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Titel:Die bösen Relikte der 70er und 80er Jahre
Droge:Benzodiazepine
Autor:Mephistopheles643
Datum:30.09.2014 22:31
Nützlichkeit:8,21 von 10 möglichen   (57 Stimmen abgegeben)

Bericht::

Was einen so nach ein paar Bandbiographien alles so passieren kann…



Glückauf liebe Gemeinde



Bei diesem Bericht handelt es sich nicht um eine Benzo-Erfahrung, jedoch kommen diese der erwähnten Substanz vlt. noch am nähesten...

Mit diesem „Langzeit-Bericht“ möchte ich meine Erfahrungen aus einem 10 Tage währenden Intermezzo mit der Droge „ETHAQUALONE“ berichten.



Es wäre vlt. noch meine Gesamtsituation während dieser Erfahrung zu erwähnen.

Ich befand mich gerade am Anfang der letzten zwei Wochen meines Praxissemesters in Brügge/Belgien, es gab relativ wenig Interessantes zu tun, da alles von Bedeutung die Woche zuvor erledigt wurden war. Es blieb einzig und allein ein kommunikativer Irrsinn zwischen meinem Praktikumsbetrieb und dem Projekt dem ich unterstand. Der Grund dafür waren direkte Vorgesetzte im Praktikumsbetrieb, welche sich als unqualifizierte Vollidioten entpuppt hatten und ein Betreuer an der Uni, welchen ich aus der gesamten Zusammenarbeit nur als egomanisch-eiversüchtiges Rindvie beschreiben kann. In dieser Atmossphäre durfte ich die restlichen Organisatorischen Hürden bewältigen, welche dann wohl oder übel über den eigentlichen Wert dieses Praktikums zu entscheiden hatten. Ich war dementsprechend in einer etwas gereitzten Grundstimmung, welche sich mit den täglich auftauchenden wtf-Momenten als Reslultat obengenannter Gründe nicht gerade verbesserte.

In diesem, dummerweise viel zu lange währendem Zustand sind einem leider viele Dinge viel zu Recht, die eventuell helfen könnten gewissen Menschen nicht schon beim Anblick den Kopf vom Hals zu reißen.



Wie aus dem Titel zu entnehmen ist, befasste ich mich zur kurzweiligen Unterhaltung gern mit den Biographien der wirklich interessanten Interpreten meiner Musiksammlung. Zur Schande kann man sagen, dass es sich in den ganz speziellen Fällen zum größten Teil um absolut kaputte Idioten handelt (wo wäre denn sonst der Unterhaltungswert? XD). Da ich einen gewissen Faible für Psychedelic Rock, Speedrock und Hairspray Metal habe (die Richtungen überschnitten sich zeitlich alle zeitweilig…), war es nicht zu vermeiden, dass ich nach einiger Zeit die Autobiographien von Ozzy, Lemmy und von fast allen Mitgliedern von Mötley Crüe gelesen hatte, was mit ein paar aufkommenden Fragen einherging.



In all diesen Rockbiographien der 70er und 80er tauchte ständig der Begriff „Qualuude“ oder „Mandrax“ im Zusammenhang mit Spaß, Chaos und Erinnerungslücken und einigen tragischen Fällen auf.

Ich wurde natürlich immer neugieriger, jedoch machte mir das BtmG einen Strich durch die Rechnung, diese legendenträchtigen „Schlaftabletten“ mal selbst auszutesten. Der Stoff „Methaqualone“ selbst untersteht schon seit Ewigkeiten den jeweiligen Gesetzen und seit die Benzodiazepine entdeckt wurden, ist die Forschung an in diese Richtung auch nahezu zum Stillstand gekommen.



Methaqualone spielt noch in einigen Commonwealth-Staaten eine Rolle als Straßendroge, wobei sie als „Mandrax“ bezeichnet, vor allem in Südafrika sehr populär ist. Das Zeugs wird dort allerdings meist mit Weed zusammen geraucht…was es damit auf sich hatte durfte ich zum passenden Zeitpunkt auch noch herausfinden…

Da das Original wie üblich nicht zu beschaffen war, begann ich im Netz nach Analogen zu suchen. Ich fand eins, welches in der gleichen geschichtlichen Epoche wie Mandrax/Qualuudes eingesetzt wurde, jedoch als „Westeuropäische Festlandvariante“ (war wohl so eine Patentsache) den Betäubungsmittelgesetzten Europas bis heute entging. Es verschwand einfach nach seiner Ablösung durch die Benzodiazepine und wurde durch den RC-Boom der letzten Jahre wieder an den Strand der Geschichte gespült. Dort fand ich es und orderte mir 10g Ethaqualone Freebase. Ich glaubte tatsächlich, dass der Beutel länger als etwa 10 Tage reichen sollte…aber Überraschungen soll es ja immer geben…

Man sollte dazu sagen, dass der entsprechende Stoff nicht wirklich sehr potent ist. Nach „Recherche und Rantasten“ hatte ich in etwa eine Solodosis von ca. 800-1000mg oral, mit welcher man durchaus Spaß haben konnte ermittelt. Um das Wirkprofil von dem Zeug solo zu beschreiben, kommt mir ein Zitat aus dem Film „Wolf of Wallstreet“ im Bezug auf Qualuudes sehr gelegen:

„Wenn du den Drang einzuschlafen erst einmal überwunden hast, machen die Dinger wirklich unglaublich high“



Solokonsum:

Ähnlich wie gerade erwähnt verhielt es sich auch mit dem Ethaqualone. 15 Minuten nach Einnahme von 500mg fühlte man sich wie in Watte gepackt, wurde langsam müde und schlief bei Unachtsamkeit ca. 30 Minuten später ein und hatte förmlich den Schlaf eines Engels. Als Schlafmittel wirkt es irgendwie wie die „Kuschelversion“ (XD) von stark angstlösenden Benzos (z.B. Etizolam). Fühlt sich bei weitem angenehmer als das Kopfkarussel vom GBL(GHB) oder den Phenobarbital-Dampfhammer, den ich auch schon erleben durfte…Das Aufwachen war in dem Fall auch kein Problem, es hatte zwar einen abflauenden, leichten Afterglow zur Folge, wobei dieser nur für einen entspannten Tag sorgte (ähnlich nen Diclazepam Afterglow, jedoch kürzer). Beim zweiten Versuch, zwei Tage später (500mg oral) hatte ich das Einschlafproblem allerdings überwunden.

Im Solokonsum fühlte sich dieses Zeug eher wie ein stark angstlösendes Benzo, mit leicht verklatschender Dopaminerger Komponente an. Ich vermute es wirkt neben dem direkten GABA-Agonismus zusätzlich auch als Dopamin- Wiederaufnahmehemmer. Man sollte dazu sagen, dass es nach mehreren Versuchen bei Dosierungen im Grammbereich durchaus zu motorischen Schwierigkeiten kam. Diese äußerten sich bei mir ähnlich wie ich es schon im Mischkonsum von 3-4 Etizolam mit einer Flasche Belgisch Bier (0,7l; 9vol%) erlebt hatte.

(Ich muss jetzt erst einmal anmerken, dass ich nicht täglich konsumiert habe, es waren im Schnitt nur etwa alle zwei Tage, jedoch mit einer erschreckenden Steigerung der Konsumdynamik)

Die Vermutung, des Ethaqualone eine gewisse Dopamin-wiederaufnahmehemmende Wirkung hat, bestätigte sich gefühlstechnisch im Mischkonsum. Ich will jetzt niemand zum unkontrollierten Mischkonsum von RC´s raten, habe jedoch festgestellt dass einige Substanzen erst in Kombination so richtig geil sind. Dies traf leider im besonderen Maße auf Ethaqualone zu.



Der erste Mischkonsum war natürlich der mit Alkohol. Mir ist durchaus bewusst dass die Kombination von Downer und Alkohol ziemlich böse ausgehen kann, jedoch habe ich nie absolut planlos konsumiert. Im Gegensatz zu Benzos verträgt sich dieses Mittelchen mit einer angemessenen Menge Alkohol (ca. 4 Bier in meinem Fall) ziemlich gut, wobei allerdings eine relativ geringe Dosis von 300mg Ethaqualone fast mehr als ausreicht. Die erste Beobachtung, die ich in diesem Zusammenhang machen durfte war, dass im Gegensatz zur Kombination GBL-Alkohol und Benzo-Alkohol (Ich weiß, sau gefährlich…ich muss halt jeden dummen Gedanken der mir kommt in die Tat umsetzten…) das Schlafbedürftnis eher unterdrückt wurde. Dies bedeutet jetzt nicht, dass man plötzlich hellwach war. Es wurde körperlich noch entspannter, es stellte sich ein „mir ist alles Scheißegal“ - Effekt ein und Hemmungen sanken gefährlich…ich musste mich regelrecht bremsen nicht irgendeinen unnützen Schrott bei Amazon zu kaufen. Ich musste in dieser Situation natürlich vor die Haustür treten, um die Welt in diesem eigenartigen Zustand auf mich wirken zu lassen…Die Körperliche Verfassung glich einen leicht betrunken Zustand, was aber nicht zwingend von anderen Passanten bemerkt wurde, da das Belgische Starkbier in Brügge zu jeder Jahreszeit in rauen Mengen floss und angeheiterte (nicht total volle…) Personen überall zu finden waren. Im Unterschied zu den eben erwähnten Leuten sah meine Koordination zwar nach ca. 0,7l 9% iges Chimay aus (leckerstes Starkbier was es gibt…), allerdings mit einen Bodyload, der am besten als „in Watte gepackt“ bezeichnet werden kann, gekoppelt mit einem geistigen Zustand, der alle Hemmungen vermissen ließ. Aus diesem Grund musste ich auch wieder in meine Wohnung flüchten (Ich hatte keine Ahnung wie lange ich mich noch unter Leuten kontrollieren konnte und wollte im Ausland partout keine Scheiße bauen). Der Abend endete noddend vor dem Fernseher, es folgte ein tiefer Schlaf, der bis auf einen leichten aber eher angenehmen Afterglow keine Nachwirkungen hatte.



Soo, damit hatte ich mich meiner Meinung genug an diese Substanz rangetastet um ein Experiment zu wagen. Wie schon erwähnt werden in Südafrika Tabletten mit einem dem Ethaqualone ziemlich ähnliche Stoff (Methaqualon…“Mandrax“ : wirkung dem Ethaqualone annähernd gleich, aber bisschen potenter) im Mischkonsum mit Weed geraucht. Was wäre ich für ein Mensch, wenn ich das nicht auch mal austesten sollte. Es bestand jedoch das Problem, dass ich mein letztes Weed vom Amsterdamtrip drei Wochen zuvor (Lemon Haze), nicht im Mischkonsum verschwenden wollte. Aus diesem Grund fiel die Wahl auf den „Cannabinoid-Ersatzstoff“ „MAM2201“, mit dem ich inzwischen genug Erfahrung hatte um die Gefahr einer OD gar nicht erst aufkommen zu lassen.

Als Mischkonsum-Rauchutensil dienten mir dann zwei Reagenzgläser (mit Korken und Glasrohr), welche abwechselnd benutzt wurden. Als Feuerzeug diente mir ein „Proxxon“-Gourmetbrenner. Die Dosis vom MAM2201 betrug in etwa 3-5mg. Es wurde mittels einer mg-Waage abgewogen und das zugehörige Reagenzglas wurde alle zwei Tage mit heißem IPA ausgewaschen (relativ gute Möglichkeit einer Cannabinoid Überdosis zu entgehen…). Im anderen Reagenzglas konnte aufgrund seiner eher geringen Potenz ein guter Teelöffel Ethaqualone Platz finden. Das Zeug rauchte sich zwar recht angenehm, jedoch hatte es die Angewohnheit jedesmal vor der Jetflame flüchten zu wollen (Irgendwie musste ich da immer an „Chasing the Dragon“ denken XD). Nach ein paar Minuten Übung funktionierte die Raucherei aber ganz gut. Die ganze Konsumgeschichte lief dann nach folgendem Schema ab:

Man nahm einen guten Hit Ethaqualone (ein rauchgefülltes, großes Reagenzglas…etwa das Volumen einer 40W Glühbirne), kurz danach rauchte man die 3mg MAM2201 in einem Zug, was im Solokonsum für mich schon ziemlich unangenehm ausgegangen wäre, anschließend noch einen Hit Ethaqualone. Was darauf folgte ging zwar in die gewünschte Richtung, übertraf jedoch alles was ich mir hätte ausmalen können. Ich wurde von einer Welle „gleichgültiger, jedoch extrem präsenter Euphorie überrannt. Ein gedanken- und sorgenfreier Zustand überrollte mich, in welchem die pure Existenz in diesem Zustand schon alles Erstrebenswerte war…Dieser Zustand fühlte sich einfach zu gut an um kontrollierbar zu bleiben (Im Vergleich dazu war eine an für sich schon ziemlich geile MDPV-AH7921-Speedball-Kombo fast nur noch ein Witz…).



Nach dieser Erfahrung habe ich es ein paar Tage später total übertreiben müssen. Den Anfang bildete eine 800mg Dosis Etaqualone oral (war alles was nach 9 Tagen übrig war), zusätzlich wurde der Rest an Ethaqualone im Reagenzglas mit MAM2203 geraucht und habe mir dazu noch eines dieser traumhaften belgischen Biere in der 0,75 Flasche zu mir genommen und hatte in Folge ca. 5h die absolut gleichgültigste Euphorie die man sich vorstellen kann. Ich schlief anschließend ca. 12h wie ein Stein, wobei am nächsten „Morgen“ nur ein leichter Afterglow zu spüren war. Allerdings zeigten die paar Tage die ich am rumdruffen war langsam ihre Schattenseiten. Da jetzt mein Ultraspaßmacher aufgebraucht war (zum Glück!!), durfte ich jetzt erstmals in den Genuss eines leichten Downer-Entzuges kommen. Ich hatte allerdings riesiges Glück, dass dieses Intermezzo nicht genug Zeit in Anspruch nahm um länger währende Entzugserscheinungen zu verursachen. Es folgte eine ca. 40h währende Schlaflosigkeit, welche zumindest ca. 20 Stunden mit nicht unerheblichem Ruhetremor, innerlicher Unruhe und Schweißausbrüchen geprägt war (es begann ca. 5h nach dem Aufwachen von der letzten Dosis). Dieser Entzug war glücklicherweise noch geradezu erträglich (wenn auch nicht ganz angenehm…)



Der vorangegangene 10-Tagekonsum, bzw. dessen Folgen haben mir einen enormen Respekt in Sachen Downergebrauch/ -missbrauch gelehrt.

Ich stell mir auch heute gern noch vor, was denn wäre, wenn ich mal wieder einen Abend auf Ethaqualone draufmachen könnte. In meinem Fall war es wirklich eine Erfahrung wert, die leider im Begriff war aus dem Ruder zu laufen (Ich will mir gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn ich ca. 50g von dem Zeug zur Verfügung gehabt hätte…).

Diese ganze Geschichte hat mir bewusst gemacht, dass es anscheinend für jeden drogenaversiven Menschen einen geeigneten Stoff, bzw. eine geeignete Mischung psychoaktiver Substanzen gibt welche bei ausreichender temporärer Verfügung und entsprechender persönlicher Situation nur zu schnell in einer Katastrophe enden können.

Ich möchte hier auf keinen Fall den Moralapostel spielen, jedoch bitte ich jeden experimentierfreudigen Konsumenten, der zufällig eines der (noch) legalen Methaqualone-Derivate (wie in meinem Fall halt Ethaqualone) in die Finger bekommt, VERDAMMT VORSICHTIG mit diesem Scheiß umzugehen!

Ich hoffe ich konnte einen halbwegs schlüssigen und informativen Einblick in die Wirkungsweise dieser Droge geben und hoffe, dass dieser Bericht eventuell andere User vom planlosen Druffen abhalten kann.



Greetings



Mephisto