Langzeit-Berichte lesen
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Titel: | The Easy Way Out |
Droge: | Tramadol |
Autor: | souljacker |
Datum: | 24.04.2011 04:26 |
Nützlichkeit: | 9,52 von 10 möglichen (175 Stimmen abgegeben) |
Bericht::
Ich habe eine unglaublich starke Euphorie und obwohl mein Kopf alle paar Sekunden wegnickt bin ich im Geiste hellwach und total fokussiert. Fixiert auf mich, fixiert auf meinen Körper und meine Gedanken, die im Moment überall und nirgends zugleich sind. Fixiert auf die Geborgenheit und fixiert auf das verdammt angenehme Kribbeln meiner Haut. Fixiert auf die Droge, fixiert auf den Rausch. Niemals will ich auf diese vollständige Fokusierung verzichten.
Meine Geschichte, die ich euch nun erzählen will, fängt an im Dezember 2009. Ich war krank und hab in der Hausapotheke nach was Brauchbarem gegen meine Erkältung gesucht. Gefunden habe ich nichts nützliches, aber bei der Suche bin ich auf ein kleines Fläschchen Codein gegen Reizhusten gestoßen. Da ich zu diesem Zeitpunkt bereits ein ziemlich großes theoretisches Wissen über sämtliche Drogen besaß, wusste ich natürlich auch von den Gefahren, die diverse Opiate mit sich bringen. Lange gezögert und viel nachgedacht habe ich vor meinem ersten Konsum jedoch trotzdem nicht, da sowieso nicht mehr viel in der Flasche war und ich absolut keine Bezugsquellen für Downer hatte. Wieso also nicht? Ich wollte ohnehin schon immer mal einen solchen Rausch erleben. „Nodden“, „Watte“, „Euphorie“. Das waren Schlagwörter, die mich schon immer sehr gereizt hatten.
Der erste Versuch war ein ziemlicher Reinfall. Ich hatte zu niedrig dosiert und kaum etwas gespürt, außer einem richtig heftigen Kater am nächsten Morgen (Schweißausbrüche und starke Übelkeit), der mich auf der Busfahrt zur Schule heftig überrannt hatte. Jetzt wo ich das schreibe fällt mir erst auf wie klassisch meine Anfänge verlaufen sind. Übelkeit und geringe Wirkung – und trotzdem wurde fröhlich weiter gemacht. Beim zweiten Versuch habe ich mir dann den übrigen Rest gegönnt (doppelte Dosis, ~120 mg) und noch 60 mg DXM dazu genommen. Alles oder nichts. Das Ergebnis war ein subtiler, aber sehr angenehmer Flash im Halbschlaf.
Irgendwann fühlte ich plötzlich Schübe von irgendetwas, das ich noch nicht kannte. Eine innere Wärme breitete sich aus und das geborgene Wackeln von Euphorie wurde immer stärker. Die Wirkung kam ziemlich plötzlich und ich wurde ganz schön von ihr überrumpelt, wahrscheinlich, weil ich nicht mehr wirklich mit solchen gewaltigen Schüben gerechnet hatte. Jede einzelne Bewegung war wahnsinnig befreiend. Ich dachte an absolut nichts und befand mich in der totalen Gedankenleere
Am nächsten Tag war ich seit langem mal wieder richtig gut drauf und habe mit einem fetten Grinsen im Gesicht an den Vorabend gedacht. Das war ein echt netter Flash. Aber die Flasche war leer und meine Gedanken an Opiate verflüchtigte sich somit wieder genauso schnell wie sie gekommen waren.
So was Geiles will man einfach noch mal erleben. Ich hab’s befürchtet – ich würde es wieder tun, und das ist der Punkt, an dem man echt aufpassen muss… Bei keiner anderen Substanz hatte ich eine solch „perfekte“ Wirkung, und so einen Drang, dass alles noch mal zu erleben. Ein Glück, dass ich keine Bezugsquellen habe. Flucht und Segen zur selben Zeit, bei Opiaten wohl eher Segen!
Zwei Monate später: Ich habe ganz normal weitergelebt und nicht weiter über das Erlebnis nachgedacht. Ich war zu der Zeit sehr im Stress, da ich mir eine Zivistelle suchen musste und meine Eltern mich sehr damit genervt haben. Dann kamen da noch diverse Abiturklausuren und die Facharbeit dazu und ich war insgesamt doch ziemlich gestresst und genervt. Wieder war ich krank – die Krankheit scheint mich zu den Opiaten zu führen – und holte aus dem Keller das Inhaliergerät für meine Nasennebenhöhlen. Wie der Zufall es so wollte fand ich es natürlich nicht und durchsuchte den halben Keller, bis mein Blick auf eine Schachtel mit einigen Medikamenten viel. Lyrica, Tramadura, Tramadolor. Irgendwo in meinem Hinterkopf klingelte es. Nach kurzer Recherche war mein ganzer Stress wie weggeblasen. Ich realisierte, dass ich eine große Menge Tramadol zur Verfügung hatte, die schon seit Jahren kaum berührt im Keller lag. Ich dachte zurück an den Codein Trip und mir wurde sofort klar, dass ich die neue Entdeckung schon sehr bald mal testen würde. Die Frage ob ich es tun sollte stand für mich gar nicht zur Debatte, lediglich über das wann grübelte ich. Bereits am nächsten Wochenende baute ich mir meine ersten 150 mg Tramadol ein (Lösung/Retard Mischung) und öffnete somit eine Tür, die ich wahrscheinlich nie wieder komplett verschließen kann.
+60: einfach gutes Gefühl, schwer zu beschreiben, mag auch gar nicht groß tippen
+95: alles verschwimmt beim Umherschauen leicht. Man ist viel langsamer von den Gedanken her. Wie eine Loslösung vom Alltagsstress. Sehr gutes Gefühl. Ich will einfach nur umfallen. Alles ist so unglaublich klein und unwichtig um mich herum. Die Wahrnehmung wird auf das Wesentlichste komprimiert.
+120: Einfach gut. Bin total da, aber auch völlig distanziert zugleich. Ich könnt hier stundenlang sitzen und nur Musik hören.
+180: Ich freu mich auf alles. auf morgen, aufs Mathe Abi Aufgabe morgen durchrechnen, auf Montag, darauf meine Freunde zu sehen. Ich muss alles mehr schätzen. nicht jeder hat so ein Glück wie ich. Ich habe ein tolles Leben und kann mir aus Langeweile/zum Abschalten Trama einbauen. Ich fühle mich auch körperlich total fit und gesund.
+225: gerade einen Gedanken gefasst, den ich unbedingt aufschreiben muss: nie wieder, wirklich nie wieder alleine. Bitte, dass muss ich durchziehen. Es ist einfach zu perfekt für mal eben alleine daheim, zu alltagstauglich, zu brillant, zu nebenwirkungsarm. Verdammt gefährliches Zeug. Nie wieder alleine!
Ab diesem extrem angenehmen ersten Turn nahm ich Tramadol ziemlich regelmäßig wöchentlich ein mal am Wochenende. Immer alleine. Ich sah kein Problem darin und hatte auch keine Probleme damit mal eine Woche auszusetzen. Nach ein paar Versuchen konnte ich den Rausch schon sehr gut einschätzen, ich wusste welche Kombinationen mir zusagten (+50-100 mg Tetrazepam +1 Radler) und welche nicht (Kiffen). Ich wusste den Rausch noch besser zu handeln und war jedes Mal aufs Neue fasziniert über die Alltagstauglichkeit, die ich jedoch versucht habe stets nicht auszunutzen. Ich wollte immer den Rausch im Vordergrund haben und mich voll darauf konzentrieren. Nur so konnte ich das volle Potential des Stoffes für mich ausnutzen und einmal in der Woche komplett abschalten. Es sollte nicht zum Alltag werden, obwohl es sich langsam bereits in diesen eingeschlichen hatte. Ich hatte nie eine Toleranz aufgebaut und sah das immer als Zeichen, dass alles in Ordnung ist und ich ein vernünftiges und unbedenkliches Konsummuster habe. Doch wenn ich dann tatsächlich mal ein Wochenende ausgesetzt habe merkte ich, dass irgendetwas fehlte. Ich freute mich nun umso mehr auf das nächste Wochenende.
Und dann kam es ganz selten auch mal vor, dass aus einem Mal ganz scheinheilig zwei Mal wurde. Ich hatte ja schließlich eine Woche ausgesetzt, also durfte ich mich ja auch mit einem etwas verlängertem Rausch Wochenende belohnen. Ich hatte viele Ausreden für mich persönlich parat, aber keine überzeugte mich wirklich. Ich habe zu jedem Trip einen Bericht geschrieben (nach einer Zeit wurden es dann nur noch wenige Zeilen pro Abend – die Wirkung ist zwar verdammt angenehm, aber das Wirkungsspektrum dagegen ist sehr überschaubar) und realisierte somit sehr deutlich meinen Drang zu konsumieren. Ich hatte nach den „zwei Tage drauf“ Aktionen glücklicherweise immer ein sehr schlechtes Gewissen und so blieb es bei ganz wenigen Ausrutschern.
Ende Mai habe ich dann das erste Mal von einem Tag auf den anderen beschlossen erst einmal eine längere Pause zu machen, was aber auch mehr mit den äußeren Umständen zu tun hatte. (Abitur, Urlaub, Rock im Park) Ich war drei Wochen abstinent, dachte nicht viel über Tramadol nach, doch irgendwo in meinem Hinterkopf war die Vorfreude auf das nächste Mal fest verankert. Nach drei Wochen ging es dann wieder los und es war durch die Pause natürlich besser denn je. Am 10.7.2010 fällte ich die Entscheidung Tramadol ein letztes Mal zu nehmen und einen endgültigen Schlussstrich zu ziehen. Ich wollte die schöne Zeit in Gedanken mit nur 75 mg langsam ausklingen lassen. Die Wirkung war leider so subtil, dass ich sehr unzufrieden mit diesem Abschluss war und das letzte Mal somit nach zwei Wochen am 23.7.2010 wiederholte. Der Hammer den mir knapp 300 mg bescherten brannte sich extrem positiv in mein Gedächtnis ein. Höher bin ich übrigens nie gegangen mit der Dosierung. Bereits ab 250 mg wurden mir die Nebenwirkungen (Bei mir vor allem ein sehr schweres Wasserlassen) zu unangenehm, während die positiven Effekte mehr untergingen.
11.9.2010:
Ich habe keine Ahnung wieso, aber nach einem sehr harten Arbeitstag und der Aussicht auf ein langes erholsames Wochenende kam ich in Gedanken wieder Mal auf das gute alte Tramadol zurück. Ich dachte mir nicht viel dabei und brach ein neuen 10er Blister an. Nach einem harten Arbeitstag und so langer Abstinenz hatte ich mir diese Entspannung wirklich verdient. Schlussstrich hin oder her, es schadet mir ja in meinem Konsummuster in keinster Weise. So waren wohl die Gedanken. Klar, im Prinzip schadet es in so einem Muster sicherlich kaum. Aber allein die Tatsache, dass ich nach zwei letzten Malen erneut das Zeug anrührte war schon etwas seltsam. Man kann sich so unglaublich einfach und effektiv selber belügen und merkt es oftmals erst viel später.
Wenige Tage später kam ich durch Zufall in den Besitz einiger Durogesic Pflaster. Spätestens jetzt war ich wieder total drinnen in der ganzen Opi Geschichte und ich merkte nun deutlich, dass ich tiefer in der ganzen Sache steckte, als ich es mir eingestehen wollte. Ich tastete mich ganz langsam an eine wirksame Dosis heran, denn bei Fentanyl kann bekanntlich jede Unachtsamkeit schnell mit dem Tod bestraft werden. Am dritten Abend sublingualen Konsums hatte ich eine wirksame Dosis erreicht und es stellte sich eine Wirkung ein, die in einer ganz anderen Liga spielte als der mir bekannte Tramadol Rausch. Ich würde überschwappt von einer heftigen Welle Euphorie und einer Spedierung die einem die Füße unter dem Boden wegzog. Alles war weich und mollig warm, mein Körper und mein Geist waren nur noch eine Masse homogener Glückseeligkeit und Geborgenheit.
Der absolute Oberhammer. genau das wollte ich. genau das habe ich. Da kann Trama nicht mithalten. das ist Hardcorenodding mit affengeilem Körpergefühl und geistischer Klarheit kombiniert. Ich fühle mich extrem offen und friedlich und einfach komplett zufrieden. zum ersten Mal kann ich sagen, dass ich mich tatsächlich wie in Watte gepackt fühle. Ein wirklich hammermäßiges Gefühl. Es ist einfach wundervoll. Und immer noch funktioniert man, wenn man denn will. Das Gefühl ist nicht von nichts von dieser Welt. Es kommt aus dem Reich der Träume und der Fantasien. Ich fühle mich überhaupt nicht anwesend, eher als wäre ich im Urlaub auf meiner eigenen kleinen Insel, wo meine Gesetze gelten und ich der absolute Herrscher bin. Das Gefühl sich durch die Haare zu fahren ist der blanke Wahnsinn.
Wie man unschwer erkennen kann war ich sehr angetan von der neuen Substanz. Ich hatte nur eine Menge, die für ~ 15 Turns ausreichte, also machte ich mir gar nicht erst die Arbeit ein vernünftiges Konsummuster zu planen und durchzuziehen. Ich konsumierte teilweise zwei drei Tage in Folge, ohne Probleme, dann drei Tage Pause und dann wieder ein paar mal. Insgesamt unregelmäßig, aber deutlich exzessiver als beim Tramadol. Ich achtete nun nicht mehr wirklich auf den Wochenendkonsum und gönnte mir gelegentlich auch unter der Woche nach einem harten Tag ein Stückchen von einem Pflaster. Ich fing an Münzen zu werfen und wenn das Ergebnis nicht stimmte, dann änderte ich eben kurzerhand die Regeln und warf noch ein paar Mal, bis das gewünschte Ergebnis (Konsum) vorlag. 5-10 Minuten unter der Zunge und das kleine Pflasterchen sorgte stets dafür, dass die Welt wieder komplett glatt und rund war, ohne jegliche Ecken und Kanten. Jedenfalls meine Welt. Die Suchtentwicklung war äquivalent zur stärkeren Wirkung ebenfalls deutlich heftiger. Auch hab ich nun schnell eine mittlere Toleranz aufgebaut. Kratom wurde komplett unwirksam und 250 mg Tramadol lieferten mir nur noch einen subtilen, kaum spürbaren Rausch. Scheiße. Nach ca. einem Monat war mein Vorrat an Fentanyl fürs Erste aufgebraucht. Ich war fast froh darüber. Einige Gedanken zu Fentanyl während dieser Konsumperiode:
20.9.2010:
Schon krass wie der Rausch das eigene Denken bestimmt. Ich freue mich so abartig auf das Wochenende und die damit verbundene Entrückung meines Geisteszustands. Ist eigentlich echt cool, aber irgendwo auch ziemlich krass. Naja so lange ich einmal am Wochenende noch was mit meinen Freunden unternehme ist das ja noch in Ordnung. In der Regel ein mal pro Woche Opi Konsum. Alles bestens. Ich frag mich immer noch wieso ich tatsächlich vier Tage am Stück konsumieren konnte ohne ein total schlechtes Gewissen zu kriegen. Man rutscht da echt sehr leicht rein, und wenn man dann 1-2 Bier getrunken hat wirft man sämtliche Vorsätze über Bord und wird mit einer sanften Wattepackung belohnt – verdrehte Welt. Man kann in so eine Abhängigkeit schneller reinrutschen als man es aktiv merkt. Während der Aktion fand ich das wirklich ziemlich „normal“ man musste ja schließlich die Potenz und die Wirkung austesten und so. Jetzt sehe ich das schon etwas differenzierter. Bei Trama habe ich ja auch fast nie mehrere Tage hintereinander konsumiert, es lag immer mindestens eine Woche zwischen den Turns. Das Fentanyl spielt einfach in einer anderen Liga, in der man sich noch leichter bescheißen kann und will. Aber ich glaube ich komme damit zurecht.
…20 Minuten später…
Ich habe wieder sämtliche vernünftige Gedanken über Bord geworfen und mir ein Stückchen unter die Zunge gelegt. Der bittere Geschmack gefällt mir jetzt schon. Das wird wieder toll.
Im Mittelpunkt unserer ganzen Wahrnehmung stehen immer wir selbst. Wir können nie auch nur erahnen wie andere Menschen die Welt um uns herum wahrnehmen. Wir können es vermuten, aber bei so einem komplexen Gebilde wie dem menschlichen Hirn können sowohl subtile als auch signifikante Unterschiede in der Sicht der Dinge bestehen. Gleichzeitig und ohne Widerspruch. Und doch ist es doch genau diese Sache die uns alle verbindet. Sie macht uns zu Menschen. Nur durch unsere vielen Unterschiede können wir unsere Gemeinsamkeiten erkennen und schätzen. Wir sitzen alle im selben Boot. Drogen beeinflussen die Wahrnehmung. Sie erweitern, schränken ein, umhüllen und verdrängen. Ist das gut oder schlecht? Mir fällt darauf keine Antwort ein. Es gestaltet das Leben definitiv intensiver. Gleicht das Leben eines „Normalos“ einem Herzstillstand, so erleben wir durch Drogenerfahrungen viele Höhen und Tiefen. Die Ausschläge auf dem EKG des Lebens können uns stärken und selbstbewusster machen, sie können uns vernichten und zugrunde richten. Auf jedes noch so hohe Hoch folgt ein Tief. jeder Flash geht mal zu Ende. Auch der Flash des Lebens. Doch glücklicherweise bleibt mir hoffentlich noch eine menge Zeit auf dieser schrecklichen und zugleich wundervollen Welt. Erstaunlich klare und schön konstruierte Gedanken für einen Opioid Rausch. Schreiben macht Spaß und befreit von den Sorgen des Alltags. Ist es eine Flucht Geschichten und Erlebnisse niederzuschreiben? In gewisser Weise sicherlich. Aber ich sehe da nichts Negatives drann.
2.10.2010:
Opis. Eine Hassliebe. Ich bin echt froh wenn diese „Phase“ vorbei ist. Und gleichzeitig will ich, dass sie ruhig noch eine ganze Weile weiter geht. Wieso auch nicht? Es ist doch schließlich wunderschön… Weil es einen kontrolliert und bestimmt? Weil es einen fertig machen kann und verdammt gefährlich ist? Weil man perfekt funktioniert!
5.10.2010:
Meine Gedanken sind fokussiert und angekurbelt. Bereits nach ca. 3 Minuten war ich wieder davon überzeugt, das Richtige mit dem Konsum getan zu haben und alle Überlegungen und Sorgen von gerade eben sind wie weggeblasen. Es ist richtig. Es erfordert nüchtern schon eine starke Psyche Nein zu sagen. Nein zu Opis zu sagen fällt da besonders schwer. Sie geben einem alles was einem fehlt. Wie kann man solch ein Angebot ausschlagen? Wenn es nur nicht so perfekt in den Alltag integrierbar wäre. All diese Gedanken sind in meinem Kopf, doch erst nach 15 Minuten Fenta kann ich sie so präzise voller Freude niederschreiben. Ich dokumentiere meinen seelischen Zustand, da der sehr flatterhaft sein kann was den Bezug zu den Downer angeht. Ich hätte heute morgen nie gedacht/geplant heute zu konsumieren und doch ist es passiert. Wie aus dem Nichts, der plötzliche, starke Drang Fenta zu nehmen. Ausgelöst durch ein Gefühl von Wut und Aufregung. Aber im Moment sehe ich das gar nicht mehr so wild. Das sind Downer, sie machen das Hässliche schön und das Schöne überwältigend. Nichts bleibt im Minus, alles wird ins Positive gelenkt. Auf Fentanyl ist verlass. Es funktioniert.
Einmal hatte ich es dann wohl doch ein wenig übertrieben mit der Dosierung und ich wusste danach, wo meine Grenzen bei dieser Substanz liegen. Der Flash war kurzzeitig zu stark, mein Kreislauf war stark belastet und mir wurde übel. Ich nahm das Pflaster sofort aus dem Mund und trank eine Menge Wasser. Nach wenigen Minuten ging es mir wieder besser und ich konnte den restlichen Rausch genießen, hatte jedoch noch etwas Angst mich ins Bett zu legen. Naja schlafen kann ich sowieso auf sämtlichen Opis während noch eine Wirkung vorhanden ist kein Stück. Aber gerade das unbeschwerte Nodden im warmen Bett war immer der krönende Abschluss eines jeden Opi Abends.
Das ursprüngliche Verlangen, der eigentliche Wunsch nach absoluter Glückseeligkeit und Geborgenheit besteht bei jedem Menschen, von Anbeginn seines Lebens an. Die Stoffgruppe der Opiate und Opioide hatte schon immer eine gewisse Ausstrahlung auf mich. Sie schienen für mich einen sehr einfachen, weich geebneten Weg zum Glück darzustellen. Dass diese Straße auch Schlaglöcher besitzt, war mir von Anfang an klar. Und doch wollte ich unbedingt von der verbotenen Frucht kosten. Besonders die Vorstellung, sich so geborgen wie im Bauch der Mutter zu fühlen sprach mich persönlich sehr an.
Es ist Freitagabend und ich muss mir überlegen, wie ich den Abend verbringe. Eines reizt mich überhaupt nicht. Alkoholischer Vollabsturz mit meinen Säuferfreunden. Es gibt viele Varianten, die mich mehr ansprechen. Eine gesellige Kifferrunde zu einem guten Film. Allein daheim hocken und lesen. Ja, auch wenn ich zurzeit absolut kein Bedürfnis nach einem psychedelischen Trip habe, würde ich lieber auf eine solche Reise gehen, als in diese kalte und verlogene Gesellschaft hinaus. Am liebsten würde ich jedoch aus der Realität wegdriften, wegnodden, versinken in absoluter Gedankenleere und Geborgenheit. Doch wie erklärt man das Freunden, die mit Drogen nichts am Hut haben? Bleibt man standhaft ist man automatisch der zurückgezogene Junkie. Wo ja auch ein Körnchen Wahrheit mit drinnen steckt. Ich kann mir gut vorstellen, dass man durch den Opi Konsum vereinsamt, aber wenn das passiert, dann nur, weil das soziale Umfeld den Konsum nicht toleriert und nicht akzeptiert. Woher kommt diese Lustlosigkeit, diese Trägheit? Ist sie schlecht oder ist sie nur die Folge tiefer Erkenntnisse? Ich sehe nun mal die Sinnlosigkeit eines solchen Saufabends bereits im Voraus. Ich fühle mich so, als wäre ich raus aus dem Alter.
Gut, alleine daheim auf Opis rumzusteuern ist natürlich auch nicht wirklich sinnvoll, aber es hat doch immerhin so viel positiven Effekt auf mich, dass ich diese Zeilen jetzt in diesem Moment verfasse und das ist ein schönes Gefühl. Ich reflektiere meinen Konsum und die ganzen sozialen Gegebenheiten, die damit zusammen hängen. Ich bin mir sicher, dass andere Menschen sehr viel weniger über ihr Leben nachdenken und einfach in den Tag hinein leben. So etwas könnte ich nicht, das wäre einfach nicht ich und das war ich auch vor den ganzen Drogen zu keinem Zeitpunkt. Ich war schon immer ein Denker und kein Lenker. Und ich fühle mich wohl in dieser Rolle.
Das Problem ist, dass ich Schwierigkeiten habe, die Grundsätze meiner Lebenseinstellung „normalen“ Menschen zu erklären. Mir geht es nun mal nicht um Geld und Karriere und ebenso wenig darum, in Bauerndiskos besoffen bei möglichst vielen Mädchen zu landen. Bin ich deswegen ein Freak? Ein Opfer von Drogen? Auf dem Weg in die Vereinsamung? Wahrscheinlich schon. Aber ich kann damit leben.
Lange Zeit habe ich mir selbst vorgemacht, das ich absolut keine Probleme mit meinem Gelegenheits-/Wochenendkonsum habe. Das liegt daran, dass die vorhandenen Probleme schwer greifbar waren und nur in meinem Kopf existierten, nicht in meinem alltäglichen Leben. Irgendwann wurde mir jedoch klar, dass ich viel zu oft an den opiat-typischen Rausch denke, in Erinnerung schwelge und voller Freude auf den nächsten Turn in den Tag hinein lebe. Das gedankliche Klammern an das Wochenende und an den damit verbundenen Ausflug in das Reich des Vergessens dominierte nach einer Weile mein tägliches Denken. Zwischen diesem Zustand und dem tatsächlichen Erkennen und Einsehen der Lage liegt eine relativ lange Zeitspanne. Wie bei wirtschaftlichen Vorgängen spielen auch hier verschiedenste Lags (Verzögerungen) eine tragende Rolle: „Recognition Lag, Decision Lag, Action Lag, Efficiency Lag“ Die Lehre aus der Volkswirtschaft ist für mich nahezu eins zu eins auf eine Opiat Sucht übertragbar.
Ich werde nächstes Wochenende das wahrscheinlich letzte Mal Tramadol nehmen. „Wahrscheinlich“. Ach ja, ich liebe diese Einschränkungen. Ich hab schon zwei Mal ein letztes Mal Trama genommen, die letzten Male sind wohl meistens einfach zu gut, um sie nur einmal zu erleben. Doch dieses Mal will ich es durchziehen, nicht zuletzt aus dem niederen Beweggrund der schwindenden Verfügbarkeit. Egal, im Endeffekt zählt nur das Ergebnis und nicht das Motiv, das zu der Entscheidung einen Schlussstrich zu ziehen geführt hat. Irgendwie will ich es mir vor allem selber beweisen. Wieso? Ich weis es nicht. Dummerweise bin ich jetzt auch noch in den Besitz eines 50er Fentanyl Pflasters gekommen, das natürlich vor meinem Schlussstrich auch noch konsumiert werden will. Das wird ein langes, langes Wochenende, vor allem da ich herausgefunden habe, dass die Trama+Fenta Kombination sehr angenehm ist und von beidem sehr viel weniger Stoff für einen intensiven Trip benötigt wird. Ich freue mich tierisch drauf, aber bin trotzdem auch froh wenn es vorbei ist. In meinem Kopf herrscht ein seltsames Hin und Her, ein ständiges Argumentieren mit mir Selbst, ein Zwiespalt ohne vernünftige Lösung. Ich hoffe ich kann das Gleichgewicht beider Seiten auch in Zukunft einigermaßen halten. Ich habe jedenfalls das Gefühl, dass mir dieser Text und euer Feedback dabei durchaus weiter helfen können.
Ich werde langsam nüchtern und bin froh den Bericht fertig geschrieben zu haben. Natürlich ist nahezu nichts von dem hier geschriebenen nüchtern verfasst. Wie gesagt, schreiben macht spaß, schreiben auf Opis ist jedoch überwältigend.
Passt auf euch auf, keine Angst, ich tue das selbe bei mir! Ich bin ja schließlich nicht bescheuert, jedenfalls nicht ganz so bescheuert ;)
Update vom 17.12.2010
Das oben erwähnte Wochenende kam und ging. Am Montag danach habe ich mich in der Mittagspause auf Arbeit intensiv mit meinem Konsummuster beschäftigt und bin zu dem Schluss gekommen vorrübergehend einen endgültigen Schlussstrich zu ziehen. Vorrübergehend endgültig. Herrlich.
Ich bin im Personalspeiseraum und blicke über die Stadt aus dem Fenster. Ich denke an Fentanyl, an Tramadol und an den ganzen Scheiß. Ich sitze am Fenster und sehe den Mülleimer ca. 6 Meter von mir entfernen am anderen Ende des Raumes. Ich überlege, ob ich ein für alle mal aufhören soll. Ich überlege, ob ich meine Reste das Klo hinunterspülen soll. Ich nehme ein Stück Papier in die Hand und zerknülle es zu einer Kugel. Treffe ich den Mülleimer, so höre ich auf. Ich werfe in einem ziemlich hohen Bogen. Die Flugbahn ist ziemlich schwer zu berechnen und es kommt mir so vor, als wäre sie doch ziemlich unrealistisch und seltsam. Die Kugel fliegt und meine Augen verfolgen sie. Treffer. Genau in den Eimer, ohne vorher irgendwo abzuprallen, ein eindeutiger Treffer. Die Chancen so ein Ding aus der Entfernung zu versenken sind sehr gering und ich habe es geschafft. Wahnsinn. Ich muss laut auflachen und bin glücklich. Das war’s also? Ok, aber heute Abend dann ein letztes Mal.
Ironischerweise war das "letzte Mal" an jenem Montag der Beginn meiner heftigsten Konsumperiode überhaupt. Innerhalb der nächsten zwei Wochen konsumierte ich täglich Fentanyl, immer mit der Rechtfertigung, die Reste zu vernichten und anschließend aufzuhören. Warum meine Reste nicht weniger wurden hinterfragte ich nicht. Zwei oder drei mal pausierte ich gezwungenermaßen einen Tag. Das ging ohne Probleme und doch war es irgendwie sehr komisch. Vor allem der Tag danach. Verstopfte Nase und eine seltsame Müdigkeit & Mattheit. Man gewöhnt sich eben an die allabendliche Entspannung. Selbstverständlich war der Konsum nach einer eintägigen Pause meistens eine wahre Offenbarung.
Ich merke, wie das Fentanyl andockt an die schönsten Rezeptoren meines Körpers und mein Zustand ist…unbeschreiblich. Total zugedröhnt und gleichzeitig völlig alltäglich. Vor allem dieses Körpergefühl. Dieses extrem sensible, allen Empfindungen geöffnete Körpergefühl. So all umfassend. Ich höre, sehe, fühle und spüre alles um mich herum. Ich spüre die positiven Vibrations der Musik in meinem gesamten Körper. Überall. Jeder Augenblick ist etwas ganz Besonderes. Und gleichzeitig total vergänglich und unspektakulär. Absolut unfassbar. Unfassbar eintönig und zugleich niemals langweilig. Unglaublich gut.
Es ist nun eine Woche her, seitdem ich die absolut letzten Reste konsumiert habe. Beim letzten Konsum hatte ich das Dreifache meiner gewöhnlichen Dosis als angemessen empfunden. Während meine Gedanken zur Verbildlichung surrealer Situationen und Visualisierungen führten war ich teilweise im absoluten Nichts. Ein positives Nichts versteht sich. Eben waren die Tagträume und intensivsten Körperempfindungen noch total greifbar an der Oberfläche und plötzlich zerfällt alles in eine einzige Geborgenheit und Wärme. Und dann diese absolute Leere... diese Stille... Ich atme tief ein und mit einem Schlag werde ich aus der Leere gerissen.
Meine Atmung war in dieser Nacht teilweise sehr flach. Das habe ich zwar gemerkt, aber sonderlich große Sorgen habe ich mir nicht gemacht. Erst am nächsten Tag wachte ich mit einem "F U C K" aus einem traumlosen Tiefschlaf auf.
Und jetzt? Naja, ich denke mal das wars. Ich bin mir im Moment sogar ziemlich sicher. Die zwei Wochen Dauerkonsum waren Teil einer erschreckenden und im Nachhinein wahnsinng lehrreichen Erfahrung. Ich dachte stets ich hätte alles unter Kontrolle und am Ende wurde ich eines Besseren belehrt. Ich weiß eigentlich gar nicht was ich jetzt noch groß schreiben soll. Der Bericht spricht für sich. Ein Sache ist mir mit der Zeit immer klarer geworden. An alle Leser ohne Opi Erfahrung: Der Rausch ist zu keinem Zeitpunkt die Gefahr, der man sich damit aussetzt, wert. Auf keinen Fall.
Ich mache mir zur Zeit viele Gedanken über meine Zukunft und habe in den letzten Wochen und Monaten vieles gelernt.
Letztendlich bin ich sehr zuversichtlich, dass es an dieser Stelle kein weiteres Update mehr geben wird.
Update vom 5.3.2011
Das Ende des Berichts klingt echt nicht schlecht und das ist ja auch alles schön und gut wie ich das geschrieben habe – aber in der Realität sieht die Sache dann halt doch nicht so rosig und einfach aus wie man es sich selbst oftmals vormacht. Wie ich darauf komme? Naja, nach ca. fünfwöchiger Abstinenz von sämtlichen Opis hat es irgendwo in meinem Kopf klick gemacht, ein Schalter wurde umgelegt und das ganze Spiel ging gegen Ende Januar wieder von vorne los. Und zwar mit 250 mg Tramadol. Die Entscheidung hierfür kam wirklich nahezu vollkommen aus dem Nichts. Ich glaube es war ein Tag wie jeder andere, vielleicht hier ein bisschen Stress und dort ein paar Probleme und schon waren meine Gedanken wieder bei diesem verführerischen Ausweg aus dem Alltag. Und wie immer war Verlass auf diesen Weg. Alles schien auf einmal wieder zu funktionieren.
Den ganzen Februar war ich fast durchgehend jeden Abend auf irgendeiner Opi Kombi. Die ersten zwei Wochen des Monats Fentanyl mit maximal einem Tag Konsumpause, dann nach wenigen Tagen Pause wieder Tramadol. Meine Toleranz hatte sich erstaunlicherweise trotz des Fentanylkonsums auf einem relativ niedrigen Niveau gehalten, so dass das Tramadol richtig dosiert nach der kurzen Konsumpause von drei bis vier Tagen immer noch einigermaßen vernünftig wirkte. Irgendwann kam noch ein bisschen Tilidin dazu. Keine Ahnung. Jedes zweite bis dritte Mal mischte ich in den Opi Turn noch ein bisschen Alkohol und/oder Dope mit rein. Der Trip wurde dadurch zwar stärker, aber irgendwie wirkte es nicht mehr so rein und angenehm wie ein Rausch ohne Mischkonsum. An manchen Abenden war ich nicht mehr eindeutig auf Opis, sondern nur noch irgendwie drauf. Auf irgendeiner seltsamen Kombination.
Es ist jetzt Anfang März und ich habe nur noch wenig Tramadol übrig. Vorgenommen hatte ich mir, das Tramal wirklich nur zu besonderen Anlässen zu konsumieren. Ist ein Abend vor der Glotze ein besonderer Anlass? Auf alle Fälle. Ist ein gemütlicher Abend bei einem Kumpel ein besonderer Anlass? Na klar. Ist das Wochenende und die Möglichkeit am nächsten Tag auszuschlafen ein besonderer Anlass? Aber sicher doch. Soviel zu meinem bisherigen Erfolg der Konsumeinteilung. Glücklicherweise ist mein Vorrat bald wieder mal aufgebraucht. Seltsamerweise bin ich jedes Mal, wenn mein Vorrat sich dem Ende neigt äußerst motiviert mit dem ganzen Zeug ein für alle Mal aufzuhören, einen endgültigen Schlussstrich zu ziehen. Habe ich jedoch wieder was da, macht es Zack und ich verfalle wieder in den alten Trott ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Lange Zeit habe ich diesen Zusammenhang zwischen Verfügbarkeit und Aufhör-Ambitionen überhaupt nicht erkannt. Mein Vorrat war am Ende des letzten Updates fast vollkommen aufgebraucht. Daher auch dieser nahezu poetische Optimismus.
Am Ende weiß ich wieder einmal nicht, was ich jetzt noch groß dazu schreiben soll. Vielleicht dass ich immer gedacht habe, ich hätte alles unter Kontrolle. Dass ich jederzeit aufhören könnte. Dass das nicht der Fall ist wurde mir mit der Zeit immer klarer. Es wird mir immer klarer. Ich werde auf jeden Fall versuchen den einfachen Ausweg in Zukunft zu vermeiden.
Update vom 24.4.2011
Ostersonntag
24.4.2011
3:00 Uhr
On the Nature of Daylight
Es ist richtig schön warm draußen. Die kalte Jahreszeit beginnt zu weichen, die Bäume beginnen zu blühen und die Menschen fangen wieder an zu strahlen. Der sich langsam anbahnende Sommer ist bei mir aber noch lange nicht angekommen. Ich bin noch voll im Winter. Gedanklich. Melancholisch. Viele offen Fragen. Was werde ich mal machen? Was werde ich erreichen? Was will ich erreichen? Wer bin ich und wer werde ich sein? Zur Zeit habe ich echt wenig zu tun. Zu wenig. In den letzten Wochen sehe ich das Leben an mir vorbeirauschen und ich kann selbst nur teilnahmslos zuschauen. Ich bin zu träge, diesen Zustand zu ändern. Will ich überhaupt Veränderung? Ich bin glücklich. Ich habe Perspektive. Ich genieße den Moment. Ich bin auf Tramadol.
Ich fürchte mich vor dem Erwachen morgen früh. Ich werde nämlich nach dem langen Schlaf wieder vor die Wahl gestellt werden, wie ich den Abend verbringen werde. Wahrscheinlich im Rausch. Nur welcher ist die Frage. Ich kann mich an den letzten nüchtern verbrachten Abend nicht mehr erinnern. Ist es zwei Wochen her? Drei? Es spielt keine Rolle, aber die Tatsache erschreckt mich.
Wie komme ich darauf, gerade heute, gerade jetzt ein Update zu schreiben? Keine Ahnung. Eigentlich hatte ich mir fest vorgenommen im nächsten Update schreiben zu können wie lange ich keine Opis/Trama konsumiert habe. Naja, das kann ja noch werden. Ich glaube der Hauptgrund für die Niederschrift dieser Zeilen ist, dass ich bemerke, dass der Rausch immer flacher wird. Mit jedem Konsum von Tramadol verliert der Stoff immer mehr seinen Reiz für mich. Das will ich zwar irgendwie nicht einsehen, aber es ist nun mal so. Und mein Konsummuster wird trotzdem immer seltsamer. Oder vielleicht gerade deswegen. Opis bringen einem nur in dem Moment des Rausches was. Am nächsten Morgen ist alles weg. Wo bei anderen Substanzen häufig eine mächtige Erinnerung im Gedächtnis zurückbleibt, bleibt bei dieser Stoffklasse nur das Verlangen, das Erlebte zu wiederholen.
Kurz zu den Fakten: Nach dem letzten Update war ich ca. eine Woche täglich drauf und habe mir dann am 13.3 meine letzte Dosis gegönnt. Bis zum 22.3 Habe ich tatsächlich nichts angerührt, aber an diesem Tag war ich einfach verdammt fleißig, ich hatte den ganzen Tag hart geschuftet und hatte deshalb das Gefühl, dass eine Belohnung für meine Mühen mehr als gerechtfertigt sei.
30.3.2011:
Ich habe vor einer Woche den Blister angebrochen und jetzt ist er leer. Ich komm damit einfach nicht klar. Ich hatte mir fest vorgenommen den Konsum auf die Wochenenden zu beschränken. Tja, hat wohl nicht geklappt. Ganz und gar nicht. Hab heute auch gar nicht groß Lust drauf, aber ich will es irgendwie beenden. So. Die Bombe ist unten. Ich kann den Geschmack nicht mehr ertragen. Absolut kein Bock da drauf. Wenn ich erst einmal ne eigene Bude habe muss ich mein Konsum sowieso umstellen, wenn ich nicht in ein tägliches Kiff Muster verfallen will, was ich definitiv nicht will. Das mag die ersten Tage, Wochen, ja sogar Monate ganz cool und spannend sein. Alles neu, alles interessant, wie damals als wir alle noch klein waren. Aber wenn die Jahre vergehen steht man irgendwann an einem Punkt, wo man zurückschaut auf all die Jahre, die man im Drogenrausch verbracht hat. Was bleibt? Ich will mir diese Frage nicht stellen müssen.
Wenn dir jemand absolute Glückseligkeit anbietet, oder ein kostenloses Ticket zu einer dir unbekannten Welt schenkt, was ist so schlechtes daran? Es ist einfach eine verdammt gefährliche Welt. Man kann an so vielen Ecken und Kanten hängenbleiben. Hängenbleiben. Was für ein Wort. Für mich hat es mittlerweile eine weitaus tiefere Bedeutung als das drogeninduzierte Auslösen einer Psychose. Was wäre, wenn ich auf einmal mit Allem aufhören würde? Erst einmal wäre da eine riesige Lücke in meinem Leben und selbst wenn ich keine Drogen mehr nehmen würde, wären meine Gedanken diesem Thema noch sehr lange treu. Da bin ich mir absolut sicher. Vielleicht ist das das Ziel meiner Konsumgeschichte das Ankommen. Alles ausprobiert zu haben. Jedes Gefühl dieser Welt erlebt zu haben. Und dann? Keiner weiß, was die Zukunft bringen wird.
Am 6.April habe ich nach einigen Tagen Pause die letzten 100 mg genommen.
17.4.2011:
Wow, bereits elf Tage ohne Trama. Ich habe heute Abend ein ziemlich starkes Verlangen danach, aber ich werde es nicht nehmen. Manchmal sind so Tage da, da schwebt man total in Gedanken an die schöne Zeit, die man mit dieser Substanz hatte. Und dann will man dieses Gefühl noch mal erleben. Nur noch ein Mal.
Einen Tag später habe ich wieder konsumiert und bin seitdem durchgehend drauf. Teilweise auch tagsüber. Man gewöhnt sich zwar an den Zustand, aber es fühlt sich trotz alledem manchmal noch wunderschön an.
21.4.2011:
Wenn ich zwecks Entscheidungsfindung zu einer Münze greife dann versuche ich mir eine Illusion zu erschaffen. Die Illusion davon, dass der Augenblick, der Moment des Erlebens und mein komplettes Leben selbst von dieser Münze abhängt. In so einer Situation gebe ich die Verantwortung über meinen freien Willen, über die freie Gestaltung meines Lebens ab. An eine Münze. Weil ich selbst nicht in der Lage dazu bin, endgültige Entscheidungen zu treffen. Ich habe viel Angst vor Folgen und Konsequenzen. Aber nur, wenn ich selbst Schuld an einer misslichen Lage bin. Die Schuld auf eine Münze abzuschieben fällt da bedeutend leichter als aufrichtig hinter einer Entscheidung zu stehen. Machen diese Zeilen auch nur irgendeinen Sinn?
Und jetzt? Meine Gefühle schwanken sekündlich. Komischerweise immer gegen Abend. Irgendwo in meinem Kopf ist diese Zeit des Tages mit dem Konsum verlinkt. Heute Abend auf die Idee zu kommen die letzten Wochen Revue passieren zu lassen war eine sehr gute Idee. Ich habe wohl in meinem Kopf mal wieder einen Schlussstrich gezogen und bin deshalb etwas melancholisch geworden. Ich freue mich richtig drauf, wenn ich morgen endlich mal wieder runterkomme von diesem andauernden Turn. Im Moment bin ich äußerst zuversichtlich was die Zukunft betrifft. Egal wie sie aussieht.