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Titel:“Mein psychedelisch, opioider Frühling”, O-Desmethyltramadol
Droge:Heroin
Autor:Svastika
Datum:27.01.2017 12:34
Nützlichkeit:8,48 von 10 möglichen   (61 Stimmen abgegeben)

Bericht::



Mein psychedelisch, opioider Frühling”, O-Desmethyltramadol (O-DSMT)





Weave a circle round him thrice,

And close your eyes with holy dread

For he on honey-dew hath fed,

And drunk the milk of Paradise.

Samuel Taylor Colerigde, “Kubla Khan”




Einleitung



“It was like I found my personal heroin.” Immer wieder dachte ich an diesen Satz, ich weiß nicht ob ich ihn irgendwo gelesen habe, oder in meinem Kopf selbst kreiert, aber er wiederholte sich mit fortschreitendem Konsum dieser Substanz stetig und konsequent - wie ein fernöstliches Mantra.



"You lay it all out - measure the weight, solve it in hot water, let the syringe do its work and then - shoot it with your favorite song playing… Get rid of the the hygienic issues fast and lay down as fast as you can. And then, after a few minutes, the real music starts..."



Wie ich meinen Notizen halbwegs zuverlässig entnehmen kann, fing ich vor ungefähr fünf Wochen mit dem intensiveren Konsum an. Zuvor gab es natürlich den ein oder anderen Gelegenheitskonsum, auf Opis war ich sowieso (eine Weile sogar tatsächlich wegen medizinischer Gründe). Deswegen verbrachte Ich zuerst so einige Wochen auf Tilidin, als die Ärzte mich aber immer wieder darum betteln ließen sagte ich mir schließlich “Scheiß auf die Ärzte, nimmste’ einfach wieder Kratom” - das empfinde Ich sowieso als stärker, der einzige Nachteil war, dass es im Gegensatz zu Tilidin nicht umsonst war. Geklappt hat es trotzdem. Vor ungefähr zwei Jahren hatte Ich schonmal verhofft in den Genuss dieses Juwels von O-Desmethyltramadol zu kommen, damals wurde es mir jedoch verwährt weil der Batch letztendlich fake war. Dieses Mal sollte es anders werden. Zu meiner opioiden Vorbelastung sei noch gesagt, dass ich wusste wohin mich Opioide bringen sollten, und eben auch jenes verlangte werden sollte. Den Gedanken, “Opioide verstanden zu haben”, hatte Ich zwar schon zu meinen anfänglichen Zeiten damaligen Tramadolkonsums, jedoch war es ein Gedanke dessen Anspruch man später immer wieder nach oben korrigieren musste. Dies gipfelte in einer Erfahrung mit 20mg Morphinsulfat rektal, die mir damals die intensivste opioide Erfahrung, und vielleicht bis heute “reinste”, beschert haben. In diesem Rausch erlebte ich die schon so oft beschriebene “Mutterleibserfahrung”, welches bis heute auch die einzige Erfahrung ihrer Art blieb. Die Weichen waren also schon gestellt..



Der Konsum.



Dann kam der erste Konsum, dieses Mal vernünftig. Vernünftige Dosis, vernünftige Konsumform - rektal. Wie ich meinen damaligen Konsum empfand, kann man sehr zuverlässig in “Junky” nachlesen. In den Träumen und Visionen dieser Substanz, eint sich die Prosa all meiner literarischen, sowie philosophischen, weniger moralischen, Vorbildern - Hunter S. Thompson. William S. Burroughs. Terence McKenna. Dr. Timothy Leary, Oscar “Zeta” Acosta, ... Es war großartig. Und es blieb nicht beim ersten Konsum. Hohe Dosen wie 95mg in Zeiten in denen meine Toleranz relativ gering war, konnten alles heilen - just hit it. Gedanken, die in unfassbarer Intensität kreativ meilenweit abschweiften, die Intensität überbot sich daraufhin noch einmal selbst und promt war man dem Zustand des Noddens verfallen und erlebte die wahrhaft fantastischen Welten eines persönlichen XANADUs. 77mg - Im Moment in dem die Spritze leer ist, fühle ich es. Meine Augenlieder werden wärmer, jedoch erledige ich schnell die hygienischen Pflichten und gleite wieder in mein Bett. Plötzlich zwingt sich meiner Wahrnehmung der Text der Musik auf, die gerade spielt. Es ist “Freedom ain’t what it used to be” von Djali Zwan..:



look before you leap/ watch the company you keep/ never fall asleep/ 'cause the ocean's too deep/ look before you leap/ watch the company you keep/ never fall asleep



Welch unvergleichliche Lyrik. Übertragbar auf viele Dinge, denke Ich, besonders auch auf meine Situation derzeit, was ich bald lernen sollte. Aber noch war dem nicht so. Ich ging spazieren und hörte seit langem Mal wieder Nirvana, streute Mohn in die Welt und alles war perfekt. Vorallem begleitet von schweren Hasch- und Grasschwaden. Dann war alles, umso perfekter. Anstatt direkt heimzufahren nachdem ich meine Lust auf einen Burger gewähren lies, ließ ich mich dieses Mal spontan am Ufer des Rheins nieder. Mein persönlicher Ganges, bis jetzt konnte ich mich zumindest was die Wahl des Wohnorts angeht, seiner Anziehungskraft nie entreißen. Ich aß und meditierte anschließend zum Gayatri Mantra, dem heiligsten aller Mantren innerhalb des Hinduismus. Und so sehr ich mich nach spirituellem oder außerweltlichem Heil sehne, die Motivation zum meditieren finde ich selten. Auf O-Desmethyltramadol fand ich sie. Bang bang, you shot me down. Und schafft man es die Nodding-Welle perfekt zu surfen, so kann man zum Teil noch drei bis vier Stunden nach dem ursprünglichen Flash smooth die Wellen reiten. Einmal schwamm ich dafür acht Stunden nach einer Einnahme nochmal ins Meer hinaus, jedoch muss das keinen kausalen Zusammenhang gehabt haben. Während ich gerade an einem Bild male, ruft mir eine angenehme Wärme in meinem Gesicht den Konsum zurück in Erinnerung. Das Nodden steigerte sich in unermessliche Höhen, sodass ich einmal tatsächlich davon aufwachte, mit meinem Gesicht auf dem Bild aufgeschlagen zu sein - noch mit der Feder in der linken und dem Tintenfass in der rechten Hand.



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Der Dauerkonsum.



Der Dauerkonsum packte mich wie nicht anders zu erwarten war permanent in diese wundervolle Welt - diese Welt, in der jede noch so unscheinbare Inspiration im Alltag zur stundenlangen Muße kreativen und produktivem Denkens werden kann. Ich malte Bilder wie ich sie zuvor selten gemalt hatte, und generell schien mir jede Zeit unter dem Einfluss von O-Desmethyltramadols, die Ich nicht mit kreativen Dingen verwendete, wie verschwendete Zeit. Aber nunja, dass sich Dauerkonsum und Opioide nicht besonders gut vertragen dürfte ja hingegenwärtig gut bekannt sein. Durch vereinzelte, merkwürdige Symptome und dann jenen, die derer einer Entzugssymptomatik schlicht glichen, erkannte ich dann letztendlich auch, dass ich zu diesem Zeitpunkt schon relativ drauf sein musste. Jedoch waren seit dem Erstkonsum auch schon fünf Monate vergangen und in der letzten Periode vor dieser Erkenntnis konsumierte ich es zwei- bis drei Wochen nahezu täglich. Und ein besonders lehrreicher Moment, sowie gleichzeitig drastischer Wendepunkt bezüglich meines Konsummuters, bleibt folgender: Ich litt eines Tages an diversen Dingen, Stress durch die bevorstehende Prüfungsphase, der Erkenntnis die Potenz von O-Dsmt unterschätzt zu haben und anderweitig emotional schwierigen Dingen und Umständen. Mir war bewusst, dass der Gedanke daran ob ich meinen Schmerz im Moment durch O-Dsmt beseitigen könne, ein negatives Ergebnis haben könnte. Davon abhalten genau dies zu tun konnte mich diese Gewissheit jedoch nicht, und.. was soll ich sagen? Die Angst, der Stress, die Ratlosigkeit.. waren weg. Und machten zuverlässig wie gewohnt Platz für eine Welt in der ich mehr Ich selbst sein konnte. In eine Welt in der ich den Nutzen und die Konsequenzen meines alltäglichen Unilebens immer wieder in Frage stellte - etwas positives. Aber erst dieser Alltag macht mir eine Sucht wie diese möglich, ein Teufelskreis. Nichtsdestotrotz, diese Anekdote ist eben genau der Punkt, an dem der Konsum einer Substanz gefährlich wird. Beziehungsweise, gefährlich solange man sich nicht in die Abhängigkeit eines hochpotenten Opioids stellen will - und allein der Preis der Substanz machte jeden Willen zunichte. Ich habe ihn trotzdem billigend in Kauf genommen, das muss jeder interpretieren wie er will. Wieso nicht? Auf O-Desmethyltramadol war mein Leben eine Leinwand die ich bemalen konnte. Solange es nicht ausgeht.



Als ich einem Freund von den Tagen des qualvollen Absetzens erzählte, erwiderte er lediglich trocken “ein weiser Mann hat mal gesagt, wie unnötig es sei auf das Abdosieren zu verzichten” - und sich somit einem kalten Entzug zu stellen. Der Grund warum er eben jenen Satz erwiderte war der, dass ich jener “weiser” Mann gewesen war. Doch ein weiser Mann kennt keine Gier, Ich schon. Und so schloss ich halbherzig mit dem ersten Versuch eine Pause einzulegen nach drei Tagen ab. Halbherzig deshalb, weil ich nach drei konsumfreien Tagen schon keine Lust mehr hatte… wieso auch? Ich hatte letztendlich ja noch genug. Also wieder 80mg, also wieder malen, also wieder Künstler sein, in der eigenen Welt aus Watte. Die darauf folgenden zwölf Tage waren relativ einschneidend für, naja für was.. letzten Endes vorallem für mein Konsummuster. Am Tag nach meinem “Rückfall” konsumierte ich nichts, am Tag darauf 80mg und malte wieder. Danach wieder ein Tag Pause, daraufhin wieder Konsum. Am Tag darauf erneuter Konsum, daraufhin wieder, dann mal wieder ein Tag nicht. Am darauffolgenden Tag wieder Konsum, jedoch sollte später am Abend noch ein Trip stattfinden. Ich war bis zuletzt gespannt wie sich meine aktuelle, opioide Situation darauf auswirken würde. Doch der Trip verlief wundervoll, wie trippen nunmal so ist - jedoch war es wesentlich introspektiver als sonst, und daher auch wesentlich persönlicher als sonst. Ich dachte auf jeden Fall viel über mich und mein Konsumverhalten nach, ohne dass es den Trip negativ beeinflusst hätte. Da wir vor dem Trip ein wenig Methamphetamin genascht hatten konnte ich nicht schlafen, und machte mir wenig später den nächsten Schuss während mein Gast friedlich schlief, wieder einmal 70mg. Ich beendete mein aktuelles Bild und fing daraufhin gleich mit dem nächsten an, dem vorerst Letzten meiner “O-Dsmt”-Reihe, “#4” - nicht zuletzt weil ich meine Vorräte drastisch schwinden sah und zusätzlich auch spürte. Um Terence McKenna zu zitieren, “Psychedelics are the doorway to creativity” - was lag also näher als die verbleibenden 310mg in den folgenden vier Tagen konsequent leer zu konsumieren, zum Abdosieren hätte es sowieso kaum noch gereicht. Von den vergangenen zwölf Tagen hatte ich an acht davon konsumiert. Und da war es also, mein kleines - nicht ganz leeres - Gläschen O-Dsmt.



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Der Entzug.



An Tag eins war es, naja, die Hölle. Ich kannte zwar den Schrecken der Erkenntnis “drauf” zu sein, den Schrecken des Entzugs einer solch potenten Substanz kannte ich aber definitiv nicht, wie mir bereits zu Tag eins schmerzlich bewusst wurde. Klar, mir war auch schon vorher der Fehler unterlaufen eine Substanz zu sehr in meinen Alltag integriert zu haben, seien es Upper, Opioide oder Benzos - you name it. Doch sowie bei Kratom als auch beim Tilidin, dosierte ich mich immer halbwegs vernünftig ab wenn sich meine Bestände dem Nullpunkt annäherten, bei Tili fand ich das überraschenderweise sogar wesentlich einfacher als bei Kratom - rückblickend weiß ich jetzt, dass Kratom bei mir nicht nur stärker wirkt und auch was die Analgesie angeht potenter ist, sondern dass es eben auch schwieriger ist den Kratom- und nicht den Tilidinkonsum einzustellen. Und ja, selbst bei den Benzodiazepinen habe ich es geschafft, mich wenn auch nur von einer “kleinen” Abhängigkeit, so pedantisch runterzudosieren, dass sämtliche Berichte über den Horror eines Benzoentzugs danach damals maßloß übertrieben schienen. Nun, dass Absetzten und Abdosieren nunmal zwei völlig unterschiedliche Paar Schuhe sind brachte mir das O-Desmethyltramadol gerade mit akkurater Präzision bei. Ich entschloss mich die Kratomdosen erstmal auf täglich zweimal zu erhöhen, und damit konnte ich die körperlichen Entzugssymptome auch ziemlich gut in den Griff bekommen, 400mg Flupirtin retardiert wirkten dann ebenso nochmals Wunder. In einer klugen nächtlichen Minute hatte ich es die Tage zuvor irgendwann noch geschafft mir einen kleinen Bestand Lyrica ins Haus kommen zu lassen, davon 300mg nahmen dem Ganzen ein weiteres Stück seines schrecklichen Kuchens. Aber innerhalb weniger Stunden dachte ich daran schon kaum noch, weil es die Psyche war, die diesen Entzug gerade so unangenehm machte. Viel mehr kann ich dazu eigentlich auch nicht mehr schreiben, außer dass mich eine etwas höhere Dosis als sonst an Benzodiazepinen wenigstens relativ zügig einschlafen ließ. Mir war jedoch auch direkt bewusst, welche schmerzhaften Auswirkungen diese Umstände auf meinen Cannabiskonsum haben werden, und das bei meiner derzeit eher desaströsen Versorgungslage.



Am zweiten Tag erwachte ich aus wenig erholsamen Schlaf mit denselben Symptomen wie denen, die am Tag zuvor so schön mit der Tür ins Haus gefallen waren: Gliederschmerzen, wechselndes Heiß-Kalt-Empfinden, außerdem das Zittern vor innerer, eisiger Kälte. Nach der Entzugsmedikation von ~4g Kratom und 150mg Lyrica war ich zumindest jedoch wieder fähig, mich für 1 ½h in ein Tutorium zu quälen. Quälen, weil ich gegen Ende dieses Tutoriums die Sekunden zu zählen begann bis ich endlich wieder ein wenig Lyrica nehmen konnte, im Nachhinein kam mir die Idee mich in die Uni zu quälen sowieso unfassbar dämlich vor. Das soll gleichzeitig auch ein bisschen den Grad der Intensität meines Entzuges charakterisieren, da ich eben nicht in Embryonalstellung verfallend, 24/7 scheißend und kotzend irgendwo rumlag. Trotzdem scheiße, allemal. Abends wieder das selbe Programm wie zuvor, wiederholte Kratomdosis und 150-300mg Lyrica, sowie ein wenig Etizolam (~2mg). Besonders das Lyrica, so empfand ich es zumindest, ballerte mich derart um, dass für Entzug nur noch wenig Platz blieb. Nicht, dass dieser Zustand dadurch genießenswert oder sonst irgendwie positiv wurde. Es war mehr ein “absolutes Scheißgefühl”, das man durch ein “partielles Scheißgefühl” ersetzen konnte.

Der dritte Tag war dummerweise ein Freitag, und wir hatten schon lange geplant, dass an diesem Wochenende drei Freunde vorbeikommen sollten - glücklicherweise hat sich die Situation dann zumindest noch dahingehend entschärft dass ich nach meiner “Entzugsmedikation” eigentlich erstmal beschwerdefrei blieb. Nach dem zweiten Tag des Entzuges hatte ich nicht mehr geglaubt, dass es schon am Tag darauf derart besser sein würde. Abends das selbe Programm wie schon eben beschrieben, nur dass durch die zusätzliche Anwesenheit guter Freunde so ziemlich alles in seiner Gänze nochmal ein gutes Stück positiver wurde.

Nämlich dermaßen heilsam, dass ich mir am (nun schon vierten) Tag des Entzugs nach der morgendlichen Medikation durchaus zutraute mit den anderen am Abend zu Trippen. Da wir uns für den Konsum von 2C-B entschieden hatten kam mir die Wahl der Substanz so gesehen auch ziemlich entgegen. Außerdem hatte ich keine akuten Beschwerden mehr solange ich das Kratom morgends nahm. Und mein Güte, wie Psychedelika einen doch immer wieder überraschen können! Ich hatte einen wunderschönen Trip von gerade mal 10mg des Hydrobromids nasal, dieser war jedoch so unsignifikant, dass ich letztendlich mein Bild von 2C-B vorerst mal wieder über den Haufen werfen kann. Ich denke dieses Gefühl im Bezug auf das Verständnis gewisser Substanzen werden hier viele kennen. Ich musste überraschenderweise nicht kotzen, wie sonst immer! Und 2C-B ist bis jetzt auch das einzige assoziative Psychedelikum was mir bis heute begegnete, von welchem ich überhaupt kotzen musste, naja mich hats gefreut. Aber im Verlauf des Trips hatte ich meine Augen fast schon so sehr geschlossen wie bei einem Trip auf dissoziativen Psychedelika. Dazu boten sich mir vor innerem Auge wunderschöne Visionen von Welten, Menschen, sowie völlig surrealen Erscheinungen. Öffnete ich meine Augen doch einmal, so bot sich mir der übliche Blick auf die Welt wie ich ihn schon zuvor unter dem Einfluss von 2C-B kennenlernen durfte. Um hier nicht allzusehr abzuschweifen, auch dieser Trip hat mir glaube ich unglaublich gut geholfen in Bezug auf meine Entzugsproblematik. Die Bilder oder Welten oder Visionen die Ich sah, standen inhaltlich nicht in direktem Bezug zu mir selbst, der Trip gab mir viel mehr einfach aus sich selbst heraus wieder Kraft Ich selbst zu sein.

Am fünften Tag waren meine physischen Symptome schon so ziemlich verschwunden, abgesehen von der täglichen, jedoch wieder einmaligen Dosis Kratom die Ich eben weiterhin einnahm.



Am Tag darauf stellte ich ebenso ernüchternd fest wie ich meinen Notizen entnehmen kann “Keine Symptomatik. Konsum wieder möglich. Der Nachschub muss ja morgen oder übermorgen kommen”. Für Nachschub war nämlich schon wieder gesorgt worden, und falls das jetzt jemanden überrascht, dem sei gesagt dass man diesen Entzug nie aus der Perspektive einer resultierenden lebenslänglichen Abstinenz zu sehen hatte. Ich wollte eben einfach nicht mehr drauf sein und auch nicht wieder so schnell drauf kommen. Meinen Spaß mit O-Dsmt wollte ich allerdings trotzdem. Den Entzug hatte ich mit einer letzten übrigen Dosis von 70mg im Regal durchgestanden, weswegen ich zu anfangs “nicht ganz leer” geschrieben hatte. Das mag erwähnenswert sein, jedoch weise ich von mir dies getan zu haben um mir selbst irgendetwas zu beweisen, nein,.. vielmehr wollte ich nicht die Qualen des Entzuges durchgemacht haben nur um am Ende ohne Belohnung auszugehen.



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Der Gelegenheitskonsum.



Das erste Mal konsumierte Ich dann nach acht Tagen wieder. An diesem Tag erfuhr Ich zufällig erst in der Vorlesung in die Ich gerade verstpätet eingetroffen war, dass in Markus Bergers neuem Buch “Changa - Die Rauchbare Evolution des Ayahuasca” mein hiesiger Tripbericht “Psychedelik Crack” tatsächlich darin veröffentlicht wurde. In seiner Gänze! Ich hatte ihm diesen circa zwei Jahre zuvor mal zugespielt, als er anfing das Buch zu schreiben und um Erfahrungsberichte geboten hatte, aber da nach diesem Mailkontakt damals nicht weiteres kam, rechnete ich absolut nicht damit. Ich weiß nicht wie gut man nachvollziehen kann was das für mich bedeutete wenn man nicht kennt, jedoch würde ich mich als Literaturliebhaber bezeichnen und schreibe ja durchaus auch selbst von daher war das für mich einfach nur unfassbar! Ich lud einen Kommilitonen nach der Vorlesung spontan zum Festessen ein, und war die nächsten paar Stunden in einem wundervollen Endorphinrausch wie man ihn nur selten erlebt. Aber dann war es für mich auch schon beschlossene Sache, dass ich heut erneut konsumieren würde - dieser Mischkonsum bietet sich einem immerhin auch nicht alle Tage. Der Nachschub war zwar immernoch nicht angekommen, aber Sorge bereiten musste mir das ja keine mehr, ich war nicht mehr drauf - gleichzeitig ging ich aber sowieso davon aus, dass es am nächsten Tag schon eintreffen würde. Dies war natürlich nicht so, und so führte mir die erzwungene Abstinenz nur noch einmal schön vor Augen, wie abhängig ich sowieso immernoch war. Aber das war ich auch vor O-Desmethyltramadol schon, ich hatte nach diesem ersten, wirklich körperlich ausgeprägtem Entzug absolut den Willen mich mit der üblichen Kratomdosis zufrieden zu geben. Lange musste ich auch nicht mehr warten, denn am nächsten Tag traf der neue Batch ein und da ich am Vortag ja sowieso nicht konsumiert hatte konnte ich ihn auch guten Gewissens ausgiebig testen. Ich notierte, “80mg - breathtaking, like earlier days with the compound.” Und zwang mich tags darauf natürlich gewissenhaft nicht schon wieder zu konsumieren, aber nach 300mg Lyrica ist der Gedanke daran auch recht schnell vergessen. Mittlerweile befinden wir uns fast in der Gegenwart und ich habe von den vergangenen fünf Tagen schon wieder an vier davon konsumiert. Aber ich hatte immerhin auch Bilder fertig zu malen, sowie diesen Langzeitbericht adäquat abzuliefern. Ich weiß nun auf jeden Fall einmal mehr, wieviel Vorsicht vor so mancher Substanz - oder sagen wir besser Ehrfurcht - benötigt wird, um mit eben jener Spaß zu haben und das dauerhaft, ohne in einen Zustand körperlicher Abhänigkeit zu fallen. Vielleicht ist das kein besonders zufriedenstellendes Ende auf einen “Langzeitbericht”, aber dem geneigten Opioidliebhaber wird man sein Gläschen der behandelten Substanz im Regal nicht verübeln, solange dieser in Zukunft weiß wie er mit ihr umzugehen hat.



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