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Titel:When i feel just like Jesus’ son
Droge:Opium
Autor:ehemaliges Mitglied
Datum:20.12.2011 20:46
Nützlichkeit:8,36 von 10 möglichen   (33 Stimmen abgegeben)

Bericht::

When i feel just like Jesus’ son



Der folgende Bericht handelt von meiner nun über zwei Jährigen Drogenkarriere. Ich befinde mich zurzeit an einem sehr schwierigen Punkt, ein Punkt an dem schon so mancher hier im Land der Träume stand. Dieser Bericht dient mir als Verarbeitung des Geschehenen und als Warnung für jene die jetzt noch gleich denken, wie ich damals dachte. Ich beginne zuerst mit meiner frühen Jugend, da ich denke, dass da schon so manches in die falsche Richtung lief. Der Text wurde länger als ich dachte, ich danke jenen die bis zum Schluss durchhalten und hoffe dass er wenigstens einigen gefällt.



Ich genoss eine Kindheit wie aus dem Bilderbuche, ich hatte viele Freunde, war ein aufgewecktes und fröhliches Kind. Wir genossen viel Freiheit und haben uns so manchen Scheiss geleistet. Eine solche Kindheit wünsche ich jedem Kind.

Ich stamme aus einer intakten Familie und mir ist diese auch sehr wichtig. Zu meiner Mutter habe ich eine Stake Bindung und verstehe mich mit ihr sehr gut.

Meinen ersten Vollrausch muss ich so gegen die 14 gehabt haben. Mein damals bester Freund und ich tranken jeweils eine ganze Weinflasche, die wir aus dem Keller des Nachbarn geklaut haben. Man, so besoffen wie damals war ich nachher in meinem ganzen Leben nicht mehr, eine unvergessliche Nacht.

Als ich von der Primarschule in die Oberstufe kam, machte ich Bekanntschaft mit dem „See“ ein wunderschöner Ort an einem Grossen See in meiner Gegend. Dort Trafen sich jeweils Freitags- und Samstagabend eine Menge Jugendliche aus der Umgebung und es wurde sehr viel Alkohol getrunken. Diese Zeit war für mich so ungeheuer Spannend und neu, ich machte viele neue Bekanntschaften und fühlte mich an diesem Ort sehr wohl. Der Zustand nach einigen Bier, die Enthemmtheit sagte mir im Gegensatz zu Heute, damals sehr zu. Zu dieser Zeit machte auch die ersten Versuche mit Cannabis und rauchte eine kurze Zeit auch regelmässig. Doch wenn wir Amateurkiffer endlich mal einen halbwegs rauchbaren Joint gebaut haben, endete dies meistens nur in Paranoia und danach plagten depressive Verstimmungen. Daher war das Thema Kiffen für mich schnell abgehackt. Die drei Jahre Oberstufe vergingen wie im Fluge und ich musste mir nun eine Lehrstelle suchen. Nach wenigen Bewerbungsschreiben bekam ich die Zusage bei einer super Firma, ganz in meiner Nähe als Mechaniker. Die Arbeit gefiel mir ganz gut und ich erzielte auch gute Leistungen. Schnell lernte ich neue Freunde kennen und verbrachte nun auch mit Leuten Zeit, die von weiter weg kommen.

So langsam lernte ich die Technoszene kennen und lieben. Ich ging immer öfters nach Zürich auf Technopartys, von der Atmosphäre, den Leuten und der Musik war ich einfach begeistert. Natürlich wurde ich an diesen Orten auch das erste Mal mit richtigen Drogen und Druffies konfrontiert. Doch für mich kam es damals aber nicht in Frage selber etwas einzuwerfen. Trotzdem hatte ich grosses Interesse am Thema Drogen und las sehr viel im Internet darüber nach. Dadurch stiess ich auch auf das Land der Träume.

Nur auf Alkohol zu Feiern wurde mir so langsam zu Langweilig also suchte ich nach legalen alternativen und bestellte mir alle möglichen Dinge aus Smartshops und online Apotheken. Darunter waren Koffeintabletten, Kratom, HerbalXTC und viele weitere Kräuter, die ich nicht mal aussprechen kann. Keines davon hat mich wirklich zufriedengestellt und die meisten Dinge haben nicht mal ne Wirkung gezeigt.

Auf einer Party probierte ich mal von einem Freund etwas Speed, dies fand ich jedoch einfach widerlich und räudig. Upper auf Amphetaminbasis sind einfach nichts für mich.

Ich war nun im dritten Lehrjahr und 19 Jahre alt, als mir an der Streetparade 2009 ein Gedanke durch den Kopf Schoss, der mein zukünftiges Leben nachhaltig Prägen wird. Einige Tage zuvor erzählte mir ein guter Kumpel, dass er nach einer Operation Tramadol verschrieben bekam und er noch welche hätte. Schon viel

habe ich über die sagenumwobenen Opioide gelesen, nur zu gerne würde ich Bekanntschaft mit seinen Pillen machen. Ich entschied mich die nächsten Tage zu ihm zufahren und wollte ihm davon welche abkaufen. Er war mit dem Deal einverstanden und wenige Tage danach hatte ich 8 Stück 50mg Kapseln für 20 Franken abgekauft. Am kommenden Samstag wollte ich diese kleinen gelb-grünen Dinger nun testen.



Dann war es soweit, an einem Jazzfestival in meiner Stadt, einem feucht warmen Samstagabend im späten August 2009 erlangte ich das erste Mal Vollkommenheit, i became god. Nach 150mg durchströmte mich eine unglaubliche Euphorie und Energie, alles war möglich und ich liebte einfach jeden Menschen und die ganze Welt. Bis zum heutigen Tag habe ich nie wider so was wie das erste Mal Tramadol erlebt. Durch dieses Gefühl muss ich eine tolle Ausstrahlung gehabt haben, alle fanden mich cool und ich lernte in dieser Nacht viele Leute kennen. Nach dieser unvergesslichen Nacht war für mich klar, ich brauche mehr Tramadol. Es gab mir genau das, nachdem ich immer suchte, es machte mich vollkommen. Als ich nichts mehr hatte, machte ich mir Gedanken, wie ich eigenes Tramadol auftreiben kann, ich wollte eine sichere Quelle. Ich versuchte mein Glück einfach mal bei meinem Hausarzt und klagte über starke Nackenschmerzen, der gab mir natürlich erstmal nicht Opioide Schmerzmittel. Jedoch betonte ich immer wieder, dass sie nicht helfen und eines Tages gab der mir doch tatsächlich eine verdammte 50ml Flasche Tramadol. Ich konnte mein Glück kaum fassen als er mir die in die Hand drückte und musste mir mein Grinsen verkneifen, ich hätte ihn küssen können. Ab diesem Zeitpunkt begann nun meine Opiatzeit. Anfangs konsumierte ich nur an zwei Samstagen im Monat und dann an vier und nach einer gewissen Zeit praktisch jedes Wochenende Freitag- und Samstagabend. Zwischendurch machte ich auch mal wider zwei Wochen Pause, doch diese Pausen wurden schnell immer seltener. Durch Zufall lernte ich neue Opiate kennen, Codein und Dihydrocodein. Beides fand ich in der Hausapotheke und besonders das DHC tat’s mir an.

Es war an einem verregneten Samstagabend an dem niemand etwas unternehmen wollte, also blieb ich zuhause und trank die gefundene Flasche Paracodin. Der Rausch war im vergleich zum Tramadol viel chilliger, eine stärkere Euphorie und ich hatte eben diese bekannte unglaublich wohlige Wärme in mir.

An diesem Abend Schaute ich Star Wars Episode 6 im TV (ich bin ein grosser Fan) und zum Schluss des Filmes war ich so gerührt und entzückt, dass ich in Tränen ausbrach, von da an war DHC mein Favorit.



Unzählige Turns folgten und alle paar Monate ging ich zum Arzt Nachschub hohlen. Diese zeit war einfach Magisch, wie ein schöner Traum. Ich freute mich immer unglaublich aufs Wochenende. Und so langsam wurde der Turn am Weekend zu einem zentralen und immer wichtigeren Teil meines Lebens.

Später schaffte ich es auch noch von meinem Arzt Tillidin zu bekommen. Das Anfluten war einfach jedes mal unglaublich, jedoch war nach 30 Minuten der Spass praktisch vorbei. Das Tramadol verlor mit der Zeit zusehends seine Magie ich konzentrierte mich immer mehr auf das potentere DHC. Ich versuchte einige male etwas Hochpotentes wie Oxycodon zu abzuschwatzen, jedoch scheiterte ich immer. Im Frühling dieses Jahres wagte ich dann nach langem überlegen einen gewagten Versuch, ich entschloss mir ein Gramm Heroin zu kaufen. Nach einigen Wochen Telefonieren und nachhaken und immer wider betonen, dass ich nicht süchtig bin, trieb mir ein Kumpel etwas von seinem Bruder auf, der schon seit etwa 12 Jahren drauf ist.

Es war wieder mal ein verregneter Samstag und ich schaute den Film Trainspotting, der mich doch etwas unsicher gegenüber meinem Vorhaben machte. Doch dann nach dem Film entschloss ich mich dann doch eine kleine Line zu zeihen. Und nach ein oder zwei weiteren wurde mir dann deutlich bewusst: Alter du bist grad auf Heroin! Dieses Gramm reichte für vier Turns, ich hab es immer gezogen und einmal geraucht. Im Grossen und Ganzen kann ich sagen, dass es ganz nett war, aber sicher nicht besser als mein Liebling das DHC. Es war bis zum heutigen Tage das letzte Heroin das ich konsumierte und hatte danach auch kein Verlangen. Also lasst die Finger davon! Gibt wirklich schöneres.

Der Sommer 2011 stand nun vor der Tür und mit ihm auch meine Abschlussprüfungen. Diese klappten erfreulicher Weise ganz gut und im Juli erlangte ich meinen Abschluss. Im Herbst musste ich dann in den Militärdienst und bis da wollte ich den restlichen Sommer in vollen Zügen geniessen. Mir wurde allmählich klar, dass ich wider mal eine längere Pause brauche, denn trotz des Konsums nur am Wochenende stieg meine Toleranz doch zusehends. Doch da ich im Herbst ins Militär gehen würde, dache ich mir bis dahin darf ich nochmals Vollgas geben denn da habe ich ja eh keine Möglichkeit mehr zu konsumieren.

Und ja ich genoss diesen Sommer, ich gab mir immer mehr Stoff und lernte nach Ferien in Prag das Kokain lieben. Dieses hatte ich jedoch stets im Griff und es blieb immer etwas Besonderes. Bis zum Militärdienst durfte ich noch in meiner Firma arbeiten obwohl ich mittlerweile überhaupt nicht mehr gerne dort arbeitete blieb ich noch, weil ich benötigte das Geld. Denn im Sommer fasste ich den Entschluss im kommenden April für ein halbes Jahr in die USA zu reisen und dort Englisch zulernen. Dieses Unterfangen ist mir immer noch sehr wichtig und mit grosser Mühe besorgte ich mir ein Visum und habe vieles bereits bezahlt (Schule, Flug usw.) Seit 2010 plagten mich immer öfters unter der Woche depressive Episoden, ich weis heute noch nicht ob es einfach die Arbeit ist oder ob es direkt mit dem Konsum zusammenhängt. Ich hoffte im Militär würden diese weggehen.

So, der Sommer verging und Ende Oktober war es dann so weit, ich musste einrücken. Eigentlich ging ich mit einer positiven Einstellung zum Dienst, denn ich freute mich auf einen völlig neuen Lebensabschnitt und auch auf die Chance von den Opis wider einmal etwas Abstand zu gewinnen.

Doch eins weis ich heute mit Sicherheit, wie konnte ich nur so Naiv sein und glauben es wird ne gemütliche und lustige Zeit. Wenige Stunden nach betreten der Kaserne begann mein ganz persönlicher Horror, es war dort einfach nur GRAUSAM!

Ich bin eher der sensible Typ und mit den Umgangsformern, dem Drill und dem Tagesablauf kam ich überhaupt nicht klar. Man wird ständig angeschrien, als Rekrut ist man dort wertloses Kanonenfutter, ich und auch meine Kameraden fühlten sich wie im KZ. Man hat vielleicht fünf bis sechs Stunden Schlaf ist immer im Stress, zwei Minuten Zeit um zu Essen, 20 Sekunden um zu Duschen, in der ersten Woche habe ich bis Donnerstagabend nicht ein einziges mal Gekackt, weil man einfach keine Zeit dazu bekam. Gegen Ende der ersten Woche wurde mir bewusst, dass ich diese Menschenverachtende Scheisse auf keinen Fall durchziehen will und kann. Ich war dann unglaublich glücklich als ich am Samstagmorgen übers Wochenende nach Hause durfte. Ich erzählte meiner Familie und meinen Freunden wie mir ergangen ist und schmiedete Pläne wie ich von dort so schnell wie möglich weg komm. Mir kam die Idee, dass ich es auf dieselbe Weise mache, wie ich damals das Tramadol von meinem Arzt bekam. Als ich am Sonntagabend wider einrücken musste, nahm ich ein Blister Tramadol von zu Hause mit. In der Kaserne ging ich zum Kommandoposten und klagte über enorme Nackenschmerzen und das ich dringend einen Termin in der Krankenstation brauche. Diese Idioten da nahmen mich natürlich überhaupt nicht ernst und wollten mir einen Termin gegen Ende der Woche geben, da Schmiss ich die Pillen auf den Tresen und sagte: Wissen Sie was das ist, das ist verdammtes Morphin, wollen sie einen Soldaten auf Morphin mit einem Sturmgewehr bewaffnen?!? Da checkte der Halbschuh endlich dass es mir ernst ist und ich bekam einen Termin gleich am nächsten Tag.

Auf der Krankenstation teilte ich meine Probleme mit und klagte wider über Schmerzen und auch das ich es psychisch nicht aushalte.

Zum Glück musste ich nicht wider zur Truppe zurück und durfte auf der Krankenstation bleiben. In den nächsten Tagen wurde ich zu verschiedenen Spezialisten geschickt und musste mich im Spital noch Röntgen lassen. Logischerweise sah man auf den Röntgenbildern nichts Auffälliges. Der Arzt dort war im Gegensatz zu den anderen Männern in Grün wirklich ein sehr Netter und aufrichtiger Mensch, er Glaubte mir und ich wurde nach zwei Wochen Dienstzeit am Freitag entlassen. Endlich war ich wider in der Freiheit, voller Tatendrang und voller Pläne für mein neues Leben. Ich suchte einen neuen Job, lernte für die Autoprüfung, die ich aus Faulheit nie machte und kaufte ein Fitness Abo und ging und gehe immer dreimal in der Woche trainieren.

Einen guten Job zu finden ist schwierig und die Arbeitslage war nicht gerade füllig, also rufte ich bei meiner alten Firma an, ob sie mich nochmals bis zum April aufnehmen würden. Nach fünf Minuten hatte ich das OK.

Ich ging also wider in meine alte Firma arbeiten, in die Firma in der ich eigentlich immer mehr depressiv wurde. Alles war nun wider beim Alten, selber Job, selber Tagesablauf und immer noch der Opiatkonsum. Ich arbeite nun schon wider vier Wochen im Geschäft und vor zwei Wochen wurde mir wirklich klar, dass ich mit dem Konsum zumindest eine lange Pause machen muss. Der Rausch ist schon lange nicht mehr dass, was er mal war, die Magie ist weg, immer grössere Toleranz und immer üblere Depressionen unter der Woche. Letzten Sonntag war es dann so weit, die letzte Dosis Tramadol war gefressen und ich habe keine Möglichkeit mehr zu holen. Nun hätte ich nur noch 600mg DHC für den Silvester übrig und dann ist absolut Schluss.

Gestern am Montag fiel ich in eine tiefe Depression, auch heute war es nur noch schlimmer, am Nachmittag meldete ich mich krank. Und dann wurde mir klar warum es mir so scheisse geht. Die letzten Jahre haben mich stark geprägt die Drogen wurden zu einem zentralen Teil meines Lebens. Sie scheinen mir doch wichtiger zu sein als ich es dachte, wichtiger als mir lieb ist. Eigentlich würde ich gerne alles meiner Mutter erzählen aber das kann ich nicht, ich traue mich nicht, ich habe Angst. Heute um genau 14.30 habe ich den absoluten Schlussstrich gezogen ich habe nun alles DHC, dass eigentlich für den Silvester vorgesehen war gefressen. Ins neue Jahr will ich clean starten, ich kann jetzt nicht sagen, jetzt ist Schluss aber dann am Silvester doch wider was drücken. Ab heute ist nun Schluss. Ich bin dem Paracodin trotzdem dankbar, es hat mich aus einem tiefen Loch gezogen und ich bin wider mal high. Doch dank diesem High habe ich überhaupt die Kraft und die Motivation diesen Bericht zu verfassen. Irgendwann werde ich wider auf dem Boden der Realität landen und ich hoffe die Depressionen schlagen nicht so hart zu, denn nun ist nichts mehr im Schrank, dass mich aus dem tiefsten Loch auf die Höchste Wolke trägt.

Bestimmte Songs und Gerüche aber auch Orte und Personen erinnern mich immer wider an einzelne Erlebnisse die ich während meinen Turns hatte, dies schmerzt dann ungemein und ich erinnere mich zurück an jene Zeit: „When i feel just like Jesus’ son“