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Titel:Living the ketamine dream... or is it a nightmare?
Droge:Ketamin
Autor:Florence
Datum:15.08.2011 10:16
Nützlichkeit:6,92 von 10 möglichen   (65 Stimmen abgegeben)

Bericht::

Da es hier noch keine Langzeitberichte über Ketamin gibt und ich die Leute darauf aufmerksam machen will, dass diese Droge auch ein hohes Abhängigkeitspotential hat, möchte ich nun meinen eigenen Langzeitbericht verfassen. Ein halbes Jahr lang begleitete mich Ketamin durch mein Leben und veränderte mein Leben für immer.



Bevor meinem Erstkonsum von Ketamin im Oktober 2010 hatte ich wenige Erfahrungen mit Drogen, doch ich war immer schon sehr interessiert daran. Ich hatte nur Erfahrungen mit Alkohol und wenige Erfahrungen mit Gras und Mephedron.

Ich hatte erst neue Freunde kennengelernt die sehr viele Erfahrungen hatten mit Drogen und ich war sehr neugierig. Eines Abends besorgten sie ein Gramm Ketamin und ich wollte es unbedingt probieren.

Meine erste Erfahrung war ok, aber nicht umwerfend. Ich fühlte mich ein wenig betrunken, was mir nicht gefiel, denn zu der Zeit hatte ich die Nase voll von Alkohol und betrunkenen Nächten, weshalb ich nun illegale Drogen konsumierte. Ich hatte einige "Closed eyes visuals" die mir gefielen, aber das war alles.



Ich konsumierte es noch einige Male und etwa beim dritten Mal bemerkte ich ein Gefühl von Euphorie. Ich war in einer anderen Welt, weit weg von der Realität. Zeit existiert nicht auf Ketamin, man ist komplett irgendwo anders. Gemeinsam mit meinen Freunden war ich auf K im Zimmer von einem Freund, es war ein perfektes Zimmer für Drogen, besonders für Ketamin Trips. Mir gefiel es wie ich der Realität entfliehen und mein Bewusstsein erweitern konnte auf meinen K Trips.

Ein mal hatte ich einen Trip aufdem ich meine ganze Identität verlor, ich wusste nicht mehr wer ich war und wie mein vergangenes Leben ablief. Es existierte nicht. Dieser Trip beeindruckte mich sehr und verstärkte mein Interesse an Ketamin.



Zu dieser Zeit konsumierte ich es nur alle zwei Wochen, aber dann im Dezember 2010 begannen die Weihnachtsferien und die meisten Studenten verbrachten noch eine Woche hier bevor sie nach Hause gingen. Wir alle hatten nichts zu tun, also besorgten wir uns fast jeden Tag ein Gramm Ketamin. Ich hatte keine Angst davor abhängig zu werden, denn ich wusste dass ich nach dieser Woche nach Hause zu meiner Familie gehen würde wo ich keinen Zugang zu Drogen hatte. Ich wollte einfach diese Woche genießen und sie war auch sehr schön und interessant. Ich entdeckte mein Bewusstsein, ich hatte viele neue Erkenntnisse über das Leben und die Welt. Ich genoss die vielen Trips und ging dann nach Hause über die Ferien und bekam die Droge nicht mehr aus meinem Kopf.



Zwei Wochen verbrachte ich zuhause, dann ging es wieder zurück auf die Uni und gleich als ich zurückkam hatte ich einen K Trip mit meinen Freunden. Zu der Zeit konsumierte ich es nur am Wochenende und ich machte mir immer noch keine Sorgen und ich war auch noch nicht abhängig.



Im Februar 2011 gab es einen ziemlich heftigen Streit in meinem Freundeskreis, es war eine sehr negative Stimmung zwischen uns und ich sah meine Freunde nur noch selten. Ich war zwar nicht direkt involviert in dem Streit, doch es machte mich ziemlich fertig, weil mir meine Freunde sehr wichtig waren und ich Streit schon immer verabscheute. Ich hatte nur noch meine beste Freundin und Mitbewohnerin, mit ihr zusammen begann ich mehrmals die Woche Ketamin zu konsumieren. Ich bemerkte, dass K meine Probleme verdrängte, es stoppte die ganzen negativen Gefühle, ich hasste die Realität und ich war froh dass ich eine Möglichkeit hatte ihr zu entfliehen. Ich fand meine eigenen Dealer und hatte Zugang zu Ketamin wann immer ich wollte. Ich war glücklich, meine beste Freundin und ich lebten den Traum und unsere anderen Freunde waren uns egal, wir wollten nichts mit deren Streitigkeiten zu tun haben.



Allerdings wurde mir zu dieser Zeit auch zum ersten mal klar, dass ich eine Abhängigkeit hatte. An jenen Tagen, an denen ich nicht konsumierte, fühlte ich mir deprimiert und antriebslos, und ich war ständig müde und hatte wenig Energie.



Im April 2011 ging ich dann wieder nach Hause für zwei Wochen und abgesehen von einem Mal MDMA konsumierte ich dort keine Drogen. Ich tankte Energie und fühlte mich wieder gesund. Ich nahm mir vor weniger Ketamin zu nehmen, ein mal die Woche war genug. Ich fühlte mich gut und mit meinen Freunden schien auch alles wieder ok zu sein. Sie alle waren nun abhängig nach Ketamin, alles aus dem selben Grund wie ich.



Als ich wieder zurück kam nach den Ferien erfuhr ich, dass einige meiner Freunde nun selbst Dealer waren. Noch nie war es einfacher gewesen für mich an Ketamin zu kommen. Eigentlich wollte ich es nur ein mal die Woche nehmen, doch daraus wurde nichts. Diese Party am 7. Mai änderte alles. Nach der Party ging es auf die Afterparty im Haus meiner Freunde, wir waren die ganze Nacht lang auf K und anderen Drogen.

Ich traf J., die Person die mein Leben veränderte. Wir verstanden uns auf Anhieb und diese Party endete nicht, sie dauerte noch drei Wochen für mich und J.



J. und ich, wir beide liebten Ketamin und es entwickete sich eine "Drogenfreundschaft". Er besaß einen halben Liter Ketamin und er hatte viele Verbindungen und wusste woher mal große Mengen an Ket bekam. Da er zu der Zeit keine Wohnung hatte, ließ ich in bei mir einziehen, und dafür bekam ich Ketamin von ihm. Meine beste Freundin stellte sich irgendwann gegen mich und um darüber hinwegzukommen zog ich einfach eine Line nach der anderen. Die Lines wurden immer größer und ich hatte meistens 1-2 g am Tag.



Nachdem ich eine Woche lang Tag und Nacht auf Ketamin war, wurde mir klar dass ich süchtig war. Ich war ohne die Droge nicht mehr glücklich, ich bekam schreckliche Comedowns. Ich drehte oft durch und dachte die ganze Welt wäre gegen mich, jeder würde mich hassen und Ketamin war das Einzige was mich glücklich machen konnte. Ich hatte zum Glück keine körperlichen Probleme wie einige meiner Freunde, aber meine psychische Abhängigkeit war sehr stark.



Ich stritt mich mit meiner besten Freundin, was mich noch mehr dazu motivierte Ketamin zu nehmen. Ich brauchte immer mehr und es gab kaum Tage an denen ich nicht drauf war. Ich musste mich auf Prüfungen vorbereiten, doch ich fand nicht die Kraft dazu, ich war so dermaßen demotiviert und zur gleichen Zeit so besorgt darüber. Ketamin nahm mir all die Sorgen, ich und J. reisten durch das halbe Land mit seinem Auto, ständig auf K. Ich hatte die schönste Zeit meines Lebens, war auf den geilsten Drogen-Parties und lernte jede Menge Leute kennen. J. wurde mir immer wichtiger, denn alle anderen Leute hatten sich von mir abgewandt. Er sagte immer er wollte mir helfen von den Drogen wegzukommen, doch ich wollte es nicht.



Ich hatte Angst davor nüchtern zu sein, und Angst vor negativen Gefühlen. Auf Ketamin konnte ich ’ich selbst’ sein, ich war offen und liebte das Leben und mich selbst. Ich hasste mich selbst wenn ich nüchtern war und kam generell einfach nicht klar ohne K.



Anfang Juni, nach mehr als drei Wochen, verließ J. die Stadt und seitdem hörte ich nie mehr etwas von ihm. Ich war ziemlich am Ende und ich dachte ich würde nie darüber hinweg kommen. In diesen Tagen war ich komplett nüchtern, denn ich wusste dass Drogen keine Menschen ersetzen konnten. Nach einigen Tagen ging ich dann zu meinem Dealer und besorgte Ketamin, dann ging ich erst mal für einige Tage in eine andere Stadt und traf mich dort mit Freunden, die ich schon lange nicht mehr gesehen hatte. Ich war immer noch abhängig, doch zum ersten Mal seit Wochen hatte ich glückliche Momente ohne K. Dies war ein Lichtblick für mich und es gab mir Hoffnung, dass ich auf dem Weg war meine Sucht zu beenden.



In den kommenden Wochen war ich immer noch fast jeden Tag auf K, doch ich war ziemlich gut drauf und hatte keine Comedowns mehr. Ich verstand mich wieder mit all meinen Freunden und verbrachte wieder mehr Zeit mit ihnen. Ich hatte noch immer keine Motivation mich auf meine Prüfungen vorzubereiten, doch zum Glück lief am Ende alles gut und ich hatte eine positive Einstellung zu meinem zukünftigen Leben.



Am 22. Juni 2011 nahm ich zum letzten Mal K und beendete meine Sucht. Ich verließ die Stadt für immer und von dem Zeitpunkt bis heute habe ich nur noch ein mal Ketamin konsumiert. Mein Enzug war einfacher als ich dachte, aber ich wünsche mir noch sehr oft die Zeit zurück, an denen ich alle Probleme mit Drogen verdrängen konnte. Ich bin zwar clean, aber ich habe noch starkes Verlangen danach, besonders weil mein Leben im Moment nicht besonders gut läuft und ich nicht mehr daran gewohnt bin Probleme normal zu verarbeiten.



Ich habe im Moment keinen Zugang zu Ketamin, doch im September werde ich in eine neue Stadt ziehen wo ich bestimmt Zugang haben werde. Ich möchte zwar vorsichtig damit umgehen, doch ich kann für nichts garantieren. Ich bin nur noch selten richtig glücklich und ich empfinde viele negative Gefühle die vor meiner Sucht nicht da waren. Ich möchte nicht mehr süchtig werden, doch ich denke oft, dass es für mich der einzige Weg zum Glück ist.

Ich liebe diese Droge zu sehr, denn auf Ketamin fühle ich mich lebendig - Ich fühle mich wie ein Mensch.













Vielen Dank für’s Lesen!