Langzeit-Berichte lesen

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Titel:Drogen(-misch-)Konsum seit ich 14 bin - Fluss des Lebens
Droge:Ecstasy
Autor:Amy321
Datum:25.05.2015 23:46
Nützlichkeit:7,23 von 10 möglichen   (48 Stimmen abgegeben)

Bericht::

Erstmal zu meiner Person : Ich heiße Amelie und bin 18 Jahre alt.

Das ist mein erster Bericht, wo anzufangen mit meiner Lebens- und "Leidens"-Geschichte?



Ich setze mich jetzt an einen Langzeitbericht, um meine Erfahrungen mit Drogen zu teilen. Es ist nicht nur das Ecstasy, welches ich konsumiere. Vor 4 Jahren hat es mit Cannabis angefangen, um der Realität zu entgleiten, aber dabei blieb es schnell nicht mehr.

Wie das so ist, falsche Kontakte, Naivität und die Gleichgültigkeit darüber welche Konsequenzen es haben könnte.



Ich war stark depressiv, an dieser Stelle muss es reichen zu wissen, dass in meiner Kindheit ein sehr enger Verwandter plötzlich verstorben ist und ich nirgends Halt bekam oder Hoffnung.



Dann kam ein fester Freund und ab dieser Lebensphase an habe ich begonnen mich zu älteren Männern mit Drang zum Drogen Konsum hingezogen zu fühlen. So gab es kleine Reisen auf Pepp, Silvester auf Kokain, Stunden zu Zweit auf LSD oder Pilzen und wann immer es gepasst hat ein paar Dinger.

Und immer von allem zu viel. Nicht so, dass ich auf einem Horrortrip gewesen wäre, war ich noch nie, aber so, dass man alles vergisst.



Im Allgemeinen empfinde ich Drogen als meine Freunde. Es ist definitiv so, dass sie mich (auf jeden Fall zum Teil) gerettet haben (vor mir selbst). Manchmal ist es nötig sein Bewusstsein zu erweitern, um die Welt als schönes Ganzes zu begreifen. Ich spreche jetzt natürlich insbesondere von psychedelischen Substanzen. Übrigens die mir liebsten Drogen. Ich liebe das unverfälschte Denken, das Gefühl wieder zum Ursprung allen Daseins zurück zu kehren und sich als Teil einer anderen Welt zu fühlen (ohne das ich jetzt dafür werben will, weil es ohne Zweifel unterschiedliche Konsumenten-Typen gibt).



Natürlich gab es auch schlechte Erfahrungen, selten ist jemand befreit von den Tiefs am "Tag danach" und so haben sie mich auch schon öfters runter gerissen. Das Gefühl alles würde sinnlos und eher quälend sein, weil man an die emotionalen Zustände "drauf" im Alltag nicht ansatzweise ran kommt. Auch wenn das, zugegeben, etwas pessimistisch klingt. Nur ich denke ich habe Glück, denn ich bin kein zu Sucht neigender Typ, zmdst. nicht stark, wann immer ich zu weit unten war, hat mir meine Vernunft befohlen mit dem Konsumieren erstmal aufzuhören und sobald der Entschluss gefasst war, fehlte es mir kaum.



Und so ist es seit Jahren, mal mehr mal weniger. Nur eines bedaure ich wirklich sehr, ich nahm mir den endgültigen Bezug zur Realität und Zeit. Ich finde es verrückt, wenn ich mir darüber bewusst werde, dass ich keine Möglichkeit mehr auf ein komplett normales Dasein ohne weitere Gedanken darüber habe.

Ich sehe mich um, in der Schule, und weiß nicht mehr, wie sich die Anderen fühlen, die nur diese eine Realität kennen, vielleicht nur in der abweichenden Form: alkoholisiert. Sie werden sich vermutlich niemals so, wie ich fühlen. Das soll jetzt gar nicht wertend sein, ich glaube ich würde das alles niemandem empfehlen, es erscheint mir, wie eine Einbahn-Straße. Stillstand ist möglich, aber Rückschritt, um eine andere Abbiegung zu nehmen, erscheint mir weit weg.



Ich sehe Drogen, als das, was sie sind. Nicht mehr und nicht weniger. Ich habe schon einige abschreckende Beispiele erlebt, ja, es ist ein Spiel mit dem Feuer, aber ich habe zu spielen gelernt, schon sehr früh. Wenn man weiß, wie man nicht werden will, dann kann man auch die Kraft haben, sich davon nicht gefangen lassen zu nehmen. Ich bin wirklich dankbar, dass selbst bei meinem high dose Verhalten noch nie etwas schlimmes passiert ist und ich (auf jeden Fall noch nicht) wahnsinnig bin.



Toi toi toi.



Rückblickend gab es für mich früher auch keine Alternative, das alles rührt aus einem tief verankerten Schmerz mit dem ich so nicht auf die Dauer hätte leben können. Drogen waren mein Therapeut und sind es mit Sicherheit auch immernoch.



Ich bin mir sehr Wohl bewusst darüber, dass das sicher teilweise recht hochtrabende Aussagen für mein Alter sind, ich will Drogen weder gut noch schlecht reden. Ich bin für beides nicht in der richtigen Position. Ich kann nur weitergeben, was mich mein Leben gelehrt hat. Ich hatte Hochs und Tiefs, aber kann jetzt schon die Prognose stellen, dass ich durch Drogen voraussichtlich niemals komplett abrutschen werde.



Und wo stehe ich jetzt im Leben?



Nächstes Jahr mache ich mein Abitur, auch voraussichtlich recht gut. Das ist mittlerweile meine Bedingung an mich selbst geworden: Die Parallelwelt darf nur weiterhin neben dem Alltag bestehen, insofern es sich gegenseitig nicht deutlich merkbar beeinflusst. Am Wochenende bin ich ab und zu auch gern in "ballerfreundlichen" Clubs zugegen. Dann unter der Woche wieder das vorbildliche Schulmädchen, der Kontrast überrascht mich immer wieder selbst, dass das funktioniert, Hörensagen haben mich eigentlich anderes gelehrt.

Ich habe eine einzige Freundin, zum Glück meine Beste, die dem gegenüber ähnlich eingestellt ist. Ansonsten begegne ich in meinem Umfeld nur Männern, die auf den Konsum wirklich klar kommen. Ich kann nicht pauschalisieren, aber das ist eine weitere Beobachtung, über die ich mir ab und zu Gedanken mache. Es sind neue Drogenerfahrungen, wie etwa mit MXE, Ketamin und 2C-B dazu gekommen, allesamt ganz besondere Erfahrungen, die ich mit Menschen, die ich liebe an Orten, die schön sind gemacht habe und nicht missen will.



Meine Zukunft?



Ich nutze meine Jugend für solche ausschweifenden Erlebnisse, aber das ist begrenzt. Ich will irgendwann umher reisen und von den neuen Eindrücken so berauscht sein, dass gar keine Drogen mehr nötig wären um diese Augenblicke zu verbessern. Ich will Familie und muss bei dem Gedanken, was meine Kinder dann niemals über mich erfahren dürfen, fast schmunzeln.



Ich bin ein Träumer und habe Zuversicht, aber empfinde auch ehrliches Mitleid für diejenigen, die an den Drogen zugrunde gehen. Ich kann es verstehen und wünsche abschließend jedem hier nur das Beste und genügend (Willens-) Kraft, Herr darüber zu werden.



Keine Ahnung, wer ich heute ohne wäre, aber ich befürchte fast, mir würde vieles fehlen, was mich heute ausfüllt und zu einem eigenständigen kritisch reflektierenden toleranten Wesen macht. Ich hatte viel Glück und hoffe, dass es auch so fortdauern wird. Man kann auch einfach Pech haben und an was schlechtes geraten oder Lebensumstände "erfordern" eine Flucht, die sich verliert.



Ich hoffe der Bericht war hilfreich, alles Gute euch anderen Usern da draußen!