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Titel:Und so beginnt es also...
Droge:Tramadol
Autor:ehemaliges Mitglied
Datum:15.11.2009 20:38
Nützlichkeit:8,27 von 10 möglichen   (70 Stimmen abgegeben)

Bericht::

Vorwort:



Zum erstem mal hab ich im LDT von Tramadol gelesen. Die Sache hat mich nicht wirklich interessiert. Zwar konnte ich mir dir Wirkung von Opiaten immer sehr angenehm vorstellen, auch begünstigt durch meinen gelegentlichen Kratom Konsum, doch hielt mich meine Hemmschwelle gegenüber harten Drogen und die Angst vor dem hohen Abhängigkeitspotenzial vom Probieren ab.



Als ich ca Mitte März mit dem GBL Schluss machte brach für mich eine schwierige Zeit an. Nach 4 Monaten beinahe tägl Konsums rechnete ich mit schweren Entzugserscheinungen…welche sich allerdings in Grenzen hielten. Sehr dankbar bin ich im Nachhinein für mein Umfeld, dass mich immer wieder recht wehement dazu aufforderte das GBL in den Wind zu schießen.



Als es dann soweit war, waren alle sehr zufrieden wie „gut“ ich den Absprung geschafft habe. Was sie nicht wussten: Ich hatte mich mit Alkohol selbst substituiert! Trotzdem ich wusste, dass eine Suchtverlagerung weder intelligent noch Sinnvoll ist, konnte ich nix dagegen machen, der Alk musste rein…Ich hab mich sogar an manchen Abenden allein im Zimmer mit Wodka besoffen bzw im Frühling ne Flasche Glühwein geleert.



Mein Alkoholmissbrauch wurde langsam zum Problem, ich habs allerdings geschafft, es auf ein Minimum zu beschränken und habe Mittlerweile wieder ein normales Konsummuster.



Wie kam ich zum Tramadol



Es war im Januar dieses Jahres. Mein GBL Vorrat ging zu Ende, kein Alk und nix zum Kiffen waren im Haus. Durch eine immense innere Unruhe getrieben stapfte ich durch die Wohnung um doch noch iwas berauschendes zu finden. Mehr um sicherzugehen schaute ich in unseren Medischrank, ich hatte mir nix besonderes erwartet…da fand ich zu meiner großen Überraschung 3 Tabletten a 100 mg Tramadolhydrochlorid.



Ich hatte ja im Internet schon davon gehört und in meiner jetzigen Situation war mir alles recht. Noch mal kurz informiert zwecks Dosis und Nebenwirkungen…es dauerte nicht lange da waren alle 3 Pillen in mir drin. Ich hätte sie mir auch aufteilen/heben können, aber ich dachte das würde ne einmalige Sache bleiben und deshalb hab ich mir gesagt, wenn schon denn schon.



Nach ca 30 min konnte ich die ersten Veränderungen bemerken. Die Unruhe war komplett verschwunden, meine Laune stieg stetig und mein Körpergefühl wurde immer ruhiger, wärmer, gelassener. Ich hab mich hingelegt und bin dann für ca 2 Std vorm Fernseher eingepennt. Als ich wieder erwachte, war die Wirkung voll da:

Immer wieder Schübe voll mit Wärme und Euphorie durchzogen meinen Körper, es gab nix besseres als vor der Glotze zu liegen und eine nach der anderen zu Qualmen. Immer wenn ich auf Trama bin liebe ich es zu rauchen, egal ob Kippe, Tüte oder Topf…das Gefühl vom Rauch in der Lunge: einfach herrlich!!!



Das böse erwachen kam dann am nächsten Morgen: Nach einer langen Nacht in der ich mehr Wach als schlafend im Bett lag; begleitet von wunderbar entspannten und Euphorischen Gedankengängen und den regelmäßig auftretenden „Schüben“, wunderte ich mich beim aufsitzen erstmal warum ich so fit bin…aber das kannte ich ja schon vom GBL, es war zwar nicht das selbe, aber doch recht angenehm. Als ich aufstehen wollte spürte ich dann plötzlich das drücken im Kopf und den Schwindel, das nun extrem ätzende Körperfeeling und die Übelkeit. Sehr gut, ein Kater wie aus dem Lehrbuch. Das komische daran war, das ich mich trotzdem geistig recht wohl fühlte und auch den Wunsch verspürte unbedingt in die Arbeit zu gehen, was sich dann doch als recht Schwierig erwies:



Auf dem Weg dorthin wäre ich beinahe zusammengeklappt, mein Kreislauf war komplett im Arsch. Meiner Kollegin erzählte ich dann, ich hätte Tramadol genommen, zwecks Kopfschmerzen weil nix anderes im Haus war. Sie fand das dann nicht so prickelnd (trama is nix für Kopfweh!! ). Aber sie konnte sich gut in mich hineinversetzen, wie es ist, wenn man unerträgliche Kopfschmerzen hat und nicht weiß was man dagegen machen soll….



Naja sie meinte dann, dass viele Leute mit der Verträglichkeit von Tramadol Probleme haben und sie kennt einige Menschen, denen es nach ner halben Tablette genauso geht wie mir.

Das Ende vom Lied war dann, das ich den halben Tag net arbeiten konnte und noch ins Auto gekotzt hab.



Den Kater vom Tramadol hatte ich anfangs immer. Kennzeichnend waren auch das Gefühl des Schwebens beim Autofahren und das nicht hinterher kommen in Kurven…wie als wenns mit Verzögerung passiert. Allerdings war ich doch recht froh darüber, da ich glaubte dadurch nur ab und zu zu konsumieren.



Als ich dann im März den GBL Entzug machte und Alk auch nicht das wahre für mich war suchte ich mir andere Sachen. Ab und zu ein bisschen Kratom, da mal wieder was geraucht. So gings dann bis zu dem Tag als ich das erste Mal Tramadol in der Arbeit fand: Ich sollte einer Patientin die Medikamente bringen und in der Tüte befand ich ne volle Packung davon.



Ich hab nicht lange gezögert und mir nen Blister rausgenommen. Zwar hatte ich danach ein Ultra schlechtes gewissen…nicht weil ich der alten Frau Medis klaue (die bekommt es eh kostenlos, hat Morph zum Spritzen auf Bedarf etc.) sondern weil ich Angst hatte erwischt zu werden. Als ich dann mit der Zeit bemerkte, dass es nicht weiter auffällt wenn hier und da mal ne Pille oder ein ganzer Blister verschwindet, hab ich mich immer öfter einfach bedient.



Moralisch zwar verwerflich….mir aber ehrlich gesagt scheiß egal. Ich hab da umsonst gearbeitet und auch noch gut dazu…da fand Ichs nur gerecht wenn ich mir hin und wieder mal was abzwacke.



Eins der besten Erlebnisse war der Ostersonntag: Zuerst fett geil beim Hax’n essen, danach mit nem Kumpel auf da Couch mit Bier und Tramadol gechillt. Wir haben die Tabletten bei seiner Mum im Schrank gefunden (hat die zwecks Regelschmerzen) und uns natürlich riesig gefreut nun noch ne 2. Quelle zu haben.



Wir waren beide sehr angetan von dem Zeug. Konsumierten so ca 1-2 mal pro Woche und waren uns auch bewusst drüber, das wir aufpassen müssen wegen Gewöhnung und Sucht. Wir verbrachten viele schöne Stunden und Tage bei ihm unten im Keller immer schön mit Bier und Tramadol, genügend Kippen, ne ordentliche Musik und natürlich Fifa 08 auf der Ps2.



In solchen Momenten konnte das Leben kaum besser sein. Man merkte teilweise richtig wie die Stimmung bei uns immer weiter anstieg, die Kippen weniger und die Gespräche ausgelassener wurden.



In der Zeit war ich echt Glücklich mit mir und meinem Leben. Weg vom GBL, Job läuft gut und Abends immer schön chillen…achja EM stand ja auch noch vor der Tür!



Trotzdem hatte ich bedenken: Waren dass die ersten Schritte in die Sucht? Zuerst 4 Monate GBL, dann ein kurzes Alkohol Intermezzo und jetzt Tramadol?? Ne, ne dachte ich…mach ja immer Pausen und wenn ich nächsten Morgen mit Kater aufwache nehm ich eh nicht so viel…



So ging das dann ne Zeit lang ganz gut. Wir waren auf Dosen zwischen 200 und 400 mg dazu 2-4 Bier. Als ich dann im August mit der Ausbildung fertig war und nicht mehr an das Zeug rankam (seine Mum hat fast keine Regel mehr) kehrte ein bisschen ruhe ein.



Ich besann mich auf alte Zeiten und rauchte wieder verstärkt Cannabis. Alkohol war ein großes Thema: Ich trank beinahe täglich…immer in dem glauben alles im Griff zu haben. Mir war allerdings klar, dass das alles vom GBL kam: Nüchtern sein ist unnormal!!!



Irgendwann hab ich dann das Trama fast vergessen, wusste auch nicht mal mehr wie es sich anfühlt drauf zu sein. Ab und zu holte ich mir von nem anderen Kumpel paar Benzos, was mir aber nicht das gab wonach ich suchte. Am nahesten dran kam Kratom in Verbindung mit Alkohol, was aber auch nicht das wahre war…zu teuer und die Toleranz baut sich zu schnell auf.



Toleranz, das Stichwort:



Jetzt im September hab ich ne neue Arbeit angefangen. Im Altenheim. Nach 2 Wochen sah ich zum ersten Mal die grüne Schachtel im Schrank…Freude stieg in im auf da ich genau wusste:



Ja, das sind Tramadol…das sehe ich doch von hier!!^^



Kriminell und Diebisch wie ich bin hab ich mir nen eigenen Schlüssel zum Medikamenten Schrank besorgt und da Trama ja nicht unters BTM Gesetzt fällt, stand mir nichts mehr im Wege.



Mittlweile hab ich mir sogar ne kleine Sammlung zugelegt, aus diversen Medikamenten…darunter sogar Morphinsulfat. Ich weiß, es ist nicht schön im Altenheim Pillen zu klauen…aber da Scheiß ich drauf!!!



Also hab ich wieder angefangen mit Konsumieren. Hemmschwelle war keine mehr vorhanden und als ich merkte, wie gut ich unter Drogenwirkung arbeiten kann, nahm ich das Zeug fast täglich auch unter der Arbeit. Ich bin dann immer so ruhig, gelassen freundlich und zuvorkommend…nur etwas faul zum aufstehen…



Das Problem kam dann schleichend auf mich zu. Die Toleranz baute sich auf und der Kater verschwand, was es mir leicht machte immer wieder eine Tablette nachzulegen. Hatte ich anfangs durch 200 mg schon keinen schönen Tag danach…gings mir jetzt plötzlich Prima!!



Als dann mein erster Nachtdienst kam wurde mir klar wie ernst die Lage doch ist. Ich hatte 7 Tage lang durchgehend konsumiert und wollte mal wieder aussetzen. Ich saß da und bekam leichten Schüttelfrost, mir war Schweinekalt und ich hatte so ein komisches Ziehen in den Gelenken. Ich dachte ich bekomm ne Grippe. Als mir dann auffiel wie Depri ich bin und wie gereizt, war mir klar, das dass eigtl nur erste Entzugserscheinungen sein konnten. Ich dachte mir, ich nehm jetzt nix mehr und halt das mal den Abend durch und mach mal ne Zeitlang bissel locker, aber daraus wurde nix. Ich fühlte mich so ekelhaft, das Arbeiten unmöglich war und so schmiss ich mir ne Pille.



Natürlich gings mir dann nach ca 30 min wieder total gut.



Ich machte mir viele Gedanken wie es mit mir weitergehen soll. Nehme ich mal 2,3 Tage eine „Grippe“ in Kauf und dann 2 Wochen Depris und gereizte Stimmung, oder mach ich so weiter und werde ein Opiat-Junkie.



Ich träumte dann sogar davon, wie mich ne alte Lehrerin von mir drauf anspricht ob ich Opiate nehme, so sehr hat mich das beschäftigt.



Ich kam dann zu dem Entschluss, das ich mir keine schlechte Laune und Fehltage in der Probezeit erlauben kann und Arbeiten ohne Trama ging eh schon fast nicht mehr…deswegen hab ich einfach weiterkonsumiert. Zur Sicherheit hab ich die Dosis auf ne halbe runtergesetzt, grad so, dass ich was davon bemerke. Jetzt bin ich aber auch schon wieder soweit, dass es unter umständen 150 mg am Tag werden.



Ich weiß, das ist nicht gerade viel, aber es reicht für mich…reagier da recht Sensibel drauf.



So ist der Stand der Dinge. Den LZ hab ich geschrieben um das ganze noch ein bisschen bewusster zu gestalten. Meine Ziele sind: Nicht täglich und so wenig wie möglich. Aber es fällt einem sehr schwer sich dem Tramadol zu entziehen wenn man es einmal kennen und schätzen gelernt hat. Ich weiß nicht warum ich nicht die Eier dazu hab aufzuhören. Womöglich bin ich einfach zu faul, zu sehr von der Wirkung geblendet und Naiv.



Vielleicht liegt es aber auch an der Zeit, der Gesellschaft und den Veränderung die gerade ablaufen, das es mir notwendig erscheint Opiate zu nehmen. Alles ist in Bewegung angefangen bei mir, der jetzt die erste richtige Arbeitsstelle hat, Führerschein (endlich mit 20) macht und sich darauf vorbereitet daheim auszuziehen. In den USA wird der erste Schwarze Präsident gewählt, die Finanzkrise erschüttert die Wirtschaft. Es wird wieder Winter, das neue Jahr beginnt…2009 …und man fragt sich wo soll das nur hinführen? Ja selbst das Klima wandelt sich!!



Gut, es keimt gerade wieder ein bischen Hoffnung auf für eine bessere Zukunft. Präsident Obama baut ja jetzt Straßen im Kongo und beendet den Krieg gegen den Islam. Nur wie will ein einzelner Mann die Welt (zurück) ins Licht führen, wenn das nicht einmal Jesus gelang…ich bin und bleibe skeptisch.



Das war mein Text. Für den Anfang. Ich hoffe es entwickelt sich alles zum Besten. Fortsetzung gibt’s dann hoffentlich im neuen Jahr.





Bis dahin alles gute.







P.s. sry für die Rechtschreibfehler :)