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Titel:Gras - Cannabispsychose - Schwerbehinderung
Droge:Cannabis
Autor:Preussenhead
Datum:17.05.2012 22:26
Nützlichkeit:7,93 von 10 möglichen   (56 Stimmen abgegeben)

Bericht::

Guten Abend die Herrschaften,



Ich berichte in diesem TB über meinen Absturz durch Cannabis. Ich möchte jedoch darauf hinweisen, dass ich Drogen im Allgemeinen nicht verteufel. Zurzeit konsumiere ich Alkohol und gelegentlich geringe Mengen an GBL.





Meine Drogenpsychose ist am 15.06.2005 ausgebrochen. Bis dahin war ich ein eher nicht normaler Azubi in einem Mittelständischen Unternehmen. Zu dieser Zeit brachte ich 120kg bei 1,76m auf die Waage. Sport war für mich ein Fremdwort und ich hab aufgrund des exzessiven Konsums (2 Gramm aufwärts) alles drum herum im Leben schleifen lassen. Führerschein ? Frauen ? Styling ? Klamotten ? Alles Fremdwörter.



Im Voraus habe ich schon diverse Warnsignale wahrnehmen können. Diese äußerten sich in Motivationslosigkeit, eine Mir-Ist-Alles-Egal Phase, wahrscheinlich psychisch Bedingte Atemnot beim Bong rauchen. Jedoch blieben schlechte Laune, Frust und Depression aus. Warum verstehe ich bis heute nicht.

Bis zum 15.06.2005 wurden diese sehr schleichend stärker, fast unauffällig. Nur die Atemnot für 1-2 Minuten war besorgniserregend. Es war wahrscheinlich Hyperventilieren.



Zum speziellen Tag. Es war der 15.06.2005. Ich war mit einer Arbeitskollegin sowie einem Ausbilder in einem Ort hinter Hannover auf Montage. Es war ein drückend heißer Tag. Die Arbeit welche wir verrichteten war zwar körperlich nicht sehr Anstrengend, jedoch hat es ausgereicht um wahrscheinlich einen Stress bedingten Schwindel zu erzeugen. Dies paarte sich mit einem Tunnelblick und einer leichten Nervosität. Während der ausgedehnten Mittagspause waren wir bei mindestens 30°C auf einer Boots Tour bei einem nahe gelegenen großen See. Hier war anscheinend auch ein beliebtes Urlaubsziel was zu einer regen Menschenansammlung so weit das Auge reicht geführt hat.



Nach der Mittagspause waren wir zurück in einem Obi Baumarkt um unsere Aufgaben zu erfüllen. Zu diesem Zeitpunkt war ich durch die Emotionen am See und der starken Hitze schon stark angegriffen. Während ich diverse Paletten mit unseren Waren durch den Markt schob, merke ich bereits einen noch stärkeren Tunnelblick, als würde ich durch ein Fernrohr schauen. Zudem kamen Kaltschweiß und ein leichtes Zittern hinzu. Wie es auch kommen musste, so geschah es. Ich bekam keine Luft mehr, die Brust schnürte sich zu. Keine Möglichkeit mehr einen klaren Gedanken zu fassen. Hyperventiliert. Zusammengesackt. Im Verdacht auf einen Herzanfall waren die Notärzte schnell vor Ort. Ich konnte ihnen weder mein Geburtsdatum nennen, welche zur Info dieser Tag war, noch meinen Namen. Im Krankenhaus ohne Sedativum entlassen, nachdem Kardiologische Test ohne Befund gemacht wurden ( Ja wie sollte es auch anders sein ).



Nach diesem Ereignis habe ich noch einige Male gekifft, jedes Mal mit dem Ergebnis einer heftigen Panikattacke. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nix mit den daraus resultierenden Ergebnisse anzufangen. Gesteigerter Puls ? Herzrasen ? Tunnelblick ? Sternchen sehen (hab oft Hyperventiliert bis kurz vor der Bewusstlosigkeit). Der wahre lange Quälende Lebens-Horror fing jedoch erst damit an.



Durch meine totale Unwissenheit über psychische Erkrankungen ging es mit der Problematik erst einmal zum Kardiologen. Langzeit-EKG, Belastungs-EKG und Langzeit Blutdruck messen ohne Befund. Das kann nicht sein? Zum nächsten Kardiologen. Das gleiche Ergebnis. Die ganze Odyssee endete noch bei weiteren 5 Allgemeinmedizinern, 2 Augenärzten, 1 Zahnarzt. Somit hatte ich das erste Problem schon gewonnen. Ich bin innerhalb von wenigen Wochen zu einem Hypochondriker geworden. Ich habe ohne Vorwarnung ständig Panikattacken bekommen, wobei mir die Entstehung dieser bis heute ein Rätsel ist.



Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits nicht mehr arbeitsfähig, Ich musste oft meine Jacke oder andere halb Luftdurchlässigen Gegenstände vor meinen Mund halten, um nicht das Bewusstsein zu verlieren. Dies ist mir im Voraus mehrfach passiert. Und wenn ein Panikpatient erst mal die Gedankenverbindung gezogen hat, Atemnot – Sternchen sehen – Herzinfarkt – Schlaganfall ist hier alles hoffnungslos.



Nun Kamen auch die Horrorvisionen und Wahnvorstellungen nachts hinzu. Zudem stellte sich als neues Symptom ein, das die Menschlichen Urinstinkte den Verstand komplett überholten. Dies zeigte sich besonders im Fluchtinstinkt. Ich habe in Panikattacken sehr oft alle Fenster und Türen offen gehabt um mir die Fluchtmöglichkeiten offen zu halten. Durch die Wahnvorstellungen nachts und Erstickungsängste, welche ich durch einen Notarzt behandeln ließ, kam erstmalig ( nach 4-5 Krankenhausaufenthalten und mindestens 8 ambulanten Ärzten ) vom Notarzt die Idee, einen Psychiater aufzusuchen.



Der Psychiater erkannte die Problematik recht schnell. Risperdal und einen stationären Klinikaufenthalt, welchen ich leider ablehnte. Hier auch weitere Wochen Krankgeschrieben.



Durch das Risperdal ließen die Panikattacken nach. Jedoch kontrollierten Ängste und eine Fülle von Zwangsstörungen mein Leben. Hierbei muss ich im Nachhinein für mich selbst feststellen, dass hier ein Selbstschutz in Form dieser gegriffen hat.



Die Veränderung.

Die Ängste um Kardiologischen Probleme waren bereits zu tief in diesem wirren System hineingebrannt. Nun der nächst härtere Gang.

Von einem Tag auf den anderen hab ich nur noch maximal 1 Brötchen mit etwas Quark gegessen und wenn es hochkommt einen Apfel. Ich habe aufgehört zu rauchen und parallel dazu angefangen exzessiv Sport zu treiben. Mit purem Zwang, kein anderer Ausweg erschien mir hier, um zu überleben.

Ich nahm ab. Ich nahm mit einer so brutalen Geschwindigkeit ab, wie es sich wahrscheinlich niemand erträumen lassen kann, ohne weitere Hilfsmittel. Ich verlor innerhalb von etwas über 6 Monaten fast 50 kg bis ich auf 70kg von 120kg (Ja ich war eine richtig fette schwabbelbacke) runter war.

Führerschein hab ich auch gepackt sowie meine Ausbildung. Jedoch unter gewaltigen Anstrengungen.



Was ist bis heute geblieben ?

Es hat sich für mich eine sehr hohe Stressempfindlichkeiten herauskristallisiert. Ich darf mich nie meine Motivation, etwas zu machen, komplett ausleben, da sonst schnell schwindel und eine starke psychische Labilität ausbricht.



Von schönen Frauen muss ich mich fernhalten, jede Trennung zieht mich in einen tiefen Abwärtssog der oft nicht auszuhalten ist. Zuletzt geschehen im Dezember diesen Jahres mit vollen Programm, angefangen mit einer starken Depression und Wahnvorstellungen.



Die Panikattacken sowie die Major-Depression kann ich nur durch eine strickte und harte Lebensführung unterbinden: Jeden Tag zwischen 21:30 und 22:00 schlafen gehen, Kaffeekonsum kontrollieren, mich nicht dem schnellen Leben hingeben, viel rausgehen, Sport, Freunde.

Wenn eine dieser Komponenten Wegfällt, trifft mich der sog. Es ist zu jederzeit ein Leben an einer schmalen Grenze





Medikamente welche ich bin zum heutigen Tage genommen habe und länger wie 2 Monate:

- Risperdal

- Mirtazapin

- Seroquel

- Elontril

- Insidon

- Promethazin

- Trevilor

- Zyprexa

- Solian

- Aminitryptilin

- Citalopram

- Cipralex



Diagnostizierte Psychische Erkrankungen:

- -Borderline

- Psychose Nahe Erkrankung

- Angst und Panikstörung

- gemischte Persönlichkeitsstörung

- schwere Depression

- Bipolare Störung



4 Stationäre Krankenhausaufenthalte, 50% Schwerbehindert.



Danke fürs lesen. Ist mein erster Bericht, ich bitte um Gnade :) rolleyes