Langzeit-Berichte lesen

Übersicht:

Titel:Briefe an die Freundin
Droge:2C-B
Autor:ehemaliges Mitglied
Datum:13.03.2013 13:47
Nützlichkeit:7,22 von 10 möglichen   (58 Stimmen abgegeben)

Bericht::

Ich habe alles genommen. Meine Freundin hat Schluss gemacht ich sitze derzeit in einer Nachsorgeeinrichtung und bin rückfällig. Hier beginne ich alles aufzuarbeiten. Nehmt dies als abschreckendes Beispiel



xxx, 26.08.2012



Hey du,

ich werde jeden Tag einen Brief schreiben und alles zu Papier bringen. Ich werde bestimmt einiges umwerfen wollen was ich schreibe aber ich schicke es dir trotzdem ab. Du hast mir in der letzten Woche mehrfach die Chance für einen Neuanfang geboten, ich musste erst wieder einmal gegen die entstandene Wand rennen bevor ich das erkenne. Mein einziger Lichtblick war unser Spaziergang zu xx. Der erste nüchterne Moment, das erkennen der schon nahezu postapokalyptischen Situation. Ich war schwach nachdem ich gemerkt habe wie schwer mir das fiel, wie paranoid ich war. Ich wollte mich nur noch wegmachen. Dann am nächsten Morgen als du noch geschlafen hast, habe ich das mit dem Wasser gemacht. Erschien mir total sinnvoll und überhaupt nicht verwerflich. Ich war natürlich drauf. Als du geschrieben hattest das du es gemerkt hast, ist mir langsam ein Licht aufgegangen, ich habe aber noch gebraucht. Ich bin eingeschlafen, war natürlich zuviel. Aufgewacht, wollte erst nachlegen, aber wollte erst schauen wie schlimm es tatsächlih wird, ich habe es ausgehalten. Sofort hat mich die Flut der Gefühle überrollt, der Grund für meinen Konsum. Dies alles auf einmal wieder nüchtern auszuhalten, damit konfrontiert zu werden, vor dem ich die ganze zeit geflohen bin, ich habe es nicht ausgehalten. Vor allem ist mir in diesem Moment das erste mal bewusst geworden was du alles mit mir durchmachst, was du überhaupt für mich machst. Ich habe noch einmal alles durchgespielt, du hast mir viermal die Chance gegeben, Freitag hätte ich wirklich die letzte Chance gehabt, ich habe sie nicht gesehen, konnte erst nicht verstehen wie du so sauer sein konntest. Ich weiß jetzt das du nicht sauer warst. Du warst restlos enttäuscht, wie kann ich dir sagen dich über alles zu lieben und dir dann so schamlos ins Gesicht zu lügen? Ich war in diesen Momenten blind, ich beginne mich jetzt erst wieder langsam klar zu sehen, was ich sehe gefällt mir immer weniger. Ich bin seit Wochen nur noch eine personifizierte Lüge und die Lüge ist soviel angenehmer und leichter zu leben. Aber so vergänglich. Ich bin wirklich glücklich mit dir, über alles, aber ich habe mich an mein altes Leben geklammert und alles andere ausgeblendet, ich kann erst langsam wieder klar sehen.



Ich kann von dir nicht verlangen mir zum hundertsten mal zu vergeben, will ich auch gar nicht. Ich will es anders versuchen, erwachsen. Ich bin gerade dabei aufzuräumen, mich, mein Zimmer, mein Leben. Ich werde dir nächste Woche mein abgefucktes, nüchternes, echtes Ich zeigen. Ich werde dir sagen was ich vorhabe, wie es läuft, wann ich meinen Job angefangen habe, wann ich meinen ersten Termin bei meinem Psychiater habe. Ich werde dir alles offenlegen, dann wie auch die nächsten Tage. Du kannst mit diesem ich einen neuen Weg gehen wenn du willst. Lern ihn erst einmal kennen, entscheide dann. Wenn du dich nicht schon entschieden hast, ich weiß inzwischen das ich in den letzten nur noch eine Belastung, keine Bereicherung für dich gewesen bin. Ich will dein Leben bereichern, dich unterstützen, mich nicht selbst bemitleiden, das habe ich genug getan. Ich liebe dich, über alles, das ist es mir so Wert. Aber weil es mir das Wert ist werde ich mein Leben neu ordnen, auch wenn dir das zuviel wird. Ich werde das auch ohne dich schaffen, aber ich würde das wahnsinnig gerne mit dir schaffen. Ich räume jetzt weiter auf, der Brief findet später wenn jetzt schon wieder Vergangenheit ist, seine Fortsetzung ;)



27.08.2012, xx, 04:35



Hey du,

du hast es vielleicht schon bemerkt, aber ich schreibe die Briefe nur wenn ich nüchtern bin, deswegen werden es langsam mehr und längere werden. Ich versuche inzwischen ohne den Scheiß durchzuschlafen und bin dann lieber die ganze Nacht wach, dementsprechend bin ich tagsüber auch gerädert. Ich bin um vier aufgewacht, habe deine SMS gelesen, und ich kann dich nicht dazu bringen mir zu glauben, das ist zurzeit auch nebensächlich. Du kannst dich von den Ereignissen beinflussen lassen, oder auch nicht, ist deine Entscheidung. Ich bin aufgewacht und habe es fast nicht ausgehalten, ich wollte Drogen noch nie so sehr um des Vergessens willen konsumieren, aber ich will nicht vergessen und aufgeben. Ich könnte es nicht aushalten zu wissen das du einen neuen hast, er das gleiche erleben darf wie ich, ich weiß das das ein schwaches Argument ist, aber ich will einfach das du weißt, wie ich mich fühle. Ich liebe dich, mehr als alles andere, sonst würde ich das hier nicht einmal ansatzweise durchziehen. Falls unsere Beziehung bestand hat, oder weitergeht, wird sie nicht mehr so einseitig verlaufen. Ich werde mich genauso darum bemühen alles am Laufen zu erhalten, wie du es die ganze Zeit tatest. Ich will alles mit dir erleben, nüchtern, wirklich alles. Ich konnte dir bis jetzt noch nie verbindliche Versprechen machen, da es bis jetzt immer mein betäubter, verträumter Kopf war, der diese Versprechen gemacht hat. Jetzt sitze ich hier und halte es mit mir in meinem Körper kaum aus, aber das ist derzeit eins der wenigen Dinge die ich sicher weiß. Natürlich werde ich mich nicht umbringen, wollte ich gestern schon gerne, aber ich bin zu feige dafür und eine Lösung wäre das auch keinesfalls, damit darf sich mein künftiger Therapeut rumschlagen. Ich will dir nicht so eine Szene machen wie deine x das tat. Ich will nur das du weißt wie ich hier gerade in meinem Auf und Ab kämpfe und das ich dich gerne bei mir hätte und alles dafür tue, alles für mich tue.Das hast du alles nicht verdient, du bist der ehrlichste, vertrauenswürdigste Mensch den ich je kennen lernen durfte. Ich will auch keine Drogen mehr nehmen, mir läuft dann alles aus dem Ruder... Ich werde hier vermutlich auch doch ein Jahr bleiben, das entscheide ich mit meinem Therapeuten.

Ich habe versucht zu schlafen, aber bin immer noch ruhelos... Ich werde nach dieser letzten Heimfahrt erst einmal schauen ob ich überhaupt noch Heimfahrten nach heimatort machen werde. Dies wird die erste richtige nüchterne Heimfahrt, ich werde mich warscheinlich größtenteils bei meinem Dad aufhalten, evtl xx sehen, xx, aber das war es dann auch schon. Wahrscheinlich treffe ich mich mit xx auch gar nicht, bei dem sehe ich dann nur wieder wie er zittert und sich gleich die nächste Ladung gönnt. Mit meinem guru wäre das schon besser, vor allem vernünftiger, da es dann niemandem zum letzendlichen Missbrauch erreicht und er als einer der wenigen alles nachvollziehen kann. Mein mitbewohner ist auch wirklich richtig goldig, ich kann die ganzen Tipps von den Leuten die ich hier liebgewonnen habe nicht wirklich ernst nehmen, da ich ihnen nicht alles erzähle. Aber sie würden dich auch vermissen ;)

Ich denke dieser Rückfall, ja ich nenne es bewusst so, denn nichts anderes ist das, war ein letztes Aufbäumen, ein letztes Klammern an die Erinnerungen in ihren Besten Teilen. Die Zeit war nicht einmal ansatzweise gut, es war einfach nur totale autoagressive Eskalation... Aber sind dinge vorbei bleiben nur die positiven Erfahrungen. Das das ganze nicht im geringsten positive Anteile hat habe ich jetzt noch einmal prima mitbekommen dürfen. Es ist schade das man dem Menschen, es tut mir leid ich verallgemeinere, MIR, erst alles nehmen muss bis ich erkenne was ich daran hatte, was ich an dir hatte. Ich erkenne es mal wieder zu spät, aber ich kämpfe für uns, für mich, für dich.

Ich liebe dich, für immer. Ich will nur das du glücklich wirst. Wenn es nicht anders geht auch ohne mich.



x, 28.08.2012 07:50



Hey du,

ich geh gleich zum Arzt, aber ich fange den Brief schon an. Ich weiß das du meinst die Briefe seien für den Arsch, aber die sind in erster Linie für mich, was du damit machst ist mir inzwischen egal. Es geht mir nicht am Arsch vorbei, aber ich kann nichts daran ändern. Du sagst immer ich soll lernen aggressiv zu werden und das auszuleben. Langsam werde ich aggressiv. Mir gegenüber sowieso, aber auch dir gegenüber. Ich liebe dich, ich will nicht wütend auf dich sein, aber du machst mich wütend. Wenn du mich liebst, wovon ich ausgehe, dann verstehe ich wie verletzt du bist. Was ich nicht verstehe ist warum du so verletztend wirst, das du die Gefühle bereust und der ganze Quark. DAS glaube ich dir nicht, ich liebe dich dennoch. Und ich verstehe nicht wie du um dich selbst zu schützen, mich so sehr verletzen musst, ich habe es verstanden. Das macht mich wütend, ich liebe dich... Ich gebe mir wirklich Mühe, du hast mir Chancen gegeben, aber ich war nicht nüchtern, ich habe das nicht gesehen. Jetzt bin ich nüchtern, bereit mich um meiner Willen zu ändern, aber du sagst es ist zu spät. Ich denke nicht das es zu spät ist, wenn man etwas ändern will sollte man es immer tun und nicht aufgeben und sich entschuldigen, es sei zu spät. Ich mache dir keine Vorwürfe, die mache ich nur mir, aber ich bereue es nicht die Gefühle zugelassen zu haben. Abgesehen davon konnte ich das gar nicht bereuen... Ich bin beim Arzt und schreibe später weiter.





To be continued...





Ich kann nicht mehr leben...



Damit meine ich keine suizidalen Gedanken, die hatte ich auch zur Genüge, ich habe mich einfach entfremdet. Ich bin jetzt seit etwa vier Monaten Clean/Trocken/Abstinent, kein Alkohol kein nichts, werde auf Antidepressiva eingestellt... Ich bin noch mit meiner damaligen Freundin zusammen, irgendwie läuft alles schief. Ich denke darüber nach einfach zumindest auf Partys wieder zu trinken, auch wenn das keine Lösung ist. Ich könnte komplett abstinent sein, aber nicht auf den gängigen Partys. Meine Freundin will aber weggehen, haben es jetzt etwa 5 mal probiert, mir wurde es jedes mal zu viel und ich bin lieber gegangen als zu trinken. Ich kann meiner Freundin anscheinend nicht das geben was sie will, oder brauch, ich fühle mich hilflos, weiß nicht was ich tun soll...



Melde mich die Tage



Mittwoch, 13.03.2013 13:37



So Leute, ich habs geschafft,

Freundin Weg, Therapielos, Clean WG beide rückfällig, ich habs mal wieder hinbekommen. Ich will hier nicht rumjammern, ich versuche das alles nur irgendwie zu begreifen und zu verarbeiten... Im August habe ich meine 5. Entzugstherapie im PZN Wiesloch angetreten, die ging alles in allem bis mitte Januar, soweit so gut. Auf der Entgiftung habe ich einen Mitdruffi aus Berlin kennen gelernt, wir wollten eine Clean-WG machen. Mitte Oktober hat das dann auch geklappt,seitdem wohnen wir zu zweit in einer WG, clean sind wir nicht mehr... Hm, wie fing das alles an. Keine Ahnung, habe einen Versuch mit kontrolliertem Trinken im beisein meiner Freundin gestartet, war soweit auch gut, bis ich mir Vodka für daheim geholt hab. Durchgesoffen, dann wieder PZN gleich wieder heim, 2 Wochen trocken geblieben, dann gings wieder mit Bier los. Mein Mitbewohner hatte inzwischen Pep organisiert, Mephedrone und GBL waren auch am Start, der Rückfall war Komplett, 4 1/2 Monate mal wieder für den Arsch. Meiner Freundin wurde es, verständlicherweise zuviel, sie wollte eine Beziehungspause, danach sagte sie dann sie würde sich von mir trennen. Meine Therapeutin stellte mir etwa zeitgleich meine dritte Diagnose: Borderline. Also Polytox, schwere Depression und Borderline. Zeitgleich wurde ich wieder aus dem PZN entlassen. Im Drogenrausch und Selbstmitleid habe ich dann meinen zweiten Selbstmordversuch gestartet, bin mit dem Messer im Arm eingeschlafen, am nächsten Tag nochmal stationär ins PZN. Zum entgiften von GBL, allem andern und klar kommen. Ich konnte aber irgendwie nicht dort bleiben... Die ganzen kaputten Menschen um mich herum, die ihr Lebenverlebt haben, mit 60 zum 12986 mal auf Entzug. Aber ich weiß das ich das nur nicht ertragen konnte weil es das zu was ich micht entwickle wiederspiegele... Ich weiß grad nicht weiter, ich quäle mich von Tag zu Tag, wenn ich nichts trinke versuche ich irgendwie die Zeit totzuschlagen, ich bekomme zu nichts den Arsch hoch, Therapeutensuche, Jobsuche ect. Ich habe für morgen und Freitag ein Beratungsgespräch bei Psychologischen Hilfestellen ausgemacht, ich hoffe ich gehe auch hin. Ich hätte schon ein Vorstellungsgespräch für einen Praktikums/- Und Ausbildungsplatz gehabt, das hab ich versoffen, dann war der Platz weg, ich setze grad alles in den Sand, aber seit meine Freundin weg ist sehe ich keinerlei Sinn etwas zu ändern. Ich weiß das ich es mir selbst wert sein müsste, aber ich halte es zurzeit kaum mit mir aus. Ich habe mir gerade alte Bilder von Uns angeschaut, damals sah sie so glücklich aus, wenn ich an unsere letzten Wochen zurückdenke erkenne ich erst wie sehr wir uns runtergezogen haben... Wobei, wie sehr ICH sie runtergezogen habe... Ich melde mich die Tage nochmal, vielleicht klappt das ja mit einer der Beratungsstellen.



Peace and out.



Para