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Titel:Meine persönlichen Erfahrungen mit Drogen + Bewertung
Droge:Speed
Autor:anonym
Datum:09.03.2015 17:31
Nützlichkeit:8,47 von 10 möglichen   (60 Stimmen abgegeben)

Bericht::

Eine Sammlung meiner persönlichen Drogenerfahrungen + Bewertung der Substanzen



Prolog



Der folgende Text enthält Informationen über die von mir über einen längeren Zeitpunkt konsumierten Drogen, wobei ich den physischem/körperlichem Schaden, den psychischen Schaden den sozialem Schaden und das Abhängigkeitspotential der einzelnen Substanzen anhand meiner eigenen Erfahrungen und teilweise auch den Erfahrungen meiner Freunde beurteile. Die geschilderten Ereignisse sind dabei fast ausschließlich negativ dargestellt, obwohl ich durchaus auch positive Erfahrungen sammeln durfte! Nur erschien es mir hier sinnvoller, es so zu formulieren! Ich beschreibe zunächst mein Konsummuster zur jeweiligen Droge, sodass der Leser einen genauen Überblick über das Set und Setting bekommt und gehe anschließend auf die oben genannten Aspekte ein. Die Auflistung erfolgt chronologisch nach dem Datum des Erstkonsums (auch wenn eine mögliche Abhängigkeit erst später eintrat). Da der Bericht relativ lang ist, unterteile ich ihn in einzelne Abschnitte mit eigener Überschrift, sodass man sich an den Substanzen orientieren kann, für die man sich interessiert.



(Anmerkung: Der Bericht ist relativ lang geworden und gerade am Ende bin ich sehr stark ins Detail gegangen! Warum das wichtig war, werdet ihr beim Lesen erfahren. Ich wollte euch nur vorwarnen!)



Die wichtigsten Infos zu meiner Person: Ich bin einer junger Student, der nun seit insgesamt 5-6 Jahren mal mehr und mal weniger oft (Spanne liegt zwischen einem Jahr und einem Tag!) verschiedene Drogen konsumiert. Angefangen mit der ersten Tasse Kaffee (ja, auch Koffein ist eine Droge!) im Alter von 16 Jahren kamen in den Folgejahren einige weitere Substanzen auf meine Liste. Ich sehe mich als relativ intelligenten, selbstreflektierten, offenen und hilfsbereiten Menschen, der sich gerne mit Freunden trifft, aber auch öfters Zeit für sich alleine braucht. Ich mache mir generell viele Gedanken über alles Mögliche; sei es die Gesellschaft, meine Zukunft oder der Sinn des Lebens. Vom Rest dürft ihr euch gerne selbst ein Bild machen!



Damit wir uns nicht falsch verstehen: Die Bewertung erfolgte auf Basis meiner persönlichen Erfahrungen! Da Drogen auf jeden anders wirken, sollten die Erfahrungen nicht pauschalisiert werden. Solltet ihr noch keine Erfahrungen mit einer der genannten Substanzen haben, so rate ich euch dringend dazu, weiterführende Informationen (z.B. Hier) einzuholen. Gerade in puncto Abhängigkeit unterscheiden sich viele Menschen enorm, da hier viele verschiedene Faktoren eine Rolle spielen (z.B. soziales Umfeld, psychische/physische Verfassung des Konsumenten, „Rauschgeilheit“ des Konsumenten usw.).





Meine Erfahrungen mit...





Alkohol



Meine erste Drogenerfahrung mit Koffein lasse ich aufgrund von Überlänge draußen! So galt meine zweite Drogenerfahrung dem Alkohol. Ach ja, wer kennt sie nicht, unsere geliebte Volksdroge. Dabei ist Vielen gar nicht klar, dass Alkohol auch eine Droge ist („Alkohol ist doch keine Droge“, „Alkohol ist viel ungefährlicher als das illegale Zeug“). Zugegebenermaßen habe ich am Anfang nicht anders gedacht, was sowohl bedingt durch die Propaganda von Vater Staat gegen alle illegale Drogen, als auch durch die Verherrlichung und Verharmlosung des Alkohols nicht wirklich überraschte.



So war ein Kontakt unvermeidlich, was dazu führte, dass ich mit 16 Jahren das erste Mal Alkohol in Form von Bier konsumierte. Ich war zunächst wenig begeistert von der Wirkung, da ich relativ schnell müde wurde und der nächste Tag gerne mal über der Kloschüssel verbracht wurde, zog aber trotzdem des öfteren mit, wenn meine Freunde einen heben gingen. Dabei wurde ich weniger von eigenen Motiven geleitet, sonder vielmehr durch einen „passiven Gruppenzwang“ zum Konsum ermutigt. „Passiv“ deshalb, weil mich niemand zum Konsum überredete (denen war das eigentlich relativ egal, ob ich trank oder nicht), ich aber dennoch irgendwie „dazugehören“ wollte (ich denke, die meisten wissen, was ich meine). Ich trank zwar nicht so viel, wie viele andere in meinem Alter, da ich nach dem anfänglichen „Mitziehen“ irgendwann doch den Spaß daran verlor, aber dennoch bemerkte ich nach einiger Zeit, dass mein Körper auf zu viel Alkohol mit starkem Unbehagen reagierte und ich beschloss, den Konsum vorerst zu beenden. Dies viel mir zum Glück nicht sonderlich schwer, da sich mein Freundeskreis ebenfalls verändert hat und der Alkohol seinen zentralen Stellenwert eingebüßt hat. Heute konsumiere ich nur noch in seltenen Fällen und meist nicht mehr als zwei bis drei Bier.



Physischer Schaden: Ich weiß, viele Menschen würden mich auslachen oder mir einen Vogel zeigen, wenn ich ihnen sagen würde, dass der Schaden des Alkohol am menschlichen Körper den von Crystal Meth oder Heroin (Streckmittel vernachlässigt) sogar noch übersteigt. Bei meinen Recherchen im Internet bin ich auf viele interessante Informationen gestoßen, die allesamt bestätigten, dass der Alkohol so gut wie jedes Organ im menschlichen Körper (inkl. der Nervenzellen im Gehirn) angreift und schädigt.



Das klingt erst mal ziemlich krass, muss aber nicht automatisch zum Problem werden. Ein geregelter Alkoholkonsum (ein Mal pro Monat eine moderate Menge, sodass man angetrunken, aber nicht volltrunken ist)verkraftet der Körper meist ohne nennenswerte Konsequenzen. Aber sobald der Konsum zur Gewohnheit wird, sind erste Einschränkungen vorprogrammiert. Der Wahrscheinlichkeit einer Abhängigkeit ist zwar nicht so hoch wie die von Nikotin, aber dennoch nicht zu unterschätzen, denn sollte man einmal den Status „Alkoholiker“ eingenommen haben (die Grenze zwischen Alkoholismus und Gewohnheitstrinken ist fließend!), kann man sich auf den Kampf seines Lebens einstellen. Zwar blieb mir selbst dieser Zustand zum Glück erspart, doch einige Verwandte meinerseits beweisen mir des Öfteren, dass der Alkohol einen langsam, aber sicher, von innen auffrisst, wie ein Parasit, der nicht mehr ruht, bis sein Wirt nur noch eine leere Hülle ist. Auch wenn das krass und überzogen klingt, wird im schlimmsten Fall genau das eintreten!



Bei all der Gefahr stellt sich einem natürlich die Frage, warum gerade Alkohol legal ist und z.B. Cannabis nicht. Nun, die Antwort ist einfach: Kultur! Der Mensch hat sich über die Jahrhunderte sein Gift selbst geschaffen und nutzt es seit jeher zur Berauschung. Niemand käme auf die Idee, den Alkohol zu verbieten, da er bereits einen festen Stand in unserer Gesellschaft hat (wobei ein Verbot auch sinnlos wäre, wie man es bei den illegalen Substanzen sieht!)



Psychischer Schaden: Ebenfalls hoch, da mit einem Verfall des Körpers auch ein Verfall des Geistes einhergeht. Im schlimmsten Fall findet eine komplette Trennung von Körper und Geist statt (man „entfernt“ sich immer mehr von sich selbst!), z.B. in Form des „Korsakow-Syndroms“. Aber keine Angst, ich will euch den Alkohol nicht schlechtreden. Wie gesagt, die Dosis macht auch hier das Gift und man sich bewusst macht, dass man es hier mit einer „harten Droge“ (ich bin eigentlich kein Freund von diesem Begriff) zu tun hat, die mit Vorsicht zu genießen ist, wird man auch keine großen Probleme bekommen.



Sozialer Schaden: Hierbei muss man beide Seiten der Medaille betrachten. Auf der einen Seite ist der Konsum von Alkohol zumindest in gemäßigter Form bei den meisten Veranstaltungen gestattet, wenn nicht sogar erwünscht (auch wenn selten zum Konsum direkt aufgefordert wird). Hier fällt man eher komisch auf, wenn man KEINEN Alkohol konsumiert. Damit habe ich selber am eigenen Leib Erfahrung gemacht, worauf ich unterbewusst zum Alkohol gedrängt wurde.



Auf der anderen Seite ist übermäßiger Alkohol (besonders wenn er nicht in Gesellschaft, sondern alleine zuhause konsumiert wird) eher verpönt, wenn auch nicht so schlimm, wie bei illegalen Substanzen. Daher verschweigen viele Alkoholiker ihre Sucht zunächst, aus Angst, die könnten zum gesellschaftlichen Außenseiter werden! Dabei entsteht ein Teufelskreis, aus dem die meisten ohne Hilfe oft nicht wieder herauskommen.



Abhängigkeitspotential: Wie auch beim Tabak wird eine mögliche Abhängigkeit dadurch verstärkt, dass es sich um eine legale und gesellschaftlich akzeptierte Rauschdroge handelt, welche in jedem Supermarkt gegen geringe Geldbeträge erworben werden kann. Da nicht nur Obdachlose und Hartz-IV-Empfänger von dem Problem betroffen sind, sondern auch viele Leute der Mittel- und Oberschicht dem Alkohol verfallen sind, zeigt deutlich, dass es keinen Unterschied macht, welchen gesellschaftlicher Status man innehat, denn sobald es mal nicht so rund läuft im Leben, ist der Weg vom Supermarkt zur Abhängigkeit meist nicht mehr weit...



(Anmerkung: Mir ist durchaus bewusst, dass ich den Alkohol sehr negativ dargestellt habe. Zum einen bedingt durch meine eher negativen Erfahrungen mit dieser Droge (persönlich und familiär) und zum anderen durch den Stand in der Gesellschaft. Ich verurteile natürlich niemanden, der sich am Wochenende gerne ein paar Bierchen trinkt und finde es auch völlig ok, wenn man Alkohol nutzt um z.B. eine tolle Zeit mit seinen Freunden zu haben. Dennoch, muss ich ehrlicherweise zugeben, dass ich froh bin, nicht zu dieser Gruppe zu gehören.)





Cannabis



Meine erste illegal konsumierte Droge, war zugleich die, die mich am meisten in meinem weiteren Leben beschäftigen sollte. Der Erstkonsum mit 17 Jahren in Holland stellte dabei zunächst nur eine Probiererfahrung dar, aber als ich einige Zeit später (mehr als ein Jahr) erneut mit Cannabis in Kontakt kam, entwickelte sich schnell, für knapp zwei Jahre, ein täglicher Konsum (stets mit Tabak im Mischkonsum). Zunächst nur mit Freunden, später auch alleine.



Nach einer einjährigen Pause fing ich erneut an zu kiffen, verzichtete aber von nun an auf Tabak (darauf gehe ich unter Tabak näher ein) und rauchte meine Gras pur (Joint oder Pfeife). Ich stellte überrascht fest, dass viele negativen Aspekte des Rausches (ausgelöst durch den Tabak) verschwanden und das „High“ insgesamt stärker und psychedelischer zu Geltung kam. Die meisten meiner Freunde bestätigten dies, jedoch fanden es nicht alle so gut wie ich, was ich gewissermaßen nachvollziehen konnte, da es sich nicht mit ihrem Konsummuster (mehrmals die Woche) vertrug. Sie beschrieben, dass Cannabis pur einfach mehr „scheppert“ und plättet, sowie allgemein „verpeilt“ macht, was bei einem (fast) täglichen Konsum eine zu große Belastung für die Psyche darstellte. Der Tabak wirkte beidem entgegen (das Gras wird sozusagen durch die stimulierende und konzentrationsfördernde Wirkung des Nikotins abgeschwächt) und machte das Gras somit „gesellschaftsfähiger“.



Ich persönlich hatte mit dem täglichen Konsum seit meiner Pause abgeschlossen und mir viel es nicht schwer, meinen Cannabis Konsum auf Einzelerfahrungen (ein bis zwei Mal pro Monat) zu begrenzen. Dadurch, dass ich kaum Toleranz aufbaute und mein Gras weiterhin pur rauchte, waren diese Erfahrungen stets „einschneidende Erlebnisse“ (meist in Form eines psychedelischen Trips), wobei ich ein stark vermindertes Substanzverlangen („Craving“) im Vergleich zum Mischkonsum mit Tabak feststellen konnte. Dennoch hatte ich eine Phase (ca. anderthalb Monate) in der ich häufiger konsumierte (am Ende sogar täglich), bedingt durch persönliche Probleme. Hier wiederum gefiel mir die „starke“ Wirkung von purem Gras, da sie mir half, meine Probleme auszublenden. Diese Phase habe ich (zum Glück) überwunden. Inzwischen (ca. ein Jahr später) ist es bei mir so, dass sich mein Konsummuster in puncto Cannabis nicht groß verändert hat. Bedingt durch mein Studium konsumiere ich nur noch selten (vielleicht alle zwei Monate) und sehe darin keine Gefahr für mein Leben.



Die folgende Bewertung bezieht sich deshalb größtenteils auf Cannabis pur (außer es wird explizit der Tabak angesprochen), da ich auf den Tabakaspekt in einem anderen Teil eingehe!



Physischer Schaden: Ich denke, dass sich der physische Schaden bei Cannabis in Grenzen hält. Dennoch sollte man ihr nicht unterschätzen! Da jedem Raucher (auch wenn er es ungern hört) bewusst ist, dass Rauch (egal ob Tabak oder Kräuter) schlecht für die Lunge ist und im schlimmsten Fall zu Lungenkrebs führen kann, besteht dieses Risiko natürlich auch für Cannabis. Bei meinem Konsummuster kann ich jedoch keine Beeinträchtigung diesbezüglich feststellen (treibe häufig und gerne Sport). Ich könnte mir jedoch vorstellen, dass es bei einem täglichen Konsum anders aussähe. Eine andere Applikationsform habe ich nie ausprobiert (auch wenn die orale/vaporisierte Aufnahme dieses Risiko logischerweise aufhebt), da es entweder zu teuer (Vaporizer) oder ich zu faul (backen) war.



Psychischer Schaden: Ein, wie ich finde, oft unterschätzter Faktor beim Cannabiskonsum sind die Auswirkungen auf die eigene Psyche. So konnte ich in meiner täglichen Konsumphase (mit Tabak!) deutliche Einschränkungen in meiner kognitiven Leistungefähigkeit feststellen. Zwar war ich im Alltag nicht wirklich „dumm“ (wenn ich gerade nüchtern war, verhielt ich mich normal), aber wenn es darum ging anspruchsvollere Aufgaben (z.B. Matheaufgaben, komplexes logischen Denken usw.) zu bearbeiten, viel mir dies schwerer als vorher. Generell störte mich dies zu diesem Zeitpunkt kaum, da die anderen Aspekte des „Kifferdaseins“ dieses Manko überdeckten.



Noch schlimmer war die Einschränkung in meiner Problemphase, in der ich durch das Kiffen (diesmal jedoch pur!) versuchte meine Realität auszublenden (später kam noch Speed hinzu, doch darauf gehe ich später genauer ein), was mir bis zu einem bestimmten Tag auch gelang. Dennoch veränderte mich die Droge, denn ich bemerkte eine extreme Launenhaftigkeit, welche sich in über-emotionalen Reaktionen an meiner Umwelt (ausgelöst durch banale Ereignisse, wie die übermäßige Freude über neuen Stoff oder eine kleine Meinungsverschiedenheit mit meiner Mom) zeigten. Zwischen den einzelnen Phasen herrschte meist generelles Desinteresse an Allem, sowie eine grundlegende „Alles-egal-Stimmung“. Glücklicherweise konnte ich den Zug rechtzeitig stoppen, bevor er den Abgrund hinunterstürzen konnte und ich bin heilfroh, nicht zu wissen, wie tief der Fall gewesen wäre! (Wie gesagt, diese Geschichte wird am Ende nochmals detailliert beschrieben!)



Sozialer Schaden: Auch dieser Aspekt sollten Kiffer (und solche, die es werden wollen) nicht vernachlässigen. Ein täglicher Konsum führt nicht selten zu einer Abschottung von der Realität. Gerade wenn es mal nicht so läuft im Leben (Stress in der Schule/am Arbeitsplatz/mit dem/der Freund/-in usw.) bietet Cannabis einem (zumindest ging es mir so) die „Flucht ins psychedelische Reich“. Dadurch gibt einem die Droge ein paar Stunden Ablenkung vom tristen Alltag und führt gleichzeitig dazu, dass man sich immer mehr von der Realität entfernt.



Aber auch ohne persönliche Probleme passiert es nicht selten, dass Kiffer sich von Rest abschotten. Gerade wenn man regelmäßig im Freundeskreis zusammen konsumiert, entsteht schnell ein gewisses Gruppengefühl untereinander und man distanziert sich ganz bewusst von „den Anderen“. Oft entsteht das Gefühl, dass die Droge einem etwas gibt, was den anderen fehlt, wobei (spätestens nach den ersten Wochen) ein Gegenteiliger Effekt auftritt, was einem jedoch nicht bewusst ist. Erst eine Konsumpause zeigt einem dann doch, was einem die ganze Zeit über genommen wurde (Energie, Lebensfreude, positive Einstellung usw.).



Abhängigkeitspotential: Diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten, bzw. wird bei den meisten Angaben dazu im Internet ein wichtiger Faktor vernachlässigt, der aber eine große Rolle spielt: Der Tabak! Die gängige Konsumform in Europa ist es, das Cannabis mit Tabak zu „strecken“, wodurch jedoch nicht bloß ein veränderter Rausch („Nikotin unterdrückt die THC-Wirkung, während THC die Nikotinwirkung steigert“/Quelle: Drugscouts), sondern auch ein massiv gesteigertes Abhängigkeitspotential (gerade für Nicht(tabak-)raucher) entsteht.



Ich selbst habe beide Räusche zur Genüge kennengelernt und kann dies bestätigen! Durch den Tabakkonsum (zunächst nur in Joints, später auch als Kippe) wurde ich verstärkt „Rauschgeil“, was dazu führte, dass ich (trotz meines damaligen stabilen Umfeld) regelmäßig konsumierte. Selbst in der Schule bekam ich manchmal einfach Bock auf 'nen „Jay“, was mich gelegentlich auch nervös machte, aber hauptsächlich dafür sorgte, dass ich dem Unterricht nicht mehr folgen konnte.



Nachdem ich den Tabak aus meinem Leben verbannt hatte, trat dieser Effekt (mit Ausnahme meiner Problemphase) nicht wieder auf. Ich denke, dass Cannabis pur einem Menschen, der mit beiden Beinen im Leben steht und seine Probleme im Griff hat, keine Schwierigkeiten bereiten wird, da der Rausch viel zu anstrengend ist, als dass man ihr in seinen (funktionierenden) Alltag einbauen könne. Man sollte dennoch aufpassen, dass die Droge keine Auswirkungen auf den Alltag hat, da die Probleme sonst schneller kommen, als einem lieb ist!





Tabak



Obwohl ich den Tabak im letzten Abschnitt sehr negativ dargestellt habe, bin auch ich dem Zigarettenkonsum eine Zeit lang verfallen. Nachdem meine einjährige Graspause begonnen hatte, bemerkte ich Rasch die Lücke, die der fehlende Konsum hinterließ.



(Anmerkung an alle, die aufhören wollen: Lasst euch davon nicht beeindrucken! Ich weiß, es klingt scheiße, aber wenn man diese Phase einmal überwunden hat, erkennt man erst die vielen Vorteile seines neuen Lebens!).



Da ich weiterhin mit den gleichen Leuten abhing (ein Spiel mit dem Feuer!), merkte ich schnell, dass ich mich irgendwie beschäftigen musste, während die anderen kifften. So fragte ich einen meiner Kumpel, ob er mir etwas Tabak und Drehpapier geben konnte, damit ich mir 'ne Kippe rauchen konnte. So passierte, was passieren musste und ich wurde zum Raucher. Aber das war ja gar kein Problem, dachte ich mir damals, denn die Kippen behinderten mich ja nicht in meiner täglichen Arbeit (mit Ausnahme der stündlichen Konsumierung, welche stets etwas Zeit in Anspruch nahm), ganz im Gegenteil: Ich hatte vielmehr das Gefühl, dass ich leistungsfähiger wurde (was ja auch Sinn macht, da Nikotin die Konzentrationsfähigkeit erhöht)! So konsumierte ich munter weiter, bevor ich anderthalb Jahre später (in der Zwischenzeit passierte nichts Außergewöhnliches) symbolisch die letzte Kippe in der Mitte durchbrach und mit schwor, das Zeug nie wieder anzurühren (was mir bis heute gelungen ist!).



Physischer Schaden: „Rauchen ist ungesund!“ Diese Aussage wird jeder hier kennen und viele auch bestätigen können. Dennoch blendet der Raucher diese Tatsache gerne aus. Die Fakten über die Schädlichkeit von Tabakrauch schenke ich mir an dieser Stelle (ihr wisst es doch eh alle) und möchte nur noch ergänzend hinzufügen, dass sich die Auswirkungen besonders bei sportlicher Betätigung zeigten.



Psychischer Schaden: Mir persönlich ist kein Fall bekannt, bei dem Nikotinkonsum einen psychischen Schaden ausgelöst hat (wer mich eines Besseren belehren will, darf das gerne in den Kommentaren tun!). Dennoch könnte ich mir vorstellen, dass Nikotin eine bereits bestehende psychische Störung (z.B. Depression) weiter verstärken könnte, da es, bei mir, als Verstärker für die aktuelle Gefühlslage (positiv und negativ) gedient hat. Auch wenn ich während meiner Konsumphase keine ernsten Probleme hatte, sollte man dies dennoch berücksichtigen!



Sozialer Schaden: Praktisch nicht vorhanden, da Tabak eine gesellschaftlich akzeptierte Droge ist, welche in den meisten Situationen konsumiert werden darf, ohne dass man negativ auffällt (Nichtraucherbereiche ausgenommen).



Abhängigkeitspotential: Sehr hoch! Ich würde fast schon sagen, dass ich keine Droge getestet habe, bei der die Gefahr einer Abhängigkeit höher ist als bei Kippen (dazu zählen u.A. Kokain, Speed und MDMA). Zwar geschieht dies nicht so plötzlich, wie es einem von Mama immer erzählt wurde („Nach der zweiten Kippe bist du abhängig!“), aber sobald man einmal drinsteckt, ist eine dauerhafte Flucht ziemlich schwer. Alle Aspekte, auf die ich bisher eingegangen bin (kaum Beeinträchtigung für den Alltag, keine psychischer oder sozialer Schaden, usw.) unterstützen dies, was sie zu einer gefährlichen Droge macht.





Speed



Das beste kommt zum Schluss, heißt es ja immer! In diesem Kontext stimme zu, da ich bisher fast ausschließlich die negativen Aspekte meiner „Drogenkarriere“ hervorgehoben habe, doch diese sollen hier und jetzt ihren Höhepunkt erreichen!



Zum ersten Mal Kontakt mit Speed hatte ich mit 18 Jahren. Zum damaligen Zeitpunkt war ich relativ betrunken und gut bekifft mit einigen Freunden zu mir nachhause gefahren, da ich sturmfrei hatte. Die anderen waren zwar auch nicht mehr so ganz fit, doch mich hatte es besonders erwischt und ich wäre am liebsten sofort eingeschlafen. Doch dann holte ein Kollege bei dem Jungen unseres Vertrauens etwas Speed. Wirklich mitbekommen habe ich das erst, als die ersten Lines auf meinem Schreibtisch lagen. Mein Kumpel fragte, ob ich auch was wollen würde (die Anderen hatten teilweise schon vorher Speed probiert, jedoch auch nicht mehr als zwei Mal). Ich fragte, im betäubten Zustand des Halbschlafes, was das sei und er erklärte mir, dass das Speed sei, was mich wieder fit und munter macht. Eine so einfache Aussage mit verheerenden Konsequenzen, denn in meinem Zustand war mir alles recht. Also zog ich die erste Line meines Lebens. Anschließend (die Wirkung setzte noch nicht ein) begann ich mich mit meinen Freunden zu unterhalten, während die Gespräche immer lebhafter wurden. Ich war so im Gespräch vertieft, dass ich die Veränderung zunächst nicht wahrnahm. Erst nach der dritten Line, fragte mich mein Kollege, ob ich was merken würde und schlagartig realisierte ich, was gerade abging: Ich war hellwach und super gut gelaunt, der Alkohol und das Gras wirkten wie weggeblasen! Erstaunt teilte ich meinen Kollegen diese Nachricht mit, welche sich über meinen drastischen Stimmungswechsel mindestens genauso erfreuten wie ich. Zwar endete der Abend in dem schlimmsten Kater meines Lebens („Niiiieee wieder Alkoohool“), da sich nach einiger Zeit, als das Pep nachließ, der Alkohol zurückmeldete und das Ganze mit doppelter Wirkung, aber dennoch speicherte ich das Ganze als positive Erfahrung ab!



Knapp ein Jahr später konsumierte ich auf einer Party („Afterhour“) erneut Speed, doch diesmal nüchtern (nur leicht übermüdet) und war überwältigt. Eine Droge, welche mir diese Energie gab ohne meinen Kopf zu zerficken (sorry^^) konnte doch nicht so schlimm sein, oder? So dachte ich es zumindest in dieser Nacht (natürlich vollkommener Schwachsinn, aber so was fällt einem oft erst später ein!)



In den Folgemonaten durchforstete ich das ganze Internet nach Informationen über Speed, da ich wissen wollte, was genau in meinem Körper geschah (seltsamerweise war diese Neugier bei keiner anderen Droge so früh gegeben, sodass ich mich über die anderen vier erst im Nachhinein informierte). In der Zwischenzeit konsumierte ich an fast jedem Wochenende Speed und das nicht zu knapp. Mir machte einfach alles Spaß, solange ich drauf war (zum Glück ist das Kapitel vorbei!!!). Der Wochenendkonsum legte sich jedoch überraschender Weise nach zwei Monaten wieder, sodass der Spuk zunächst ein Ende nahm, bevor er ernsthafte Konsequenzen nach sich gezogen hätte (viel gefehlt hat nicht mehr, das könnt ihr mit glauben!).



Nachdem die Phase der wöchentlichen Afterhour (wir konsumierten stets nur auf diesen Partys, keiner weiß so wirklich, warum wir nicht einfach auf normale Techno Partys gegangen sind) vorbei war, verschwand das Speed zunächst aus meinem Leben. Zwar brauchte mein Körper einige Wochen, um wieder fit zu werden, aber das Verlangen nach der Substanz blieb aus (die Konsumphase hatte ungefähr den Stellenwert wie ein richtig geiler Urlaub. Ein paar Wochen mal Abschalten und das Leben genießen, doch dann ging das Alltag wieder los).



Nachdem ich zwischenzeitlich noch vereinzelt mit Speed in Kontakt kam (auch hier nur einmaliger Konsum, ohne ernste Konsequenzen), sollte ein Abend zu meinem vorzeitigen Verhängnis werden! Dadurch, dass ich mein Studium abgebrochen hatte (weniger aufgrund von Drogen, sondern mehr aufgrund von mangelndem Interesse. Heute bereue ich die Entscheidung kein Stück!) saß ich den ganzen Tag zuhause und langweilte mich. Anstatt mich um meine Zukunft zu kümmern, befand ich mich gerade mitten in meiner Problemphase, welche darin bestand meinen tristen und planlosen Alltag mit Gras auszuschmücken, um so den Tag einigermaßen herumzukriegen. Es war der bekannte Teufelskreis, den ich beim Alkohol bereits erwähnt hatte, doch als ich eines Abends gegen halb neun zu dem Jungen meines Vertrauens fuhr, um mir meine Tagesdosis Grünzeug abzuholen, sollte sich alles noch verschlimmern. Zur Erklärung: Der Junge ist seit einigen Jahren Speed abhängig, was ihn zu einem recht abgedrehten Zeitgenossen macht. Meist war er auf Sendung wenn man vorbeikam, was man daran merkte, dass er ziemlich schnell laberte und sich dabei häufiger versprach. Als ich ihn diesen Abend besuchte, stand er gerade auf (nach 18 Stunden Schlaf, wie er berichtete) und öffnete mit einem ziemlich verpennten Gesicht die Tür und ließ mich herein. Er sagte mir, ich solle kurz Platz nehmen, er müsse mein Zeug noch abpacken. Nachdem ich mich auf seiner Couch niedergelassen hatte, legte er zunächst eine Bahn (geschätzt 6cm mit der Breite eines Fineliners!) auf dem kleinen Handspiegel, der sich auf dem Wohnzimmertisch befand und zog sie in einem Zug weg. Ich beobachtete das Ganze fasziniert, dachte mir aber nix weiter dabei. Anschließend blickte er zu mir rüber und fragte nur verdutzt: „Ähhhh, willst du auch was?“, woraufhin ich überrascht meinen Kopf zu ihm wand und „Ja!“ antwortete, ohne wirklich darüber nachzudenken (war immernoch ein wenig bekifft und begriff selbst nicht ganz, was gerade abging). Prompt legte er mir eine Line so groß wie seine auf und ich Trottel dachte mir nichts dabei und zog sie ebenfalls komplett weg. Im Anschluss erhielt ich mein Gras, verabschiedete mich und machte mich zu Fuß auf dem Heimweg.



Während ich durch die Nacht spazierte, bemerkte ich wieder dieses Gefühl, welches länger nicht gespürt hatte und ich atmete die kühle Nachtluft tief ein und aus: „Gott, fühlt sich das gut an!“, dachte ich mir und beschleunigte meinen Schritt, da nichts und niemand mich aufhalten konnte. Ich schaffte den Weg nachhause in 15 Minuten (normalerweise brauche ich 25 Mins), doch als ich die Tür aufschloss, stand meine Mom in der Küche und schaute mich verdutzt an: „Wo kommst du denn her?“, fragte sie. „War bei der Bank. Handy aufladen. Gute Nacht!“, sprudelte es nur so aus meinem Mund und ich ging zügigen Schrittes nach oben in mein Zimmer. Ich widerstand dem Versuch mich umzudrehen, doch ich war sicher, dass meine Mom mir verdutzt hinterher geguckt hat. In meinem Zimmer zog ich zunächst meine Sachen aus und setzte mich an den Laptop, um mich meinem üblichen Abendprogramm auf YouTube zu widmen. Jedoch bereiteten mir die Videos keine Freude (naja, sonst eigentlich auch nicht wirklich, aber da war es mir egal), da mir zehntausend Ideen durch die Kopf schossen, was man so alles tolles machen kann. So verbrachte ich die gesamte Nacht damit, das Internet zu durchsuchen: Sämtliche Drogenaufklärungsseiten, das LdT, die Drugscouts und Wikipedia nahmen die meiste Zeit in Anspruch. Die Zeit verging wie im Flug und ich hatte einen Heidenspaß, bis irgendwann am Morgen die Wirkung abflaute und ich mich schlafen legen wollte, doch Fehlanzeige! Da dachte ich mir plötzlich: „Naja, manchmal muss ein Mann tun, was ein Mann tun muss!“ und legte selbst Hand an (ihr wisst Bescheid^^). Danach fühlte ich mich wie ein Bär, dem man eine Betäubungsspritze injiziert hat. Zunächst unfähig mich zu rühren, drehte ich mich langsam zur Seite und beschloss ein Köpfchen zu rauchen, um einschlafen zu können. Das klappte sogar, obwohl der Schlaf insgesamt unruhig war.



(Anmerkung: Ich merke selber, dass dieser Teil etwas ausführlicher und detailreicher geschrieben ist, als der Rest! Ich denke aber, der Anfang ist hier besonders wichtig, da er erläutert, wie es zu einer Abhängigkeit kommen konnte!).



Der nächste Tag verlief richtig beschissen, da mein Körper sowohl ausgelaugt von Speed als auch völlig durcheinander aufgrund des veränderten Schlafrhythmuses war (hatte von 7 Uhr morgens bis knapp 12 Uhr Mittags geschlafen). Ich realisierte aber, dass mir das Speed die Nacht zum Highlight gemacht hatte und mich knapp 8 Stunden lang beschäftigt hat, bevor ich mich der Müdigkeit geschlagen geben durfte. Im Gegensatz zu Gras blieb ich dabei jedoch kristallklar und registrierte jeden Input von außerhalb! So beschloss ich mir zwei Tage später einen ganzen Gramm (!) zu kaufen, aber nicht ohne das obligatorische Päckchen Weed dazu (zum Runterkommen). Zuhause wurde das Ganze auf einer alten CD-Hülle, welche ich vorher unter laufendem Wasser gewaschen hatte, verteilt (Paste, musste erst trocknen). Da ich die Zeit nicht nur herumsitzen wollte, beschloss ich schon mal einen Joint (Erinnerung: Ohne Tabak!) für später zu bauen. Nachdem dieser fertig war, legte ich ihn auf meinen Schreibtisch und begutachtete das Speed: Immer noch feucht! Ich beschloss das Ganze mit meiner Schreibtischlampe, welche relativ viel Hitze abgibt, zu beschleunigen, indem ich sie nah an die Hülle heranrückte und tatsächlich dauerte es nicht lange, bis die erste Line in meiner Nase verschwand.



(Anmerkung: Ich merke, wie mir das Schreiben dieser Zeilen immer schwerer fällt, da es das wohl dunkelste Kapitel meines bisherigen Lebens darstellt! Seid bitte etwas nachsichtig, wenn ich zu sehr ins Detail gehe, aber die Erinnerung wirren seit Monaten in meinem Kopf herum und warten nur darauf, endlich niedergeschrieben und hoffentlich für immer verbannt zu werden!)



Meine Tastatur lief heiß, so schnell hämmerte ich meine Finger auf die Tasten, mal auf der Suche nach Infos zu Drogen (wovon ich die Hälfte eh schon kannte, es aber trotzdem interessant war, sie nochmal zu lesen), mal auf der Suche nach 'nem Porno (hätte nie gedacht, dass das solange dauert, da keiner „gut genug“ war) und sonst auf Wikipedia, wo ich zufällige Artikel las, die mich sonst überhaupt nicht interessierten (ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich überhaupt irgendwas, außer den Drogeninfos, im Gedächtnis behalten habe oder ob das Ganze nur „im Moment“ interessant wirkte). Dabei stieß ich auf einen Artikel (ich glaube sogar im LdT), der den Mischkonsum von Speed und Cannabis beschrieb. Zwar kannte ich diese Kombination bereits von meinem ersten Mal Speed, doch damals waren die Voraussetzungen anders. So beschloss ich, den Joint, welchen ich mir zum Runterkommen aufheben wollte, direkt zu rauchen (hatte ja noch genug für später), was dem ganzen Trip eine interessante Note verlieh. Trotz meines täglichen Cannabiskonsums (bereits seit 3 Wochen) und einer entsprechend hohen Toleranz (ein pur Joint machte mich gerade so dicht, wie es andere von ein paar Zügen an einer Tabaktüte bereits werden) knallte der Joint rein, wie am ersten Tag. Da es beim pur Joint ein paar Minuten länger dauert, bis die Wirkung einsetzt (kein Nikotinflash), surfte ich zunächst normal weiter, bis ich kurz darauf merkte, dass ich mehr und mehr in eine Art „Trance“ abdriftete. Mein Blick blieb fest auf dem Bildschirm fixiert, doch mein Blickfeld füllte sich mehr und mehr mit kleinen Punkten, wie ich es von Cannabis kenne, jedoch viel stärker als sonst (Das Phänomen nennt sich Augenrauschen). Ich wusste, dass es nur noch eins zu tun gibt: Kopfhörer rein, hinlegen, Techno an, Augen zu...



Die folgenden Minuten lassen sich schwer in Worte fassen. Die Musik klang irgendwie „abstrakt“ (man hört die Töne nicht mehr im bekannten Kontext, sondern jeder einzelne Ton wurde als ein Element wahrgenommen. Meine Gedanken waren quasi abgeschaltet und ich existierte nur noch in der Musik. Es kam mir vor als würde ich das erste Mal in meinem Leben überhaupt Musik hören! Es war einfach nur unbeschreiblich. Das Weed puschte die Speed-Euphorie nochmal extrem in die Höhe, was ich sonst nur von Teilen kannte! Nachdem die Hauptwirkung des Weeds abgeklungen war, blieb eine „Restverklatschtheit“ zurück, welche ich mit einer weiteren Nase Speed geschickt ausglich!



Klingt doch bis hierhin alles cool, oder? Denkste! Denn dieses Muster sollte für die nächsten zwei Wochen mein Leben ausmachen. Ab und zu schlief ich, um Kräfte zu sammeln, achtete sonst auf eine gesunde (und vor allem vitaminreiche) Ernährung, in dem Glauben, dass das ausreichen würde, um den Speedkonsum auszugleichen (wie naiv war ich eigentlich? Im Nachhinein bin ich dennoch froh, wenigstens ein bisschen was für meine Gesundheit getan zu haben. Wer weiß, was sonst passiert wäre!).So verbrachte ich die Nächte (und teilweise auch die Folgetage) wach und konzentriert im Internet, wobei ich gelegentlich einen Joint dazu rauchte. Geregelte Schlafzeiten hatte ich nicht, was meinem Körper überhaupt nicht gefiel, da ich schlief, wann ich wollte! Natürlich reichte es nicht aus und so wurde meinem Körper mehr und mehr die Kraft entzogen, bis ich schließlich ohne meine Nase nach dem aufstehen zu nichts zu gebrauchen war. Die anfängliche Euphorie war verschwunden und auch das Weed wirkte nicht mehr so richtig (schwächer als vor dem Speedkonsum!), was dazu führte, dass ich mich veränderte. Ich fuhr alle Leute, die mir blöd kamen (dabei reichte eine komische Bemerkung meiner Mom schon aus!), an, was sonst so gar nicht meine Art ist (bin eigentlich ein äußerst freundlicher, offener und hilfsbereiter Freund, was mir meine Freunde immer bestätigt haben). Doch zu dieser Zeit brach ich langsam zusammen. Ich realisierte das erste Mal bewusst, in was für eine Scheiße ich mich da manövriert hatte, einen Zustand, den man seinem schlimmsten Feind nicht wünscht! Es folgten einige emotionale Ausbrüche und auch meine Eltern rafften langsam, dass irgendwas nicht stimmte. Niemandem erzählte ich davon (nicht mal meiner besten Freundin!), aus Angst, man würde mich „falsch behandeln“ (wie auch immer ich mir das vorgestellt habe, denn „falscher“ ging es nicht mehr!)



Als ich glaubte, es wäre vorbei, passierte etwas, das ich bis heute nicht glauben kann und was ich als kleines Wunder betrachte. Ich öffnete eines Morgens den Briefkasten (meine Eltern waren nicht da) und entnahm einen Brief, welcher mit einem Universitätssiegel versehrt war. Ohne es bewusst zu registrieren (war natürlich kaputt und wenig aufnahmefähig) öffnete ich den Brief und überflog ihn kurz. Als ich ihn gelesen hatte, verharrte ich und las ihn noch drei Mal, da ich glaubte zu träumen, aber es war kein Traum! In dem Brief stand, dass ich für das kommende Wintersemester an der Universität, an der ich mich für meinen Lieblingsstudiengang (vor einer gefühlten Ewigkeit) beworben hatte, angenommen wurde.



Ich ließ mich auf den Esszimmerstuhl fallen und fing sofort an zu weinen, wie ich seit Jahren nicht mehr geweint hatte. Es war eine Mischung aus Trauer, Freude, ja eigentlich allen Gefühlen gleichzeitig, die aus mir raus platzten, aber es fühlte sich gut an. Mein Leben ohne Sinn und Perspektive hatte endlich wieder einen Inhalt! Dieses Gefühl war mit keiner Drogeneuphorie zu vergleichen, denn es war echt und kam von Herzen. Ich ging zielstrebig in mein Zimmer, riss die Kiste mit meinem Geheimversteck auf und vernichtete alles, was sich dort befand, in der Toilette. Dabei verspürte ich keine Verachtung gegenüber der Substanz (wie es häufig der Fall ist), sondern Wut und vor allem Scham gegenüber der eigenen Person. Ich war mir selbst zum Opfer gefallen, hatte alle betrogen, besonders mich selbst und niemand wusste Bescheid (nicht mal ich selbst!). Ich guckte in den Spiegel (man sah ich kacke aus!) und sagte zu mir selbst, dass sich so was niemals wiederholen dürfe, bevor ich die letzten Reste meiner dunklen Vergangenheit mit einem Knopfdruck für immer vernichtete.





Epilog



Diese Zeilen niederzuschreiben war alles andere als einfach. Bitte seid mir nicht böse, aber aufgrund von der gewaltigen Länge des Textes verzichte ich auf die Bewertung des Speeds an dieser Stelle. Ich denke, es ist alles gesagt wurden!



Ihr solltet wissen, dass ich nie irgendjemandem davon erzählt habe. Ich habe mich zwar bei allen meinen Freunden und meiner Familie entschuldigt und mein Verhalten mit der Planlosigkeit, in der ich mich zu dieser Zeit befand, rechtfertigt, aber vom Speed wusste niemand (außer mein Dealer, aber der rafft eh nix mehr). Ich habe lange überlegt, ob ich es ihnen erzählen soll, hatte aber nicht den Mut dazu, meine Schwäche einzugestehen.



Der Grund, warum ich so einen gewaltig langen Text geschrieben habe, war also mehr intrinsischer Natur, denn ursprünglich war gar nicht geplant, dass Ganze zu veröffentlichen. Aber nachdem ich 2/3 des Textes bereits geschrieben hatte, beschloss ich, das Ganz als Langzeitbericht ins LdT zu stellen. Ich seid also die ersten, denen ich diese Geschichte erzählt habe.



Natürlich geht es mir heute viel besser, ich habe, wie bereits oben erwähnt meinen Konsum drastisch reduziert, da ich voll mit meinem neuen Studium beschäftigt, was mich so unglaublich glücklich macht, wie ich es nie von einer Bildungseinrichtung gedacht hätte! Hab ich früher während der Schulzeit noch scherzend behauptet, wie geil es wäre, nie wieder arbeiten oder zu Schule gehen zu müssen (Kiffer eben), ist mir in diesen zwei Monaten klar geworden, dass es nichts Schlimmeres auf der Welt gibt, als eine fehlende Perspektive für die Zukunft!



Ich habe natürlich für mich persönlich eine Analyse der vergangenen Erlebnisse gestartet, als ich mich wieder einigermaßen „sicher“ (psychische gesehen) fühlte und bin zu dem Schluss gekommen, dass die Umstände der Hauptauslöser für die Abhängigkeit gewesen sind. Ich habe deshalb auch ein paar Monate später nochmal Speed genommen, allerdings mit Freunden auf einer Party, was einen ganz anderen Effekt auslöste. Eine Abhängigkeit entstand zum Glück nie wieder!



Sicherlich fragt ihr euch, ob ich das Ganze bereue. Nun, das habe ich mich selbst auch schon gefragt und bin zu dem Entschluss gekommen, dass alles, was mich nicht umbringt, mich nur stärker macht! Das mag jetzt prollig klingen und ich würde für nichts auf der Welt diese Phase nochmal durchleben wollen, aber dennoch hat sie mir auf die schrecklichste und gleichzeitig einleuchtendste Weise verdeutlicht, was sich wirklich hinter einer Abhängigkeit verbirgt und auch wenn es vielleicht ein wenig utopisch für euch klingen mag, so hoffe ich nicht nur, nein ich bin mir sogar sicher, dass mir so etwas NIE WIEDER passieren wird!





Meine abschließenden Worte an euch: Danke! Danke! Danke, dass ihr euch die Zeit genommen habt, diesen Bericht zu lesen. Mir ist es eigentlich egal, wie ihr den Text bewertet. Ich kann gut verstehen, wenn einige sagen werden, er sei zu lang oder gehe zu sehr ins Detail für einen Langzeitbericht. Mit war es nur wichtig, das ganze von der Seele zu schreiben und wenn auch nur ein einziger Leser diesen Text bis zum Ende gelesen hat, würde mich das sehr ehren!



Macht's gut Leute und passt immer auf euch auf! :)