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Titel:12 Jahre Heroin i.V.
Droge:Heroin
Autor:anonym
Datum:03.10.2008 02:00
Nützlichkeit:6,47 von 10 möglichen   (43 Stimmen abgegeben)

Bericht::



Es gibt hier schon einige sehr aussagekräftige Berichte zum Thema Heroin. Berichte, die sich eher an Interessierte wenden und die, ohne der Zeigefinger zu erheben, abschrecken wollen.

Erstkonsumenten zu warnen vorsichtig mit der Droge zu sein, ist sicher wichtig.

Ich möchte mich mit meiner Schilderung jedoch an all diejenigen wenden, dür die Heroin bereits ein fester Bestandteil ihres Lebens geworden ist.

Ich fand auf dieser Seite Aussagen zu psychischen Folgeerkrankungen zu Komorbiditäten und dazu, dass einen die Sucht- vor allem nach Heroin - lebenslang begleitet.

Lebenslang, auch in einem cleanen Leben.

Dem kann ich nichts entgegensetzen, möchte aber doch ein wenig Hoffung machen.



Es gibt diese Möglichkeit, zu leben ohne an die Droge zu denken.

Es gibt diese Möglichkeit, dass sich die Hirnchemie wieder erholt- nach und nach aber mit stetiger Tendenz zur Besserung.

Es gibt diese Möglichkeit irgendwann ( fast) so zu sein als habe man nie Heroin genommen, und das nach 12 jährigem Konsum.



Ich selbst bin nun über 6 Jahre clean von Heroin, Kokain und Methadon ( alle i.V.).

Andere Drogen nehme ich ebenfalls nicht mehr.

( Und das nicht aus irgendeinem auferlegten zwang zur Abstinez heraus, sondern weil sie mich einfach nicht mehr interessieren.)

Ich habe keine relevanten Folgeschäden davon getragen, die nicht nach 4 Jahren verschwunden waren. Sowohl kognitiv als auch physisch und psychisch bin ich gesund.

Ich habe meine Schulbindlung erfolgreich nachgeholt, parallel noch einen Beruf erlernt und studiere heute.



Gedanken an H?

- ich kann mich erinnern. An alles. Aber es entsteht kein spezifischer Suchtdruck mehr. Es ist nicht so, dass ich nicht mehr an die Zeit mit der Droge denken würde- aber wenn, dann ist es eher als dächte ich an Dinge aus einer fernen vergangenen Zeit.

Mit Wehmut aber auch mit Freude- frei zu sein.



Wessen Leben sich so lange wie das meine um Drogen drehte, der kommt, wenn er seinen Weg mit der Droge zuende gegangen ist, in einer anderen neuen Welt an. In einer Welt die erst mal echt Angst macht und in die man nicht hinein zu gehören scheint.

Ein wenig scheint es, als habe sich die Zeit weitergedreht während man selbst stehen geblieben war.

Ein wenig scheint es, als habe man - später im Umgang mit anderen ( ohne Drogenerfahrung) ein unausgesprochenes Geheimnis. Ich kam mir oft vor wie ein Alien und doch habe ich mich eingelebt.



Ich schreibe das nur an die, welche den Weg wagen und sich von einem Feind verabschieden, der zur selben Zeit auch immer Freund war. ( Der Droge)-

Es geht- und es ist KEINE lebenslange Qual.



Irgendwann, und das ist das schöne an uns Menschen, entwickeln wir uns weiter und Dinge, die zuvor noch von unendlicher Wichtigkeit für uns waren sind es nicht mehr, weil Neues ansteht.

Wenn ihr einige Jahre ohne die Droge gelebt habt, werdet ihr das merken und es tut dann auch nicht mehr weh. Weil man sich im Leben immer weiter entwickelt. Auch als Ex Junkie, der irgendwann ein normalo wird ohne sich dabei zu langweilen und ohne für immer innerlich seelisch leer zu sein.



:-)