Langzeit-Berichte lesen

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Titel:Das Leben auf Drogen planen...
Droge:Cannabis
Autor:anonym
Datum:20.02.2015 12:33
Nützlichkeit:6,15 von 10 möglichen   (26 Stimmen abgegeben)

Bericht::

Hallo liebe LdT'ler,

Ich habe mich hier schon durch einige Seiten Langzeiterfahrungen gelesen und entscheide mich jetzt auch dazu, einen zu schreiben. Das wird mein Erster, also bitte gnädig sein :)

Wieso ich hier einen wichtigen Teil meines Lebens niederschreiben möchte, weiß ich selbst auch noch nicht ganz genau. Vielleicht, weil ich meine Geschichte gern erzählen möchte. Und wo passt das wohl besser rein, als hier?! ;)



Ich hoffe es wird nicht zu lang...



Ich beginne mit mir.

Ich bin 22 Jahre jung und habe bis zu meinem 20. Lebensjahr nur mit Cannabis (welches ich bis Dato auch mehr oder weniger regelmäßig konsumierte) meine Erfahrungen gemacht. Chemie lehnte ich immer ab. Bis es eben kam, wie es kommen musste.

--> Ich gehe hier auf verschiedene Substanzen ein, habe aber Cannabis als Hauptkonsummittel angegeben, weil es mich lückenlos begleitet hat.

Meine Kindheit war super, ich bin in einer super Familie aufgewachsen und hatte alles, was meine Eltern mir ermöglichen konnten. Ich bemerkte aber schon sehr früh, dass ich oft niedergeschlagen war oder sogar grundlos weinen musste. Außerdem hatte ich immer das Gefühl mit mir und meiner Wahrnehmung stimmt was nicht, aber dazu später mehr. Es folgte eine Pupertätsphase (auf die ich nicht weiter eingehen möchte) die meine Eltern ihre ganze Kraft abverlangt hatte. Ich war genau das geworden, zu dem meine Eltern mich niemals erzogen haben...vielleicht aber auch genau deswegen...

Ich war sehr frühreif, bzw wollte ich mein leben schon immer so gut es ging, allein bewältigen. Und so kam es, dass ich mit 16 (in dieser Zeit hatte ich auch die ersten Kontakte zu meiner neuen Freundin Mary Jane ;) ) von daheim zu meinem (jetzigen) Ex-Freund zog.

Es folgten wöchentliche Party und Alkoholexzesse, jedoch ohne jemals den Hauch einer Sucht zum Alkohol zu entwickeln. Ich habe auch ziemlich schnell festgestellt, dass der Alkoholrausch absolut nichts für mich ist. (Ganz zu schweigen von den Tagen danach erst...)

Ich kam durch meinen Freund an einen Bekannten (m), von dem ich schon lang wusste, dass er kifft und wir verbrachten von dort an weniger mit saufen, als mehr mit kiffen und einfach chillen.

So ging das über die Jahre ganz gut, bis ich im Winter 2013 zum zweiten Mal mit Speed in Berührung kam. (Ich hab mit 16, trotz meiner negativen Meinung zur Chemie, bei besagtem Kumpel ne Nase versucht, die wahrscheinlich nicht mal nen Hasen geweckt hätte.)

Die Erinnerung an das Speed ließen mich ohne zu zögern auch versuchen. Damals hat's auch nix gebracht, so schlimm wirds schon nicht werden, außerdem vertraute ich den anwesenden Personen.

Und es war tatsächlich einer der besten Abende, an denen ich bisher teilhaben durfte.

Es folgten Wochenenden mit Speed und später auch mdma. Alles lief so weit gut, ich war im letzten Halbjahr meiner Lehre und hatte alles im Griff...trennte mich aber auch von meinem Freund in dieser Zeit, was für mich ein Befreiungsschlag war. Aber das nur nebensächlich :)

Bis wir eines Abends übertrieben haben mit dem mdma. Ich hatte drei Tage 'psychotische Nachwehen' und musste feststellen, dass diese Wahrnehmungsveränderung wieder eingesetzt hatte.

Um zu verdeutlichen was ich meine:

Ich sehe meine Hände an und weiß, sie gehören zu mir, aber ich empfinde nicht so.

Oder ich sehe meine Umwelt, als würde ich unter einer Käseglocke stehen.

--> diesen Zustand nennt man Depersonalitation/ Derealisation (falls es den einen oder anderen zum Nachlesen interessiert)

(Bekommt man unter Umständen auch Kurzzeitig durch LSD oder Cannabis, daher könnte dieser Zustand dem ein oder anderen von euch bekannt sein)

Auch meine Depressionen traten wieder verstärkt in den Vordergrund.

Ich bin dann vor einem Jahr mit meinem Freund (m) zusammen gekommen (nach 7 Jahren treuer Freundschaft) und es ging mir wieder richtig, richtig gut. Die Chemie ist nur ab und zu präsent, dafür aber Cannabis um so mehr. Es folgten Monate der Unbeschwertheit, mit und ohne Drogen. (Meine ersten Pilze und das erste Mal LSD folgten und ich liebe es. Allerdings ergibt sich hier so gut wie nie die Möglichkeit auf Pilze, was diese zu etwas noch besonderem machen)

Dann, Sommer 2014 traf mich meine veränderte Wahrnehmung wieder wie der Schlag. Ich war auf dem Weg zum einkaufen, als ich auf dem Weg völlig versank (es war, als würde die Welt vor mir ein Riesen Theaterstück aufführen, mit mir in der Hauptrolle.)

Ich wartete wieder ab, erzählte auch dieses Mal keinem was davon und so verschwand der komische Zustand nach ein paar Tagen wieder...

So zieht sich das. Bis heute. Die meisten Tage bin ich abwesend, kann langen Gesprächen kaum folgen und drifte sehr oft ab, wenn ich allein und nicht abgelenkt bin. Meinem Freund habe ich vor ein paar Wochen erklärt was los ist. Ich habe angefangen, mein Leben so zu akzeptieren, was mit Cannabis sehr gut läuft. Ich kiffe jeden Tag, bin dann aber fast Symptomftei bzw habe ich das Gefühl, dass meine Wahrnehmung sich dann wieder in richtige Bahnen lenkt wenn ich geraucht habe. Meine Dpressionen sind teilweise so schlimm, dass ich mir überlege, endlich Schluss zu machen. Ich geb mir die Schuld für alles schlechte. Doch dann holt Cannabis mich auf den Boden zurück.

Ich habe die Depressionen und die Wahrnehmungsveränderung schon als Kind wahrgenommen, aber nie so drastisch wie zur Zeit. Ich denke ich habe viel mit den Drogen wieder "hoch geholt", dennoch bin ich aber sicher, dass nicht alles schlecht sein muss, was von Drogen kommt. Meine Psychose habe ich am zweiten Tag mit offenen Armen entfangen und akzeptiert und einen Tag später war sie weg. So versuche ich auch auf meine Depressionen zu zu gehen und Cannabis hilft mir dabei. Ich habe gelernt, Drogen wirken so, wie sie eingesetzt werden. Wenn man sie unvorsichtig und mit mangelndem Respekt nur zum Spaß einwirft, lösen sie Psychosen aus. Wenn man aber das Potenzial der einzelen Substanzen erkennt, kann man sich ganz wunderbar damit "heilen" (nehmt es nicht wörtlich, ich weiß das wäre zu überspitzt, leider weiß ich mich im Moment nicht anders auszudrücken.) ich werde meinen weiteren Lebensweg wohl ohne Chemie, dafür mit Cannabis und meinem lieben, verständnisvollen Freund bestreiten.

Meine "Drogenlaufbahn" hat mir viel Schlechtes aber auch sehr viel Gutes aufgezeigt. Und lieber bekomme ich meine Gemütszustände mit Cannabis in Griff, als dass ich mich mit Psychopharmaka voll stopfe :) deswegen muss ich abschließend sagen, dass ich durchaus auch das Gute an Drogen sehe. (Weil die Depressionen nicht durch Drogen entstanden sind, sondern schon immer in mir wüten, ich Sie aber mit Drogen in Griff bekomme. Gott sei Dank Vertrage ich das kiffen :D )

Es tut mir Leid, dass alles so lang geworden ist und ich hoffe dem ein oder anderen Leser gefällt mein Bericht.



Danke fürs Lesen!!



Edit: aufschreiben hilft! Ich muss sagen, ich fühle mich, als hätte ich mal alles von der Seele geredet. :)