Langzeit-Berichte lesen

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Titel:Morphin Diary
Droge:Opium
Autor:schlafmohntee
Datum:30.04.2021 03:32
Nützlichkeit:8,73 von 10 möglichen   (11 Stimmen abgegeben)

Bericht::

Substitutionstagebuch



Eigentlich wollte ich diesen Langzeitbericht schon vor Wochen starten aber da ich jetzt erst die Motivation dafür gefunden habe und es heißt doch besser spät als nie werde ich ab heute damit beginnen mein Leben in der Substitution zu dokumentieren. Vor circa 4 Wochen habe ich meine erste Dosis Buprenorphin ganz legal vom Arzt bekommen was mich jedes mal aufs neue fasziniert das ich meine "Droge" jetzt auf Rezept bekomme. Das Wort Droge steht in Anführungszeichen da ich kein großer Fan dieses Wortes bin und psychoaktive Substanz bevorzuge. Da das jetzt allerdings schon etwas eher ist wird es dauern bis ihr aktuelle Berichte zu lesen bekommt da ich natürlich auch gerne erzählen möchte wie es mir ergangen ist bevor ich ins Programm gegangen bin und natürlich auch was in der Zeit passiert ist seit ich substituiert bin und wie es mir ergangen ist. Aber keine Sorge wenn es so läuft wie ich es mir vorstelle werdet ihr mehr als genug Lesestoff bekommen.



Der erste Schritt:



Mit dem Gedanken mich substituieren zulassen habe ich schon länger gespielt da meine Opioidabhängigkeit mir mittlerweile weitaus mehr Probleme bereitet hat als das sie mir geholfen hat. Wie die meisten hier wissen war mein Mittel der Wahl Schlafmohn, ich hab auch gerne O-DSMT konsumiert was aber auf Dauer alles andere als bezahlbar gewesen wäre und eben alle möglichen anderen Opioide die mir in die Finger gekommen sind. Da meine Toleranz allerdings immer weiter anstieg weil ich durch Dosiserhöhungen eine Wirkung gejagt habe die ich niemals hätte bekommen können, ich Unmengen an Geld für beispielsweise Oxycodon ausgab nur um dann feststellen zu müssen das ich damit gerade mal meinen Affen killen kann, meine Libido quasi nicht mehr vorhanden war, meine Frau am verzweifeln war, ich mich komplett Antriebs und emotionslos fühlte & alle 2-4 Wochen für ein paar Tage entzügig war weil es einen Engpass gab wusste ich es konnte so nicht mehr weitergehen und es muss eine Veränderung her.

Wie durch einen Zufall hatte ich dann ein Gespräch mit einem User aus einem anderen Forum, welchen ich über die Jahre wirklich sehr lieb gewonnen habe, als ich mal wieder entzügig war welcher mir dann den letzten Stupser gab der gefehlt hatte das ich mich darum kümmere einen Substitutionsplatz zubekommen.



Der Plan stand also und ich war was für mich doch eher ungewöhnlich ist sehr motiviert und wollte das durch zuziehe. Also habe ich mir die Nummern der Drogenhilfe meiner Stadt und der in der nächstliegenden Stadt besorgt und dort angerufen. Ich war erstaunt wie freundlich die erste Dame war die ich angerufen hatte und zwar war das die Drogenhilfe in der nächstliegenden Stadt und ebenfalls erstaunte es mich das es dort ganze 4 mögliche Stellen gab wo man sich substituieren lassen kann.

Die Person am Telefon meiner Stadt die ich als nächstes anrief war nicht ganz so freundlich und konnte mir auch nur einen Arzt nennen hier in meiner Stadt der Substitutionsbehandlung anbot.

Nach den beiden Telefonaten war ich ziemlich happy das ich jetzt eine Liste mit 5 möglichen Substiärzten habe und nur noch einen nach dem anderen anrufen musste was ich auch direkt tat. Ich kann mich erinnern das einige nicht erreichbar waren aber ich hatte dann doch Glück und konnte mit einer Arztpraxis aus der nächsten Stadt sprechen die mir auch direkt am nächsten Tag einen Termin gaben um mich vorzustellen und zwar um 10 Uhr Morgens. In meinem Eifer habe ich direkt zugesagt hatte allerdings nicht ganz bedacht das ich schon über einen Tag wach war, ziemlich unterwegs war auf 2-FMA und die nächsten Stunden an Schlaf nicht zudenken war. Und was ist passiert? Ich hab den ganzen restlichen Nachmittag und Abend munter weiter gezogen und mich Abends dann mit 5mg Clonazepam ausgeknockt der festen Überzeugung das ich Morgen gegen 8 Uhr aufstehe und mich auf den Weg zum Bahnhof mache. Natürlich hat das nicht geklappt und ich bin Mittags irgendwann aufgewacht natürlich noch ziemlich verklatscht und war verdammt enttäuscht das ich es nicht zu dem Termin geschafft habe.

Aber wie heißt es so schön? Aufstehen, Krone richten und weitermachen!

Also hab ich es einfach weiter probiert bei den anderen 4 Ärzten die noch übrig waren und siehe da ich hatte wieder Erfolg. Dieses mal habe ich einen Termin bei einem Arzt in meiner Stadt bekommen der wie sich später rausstellt sogar direkt bei mir um die Ecke ist. Diesen Termin hatte ich allerdings erst ein paar Tage später bekommen nämlich Donnerstags, angerufen hatte ich in der Woche davor am Freitag oder Samstag. Also hieß es durchmachen, Benzos wie Smarties fressen vermeiden und das Beste hoffen.



Hallo Dealer in weiß:



Noch zwei Tage bis zu meinem Termin und ich kann beim besten Willen nicht sagen wie ich mich fühle. Fühle ich überhaupt irgendwas?

Am Anfang fühlt man sich auf Schlafmohn als könnte man alles schaffen, alles macht Spaß, alles ist interessant, man liebt das Leben und möchte für immer unter dieser kuschligen Decke bleiben, die kuschligste Decke der Welt, die Opiumdecke.

Aber natürlich bleibt das nicht so, alles verändert sich, immer. Wenn man den Buddhisten glauben möchte ist Veränderung die einzige Beständigkeit und auch die Wirkung meines geliebten Mohns änderte sich..

Am Anfang schwebte ich noch von wenigen Kapseln auf Wolke 7 und am Ende nahm ich zwischen 20 und 30 Kapseln in der Hoffnung irgendeinen Turn zuhaben der aber natürlich ausblieb. Ich war ein wandelnder Zombie zu dieser Zeit, keine Libido, keine Emotionen, absolut kein Antrieb und eine völlige Leere in meiner Brust.

Jedenfalls hatte ich meinen Termin in 2 Tagen und musste feststellen das mein Mohnvorrat nur noch sehr begrenzt war länger als 3 Tage würde er nicht halten und ich hatte kein Geld für Nachschub was den Termin nochmal wichtiger erschienen lies.

Da ich sparsam sein musste war die Nacht vor dem Termin die Hölle.. Ich bin gefühlt jede Stunde aufgewacht, wurde von heftigen Albträumen geplagt und fühlte mich ziemlich depersonalisiert nachdem ich gegen 8 Uhr endgültig wach war. Egal wenigstens verschlafe ich nicht also ein paar der letzten Mohnkapseln konsumiert, eine oder zehn Zigaretten geraucht und mich auf den Weg zum Arzt gemacht.

Ich hatte zuerst ziemlich Angst das ich weit laufen muss und am Ende den Weg nicht finde aber die Praxis war zum Glück fast bei mir vor der Haustür. Es war eine kleine Praxis die einen positiven Eindruck bei mir macht und nach kurzem Warten kam es auch schon dazu das ich auf einem Stuhl vor einem etwas älteren Doktor gesessen habe und dieser jetzt zu entscheiden hat ob er mich aufnimmt ins Programm oder nicht.

Meine Gedanken rasen wie verrückt während ich auf dem Stuhl sitze und ich fühle mich sehr unwohl durch den Schlafmangel, durch die viel zu realistischen Albträume letzter Nacht die mich immer noch beschäftigen und wegen der bevorstehenden sozialen Interaktion. Das alles um mich herum unwirklich aussieht und ich das Gefühl habe ich bestehe nur aus meinen Augen macht das Ganze auch nicht besser. Woher diese seltsame Wahrnehmung kommt fragst du dich jetzt bestimmt? Alles zu erzählen würde den Rahmen sprengen aber kurz gesagt hatte ich 2018 viel zu viele Substanzen konsumiert was seine Spuren hinterlassen hat. Nämlich unter anderem das ich mich manchmal depersonalisiert oder derealisiert fühle mittlerweile zum Glück nicht mehr oft aber eine Zeit lang war das fast ein Dauerzustand.

Als das Gespräch anfing wurde alles aber langsam besser was auch daran lag das der Arzt mir sympathisch war. Er fragte mich warum ich hier bin und was ich mir davon erhoffe substituiert zu werden. Also fing ich an ihm davon zu erzählen wie leer und antriebslos ich mich fühle, das ich langsam aber sicher keine Ahnung mehr habe wie ich meine Sucht finanzieren soll, das ich nicht mehr alle 2-4 Wochen entzügig sein möchte weil ich keine Opioide habe und deshalb alles andere konsumiere was ich in meiner Zauberkiste finde, das ich vor allem von den Benzos weg möchte welche ich im Entzug nehme da sie meiner Psyche überhaupt nicht gut tun da ich mal abhängig davon war und jedes mal einen Rebound bekomme auch wenn ich sie nur wenige Tage nehme, das ich gerne auf einer stabilen Dosis sein möchte und mich nicht immer weiter hoch dosieren will und das mein Zustand so wie er momentan ist nicht mehr ertragbar ist und deshalb eine Veränderung her muss. Als nächstes wollte er meine komplette Suchtlaufbahn hören die mit Anfang 14 begonnen hat und da ich zum extremen neige bis jetzt mit Mitte 20 mehrere körperlich Abhängigkeiten mit sich brachte und ich kann wohl von Glück reden das ich diesen Text hier überhaupt verfassen kann. Was alles in den ganzen Jahren passiert ist werde ich aber irgendwann in einem eigenen Kapitel erzählen.

Nachdem er sich alles angehört hatte fragt er mich womit ich den gerne behandelt werden möchte worauf ich antwortete das mir Substitol also Morphin am liebsten wäre ich aber auch Buprenorphin ausprobieren würde. Methadon kam und kommt für mich überhaupt nicht in Frage wegen des ewig langen Entzugs und da ich generell nur schlechtes gehört habe von Leuten die mit Metha substituiert sind. Zu meiner Enttäuschung war er leider überhaupt nicht begeistert von der Idee mit Substitol da er meinte keiner seiner Patienten würde das bekommen, die Dosen wären unnötig hoch, für die Apotheke würde das viel zu viele Umstände machen und das damals als das Mittel auf den Markt kam alle unbedingt wechseln wollten sich dann aber nach kurzer Zeit doch wieder umstellen lassen haben .Als nächstes sagte er dann das für ihn Buprenorphin das Mittel der Wahl wäre was bei ihm auch 60% aller Patienten bekommen würden und generell lobte er das Medikament in höchsten Tönen. Das positive war allerdings das er zwar nicht gut zu sprechen war auf Substitol er aber trotzdem den Eindruck machte als könnte man ihn mit den richtigen Argumenten davon überzeugen doch Morphin für mich zu wählen.

Da ich aber von Anfang an nicht abgeneigt war Buprenorphin zu nehmen lies ich mich auf seinen Vorschlag ein allerdings einigten wir uns darauf das es nur ein Versuch ist. Um fest zustellen welche Menge ich brauche fragte er mich als nächstes welche Mengen ich am Tag nehme und als er hörte das es teilweise bis zu 30 Kapseln Schlafmohn sind war er ziemlich erstaunt und sagt deshalb das wir direkt mit 8mg Subutex anfangen er sich aber nicht mal sicher ist ob das genug ist.



Ich hatte es also geschafft, ich wurde ins Programm aufgenommen aber natürlich erst nachdem ich noch einige Dokumente unterschrieben hatte, hoch lebe die Bürokratie.



Nun ging es nur noch darum wann ich meine erste Dosis bekommen sollte. Hätte ich an diesem Morgen nichts konsumiert hätte ich direkt am nächsten Tag meine Dosis bekommen aber so musste ich noch bis Montag warten und da ich nur noch wenige Kapseln Mohn für Freitag Morgen hatte stand mir ein mehr als ekelhaftes Wochenende bevor.



Ich bedankte mich und verabschiedete mich und hatte jetzt schon Angst vor dem Wochenende die auch mehr als berechtigt war wie ihr bald erfahren werdet...



Ein paar Gedanken, ein paar Dinge über mich & den Affen im Nacken:



Als ich die Praxies verlassen habe hatte ich gemischte Gefühle, auf der einen Seite war ich natürlich sehr glücklich darüber das ich es geschafft habe einen Platz zubekommen auf der anderen Seite wusste ich das mir ein extrem hartes Wochenende bevorsteht. Normalerweise heißt es wenn man auf Buprenorphin wechselt sollte man das 24 Stunden nach der letzten Opioideinnahme tun besser noch erst nach 36 Stunden. Mein Arzt erwartet aber von mir das ich Freitag Morgen meine letzte Dosis einnehme und dann bis Montag Morgen durchhalte wenn ich dann endlich wieder zu ihm in die Praxis kommen kann. Von mir wurde also erwartet das ich um die 70 Stunden durchhalte und jeder der schon mal einen Entzug von Opioiden durchmachen musste weiß das sich dann schon Sekunden wie eine Ewigkeit anfühlen können. Ein weiteres Problem war das meine Vorrat sich die letzten Tage schon dem Ende zu geneigt hatte und ich deshalb weit entfernt von meiner Wohlfühldosis dosieren musste schon seit paar Tagen aber auch nicht für Nachschub sorgen wollte jetzt wo ich ins Programm aufgenommen werde. Was Hilfsmittel betrifft sah es natürlich nicht besser aus abgesehen von allen Möglichen Benzos & CBD Gras hatte ich nicht viel da.. Mit 1 oder 2 Streifen Lyrica wäre das Wochenende relativ einfach zu schaffen gewesen aber es half alles nichts ich musste da jetzt durch!



Wie genau dieser Donnerstag abgelaufen ist weiß ich leider nicht mehr genau aber ich weiß das sich meine Frau sehr gefreut hat das ich aufgenommen wurde und das es ihr neue Hoffnung gegeben hat das jetzt alles wieder besser wird. Die letzten Wochen und Monate müssen wirklich sehr schlimm für sie gewesen sein, zu sehen wie ein Mensch den sie über alles liebt immer weiter zum Antriebs und Gefühlslosen Zombie mutiert muss schrecklich sein.. Ich habe selbst gemerkt wie der Mohn mich verändert aber wenn in dir absolut nichts mehr ist, nur noch Leere und dieses immer gleiche Gefühl das alles okay ist was das Opiat dir gibt, dann nimmst du das einfach hin. Selbst wenn du weißt das es so nicht laufen soll du nimmst es einfach hin. Tag für Tag aufs neue und die Zeit zieht einfach an dir vorbei ohne das wirklich etwas passiert zumindest etwas passiert was dir im Rückblick etwas gegeben oder bedeutet hat. Man merkt es einfach nicht wie schnell die Monate an einem vorbeiziehen und sagt man nicht das Leben ist verdammt kurz?



Ich hatte mir überlegt Freitags meine Eltern mal wieder besuchen zu fahren und eine Nacht bei ihnen zu verbringen. Um Kraft zu tanken, um nachdenken zu können und um mal wieder rauszukommen. Ich verbringe nämlich viel zu viel Zeit in meiner Wohnung seit ich nicht mehr arbeiten gehe und das kotzt mich ziemlich an. Vor allem wenn man dann das Problem mit der oben erwähnten Antriebslosigkeit hat und viel zu viele Tage einfach nur verschwendet.. Es gibt so viele Dinge die ich liebe und ich habe so viel zu geben, noch so viel vor aber oft bin ich wie gelähmt. Aber das wird nicht immer so sein ich glaube fest daran.



"Veränderung ist die einzige Beständigkeit die wir haben im Leben" Einer meiner Lieblingssätze aus dem Tibetischen Buch vom Leben und Sterben.



Jedenfalls endet der Donnerstag an dem das Arztgespräch war und Freitag beginnt.



Augen auf, Tabak, Blättchen und Filter suchen und erstmal eine Zigarette genießen. Nachdem ich dann aufgestanden bin muss ich feststellen das ich gerade noch 5 Mohnkapseln habe. Früher hätten diese 5 Kapseln gereicht um mich stundenlang in vollkommener Glückseligkeit in Morpheusreich verweilen zu lassen heute reichen sie nicht mal um nicht mehr entzügig zu sein. Fuck.





Ein kleines Lebenszeichen - das bin ich euch schuldig (11.11.2020)



Nachdem der letzte Eintrag jetzt schon wieder einige Zeit her ist und ich selbst ein ziemlich schlechtes Gewissen habe das ich das Projekt hier leider ziemlich hab schleifen lassen, will ich es jetzt einfach versuchen eventuell ein paar Zeilen zu verfassen mit dem der Ein oder Andere vielleicht was anfangen kann. Es ist nicht so das ich nicht weiter schreiben möchte oder das ich keinen Spaß daran habe das Problem ist eher wie so oft in meinem Leben das es an fehlender Motivation scheitert. Allerdings werde ich gerade auf synthetische Weise Unterstützt und zwar mit ein paar Nasen 3-FA deswegen bin ich guter Ding das es vielleicht doch etwas wird.



Allerdings möchte ich dieses mal nicht aus der Vergangenheit erzählen sondern einen Einblick in meine aktuelle Situation geben. Ich hoffe das nimmt mir niemand übel ich werde bestimmt noch weiter erzählen wie es nach dem Start mit der Substitution weiter gegangen ist aber gerade möchte ich lieber einen Sprung in die Gegenwart machen und vielleicht noch ein bisschen von den letzten Wochen erzählen.



Ein Traum wird wahr



Vielleicht hat es der ein oder andere schon mitbekommen ich habe es seit einigen Wochen endlich geschafft auf Substitol also Morphinsulfat eingestellt zu werden was mich echt glücklich macht und ich mir auch verdient habe würde ich sagen nachdem ich wochenlange Bupre & Metha nehmen musste obwohl ich genau wusste das die beiden bei weitem nicht so gut geeignet sind für mich wie Substitol. Angefangen habe ich bei 300mg und mittlerweile bin ich auf 800mg hochdosiert worden. Die 300mg die ich am ersten Tag bekommen habe, nach der Umstellung von Methadon auf Substitol, haben natürlich nicht ansatzweise gereicht um ohne Entzugssymptome über den Tag zukommen und so bin ich dann ziemlich schnell bei 600mg gelandet mit denen ich dann auch gut ausgekommen bin. Das ich mittlerweile auf 800mg bin habe ich einer idiotischen Aktion meinerseits zu verdanken da ich ohne großartig drüber nachzudenken für ein paar Tage munter Fentanyl Pflaster geraucht habe und dann als diese leer waren das böse Erwachen kam. Die 600mg haben mir nämlich nicht mehr ausgereicht und ich war trotz dieser Dosis Morphium ziemlich entzügig. Das muss man sich mal überlegen 600mg Morphium, eine Dosis die für einen Erwachsenen wahrscheinlich tödlich ist und ich bin immer noch entzügig. Das hat mich auf jeden Fall ziemlich schockiert das ich an diesem Punkt angekommen bin. Jedenfalls konnte ich meinen Doktor glücklicherweise davon überzeugen nochmal weiter hoch zugehen und seit dem komme ich auch wieder gut aus mit meiner Tagesdosis. Allerdings habe ich jetzt die maximal Dosis erreicht die er mir geben möchte die einzige Option wäre wieder auf Methadon umzusteigen sollte mir das Substitol wieder nicht mehr ausreichen was ich unter allen Umständen vermeiden möchte und deshalb besser auf passe in Zukunft.



Vom Weg abgekommen und alles andere als ein Vorbild



Ich muss auch gestehen das ich das Substitol nur die ersten beiden Tage brav in der Praxis geschluckt habe und seitdem angefangen habe es aus der Praxis zu schmuggeln. Man kann über Corona sagen was man will aber bei solchen Situationen ist der Mundschutz wirklich sehr praktisch. Das Gute ist aber das ich obwohl ich die Kapseln entretardiere gut aber den Tag damit komme.

Erst vor ein paar Tagen habe ich den oralen Konsum für mich entdeckt davor habe ich die ganze Zeit rektal konsumiert. Seltsamerweise habe ich momentan beim oralen Konsum eine weitaus bessere Wirkung obwohl es nach meiner bisherigen Erfahrung mit anderen Substanzen genau umgekehrt sein müsste. Allerdings gibt es eine weitere Konsumform die mir seit Wochen nicht mehr aus dem Kopf geht und es fehlt nicht mehr viel bis ich diese ausprobiere und dann wahrscheinlich darauf umsteigen werde. Die meisten werden es sich schon denken können es geht um den intravenösen Konsum. Ich bin mir schon einige Jahre sicher das ich diese Tür irgendwann öffnen werde und ich bin mir ziemlich sicher das es bald soweit sein wird. So manch einer wird jetzt bestimmt schockiert sein und ich bin mir ziemlich sicher das ich für diese Zeilen wohl eher negative Kommentare zu lesen bekommen werde aber da ich mir dessen schon wirklich lange sicher bin und ich mir das auch sehr gut überlegt habe sehe ich es weniger tragisch. Was auf keinen Fall bedeuten soll das ich es auf die leichte Schulter nehme!



Mein Gefühl sagt mir das diese Zeilen bei weitem nicht so gut geschrieben sind wie sie es eigentlich sein könnten, um mal eine kurze Resonanz zu ziehen aber ich habe das Bedürfnis mal wieder ein Lebenszeichen von mir zugeben auch wenn es vielleicht eher enttäuschend ist. Vielleicht täusche ich mich auch und höchstwahrscheinlich sind meine Ansprüche an mich selbst viel zu hoch.



Was gibt es sonst noch zu erzählen? Meine Urinkontrollen waren leider weitaus öfter positiv als sauber was mich zwar enttäuscht aber um ehrlich zu sein auch nicht sonderlich überrascht. Ich habe zwar keinen täglichen Beikonsum aber alle 1 bis 2 Wochen für ein paar Tage noch etwas anderes dazu zunehmen konnte ich mir nicht verkneifen.

Das größte Problem war wohl das ich genau dann wenn ich in Substitution gehe seit langem mal wieder ein H Ticker gefunden habe der wirklich gutes Zeug verkauft und ich mir es nicht verkneifen konnte 1 bis 2 mal im Monat mich dort für ein paar Tage einzudecken. Wie die meisten wissen kann Heroin Konsum wirklich teuer werden und so wurde aus meiner anfänglichen Freude durch die Substitution mehr Geld für andere Dinge zu haben bis jetzt leider nicht wirklich was. Allerdings habe ich mir jetzt seit 2 Wochen nichts mehr gekauft und habe es auch erst mal nicht mehr vor da meine Praxis zwar sehr tolerant ist aber H Beikonsum ist dort nicht gerne gesehen. Ich bin wirklich dankbar für meinen Platz und vor allem dafür das ich die Möglichkeit habe Substitol zubekommen und deswegen möchte ich davon erst mal wieder Abstand nehmen da ich meinen Platz auf keinen Fall verlieren möchte. Wenn ich mal Lust auf andere Opioide habe gibt es genug andere Möglichkeiten die nicht beim Schnelltest anschlagen um dieses Verlagen zu stillen.



Eine gute Sache gibt es aber auch nämlich macht sich in letzter Zeit auch immer oft der Wunsch bemerkbar es nochmal clean zu versuchen. Vielleicht nicht in den nächsten Wochen, vielleicht auch nicht in den nächsten Monaten aber auch nicht in allzu weit entfernter Zeit. Wenn ich in nächster Zeit damit anfange mich wenigstens teilweise abzudosieren auch wenn es nur kleine Mengen sind ist das definitiv ein Erfolg. Letzte Woche hatte ich es schon geschafft für ein paar Tage nur 600mg zunehmen das lag aber hauptsächlich daran das ich im Etizolam und JWH-210 Koma versunken bin und danach war wieder alles beim alten. Die Tage haben mir aber gezeigt das es definitiv möglich ist und nicht so schwer wie erwartet.



Ich sitze ziemlich oft fest in einem Loch aus Depressivität und bin enttäuscht das mir die Kraft für die Dinge fehlt die ich gerne tun würde. Ich bin mir gerade auch überhaupt nicht sicher ob ich das hier veröffentlichen soll oder einfach wieder löschen wie das letzte Mal.

Momentan fühle ich mich oft ziemlich zerrissen, verloren und verdammt leer. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen wie diese Zeilen jemandem gefallen könnten und ich habe das Gefühl das ich viel mehr hätte erzählen können. Das ich noch eine ganze Menge zu erzählen habe steht außer Frage und auch wenn es höchstwahrscheinlich etwas dauern wird werde ich alles erzählen was ich mir vorgenommen habe.



Ich werde das jetzt einfach so lassen und ihr hört wieder von mir versprochen!





Sister Morphin







Ich bin mir gerade nicht ganz sicher woher die Motivation und das Bedürfnis kommen euch mal wieder etwas detailliert zu erzählen wie meine Situation momentan aussieht und das um 6 Uhr Morgens nachdem mich gerade mein Benzoaffe und das frühe einschlafen gestern geweckt haben. Irgendwie amüsiert es mich auch gerade dass das der erste Tagebucheintrag hier ohne unter Einfluss von Amphetamin oder einem Derivat davon zustehen.

Vielleicht habe ich auch ein bisschen das Gefühl ich bin es euch schuldig, zumindest mal ein Update zugeben nachdem ich hier versprochen oder mir vorgenommen habe meine komplette Zeit in Substitution zu dokumentieren.Allerdings bin ich mir nicht sicher ob ich diesen Teil wirklich posten werde oder ihn wie das letzte Mal wieder einfach löschen werde.

Ich bin nämlich vor allem in den letzten Wochen ziemlich abgestürzt und vielleicht wäre es schöner von einem Zeitpunkt aus zu berichten an welchem es mir besser geht, daraufhin geplant und Hoffnung habe ich nämlich definitiv. Vielleicht würde es der ein oder andere auch als Prahlen mit meinem Konsum empfinden, was ich nämlich auf keinen Fall möchte! Ich bin definitiv nicht stolz darauf was ich mir und meinem Körper antue vor allem in letzter Zeit und wenn dann sollte dieser Bericht wohl eher zur Abschreckung dienen







Aber um endlich mal anzufangen: Ja ,werde immer noch mit Substitol substituiert und aktuell nehme ich 600mg retadiert. Ist schon jemandem einen Unterschied zum letzten mal aufgefallen? Falls nicht werde ich dir ihn jetzt verraten. Ich habe es vor 4 Wochen nach einem langem Kampf geschafft es sein zulassen die Pillen entretadiert oral zunehmen. Als Highlight oben drauf habe ich mich auch noch eigenständig von 800 auf 600mg runterdosiert. Mir geht es mit dem Konsum des Morphiums wie es eigentlich gedacht ist um einiges besser als ich gedacht habe! Der Affe verschwindet so lange das ich schon öfters erst circa 2 Stunden nachdem aufstehen an das Einnehmen meines Gifts gedacht habe. Auch psychisch hilft es mir (meisten) ganz gut und die zwar subtile Wirkung aber vorhandene ist sehr angenehm wie ein unterschweilliges Wohlsein. Ich bin jedenfalls sehr froh das ich diesen Schritt geschafft habe allerdings gibt es da auch noch eine andere Sache, die ich bereits im letzten Eintrag kurz angesprochen hatte und zwar der intravenöse Konsum von psychoaktiven Substanzen.

Dieser spielt in meinem Leben nämlich mittlerweile auch eine Rolle, wie groß sie ist das könnt ihr für euch selbst entscheiden. Ich habe mich schon vor Jahren dazu entschieden irgendwann zu spritzen und mir mein erstes allerdings nie benutztes für circa 5 Jahren gekauft. Ich wusste wenn ich diese Tür einmal aufmache kann ich sie nicht wieder schließen und ich wusste das jeder der gesagt hat: “das mache ich aber nur einmal!“, es auch ein zweites mal getan hat. Mir war also bewusst das ich es definitiv nicht nur einmal machen werde und deswegen wollte ich diese Tür so lange geschlossen wie möglich halten, jetzt habe ichs sie geöffnet.

Vor circa 3 Monaten habe ich mir das erste Mal von einem sehr guten Freund Morphin injizieren lassen und ich kann euch eins sagen, die Menge die an Histamin freigesetzt wird ist echt heftig!

Der ganze Körper brennt, es fühlt sich überall ähnlich wie Stiche an, man ist knallrot und hat teilweise sogar Ausschlag der allerdings sehr schnell wieder Weg geht. Und ich muss sagen abgesehen von dem Histaminrush haben mich die ersten Schüsse meines Leben die wir uns an diesem Abend gesetzt haben gar nicht sooo beeindruckt. Allerdings mich ich auch dazu sagen das ich nicht höher als 150mg dosiert habe was bei meiner Toleranz keine besonders starke Dosis ist.

Nach diesem Abend habe ich mir dann im Abstand von mehreren Wochen immer mal wieder alleine einen Knaller gemacht allerdings habe ich als Anfänger natürlich sehr schlecht gearbeitet und es nicht sonderlich gut hinbekomme was auch seine Folgen hatte. Direkt beim 10 Schuss oder so hatte ich es geschafft mir einen Ei zu schießen was erst nach einigen Stunden zum Glück wieder verschwand. Für mich war das ein riesiges Warnsignal das wenn ich schon diese Art des Konsums, mit dem höchsten Risiko, betreibe muss ich wenigstens gut, sauber und so steril wie möglich Arbeiten!

Nach diesem Erlebnis habe ich mir erst mal ungefähr eineinhalb Monate gar keinen Schuss mehr gesetzt und interessanterweise Weise auch kein Craving danach verspürt außer einmal als ich Streit mit meiner Frau hatte da habe ich aber natürlich wieder nicht getroffen und es dann nach wenigen Versuchen wieder gut sein lassen.





Ich hatte mir in dieser Zeit sogar vorgenommen einen letzten Entzugs versuch zu Hause zu starten und wenn das nicht klappt gehe ich in eine Klinik entziehen. Was ist mit den zwei Riegeln Pregabalin passiert die ich mir dafür besorgt hatte und wer war immer noch nicht in einer Klinik? Genau ich. Das spielt jetzt aber sowieso keine Rolle mehr das ich mir die Möglichkeit zu Hause zu entziehen verspielt habe. Ich bin jetzt nämlich seit einigen Wochen auch noch körperlich Abhängig von Benzos. Eigentlich müsste ich jetzt viel weiter ausholen aber kurz gesagt ich war bereits 2018 für einige Monate auf Benzos, damals hauptsächlich Clonazolam und Flualprazolam was vor allem im Entzug eine sehr schlimme Zeit für mich war und von der ich mich eigentlich gerade erst wieder erholt habe. Nachdem Entzug habe ich über ein Jahr mit sehr wenigen Ausnahmen überhaupt keine Benzodiazephine konsumiert allerdings dann wieder mit sehr unregelmäßigem und vorsichtigem Konsum angefangen. Das wurde im letzten Jahr dann immer mehr und mehr aber ich hab es komischerweise lange Zeit geschafft nicht körperlich Abhängig zu werden. Die Tage nach dem Konsum waren zwar oft unangenehm aber ich habe es immer geschafft sie einzuhalten eben weil ich so Angst vor der Abhängigkeit hatte.

Ich bin mir nicht sicher ob es vorprogrammiert war das ich drauf komme als ich vor ein paar Wochen zwei Riegel Clonazepam bekommen habe oder schon viel früher durch Etizolam & Bromazolam Reinstoff. Fakt ist jedenfalls das ich jetzt drauf bin und aktuell um die 15mg Diclazepam täglich nehme, öfters auch mehr. Komischerweise tun die Benzo meiner Ehe sogar gut aber wer weiß wie lange sie das noch tun, ich möchte jedenfalls so schnell wie möglich wieder weg davon. Jetzt stecke ich in dem gedanklichen Dilemma ob ich zu erst die Benzos in einer Klinik und dann das Morphium oder beides gleichzeitig? Ein Benzoentzug plus weiter Senkung meines Substitols wäre auch etwas das ich mir vorstellen könnte. Darüber muss ich mir allerdings noch eine Menge Gedanken machen. Heute habe ich mir jedenfalls einige Nummern von Einrichtungen besorgt wo ich entgiften könnte und wenn ich es schaffe dort Morgen anzurufen werde ich wenigstens etwas schlauer sein.





Zum Abschluss jetzt noch die heftigste Beichte die ich machen muss und zwar das ich hauptsächlich durch die Enthemmung und scheißegal Einstellung der Benzos obwohl natürlich die Schuld bei mir liegt weil ich habe diese Substanz meinem Körper zugeführt.

Jedenfalls habe ich mir in der letzten Woche circa fast täglich mehrere Schüsse Morphium gesetzt und mein Arm sieht mittlerweile wirklich ziemlich übel aus.





Auf der einen Seite will ich schnellst möglichst wieder damit aufhören oder zumindest eine Pause machen aber auf der anderen Seite habe ich es mittlerweile auch lieben gelernt.





30.4.2021





[quote=Please, Sister Morphin. Turn my nightmare into dreams][/quote]