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Titel:Mein kleines Resüme(update)
Droge:Cannabis
Autor:marth81
Datum:31.05.2010 21:03
Nützlichkeit:8,91 von 10 möglichen   (54 Stimmen abgegeben)

Bericht::

Hallo liebe Leserinnen und Leser



Ich habe beschlossen einen schon länger fälligen LZ-Bericht über meine Geschichte zu erzählen.. Vllt ist sie ja sogar als Warnung für den ein oder anderen hilfreich.



Als Droge habe ich Cannabis gewählt, da sie seit nun 3 1/2 Jahren mein ständiger Begleiter ist. Ich habe auch einige andere Substanzen konsumiert, aber dazu später mehr.



Beginnen möchte ich mit meiner Lage vor 3.5 Jahren. Ich war ein 16 1/2 Jahre alter Teenager, mit einem kleinen aber feinen Freundeskreis, habe sehr viel gezockt, war in der Schule super gut( 1 er Schnitt aufm Gymnasium) und wohnte bei meiner Familie in einem kleinen 2000 Einwohner Dorf in der Nähe der Schweizer Grenze( Bei Basel).

Ich wohne heute immernoch bei meiner Familie, ohne das tolle Verhalten meiner Mutter in den richtigen Situationen wäre ich im Moment wahrscheinlich in einer Klinik untergebracht oder sonst wo.. Nur nicht hier und fähig dies zu schreiben.



Ich war schon damals ein eher introvertierter Typ und stand als leichter Außenseiter da. ( Die viele Zockerei und so..). Da es hier mit furchtbaren Geschichten ,was den sozialen Kontakt zum anderen Geschlecht betrifft anfing, hatte meine Stimmung schon damals einen ziemlich großen depressiven Anteil.Ich habe bis vor kurzem keinerlei positiven Erfahrungen gesammelt mit Frauen und wurde immer depressiver.. Ein Gefühl allein zu sein und ungeliebt, während jeder Freund von mir so langsam seine Erfolge verbuchte und seine Erfahrungen machte.



Im Sommer des Jahres 2006 kam ich das erste Mal mit der Droge Cannabis in Kontakt. Davor hatte ich eine typische Säufer-Phase ( jedes Wochenende einen Totalabsturz) und gelegentlich auf Partys mal an Kippen gepafft. Auch eine hohe Nikotindosis mit Hilfe von Schnupftabak war dabei.

Nun saß ich also an einem schönen Julitag mit einem meiner besten Freunde ( Ich nenne ihn ma P.) auf meinem Balkon zu Hause, hatte sturmfrei und die Sonne schien uns auf den Pelz. Da kramte er plötzlich ein kleines Böxschen aus seiner Hose hervor, öffnete es und präsentierte mir einen diletantisch gebauten Joint. " War das dieses Kiffen von dem ich schon gehört hatte?" "Hatten nicht alle gesagt das ist böse und illegal?" Diese Gedanken schossen mir durch den Kopf.

Mein Freund redete mir zu und schaffte es schließlich doch, dass ich es auch einmal probieren wollte. Ich nahm also den Joint vor meinen Mund.. inhalierte.. und hustete sofort wieder alles hinaus. Mein Freund lachte mich aus, er meinte ihm sei es genau so gegangen bei seinem ersten Joint.

Ich habe dann noch versucht 2,3 Züge in meine Lunge zu bekommen, doch auch diese scheiterten genau so kläglich wie der erste Versuch.

Nach diesem Erlebnis war das Thema erstmal erledigt für mich und das Jahr ging mit der üblichen Sauferei zu Ende.



Ein wichtiger Punkt kam dann am letzten Tag des Jahres, nämlich an Silvester. Ich war auf einer Privatparty eingeladen, viele Freunde und Bekannte waren da ( Unter anderem auch P.) und dieses eine tolle Mädchen, in die ich total verschossen war und auch schon einige Dates hinter mir hatte (Es war eig. kurz vor einer Beziehung). Der Abend schritt voran, der Alkoholpegel stieg und gegen 12 sah ich meine Angebetete mit ihrem Ex auf dem Sofa am rumknutschen.

Ein erneuter Misserfolg bei den Frauen, mein Herz brach mal wieder entzwei.

Wutentbrannt und verzweifelt rannte ich nach draußen und traf beim Rauchen eines Frustzigarillos auf P. Ich fällte eine Entscheidung, die ich heute vielleicht bereue, die mir jedoch auch viele tolle Momente bescherte. Ich sagte zu ihm: " Ich wills lernen. Ich wills nochmal probieren. Du weißt schon das Kiffen." P. kiffte zu der Zeit mittlerweile schön öfters mal und ich wusste dass ich bei ihm an der richtigen Addresse war. Er freute sich wie ein Schneekönig, einen neuen Padawan gefunden zu haben und so begann 2007 mit einigen dicken Joints. Gleichzeitig fing ich auch mit dem Rauchen an. Ich rauchte zu dieser Zeit nur selten Cannabis (2 mal im Monat vielleicht), und nach der ersten Eingewöhnungsphase bekam ich auch meinen ersten richtigen Rausch.

Es war wundervoll, ein Gefühl der geborgenheit und Gelassenheit, eine Entspanntheit die ich zuvor nie gespürt hatte. Hier war ich zu Hause, dies war meine neue Freundin.



Der Konsum wurde immer häufiger bis er im Sommer 2007 ( Also ein Jahr nach dem ersten mal) seinen damaligen Höhepunkt erreichte. Ich hatte wieder Sturmfrei, diverse Kifferfreunde zogen schon fast bei mir ein und wir rauchten jeden Tag Unmengen an gutem Indoor. Unsre Wohnung verkam extrem dabei, aber wen wunderts ;)

Als schließlich an einem der letzten sturmfreien Tage nichts mehr zu rauchen da war, entschlossen P. und Ich uns irgendwie anderst abzuschießen. Die Gier war geweckt, die Neugierde nach mehr. Zufällig sprach ich gegen Mitternacht im ICQ mit einem anderen Freund ( ich nenne ihn U.), der von seinem heutigen Apothekeneinkauf berichtete: Vivinox Sleep und Ratiopharm Hustenstiller. Nicht lang nachgedacht, U. abgeholt und das Dex+DPH eingebaut. ( wählten Anfang 2 tes Plateau). Jung und dumm wie wir waren wurde noch fröhlich gesoffen und sogar noch 8 mg DHC eingebaut, bevor die Wirkung einschlug wie eine Bombe. Wir waren nicht wirklich informiert über den Rausch, hatten keine Ahnung was auf uns zukam. Ich las ein bissl im LDT um wenigstens einen kleinen Einblick zu haben als der Flash einsetzte und mit ihm die typische Übelkeit( Durch den Alkohol auch sehr verständlich). Ich verkraftete die Situation nicht, rannte aufs Klo und verbrachte den Rest der Nacht vor der Schüssel, mit einigen lustigen Hallus als Begleitung. Am nächsten Tag nach diesem Absturz ( Auch P. hatte übertrieben und ihm ging es Hundeelend, lediglich U. kam gut weg) fühlte ich immernoch eine permanente Angst. Diese sollte 2 Wochen anhalten und dann wieder verschwinden.. Dies war das erste Anzeichen einer Panikstörung doch ich konnte es nicht einschätzen bzw wusste nicht was das bedeutete.

Und so ging die Polytoxerei erst richtig los. Im folgenden Jahr konsumierte ich alles was mir in die Finger kam. Darunter fiel Amphetamin, Kokain, Psylos, Lachgas, diverse Opiate, Upper, Downer alles was eben gerade ging. Gekifft wurde mittlerweile täglich, gegen Sommer hatte ich die erste Bong in meinem Zimmer stehen.

Ich konnte es relativ gut verstecken vor meinen Eltern, die zwar ahnten dass ich Drogen konsumierte jedoch nie direkt was sagten. Heute weiß ich dass es meiner Mum sehr schlecht ging zu dieser Zeit, sie war in Therapie und bekam Fluspirilen gespritzt ( Ein Neuroleptika). Doch mir war das alles egal, ich lebte in meiner Traumwelt und bekam so gut wie nichts mehr mit.

Meine Depressionen wurden in dieser Zeit stetig schlimmer und ich verdrängte sie einfach mit Kiffen. Wenn ich High/Stoned war ging es mir gut, die unberauschten Phasen verlagerten sich höchstens auf die Schulzeit vormittags, der Rest der Woche stand ich unter irgendwelchem Drogeneinfluss.

Ich machte in dieser Zeit viele tolle Erfahrungen, ich schätze es würde den Rahmen sprengen auf alles genaustens einzugehen. Ich denke jeder der ein tolles erstes mal bei Pilzen hatte weiß in ungefähr wovon ich spreche. :)

Der Höhepunkt kam zu Silvester 2008/2009. Das aktuelle Jahr begann mit MDMA für mich und 2c-b für P. und einen mittlerweile sehr guten weiteren Freund F. Wir konsumierten alles zu 3, teilten alles brüderlich und waren für einander da.. Diese 2 Jungs sowie die Drogen waren meine neue Familie, eine Welt in der ich mich gut und geborgen fühlte. Der Trip war sehr intensiv und wundervoll, nach diesem Erlebniss habe ich meine Messlatte für Glücksgefühle höher gelegt und habe sie bis heute nicht mehr erreicht.

Wir schworen uns am selben Abend Chemie nicht mehr anzurühren und es als einmaliges, tolles Erlebnis abzuhaken.



Naja wie so üblich hatten wir 3 Wochen später die nächsten Teile am Start, in der Hoffnung das selbige noch einmal erleben zu dürfen. Doch diesmal war kein MDMA oder 2cb drinne, sondern wahrscheinlich mcPP. Und so wurde der anfangs schöne Abend eine Horrorerfahrung sondersgleichen.. Uns 3 ging es hundeelend, wir kotzen uns die Seele aus dem Leib. Vor der Toilette herrschte Schichtbetrieb. Dieses Erlebnis sollte ein sehr einschneidendes werden für mich, denn ab hier begann mein psychischer Absturz. Die Panik die ich damals schon beim Dex verspürte kehrte wieder und diesmal sollte sie nicht so schnell verschwinden. Natürlich hab ich weiterhin gekifft mit dem Gedanken "Hey das wird schon wieder.. "

Doch es wurde nur schlimmer von Tag zu Tag. Im April dieses Jahres schrieb ich mein Abitur was mich noch zusätzlich belastete.

Ich kann von Glück sagen, dass meine Eltern so toll reagiert haben und sich meine Mutter rührend um mich gekümmert hat , während ich vor Angst gekrümmt und Tränenübersät jeden Abend in ihren Armen lag.

So konnte es nicht weitergehen. Ich beschloss mich gerade angesichts der bevorstehenden Prüfungen in professionelle Behandlung zu begeben. So begann ich im März eine Psychotherapie bei einer Therapeutin ( in deren Behandlung ich mich immernoch befinde) und schaffte es vom Kiffen loszukommen. Ich blieb ab Februar 2009 bis Juni 2009 komplett clean und erholte mich fast wieder.



Doch naiv wie ich war, dachte ich die ganze Sache sei vorbei und begann nach den Prüfungen wieder mit der polytoxerei. Das Abitur habe ich trotz allem mit einem Traumschnitt von 1,5 abgeschnitten, worauf ich aufgrund meiner psychischen Verfassung sehr stolz sein kann. Doch

die Panik schlug zurück.. Härter als je zuvor. Ich bin jetzt seit 5 Wochen auf Cipralex, kiffe nur noch gelegentlich und studiere an der Uni..

Doch die Angst und die Depressionen begleiten mich immernoch jeden Tag.



Meine neue Freundin trauert sehr ihrem Ex hinterher( mit ihm war sie vor unsrer Beziehung 6 Jahre zusammen und verlobt) und ich bin aus Frust wieder stoned.. Ich brauche jeden Abend mittlerweile ein paar Drops Diazepam und Doxylamin zusammen zu meinem SSRI um einschlafen zu können.. Der Teufelskreis der Depressionen will einfach nicht enden und nun sitz ich bekifft hier und schreibe resümierend diesen Bericht.



Abschließend will ich sagen, dass für mich betrachtet Drogen eine gute Sache sind, richtig angewendet können sie einen großen Nutzen haben und zu tollen Erfahrungen führen. Nur wenn man übertreibt bzw die Sache nicht mehr im Griff hat, kann es schnell sehr böse enden.. Und ich sehe mich gerade wieder auf dem Weg zu solch einem Abgrund.. Gott sei dank geht trotz allem an jedem Morgen noch immer die Sonne für mich auf :)







Stand der Dinge am 31.5.2010



Hallo liebe LDT-ler! knapp ein halbes jahr nach dem Verfassen meines Berichtes hier ein Update meiner momentanen Lage.

Mein Konsum hat sich mittlerweile extrem eingeschränkt, das heißt so gut wie kein Kiffen mehr ( nur selten mal mit meiner Freundin), kein Alkohol, keine harten Drogen nix. Bin immernoch auf 10 mg Cipralex und zusammen mit meinen Kippen ist das auch das einzige was ich zur Zeit konsumiere :)

Ich studiere immernoch Chemie und bin auch sehr gut dabei. Ich bin mittlerweile in einer festen und sehr glücklichen Beziehung mit dem oben erwähnten Mädchen. Es sieht also gut aus zur Zeit.

Stimmungsmäßig bin ich relativ stabil, das heißt keine größeren Panikattacken oder Depressionen mehr, jedoch auch keine sonderlich großen Glücksgefühle.. Ich lebe halt so vor mich hin .

Trotz allem sehe ich eine sehr positive Wendung in meiner Geschichte und bin darauf auch Stolz und glücklich.



lg Marth