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Titel:GBL- Alte Liebe rostet nicht
Droge:GBL
Autor:ehemaliges Mitglied
Datum:14.10.2010 22:55
Nützlichkeit:9,63 von 10 möglichen   (191 Stimmen abgegeben)

Bericht::

Dies ist die Fortsetzung meines Langzeitberichts " GBL-Ein Lösungsmittel im Wandel der Zeit ", welcher ebenfalls im Forum zu finden ist. Ich habe mich bewusst dazu entschieden, einen neuen LZ zu schreiben und nicht nur den alten zu aktualisieren, da dieser ansonsten selbst für fleißige Leser etwas lang werden könnte. Neuen Lesern empfehle ich gegebenenfalls erst meinen ersten LZ zu lesen. Während sich "GBL- Ein Lösungsmittel im Wandel der Zeit" im letzten Quartal 2008 abspielt (ca. bis Mitte Januar 09) und meine ersten Erfahrungen mit der Substanz GBL/GHB erzählt werden, handelt der nachfolgende Text von meinem "Rückfall" im Juli 2009 und den damit verbundenen weitreichenden Konsequenzen für mich. Einen wesentlichen Schwerpunkt habe ich diesmal auf den Entzug gelegt, welcher, wie man lesen wird, diesmal sehr stark und auch langwierig gewesen ist. Da ich mir und den Lesern ein langes Nachwort ersparen möchte, ist es mir ein Anliegen, folgendes diesmal im Vorwort loszuwerden: (zum Teil aus "GBL- Ein Lösungsmittel im Wandel der Zeit" kopiert)

Vorwort

Dies ist meine eigene Erfahrung mit der Substanz GBL. Der nachfolgende Text ist in höchstem Maße subjektiv formuliert. Ich möchte niemanden dazu auffordern GBL /GHB zu konsumieren und rate nach meinen gesammelten Erfahrungen jeder Person und besonders Personen, die Drogenprobleme oder ein gewisses Suchtpotenzial aufweisen, dringend vom Konsum ab. Ich bin nicht unerfahren, was den Konsum von sowohl weichen als auch harten Drogen aller Art anbelangt. Dies soll in keinster Weise Angeberei oder sonstiges sein. Über dieses Alter / Phase bin ich lange hinaus. Ich finde lediglich, dies sollte hier gesagt sein, da Vorerfahrungen und eventuelle Toleranzen jeden Konsumenten unterschiedliche Erfahrungen mit einer Substanz machen lassen. Daher kann eine Konsumphase, die in Menge und Dauer mit meinen Erfahrungen übereinstimmt, bei anderen Personen ganz andere Wirkungen, Gefahren und vor allem Absetzerscheinungen mit sich bringen. Gerade der Mischkonsum mit Alkohol und Downern ist nicht ratsam und für Konsumenten sehr gefährlich.

Ich habe bereits davor GBL konsumiert. Meiner Erfahrung nach potenzieren sich die Entzugssymptome mit jedem absolvierten Entzug. Daher muss nicht jeder User mit einer derartigen Heftigkeit nach vergleichsweise kurzem Konsum rechnen. Dennoch möchte ich gerade unerfahrenen und auch allen interessierten Personen nochmals nahelegen, das Sucht- bzw. Abhängigkeitspotential nicht zu unterschätzen.

Doch lest selbst:

Der Tag danach (Oder: „Immer noch mittendrin“)

Schockiert und völlig leichenblass stehe ich in meinem Zimmer. Was ist passiert? Was ist passiert in diesen letzten beiden Tagen? Diesen, aus meinem Gedächtnis, meiner Erinnerung, völlig verschwundenen und trotzdem irgendwie, in irgendwelchen deliranten Regionen meines halb wahnsinnigen Bewusstseins verbrachten Tagen voller Dunkelheit, seltsamen, beängstigenden Träumen und verschwommenen Bildern?

Mein Zimmer gleicht dem Schauplatz einer Endzeitschlacht. Fallout lässt grüßen. Überall liegen Kleidungsstücke. Neben dem Bett schwimmt eine große Kotzlache und im Raum stapelt sich der Müll. Dann entdecke ich drei Flaschen Vodka und einige Bierflaschen. An der Wand und am Boden sehe ich verdächtige rote Farbe- Blut. Das war doch alles vorher noch nicht so, denke ich mir völlig neben mir stehend.

Vorher?

Damit meine ich letzten Donnerstag. Heute ist Samstag, soviel habe ich zumindest gerade durch einen Blick auf meinen Fernseher feststellen können. Es ist der letzte Samstag im Juli 2009. 2 Tage nachdem ich sie beginnen musste. Die „Entgiftung“, wie man so schön sagt. Mein Gift: GBL.

Langsam kommt die Erinnerung lückenhaft zurück. Ich habe ca. 3 Wochen konsumiert. 24/7. So wie immer, wenn ich das Lösungsmittel da habe. Ein halber Liter in 20 Tagen. Durchschnittlich 25ml am Tag.

"Warum habe ich das Zeug nicht ausgeschlichen, so wie die Male davor?", denke ich mir, während ich versuche, die schlimmsten Übel meines zweitägigen Deliriums zu beseitigen.

„Und warum zum Teufel sind die letzten beiden Tage aus meiner Erinnerung verschwunden?“ An den Donnerstagmorgen kann ich mich noch schemenhaft erinnern.

Meine Schwester hat bei mir übernachtet. Ich habe schon in der Nacht nur noch so wenig GBL, dass ich kaum schlafen kann. Und ich habe panische Angst. Irgendwie ahne ich bereits, dass es diesmal heftig wird. Schlimmer als beim ersten Mal. Beim ersten Entzug dosierte ich langsam runter. Nach ein paar Tagen war dann der Spuk weitestgehend überstanden. Doch wie wird es diesmal?

Schon völlig auf Entzug, am Donnerstagmorgen, phantasiere ich bereits, fühle mich aber wengstens noch halbwegs zurechnungsfähig. Denke ich mir zumindest. Ich melde mich pflichtbewusst telefonisch krank.

Das weiß ich zumindest noch völlig sicher. Soviel Verantwortungsbewusstsein hatte ich doch sicher noch?! Soviel Klarheit hatte ich doch noch, in meinem dem beginnenden Wahnsinn langsam anheimelnden Hirn?

Oder irre ich mich?

Dazu fällt mir ein Zitat aus Hunter S. Thompsons "Königreich der Angst" ein. "Nur der Wahnsinnige ist sich absolut sicher." Demnach sollte ich ja Gewissheit haben, denn ich fühlte mich langsam wirklich wie ein waschechter, entflohener Patient aus der Psychiatrie.

"Ich habe mich doch krankgemeldet?", frage ich mich völlig verwirrt und ängstlich zugleich. Traum und Realität verschwimmen vor meinem inneren Auge. Ich erinnere mich an ein Telefonat. Mit wem ich es geführt habe jedoch nicht.

Ich erinnere mich auch nicht an den Einkauf des Alkohols. Doch ich ahne, dass ich in den letzten 2 Tagen drei Flaschen Vodka und unzählige Biere getrunken habe, und dass ich die letzten 48 Stunden wohl nicht zuletzt deswegen in einen psychotischen Zustand, den man getrost als Delirium bezeichnen kann, verbracht habe.

Wie konnte es dazu kommen? Warum nur? Warum habe ich wieder bestellt? Warum habe ich gleich wieder ein Konsummuster an den Tag gelegt, das jegliches vernünftiges Denken und Handeln Lügen straft? Fragen über Fragen und keine logische Antwort. Naja, die Logik kommt oft zu kurz, wenn man GBL hat.

Der Neubeginn (Oder: Vom Regen in die Traufe)

Eigentlich ging es mir gut, zur damaligen Zeit, Ende Juni 09. Ich hatte einen einigermaßen gut bezahlten Job und auch meine hin und wieder auftretenden Panikattacken hatte ich dank eines bei mir recht gut wirksamen SSRI unter Kontrolle.

Ich ging täglich brav arbeiten und hatte sogar etwas Spaß daran. Ja, so etwas soll gelegentlich vorkommen. Wahrscheinlich war auch das mit ein Grund, warum ich wieder "zur Flasche griff". Mir ging es einfach gut. Ich war schon immer die Art von Konsument, der nur verbraucht, wenn es ihm gutgeht. Fühle ich mich schlecht, verkrieche ich mich in eine Ecke und möchte gar nichts, außer meiner Ruhe. Ich hatte nun gut ein halbes Jahr kein GBL mehr konsumiert und auch eher selten daran gedacht. Doch, wie es der Zufall wollte, las ich eines schönen Nachmittags im Internet darüber. Und die Erinnerung war wieder da.

Die Gedanken an dieses schöne Gefühl, das es einem anfangs gibt. Die Sicherheit, die es zu Beginn so trügerisch verspricht und die ausgelassene Stimmung, die es einem verschafft.

Du mein GBL. Gäbe es nicht deine dunkle Seite, wärest du noch immer meine Liebe. Doch zu schnell werfen sich dunkle Schatten über dein Lächeln. Zu schnell zeigst du dein wahres, bedrohliches Gesicht. Und diese Fratze gefällt mir nicht.

All das wusste ich schon damals, ich hatte ja bereits einschlägige Erfahrungen mit dieser Substanz gesammelt. Ich hatte von der süßen Frucht, aber auch von der bitteren Pille gekostet. Doch die Gier, die in mir und sicher auch vielen anderen von euch wohnt und stets darauf wartet auszubrechen, wie ein besonders hinterhältiges Virus, ist allgegenwärtig. Und bei mir ist sie leider oft zu stark.

So bestelle ich sie wieder, meine große Liebe. Meine Bestätigung und Medizin. Meinen Absturz.

Das Internet, die Bestellung, das GBL. So leicht und schnell ist es da. Jetzt, wo ich mich selbst nicht mehr aufhalten kann, Lösungsmittel zu trinken.

Wie immer kommt es per Nachnahme. Ich habe einen halben Liter bestellt. Kleinere Mengen waren leider nicht möglich.

Aber ich bin mir ja diesmal so sicher: Ich konsumiere nur ganz selten, am Wochenende. So reicht mir der halbe Liter garantiert locker bis Weihnachten und ich werde auch nicht mehr süchtig. Auf noch einen Entzug habe ich nämlich gar keine Lust. Haha. Ich Komiker.

Ich kann mich so wunderbar selbst belügen. Komisch, bei anderen fällt mir das wesentlich schwieriger. Ist das jetzt gut oder schlecht?

Ein Satz der sich immer wiederholt: Grinsend stehe ich im Postamt und gebe dem Postmann meines Vertrauens das Papier, dass es uns allen gestattet zu Leben. Mit geheuchelter Höflichkeit nimmt er es an und händigt mir meine Lieferung aus. Ich bedanke mich. Meine Forschungen können weitergehen. Das Tier in mir schnurrt zufrieden. Ich hasse dieses Tier.

The Good…

Die erste Einnahme ist himmlisch. Ich sitze zuhause vor dem Computer und genieße diese wunderbare Wärme, die mich durchströmt. Ich genieße die Euphorie und die Leichtigkeit des Seins. Kurz: Ich bin rundum zufrieden. Und es kommt, wie es kommen muss: Ich konsumiere. 24/7. Von Beginn an.

Und wie skrupellos und dumm. Nur 2 Stunden nach der ersten Einnahme ist mein Fläschchen bereits wieder gefüllt. „Ach, heute nehm ich mal bisschen was, morgen mache ich Pause. „Ach komm zwei Tage hintereinander sind auch OK. Nur nicht mehr so viel, dass ich wieder körperlich drauf komme.

Es dauert nur einigen Tage und ich nehme es wieder mit in die Arbeit. Und ich bin ja so produktiv. Ich hatte einen Telefonjob damals. Eigentlich nichts Besonderes für mich. Trotzdem bin ich froh, überhaupt wieder einen Job zu haben, denn die letzten Monate bin ich eher vor mich hin vegetiert, habe nicht gearbeitet und viele Drogen genommen. Nun sitze ich in einem Call Center und berate Anrufende über Zahnzusatzversicherungen. Immerhin ein Job. Außerdem telefoniere ich gerne. Und mit GBL telefoniere ich liebend gerne. Ich bin Dauerdrauf. Und ich schwalle die Leute voll. Mit allem möglichen. Rede über dies und das. Ich bin dermaßen euphorisch, dass mir teilweise, wenn sich ein Kunde für die Beratung bedankt, die Tränen in die Augen schießen. GBL machte mich schon immer sehr emotional. Vielleicht bin ich das so schon ein bischen. Mit meinem Wässerchen allerdings noch viel mehr.

So geht es einige Tage. Ich trinke wieder viel von dem Zeug. Und ich trinke literweise Wasser. Um die 10 Liter am Tag sind keine Seltenheit. Natürlich renne ich deswegen wieder mal alle 10 Minuten aufs Klo. Nur wen stört´s? Mich sicherlich nicht. Ich bin drauf. Ich bin verdammt gut drauf. Und das ist auch gut so.

GBL ist tückisch. Die Nebenwirkungen treten erst nach einigen Wochen auf. Dann, wenn es meist schon zu spät ist, einfach so aufzuhören. Anfangs ist es der Himmel, dann ist es Normalität und dann wird es zur Hölle. Doch momentan bin ich noch im Himmel. „Let the fucking good times roll.“

Ich werde von allen Seiten gelobt. Mein Chef ist dermaßen zufrieden. Meine Kollegen sind überrascht, wie leicht es mir fällt, als Anfänger in der Branche, selbst schwierigste Kunden spielend zufriedenzustellen. Tja, ich habe keine Angst. Ich bin überzeugt von mir. Und das merkt man mir an.

Doch ich beginne mir einzugestehen, dass ich wieder drauf bin. Körperlich wie Psychisch. Und das schlimmer als die Male davor. Ich brauche ungefähr jede Stunde eine Dosis. 1,5 ml. Jede verdammte Stunde renne ich ins Klo und fülle mir einen halben Liter Wasser mit dem Lösungsmittel. Ich fange an im Gesicht aufzuschwemmen. Auch einen leicht gelblichen Teint nehme ich wahr.Ich rauche wie ein Schlot. 2 Schachteln am Tag sind keine Seltenheit.

…and the Bad

Mittlerweile sind 20 Tage vergangen. Der halbe Liter ist so gut wie weg. Mein Konsum ist ins exorbitante gestiegen. Ich schätze, ich bin auf 30-35ml am Tag und in der Nacht. Genau sagen kann ich es nicht, da ich mittlerweile nur noch nach Augenmaß dosiere. Mein Schlafzyklus ist wieder verflucht durcheinander. Ich schlafe keine 2 Stunden am Stück ohne verschwitzt und stinkend aufzuwachen. Scheiß drauf. Rein mit dir GBL und weitergepennt.

Einmal bin ich mit einer Kollegin heimgefahren, völlig drauf und bin dann scheinbar eingeschlafen, während sie mit mir geredet hat. Ich habe das kaum gemerkt. Erst als sie mich wachrüttelt, schrecke ich, typisch für mich im GBL Schlaf, total geschockt hoch und blicke umher. Viele Blicke sind auf mich gerichtet. Immerhin sitze ich in der überfüllten U Bahn und sabbere. Ich spüre das Unbehagen, dass solche Momente in mir auslöst. Trotz des betäubenden Effekts des GBL ist mir die Situation sehr peinlich.

Meine Kollegin schaut mich besorgt an. „Du bist von einer Sekunde zur anderen eingeschlafen und warst nicht mehr wachzubekommen. Garantiert 2 Minuten lang. Ich habe mir schon Sorgen gemacht.“ „Ach was, Sorgen?. Um mich? Nee, du komm mal klar, ich hab nur wenig geschlafen gestern, ansonsten geht’s mir gut.“ Mann, sind mir die Lügen egal, die ich da erzähle. Ich habe auch grade anderes zu tun. Schon wieder durchzucken mich diese komischen Stromschläge und diese Kack Ameisen laufen mir unter den Armen lang. Außerdem muss ich mich anstrengen, nicht sofort wieder einzuschlafen. Die Dosis kurz vor Feierabend war wohl doch etwas zu viel. Fuck off.

Daheim angekommen denke ich mir, ich sollte vielleicht mal die nächste Ladung bestellen, immerhin ist nur noch wenig übrig in meinem Fläschchen. Doch irgendwas hindert mich daran. Anders als bei der Sucht, die bald auf diese Geschichte folgen wird in meinem Leben, von der ich aber zu der damaligen Zeit noch nicht ahne, hatte ich beim GBL immer eine Art psychischen Gegenspieler, der mich unterbewusst dazu bewegte, einen Schlussstrich zu ziehen und nichts mehr zu bestellen. Die psychische Sucht stand in keiner Relation zu meinen körperlichen und auch geistigen Nebenwirkungen, die der Dauerkonsum dieser Droge mit sich brachte. Heutzutage, mit den Opis, sieht das leider etwas anders aus. Aber das ist eine andere Geschichte.



Ich bestelle nichts mehr. Das Problem ist nur, ich konsumiere weiter in einer Art und Weise, welche einfach unsinnig ist. Ein abgründig selbstzerstörerisches und jeden „Safer-Use“ als Lachnummer abstempelndes Konsummuster, das nicht, ohne ernsthafte Konsequenzen nach sich zu ziehen, aufrecht erhalten werden kann. Lange kann man das Zeug, meiner Meinung nach, auch wirklich nicht nehmen.

Mag es noch so ungefährlich sein, was Toxizität und andere Risiken betrifft, konsumiert man es nur selten, sobald man Daueruser ist, ist es grade beim GBL eine enorme Belastung für den Körper und auch die Psyche. Wer was anderes behauptet, ist entweder selber hoffnungslos süchtig und will es nicht wahrhaben, oder hat einfach das Gefühl für sich selbst verloren oder noch nie gehabt.

Ich möchte gar nicht weiter auf die im GBL Rausch verbrachten Tage eingehend. Nur so viel: Ich arbeitete produktiv und mit Freude, war meist sehr motiviert und konnte mich sogar zur ein oder anderen Überstunde durchringen. Doch körperlich ging es mir bereits nach einer Konsumdauer von einigen Wochen wieder eher mau. Besonders das Schwitzen fand ich sehr nervig, aber irgendwie mussten wohl die Massen an Wasser, die ich täglich zu mir nahm, wieder aus dem Körper transportiert werden. Außerdem rauchte ich wie ein Schlot. Immer wenn ich auf dem Zeug bin, muss ich einfach rauchen, am besten ununterbrochen. Generell fühlte ich mich ausgelaugt, hatte oft Krämpfe in den Beinen und mein Magen war angegriffen. Und das trotzdem guten Verdünnung. Auch mein Zahnfleisch fühlte sich gereizt an.

Außerdem mutierte ich auf sexueller Ebene zum Arschloch. Ich hatte damals keine Freundin. Zum Glück, muss ich heute sagen, denn die hätte mich nach so manchen nächtlichen Aktionen, die ich mit meinen gelegentlichen One Night Stands auf GBL gebracht hatte, wohl verlassen. Mann wird auf GBL zum ekligen Rocco Sifredi Porno Macho Verschnitt. Näher möchte ich darauf lieber nicht eingehen.

Neben diesem kurzen Intermezzo ist zu berichten, dass zu diesem Zeitpunkt die körperlichen Nebenwirkungen also bereits wieder deutlich präsent waren, allerdings noch nicht so stark, als dass ich mich zum abdosieren hätte überwinden können. Und so sah ich täglich seelenruhig dabei zu, wie der GBL-Vorrat schwand. Ich steuerte praktisch auf die Katastrophe zu, ohne etwas zu unternehmen. Wie ein Kanufahrer, der unbesonnen auf einen Wasserfall zupaddelt. Er hat das Ruder in der Hand, ändert aber die Richtung nicht, weil er irgendwie weiß, dass der einzig richtige Weg den Wasserfall hinunter führt. Auch wenn es ein gefährlicher und unbequemer Weg ist.

Und der Wasserfall sollte gewaltig werden. Die Niragarafälle wären dagegen nur ein plätscherndes Rinnsal. Zum Glück ahnte ich damals noch nichts von dem, was mir bevorstand. Ich glaube, dann hätte ich eine neue Flasche bestellt.



Der Entzug

Doch so sah ich mich eines Tages, es war ein Mittwochabend am Ende des Monats Juli im Jahr 2009, mit der Tatsache konfrontiert, nichts mehr zu haben. Nur noch 5ml maximal. Ich plante, mich morgen früh krank zu melden. Bis Montag wäre ich dann schon wieder einigermaßen fit. Ich räumte mir also 4 Tage für den Entzug ein.

Irgendwie war mir meine Fähigkeit logisch und rational zu denken abhanden gekommen. Nicht nur, dass ich, anstatt die Dosis gegen Ende zu verringern, eher noch mehr genommen hatte, ich dachte allen Ernstes, das Ganze sei in 4 Tagen durchgestanden. Vielleicht war es aber auch nur eine Hoffnung, von der ich sowieso wusste, sie würde wie eine Seifenblase zerplatzen. Doch in dem Moment war es ein gutes Gefühl. In 4 Tagen ist alles vorbei. Das schaffe ich schon.

Nun muss ich wirklich sagen, ich habe nicht viele Vergleichsmöglichkeiten, was körperliche Entzüge von Drogen anbelangt. Nur die beiden GBL Entzüge aus „GBL-Ein Lösungsmittel im Wandel der Zeit“ und weit nach dieser Geschichte hier einen Tramadolentzug sowie einige kleinerer Tilidin-Entzüge.

Was ich sagen will ist, die Opientzüge, die ich bisher hatte, waren verglichen mit diesem, nun folgenden, riesigen, schwarzen Flutwellen gleichenden, schrecklichen Etwas, das sich so lapidar „Entgiftung“ nennt, ein netter kleiner grippaler Infekt mit einigem Unwohlsein und Nervosität.

Ich wusste schon bald nicht mehr zwischen Realität und Einbildung zu unterscheiden, dachte mich krankgemeldet zu haben- Fehlanzeige.Das hatte ich wohl wirklich geträumt, wie sich einige Tage später (als meine Kündigung eintraf) herausstellte. Doch grade hatte ich andere Probleme.

Ich holte mir, beim Beginn des Entzuges, der übrigens mit der Intenzität einer Hiroshimabombe einschlug, einige Flaschen Vodka und Bier und soff innerhalb weniger Stunden wie ein schwerer Alkoholiker zu Weihnachten. 2 Flaschen ohne damit den sich steigernden Wahnsinn aufzuhalten zu können. Wie Tau tropfte der Wahnsinn in mein Hirn, verwirrte meine Optik und täuschte mein Gehör. So betäubt und mit schrecklichen Bildern und Tönen gequält, lag ich halb gelähmt von der enormen Alkoholmenge in meinem Bett. Ich erinnere mich an starke Schmerzen, an grausame Bilder und blanke Panik. Dann verschwindet die Erinnerung.



Womit wir wieder am Anfang dieser Geschichte wären.



Und am Ende meiner Karriere mit dem GBL. Nie mehr seitdem habe ich es angerührt. Vielleicht musste dieser Horror, der selbst die schlimmsten Fieberträume meiner Kindheit und die wirrsten Alpträume meines Lebens wie bunte Jahrmarktsbesuche aussehen lässt, mich zur Besinnung kommen lassen.

Eine so unkontrollierbare Droge, die den Körper innerhalb kürzester Zeit zu so einem dermaßen sabbernden, versklavtem Etwas machen kann und einem beim Entzug Höllenqualen verursacht, mit so etwas wollte ich mein Leben nichts mehr zu tun haben.

„Klar, war ich nicht besonders intelligent gewesen“, denke ich mir, während ich die Kotzelache und das Blut vom Boden wische, dessen Entstehung ich mich nur wage entsinnen kann. Einen solchen Entzug allein, ohne Hilfe oder Medikation nur mit zwei Flaschen Schnaps zu versuchen, kann wirklich lebensgefährlich sein. Das war es wahrscheinlich auch. Mehrmals wollte ich den Rettungswagen rufen, tat es aber aus was weiß ich für Gründen nicht.. Aber wer hätte auch ahnen können, das die Mächtigkeit mit jedem Entzug, und sei der letzte noch so lange her, exponentiell steigt. Und wer hätte ahnen können, das mich das Gewitter diesmal mit einem Schlag überrollt hat, der mir noch während ich das hier, über ein Jahr später tippe, die Ameisen unter die Haut treibt.

Ich hatte mich scheinbar irgendwie selbst verletzt, während meiner Phase absoluter und lebensgefährlicher Unzurechnungsfähigkeit, denn ich hatte eine lange frische Narbe am Arm. Ich bin sonst gar nicht Autoaggressiv. Doch scheinbar mussten die Schmerzen und die Agonie dermaßen unaushaltbar gewesen sein, dass mich zu schneiden eine Erleichterung für mich dargestellt haben musste. Bis heute ist die Tatsache, dass ich mich während des Entzugs selbst verletzt habe, eine der schlimmsten Erinnerungen. Die Narbe ist zum Glück mittlerweile völlig verblasst.

Auch unfassbar finde ich im Nachhinein, dass keiner meiner Mitbewohner richtig gemerkt hatte, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Immerhin kam ich 5 Tage nicht aus meinem Zimmer. Die ersten beiden mussten sicher besonders auffällig gewesen sein. Ich meine, ich würde es doch mitbekommen, wenn im Nebenzimmer jemand ständig kotzt, randaliert und im Delirium mit sich selber spricht. Aber auch danach waren die Mitbewohner völlig mit einem: „Hab ne Grippe“ einverstanden.

Nur mein Bruder brachte mir, sehr besorgt, am 4-5 Tag etwas zu essen. Übrigens die erste Nahrung, die ich seit Beginn des Entzugs zu mir nahm.

Insgesamt dauerte es ca. 8 Tage, bis ich mich erstmals wieder auf die Straße traute und 14 Tage bis ich mich wieder weitestgehend normal fühlte. Langzeitnebenwirkungen, die sich vor allem auf ein komisches Ameisenlaufen unter den Armen und eine leichte veränderte Optik beschränkten, hatte ich bis vor wenigen Monaten noch.

Ich habe durch den Entzug, nein durch das GBL, meinen damaligen Job verloren und mein Leben extrem aus der Bahn geworfen. Denn so ein Konsum bzw. der Entzug nach so einem Konsum will auch psychisch abgefedert sein. Ich trank massig Alkohol, lebte mittlerweile allein in einer 3 Zimmer Wohnung. Die beiden anderen Parteien waren ausgezogen. Ich hatte kein Geld und keine Perspektive. Ich nahm zwar keine illegalen Drogen mehr und GBL hätte ich für viel Geld nicht mehr angerührt, doch mein Gesicht blieb auch nach erfolgtem Entzug aufgeschwemmt. Kein Wunder bei den Mengen Alk, die ich mir meist schon vormittags in Form von billigem Wein oder hin und wieder auch Vodka hinter die Binde goss.



Heute ist mir klar, das gehörte alles noch mit zum GBL Entzug- Ich hatte gar nicht völlig entzogen, sondern war nur auf die leichter zu beschaffende Substanz umgesteigen, die obendrein sogar gesellschaftlich anerkannt ist. Was für ein Hohn.

Erst nachdem mich die Polizei erwischte, wie ich Alk klauen wollte, was so ziemlich den Tiefpunkt meines bisherigen Lebens darstellt- Ich war völlig verwahrlost, ging nur zum Alk holen vor die Tür, hatte Angst rausgeschmissen zu werden (ich zahle schon seit Monaten keine Miete mehr. Von was auch?) wurde mir klar, was aus mir geworden war. Ein verwahrloster, perspektivloser, Alkoholiker. (Und Hausbesetzer,hehe)

Ich kaufte mich von der Polizei frei, die mich wegen eines Haftbefehls aufgrund einer nicht bezahlten alten BTM Sache festhielt und tat das einzig richtige. Ich rief meine Eltern an, erzählte ihnen, was ich die letzten Monate (ich hatte mich nicht gemeldet, ich hatte nicht mal ein Handy gehabt) getrieben hatte. Ich erzählte von der Droge GBL und meiner Vermutung körperlich alkoholabhängig zu sein.

Meine Mutter nahm mich sofort bei sich auf. Die ersten Tage ohne alles waren die Hölle. Ich zitterte, schwitze, stank. Aber der erwartete körperliche Entzug blieb aus. Ich hatte mir alles kaputtgemacht, mein Leben musste neu geordnet werden.

Und ich hatte großes Glück und die besten Eltern der Welt. Sonst würde ich heute nicht da stehen wo ich stehe. In einem glücklichen und wirklich tollen Job, mit einer eigenen kleinen, aber gemütlichen Wohnung und vor allem ohne GBL.

Alkohol trinke ich (leider) immer noch, wobei ich unter der Woche größtenteils verzichte und harte Sachen meist ablehne.

Über ein Jahr ist der Entzug nun her. Ein Jahr und die Schrecken sind noch immer nicht vergessen. Das ist aber auch gut so. Daher schreibe ich auch solche Geschichten. Für mich als Erinnerung und für euch als Mahnmal.

Was allerdings schlimm ist:

Trotz des Wissens um die tiefschwarze Seite dieser Substanz, um die unfassbare Schrecklichkeit des Entzugs, gibt es da immer noch eine winzige, piepsige, aber auch fordernde Stimme in meinem Kopf, die mir sagt: Noch einmal….nur noch einmal, erinnere dich an uns, an unsere schönen Zeiten.

Let the good times roll ;)

Viele Grüße und passt auf euch auf

Euer Roger



PS: Endlich ist es vollendet, mein GBL-Zweiteiler. :) Ich dachte schon, ich bekomm den zweiten Teil nie fertig. Hoffentlich ist mit der Geschichte auch die Droge ein für allemal ein beendetes Thema. Denn ich habe ja noch genug andere Probleme. ;)

Wer Fragen hat oder sonstwie Hilfe braucht oder über den Text diskutieren will, der kann das gerne im entsprechenden Thread tun, oder mich einfach anmailen.