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Titel:Cannabischen Sünde sein?
Droge:Cannabis
Autor:Cannabischen
Datum:07.11.2009 15:37
Nützlichkeit:8,54 von 10 möglichen   (48 Stimmen abgegeben)

Bericht::

Hallo liebe Mitträumer,

dies hier ist mein aller erster Tripbericht, in dem ich von meinen Langzeiterfahrungen, über 5 Jahre, mit Cannabis berichten und euch zeigen möchte, dass auch so eine „harmlose“ Droge Kehrseiten haben kann.





Infos zu meiner Person:



Ich bin 20 Jahre alt und befinde mich momentan in einer Ausbildung zur Krankenschwester. Wohl so seit dem Beginn meiner Pubertät leide ich an einer, wahrscheinlich erblichen, depressiven Störung, von der ich allerdings erst seit ein paar Monaten weiß. Ich neige dazu, mir Dinge anzutun, die mir schaden. Sonst geht’s mir aber gut (: .





Das erste Mal:



Als ich das erste mal Cannabis konsumierte war ich wohl, im Gegensatz zu den meisten hier, schon relativ alt, nämlich gerade 15 geworden. Dafür stieg ich gleich mit nem ordentlichen Kopf ein. Nach einer halben Flasche Wein erhielt ich eine professionelle Bong-Rauch-Anleitung von meiner Schulkollegin (die zwei Jahre später tot mit ner Nadel im Arm auf einer Bahnhofstoilette lag, aber das ist eine andere Geschichte...) und ihren Freunden, die mir erst mal den Hustenanfall meines Lebens bescherte. Ich sackte in mich zusammen, unfähig meinen Körper zu kontrollieren, sabberte und musste beinahe vom Husten kotzen. Das anschließende High gefiel mir dann dafür umso mehr. Alles war leicht und ich schob nen richtig dicken Lachflash und plante dann einfach gar nichts mehr. Wir machten uns auf den Weg zu einem Punkkonzert, von dem ich nicht mehr viel weiß, bis auf die rote Wein-Kotze meiner Freundin auf der versifften Toilette. Außerdem sind mir starke Ängste, meine Freundin irgendwie aus den Augen zu verlieren und allein zurück zu bleiben, im Gedächtnis geblieben.

Den nächsten Tag war ich immer noch ziemlich breit. Mir war sofort klar, dass das nicht das einzige mal bleiben wird.





To be continued...:



Auf die nächste Rauchgelegenheit musste ich nicht lange warten. Diese endete zwar, durch das unerwartet gute Gras, in einer Kotzerei, war aber trotzdem irgendwie lustig. Von da ab rauchte ich bald alle paar Wochen, bald jedes Wochenende, jeden Tag. Vor der Schule, in den Pausen, nach der Schule, abends, immer. Ich hatte nun bald fast nur noch Kifferfreunde, mit denen ich nicht viel anderes machte als rum zu hängen und kiffen.



Unser „chillen“ hatte jedoch nicht viel chilliges an sich. Es war eher agressives Suchtstillen, natürlich immer mit Bong. Und obwohl wir immer in größeren Gruppen zusammen waren, war doch irgendwie jeder für sich allein. Man rauchte halt so vor sich hin seine Töpfe, ab und zu wurde ein Film geschaut, Karten gespielt, oder es wurde über irgendein belangloses Zeugs geblubbert und sich gegenseitig angestresst. Seltsame Atmosphäre, anders als man sich so „Kifferrunden“ vorstellt. Wir schafften es immerhin so die Langeweile unserer Kleinstadt zu vertreiben, was „nur Joints rauchen“ womöglich nicht geschafft hätte.

Durch den Mädchen-Bonus innerhalb einer fast ausschließlichen Jungsgruppe musste ich mir nur selten selbst was kaufen. So hatte ich lange Zeit kaum Schwierigkeiten mit der Beschaffung.





Die Schule...



...litt, war aber kein wirklich großes Problem. Lernen ging auch breit, wenns sich nicht vermeiden ließ. Das größere Problem als das Lernen war sowieso das Aufstehen. Deswegen hatte ich auch schon bald eine Androhung auf Attestpflicht, wegen den vielen unentschuldigten Fehlstunden. („Hmmm, morgen bloß Geschichte in den ersten zwei Stunden, ...ach shit, da könnte ich ja abgefragt werden... hmm... da kann ich ja dann auch erst zur dritten kommen...“)





Kifferbeziehung:



Mit einem meiner Kollegen kam ich schließlich im Alter von 16 zusammen. Wir waren eh immer gemeinsam am abrauchen. Also eher ein Zweck-, als eine Liebesbeziehung. Alles war aufs kiffen aufgebaut. Wir machten auch nicht viel anderes, als aufbauen, rauchen und ab und zu Sex, was mit der Zeit sehr langweilig wurde. Trotzdem machte man nichts anderes. Man konnte sich nicht aufraffen, wurde zu bequem.

Er begann mit Geschäften und war bald ein mittelgroßer Grasdealer. So hatte ich wieder keine Beschaffungsprobleme, dafür aber noch eine weitere Abhängigkeit, nämlich von ihm. Ich lebte auch nicht in meiner, sondern seiner Welt. Hatte keine eigenen Interessen mehr, konnte auch nie allein sein. Und vor allem nicht allein ohne Dampferei.

So ging das Ganze immerhin ein Jahr mehr oder weniger gut. Er veränderte sich leider charakterlich zum Arschloch, denn er verkehrte durch seine „Arbeit“ in unangenehmen Kreisen. Er hatte die Macht, über anderer Menschen Suchtbefriedigung zu bestimmen und die ließ er spielen. Später entwickelte er sich zum Oberchecker im Meth- Geschäft, nun noch viel schlimmer, ein unerträglicher Mensch, wie ihr euch vielleicht denken könnt. Nun, es gab dann noch ein paar blöde Aktionen von ihm, was alles sehr kompliziert war, denn mein Freundeskreis war auch seiner und er war der Dealer...

Und jetzt schon länger als ein Jahr keinen Kontakt mehr. Habe aber gehört, dass er immer noch nicht viel anderes macht, als jeden Tag zu kiffen...



Nach dem Ende unserer Beziehung (es war übrigens der 24. Dezember ;) ) merkte langsam, dass mir das Dauerkiffen nicht mehr nur gut tat und legte eine Pause ein. Zwei Monate schaffte ich (mit nur einer Unterbrechung), danach war aber alles genauso wie zuvor. Kiffte halt mit anderen Kumpels (durch ihn lernte ich immerhin meine besten zwei Kumpels kennen, wofür ich ihm sehr dankbar bin).







Dauer-Dösen:



Als ich mit 17 (noch während unserer Beziehung) von den Eltern weg in eine eigene Wohnung zog und, setzen die genaueren Erinnerung über die weitere Zeit aus, denn jetzt wurde erst richtig, richtig viel gedampft. (Alles irgendwie vernebelt, komisch... (: ) Durch den ununterbrochenen Konsum, wurde ich bald gar nicht mehr nüchtern. Ich wachte schon immer total verstrahlt auf. Dann wurde eh schon wieder ein Kopf geschürt, und der Rest des Tages war vorprogrammiert mit gammeln. Dieser „Morgentopf“ war eigentlich nun der einzige am Tag, der wirklich prellte. Die späteren rauchte man dann nur noch, um die Sucht zu befriedigen, halt so nebenbei. Auch wenn ich mal ein paar Tage aussetzte, weil ich nüchtern sein musste, ich wurde es nicht. Dauer-verpeilt, dauer-breit. Die Zeit verging mit Nichtstun. Viel Zeit.





Die Sucht und ihre Folgen:




Mittlerweile war alles auch gar nicht mehr sooo lustig. Mir ging es psychisch immer schlechter und ich fühlte mich komplett unwohl in meiner Haut, besonders natürlich wenn kein Kiff da war. Ständig auf der Suche nach neuen Rauchmöglichkeiten, ansonsten Übellaunigkeit und Schlafprobleme.

Mit der Zeit hatte ich die gewöhnlichen Fressattacken überwunden und entwickelte Essstörungen (nicht nur Appetitlosigkeit, sondern Ekel vor Essen). Zudem bildeten sich zunehmend Konzentrationsschwächen Hand in Hand mit Sprachstörungen. Ich fing an zu stottern, vergas ständig Worte und traute mich bald kaum noch zu reden. Mein Selbstbewusstsein litt stark. Ich bekam eine Sozialphobie und flüchtete mich zu vertrauten Freunden, mit denen ich gemeinsam meine und deren Probleme wegrauchte. Das half natürlich prima ;). So lief das eine Zeit lang. Diese Zeit war eintönig, grau und wirklich gut ging es mir nie. Ich war faul, durcheinander- ein Gedankenchaos im Kopf.

Irgendwie schaffte ich trotzdem mein Abitur- sogar besser als erwartet.



In meiner Ausbildung lernte ich erneut Leute kennen, mit denen ich bald wieder nur am Smökern war. Doch diesmal ging das nicht lange gut. Auf Arbeit vergas ich ständig Aufgaben, Patientennamen, Daten, usw. . und eine Sozialphobie macht sich ja auch nicht gerade gut in diesem Job.

Also versuchte ich aufzuhören, wieder und wieder. Es gelang nicht. Alles wurde immer schlimmer, mir ging es immer schlechter (ununterbrochene, nicht mehr enden wollende Heulkrämpfe, nur noch negative Gedankenspiralen, ständige unüberwindbare Traurigkeitsgefühle, Panikattacken mit Herzrasen, Sinnlosigkeit, innere Leere bis hin zu Suizidgedanken) und ich ging zu einer Psychologin.

Nun konnte ich von heute auf morgen aufhören. Da durch den Entzug die Depression erneut verstärkt wurde, wurde mir von meiner Ärztin zusätzlich Citalopram (Antidepressiva) verschrieben, obwohl ich grundsätzlich dagegen war, Medikamente zu nehmen. Zu dem Zeitpunkt konnte ich mir noch nicht vorstellen, dass ich an einer Krankheit litt. Es ging aber nicht mehr anders, also nahm ich sie. Sie halfen gut.Ob jetzt das Cannabis die Depression, oder die depressive Veranlagung die Sucht auslöste kann man jetzt nicht mehr sagen. Im Prinzip ist es ja auch egal. Was ich weiß ist, dass das Kiffen auch negative Seiten haben kann, bzw. negative Eigenschaften in einem selbst verstärken kann.





Letztendlich (nach ca. 4 Monaten Abstinenz) geht es mir wieder gut. Leider erliege ich jetzt wieder ab und zu der Sucht, besonders wenn es mir schlecht geht. Auch wenn ich weiß, dass es mir danach noch schlechter geht, kann ich ihr trotzdem nicht widerstehen... ich mag halt dieses gottverfluchte Breitsein viel zu gern...





Danke für’s Lesen! Über konstruktive Kritik oder ähnliche Berichte freu ich mich natürlich!

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