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Titel:Drogeninduzierte Psychose
Droge:Cannabis
Autor:Denplae
Datum:18.03.2012 16:30
Nützlichkeit:9,27 von 10 möglichen   (98 Stimmen abgegeben)

Bericht::

08.03.2012

Paranoide psychotische Phase 2011



"WAS? Das traust du mir zu?", waren die letzten Worte, die ich an T. richtete und legte zitternd auf, rannte mit dem Handy in der Hand zu M. und sagte, dass ich dringend meine Anwältin sprechen müsse. Gesagt - getan. Sein Vater fuhr uns in die ländliche Gegend und ich betrat mit den Worten "diesmal geht es nicht um Kleinigkeiten" die Wohnküche.



1 Monat zuvor,09. September 2011, Institutsambulanz Hellersen:

"Herr ***, wir bieten ausschließlich Kaltentzüge an, können sie aber gerne nach Hagen-Elsay weiterleiten zum Methadonunterstützten Entzug. Die Benzodiazepine können wir reduzieren und langsam ausschleichen."

Ich überlegte kurz und entschied mich für den stationären Kaltentzug auf der Station 6.3, einer angenehmen und komfortablen Station mit hauptsächlich ruhigen Patienten. Drei Tage schlich ich zitternd mit einem Wolldeckenumhang über die Flure, schlief schlecht bis garnicht und bat desöfteren um eine zusätzlich Medikation in Form von Doxepin oder Oxazepam. Das schlimmste am ganzen Entzug war die Angst kurz bevor es losging. Der Rest war Peanuts.Die Vorstellung von einem unterernährten, zitternden, sich selbst bekotzenden Junkie mit Pupillen wie der Mond und der Bereitschaft, einem lebendigen Menschen die Bauchdecke aufzuschlitzen wenn man ihm sagen würde, dass der Mageninhalt aus zwei Morphinampullen bestünde, verschwand so langsam aus meinem Bewusstsein.

Ich war clean und verbrachte noch 3 Wochen auf der 6.3 inklusive Frühsport, Kunst und Suchtgruppen.Ich war psychisch stabil und fertigte einen Kupferstich für meine Anwältin in der Ergo-Therapie an, nahm aktiv an den Angeboten teil und lernte nette Menschen mit ähnlichen Problemen kennen. Die Probleme die nach der Entlassung und mit dem Beginn meines paranoiden Schubes noch auf mich zukommen sollten waren viel immenser und verstörender als jeder halluzinogene Trip den ich jemals erleben durfte. Ich hatte keine Ahnung welcher Horror mich noch erwarten würde. Ich nahm nach den 3 Wochen spontan reißaus, ging in meine Wohnung und trank etwas Schnaps, nahm dazu eine ordentliche Dosis Dihdydrocodein und packte das restliche DHC zusammen mit einem halben Gramm Amphetamin in meinen Rucksack und ging zu M., meinem besten Freund. Außerdem nahm ich eine mir unbekannte Substanz nasal zu mir in der Annahme es handle sich um Oxycodon, zerstampft und zerrieben, aber ich hab mir Mist andrehen lassen. Wahrscheinlich irgendein Neuroleptika.



Zurück zum Anfang:

Zitternd stand ich vor M. und wurde zunehmend paranoider. Dieser verdammte Anruf. Dieser schreckliche Vorwurf. Diese Tat, die ich nicht begangen habe. Ich erlitt einen Nervenzusammenbruch. Abstruse Assoziationen wurden zu Tatsachen. Vergiftungsängste taten sich auf. Wir hatten vorher alle Drogen in meiner Wohnung auf meinen Wunsch die Toilette heruntergespült. Beweise vernichten.



Nun war ich bei meiner Anwältin, nur brachte kein Wort heraus ausser "die gutartige Psychose ist jetzt eine bösartige" und begann zu weinen. Ich erinnerte mich an ein Messer auf dem Tisch meines Dealers und war mir plötzlich sicher, dass es nur wegen mir dort gelegen haben kann. Die wollen mich umbringen! Ich lief wie ein aufgeschrecktes Reh in das Erdgeschoss zu meiner Oma, die mir einen Wollpulli anbot. Ich rannte vor ihr weg in den Garten und sah eine Leiter die an einen Baum gelehnt war. Wer hatte die Leiter dort hingestellt? Was will mir die Person damit sagen? Rette dich auf einen Baum? Ich halluzinierte eine Ziege, die normalerweise im Stall sein musste.Nur kurz und aus dem Augenwinkel, aber deutlich erkennbar. Bei genauem hinsehen verschwand sie. Ich verbrachte einige Tage dort und nahm mir immer wieder vor meiner Anwältin begreiflich zu machen wie ruiniert ich bin, aber mehr als "keine Angst, ihr seid hier oben ich Sicherheit" brachte ich kaum heraus.



Ich kriege den genauen zeitlichen Ablauf nicht mehr rekonstruiert. Auf jeden Fall ging ich mit M. und meiner Oma spazieren, die Sonne schien und sie unterhielten sich über alltägliche Dinge. Egal was sie sagten - ich bezog alles auf mich. Irgendwann sagte ich "OKAY, ihr habt es geschafft, ich hab Todesangst!"



Am Frühstückstisch:

Aus dem Fenster schauend sah ich einen kleinen Bus mit der Aufschrift "Packetdienst" Ich dachte nun ist es soweit - jeder hat sein Packet zu tragen und jetzt kommt meins. Der Bote klingelte. Ich dachte es sei einer meiner Dealer mit Perrücke. Er sah ihm erschreckend ähnlich. Niemand öffnete. "Wenigstens die halten zu mir", dachte ich.

Da ich dort lebte wie ein feiger Parasit und dringend etwas passieren musste, holte mich mein Vater nach ein paar Tagen dort ab. Ich lag zusammengekauert auf der Couch meiner Oma im Wintergarten, unfähig mich zu artikulieren. Später bei ihm wollte ich nur noch schlafen, hatte dies die letzten Tage kaum geschafft und am nächsten Tag berichtete ich ihm bestürzt, dass ich Menschen suche die mich töten. Er muss damit sehr überfordert gewesen sein. Es gab Frühstück. Ich nahm einen Tee. Ich dachte, der Tee sei vergiftet. Ich zögerte kurz und nahm dann einen Schluck. Ich trank ihn aus weil ich eh schon ruiniert war. Es machte mir nichts mehr aus zu sterben. Als mein Vater und meine Stiefmutter fragten was nun passiert, wie es weitergehen soll, nahm ich wortlos das Telefon, wählte die Nummer 110 und legte es auf den Tisch. Ich wurde darauf hingewiesen, dass dies der falsche Ansprechpartner sei. Jemand wählte 112. Aufnahme in die geschlossene Psychatrie.



Ich hatte einen Koffer für alles mögliche und einen Koffer für die Klinik. Wahllos nahm ich den Koffer für alles und stieg ins Auto ohne auch nur im geringsten an den Kofferinhalt zu denken. Von der Aufnahmeprozedur weiss ich nichts mehr. Ich weiss nur noch, wie eine Schwester die Tür hinter mir zuschloss und ich schrie "ich habe niemanden umgebracht oder vergewaltigt! Ich WURDE fast vergewaltigt!"



Meine Sachen wurden durchsucht, mir wurde eine Urinprobe abgenommen und ich wurde stark sediert. Ich kam in den Time-Out-Raum, ein Beobachtungszimmer direkt neben dem Dienstzimmer, getrennt durch eine große, bruchsichere Glasscheibe. Das nächste, an das ich mich erinnere, war ein drückender Schmerz im Hoden während einer Halbschlafphase und ich erwachte mit diesem Schmerz, der im gleichen Moment verschwand in dem ich die Augen öffnete. Um mich herum standen ca. 5 Personen in Zivil, die Arme verschränkt, Blicke die ich als bedrohlich interpretierte, an meinem Arm eine Einstichsstelle. Ich war mir sehr sicher, dass mir soeben eine schmerzerzeugende Substanz injiziert wurde und verließ fluchtartig das Bett und den Raum. Von da an lebte ich auf dem Flur und schlief im Wohnzimmer mit der Tischdecke umhüllt und dachte, dass alle anderen "Patienten" nur wegen mir dort sind um mich zu schädigen oder mich zu beobachten.



Die erste Nacht wach:

Ich erblickte ein leeres Zimmer. War das für mich? Auf dem Schrank lag eine Reisetasche. Ich sprang hoch und schnappte sie mir. Sie war leer. Ich ging auf die Herrentoilette, setzte mich mit angezogener Hose auf den heruntergeklappten Toilettensitz, dachte an die Szene aus dem Film "Ein Fisch namens Wanda" und musste lachen. Dort war ein "drücken sie, wenn sie Hilfe benötigen" - Knopf an der Wand. Benötigte ich Hilfe? Eigentlich schon. Ich drückte ihn in der Hoffnung, endlich aus dieser Folterhölle heraus zu kommen und hörte mehrere Stimmen, ein langgezogenes "Ooohh". Mir war zu dem Zeitpunkt nicht bewusst, dass es sich um eine Halluzination handelte.



Ich bekam Solian, Haloperidol, Truxal, Atosil und Tavor. Nichts half. Das hochpotente Neuroleptika Haldol wurde nach einer Woche wieder abgesetzt, weil selbst das nichts brachte. Ich halluzinierte weiterhin, hörte Stimmen und nahm jeden Pfleger als Polizisten oder Folterknecht wahr. Ich dachte, dass das Wetter manipuliert wird um mir subtile Botschaften zu senden. Ich war Schuld am Regen. Der Arzt hieß Dr. ** und ich glaubte ihm seinen Namen nicht. Alles Tarnung. Die wollen mich fertig machen. In den Visiten erklärte ich jedes mal nur, dass ich unschuldig bin, dass Dealer hinter mir her sind, dass ich meine Familie schützen muss und so weiter. Wenn Polizei oder Ordnungsamt anwesend war, war das natürlich nur wegen mir. Ich hoffte, dass sie mich erschießen. Ich rannte ins Dienstzimmer und schrie "kann mich mal BITTE jemand töten?" und traute das auch einigen vom Personal durchaus zu. Ich war ein psychisches Wrack und ohne diese schützenden Wände schon längst von der nächsten Brücke gesprungen. In meinem Koffer war ein Haufen schmutziger Wäsche, Neurociltabletten, Fettsalbe, Ascorbinsäure, ein tragbarer DVD-Player samt Urlaubs-DVD von Holland und gesammelte Dokumente der letzten paar Jahre. Das reichte wohl für einen mehr als schrägen Eindruck. Ich dachte, sie haben durch den Koffer mein Leben recherchiert und wissen alles über mich.

Ich wurde nach einigen Tagen auf ein anderes Zimmer verlegt. Mein Mitpatient, ein junger Türke, war natürlich nicht im geringsten erkrankt sondern wahrscheinlich mit meinem Vermieter verwandt und nur hier um mich auszuspionieren. Mir wurden eines Tages Elektroklemmen angelegt und ich war der Überzeugung, dass dies kein EKG sei sondern eine neue Foltermethode in Form von Elektroschocks bei vollem Bewusstsein. Als die Schocks ausblieben, dachte ich die wollen meine Sterbebereitschaft testen.



o Ich wurde erneut verlegt und kam zu einem älteren Herren aufs Zimmer, der im Schlaf destruktive und resignierende Dinge sagte. Ich dachte, er redet mit mir. Ich dachte irgendwann, er liess ein Tonbandgerät laufen. Ich traute mich nicht es zu suchen. Außerdem erlag ich schnell der Überzeugung, er trüge eine Gummimaske und sei in Wirklichkeit ein Jugendlicher aus der Drogenszene. Von da an konnte jeder jeder sein. Ich traute niemandem.



Ich aß fast nichts. Ich betrachtete mich im Spiegel: Mir sahen müde Augen entgegen, eingefallene Wangen, ein knochiges Gesicht ohne jegliche Mimik. Durch exessiven Konsum von Kokain und Heroin hatte ich eh schon rapide abgenommen. Ich konnte auch kaum was essen, es blieb mir im Halse stecken. Das normalisierte sich aber nach ein paar Wochen wieder.



Meinen ersten Spaziergang hatte ich mit Pfleger C., einem tattoowierten Pfleger mit Tunnel-Piercing im Ohr. Auch wenn ich ihn für meine angebliche Folter mitverantwortlich machte, war er mir irgendwie symphatisch. Ich fragte ihn, was er in seiner Freizeit sonst so machen würde ausser Junkies zu verprügeln um ein wenig Kommunikation zu betreiben. Heute finde ich das durchaus amüsant. Die Blicke der Menschen durchbohrten mich. Ich schnappte Wortfetzen auf und bezog sie auf mich. Zeitungsartikel enthielten subtile Botschaften - nur für mich.



Mein erster Ausgang mit Familie ins Elternhaus war der pure Horror. Ich hielt sie für maskierte Mitglieder der Kriminalpolizei. Alles war wie ein Verhör. Mein Stiefbruder erzählte, dass das Motherboard seines PCs kaputt sei und seine Grafikkarte spinnt. Ich dachte, er beleidigt meine an einem Schlaganfall erkrankte Mutter und deutet darauf hin, dass bei mir die Optik nicht mehr stimmen würde. Ich achtete auf jede Falte in der Gesichtern und suchte Ansätze der Masken. Ich bat meinen Vater oft, seine Zähne zu zeigen und vergleichte bei jedem Treffen das Gebiss. Leider kam ich auf unterschiedliche Ergebnisse und dachte, da steckt jedes mal ein anderer Beamter hinter der Maske.



Der Übergang von der Paranoia in den vorherigen, normalen Zustand kam nicht plötzlich sondern Schritt für Schritt, ich realisierte nach und nach meinen Wahn und erfuhr viele Rückschläge und Verhaltensrückfälle. Selbst auf der offenen Station nach 4-5 Wochen Geschlossene fühlte ich mich noch überwacht und im Zimmer gefilmt (Kabelanschlüsse hielt ich für Kameras). Das alles verdeutlicht mir, dass Drogen wie Cannabis oder psilocybinhaltige Pilze alles andere als harmlos sein können. Bei mir zumindest lösten sie einen paranoiden, drogeninduzierten psychotischen Schub sondergleichens aus und ich muss damit rechnen, dass wenn ich erneut Drogen nehme wieder diese Hölle durchleben muss.

Offene Station 6.5

Benzodiazepinentzug:

Ich erhielt aufgrund meiner Ängste Tavor, Lorazepam, und zwar recht hoch dosiert. Als ich einmal zu oft danach fragte wurde es abgesetzt, weil ich Suchtverhalten an den Tag legte. Ich bin im übertragenden Sinne Amok gelaufen - massive innere Unruhe, schwitzen, zittern, Schlafstörungen. Ablenkung durch Sport war zwecklos. Das ging ca. eine Woche so extrem weiter und flachte dann langsam ab.



Der Anruf

Mein Dealer rief mich an. Ich hatte alle Nummern im Wahn gelöscht und sag nur Zahlen auf dem Display. Ich ging nicht ran. Die Neugierde siegte und ich rief zurück:

"Hallo, ich wurde von der Nummer aus angerufen.."

"Olli? Weisst du eigentlich wer ich bin? Hier ist ** aus der **-Strasse, ich hab was Gutes für dich."

"Das habe ich hinter mir gelassen", antwortete ich.

"Nee, geht in eine ganz andere Richtung. Also, du weisst Bescheid".

"Okay, ciau"



Eine ganz andere Richtung.. also kein Kokain. Eine Prostituierte? Nein, er hat zwar mit sowas zu tun, aber es wäre abwegig gerade mir das anzubieten. Eine Drohung. Er will mich zu sich locken. Er will mich umbringen. Ich wusste es!

Panisch verließ ich mein Zimmer und wurde zur Einzelvisite bei der Stationsäztin aufgerufen. Ich saß mit ihr im Besprechungsraum und stammelte vor mich hin "er hat ein Messer, warum wohl? Der bringt mich um!"... und so weiter, sicherlich 20 Minuten lang. Ein Patient klopfe irgendwann an der Tür. Er muss mitgehört haben. Ich verließ den Raum und sah den zuvor klopfenden Patienten mit sich selbst redend auf einem Stuhl vor meiner offenen Zimmertür sitzen. Er hielt sich die Hand vor den Mund beim reden. Ich verstand "Anruf gekriegt" und den Namen meines Dealers. Ein Komplize. Ich muss hier raus!



Von Todesangst getrieben nahm ich mein Handy und ging so unauffällig wie es ging in den Keller. Ich rief M. und meinen Vater an, sagte ich sei in Lebensgefahr, sagte ich muss hier raus. Ich konsultierte den Chef der gesamten Klinik und veranstaltete ein Meeting zusammen mit meinem Vater in dem ich meine Situation schilderte. Der Chefarzt versuchte mich zu beruhigen. Ich sei wahnhaft. Niemand glaubte mir. Ich sagte, dass ich sofort in eine andere Klinik muss, meinetwegen weit weg von hier. Ich zahle auch das Hotel bei Nichtaufnahme. Mein Vater war ausser sich:

"Olli, wenn du nicht in den Knast willst musst du jetzt klarkommen und hierbleiben!"



Es war zwecklos. Ich war allein. Ich fuhr zu M. und übernachtete dort. Die Kinder auf dem Hof riefen irgendwas. Ich dachte sie meinen mich. Ich war quasi umzingelt. Ich nahm 100 mg Seroquel und ging schlafen.



Am nächsten Tag ging ich mit meiner Stiefmutter und meinem Vater zu meiner gesetzlichen Betreuung. Ende vom Lied war eine Wiederaufnahme auf der gleichen Station. Ich lehnte dort Promethazin, also Atosil, ab dem Zeitpunkt an ab um wachsam zu bleiben. Der Feind war im Haus. In meinem Zimmer wurde ein Goldzahn gefunden. Ich interpretierte ihn als letzte Warnung. Die schlagen mir die Zähne aus. Wahrscheinlich war er von einem Patienten der zuvor in dem Zimmer war, aber darauf kam ich in meinem Wahn natürlich nicht.



Vergiftet:

Ich kontrollierte ständig den Zustand meiner Wasserflasche. War meines Ermessens nach mehr oder weniger als beim letzten Check drin, kippte ich sie weg.Eines morgends trank ich etwas und ging Tischtennis spielen. Aufeinmal zog der Ball beim Aufprall ein hallen nach sich. Das lag am offenen großen Bad neben der Platte, aber ich hielt es für eine Vergiftungserscheinung. Sauerstoffmangel. Es war also soweit. Ich werde sterben. Panisch brach ich das Spiel ab und rannte zum Dienstzimmer.

"Magen auspumpen, ich wurde vergiftet!", schrie ich.

"Herr ***, lenken sie sich ab, sie kriegen keine Benzos".

"Ich will nur, dass sie mir glauben. Ich höre Echos. Ich wurde vergiftet!"

Sie schlug mir die Tür vor der Nase zu. Ich machte eine flehende Geste am Sichtfenster, so als würde ich beten, sie musste die Tür wieder öffnen. Die Schwester beruhigte mich. Es war alles nur in meinem Kopf. Ich kam wieder zu mir und spielte weiter Tischtennis.



Ich fing an mich zu sortieren und die Symptomatik des Schubs stichpunktartig zu notieren. Ich besuchte die Geschlossene und nahm Kontakt zum Personal auf, reflektierte gemeinsam, löste nach und nach mein Wahnkonstrukt dadurch auf. Ganz zu Anfang der Behandlung lehnte ich Medikamente ab. Ich saß mit Pfleger D. im Wohnzimmer und er hielt mir eine Tavor hin. Ich machte eine ablehnende Geste. "Vergiften kann ich mich alleine", dachte ich.

"Herr ***, gibt es irgendwas in diesem Raum, das sie irritiert?"

Ich sah einen kleinen Wasserfall aus dem TV-Schrank laufen und schüttelte den Kopf. Ich fragte viele Wochen später, ob ein Becher im Schrank umgekippt sei. Nein, es war eine Halluzination. Ich dachte damals an ein weinendes Kind,das sich im Schrank versteckt.



Heute, im März 2012, befinde ich mich nach wie vor in der Psychatrie und warte auf die Aufnahme in eine Langzeittherapie, für die ich die Kostenzusage bereits habe.