Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:MDMA I - Das Glück in Pillenform
Drogen:Mischkonsum von Ecstasy und Cannabis (Reihenfolge vom Autor festgelegt)
Autor:iter animae
Datum:21.05.2012 19:41
Set:Eigentlich eher schlecht gelaunt, dennoch oder gerade deshalb voll Vorfreude auf den Trip
Setting:Erst in der Schule, dann auf einem Spaziergang durch ein Dorf, anschließend bei einem Kumpel
Nützlichkeit:8,27 von 10 möglichen   (26 Stimmen abgegeben)

Bericht:

"I guess I could be pretty pissed off about what happened to me... but it's hard to
stay mad, when there's so much beauty in the world. Sometimes I feel like I'm seeing
it all at once, and it's too much, my heart fills up like a balloon that’s about to burst...
And then I remember to relax, and stop trying to hold on to it, and then it flows
through me like rain and I can’t feel anything but gratitude for every single moment
of my stupid little life...
" — Lester Burnham (American Beauty)


Ich berichte im Folgenden über eines meiner ersten und schönsten Ecstasy-Erlebnisse. Das Ganze ist schon etwas länger her, weshalb ich mich nicht mehr so gut an alle Details erinnern kann, aber ich finde es auf jeden Fall erzählenswert. An diesem Tag habe ich zum ersten Mal das wahre Potential dieser wunderbaren Droge kennengelernt.

Es war ein kalter Donnerstag im Februar und als ich mich am Morgen aus dem Bett quälte fiel es mir unglaublich schwer, mich für den bevorstehenden Schultag zu motivieren. Ich hatte schlecht geschlafen und viel mehr Lust, mich einfach wieder hinzulegen. Da es allerdings heute wichtig war, in die Schule zu gehen, brauchte ich irgendwas, auf das ich mich den ganzen Tag freuen konnte, um mich im Unterricht zu halten. Da kam die letzte Ecstasy-Pille, die eigentlich für einen besonderen Moment bestimmt war, gerade recht. Ich beschloss also, sie gleich nach dem Unterricht zu schmeißen, quasi als Belohnung, und mir dann einen schönen Nachmittag zu machen. Von dem Gedanken beschwingt trank ich noch einen Kaffee und machte mich auf den Weg.

In der ersten Stunde fragte mich mein Banknachbar, ob ich Lust hätte, mit ihm am Nachmittag ein bisschen was zu rauchen. Ich lehnte dankend ab, da ich noch nie E mit Gras kombiniert hatte und mir nicht meinen vorerst letzten Trip versauen wollte. Als ich das meinem Nachbarn zu erklären versuchte, hatte er die tolle Idee, ich solle das E doch einfach jetzt schmeißen und dann am Nachmittag mit ihm kiffen. Da ich generell bei allen dummen Ideen dabei bin, fragte ich ihn nach etwas Wasser und spülte es im Unterricht runter. Eigentlich hatte ich vorgehabt, die Pille zu halbieren, da ich den Trip von einer halben Pille äußerst angenehm fand und deshalb auch noch nie mehr genommen hatte. Aber in der Lust zu spontanen Dummheiten, die mich übermannt hatte, fand ich, dass es jetzt an der Zeit war, mal aufs Ganze zu gehen.

Die restliche erste Stunde verlief noch ganz normal, zu Beginn der Zweiten wurde mir ein bisschen übel. Es war allerdings eine erträgliche Übelkeit, keine, die mich gleich dazu gebracht hätte, mich zu übergeben. Die Übelkeit verflog nach ein paar Minuten, aber die Wirkung ließ auf sich warten. Zu Beginn der ersten Pause spürte ich noch nichts. Ich ging vor die Schule um eine zu rauchen. Und dann, als ich mir gerade die Zigarette anzündete, überkam mich die Wirkung. Alles kam auf einen Schlag: Es war, wie wenn in meinem Magen eine Bombe aus Bewegungsdrang, Euphorie und tiefster Zufriedenheit explodiert wäre.

Da unter den Leuten, die draußen standen, auch eine gute Freundin war, die es nicht mag, wenn ich irgendwas nehme, versuchte ich, mich möglichst nüchtern zu benehmen, was mir grandios misslang: Als sie zu mir herkam war da ein breites, zufriedenes Grinsen in meinem Gesicht, das ich einfach nicht kontrollieren konnte. Da ich sonst eigentlich ein Mensch bin, der relativ sparsam mit Emotionen aller Art umgeht, veranlasste sie dieses Grinsen dazu, mich zu fragen, ob ich heute etwas genommen hätte. Meine Antwort: Ein hohes, lang gezogenes, halb gesungenes "Jaaaaa". Sie fragte mich, was ich genommen hätte. Wieder antwortete ich im Eunuchengesang: "Eeeee". Ich weiß nicht, was in diesem Moment mit mir los war. Es war sicherlich nicht meine Absicht, so zu reden, aber scheinbar brauchte all die Euphorie, die sich in meinem Körper aufstaute, ein Ventil.

Ich beschloss, nicht in die dritte Stunde zu gehen, da ich plötzlich einen enormen Freiheitsdrang verspürte und das Gefühl hatte, es in einem engen, miefenden Klassenzimmer nicht aushalten zu können. Mit meinem Banknachbarn vereinbarte ich, dass wir uns nach der fünften Stunde treffen und zu einem Freund fahren würden, um was zu rauchen. Ich hatte jetzt also knappe zwei Stunden Zeit für mich. Erstmal schaltete ich meinen MP3-Player ein und rauchte noch eine. Ich hörte Electro und schloss die Augen. Mein Körper begann, passend zur Musik Bewegungen zu machen, die ich kaum kontrollieren konnte. Also ließ ich es sein und gab mich ganz den Liedern hin. Muss ganz schön bescheuert ausgesehen haben: Ein breit grinsender Typ, der mit geschlossenen Augen allein vor einer Schule steht und schlecht tanzt.

Nach ein paar Minuten war der Akku meines Mp3-Players aufgebraucht. Das hätte mir auf anderen Drogen wahrscheinlich den Trip komplett versaut, aber auf E war es mir egal. Mir fiel auf, dass mir – trotz der -10°, die draußen herrschten – viel zu heiß war. Ich ging also kurz rein und legte meine Jacke und meinen Pulli ab. Im T-Shirt ging ich wieder vor die Schule. Plötzlich packte mich ein unglaublicher Drang, mich zu bewegen.

Meine Schule befindet sich in einer eher dörflichen Vorortgemeinde – es gibt eine kleine Kirche und riesige Felder, die zu dieser Jahreszeit natürlich kahl und zugefroren waren. Der Anblick der Kirche hinter den scheinbar endlos weiten, schneebedeckten Feldern reizte mich unglaublich und so begann ich, loszugehen. Und nach den ersten Schritten konnte ich mir nicht mehr vorstellen, dass es irgendetwas besseres im Universum gab, als hier auf diesem Weg überglücklich spazieren zu gehen.

Jeder kennt wohl die wunderschönen Fotos von idyllischen Schneelandschaften. Und jeder weiß, wie viel weniger idyllisch diese Landschaften sind, wenn man selbst drinsteht: Es ist kalt, die Füße werden nass, der Atem sichtbar, man friert und will eigentlich nur noch ins Warme. Dabei verliert man ganz den Blick für die Schönheit der Umgebung. Ecstasy ermöglichte es mir, mich zu fühlen, als würde ich durch eines dieser Postkartenmotive laufen: Denn ich spürte weder Kälte, noch meine nassen Füße.

Normalerweise, wenn ich auf irgendwelchen Drogen bin, verfalle ich irgendwann in eine kreative Melancholie: Ich denke viel nach, bin introvertiert und komme oft auf sehr gute Ideen. Aber ich bin eben die ganze Zeit traurig. Auf E war das ganz anders: Ich war unglaublich kreativ, aber ich dachte nicht über den Tod nach, sondern über das Leben. Nicht über Trauer, sondern über Glück und Schönheit. Meine Gedanken waren ein einziges Loblied auf unsere Existenz, ich fand einfach nichts negatives in dieser wunderbaren, tollen Welt. Ich dachte an meine Freunde, meine Familie – und war einfach nur unglaublich glücklich, dass all diese wunderbaren Menschen existieren und mich an ihrem Leben teilhaben lassen.

Irgendwann war über die Hälfte der zwei Stunden rum und ich beschloss, zurückzugehen. Auf dem Rückweg begegneten mir wenige Leute, aber jeden grüßte ich mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht. Das war damals eher untypisch für mich, da ich zu diesem Zeitpunkt für gewöhnlich jeden unnötigen Kontakt zu Mitmenschen vermied. Bis zu diesem Zeitpunkt zumindest, denn dass ist eines der Dinge, die ich aus dieser wunderbaren Erfahrung mitgenommen habe: Seit diesem Trip bin ich extrovertierter. In gewisser Weise kann man also auch sagen, dass E mein Leben nachhaltig zumindest ein bisschen bereichert hat. Aber dazu am Ende mehr.

Als ich wieder bei der Schule angelangt war, standen da einige von den Leuten, über deren Existenz ich mich grade eben noch so unglaublich gefreut hatte. Ich konnte nicht anders: Ich musste zu jedem einzelnen meiner Freunde hingehen, sie alle umarmen und ihnen sagen wie unglaublich gern ich sie habe. Das sorgte für eine allgemeine Hebung der Stimmung, und es freute mich, dass ich ein wenig von dem Glück mit den Anderen geteilt hatte.

Mit meinem Banknachbarn fuhr ich nun zum McDonalds. Während der Fahrt konnte ich nicht aufhören, zur Musik im Auto mitzusingen. Ich hatte zwar keinen Appetit, aber unglaublich Lust auf den Geschmack von Burgern und Cola, also aß und trank ich auch etwas. Dann fuhren wir zu einem Freund, um da zu kiffen.

Schon vom ersten Zug wurde ich unglaublich prall, und nachdem wir drei Dübel geraucht hatten, war ich so fertig, dass ich nur noch auf dem Sofa lag und mich nicht mehr bewegen konnte. Ich war unglaublich fertig, aber gleichzeitig auch unglaublich glücklich. Der Bewegungsdrang war zwar weg, aber sonst war noch die volle Wirkung vom E da.

An mehr kann ich mich auch nicht wirklich erinnern: Ich lag auf dem Sofa und sah fern. Als der Trip soweit abgeklungen war, dass ich wieder fähig und motiviert war, mich anständig zu bewegen, ging ich nach Hause.

Erst als mich meine Mutter fragte, wo denn meine Jacke und mein Pulli seien, fiel mir auf, dass ich den ganzen Tag im T-Shirt rumgelaufen war. Das fasziniert mich noch heute – E schaltet das Kältegefühl bei mir komplett aus.

Am nächsten Tag spürte ich nichts mehr von der Euphorie – doch obwohl ich das Glück nicht mehr fühlen konnte, konnte ich mich dennoch genau daran erinnern, wie es sich angefühlt hatte. Und seit diesem Trip ist es mein Lebensziel, mich für immer genau so glücklich und vollkommen zu fühlen – nur ohne Ecstasy. Wenn ich irgendwann an einem Punkt angelangt bin, an dem sich mein Leben anfühlt wie dieser E-Trip, dann ist es perfekt.

Als Fazit kann ich sagen, dass ich Ecstasy – auch vor und nach diesem Trip, aber ganz besonders an diesem Tag – als eine unglaublich schöne Droge kennengelernt habe. MDMA ist eine wunderbare Substanz mit einem riesigen Potential – und so ist es meiner Meinung nach auf der Tanzfläche verschwendet. Ein Stück weit hat E mein Leben verändert, und das ausschließlich zum Positiven.