Langzeit-Berichte lesen
Übersicht:
| Titel: | Tramadol - ständiger Begleiter |
| Droge: | Tramadol |
| Autor: | ehemaliges Mitglied |
| Datum: | 12.12.2007 14:14 |
| Nützlichkeit: | 8,50 von 10 möglichen (44 Stimmen abgegeben) |
Bericht::
Kurzes Vorwort
Ich nahm bereits in meiner Vergangenheit mehrmals über einen längeren Zeitraum hinweg Tramadol und andere vergleichbare Substanzen in regelmäßigen Abständen. Das daraus resultierende Suchtverhalten hatte mir viele Wochen harter Arbeit an mir selbst gekostet und ich empfehle keinem, wirklich keinem, mit derartigen Substanzen zu „spielen“. Ich hatte eine längere Pause davon nur deshalb erreicht, weil ich mich schon des Öfteren als sehr Willensstark auszeichnen konnte. Jeder der denkt sich in die heile Welt solcher Substanzen, ohne Schaden, wagen zu können, wird irgendwann nach regelmäßigem Gebrauch erschreckend feststellen.. das es sich selbst nach vielen Jahren soweit im Kopf manifestiert hat, das die Opiumdurstigen Zellen möglicherweise noch dann schreiend ihren Zoll fordern…
Abschnitt 1
Irgendwann zwischen den Ereignissen meines längeren Konsums und der neu entdeckten Sucht
Bist zu einem, hier nicht der Erwähnung werten, persönlichen Ereignis hatte ich mich in Griff. Ich konsumierte über einen längeren Zeitraum nichts und mein einziges Suchtverhalten waren Zigaretten in den Arbeitspausen. Doch ein Umstand ließ mich in alte Zeiten zurückfallen, meine Gedanken in damalige Sphären eintauchen und ein unbeschreibliches Verlangen entstehen.. welches in einem Gewissenskampf mündete, dessen Schauplatz Depression und Verzweiflung waren..
Abschnitt 2
Als ich alte Waffen wieder Entdeckte
Eines Freitags im Juli 2007 sollte es wieder soweit sein. Meine Bestellung von 2 Päckchen zu je 30 Tabletten Tramadol (a 100mg) war gerade angekommen und voller Vorfreude beschloss ich auch gleich mit der Einnahme zu beginnen, und mir das lang ersehnte Gefühl zu bescheren, auf welches ich nun bereits Tage, unter teils schlimmen Umständen, warten musste. Vorbei war die Zeit des ekelhaften Körpergefühls, der depressiven Phasen, der Lustlosigkeit und vor allen Dingen, vorbei war die Zeit welche meine Gedanken ständig um diese verdammten Pillen kreisen ließ.
Wie angetrieben öffnete ich so schnell es ging das Päckchen, drückte 2 1/2 Tabletten heraus, zerkleinerte diese, notgedrungen mit einem Messer und spülte das entstandene Pulver mit etwas Saft in einem Schnapsglas runter. Eigentlich bevorzugte ich andere Formen der Einnahme, jedoch war ich derart ungeduldig, dass ich auf die am schnellstmöglichen Weg erreichbaren Mittel zurückgriff.
Eine Zeit lang blieb ich noch vor meinem Computer sitzen, hörte ein wenig Musik, war in einigen Foren aktiv und verfasste nun in wieder-gewonnener Ruhe Beitrag um Beitrag. Mit der Zeit bemerkte ich ein leichtes nachlassen meiner Konzentration, ich ließ mich von verschiedenen Sinneseindrücken (weiche Farben, Musik etc.) leicht ablenken und stellte fest das es langsam kommen musste.
Abschnitt 3
Alles scheint in Ordnung zu sein
Nach etwa einer Stunde vernahm ich erste konkrete Anzeichen einer sanft anflutenden Wirkung. Meine Beine „kribbelten“ und wurden leicht träge, jede Berührung war überaus intensiv und angenehm. Mein ganzer Körper fühlte sich an als wäre er ganz weich, dem zerfließen nahe und würde zart massiert werden. In diesem wohligen Zustand legte ich mich nun auf mein Bett und machte den Fernseher an. Es war egal welchen Schwachsinn ich mir ansah, in meinem Zustand, irgendwo zwischen Schlaf und Wirklichkeit, erfüllte mich alles mit Freude. Selbst die unzähligen Werbeunterbrechungen, welche mich sonst zur Weißglut brachten, ließen mich völlig unbeeindruckt. Meine Augenlieder wurden von Minute zu Minute schwerer und immer wieder fiel ich in einen fünfminütigen Traumzustand in welchem ich mir verschiedenste Bilder ausmalte.
Immer wieder ließ ich meine Hände über meinen Körper fahren, wollte nur feststellen ob ich mich noch in einer „festen“ Form befinde. Meine Gedanken zu diesem Zeitpunkt jedoch waren Glasklar, sicherlich durch eine rosa Brille betrachtet, jedoch nicht mit den „abstrakten“ und undefinierbaren Wegen, diverser anderer von mir getesteter Drogen (Halluzinoge), vergleichbar. Das hier war der Himmel, dessen ich mir sicher.
Zwischenabschnitt 4
Mit der Zeit fiel ich in mein altes Konsummuster zurück. Ich nahm täglich hohe Dosen Tramadol zu mir, und tat dies wie bereits einmal in meinem Leben über Wochen hinweg.
Abschnitt 5
Wenn du erwachst, ist alles Aus
Ich musste irgendwann in den späten Abendstunden eingeschlafen sein. Mittlerweile gestattete meine Sucht kaum mehr ein wohliges Empfinden, sondern war lediglich pure Bekämpfung evtl. anfallender Entzugsymptome. Trotzdem gelang es mir ab und an, durch extreme Dosen, in den gewohnt verträumten Zustand zu gelangen.
Doch ich war zurück, es war 10:00 Uhr am Morgen und zunächst schien alles in Ordnung. Doch zum ersten mal, in dieser Periode meines Konsum, sollten in den darauf folgenden Stunden, am Tag unmittelbar nach dem Konsum, schreckliche Zustände auftreten. Ich wollte diesen Tag pausieren, vielleicht auch den nächsten.. die Dosis wieder etwas verringern und mich langsam Abwärts- tasten.
Meinem Verhalten folgten Panik-Attacken, Krämpfe, Gedächtnislücken, völlige Unzufriedenheit, Kopfschmerzen und ein seltsame Schmerzen in meinem Unterkiefer..
Abschnitt 6
Jetzt – Resümee
Es war dumm von mir zum zweiten Mal den Fehler zu begehen, Flucht in einer Droge zu suchen. Nach diesen Ereignissen hatte ich es geschafft, trotz der schlimmen Zeit, fast weg zu kommen. Dank der Unterstützung einiger Leute und einigen neu gesetzten Prioritäten in meinem Leben. Ich war immer wider, manchmal über Tage, manchmal über Wochen, völlig gelöst von diesem „Zeug“.
Aktuell, seit November `07, konsumiere ich in unregelmäßigen Abständen und war nie über einer Dosis von maximal 350mg und habe nie über mehr als max. 4 Tage durchgehend konsumiert. Im Moment versuche ich den Konsum weiter einzuschränken und höchstens am Wochenende zu genießen. Auch wenn ich begriffen habe das es sich schon bei den ersten Anfängen in meinem Kopf festgesetzt hat, zweifle ich nicht daran in naher Zukunft wieder völlig von ohne das Gefühl der Tramadol Wirkung auszukommen.
Ich denke wer diesen Bericht gelesen hat, versteht das es an dieser Stelle keine Erwähnung einer Warnung bedarf, da der Bericht an sich als solche zu verstehen ist.
Den Leid tragenden, welche das Gefühl einer solchen Abhängigkeit, egal welcher Substanz, kennen.. sein von meiner Seite aus viel Mut, alles Gute und eine positive Zukunft gewünscht.
Es hat mich gefreut mich euch mitteilen zu dürfen.
- Amnesiac