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Titel:Einmal runter und einmal hoch - Ein psychedelisches Jahr
Droge:Cannabis
Autor:Morginzez
Datum:09.04.2013 13:01
Nützlichkeit:4,78 von 10 möglichen   (36 Stimmen abgegeben)

Bericht::

Hallo liebe LdTler!



Ich freue mich, dass jemand scheinbar meinen Bericht lesen möchte!



Es geht nicht nur um Cannabis, es geht um eine ganze psychedelische Palette und all die Probleme und kleinen Wunder, die dadurch entstehen können. Und ganz wichtig: Es geht vor allem darum, wie all das wieder aufhört.



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Mein erster Kontakt mit Drogen begann direkt mit einer der härtesten: Alkohol. Als ich 16 Jahre alt war, trank ich auf einer Geburtstagsparty das erste Mal etwas und habe es direkt übertrieben. Danach war ich zwar "sehr cool", mochte diese Art der Popularität aber ganz und gar nicht. Ich wollte auch nicht mehr zu solchen Parties, was innerhalb von wenigen Wochen dazu führte, dass niemand mehr mit mir reden wollte.



Ich war also eine recht einsame Person, was mich damals immer sehr traurig gemacht hat.



Kurz bis vor meinem 18ten Geburtstag habe ich kaum etwas zu mir genommen, höchstens ein wenig Bier auf einer Gartenfeier oder so etwas.



Doch dann startete ein recht aufregendes Jahr. Ich habe auf einer Reise nach England meine Freundin kennen gelernt, mit der ich damals bereits ein Jahr zusammen war (und es heute übrigens immer noch bin, was mich wahnsinnig glücklich macht). Das ist in sofern wichtig, da ich eher in die Richtung des "Losers" passte, wollte ich ja nicht saufen.



Aus einem Scherz heraus bot mir einer meiner wenigen Kumpel an, mit ihm Cannabis zu konsumieren. Ich stimmte mehr oder weniger nur zu, weil ich nicht feige wirken wollte.

Wir kauften bei einem Typen von unserer Schule ein Gramm für 10€. Dann besorgten wir uns stinknormale Zigarettenblättchen und ein Stückchen Pappe und suchten uns einen schönen Platz in einem nahe am Haus meines Kumpels gelegenen Wald.

Heute weiß ich, dass wir da eigentlich mehr eine "Zigarette mit Verunreinigung" geraucht haben und keinen Joint. Es war kaum Grünes darin und natürlich hat auch keiner von uns beiden irgendwas gemerkt.



Doch irgendwie hatte ich Blut geleckt und habe den Rest, den ich noch hatte, zu einem weiteren Joint verarbeitet, denn ich gemeinsam mit einem anderen Freund an einem warmen, sonnigen Tag verköstigt habe. Diesmal war der "Joint" (oder eher "klitzekleine hässliche Drehzigarette mit Cannabis") pur. Kein Tabak. Obwohl der Joint sehr klein war, waren wir beide danach so dermaßen high, dass wir nicht wussten, wo oben und unten war. Wir haben permanent gelacht und haben kaum noch aufhören können. Es war ein wunderschöner Tag, dessen Setting sich unwiderruflich in mein Herz gebrannt hat.



Kurz nach diesem Ereignis habe ich mir im Internet eine Bong bestellt, da ich meinte, ich könnte so das Drehen (welches mir bis heute nicht liegt) umgehen.



Es folgten einige Versuche mit Cannabis, die mich aufgrund der "Neuartigkeit" der Erfahrung extrem begeistert haben, aber eigentlich nichts besonderes waren.



Ich hielt mich selber für den absoluten Spezialisten und wollte im Internet nach neuen, tollen Sachen suchen. Nun, hier bin ich ;)



Ich fand, besonders hier im LdT eine breite Palette an Dingen die mir gefielen, jedenfalls von der Beschreibung.



Es folgten einige Monate mit Erfahrungen im Bereich Cannabis, Cannabis + N2O, Salvia und DXM.



Es mag für Außenstehende komisch klingen, aber ich kann mich an diese Zeit nicht wirklich erinnern. Auch nicht an die Trips. Ich habe einige Berichte hier verfasst, kann mich aber kaum daran erinnern.

Es ist nicht so, dass ich den Boden unter den Füßen verloren hätte, ich mache momentan sehr erfolgreich mein Abitur, ich kann mich aber nur daran erinnern, im Unreinen mit mir selbst gewesen zu sein. Ich habe nicht begriffen, warum ich existieren sollte. Ich war auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und habe ihn nicht gefunden, was mich fast wahnsinnig gemacht hat.

Es hat niemand etwas "gemerkt", nur kann ich mich wirklich nur schlecht erinnern. Vielleicht verdränge ich gewisse Dinge auch?



Nun, plötzlich gab es eine Wendung. Mein Freund, mit dem ich damals diese wunderbare erste Erfahrung mit Cannabis gemacht habe, hat im Suff meine Freundin angerufen, da er sich "Sorgen" um mich machen würde. Ich hatte zu dem Zeitpunkt 60g Cannabis online bestellt, zu einem sensationellen Preis, und hatte ihm davon erzählt. Da er glaubte, dass Cannabis gefährlich wäre, musste er nun also meiner Freunding unbedingt davon erzählen, was fast zu einem Aus der Beziehung geführt hat.



Ich habe ihr geschildert, warum ich das tue. Ich habe gesagt: "Ich verstehe das Leben nicht und Psychedelika sind die Erklärung".



Jetzt, ein wenig mehr als ein halbes Jahr später, weiß ich, dass das Nonsens ist. Psychedelika sind keine "Offenbarung", auch wenn ich das bei meiner Suche nach dem Sinn des Lebens gerne geglaubt hätte.



Ich hatte ein sehr intensives Gespräch mit ihr, bei dem sie mir sagte, dass auch sie sich manchmal fragt, warum man überhaupt existiert. Sie hat mich angesehen und gesagt, dass sie glaubt, in mir den Grund gefunden zu haben.



Das war eine Situation die mich "umgekrempelt" hat. Ich weiß nicht, es war ein Schlag, der mir gezeigt hat, dass ich an völlig falscher Stelle suche.



Niemand kann sich in Drogen flüchten oder sich von ihnen helfen lassen. Sie bringen einen nur ab von der Suche, einen Partner zu finden, für den man einfach leben will. Dann braucht es keinen Grund, dann braucht es nur einen Willen.



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Heute sitze ich hier, blicke zurück und kann eigentlich nur den Kopf schütteln. Was ich alles an Geld für irgendwelche Substanzen rausgeworfen habe. Wow.



Eine einzige Liebe ist mir bis heute geblieben: Mary Jane. Und diese möchte ich auch nicht mehr hergeben. Sie ersetzt für mich vieles.

Ich trinke nicht, ich rauche keinen Tabak und ich habe auch kein Interesse daran, ständig sinnlos feiern zu gehen.

Außerdem habe ich durch Cannabis das Gefühl, die Realität intensiver zu erleben, was für mich sehr wichtig ist, denn irgendwo ganz hinten in meinem Kopf, da ist immer noch eine Stimme, die sich fragt: "Warum du? Warum jetzt? Warum hier?"