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Titel:Mein größter Fehler - Codein
Droge:Codein
Autor:Similla
Datum:27.11.2009 15:20
Nützlichkeit:8,17 von 10 möglichen   (72 Stimmen abgegeben)

Bericht::

Liebe Ldt Gemeinde.

Heute habe ich mich entschieden, einen ersten Langzeitbericht zu verfassen. Viele wissen ja schon (aus dem Chat) wie es um mich steht. Ich weiß, er ist nicht der Längste und meine Sprache ist auch nicht besonders herausragend, aber ich denke/hoffe der Inhalt ist gut übermittelt.



Vorgeschichte:

Mit 13 Jahren hatte ich zum ersten Mal das Vergnügen mit Cannabis. Und ich fand es toll. Ich wurde einer von diesen„Kiddis“ wie es viele von euch nennen. Ich wollte einfach breit sein, egal wie. Alles was man von Kumpels hörte musste in mich rein. Ob Muskatnuss oder ET, einfach alles was dicht machen kann und an was man rankam. Ich lernte auch immer mehr Leute kennen, welche mit Drogen zu tun hatten. Pilze, XTC, Koka, Ritalin, Acid…alles was das Kiddi kennt.



Zum Codein:

Eines Tages (mit 17 Jahren), kam ich auf die glorreiche Idee, da ich im Fernsehen was drüber sah, die Medikamente meiner Mutter durchzuschauen. Ich fragte sofort meinen Freund, was davon „zu“ macht. Er meinte das Codeinpräperat. Leider stieß ich zu spät auf diese Community….

Zack. Die ersten 250 mg hinter. Und schön war’s. Bei so einem angenehmen Rausch denkt man, als Dorfdruffi, nicht an Sucht. Ich war einfach naiv und dumm. Also ging es so weiter.



Ich lernte einen Dealer kennen, der Medikamente verkauft und hab von ausländischen Apotheken gehört. So kam es, dass ich ein Jahr lang, so gut wie jeden Tag mein Codein hatte. Mit der Versorgung keine Probleme. Nur mit der Schule und später mit der Ausbildung. Meine Mutter hat es gecheckt und ich flog umgehend raus. Aber als ich dann allein wohnte, wurde nichts besser. Ich war zum Großteil sowieso nur daheim. Codein war besser als Freunde. Besser als irgendwo Party machen. Besser als alles. So kam es, dass ich meine Freunde an einer Hand abzählen konnte.



Mein Dealer ging hops und so kam es, dass ich zum ersten Mal mehr als zwei Tage verzichten musste. Es war wie die Hölle. Ich war, laut meiner Freundin, unaushaltbar. Meine Beine schmerzten schrecklich. Ich dachte den ganzen Tag nur, wie schön doch Codein jetzt wäre.



Da bemerkte ich, dass irgendwas nicht richtig läuft, so wie es ist. Doch, das war mir zu diesem Zeitpunkt noch relativ egal. Neuen Dealer gesucht, und es ging weiter. Mittlerweile brauchte ich mindestens 500mg. Tramadol kam auch hinzu, ebenso Tilidin. DXM zum boosten war das Normalste auf der Welt, da man ja Geld sparen muss. Geld hatte ich eh nie genug. So kam es, dass ich anfing zu klauen. Vorallem bei meiner Großmutter. Dazu lieh ich mir von meinen Geschwistern große Mengen an Geld. Ich bereue das alles und zahle mitlerweile auch in Raten zurück.



Ich lebte nur noch so vor mir hin, den Kopf nur in Opioiden und anderen Drogen. Ganz ohne Hirn. Drogen waren bei mir genauso angewendet, wie es in den Medien geschildert wird. DICHT, DICHT, Hauptsache DICHT.



Eines Tages, machte mich meine beste Freundin darauf aufmerksam wie süchtig Codein u.Ä. macht. Sie hat aus Sorge um mich recherchiert. Auf sie musste ich hören und machte mich im Internet auf die Suche. Bald stieß ich auf das Ldt. Dort meldete ich mich an und machte mich schlau über Opioide.



Ich fasste den Entschluss: AUS MIT CODEIN. Leichter gesagt als getan. Ich versuchte erst, abrupt aufzuhören, doch das war ein Griff ins Klo. Im Chat bekam ich einige Tipps (hier vielen, vielen, vielen Dank an Kiffi fürs Zuhören und Mutmachen) und entschloss mich runterzudosieren. Dies Geschah anfangs mit 50mg pro Woche, ab 300mg, dann mit 25mg. So war es aushaltbar und es hat geklappt.



Seit einer Woche nehme kein Codein (Bis auf einen Fehltritt mit 250mg). Diese Woche gibt es nur einen Gedanken - CODEIN. Ich fühle mich als hätte ich Grippe. Schwere Grippe mit Gliederschmerzen wie ich es vorher nicht kannte. Habe mir extra Urlaub für die ersten zwei WOchen genommen. Ich hoffe diese Zeit reicht aus, um das gröbste zu überstehen. Aber die Richtung stimmt und es wird so weitergehen. Ich habe verstanden, was ich mir damit angetan habe, und dass es ein Ende – für immer - haben muss.







So kann ich sagen, Opioide sind, etwas sehr nützliches, was nicht als Droge missbraucht werden sollte. Wer es unbedingt machen muss, sollte darauf achten, dass es die absolute Ausnahme bleibt.







Zum Schluss noch ein allgemeines Dankeschön, an alle, die mir zugehört haben, mir Tipps gegeben haben und vor allem für das gute Zureden. smile











Euer Similla