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Titel:Noch einmal gut gegangen
Droge:GHB
Autor:anonym
Datum:25.12.2008 17:59
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Bericht::

Im Großen und Ganzen ging es mir mein Leben lang recht gut. Ich studierte, hatte einen Nebenjob als Kellner, schaffte meinen Führerschein früh und wohnte in einer eigenen Wohnung. Drogen war ich noch nie besonders abgeneigt, ich würde mich sogar als suchtanfällig bezeichnen, doch ich schaffte es jedes mal meinen Kopf im letzten Moment aus der Schlinge zu ziehen. In meiner frühen Jugend nahm ich über mehrere Monate opioide Schmerzmittel und die wochenendlichen Partys endeten meist in Alkoholexzessen und Filmrissen. Mit einem höheren Alter ließ ich diese Drogenexzesse sein und fing an häufig LSD zu nehmen, was aber im Laufe der Zeit auch stark abnahm bis ich alle zwei bis drei Monate einmal LSD nahm.



Doch mit dem Verlust meiner fast zweijährigen Freundin begann eine neue Phase des exzessiven Drogenkonsums, ich begann täglich Alkohol zu trinken, schlief meistens auch im Vollrausch ein und wurde von Zeit zu Zeit unzuverlässiger. Das Wochenende wurde auf Amphetaminen durchgefeiert und zuhause wurde auf Oxy, Tilidin, Tramal o.Ä. gedrufft. Eine Droge tat es mir jedoch besonders an: GBL.



Als sich meine Medikamenten-Vorräte nach und nach verringerten, und ich aufgrund der Toleranz immer mehr für den Kick benötigte fing ich an GBL zu nehmen, zu Anfang überbrückte ich mit GBL bloß die Phasen zwischen der Einnahme weiterer Medikamente weil mir der schnelle Wirkungseintritt, natürlich die euphorisierende Wirkung und die einfach Dosierung, welche man gut nach Lust und Laune anpassen konnte gefiel. Doch spätestens nachdem die Wirkung der letzten Tabletten abgeklungen ist, und sich die Beschaffung weiterer Medikamente als unmöglich erwies, steckte ich auch schon in einer Abhängigkeit. Um meine Entzugserscheinungen der Opiate zu vermindern nahm ich verstärkt GBL, zuerst "nur" um die 5 - 8ml am Tag, doch dieses Dosis steigerte sich schnell auf das doppelte und schließlich bis auf 20 oder mehr Milliliter pro Tag. Nachdem mein Opiatentzug überstanden schien versuchte ich meinen GBL-Konsum zu vermindern, und schaffte es auch die Menge auf ungefähr 10ml pro Tag runter zu dosieren. Doch dabei blieb es nicht lange, mein Drogenkonsum diente längst nicht mehr der Verdrängung von Problemen und den Sorgen mit meiner Freundin, er war bloß dazu da mich vor Entzugserscheinungen zu schützen. Ich fühlte mich leer, unternahm selten noch etwas mit meinen früheren Freunden, die Lust am Ausgehen und Party machen war schon lange vergangen und ich saß den ganzen Tag zuhause, damit beschäftigt jede Stunde weiteres GBL nachzulegen. Oft fiel ich in komatöse Schläfe und konnte mich nach diesen häufig nicht mehr an den Tag erinnern. Der Höhepunkt meiner Sucht war eines Montag Morgens. Mein Konsum begann schon in den frühen Morgenstunden, ich hatte wie seit mehreren Wochen unruhig und schlecht geschlafen. Bevor ich aus dem Haus ging hatte ich bereits 3ml GBL intus. Nach einer fast einstündigen Busfahrt und dem bereits eingesetzten Entzug überkamen mich unglaubliche Schuldgefühle, ich schaute mich um, und es kam mir so vor als hätte ich bei jedem Menschen in meinem Umfeld eine Schuld zu begleichen. Ich verpasste meine Haltestelle, saß im Bus und starrte in meine Umgebung. Alles wirkte surreal. Ich bekam Halluzinationen, jeder Mensch schaute mich mit unwirklich bösen Augen an. Ich begann zu schwitzen, nur schwer schaffte ich es mit einer Spritze weiteres GBL in meine Colaflasche zu füllen, und ich vergaß dass sich in dieser Flasche bereits 5ml GBL für den Tag befanden. Ich trank die Cola mit den 7ml GBL aus und beruhigte mich. In den nächsten 10 Minuten fing ich an stark zu zittern und Atemdepressionen zu bekommen, eine Frau fragte mich was mit mir los sei, ich sähe weiß aus und zittere am ganzen Körper. Ich weiß nicht wieviel Zeit verging, es fühlte sich an wie eine Ewigkeit doch es vergingen anscheinend bloß eine knappe Stunde, und ich wachte in einem Krankenhaus auf. Ich hatte ein starkes Schwindelgefühl, mein Körper fühlte sich wie ausgelaugt an, meine Mutter saß mit besorgtem Blick am Ende des Betts und schaute mich an. Im Laufe des Tages wurde ich entlassen, bei meinen Eltern im Haus angekommen fühlte ich mich wie gerädert, innerhalb von zwei Tagen scheiterte jede Nahrungsaufnahme kläglich in Erbrechen. Ich konnte kein GBL mehr trinken, allein der Gedanke daran ließ mich in Schüttelfrost erstarren. Der körperliche Entzug begann erst mit dem legen des "Katers" nach ungefähr zwei Tagen. Mir ging es eine Woche lang so schlecht, dass ich die Hoffnung zu Leben einige Male aufgab, und einfach sterben wollte. Halluzinationen bekam ich keine mehr, jedoch lebte ich in einem psychotischen Zustand. Ich konnte kein Gespräch mit anderen Menschen aufnehmen, schon garnicht mit Fremden. Mein Entzug endete völlig abrupt, mir ging es innerhalb einer Nacht wieder normal, zwar waren meine Nerven immer noch stark beansprucht, konnte ich bereits an diesem Tag wieder die Universität besuchen, und auch zwischenmenschliche Kontakte fielen mir schnell wieder einfach.



GBL kann ich seit dieser Zeit nicht mehr anrühren, auch Alkohol bekomme ich nur noch schlecht runter und kann höchstens zwei Bier an einem Abend trinken, ohne in einem Absturz zu landen. Womöglich liegt das an der ähnlichen Wirkungsweise beider Substanzen. Der psychotische Zustand verging innerhalb einer weiteren Woche komplett, und ich hatte nach Einstellen des Konsums keine weiteren Vorfälle wie an diesem einen Vormittag.