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Titel:5 Jahre XTC und andere Drogen und die Folgen, die man nie bedenkt
Droge:Ecstasy
Autor:ehemaliges Mitglied
Datum:04.03.2006 20:42
Nützlichkeit:7,88 von 10 möglichen   (65 Stimmen abgegeben)

Bericht::

neutral Ich habe nun seit über 4 Jahren regelmäßig diverse chemische Drogen konsumiert, Limits gebrochen, Veränderungen meines Charakters zugesehen und einiges an Erfahrung dadurch gewonnen. Das hat bisher ganz gut geklappt, eigentlich hatte ich nie Probleme damit. Als ich allerdings Mitte Januar 2006 mit einer Überdosis MDMA, Kokain, Pep und Alkohol ins Krankenhaus musste, änderte sich dadurch einiges. ...

Ich hoffe, nie wieder chemische Drogen zu konsumieren. Der Entzug, die Depressionen und die Langeweile kann man mit Alkohol und THC überstehen, aber nicht lösen. Ich habe in in über 4 Jahren, in denen ich regelmäßig chemische Drogen konsumiert habe, nie ein wirkliches Problem damit gehabt. Nie gab es einen Knall, eine Wendung, ein Ereignis, das mich zum Umdenken bewegt hätte. Doch jetzt habe ich zum ersten Mal gemerkt: Ich habe etwas zu verlieren. Dabei geht es mir weniger um meine Gesundheit, die ohnehin angekratzt ist und auch in Zukunft teilweise mit Füßen getreten wird... mir geht es schlicht und ergreifend um mein Leben, ohne dass ich kein Spaß mehr haben kann. Demzufolge sind es manche Aktionen bzw. Partys einfach nicht Wert, das Leben zu gefährden. Vorallendingen da ich ganz sicher weiß, ein bisschen Chemie geht nicht, nur ganz oder garnicht. Ziehe ich eine Line, kann ich auch 10 Lines ziehen. Schmeiss ich ein Teil, kann ich auch 10 schmeissen. Das ist irgendwie im Kopf eingebrannt, also lieber nichts riskieren, und es mit der Chemie lassen. Die Risikobereitschaft ist einfach deutlich schwächer geworden.

Man darf gespannt sein, wie lange ich dieses Denken behalte,mich an meine Vorsätze halte und nicht genau wie vorher bin...





Vorwort



Jeder, der Erfahrung mit XTC hat, wird mir zustimmen: XTC ist die Droge, die dich glücklich werden lässt! Wenn auch nicht bei jedem Konsum das Glücksgefühl bis an seine Grenzen gelangt, so ist da dennoch eine Art Glück im Körper, die dank XTC erst wachgerüttelt wird. Klingt das jetzt so, als könne man ohne chemischen Substanzen kein Glück empfinden? Vermutlich würde dies für jemanden, der gerade neu in diese Szene kommt, den Eindruck machen. Aber um keine falschen Eindrücke zu hinterlassen, folgt meine Definition von Glück: Glück möchte ich in 2 Kategorien aufteilen. Angefangen mit den ganz natürlichen Glücksgefühlen, die in jedem von uns stecken und mehr oder weniger zum Vorschein dringen - ohne Drogen! Diese lassen sich natürlich z.B. mit XTC vervielfachen. Aber: Wäre das Gegenteil davon "unnatürliche Glücksgefühle"? Nein, das klingt falsch. Eher natürliche Glücksgefühle, die mit unnatürlichen Substanzen viel schneller freigelegt werden und an die Oberfläche gelangen. Dies sind Gefühle, die ein Großteil der Menschheit nicht kennt.





Meine Dosis-Empfehlung



Da jede Pille unterschiedliche Stoffe und Mengen und Streckmittel beeinhaltet, kann man nie eine Dosis empfehlen. Auf manchen XTC bleibt man bei geringer Menge (würde mal sagen > 5) Stundenlang drauf; andere Dinger benötigen min 4 XTC auf einmal und dann sogar bis zu 20 über den Abend verteilt. Jeder muss für sich herausfinden, wieviel er verträgt und nehmen will. Angefangen hab ich mit 2 Pillen, mittlerweile sind es bis zu 20. Ich habe 2 Jahre lang max 2 Pillen an einem Tag der Woche konsumiert. Jetzt manchmal tagelang, also fast jeden Tag, dann auch bis zu 20 oder mehr. Aber damals kam ich mit meinem Limit klar; mehr habe ich nicht genommen, um nicht total abzudrehen. Doch irgendwann dann doch einmal und dann war das Limit gebrochen, man hatte also keine Skrupel, Bedenken, oder Angst, die Dosis zu steigern. Dazu kommt es meist, wenn man "gute" Pillen da hat.

Und das Resultat daraus ist, dass man sich selbst einredet, man würde auf der Droge klarkommen. Und schon erlaubt man sich, so viel nehmen wie man will; denn wenn man ein Limit überschritten wird, ist es natürlich viel leichter, seine Limits noch öfter und krasser zu überschreiten. Der Hauptgrund dafür ist, dass die Konsummenge sich doch recht zügig steigert, weil die Wirkung immer schwächer wird. Jeder, der XTC über einen längeren Zeitraum öfters konsumiert, wird mir da zustimmen. Die einzige Möglichkeit, damit XTC besser wirkt, ist 5HTP und/oder L-Tryptofaan (bestellbar im Internet) oder am Besten natürlich beides kombiniert mit einer Drogenpause. L-Tryptofaan ist übrigens auch in Bananen enthalten.





Dosisempehlung für einen Dosis-Neuling:



Empfehlen würde ich für eine gute Party erstmal 1 Ding, und wenn nach 1.5 Stunden nichts ist, nochmal eins. Kann am Anfang sogar bis zu 2 Stunden dauern, bis es wirkt. Bei mir 20-40 Minuten.





Dosisempfehlung für Dauerkonsum:



Natürlich kann ich nur empfehlen, garnicht erst mit Dauerkonsum anzufangen. Aber manchmal geht es halt nicht einfach anders. Es gibt aufgrund der Variationen von XTC einfach keine richtige Dosis-Empfehlung. Jeder muss selbst herausfinden, wie weit er es treiben kann. Dabei zu beachten ist vorallendingen, welche Nebenwirkungen die Pillen zeigen. Bei manchen fühlt man sich am nächsten Tag wunderbar, bei anderen Pillen hat man starke Schmerzen und Depressionen. So kam ich auf einem blauen Mitsubishi weitaus weniger klar als auf 20 TripleXXX oder Schlümpfe oder Rauten. Trotzdem ist XTC nicht mit GBL (Liquid XTC) vergleichbar, da ich in 3 Monaten Dauerkonsum von GBL mehr Probleme hatte als bei allen anderen Drogen seit fast 6 Jahren.





Abhängigkeit



"Nein, ich bin nicht abhängig." - diesen Satz dachte sich jeder Abhängige, bevor ihm bewußt wurde, dass er sich irrt. Denn ab dem Moment, wo man Glück mit XTC erzwingt, oder mit XTC gegen die daraus resultierenden Depressionen ankämpft, ist man abhängig. Jeder sollte sein Bild eines Abhängigen von dem sich am Bahnhof für Heroin prostituierenden Junkie erweitern. Es ist keine Sache der Substanz, ob man abhängig ist, oder nicht; vielmehr hängt es vom Umgang der gewählten Substanz ab.





Der Weg nach unten



Für diejenigen, für die nach THC die auf dieser Website behandelte Droge XTC kommt und danach Heroin oder Kokain - die haben ihre Zeit verschwendet. Wer nur wenige Leute in der Drogenszene (was für ein dämliches Wort...) kennt, weiß, dass es mittlerweile eher selten so ist. Die übliche Drogenkarriere wird immer seltener. Ein weiterer Grund, der dagegen spricht, dass es von den Substanzen abhängt, wie tief man sinkt. Und ein weiterer Grund dafür, dass es auf dem Umgang und die Sichtweise ankommt.

Problematisch ist, wie wir alle mehr oder weniger wissen, und in jedem weiteren Drogen-Abschreck-Film bewiesen bekommen, dass man selbst eigentlich immer zu spät merkt, dass man etwas falsch gemacht hat. Es ist klar, dass Wochenend-XTC-Sessions sich irgendwann zu täglichen Sessions steigern; man kann es mir glauben, oder nicht, aber egal ob man sich noch so viele Limits gesetzt hat, irgendwann kommt mit Sicherheit eine Situation, in der man seine Regeln und Limits bezüglich seines Konsums über den Haufen wirft.

Das kann ein Schicksalsschlag, ein Freund/Freundin oder einfach nur eine unübersichtliche Party sein, auf der man vergißt, wieviel man schon eingeworfen hat. Ich selbst realisierte erst 1,5 Jahre nach einer bestimmten Party, dass es 13 und nicht wie bisher gedacht 8 Teile waren. Problematisch dabei war, dass ich mir die kompletten anderhalb Jahre mehr als sicher war, dass es nur 8 waren. So sicher, wie man sich sicher ist, dass man noch atmet oder existiert (wobei man sich dessen auf bestimmten Halluzinogenen natürlich auch manches mal nicht sicher ist).

Vielleicht kann man sich vorstellen, wie die Diskussion zwischen mir und Kollegen ablief, als diese mir anhand diverser Situationen, Namen und Ereignisse beweisen wollten, dass es 13 statt 8 Teilen waren. Je länger wir redeten, desto sicherer war ich mir, dass ich Recht hatte. Stolz und Ego mussten ja auch noch verteidigt werden. Als ein bestimmter Name erwähnt wurde, kamen mir einige Erinnerungen plötzlich hoch anderthalb Jahren wieder in den Kopf geschossen, vielleicht vergleichbar mit einem sich regenerierenden Alkohol-Filmriss.

Ich glaube, ich war nie wieder so geschockt in meinem Leben. Anderthalb Jahre lag ich falsch, obwohl ich mir doch so sicher war. Das kann man mit Alzheimer-Patienten vergleichen, die sich teilweise niemals eingestehen, krank zu sein, obwohl für Außenstehende täglich neue Situationen vorkommen, die das Gegenteil beweisen.





Kontrollverlust



Das Thema Kontrollverlust teile ich in zwei Bereiche auf: Zum einen gibt es die kurzzeitgen Blackouts, Filmrisse; da macht man Sachen, die man später erzählt bekommt und teilweise niemals glauben kann oder will. Dafür ist man natürlich selbst verantwortlich. Ich möchte aber auf die andere Art von Kontrollverlust eingehen:

Ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass ich keine Drogen benötige, um jegliche Kontrolle über den Ablauf meins Lebens zu verlieren. Das soll heißen, dass man irgendwann an dem Punkt ankommt, wo man nurnoch zuschauen kann; jeder Versuch eines Eingriffs, um etwas zu verändern (ob positiv oder negativ), schlägt fehl. Das schadet dem bisher aufgebauten oder angeborenen Optimismus natürlich extrem. Und man sollte sich gesagt sein lassen: Dabei ist es völlig irrelevant, ob man Drogen zu sich nimmt, oder nicht.

Es ist, als schaue man einen Film. Man möchte dem Hauptdarsteller am liebsten sagen: "NEIN! TU DAS NICHT!" - oder man weiß einfach, was als nächstes passieren wird. Ändern wird sich in keinem Fall etwas, das Ende steht schon fest; Das Drehbuch ist schon lange fertiggeschrieben.

Es hat nichts mit Visionen, Ahnungen oder Erfahrungen zu tun. Diejenigen, die glauben, es wird nie besser und alles wird so beschissen bleiben, wie es ist; diese Leute bekommen ständig erzählt, dass bei dieser Perspektivlosigkeit und Lebenseinstellung auch alles beschissen werden wird, nämlich weil man es sich angeblich "einredet". Totaler Schwachsinn. Sicherlich hat die Sichtweise und Lebenseinstellung einen Effekt auf die Zukunft, aber beiweitem nicht so wie die meisten glauben. Das auf der Welt existierende Glück wird verteilt, der eine bekommt mehr, der andere weniger. Natürlich ist klar, dass es nicht gerecht verteilt ist, aber da lässt sich nunmal nichts dran ändern.

Problematisch wird es hinsichtlich des Drogenkonsums erst, wenn man versucht, das Glück mithilfe von XTC etc. zu verändern, anders zu verteilen. Das klappt "anscheinend" zunächst, doch früher oder später kommt die Zeit, wo man zu der Einsicht kommen muss, dass es auch ohne Drogen so verlaufen wäre, wie es verlaufen ist. Der Fehler ist dann nicht im Konsum zu suchen, sondern in der allgemeinen Lebenseinstellung.





Depressionen



Kommen wir zu dem einzigen Nachteil von XTC, wenn wir mal von den möglichen physischen Problemen absehen. Die Depressionen. Es gibt 2 Möglichkeiten, damit umzugehen. Dabei geht es allerdings nicht darum, WIE man mit ihnen umgeht; sondern WER mit ihnen umgeht.

Da gibt es zum einen die Leute, die gegen psychische und physische Nachwirkungen von XTC noch mehr Drogen nehmen, um die Nachwirkungen ignorieren zu können. Das klappt bei einigen Leuten ganz gut, solange, bis sie davon loskommen bzw. die Drogen nicht mehr benötigen. Bei anderen Leuten endet es darin, dass nicht der Geist irgendwann Warnsignale abgibt, sondern der Körper. Da lässt sich natürlich drüber streiten, was nun schlimmer ist, physische oder psychische Sucht; aber darum geht es überhaupt nicht. Ich wollte ja nicht über die möglichen physischen Folgen von XTC reden, gerade weil diese von Körper zu Körper unterschiedlich sind. Aber: Psychische Probleme können zu physischen Problemen werden. Aus eigener Erfahrung sprechend, weise ich da z.B. auf spezielle, warnende Signale des Körpers hin. So musste ich zuletzt noch direkt nach der Einnahme eines Teils direkt würgen und z.T. erbrechen; nicht wegen des chemischen Geschmacks, sondern weil mir in dem Momemt bewußt wurde, was folgen wird. Depressionen, Vertrocknung, etc. Sofort nach der Einnahme schossen mir diese Gedanken in den Kopf und brachten Würgereiz und Erbrechen herbei. In jedem Fall bleibt man abhängig von der als lebenserhaltend bezeichnenden Substanz; manche Leute bezeichnen ihre neu gewonnene Beziehung als Begründung für die Beendigung ihrer Abhängigkeit. Andere wiederrum nehmen stattdessen eine Ersatzdroge. Wieder andere benötigen einen Schicksalsschlag oder einfach einen klaren Kopf und ein paar Stunden Nachdenken.





Schlusswort



Der Leser erwartet jetzt Sätze wie "hört auf mit den Drogen" oder "Drogen machen alles nur schlechter". Damit kann ich aber leider nicht dienen, da ich persönlich selber noch abhängig bin. Selbst monatelange Pausen ändern daran nichts, das Problem liegt nicht in den Substanzen, sondern im Umgang und vorallendingen im Denken, wie man mit Problemen umgeht.



Viel Glück von Dunkelritter und n8schatten!



Quelle: http://drogenchat.de.vu