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Titel:Erfolgreicher Opi-Entzug mit Kratom
Droge:Kratom
Autor:Bibabutzemann
Datum:30.11.2012 09:41
Nützlichkeit:7,93 von 10 möglichen   (27 Stimmen abgegeben)

Bericht::

Ausgangssituation:

Ich habe ein Jahr Oxycodon im Überfluss zu Verfügung gehabt. In dieser zeit sind 2 Entzüge (mit Zopiclon, Doxepin und Clonidin - der Standart) durchgezogen worden.

Der erste hielt nen Monat, der zweite ne Woche.

In der letzten Zeit vor dem Entzug bzw. dem Ausschleichen mit Kratom war ich bei etwa 400 mg Oxy am tag (entretardierd, nasal)



Ich bin seit Ende Oktober komplett frei von opis; inklusive Kratom. Die Substitution mit Kratom begann ich zwischen Anfang und Mitte August.

Ich habe es (fast) jede woche herunterdosiert.

Ja, ich hätte ne Waage nehmen sollen und und ich hätte Tagebuch darüber führen sollen... hab ich aber nicht.



Ich wusste von einem Substitutions-Arzt, dass die Opi-Toleranz bei ner totalen Entgiftung pro Woche auf die Hälfte sinkt. Nach dieser Angabe habe ich versucht, ab Woche 3 mit Kratom etwa auf 3/4 der Vorwoche herunter zu dosieren.

Der Gedanke dabei war, den Mittelweg zu gehen; also den Konsum bei 1/4 über Toleranz-Abbau/Woche zu halten.

Damit lag ich ganz gut.



In Woche 1 hab ich mir einfach so viel Kratom verpasst, wie notwendig war um den Affen zu vertreiben. Das waren 7 bis 10 mal täglich ein gehäufter Teelöffel Kraut... So war ein 500g Beutel nach knapp 2 wochen verbraucht (Borneo Kratom gibts für 130 € in der 500g-Packung; mehr sag ich nich zur Beschaffung). Nen gehäuften TL einfach in ne kleine Flasche, saft drüber, schütteln, runterwürgen. Schmeckt ekelhaft aber besser als der Affe! Dazu gabs bis Mitte der zweiten Woche Diazepam, 3 x 10 mg am tag, abends noch 15 mg Zopiclon dazu. Die Benzos vertreiben den psychischen Entzug halbwegs. Zopi legte mich schlafen. in der Oxy-Zeit bedurfte es dazu einem totalen Blackout via Oxy. Ich habe vom Kratom nichts gespürt, aber hatte eben auch keinerlei körperliche Beschwerden.



Kritisch sind die zweite und die letzten beiden Wochen mit (bzw dann fast ohne) Kratom-Substitution sowie auch Woche 1 ganz ohne.



In Woche 2 brauchte ich durchaus etwas Mut, nicht wie in W1 ca. 7 bis 10 mal täglich Kratom nachzulegen. Denn mit dieser Anzahl an Einnahmen wusste ich ja bereits, dass ich weder bedröhnt, noch auf Entzug sein würde. An manchen Abenden war es auch nicht ganz einfach, bei Einnahme Nummer 5 die Grenze zu ziehen, aber es war bereits einfacher als es das bei Oxys jemals war. Auch wegen dem ekelhaften Geschmackt! Es waren sicher auch mal 6...



ab Woche 5 war ich konstant auf 3 Einnahmen runter und hielt das so für ne Weile.

Ich dachte kaum mehr an harte Opis. Ab und an gabs, wenn ich umbedingt nen Rausch wollte, mal 3 TL auf einmal... Ein klein wenig Opi-Wirkung war dann spürbar und dann wars aber auch wieder gut.

In dieser Zeit - Anfang September war das - begann ich wieder zu leben. Also so bewusst und so. Hab da Tehnikerschule begonnen und mir da Selbstbestätigung geholt.

Ob ich ohne die Bestätigung ganz wech gekommen wär vom zeug kann ich nicht sagen. Es hat auf jeden fall sehr geholfen, eine Aufgabe zu haben und auch in der Lage zu sein sie gut zu meistern.



In der vorletzten woche - Mitte Oktober - gabs morgens nur noch 1/4 TL, gestrichen, Kratom und Abends nen ganzen gestrichenen teelöffel.

Ab hier wurde ich etwas unruhig, aber das war es auch. Schlafen ging nach 2 stunden anspruchslosem lesen im Bett ohne weitere Hilfen.

Bei wem es an der Stelle schon schwer wird, Schlaf zu finden, dem würde ich Mrtazapin 30 mg empfehlen. Benzos braucht man später noch und man will ja nicht die eine gegen ne andre sucht tauschen.



Die letzte Woche... Morgens nix mehr... Tags über war ich nervös und leicht reizbar, aber es war zu ertragen solang ich irgendwas tun konnte.

Der erste Versuch, am Abend den gestrichenen TL durch einen halben zu ersetzen war eklig. Kaum geschlafen, unruhig... habs dann die nächsten 3 tage so belassen und erst dann gings mit nem halben TL am Abend. Bis dahin hatte ich mich an die täglich gespürte - ich sag mal "hektik" gewöhnt. Hab mich etwa so gefühlt wie ich ein pubertäres 16-jähriges ADHS-Kiddy wahrnehme... und zum teil auch so verhalten... Aber das war mit meinem selbst-ironischen Humor schon ok so;).

Deteils dazu:

Die letzte Woche war nix im Vergleich zu dem ehlendigen Gefühl, in nem Haufen roter Ameisen zu sitzen und dabei wasser aus allen Öffnungen zu verlieren. So fühlte ich mich bei den beiden kalten Entzügen zuvor.

Es war alles nur psychisch. Sprich es hat sich alles stressig angefühlt. Wenn ich den Stress Positiv zu nutzen in der Lage war und was zu tun hatte war das sogar überraschend angenehm; denn da kann einges gehn in konstruktivem Sinne. Und das wiederrum steigert Ego und den Mut, es ganz sein zu lassen...



Sooo... Woche 1 Opi-frei:

Das war schon unangenehm ab tag 2 ohne. Körperlich war wieder nix, allerdings verlor ich schlagartig den vorher schon zu schätzen gelernten Antrieb. Psychisch war das katastrophal und ich war dem Rückfall nahe. Aus einer Mischung von Stolz und Verzweiflung hab ich beschlossen, zu Benzos zu greifen statt rückfällig zu werden. 1 mg Etizolam (10 mg Diazepam hätten wohl ähnlichen Effekt, 1 mg Lorazepam wäre denke ich optimal, konnte ich allerdings nicht auftreiben) vormittags, 1 mg nachmittags. Um am nächsten tag um 8 in die Schule gehen zu können habe ich am Abend auf Etizolam verzichtet und stattdessen 100mg Tetrazepam, welches wesentlich kürzer wirkt, genommen. (Hätte ich Lorazepam gehabt, hätte ich 2 mg davon den Vorzug gegeben)

Und ab da gings. Mein innerer Antrieb hielt sich zwar noch immer in Grenzen, aber zumindest hab ich noch zustande gebracht, was eben zu tun war und mich nich total schleifen lassen. Nach 7 Tagen hab ich die Benzos entsorgt aus Angst in eine Andere Sucht zu rutschen. Ich habe noch ein paar tage Mirtazapin 15 mg zum Schlafen benötigt und konnte dann endlich auch ohne Hilfe (abgesehen von leichter Lektüre) schlafen.



Und seither ist alles gut! Das Leben wird immer schöner! Mein Ego immer stärker und der Gedanke an Opis kommt mittlerweile nur noch 1 bis 3 mal am Tag, lässt sich aber leicht abschütteln.

Ich hab hier sogar noch etwa 100g Kratom liegen. Die hab ich nicht ein einziges mal auch nur angesehen seither! Das Kraut schmeckt aber auch als würd man eine in die Fresse kriegen... Außerdem habe ich es sowieso nicht geschafft, eine Wirkung damit zu erzielen die mir im suchtgedächtnis hängen geblieben wäre. Eigentlich auch klar bei meiner anfänglichen Toleranz.



So... Das war mein Weg aus der Sucht... und für mich persönlch gab es wohl auch keinen anderen der so gut begehbar war wie dieser.



Wenn man mich nach nem Rezept fragen würde, dann wäre folgendes meine Antwort:

Ich habe von vorn herein meine psychische Labilität einkalkuliert und mich darauf eingerichtet. Und ich glaube, dass es wirklich nur dauerhaft klappt, wenn man über einen für sich gangbaren weg nachdenkt und diesen dann konsequent verfolgt. Alles andere kann auch eigentlich fast nur in einem Rückfall enden