallo zusammen, in meinem Bericht geht es hauptsächlich um Speed. Ich bin inzwischen Anfang 30, habe ein geregeltes Leben und konsumiere ca alle 3 Monate mehr oder weniger bewusst. Ich habe 8 Jahre so ziemlich täglich gezogen bis ich am Tiefpunkt angekommen bin.



Angefangen habe ich wie die meisten mit Cannabis so mit 15. Ich wusste damals schon dass ich alle Drogen die mir über den Weg laufen Mal ausprobieren will. Mit 17 kam ich mit meiner ersten großen Liebe zusammen und auch mit der ersten Line Speed. Stundenlange Spaziergänge, Gespräche, Parties und eine tolle Clique, die mich sehr wert geschätzt hat und ich sie genauso. Nase ziehen, Kopf rauchen, nase ziehen, Kopf rauchen und ab Mitternacht los zur Party. Das war eine tolle Zeit (schule war abgehakt und Zuhause heimlich raus geschlichen). Irgendwann hat einer aus der Gruppe angefangen zu dealen, von da an gings bergab. Zu viel Mischkonsum, zu viel Chaos, zu lange zu viele Drogen. Der erste ging in die Klinik, die WG löste sich auf.



Ich versuchte es wieder mit schule, meine Mutter wurde schwer krank, ich ging arbeiten bei Burger King, das klappte deutlich besser als Schule und ich konsumierte nur gelegentlich und hatte Spaß dabei (alleine in der Wohnung tanzen, feiern, Freunde treffen)

Ich probierte in 2jahren alle Drogen aus die verfügbar wären, also alles wie geplant.



Mit Anfang 20 hat ein guter Freund angefangen mit Speed zu ticken. Und es war gutes Speed. Ich habe angefangen täglich zu ziehen, war auch Mal 3-4 Tage wach. Ich fing an mich sozial zu isolieren bzw nur noch Leute zu treffen die so drauf waren wie ich. Ich aß zu wenig, trank zu wenig, Akkustische und optische Halluzinationen, Paranoia. Ich begann stundenlang die Wohnung auf den Kopf zu stellen weil ich etwas suchte und vergaß dann was ich suchte. Sekundenschlaf, 2 Tage schlafen und essen. Und von vorne. Das ging ca ein halbes Jahr so. Ich fasste mich zum Glück von alleine wieder und begann wieder zu arbeiten und mich mit Leuten zu treffen. Meine Freunde hatten das zwar irgendwie mit bekommen aber das Ausmaß hielt ich gut versteckt.



Irgendwann fingen vom Dauerkonsum die Gedankenschleifen an und ich fühle mich ständig unwohl und konnte nicht mehr klar denken. Die Nasen verwandelten mein Gehirn zu Gemüse, trotzdem zog ich weiter. Meinen Freunden ging es auch größtenteils schlecht, Depressionen, zu viel Cannabis, Stillstand. Ich ging so kaputt zur Arbeit, das ich erstaunt war es überhaupt geschafft zu haben. Meine alte Clique war unabhängig von mir auch total drauf und wir verbrachten viel Zeit mit Nasen ziehen, trafen uns in unseren wach Phasen immer Mal wieder auf ein Bier und führten verstrahlte Gespräche. Ab Tag 3 wurde es ja wieder ein total neues Zustandserlebnis mit Energie und Tatendrang, da nimmt man die 2 Tage Selbstzerstörung vorher in Kauf, ich zumindest.



Die langen Wach Zeiten und die vielen Nasen, ließen mich irgendwann paranoid in einer Ecke sitzen- Hauptsache keiner sieht mich. War ja eh keiner da aber es gab ja Fenster und Türen...

Da kam dann Xanax gut- wie viele Tabletten hatte ich schon genommen?...



Um mich herum waren alle anderen auch realitätsfern und größtenteils nicht mehr in der Lage ihren Konsum zu kontrollieren.



Ich wollte aufhören, brach Kontake ab, suchte mit eine Ausbildung und habe die Schleife durchbrochen. Nach 1-2 Monaten ohne bemerkte ich schon wie ich wieder fähig war rational zu denken, Entscheidungen zu treffen und Nein zu sagen. Wie geil solche Sachen doch sind ;-) Ich hab nichts gelernt, Ausbildung aus mangelndem Interesse abgebrochen und dementsprechend einen Hilfsjob aber ich komme über die Runden.



Wenn ich jetzt ab und zu ziehe komme ich in die gleichen Gedankenkreisel, Selbstzweifel wie damals, mein Gehirn funktioniert auf Speed nicht mehr richtig und ich sollte es wohl ganz lassen. Ich komme nach einer Nase nicht zur Ruhe und die geistigen Fähigkeiten lassen drauf schnell nach.



In diesen 8 Jahren habe ich viel erlebt und Zustände kennen gelernt die ich nicht für möglich gehalten hätte. Genug ist genug und wird auch immer genug bleiben.



Wenn ihr ähnliche Erfahrungen mit Speed gemacht habt, würde mich interessieren wie ihr es nach dem Langzeitkonsum mit der Droge haltet und wie die Wirkung für euch ist wenn ihr mal konsumiert.



Viele Grüße