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Übersicht:

Titel:Ein Jahr mit LSD
Droge:LSD
Autor:wiro
Datum:25.06.2021 00:12
Nützlichkeit:Mindestanzahl an Bewertungen noch nicht erreicht

Bericht::

"the rain fell slow

down on all the roofs of uncertainty

I thought of you

and the years and all the sadness

fell away from me"



Hallo liebes LdT!



Heute habe ich beschlossen, über meine Erfahrungen mit LSD zu schreiben, welches vor einem Jahr in mein Leben gekommen ist. Wer ausführlich über meine Vorgeschichte lesen mag, darf gerne meinen LZTB über Alkohol lesen. Einen für mich sehr besonderen LSD Trip habe ich hier auch schon als gesonderten einzelnen Tripbericht beschrieben. Hier soll es auch weniger um langfristige Auswirkungen des Konsums gehen, als dass ich vielmehr einzelne Trips beschreiben möchte, die für mich besonders waren aber vielleicht keinen eigenen komplexen Tripbericht ausfüllen würden.



Kurzzusammenfassung meiner Vorgeschichte:



Alkohol mit 16 Jahren angefangen, Ende 20 mit sehr extremem täglichen Alkoholkonsum begonnen, Depression entwickelt. Im Sommer 2019 auf einer Reise Magic Mushrooms angeboten bekommen, die mein Leben veränderten, daraufhin Alkoholkonsum deutlich reduziert, gesund ernährt, sportlich geworden und mein Mindset zu einem sehr positiven gewandelt. Habe seit letztem Jahr auch so ziemlich alle gängigen "harten" Drogen, außer Opioide, Crystal und Crack zumindest mal ausprobiert.



In den letzten 12 Monaten habe ich 13 Mal LSD konsumiert und zwar in Dosen von 75-200mcg und teilweise auch im Mischkonsum. Dann gab es auch hin und wieder Phasen, in denen ich 1-2x wöchentlich Microdosing betrieben habe.



Der erste Trip (4.7.2020)



Ich besorgte mir 4 Pappen LSD und als diese kamen, war ich bereits sehr aufgeregt, ich hatte bis dahin drei Mal auf Pilzen getrippt und fand es sehr schön, hatte also schon ein bisschen psychedelische Erfahrungen, trotzdem hatte ich nun endlich das Psychedelikum schlechthin in der Hand. Die Pappen fanden Dienstag nachmittag zu mir und da ich kaum bis zum Wochenende warten konnte, schnitt ich mir ca. ein Viertel an einem Pappen ab und testete schon mal die Wirkung, was auch recht schön war, Farben wirkten intensiv, ich genoss die Natur vor meiner Haustür, beobachtete die Schwalben beim Flug, was seitdem ein schönes Hobby von mir geworden ist, und war bis tief in die Nacht wach, bis ich endlich schlafen konnte.



Den Rest des Trips (also ca 75mcg) nahm ich dann am Samstag, 4. Juli. Ich ging mit einem guten Freund (er nahm kein LSD, wusste aber Bescheid) an den See im Naturschutzgebiet in meinem Heimatort, wir hatten frisches Obst, ein bisschen Gras, einen Sixer Bier und eine Flasche Rum. Bis zum Peak trank ich zwei Bier und zwei Gläser Rum zur Entspannung und erfreute mich am leckeren Geschmack des Obstes. Danach rauchten wir noch ein paar Joints, die bei diesem Trip seltsamer/glücklicherweise für keine merkliche Verstärkung sorgten. Ich wusste noch nichts darüber, dass Cannabis die Wirkung des Acids multiplizieren kann und dieser Effekt setzte zum Glück auch erst bei späteren Trips ein.



Der Trip war extrem schön, ich sah den See, an dem ich schon als kleines Kind oft im Sommer spielte oder auf der Luftmatratze entspannte, mit komplett neuen Augen, ich hatte das Gefühl, jeden Einzelnen Sonnenstrahl wie Regentropfen auf die Wasseroberfläche prasseln zu sehen. Als im Verlauf des Nachmittags über die Bluetooth Box "Lightning Strikes" von Cypress Hill kam, konnte ich die Stromschläge, die im Song als Effekt abgespielt werden, durch meinen ganzen Körper fühlen, ich dachte wirklich, ich sitze auf dem elektrischen Stuhl, mega krass!!! Diese Form der Synästhesie, dass ich Musik spüren konnte, hatte ich bisher leider nur dieses einzige Mal auf LSD.



Am schönsten an diesem Trip war jedoch, dass zwei traumatisierende Erlebnisse von mir nochmals durcherlebt wurden. Zuerst kam ein Ereignis aus meiner Kindheit hervor und zwar emotionaler Missbrauch durch meine Mutter, zu der ich seit einigen Jahren den Kontakt abgebrochen habe. Ich hatte nie ein gutes Verhältnis zu ihr, dass ihr Verhalten mir gegenüber emotionaler Missbrauch war und dieser der tief in mir verankerte Auslöser meiner damaligen Depression war, habe ich jedoch erst viel später erkannt.



Nun sitze ich am See mit meinem guten Freund, trippe auf LSD und auf einmal fühlt es sich an, als klappt eine Tür in meinem Oberschenkel am linken Bein auf und dieses Erlebnis kommt raus. Es hat sich wirklich so angefühlt, als hätte mein Bein eine Klappe oder sowas ähnliches und darin war dieses Erlebnis abgespeichert. So als laufe ich mit diesem Trauma wortwörtlich durchs Leben (das habe ich bisher auch nur wenigen Menschen erzählt, da man ja schnell als total verrückt abgestempelt wird, wenn man anderen von sowas berichtet). Nun sehe ich dieses Erlebnis quasi als Beobachter und sehe meine Mutter und mein kindliches Ich, was nach dieser Situation traurig und enttäuscht vor mir steht. Und ich sage zu meinem kindlichen Ich (oder meinem Schattenkind, falls jemand "Das Kind in dir muss Heimat finden" gelesen hat): "Ich vergebe dir! Du hast nichts falsch gemacht. Du hast von Herzen versucht, alles richtig zu machen! Du bist OK!"



Und dann wandert diese Erfahrung wieder in mein Bein und die Klappe geht zu und ich dachte mir nur, krass, heftig, verrückt! Seitdem belastet mich dieser Missbrauch, der nicht nur in dieser einen Situation, sondern über Jahre, stattgefunden hat, nicht mehr und ich fühle mich, als hätte ich meinen Frieden damit geschlossen.



Ein paar Minuten später "öffnet" sich mein rechtes Bein, diesmal am Unterschenkel, und ein Erlebnis von vor ein paar Jahren "kommt raus", diesmal eine Erinnerung an eine Frau, in die ich sehr verliebt war und von der ich sehr unschön verlassen wurde. Diese Trennung hat mich viele Jahre sehr stark mitgenommen und ich musste für eine lange Zeit täglich an sie denken. Nun sehe ich das wieder als Beobachter und wieder steht mein trauriges Ich - diesmal mein erwachsenes Ich - vor mir und wieder vergebe ich mir selbst. Das Erlebnis wandert in mein Bein zurück, die "Tür" geht zu und seitdem belastet es mich nicht mehr. Ich denke immer noch ab und zu an diese Frau aber ich bin dabei nicht mehr traurig.



Der dritte Trip (28.8.2020)



Diesmal trippte ich zum ersten Mal mit jemand anderem und zwar mit einem Freund aus Frankreich, den ich während meiner Europa-Sommerreise in den ersten drei Augustwochen kennenlernte. Er besuchte mich in meinem Heimatort und wir trippten zusammen. Das Wetter war nicht so gut, wir schauten Rick und Morty und kifften ein bisschen dazu (auch diesmal noch keine Trip-Verstärkung durch das Weed). Später kam ein Mädel vorbei, mit dem ich über den Sommer eine Affäre hatte. Sie trippte nicht mit, wusste aber auch davon und während mein Kumpel weiter Rick und Morty schaute, gingen sie und ich in mein Zimmer und ich bekam von ihr einen wunderbaren Blowjob, während die Wände meines Schlafzimmers um mich rum waberten und atmeten und mir das Gefühl gaben, dass sie meine Beschützer sind und ich mich in meinem Zuhause immer sicher und wohl fühlen kann. Auf Acid mit Hingabe einen geblasen bekommen war schon ein ganz besonderes Erlebnis :-)



Später spazierten mein Freund und ich noch etwas barfuß durch das Naturschutzgebiet, der Himmel war grau und es war windig und etwas frisch, dennoch genossen wir die Natur und das Wetter. Wir sprachen fast kein Wort miteinander, lachten ab und zu einfach nur und waren wunderschön auf einer Wellenlänge. Auf dem Rückweg musste ich eine ganze Weile auf einem Schotterweg laufen und da ich meine Schuhe zuhause ließ, war ich gezwungen, diese Strecke über die ganzen kleinen Steine weiter barfuß zu laufen. Meine Füße schmerzten ein bisschen davon, doch da ich mich selbst in diese Situation brachte, blieb mir nichts weiter übrig, als diese zu Akzeptieren und so kam das Wort "Akzeptanz" in mein Leben, das erste von fünf Wörtern, die ich mir regelmäßig morgens nach dem Aufstehen aufschreibe und die meine Einstellung zum Leben prägen: Akzeptanz - Loslassen - Gegenwart - Liebe - Aufrichtigkeit



Diese Wörter fanden alle durch LSD Trips oder durch lange Meditation zu mir und in Momenten, in denen es nicht so gut läuft, rufe ich mir, je nachdem, welches dieser Worte gerate passt, eines oder mehrere von ihnen ins Gedächtnis und dann geht es mir meistens direkt besser.



Es folgten ein paar weitere Trips, an denen nichts weltbewegendes geschah, ich spazierte viel durch die Natur und saugte ihre Schönheit, Vielfältigkeit und Kraft auf, ich erfreute mich an wunderbarer Musik mit Visualisierung, ich meditierte, puzzelte, jonglierte, etc.. Am 21. Februar hatte ich einen besonders schönen Trip , den ich, wie erwähnt, in einem gesonderten Bericht beschrieben habe. Dies war mein siebter Trip.



Am 16. März ging ich für ein paar Monate irgendwo ins Ausland (2 Tage nach meinem achten Trip ;-) ). Dort war es warm und es gab nur wenige Coronamaßnahmen. Ich lernte viele tolle Menschen kennen, war zweimal auf einem illegalen Rave und lernte Techno/House Musik zu schätzen. Dort fanden auch noch drei LSD Trips statt, von denen ich auf zwei etwas näher eingehen möchte:



Der zehnte Trip (30.4.2021)



Ich machte mit einem französischen Pärchen und einer Dänin einen Ausflug auf eine Insel, wir mieteten uns Fahrräder, ich nahm 200mcg (meine bislang höchste Dosis), der Franzose nahm 150mcg, seine Freundin 50 und die Dänin 100. Wir fuhren an einen kleinen See, nahmen die Pappen ein, schwammen ein bisschen und nach einer halben Stunde radelten wir weiter. Wir suchten einen schönen Strand und wussten, dass die Wirkung bald einsetzen muss, daher beeilten wir uns ein bisschen. Wir kamen an einer Strandbar an und ich hatte zum ersten Mal wirkliche Visuals, die Wolken, die vom Wind ohnehin schon recht schnell angetrieben wurden, verformten sich in spektakuläre Muster, die eigentlich sanften Wellen des Meeres, in dem ich badete, wirkten riesig und die Wasseroberfläche strahlte in bunten Farben. Ich fühlte mich wie ein Kind, was zum ersten Mal im Meer badet und war schwer beeindruckt von den Naturgewalten um mich herum.



Wir tranken einen Cocktail und ein paar Biere und gegen Abend machte die Strandbar leider zu und wir mussten den Ort wechseln. Wir radelten wieder ein Stück, die Wirkung ging langsam wieder etwas zurück, war aber immer noch recht stark. Nach ca einer halben Stunde fanden wir einen schönen einsamen Strand, an dem nur ein paar Fischer waren und sonst niemand. Die Dänin baute einen Joint, den wir gemeinsam rauchten und auf einmal verwandelte sich der Horizon mit dem Sonnenuntergang in einen extrem plastisch wirkenden, dreidimensionalen Raum, schwer zu beschreiben. Das war auf jeden Fall das erste Mal, dass ich durchs Kiffen meinen LSD Trip extrem verstärkte. Es sah aus, als gäbe es drei Gänge, einen in der Mitte, einen links und einen rechts. Es wirkte fast so, als säße ich in einem riesengroßen Raum mit diesen Gängen und der Himmel und das Meer wären einfach nur auf die Wände gemalt. Verrückt. Das hat mir dann recht deutlich vor Augen geführt, dass alle Dinge, die man im Leben tut, Entscheidungen sind, die man selbst fällen muss.



Man kann sich für einen Gang entscheiden, geht durch eine Tür und dahinter befindet sich eine unbekannte Welt mit Erlebnissen, von denen man vor dem Fällen der Entscheidung noch nicht mal die kühnste Vorstellung haben kann. Alles was wir im Leben tun, sind unsere eigenen selbst getroffenen Entscheidungen, diese haben Konsequenzen und bringen uns wieder vor neue Wahlmöglichkeiten. Gleichzeitig weiß man natürlich wenn man sich für eine Tür entscheidet niemals, was hinter den anderen Türen auf einen gewartet hätte. Darüber darf man natürlich nicht traurig sein, man muss seine Entscheidung bewusst fällen und sich auf das freuen, was auch immer diese Entscheidung mit sich bringt. Rick (von Rick & Morty) würde wohl sagen, dass jedes Mal, wenn man eine Entscheidung fällt, ein Paralleluniversum entsteht, indem sich dein "ich" anders entschieden hätte :-)



So ist das Leben, voller Spannung, voller Erlebnisse, draußen wartet so viel darauf, von uns erlebt zu werden und es ist einfach wunderbar, dass wir im Hier und Jetzt diese Möglichkeiten haben, die Welt um uns herum zu erforschen.



Der elfte Trip (14.5.2021)



Ich war immer noch im Ausland und ging mit ein paar Freunden auf einen Rave. Ich wollte eigentlich einen Candyflip machen und dazu noch mal auf 200mcg trippen, ein Freund, der keine Erfahrungen mit Psychedelika hatte und eigentlich nichts konsumieren wollte, bekam nach Ankunft auf dem wunderschön gestalteten Gelände doch Lust und so teilte ich einen Pappen mit ihm und nahm dann "nur" 150mcg ein. Das war wahrscheinlich für einen Candyflip auch in Ordnung.



Diese Nacht war übrigens mein zweiter LSD Trip im Partysetting. Zu Beginn meines Acidkonsums dachte ich mir immer, dass diese Droge für Parties absolut ungeeignet ist, was ich mittlerweile anders sehe ;-) Allerdings wirkt LSD auf Parties zumindest bei mir ganz anders. Mindtrip und Optics treten sehr stark zurück, ich war einfach nur gut gelaunt und die ganze Nacht wach. Würde ein Freund nur einen einzigen Acidtrip in seinem Leben genießen können, so würde ich definitiv sagen, "verschwende" ihn nicht für eine Party, sondern erleb das in der Natur.



Diesmal nahm ich dann ca 3,5 Stunden nach Einnahme des LSD noch ein paar kräftige Schlücke MDMA Zauberwasser zu mir, was schon einen sehr interessanten Euphorieschub gab (hatte bis dahin auch schon ein paar Erfahrungen mit MDMA solo gemacht). Richtig krass wurde es aber, als mir dann eine Freundin ihren Joint in die Hand drückte (ca. 5 Stunden nach Einnahme). Ich zog vielleicht 4-5 Mal an der Tüte und dann wurde ich einfach direkt in den Cyberspace der Unendlichkeit katapultiert. Für etwa drei Stunden war ich komplett weg von dieser Welt, ich lag auf einer Decke, harte Technomusik ertönte, zunächst fingen die Wolken an, sich langsam zu verformen (es war bereits die Sonne aufgegangen) und irgendwann bin ich einfach nur noch durch das Weltall geflogen, alles voller bunter Farben und Muster, die sich zur Musik bewegten. Schwer zu beschreiben und an genaue Details dieser Muster kann ich mich auch nicht erinnern aber es war zutiefst beeindruckend.



Beim Runterkommen wurde ich dann etwas paranoid, was sehr unangenehm war, das waren einfach zu viele Substanzen, die an den 5HT2A Rezeptoren meines Gehirns am Tanzen waren. Durch ein paar beruhigende Gespräche mit anderen Partygästen, die weniger konsumiert hatten und daher etwas klarer in der Birne waren, konnte ich mich aber ganz gut erden.



Es folgten noch zwei Trips zuhause nach meiner Rückkehr.



Was kann ich nun als Fazit nach diesem spannenden Jahr sagen: LSD kann auf jeden Fall viel Spaß machen, wenn man richtig damit umgeht und vom Typ her dafür geeignet ist. Ich habe einige Freunde, bei denen ich sicher bin, dass sie auf LSD gar nicht klarkommen würden. Auf jeden Fall eine Substanz für den Sommer, für gutes Wetter, für die Natur, für frisches Obst und baden im See oder im Meer. Ich freue mich auf meine nächsten Trips. Ob ich in zehn Jahren noch so viel LSD konsumiere? Ich glaube eher nicht. Mein Konsum ist für diese Substanz ohnehin schon im sehr hohen Bereich, die Trips sind zwar schön aber immer auch recht anstrengend und je häufiger ich in kürzeren Abständen trippe, umso längere Pausen muss ich danach einlegen.



Nicht unbedingt wegen der Toleranz, einfach, weil so ein 12 Stunden Trip eben auch ein 12 Stunden Trip ist, wie eine Fernreise im Flugzeug. Wer tut sich das schon gerne einmal pro Woche an, selbst wenn es ein 12 Stunden Flug ins Paradies ist?



Dann lieber eine Weile im Paradies bleiben und es dort genießen, als ständig woanders hinzufliegen -> damit will ich sagen: Öffnet eure Sinne beim Trippen, saugt das Erlebte auf und zieht euch was dafür raus für euer Leben, dass ihr auch im nüchternen Zustand mehr Spaß habt!



Akzeptanz - Loslassen - Gegenwart - Liebe - Aufrichtigkeit