Langzeit-Berichte lesen

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Titel:Knapp vier Jahre meines Lebens.. jo
Droge:Cannabis
Autor:coca
Datum:03.04.2008 19:30
Nützlichkeit:7,57 von 10 möglichen   (51 Stimmen abgegeben)

Bericht::

(sorry für die beschissene Strukturierung, schaffs nicht das ansehnlicher hinzubekommen.. vllt später.. viel spaß ;) )





Ich war fünfzehn, ziemlich unschuldig, als mir ein Typ aus meiner Schule ins Auge fiel. Drei Jahre älter, Tatoos, Piercings, das ganze drum und dran. Ich verliebte mich in ihn, aber er war bereits vergeben und ich bezweifel, dass ich damals Chancen bei ihm gehabt hätte..Naja, ich fand ihn toll, beobachtete ihn genau, prägte mir sein Verhalten ein. Schule schwänzen, in den Pausen rauchen, am Wochenende auf Konzerte gehen und sich hemmungslos die Kante geben.Schlicht sein Leben so leben,wie’s einem gefällt. rauchen, Scheiß auf den ausbleibenden Effekt.

Und irgendwann dann, ich war grade von ner weiteren Kursfahrt wiedergekommen, hatte jeden Tag was geraucht, chillte ich bei einem Freund, wir rauchten die Reste von derKursfahrt weg. Ich nahm ein paar wenige Züge und dann.. –Booom. Ein fettes Grinsen machte sich auf meinem Gesicht breit, ich fühlte mich schwummrig, gechillt, ruhig und glücklich. Alles verschwamm ein wenig, hastige Züge, damit die Wirkung ja nicht verfliegt, chillaxen verdammt.. Es war wunderschön.

Und in diesem Moment hatte ich mich quasi verliebt.

Alkohol trank ich seitdem übrigens so gut wie gar nicht. Alle paar Wochen mal ein Bier, Hochprozentiges fand ich bis auf wenige Ausnahmen widerwärtig. Die Wirkung zu eckig, das Verhalten zu lächerlich. Kiffen war da viel angenehmer.

Was folgte waren viele viele weitere solche Abende, aber ausschließlich am Wochenende. Unter der Woche rauchte ich meine Zigaretten und war glücklich. Dann lernte ich einen Kerl kennen, der mir ein wenig Braunes verkaufte. Ich übte das Drehen, schaffte es irgendwann tatsächlich einen ganz akzeptablen Joint zu rollen. Aus Freude darüber entschloss ich mich ihn vor der Schule am nächsten Morgen zu rauchen. Etwas früher als gewöhnlich wanderte ich von der Bushaltestelle in Richtung Schule, chillte mich auf einen Spielplatz und rauchte mir einen.

Der Tag war super, die acht Stunden verflogen, ich wanderte lächelnd umher, amüsierte mich über nahezu alles. Klar war ne Menge an Placebo im Spiel, aber verdammt, mir gings blendend.

Nicht lange nach diesem Erlebnis haute mein Ticker auf einmal ab. Na super, ich suchte mir nen neuen. Ab dato rauchte ich desöfteren mal was vor der Schule, die Wirkung war jedes Mal super. So langsam kam ich in Geldmangel, ich hatte keinen Nebenjob, lebte von dem mickrigen Taschengeld das meine Eltern mir gaben.

Irgendwann war ich dann allein zu Hause, suchte nach nem Schulbuch, fand stattdessen den Briefumschlag, in dem meine Mum ne Menge Geld aufbewahrt. Ich schnappte mir zwei Fünfziger. Kein schlechtes Gewissen. Sie merkte nichts, die Summe in dem Briefumschlag veränderte sich stetig, sie schien es nicht zu zählen. Alle paar Wochen schnappte ich mir nen Zwanziger, n Zehner.. je nachdem, wie viel ich grade brauchte.

Klar war es ne Scheißaktion, das sah ich damals schon so, aber es war mir ehrlich gesagt auch ziemlich egal.

In der Schule kam ich noch ganz anständig klar, ich lernte nie, belegte aber nen Nachhilfekurs in meinem schwächsten Fach, kam so ganz gut zu recht. Zwei fünfen zierten mein Zeugnis, es gab Stress, aber so schlimm fand ichs jetzt nicht. Nächstes Halbjahr, ich lernte da wen Neues kennen. Einen Kerl, der seit seinem dreizehnten Lebensjahr kiffte, er war cool, sah recht super aus. Wir kamen zusammen, kifften nahezu jedes Mal, wenn wir uns sahen. Mal brachte er was mit, mal ich.

Ich schwänzte viel. Im ersten Halbjahr war das schon krass. Das Zeugnis aus der zehnten zeigte mickrige fünf Fehlstunden, dann aufeinmal etwas über sechzig. Akzeptabel. Aber auch unschön. Die Entschuldigungen, bzw. die Unterschriften, fälschte ich. Lief alles ganz okay soweit.

Dann, im zweiten Halbjahr, das zweite Quartal hatte grade begonnen, wurde es langsam ziemlich heftig. Ich tauchte oft erst zu der dritten auf, ging meist nach der fünften. Chillte dann zu Hause oder bei ihm. Rauchte viel, kiffte praktisch jeden Tag. Ich wechselte den Sportkurs, kreuzte aber fast nie auf. Die Fächer die mich besonders abfuckten strich ich schlicht aus meinem Stundenplan. Mein Freund war wichtiger. Und chillen. Und Kiffen. Er war noch extremer als ich, ich war so verliebt. Eigentlich wollte ich mich nicht mehr für nen Kerl verändern, ich tats trotzdem, wenn auch eher unbewusst.

Zu den Klausuren war ich immer da. Hielt ne Menge Referate, strengte mich alle paar Stunden mündlich verdammt an. Mein Selbstbewusstsein war für meine bisherigen Verhältnisse gigantisch, ich meldete mich meist ohne ne Ahnung zu haben, was ich eigentlich sagen wollte. Improvisierte viel, aber offenbar durchaus nicht schlecht, ich bekam gute SoMi-Noten, trotz unzähliger Fehlstunden und ziemlicher Unbeständigkeit, was meine Leistungen und Mitarbeit anging. Danach hieß es chillen. Meist bei ihm, da er ne eigene Wohnung besaß. Kiffen war immer, meist Braunes. So manches Mal kam es mir vor, wie bei meinem ersten richtigen Flash. Kiffen wurde quasi unabdingbar.

Plötzlich dann sank ich ab. In der Schule, im Privatleben, überall. Ich heulte viel, wollte nur meinen Freund sehen, war apathisch und rauchte einen nach dem anderen. Ich konnt nicht schlafen, kam noch seltener zur Schule. Mein Tutor verlange ein ärztliches Attest bei jedem weiteren Fehlen, gezwungener Maßen ging ich wieder hin. Jeden Morgen latschte ich völlig breit kurz nach acht über den Schulhof, kam ne Viertelstunde zu spät in den Unterricht. Die meisten Lehrer akzeptierten mein Zuspätkommen, nur in einem Fach musste ich Protokolle führen, kam ich zu spät. Scheiß drauf, ich brauchte meinen morgendlichen Joint, ansonsten war der Tag unerträglich.. Früher aufstehen ging auch nicht, da ich meist erst gegen drei, vier Uhr einschlief. Meine Schulfreunde, alles Nicht-Kiffer, wendeten sich langsam von mir ab. Hörten auf zu fragen, was los sei. Naja, mir war das egal. Es gab ein paar Leute in jedem Kurs, mit denen ich klar kam. Und die Leute, die mal meine Freunde gewesen waren hatten mit ihrem Verhalten jeglichen Wert für mich verloren. Irgendwann gegen Ende des Schuljahrs kam ich aus der Krise raus. An meinem Konsum hatte ich kaum was geändert, ein wenig verringert. So rauchte ich nur noch des Morgens vor der Schule und des Abends. Ich rauchte nie bei mir, lief durch die Straßen oder chillte mich irgendwo hin. Meist in Gesellschaft, meist bei oder mit meinem Freund. Ich wurde wieder lebhafter, war wieder glücklich, konnte schlafen. Ich strengte mich die letzten paar Wochen an.. mein Zeugnis war okay. Keine fünfen, paar sehr viele Vieren. Aber das war in Ordnung. Meine Eltern waren nicht glücklich, aber sagten eher wenig. Von meinem Absturz hatten sie nichts mitbekommen, weiß Gott, wie sie das geschafft haben.. Sie wussten nicht einmal, dass ich normale Zigaretten rauchte. Find ich schon ein wenig sehr krass..

Naja, in den darauffolgenden Sommerferien rauchte ich jeden Tag ein wenig was. Ruhte mich aus, entspannte mich. Fand neue Freunde. Aber die Kiffer-Freunde blieben die wichtigsten Menschen im meinem Leben.. Es ging mir super, als die Schule dann wieder anfing war ich motivierter. Hatte ich doch nur noch eineinhalb Jahre vor mir, fing der Ernst nun doch an..

Was soll ich sagen, ich kiffe immer noch, wenn auch nicht mehr tagtäglich. Bin immer noch mit meinem Freund zusammen, komm in der Schule auch sehr super klar…

Alter, das Leben ist schön….

Es ist so, dass das Kiffen mich definitiv offener gemacht hat. Mir ne Menge schöner Stunden beschert hat, die ich nicht missen will. Ich hab ne Menge Leute getroffen, die ich ohne das Kiffen kaum auf dieser Ebene kennen gelernt hätte.

Es war ne super Zeit, und ist es immer noch. Zwischenzeitlich hab ichs übertrieben, es war ne Menge Glück im Spiel, aber ey.. ich habs quasi geschafft. Auf ne schöne Weise. Dass man auch ohne das Kiffen glücklich sein kann, ist mir durchaus klar. Aber ich bin damit um einiges erfüllter, fröhlicher, ausgeglichener. Wie sagt man so schön… Gute Freunde darf man nicht trennen. Und das sind wir, oh ja, das sind wir.. Menschen sind wichtiger, keine Frage. Aber solang man beides haben kann..

Als Nachteil lässt sich defintiv Verpeiltheit feststellen. Teilweise Lustlosigkeit, aber fröhliche Lustlosigkeit.. Ich bin praktisch immer gut drauf, solang ich denn alle paar Tage was zu rauchen hab. Ansonsten herrzlich wenige negative Aspekte. Die verloren gegangenen Freunde bewerte ich nicht als sonderlich negativ, die lieben Leutchen haben mir deutlich gezeigt, was ich ihnen wert bin. Inwiefern die kurze „Krise“ vom Kiffen kam, kann ich nicht sagen. Vielleicht wär ich auch ohne dies derartig nierdergeschlagen geworden, vielleicht aber auch nicht. Mein Konsummuster verändert sich am laufenden Band. Es kommt vor, dass ich ne Woche oder länger nichts rauche, wenn auch selten. Und dann gibt’s Tage, da rauch ich alle paar Stunden einen. Es geht aufs Geld, aber das krieg ich hin. Mittlerweile sogar auf ehrliche Weise.

Darf ich mich wiederholen? …das Leben ist schööön…



Was ich zum Schluss noch sagen wollte.. ehrlich gesagt keine Ahnung. Aber es war was Tiefsinniges. Was Aufbauendes. Was Tolles. Jo..