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Titel:Der Alk und ich
Droge:Alkohol
Autor:reflection
Datum:29.08.2008 19:59
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Bericht::



Tja, wie hat alles angefangen?!....ich habe schon immer nur das Grenzwertige gesucht, war rebellisch, habe Dummheiten gemacht, ohne darauf zu achten, wie die Konsequenzen für mich oder andere ausfallen könnten.

Ähnlich wie meine Einstellung sah dann auch mein erster Alkoholrausch aus: ich übertrieb maßlos und kotzte meiner damals besten Freundin die ganze Wohnung voll....es sollte nicht bei dem einem Mal bleiben.

Von da an begann ich jede Gelegenheit zu nutzen mich mit Nervengift zu berauschen. Die Gier nach einem Stoff, das craving schien irgendwie schon immer in mir vorhanden zu sein. So nahmen die Dinge ihren Lauf und gewannen ihren ersten Höhepunkt in der Trennung meiner Eltern und der daraus resultierenden Schlammschlacht.....

Alles, was bisher nach Sicherheit und Geborgenheit ausgesehen hatte, war von da an nicht mehr Teil meines Lebens. Meine Sicherungen brannten durch und ich war nonstop voll bis meinen Eltern auffiel, dass sie mich in ihren sinnlosen Streitereien vergessen haben. Daraufhin wurde ich das erste Mal eingesperrt: 18 Wochen Psychiatrie gegen meinen Willen. Damals war ich 14. Aber selbst dort waren die Schlupflöcher schnell entdeckt und ich schaffte es mal hier mal da zwischendurch zu konsumieren.

Wie auch immer. Draußen das gleiche Spiel: Ich wollte einfach nur sterben und Alkohol sollte mir diesen Weg ebnen. Zwischenzeitlich kam noch das kiffen hinzu und so ergab es sich, dass ich mich Abend für Abend mit nem Gramm Shit und minimum 3-4 Bieren zukippte....zwischendurch – so mit 16/17 – tobte ich mich so gut es ging beim Sport aus, den ich damals noch auf Leistungsniveau betrieb. Aber der Kick reichte mir nie so richtig aus. Aus gesundheitlichen Gründen musste ich irgendwann aufhören. Weitere Psychiatrieaufenthalte und mehrere Schulwechsel folgten...

Nach dem Abi (oh, wunder, dass ich das noch irgendwie hinbekommen habe) entschloss ich mich in eine andere Stadt zu ziehen und meine Probleme und meine Sucht, die ich damals noch immer nicht (!!!!) als solche erkannte in der alten Heimat zu lassen. Nun ja, zunächst war es dann nur 1 Tüte und ein Bier pro Abend, irgendwann wurden daraus doch wieder 3 Gramm und 6 Bier.

Zwischendurch habe ich natürlich die eine oder andere Droge getestet, aber Halluzinogene haben mir die Augen geöffnet. Nach meiner Ich-Auflösung begriff ich endlich, was ich da veranstalte: Ich bin SÜCHTIG!! Ich habe jede freie Minute meines Lebens damit zugebracht genau DAS zu werden!! Ich fand alles, was ich bis dato gemacht habe einfach nur noch widerlich und die ganze Welt gleich mit dazu (aber das war ja eh immer der Fall, nur nicht in dem Ausmaß)..... Es folgte die erste richtig große Depression: ich wurde zum Spiegeltrinker: Ohne ein paar Schlücke Wein des Vorabends traute ich mich gar nicht erst auf die Straße. Ich nahm naiver Weise an, dass ich aus Nervosität ständig am zittern bin und ging zum Arzt. Der verschrieb mir Benzos und sie halfen ungemein, um nicht total besoffen zur Uni zu müssen. So ging das den ganzen letzten Sommer lang: Abends saufen und kiffen und morgens zum Frühstück ein Benzo. Irgendwann ging gar nichts mehr.....ich war nie sicher, ob ich gerade träume oder wach bin; ob ich die Dinge wirklich erlebe oder überhaupt gar nicht existiere.

Kurze Zeit später saß ich beim Psychiater. Diagnose: Drogeninduzierte Psychose. Was die Frau mir da erzählte, war mir drecks egal, ich starrte nur wie gebannt auf das Rezept. Ich bekam NLs. Am Anfang fühlte ich mich damit sicher, nach zwei Wochen wie lebendig eingemauert und immer wieder zwischendurch Nervenzusammenbrüche.....Nach ein paar Monaten setzte ich das Zeug ab und blieb wie immer bei Alk und Dope.

Irgendwann kam noch Stress mit dem einzigen Freund, den ich damals in der Stadt hatte, hinzu und ich trank mich innerhalb von 3 Tagen auf einen 3,9 Promille-Spiegel hoch. Ich konnte nicht mehr, war nur noch am heulen und rief den Krankenwagen. Darauf folgten 10 Tage Entgiftung.

Danach stand ich vor demselben Dilemma wie zuvor, aber nicht lange, da gibt es ja bekanntlich ein paar Mittelchen gegen.

Nun ja, heute: ich schwanke ständig zwischen spiegeltrinken und mal tatsächlich ein paar Tage nüchtern sein, aber es ist ein fuckin harter Kampf.....

Manchmal gewinne ich, aber meistens ist es dann doch so wie heute: Ich schätze, das ist mein viertes bier und die zweite Tüte lacht mich schon an.....



Ach ja, ich sehe mich keinesfalls als Opfer! Ich habe mich ganz alleine in diese Sackgasse reinmanövriert!!!



.......Ja, das ist halt nur n Bericht, keine Moral, keine Pointe, nur eine von Millionen Geschichten, die im Suff enden.........