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Titel:Die grüne Spirale
Droge:Cannabis
Autor:Dreadhead420
Datum:18.11.2009 18:58
Nützlichkeit:8,23 von 10 möglichen   (39 Stimmen abgegeben)

Bericht::

Die grüne Spirale









Zur Person



Also...ich bin 17 Jahre alt, gehe im Moment in die 11. Klasse eines Gymnasiums, komme aus mittelständischen Famlienverhältnissen und wohne schon mein ganzes Leben lang in einer 20.000 Einwohnerstadt. Ich bin ein Scheidungkind (Mutter gerade das 3. Mal verheiratet), habe ein schlechtes Verhältnis mit meinem Stiefvater doch mit meiner Mum komme ich ganz gut zurecht. Ich denke ihr solltet noch wissen, dass ich schon immer ein sehr auffälliges Kind war, im Positiven aber auch im Negativen. Im Kindergarten war ich anscheinend sehr anständig und lieb doch wenn ich meinen Willen nicht bekam haute ich drauf. Die Grundschule stellte Null Herausforderung für mich da, ich schrieb nur 1 und 2 ohne das ich je etwas zu Hause außer damals den Hausaufgaben erledigt hätte. Das Agressive verlor ich ca. in der 3 Klasse. In der 5. Klasse des örtlichen Gymnasiums angekommen, war ich nur noch ein guter Durchschnittsschüler und ich musste lernen auch eigenständig etwas zu Hause zu tun (was ich glaube ich bis Heute noch nicht wirklich kann). Daraufhin meldeten sich meine Agressionen zurück die ich allerdings nicht lange behielt. So ca. vor vier Jahren trennte sich meine Mutter dann von meinem damaligen Stiefvater (zu dem ich ein sehr gutes Verhältnis hatte/habe). Daraufhin hatte ich eine sehr schwierige Zeit. Keine wirklich guten Freunde, meine Mum war damit beschäftigt einen neuen Mann zu heiraten, den ich seither hasse und ich fühlte mich insgesamt einfach nurnoch sch****. Zu dieser Zeit begann meine Drogenkarriere mit geleglichem Zigaretten rauchen und unregelmäßigem Alkoholkonsum.











Erster Kontakt



Meinen ersten Kontakt mit Cannabis hatte ich vor ziemlich genau 3 Jahren. Damals kamen wir so langsam in die Pubertät und man war auf der suche nach neuen Herausforderungen. Mit meinem besten Freund kam ich dann also auf die Idee, die durch die Serie „Weeds“ ausgelöst wurde, uns ein bischen von dem dubiosen Kraut zu kaufen. Die Beschaffung war kein Problem, da K. einen Schulfreund hatte der schon mit 14 Jahren dealte. Wir beschlossen also, dass 50 Euro eine annehmbare Menge wäre und teilten uns die Kosten auf. Als wir unser erstes Dope dann abgeholt hatten, waren wir sehr gut darüber informiert, doch wir hatten einen riesen Respekt vor diesem Kraut. K.´s Kumpel fragte uns dann auch gleich, ob wir direkt einen rauchen wollen, doch wir lehnten ab.

Wir trafen uns glaube ich an dem kommenden Wochenende Freitags wie immer Abends bei mir. Mit Weggehen war da noch nichts so los und so chillten wir immer in meinem Zimmer, rauchten gemütlich ne Shisha und schauten 1-2 Filme und redeten über Gott und die Welt. Als es dann so ca.12 Uhr war erklärte ich meiner Mutter ich müsste noch mal kurz mit zu K. (der direkt nebenan wohnt). Ich hatte schon am Nachmittag meiner Mutter eine Zigarette geklaut und sie ausgehölt. Daraufhin habe ich also das pure Weed da reingestopft. Es war übrigens sehr gut, wenn ich das mal rückblickend betrachte.

Draußen angekommen haben wir uns erstmal ein geeignetes Versteck gesucht. Es war ein Car-Port eines Kleingärtnervereins der ziemlich abgelegen ist. Dies sollte nicht das einzige Mal bleiben, dass wir in diesen Örtlichkeiten etwas rauchten. Also wir haben dann diese „Kräuter-Zigarette“ geraucht, ich weiß nicht was da so drin war aber ich gehe mal schon von mind.0,3-0,4 aus. Direkt nach der „Tüte“ sind wir Beide nach Hause gegangen (jeder in sein Haus). Im Gegensatz zu vielen anderen, habe ich bei meinem ersten Mal eine eindeutige Wirkung bemerkt. Ich legte mich sofort ins Bett, weil ich Angst hatte meine Mutter würde reinkommen und mich stoned sehen. Die Wirkung war eben das typische breit sein und ein saltsamer Nebeneffekt war, dass ich die ganze Zeit dachte ich hätte mir in die Hose gesch*****. Ich fühlte immer wieder nach doch da war nichts.

Insgesamt hat mir meine erste Erfahrung sehr gut gefallen, was mich denke ich auch zum weiteren Konsum getrieben hat.











Das erste Jahr



Im Winter vor drei Jahren fing ich also mit 14 Jahren an zu kiffen. Von dem ersten Winter bis zum darauf folgenden Sommer war unser Konsum (wir haben immer nur zu 2. gekifft, da wir keine anderen Kiffer kannten in unserem Freundeskreis) auf das Wochenende beschränkt.

In den Sommerferien fing ich dann an auch unter der Woche zu rauchen, ist ja klar wenn man Ferien hat. Jetzt war das Kiffen nicht mehr nur auf das Wochenende beschränkt, sondern wir kifften auch gelegentlich unter der Woche. Dies hielt sich dann auch so bis zum Ende des 1. Jahres. In dieser Zeit hat das Kiffen noch richtig Spaß gemacht. Alles war neu und es gab so viel zu entdecken. Wir fingen an Abends weg zu gehen und es kamen die ersten Partys auf denen K. und ich immer mehr Leute zum Kiffen animierten. Heute mache ich mir deswegen teilweise Vorwürfe, da sie ohne mich vielleicht noch nicht so früh an Drogen gekommen wären. Gleichzeitig fing ich an im kleinen Stil zu dealen. Doch der Kundenstamm erweiterte sich stetig bis irgendwann fast mein kompletter Freundeskreis (zu dem Zeitpunkt vielleicht so 20-30 Leute) kiffte und ich ihr Lieferant war. Der Konsum belief sich in dieser Zeit auf 3-4 mal in der Woche.











Das zweite Jahr



Im zweiten Jahr passierte nicht wirklich viel. Mein Konsum änderte sich nur minimal und ich kiffte jede Woche ca. 4-6 mal. Zum ersten Mal musste ich erleben, dass Cannabis nicht nur gute Seiten hat. In den ersten drei Wochen der Sommerferien verrauchte ich täglich meine 1-2 gr. Das schlechte war jedoch, dass wir in den nächsten zwei Wochen im Urlaub in Italien mit meinen Eltern war und folglich auch nichts rauchen konnte. Ich hatte Schlafstörungen, Unkonzentriertheit und starke Stimmungsschwankungen.

Nach diesen Sommerferien fing es dann erst richtig an. Es wurde eine 40 cm Glasbong angeschafft und ab diesem Zeitpunkt rauchte ich jeden Tag, wenn was da war.













Das dritte Jahr



Ab diesem Jahr bin ich der Sucht verfallen. Ich konsumiere ab da an bis heute täglich. Es gibt so gut wie keinen Tag (vielleicht einen Tag im Monat) an dem ich nichts rauche. Am Anfang des Jahres hielt es sich noch einigermaßen in Grenzen. Wir rauchen eben jeden Abend gemütlich unsere 2 Tüten und einen Topf oder so. Im Verlaufe des Jahres wurde es immer schlimmer und die Toleranz stieg ins Unermessliche. So ab dem Frühjahr dann wurde richtig exzessiv angefangen zu rauchen. Egal ob in der Schule, in der Freizeit oder einfach nur aus Langeweile. Vorher war ich immer der Ansicht, dass alleine kiffen keinen Spaß macht, doch es ist eben nicht alle paar Stunden jemand zu finden, der en Dübel mit einem raucht. Das Breitsein wurde zur Gewohnheit. Es machte lange nichtmehr so viel Spaß wie am Anfang.

Ich schätze so ab dem Sommer diesem Jahres liegt mein Konsum so bei ca.2gr unter der Woche und am Wochenende gehen auch mal 3-5gr täglich flöten. Mein komplettes Geld geht ab diesem Zeitpunkt für das grüne Kraut drauf. Außerdem fing in diesem Jahr auch das Interesse an anderen Drogen an zu wachsen. Meine erste Erfahrung mit Chemie stand auf dem Programm: DHM. Es war in den Sommerferien. 3 Freunde von mir und meine Wenigkeit wollten etwas unternehm und gingen letztenendes Wandern. Wir wollten natürlich nicht ganz ohne bewusstseinserweiternde Mittel auf Wanderschaft gehen, doch irgendwie bekamen wir so kurzfristig nichts mehr fit. Das Ende der Geschichte war dann, dass wir uns in verschiedenen Apotheken so ca.10-15 Päckchen Emesan besorgten und alle vier 3 Tage dauerhaft auf DHM waren. Von Chemie wollten wir in Zukunft erstmal die Finger lassen, da uns das DHM nicht gefallen hat und wir beschlossen haben, dass es einen extrem fertig macht im Kopf. Daraufhin fingen wir an uns für andere biogene Drogen außer Cannabis zu interessierten. Wir bestellten einfach mal in einem bekannten Online-Shop ein paar Dinge. Darunter waren Löwenohr bei dem ich eine leichte cannabisartige Wirkung festgestellt habe (aber wirklich nur sehr leicht). Als nächstes stand LSA auf dem Programm. Wir nahmen also jeder 5 von diesen Kernen und hatten einen (aus heutiger Sicht betrachtet) angenehmen low-dose Trip. Es hat uns sehr gefallen und wir probierten weiter damit rum. Mittlerweile habe ich so um die 10 LSA Erfahrungen machen können, inklusive ein paar richtig heftigen Trips (natürlich immer in Verbindung mit Cannabis ). Vor ca. 2 Monaten beschlossen wir, es sei jetzt mal Zeit ein paar Pilze zu probieren. Ich und ein Kumpel stimmten zu und zwei Wochen später war es dann so weit. Ich habe 10gr frische Trüffel gefutter, doch der Trip war schwächer als meine vorrangegangenen LSA-Erfahrungen. Bei diesem einen Mal blieb es bis jetzt auch, da ich im Moment eher mit LSA experimentiere da es legal ist und meiner Meinung nach ziemlich viel Potenzial in den Kernen steckt. Weitere Erfahrungen habe ich gemacht mit: Kalmuss, Hopfen, Salvia, Johanneskraut usw. Also einfach ma so diese ganzen biogenen Sachen durchprobiert.











Auswirkungen



Also physischer Natur habe ich kaum Auswirkungen bis auf meine ziemlich geschädigte Lunge (Asthma). Außerdem bin ich ziemlich klein (1,72m/65kg) was ich aber nur bedingt dem Kiffen zuschreiben würde.

Im psychischen Bereich habe ich schon mehrere Folgen vernommen.

Naja zum einen bin ich unglaublich faul geworden. Ich hab ab meinem 4. Lebensjahr an bis vor 1 ½ Jahren Jahren Fußball gespielt, und das nicht mal gerade schlecht. Ich habe immer fleißig meine Hausaufgaben gemacht und war ein gut durchstrukturierter Mensch. In der Schule mache ich grade noch so viel, dass ich meine 5 Punkte bekomme und fertig is. Regelmäßig wird in der Schule gekifft und spätestens um 1 Uhr, wenn ich heim komme gibts erstmal einen schönen Topf. Das Einzige, was ich außer mit Freunden dasitzen und zu kiffen sonst so mache, ist Musik. Die Musik stellt einen für mich sehr wichtigen Part meines Lebens da. Ich spiele schon seit knapp 10 Jahren Gitarre und habe seit ca. 2 Jahren eine eigene Band. Vor ca.1 Jahr habe ich dann auch noch angefangen Schlagzeug zu spielen. Die Musik ist eine von zwei Motivationen die ich noch im Leben habe. Die Zweite ist meine Freundin. Mit ihr bin ich seit über einem Jahr zusammen. Sie ist mir eine sehr große Hilfe; ich denke ohne sie würde ich auf jeden Fall noch mehr kiffen.

Mittlerweile merke ich, dass ein Jahr täglicher Konsum nicht ganz ohne Suchterscheinungen an mir vorbei geht.

Ich merke es immer mehr wie sehr ich den Stoff doch brauche. Mein Konsum beläuft sich auf ca. 10-12gr wöchentlich würde ich mal schätzen. Ich habe gerade eine Pause von 40 Tagen hinter mir. Anfangs waren starke Stimmungsschwankungen, Schlaflosigkeit und Motivationslosigkeit ein großes Problem. Folge: Ich verlagerte meine Sucht und trank in der Zeit jeden Tag literweise Bier. Ab diesem Moment war ich mir bewusst, dass ich etwas ändern sollte und dass das nicht so weiter gehen kann, doch geändert habe ich nichts. Statdessen bin ich seit ca. einem Jahr dauerstoned (bis auf wenige Ausnahmen) und das Verlangen wird immer stärker. Ich denke zwar, dass ich es schaffen würde, doch es fehlt der ausschlaggebende Grund. Ich bekomme mein Leben immer noch einigermaßen auf die Reihe, schaffe hoffentlich in etwa zwei Jahren mein Abi und über soziale Probleme kann ich nicht klagen.











Und die Moral von der Geschicht...



ist keinesfalls, dass ich irgendjemandem vom Kiffen abbringen möchte. Ich bin nur der Meinung, dass Cannabis keinesfalls nur positive Seiten hat. Ich finde es ist einfach wichtig, dass man nicht zu früh (wie ich) anfängt und es nicht übertreiben sollte. Ich weiß, dass man das am Anfang nicht wahr haben will, bei mir war das nicht anders.





Mit highteren Grüßen



dreadhead420





Ps: Dieser Text wurde von mir ursprünglich nicht für das Forum geschrieben. Ich habe ihn eher aus dem Grund der Selbstreflexion verfasst.

Für Tips, konstruktive Kritik oder Fragen stehe ich natürlich gerne im Forum bereit.