Langzeit-Berichte lesen

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Titel:Die neue Welt
Droge:Cannabis
Autor:PirahaSloth
Datum:27.08.2012 13:22
Nützlichkeit:7,55 von 10 möglichen   (29 Stimmen abgegeben)

Bericht::

In diesem Moment habe ich das selbst betitelte Album von "SBTRKT" aufgelegt und auf "Play" gepresst. Warum? Naja, abgesehen davon, dass es meine Stimmung ungemein hebt erinnert es mich vor allem maßgeblich an die Zeit von welcher ich hier berichten will. Wenn ich eben jene Musik höre, sehe ich vor meinem inneren Auge ein gemütlich eingerichtetes Zimmer, die Balkontür steht offen und es weht ein lauer Wind herein. Ich bin breit wie nur geht und genieße das Leben in vollen Zügen. Auf dem grünen mit dem Schriftzug „Green Power“ dekorierten Tisch steht ein Kochtopf voll selbstgebrautem Eistee und die Sonnenstrahlen werfen Spiegelungen auf die Oberfläche des Tees. Meine Gliedmaßen haben dieses angenehme leichte ziehen und meine besten Freunde sitzen neben mir, ähnlich beduselt und glückselig wie ich, oder lasst es uns gediegen nennen. Die Musik bringt eine wundervolle Ruhe ins Zimmer und nichts, aber auch gar nichts kann all das zerstören.



Zu meiner Person: Ich bin in einer Kleinstadt (und mit Kleinstadt meine ich eigentlich ein ausgestorbenes Dorf dass sich auf weiß Gott welchen Wegen den Titel Stadt erschlichen hat) aufgewachsen. Ich stamme aus einer religiösen Familie und hatte eine schöne Kindheit, die mich jedoch nicht davor bewahrte in meinen Jugendjahren eine Depression zu durchleben. Alles was ich sah, sah ich negativ und Freunde hatte ich keine. Ich hasste Menschen und das beschissene System welches den Menschen von Geburt an ein soziales Leben aufdrängen will. Als ich 15 war begann ich dann immer wieder mal Gras zu rauchen. Das Ganze war jedoch damals nie ein regelmäßiges Ding. Auch mein Interesse an Bewusstseinserweiterung und den Mittelchen die jene bewirken können ist größer geworden, und ich hatte das Bedürfnis mehr zu erfahren als all das was einem die heutige Gesellschaft vorgaukelt. Oft hatte ich bei Nachtspaziergängen mit meinem Hund versucht mich rein gedanklich in eine surreale und fast schon transzendente Welt zu begeben indem ich, zum Beispiel, diverse Formen so lang ansah und hinterfragte bis ich mich nicht mehr recht entsinnen konnte, was sie wirklich zu bedeuten hatten und warum sie zu sehen waren. Kurz gesagt: Ich pushte mich mit extremen Skeptizismus in eine mir teils unbekannte Welt. Ich war also immer schon interessiert an dem „dahinter“, welches, wie ich denke, alle hier sehr Anspricht. Ich habe ein Gymnasium besucht und nach meiner Matura/meinem Abitur begann dann meine Zeit als Zivildiener, und hier erhöhte sich der Verbrauch an Gras schon maßgeblich. Hier waren es vor allem zwei Personen welche in mein Leben traten und mich auf dem Weg in eine süßlich duftende Welt des Rausches begleiteten. Wie schon gesagt stieg mein Verbrauch maßgeblich im Laufe meines Zivildienstes und auch ein Besuch im Mekka des Rausches, Amsterdam, war mal drin. So, nach dieser kurzen Einleitung komme ich der Zeit von der ich eigentlich Berichten wollte schon sehr Nah, und das bedeutet für mich jetzt besonders eines: Absatz ;)



Nach meinem Zivildienst zog ich in die „große“ Stadt (um einiges größer als das Dorf in dem ich zuvor wohnte, aber immer noch nicht gerade groß) um mein Studium zu beginnen. Doch welche Freude ich wirklich mit meinem Studium und allem rundherum haben würde, sollte sich erst zeigen. Zunächst lief alles wie gehabt, ich besuchte meine ersten Vorlesungen, Seminare und Kurse, während ich meine Freizeit, ganz klar, gerne stoned verbrachte. Mein Leben hatte also zwei große Bestandteile: das Studium und meine grüne Freizeit. Nach und nach kristallisierte sich heraus dass diese von mir so geliebte Freizeit am besten in der Wohnung eines Freundes ausgeübt werden konnte, wir nannten diese Wohnung liebevoll „der WG“. Diese Wohnung ist eben jener Ort von welchem in der zu Anfang erzählten Sequenz die Rede war. Es war eine Wunderlandschaft des Stonerns und der Party: Schwarzlicht mit dazugehörig bemalten Wänden, Strobe, Polarlicht und alles was das visuelle Herz eben sonst noch begehrt. Diese „WG“ wurde quasi meine zweite Heimat, oft wurde darüber gescherzt wann ich endlich meinen eigenen Schlüssel bekommen würde. Wenn ich kam war die grüne Party entweder schon fett am Laufen oder sie stand in den Startlöchern. Es war wundervoll. Ich verbrachte oft mehrere Tage dort (ich denke der Rekord war vier Tage durchgehend) und alles war einfach perfekt. Wir hatten das Gras, wahnsinnig gute Musik und immer genug zu essen. Das Leben war perfekt. Ich sah uns dabei immer als eine Art „Bohémiens“. Wir wussten wie man lebt. Wir feierten das Leben in jedem Augenblick der uns zur Verfügung stand, und es entwickelte sich eine Eigendynamik des „Party Machens“. Oft nur kurze anrufe welche kaum mehr als die stümperhafte Frage „Party?“ innehielten, waren ausschlaggebend um später verträumt in der WG zu sitzen. Man kam um sich zu berauschen, sich an interessanten Gesprächen zu erfreuen, Uno zu spielen, fasziniert der Musik zu lauschen, zu tanzen, irsinnigen Spaß zu haben und sich aber vor allem auch selbst besser kennenzulernen. Eine sehr intensive Zeit, welche mich, und ich denke auch die anderen zwei Hauptpersonen der „WG“, als Person stark beeinflusst hat. Und zwar zum positiven! Nach und nach kamen dann auch andere Rauschmittel dazu, Lachgas, Salvia und auch meine besonderen Freunde, die Pilze. „Der WG“ wurde also auch zur Traumlandschaft meines ersten richtigen Trips auf Pilzen, welcher unglaublich warm und positiv war, sodass ich ihn nie vergessen werde, aber das ist eine andere Geschichte.



All diese Substanzen haben mich, und das meine ich mit vollem Ernst, zu einem besseren Menschen gemacht. Aus dem misanthropischen Metalhead wurde ein menschenliebender Relativist, ein Hedonist der das Leben feiert und genießen kann. Diese Drogen machten mich offener, verständnisvoller und eliminierten Hass und Unzufriedenheit fast gänzlich aus meinem Leben. Auf diese Art und Weise habe ich auch wahre und ehrliche Freundschaften geschlossen, mit Personen von denen ich mir nicht vorstellen könnte bzw. möchte, wie mein Leben ohne sie nun aussehen würde.



„Schön und gut“, möge jetzt vielleicht mancher lächelnd denken „aber was wurde aus deinem Studium?“. Tja, ich habe alle Prüfungen mit sehr guten bis guten Noten bestanden. Ich rauche soweit es mir möglich ist jeden Tag Gras, und ungefähr einmal im Monat räume ich mir Zeit für einen Trip mit einem Freund ein. (Und zwar deshalb nur einmal im Monat, da es für uns eine Art Ritual ist, und zumeist auch ein spirituelles Erlebnis, welches wir nicht mit dem Alltag beflecken wollen) Bei einer Prüfung habe ich dann bewusst getestet ob ich sie, auch wenn ich während des Lernens dezent eingeraucht bin, bestehen kann. Das Ergebnis lässt sich zeigen: Bestnote! Der Durchschnitt der anderen Teilnehmer war eher nicht so berauschend (haha, berauschend). Ich will hier jetzt keinem raten sich beim Lernen total die Birne wegzuqualmen, ich will lediglich zeigen dass das Ganze zumindest für mich sehr gut funktioniert.



Ich beginne nun also bald mein drittes Semester (ich studiere übrigens Philosophie), und werde an meiner Herangehensweise bestimmt nichts ändern. Das Leben steht im Vordergrund, Party und Bewusstseinserweiterung sind die treuen Begleiter, aber auch das Studium wird nicht zu kurz kommen. Denn für mich sind die Drogen, ob sie jetzt für Party oder für spirituelle Zwecke benutzt werden, mehr als nur ein kleines Detail meines Lebens, sie sind eine Lebenseinstellung! Ich bin in freudiger Erwartung auf all die Dinge die mich in meinem Leben im Wunderland noch ereilen werden, und ich bin definitiv offen für neues.