Langzeit-Berichte lesen

Übersicht:

Titel:Meine kurze aber (zu) intensive Zeit mit H
Droge:Heroin
Autor:OttoNormal
Datum:11.02.2008 00:40
Nützlichkeit:7,75 von 10 möglichen   (68 Stimmen abgegeben)

Bericht::

Für einen Tripbericht ist die Zeitspanne über die ich berichten möchte zu lang, für einen Langzeitbericht aber meiner Meinung nach eigentlich zu kurz.

Trotzdem pack ich den jetzt zu den Langzeitberichten, weil der Text so lang ist. :D



Eigentlich war ich immer nur ein Gelegenheitskiffer, andere Drogen (Amphetamine, Pilze) hab ich nur sehr selten konsumiert. Anfang letzten Jahres fing ich dann aber an täglich zu kiffen, dazu kam am Wochenende dann noch immer ordentlich Pep, Crystal, einmal Benzos, irgendwann Codein, weil ich das bei mir zu Hause im Arzneischrank fand und ich nichts mehr zum Kiffen hatte.

Ich brach meine Schule ab (wo ich eigentlich sehr gute Noten hatte), um mehr "Spaß" zu haben, so sah ich das damals ...

Psychisch gings mir schon vorher nicht sonderlich gut und mit der Zeit wurde es mit meiner Psyche immer schlimmer, also kümmerte ich mich um einen Platz in einer Psychatrischen Klinik, als die mich allerdings nach meinen Konsumgewohnheiten fragten, sagten sie mir, dass ich zuerst eine Entgiftung machen müsse.



Also ging ich in die Entgiftung, obwohl ich eigentlich garkein Problem in meinem Konsum sah und glaubte, dass ich alles unter Kontrolle hätte und garnicht aufhören wollte. Aber irgendwie hatte ich schon als ich in die Entgiftung ging den Hintergedanken: "Naja, mal schauen, was du da für Leute kennenlernst, vielleicht kann man mit denen ja gut was losmachen." Die lernte ich auch wirklich dort kennen und aus der psychatrischen Klinik flog ich dann eh raus, nachdem meine Werte bei der UK zweimal angestiegen waren.



Also machte ich zunächst so weiter wie vorher, täglich kiffen und zwischendurch immer mal wieder Pep, aber ich hatte mit einem ehemaligen Mitpatienten von der Entgiftung einen neuen Freund gefunden mit dem ich mich regelmäßig traf, von da an konsumierten wir meistens zusammen.

Er war wegen H in der Entgiftung gewesen, war doppelt so alt wie ich und war schon seit 30 Jahren Gelegenheitskonsument, der aber zwischendurch immer wieder auch Phasen hatte, wo er richtig drauf war.



Er sagte immer, er würde mir niemals H geben, weil ich das noch nie genommen hatte und er niemanden draufbringen will, ich wollte es aber unbedingt mal ausprobieren. Der Wunsch das mal zu testen, war obwohl ich wusste wie gefährlich das ist, schon seit Jahren da, aber so stark wie zu dieser Zeit war der Wunsch irgendwie nie.



Irgendwann fragte er mich, ob ich was dagegen hätte, wenn er Koks holen würde, ich hatte nichts dagegen und wir zogen Koks zusammen, einige Tage später drückten wir Koks (das war auch was, was ich zuvor nie gemacht hatte, was ich aber mal ausprobieren wollte).



Und dann kam der Tag, wo ich das erste Mal H nahm, er war mit einem anderen Kollegen von sich bei ihm zu Hause und sie gingen immer wieder ins Arbeitszimmer, irgendwie wusste ich schon instinktiv, was da los ist. Und irgendwann sagten sie mir, dass sie da drin Blech rauchen würden, wenn ich wollen würde, solle ich reingehen. Innerhalb von wenigen Sekunden saß ich im Arbeitszimmer und rauchte mein erstes Blech.

Danach stellte sich erstmal Ernüchterung ein, irgendwie hatte ich mir das alles besser und aufregender vorgestellt, nach den Erzählungen, die ich von anderen gehört hatte, es war nichts so tolles, trotzdem machte ich am nächsten Tag weiter mit den beiden.



Und obwohl mein ehemaliger Mitpatient es immer so gehalten hatte, dass er höchstens 2 Tage hintereinander konsumiert hatte und danach eine Pause von mindestens 2 Wochen gemacht hatte, kam ich am dritten Tag da an, sein Kollege öffnete mir die Tür und meinte: "Der X ist gerade mit ner Überdosis ins Krankenhaus eingeliefert worden. Er meinte unbedingt drücken zu müssen, obwohl ich ihm gesagt habe, dass das scheiße ist und er nur rauchen soll."

Wir rauchten an dem Abend noch ein paar Bleche und schliefen dann dort, am nächsten Morgen rief mein ehemaliger Mitpatient um halb 7 an und sagte, wir sollten ihn schnell aus dem KH abholen.

Das tat ich dann auch, froh zu hören, dass es ihm wieder gut ging.

Er erzählte mir dann, dass er sich auf eigenen Wunsch habe entlassen lassen.



Abends war ich dann bei ihm und sein Nachbar war zu Besuch, ich saß mit seinem Nachbarn im Wohnzimmer und unterhielt mich, irgendwann als ich aufs Klo wollte, bot mein ehemalige Mitpatient in der Küche eine Line Braunes an, aber ich wollte nicht und lehnte ab, er kam irgendwann wieder rüber, setzte sich im Wohnzimmer auf einen Stuhl und schlief ein, irgendwann weckte ich ihn und sagte ihm, er solle sich doch auf die Couch legen, wäre bequemer, als im Sitzen zu Pennen, das tat er dann auch und irgendwann ging sein Nachbar nach oben.



Ich holte mir das H aus dem Schrank und machte mir erstmal ein Blech fertig, mein Kollege lag immernoch auf der Couch und pennte, ich versuchte ihn zu wecken, aber er wurde nicht wach, ich dachte, ok, er hatte einen anstrengenden Tag. Aber irgendwann kam mir das doch komisch vor, ich fühlte den Puls, der war ganz normal. Also wartete ich ab und fühlte regelmäßig Puls.

Mit einem Mal war der Puls nur noch bei 30 und dann daraufhin sofort ganz weg, die Atmung setzte aus, ich rannte in Panik erstmal zu seinem Nachbarn hoch, aber der öffnete nicht, also rief ich mit meinem Handy einen Krankenwagen, als der Krankenwagen da war, belebten sie ihn wieder und nahmen ihn mit.



Und was mache ich, als der Krankenwagen weg ist, als erstes? Genau das was ein Suchti macht, ich rauchte ein Blech und dann noch eins und legte mich pennen.



Tja, da hatte ich also schon 4 Tage lang jeden Tag konsumiert, obwohl mir das ja eigentlich garnicht gefiel ....

Mein Kollege lag daraufhin im Koma und während er im Koma lag, traf ich mich fast jeden Tag mit seinem Kollegen, der bei seiner ersten Überdosis dabei war.

Und was machten wir? Natürlich Drogen beschaffen und konsumieren, er war polytox, war eigentlich auf Metha, aber verkaufte seine Take-Home-Dosis lieber und kaufte dafür H und anderes. Hinterher konsumierte ich aber auch oft zu Hause alleine. Ich hatte mittlerweile selbst Quellen und besorgte mir selbst was und die Dosis wurde immer höher.



Ich machte dann zwar nach 2 Tagen Konsum immer Pausen von 2-3 Tagen ... Naja, ich nahm es mir jedenfalls vorher, hinterher waren es aber immer eher 3-4 Konsumtage und danach 1 Tag Pause, so langsam merkte ich, dass ich die Kontrolle über meinen Konsum verlor und dann passierte es, mein ehemaliger Mitpatient starb. Ich war also die letzte Person, die ihn noch so richtig lebendig erlebt hat, als der Krankenwagen kam, war er ja schon klinisch tot und lag dann nur noch im Koma.



Einen Tag vor seiner Beerdigung konsumierte ich das letzte Mal Heroin, danach hörte ich von einem Tag auf den anderen auf, sein Kollege gab mir etwas Metha für den Fall, dass ich schon körperlich drauf bin und damit aussschleichen könnte.

Aber das war ich zum Glück nicht, habe wohl nochmal im letzten Moment die Kurve bekommen.



Was mir wohl auch noch zum Vorteil wurde war, dass ich H mit der Zeit irgendwie immer schlechter vertragen habe. Am Anfang hab ich immer nur einen Tag nach dem Konsum kotzen müssen, hinterher brauchte ich H nur zu riechen und musste schon kotzen, ich brauchte es nichtmal konsumieren, war dann nicht so sonderlich angenehm. Daher fiel es mir wohl auch relativ leicht, darauf zu verzichten. Ausserdem habe ich zu dem Zeitpunkt jeden Kontakt mit den Leuten abgebrochen.



Allerdings muss ich auch trotz dieser Erfahrungen sagen, ich glaube nicht, dass das letzte Mal in meinem Leben war, wo ich das konsumiert habe, wenn es einen einmal gefangen hat, lässt es einen wohl nicht mehr los ... :-/

Ich glaub, wenn mir jemand was anbieten würde, könnte ich nicht "nein" sagen.