Tripbericht lesen
Übersicht:
Titel: | Wieso ich lebe, wie ich lebe. |
Drogen: | Mischkonsum von Psilocybinhaltige Pilze und MDMA (Reihenfolge vom Autor festgelegt) |
Autor: | Lyralice |
Datum: | 16.06.2012 18:47 |
Set: | sehr entspannt, ruhig, im Gleichgewicht |
Setting: | in der Natur, auf einem kleinen spirituellen Festival im Wald |
Nützlichkeit: | 9,18 von 10 möglichen (55 Stimmen abgegeben) |
Bericht:
Der Abend, von dem ich schreibe, sollte meine erste psychedelische Erfahrung sein, die ich mit Psychedelika, Psilocybin und MDMA, sammelte.
Ich versuche hier meine Eindrücke und Gedanken, die mich an diesem Abend begleitet, und bis heute nicht verlassen haben, aber auch meine Überlegungen zu psychedelischen Drogen, welche diese Erfahrung geprägt haben, zu verarbeiten.
MDMA was not psychedelic in the visual or interpretive sense but the lightness and warmth of the psychedelic was present and quite remarkable.
It produces a mild, easily controlled altered state of consciousness characterized by empathy, euphoria, and an overall sense of well being. It is short acting and allows one to temporarily lower psychological defenses without any threat to the ego.
In combination with psilocybin-containing mushrooms, it may help dismantle this illusion of separateness between us, and help us to better understand our connection with each other...
Alexander Shulgin
Ganz vorweg. In diesem Bericht schreibe ich nicht nur von trippigen Bildern und flashigen Gefühlen, die ich während meiner Erfahrung hatte.
Ich befand mich sechs Tage lang auf einem kleinen, sehr spirituell ausgelegtem Psy Festival mitten in der Natur. Es sollten Tage werden, die mich auf eine faszinierende Art und Weise inspirieren würden.
Ich schreibe von dem Abend, der mir ein Gefühl der Harmonie und kosmischen Ausgeglichenheit gab, wie ich es davor noch nie erfahren hatte.
*
Ich fühle mich ausgeglichen, harmoniere mit der Natur, mit den Menschen um mich.
Psilocybin, eine Substanz, die mich schon lange fasziniert, sollte mich heute begleiten. Psilocybin... und MDMA. Warum MDMA? Es ist mehr aus einem Gefühl heraus, dass ich mich für diese Substanzen entscheide. Ich fühle, dass sie mich zum richtigen Weg heute führen sollten.
Ich weiß viel über psychedelische Stoffe, doch ich habe es schon lange aufgegeben, ein psychedelisches Erlebnis lange und exakt zu planen. Wenn der Moment da ist, fühle ich es.
Was ich suche, ist schnell gefunden. Drogen werden hier angeboten wie Süßigkeiten. Eine schöne nette Welt, denke ich, Anarchie wie man sie sich nur erträumen könnte. Freundliche Menschen überall, von der Ferne höre ich die Musik pulsieren und alles ist eingebettet in dem schönsten Naturparadies, das man sich vorstellen kann. Überall sehe ich kleine Wunder. Im Himmel fliegen Luftballons und Drachen, auf einigen Baumstämmen erkenne ich eingeritzte Augen...
Am Horizont entfalten sich die zauberhafteste Farben, eine Sinfonie aus Farbklängen. Ich bin vollkommen nüchtern und nehme die Welt in all ihren Wundern wahr. Vielleicht wirke ich für Außenstehende wie eine Trippende. Doch ich mache da keinen großen Unterschied. Ich nehme die Welt auch nüchtern oft anders wahr.
Die Atmosphäre ist einfach magisch.
Die Luft ist noch feucht vom kurzen Regenschauer...es liegt dieser unverkennliche Duft von Regen und die Energie eines bevorstehenden Gewitters in der Luft.
Ich sitze unter einem Baum in unserem Zeltplatz und folge der Unterhaltung nur flüchtig... viel zu sehr bin ich von der Natur und all ihren Wundern fasziniert.
Es ist der letzte Tag des Festivals, ich bin einerseits traurig, dass es so bald vorbei sein würde, andererseits könnte ich nicht glücklicher sein. Glücklich mit der Welt, mir und dem Moment.
Ich kenne die psychedelische Szene noch nicht allzu lange, doch habe ich in den letzten Monaten intensive Erfahrungen gesammelt...nichts hat mich jedoch so bewegt wie diese Tage.
Ich bin auf der Suche nach mir selbst, nach einer Wahrheit, nach einem höheren Bewusstsein ... nach dem, wonach jeder Mensch in gewisser Weise strebt...
Ich meditiere oft, ich denke nach, ich bin.
Alles ist in mir, jede Antwort, und jede Frage.
Die Sonne geht unter, ich träume noch immer vor mich hin, versuche innerlich langsam zur Ruhe zur kommen und meinen Kopf klarer werden zu lassen.
Ich habe heute noch eine Reise vor mir...
Die Leute, mit denen ich hier bin, sind alle wundervolle Menschen.
Ich fühle mich sicher, obwohl ich nur wenige von ihnen wirklich gut kenne. Sie alle strahlen eine Sicherheit aus, die mir Vertrauen gibt. Ich liebe die Freiheit und Unabhängigkeit, doch wenn ich mich auf neue Pfade begebe, fühle ich mich sicherer, wenn ich weiß, dass ich nicht alleine bin.
Der ganze Tag war sehr friedlich, fast malerisch. Ich bin nicht die einzige, die heute eine psychedelische Reise vorhat. Etwas liegt in der Luft.
Als die letzten Sonnenstrahlen verschwinden, nehme ich 1,5g Psilocybe cubensis. Keine allzu hohe Dosis, doch ich reagiere immer recht sensibel, selbst auf kleine Dosen. Außerdem will ich heute mehr die sublimen psychedelischen Komponenten erkunden.
Ich liege in einer Hängematte, beobachte die Natur, die Menschen...ich versuche auszublenden, etwas genommen zu haben. Auf die Wirkung zu warten, bringt selten den erwünschten Effekt.
Nach einiger Zeit, es sind etwa zwanzig Minuten, beginne ich mich ein wenig schwummrig zu fühlen. Es ist ein recht eigenartiges Gefühl, ein bisschen lustig, verwirrt, ... wie Betrunkenheit.
Ich spüre, dass etwas in mir vorgeht.
Das Gefühl der Betrunkenheit geht bald in ein Gefühl der Komik über – alles, was ich sehe, was ich rede und was um mich herum passiert, ist komisch. Ich wundere mich – aber selbst der Vorgang des Wunderns fühlt sich komisch an.
Ich versinke immer mehr in mir selbst.
Alles um mich herum sieht plastischer aus, ganz fein ausgeschnitten aus einer anderen Welt und hier hineingeklebt. Ich erlebe alles wie in einem Film. Ich fühle mich, als wäre ich in einer Zwischenwelt - einerseits noch ganz in der normal erlebten Realität, andererseits ist da etwas in mir, das mich in eine andere Welt ziehen will.
Es beeinflusst zudem sehr meine Gefühlslage. War ich zuvor noch ausgeglichen, bin ich nun sehr zurückgezogen, suche aber gleichzeitig Kontakt – kann ihn aber nicht herstellen.
Man merkt mir wohl an, dass ich nicht ganz bei mir bin, meine Freunde fragen mich, ob alles in Ordnung ist, und was ich denn gerade erlebe...aber ich kann nicht ehrlich antworten. Ich kann nicht sagen, wie es mir geht oder woran ich denke, weil ich viel zu sehr damit beschäftigt bin, dieses „Etwas“ in mir zu erkennen.
Ich spüre eine gewisse Dualität zwischen mir und dem Pilz. Es ist, als würde er mir etwas zeigen wollen. Ich fühle mich nicht ganz sicher, aber ich entspanne mich langsam. Ich höre in mich hinein, und versuche, mich mit mir selbst zu verbinden. Etwas zieht an mir, ich will mich gehen lassen.
Alle Widersprüche in mir lösen sich langsam auf.
Ich lege mich ins Gras und alles beginnt sich anders anzufühlen, anzusehen, anzuhören.
Im nüchternen Bewusstsein ergibt die Summe aller Wahrnehmungen ein Bild, ein Bild, das so zusammengehört, das ineinander verschmilzt. Wahrnehmungen entsprechen und ergänzen einander...jetzt aber beginne ich die Wahrnehmungen einzeln zu empfinden. Jede einzelne Empfindung ist ein Universum für sich, existiert für sich alleine, doch in ständiger Wechselwirkung mit der Umwelt.
Gehört dies alles zusammen? Wie forme ich dieses Bild? Was ist ein Bild?
Mir stellen sich Fragen über Fragen, aber ich versuche nicht, eine Antwort darauf zu finden.
Ich schwebe dahin in einer zeitlosen Sphäre.
Etwa 1 ½ Stunden nach der Einnahme nehme ich 90mg MDMA.
Für viele mag MDMA eine recht triviale Substanz sein, aber für mich ist sie etwas sehr besonderes...eine Substanz mit einer außergewöhnlich sublimen psychedelischen Komponente, die einen einzigartigen Draht zum Selbst herstellen kann. Nicht psychedelisch im Sinne von halluzinogen, doch sie öffnet mein inneres Auge für gewisse Dinge, die mir sonst verborgen bleiben.
Ich genieße das Gefühl der Vertrautheit.
Der Trip baut sich wellenförmig immer weiter auf. Es fällt mir leichter, mich auf die pulsartigen Schwingungen, die meinen Körper durchziehen und mich immer fester in eine höhere Sphäre ziehen, einzulassen. Sie werden immer intensiver und fordender. Mein Zustand der Verträumtheit fließt über in einen klareren, definierten Raum.
In diesem Moment läuft eine Welle durch meinen Körper, sie breitet sich von ganz unten aus, ich kann sie körperlich spüren, bis sie in meinem Kopf ankommt und mich in einen Nebel voller traumartiger Gedanken hüllt. Das Empfinden in dieser Sekunde ist fast fiebrig, aber es klingt ab und wird sanfter, jedoch allumfassender, wie ein Schleier.
Die Gespräche um mich herum nehme ich kaum noch wahr. Ich bin ganz in meine eigene Welt versunken.
Kurz spreche ich mit einem Freund, die Unterhaltung ist lustig, aber verwirrend. Was als normales Gespräch begonnen hat, verzerrt sich immer mehr zu einem absurden Strudel von Worten. Wie ein Film, wie ein Film, denke ich. Er trippt selber, aber er ist mit dem Gefühl vertraut. Wüsste ich es nicht, würde ich ihm es gar nicht anmerken. Ich hingegen treibe auf einer ganz anderen Ebene...alles erscheint mir unwirklich, aber nicht erschreckend.
Was sind denn schon Worte...
Dieser Gedanke begleitet mich die ganze Zeit über. Ich fühle mich verbunden zu den Menschen, aber ausdrücken, was ich gerade fühle und wahrnehme, kann, oder besser, will ich nicht auf verbale Weise.
Ich betrachte ein Blatt, das vom Baum gefallen ist. Es kommt mir vor, wie ein Bruchteil einer Sekunde, doch muss ich mich lange Zeit in diesem Anblick verloren haben. Die Fasern des Blattes wirken hypnotisch auf mich, sie pulsieren so voller Leben und Komplexität, die Einfachheit und Vollkommenheit der Muster, der Farben faszinieren mich ohne Ende.
Müsste ich einen Gedankengang in diesem Moment verbal beschreiben, so ist dies schlichtweg unmöglich für mich. Ich denke nicht in Worten...ich wechselwirke mit der Welt.
Es ist nun schon dunkel, von der Ferne höre ich Musik und sehe Lichter aufblitzen, sie ziehen mich magisch an.
Ich gehe an einer Straßenlaterne vorbei, das Licht ist metallisch, wird in der Luft reflektiert, wirkt plastisch. Insekten in der Luft ziehen spiralenförmige Fäden hinter sich, sie wirken ziellos, doch alles ergibt sich zu einem Bild, einem Bild, das anders nicht sein könnte, weil es so ist.
Menschen bewegen sich um mich herum.
Es ist ein merkwürdiger Moment. Sie bewegen sich durch die Zeit und durch den Raum. Doch was unterscheidet sie von Raum und Zeit? Sind es sie, sie selber, die sich lenken, die die Raumzeit verändern, oder werden sie gelenkt?
Meine Gedanken sind seltsam klar, obwohl sie sich von allen Seiten überfluten.
Wie ein Meer, auf dem Wellen gleiten, ruhig, manchmal stärker, von der Nähe betrachtet chaotisch und ungeordnet, doch von der Weite bilden sie ein harmonisches Ganzes.
Ich fühle mich, als würde ich über dem Boden schweben. Es ist ein Gefühl, das ich nur schwer in Worte fassen kann. Es ist nicht physisch, als würde ich tatsächlich fliegen, es sind mehr meine Gedanken, die langsam den Boden verlieren.
Ich stehe neben einem großen roten Zelt, aus dem Musik strömt.
Der Mond scheint unglaublich hell, in der Ferne sehe ich die Tanzfläche, deren Verzierung und Dekoration mir in diesem Moment einfach den Atem rauben. Durchsichtig, leuchtend blau, violett, rot und alle Farben, die auf der Palette dazwischen liegen, alles leuchtet, bewegt sich und schaukelt sanft im Wind.
Mich zieht es in das Zelt neben mir, die Musik ist pulsierend und harmonisch zugleich, sie umspielt mich, und ich versinke langsam in dem Rhythmus.
Ich frage mich schon seit langer Zeit, was Musik ist. Was macht sie schön, was macht psychedelische Musik psychedelisch?
In diesem Moment macht alles Sinn.
Das Gewebe des Kosmos ist ein interaktiver Tanz feinster Schwingungen.
Wir Menschen, alles Leben, sind nicht nur Schwingung, sondern erleben sie. Nicht in jedem Bewusstsein sind wir gleichsam empfänglich für die Schwingungen des Universums.
Was wir nüchtern wahrnehmen, sind wir gewohnt und übersehen es, je unachtsamer wir durch die Welt gehen. Verändere ich mein Bewusstsein, so öffnen sich wieder meine Augen für das, was eigentlich immer vor mir liegt, doch was ich verlernt habe zu sehen.
Auch Musik ist Schwingung – und im Musikerleben kann ich mich besonders leicht und unmittelbar meines Eingebundenseins in das Gewebe des Kosmos bewusst werden.
Psychedelisch, das ist für mich in diesem Augenblick eine Schwingung, die mit dem kosmischen Ganzen harmoniert, die ein winziges Fraktal des Universums darstellt.
Ich liege im Zelt, hinter mir tanzen die Menschen, doch ich sitze verkehrt herum und sehe nur ihre Schatten an den Wänden tanzen. Ich nehme alles wahr: Die pulsierende, fließende Musik, die Harmonie, in der sich die Menschen zu ihr wiegen, die wunderschönen Schattenspiele und Muster, die sich formen, die Lichter. Die Schatten tanzen nicht ziellos umher, sie pendeln sich ein, mit der kosmischen Schwingung.
Der Moment ist vollkommen, meine Welt wunderschön – doch ein weicher Lufthauch von draußen zieht mich hinaus, ich will den Mond und den Himmel sehen.
Ich stehe auf und tanze hinaus. Der Anblick ist nicht zu beschreiben schön.
Die Luft ist lauwarm, auf dem Boden funkeln tausende Projektionen von psychedelischen Mustern, Fraktalen, Pflanzen, Gesichter und Augen, Tieren...
Der Himmel hat wunderschöne Farben angenommen. Es ist vier Uhr morgens, ganz langsam sollte es nun hell werden, im Horizont kann ich die ersten hellblauen Muster von Wolken umziert sehen. Der Mond leuchtet noch immer mystisch aus einer Decke von Wolken zur Erde hinunter. Das Lichtspiel ist wunderschön. Die Wolken zittern, oder beben, in einem harmonischen Rhythmus, umspielen den Mond...
In der Ferne sehe ich den Wald, stockfinster, und doch ist er mir nicht unheimlich. Auch er ist voller Leben. Dieser Gedanke, diese Erkenntnis, das Leben auf der Erde, überkommt mich, als ob ein Schleier über meinen Kopf gezogen würde. Leben. Leben. Es ist nicht nur mehr ein abstrakter Begriff wie Tod oder Himmel in diesem Moment, ich verstehe Leben.
Ich fühle mich geborgen in dem tanzenden Organismus des Universums. Ich fühle mich frei, unendlich, als ob es keine Grenze mehr gibt zwischen mir und der Welt.
Ich tanze auf dem Feld, ich fühle mich eins mit der Musik, ich kann sie nicht nur hören, sondern spüren.
Ich tanze, bewege mich in Kreisen, meditiere ...
Es ist, als würden die Klänge und Melodien aus dem Zelt Strömungen und Neben formen. Ich finde kein Wort, um es treffend zu beschreiben, aber vielleicht hat der ein oder andere es schon erlebt, sich in der Musik zu „wiegen“.
Es bleiben Menschen stehen und sehen mir zu. Mir ist es ein bisschen unangenehm, zu Beginn.
Verstehen sie, dass ich das Leben feiere? Wissen sie, dass ich mit, nein, in der Melodie des Kosmos tanze?
Doch sie lachen mich an, einige beginnen mitzutanzen, ich fühle mich wunderbar. Jede Angst, sie könnten glauben, ich wäre eine verlorene Seele, die ohne Orientierung dahinschaukelt, ist verschwunden und ich fühle pures Vertrauen in die Menschheit.
Diese Momente sind zeitlos, losgerissen von jeder zeitlichen und räumlichen Dimension. Alles war eins, ein Moment.
Ich spüre eine Harmonie durch meinen Körper strömen, Energie, Liebe...
Ich lasse mich im Feld auf den Boden nieder und sehe eine Weile in den Himmel...wie schön das Universum doch ist. Ich kann noch ganz schwach die Sterne erkennen. Ich denke daran, wie weit sie entfernt sind und dass ich in diesem Moment einen Blick in die Vergangenheit werfe, Millionen, ja, Milliarden Jahre in die Vergangenheit.
Wie sähe es aus, blickte ich jetzt vom Mond auf die Erde?
Zeit und Raum, wir erleben es so eindimensional und einschichtig, doch in diesem Moment wird mir klar, dass alles parallel abläuft. Was wir in eine Richtung erleben, ist doch nur unser Blick.
Ich höre die Musik und weiß, dass die Menschen im Zelt denselben Ton, dieselbe Melodie einen Bruchteil einer Sekunde vor mir erlebt haben. Doch was ist schon vor mir? Hinter, nach mir? Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – eins.
Ich lebe in diesem Moment und für alle Ewigkeit. Ich höre wunderschöne Klänge, sehe Farben, atme.
Ich spüre mich selbst.
Wenn ich die Augen schließe, kann ich die Welt außen in mich projezieren. Meine innere Welt ist so riesig und unergründlich wie das Universum.
Ich strecke meine Hände zum Himmel und fühle mich unendlich.
Wenn ich die Augen schließe, durchströmen mich die beeindruckendsten geometrischen Formen, Farben und Muster, die ich mir vorstellen kann. Ich genieße das Schauspiel, bis vor mir ein Auge erscheint, unendlich tief und weise.
Ich falte meine Hände und lasse die Energie durch mich fließen. Ich atme in meine Hände hinein, und öffne sie und lasse die Liebe wie Sternenstaub um mich fließen. Die Energie schmiegt sich um mich, sie schwebt in die Welt, wir sind eins.
Alles ist in uns. Jede Antwort. Jede Frage. Jedes Gefühl und jedes Empfinden. Wir erschaffen unsere Welt.
Ich befinde mich in einem Zustand tiefer Zufriedenheit, ich spüre, dass ich nach und nach dem Boden wieder näher komme. Ich kann meine Umwelt noch immer so erleben wie davor, doch mehr als „Erinnerung“ an das Gefühl, das ich gerade eben noch empfand.
Ich merke, wie müde ich von dem Abend bin. Es ist schon fast hell...ich blicke mich müde um. Ich spüre keine Euphorie, aber ein tiefes Gefühl der Geborgenheit, des Eingebettet-Seins im Universum.
Bis es hell ist, liege ich im Feld und bewundere den Himmel.
Ich laufe zurück zu meinem Zelt, und treffe auf einen Freund, der noch auf LSD trippt. Wir verstehen uns auf einer ganz besonderen Ebene.
Ich lege mich hin, träume noch ein wenig und schlafe ein...
Ich schlief nicht allzu lange, aber ich hatte wundervolle Träume und war sehr erholt.
Ich fühle mich ganz verändert seit dieser Erfahrung. Ausgeglichener und harmonischer.
Mit tiefer Konzentration, Ruhe und Harmonie kann ich die Gefühle, die ich erlebt habe, nachempfinden. Ich sehe alles vor mir, ich habe dieses Bild im Kopf, ein Bild, das nicht eindimensional ist, nicht dreidimensional, es ist zeitlos, raumlos, allgegenwärtig. Was ist denn schon Vergangenheit, wenn es immer in meiner Vorstellung ist?
Während meines Erlebnisses habe ich mich kaum, eigentlich gar nicht mit anderen Menschen unterhalten. Ich fühlte mich unglaublich verbunden zu den Menschen, doch auf einer nicht-verbalen Ebene, auf einer Ebene, die sich durch Worte ohnehin nicht ausdrücken lässt...
Ich fühle mich bereichert, in so vielen Aspekten.
Ich genieße das Leben und habe es schon davor geliebt. Manchmal denke ich, glücklicher und geborgener im Universum kann ich mich nicht fühlen – doch ich werde immer wieder überrascht...
In letzter Zeit lese ich viel von Menschen, die veränderte Bewusstseinsebenen als „hedonistisch“ oder gar als „traurig“ bezeichnen. Ich kenne viel zu viele Menschen, die so oft versuchen, ihr Bewusstsein durch Substanzen zu verändern, doch Drogen insgeheim verteufeln. Menschen, die ich immer wieder auf Psy-Parties treffe, aber die psychedelische Welt verfluchen und hinterfragen.
Woher kommt dieses Bestreben, sein Bewusstsein zu verändern, und die gleichzeitige Ablehnung, ja, gar der Ekel vor sich selbst?
Wir haben jahrelang, seit dem Moment unserer Geburt, gelernt, uns mit dem normalen Bewusstsein mit uns selber und in unserer Umgebung zurechtzufinden. Selbst dann haben wir jedoch manchmal Schwierigkeiten, uns zurecht zu finden. Manchmal kommen wir aus dem Gleichgewicht, können unsere Gedanken nicht einordnen, verstehen Gefühle und äußere Geschehen nicht.
Wenn wir beschließen, unser Bewusstsein zu verändern, begeben wir uns auf einen schmalen Grat. Es ist ein ungewohnter Weg. Wir nehmen nicht nur unser Ich anders wahr, sondern die ganze Welt. Gedanken ändern sich, Bilder, Geräusche, Stimmen verformen sich...
Man darf keine Angst haben, doch man muss vorsichtig sein.
Keineswegs will ich ermahnen oder den Moralapostel spielen. Doch mir fällt auf, dass nicht wenige Menschen in der psychedelischen Szene den spirituellen Weg vollends aus dem Blickfeld verlieren.
LSD jedes Wochenende, Candyflip als Partydroge, MDMA – ts, gilt das überhaupt noch als Droge?
Das Ziel ist nicht mehr, sein Bewusstsein zu verändern und neu zu erkunden, sondern auszuschalten. Nur weg von der Welt.
Ich sehe nichts, was gegen den gelegentlichen Gebrauch von Drogen zu Spaßzwecken spricht. Prinzipiell befürworte ich dies sogar – solange man sich selber kennt und auf sich selbst Rücksicht nimmt...
Doch wünschte ich mir, dass, besonders in der psychedelischen Szene, der Gebrauch von mind-manifesting drugs wieder einen spirituelleren Hintergrund bekäme.
Selbstverantwortung ist für mich der Schlüssel. In dieser Zeit, wo mir immer öfter Menschen begegnen, die sich in ihrer Welt verirrt haben, die Drogen verteufeln und spirituelle Gedanken als Hirngespinste abtun, ist es wichtig für mich, zu erklären, welchen Sinn ich selbst im Drogenkonsum als auch im spirituellen Leben sehe.
Ich bin dankbar diese Welt gefunden zu haben. Ich war jahrelang alleine mit psychedelischen Gedanken, Ideen, die meine damaligen Freunde nicht verstanden oder nicht verstehen wollten. Ich verschlang Bücher über Bewusstsein, Psychedelika und spirituelle Erfahrungen.
Was für eine wundervolle Welt! Doch gibt es sie wirklich, Menschen, die so denken?
Es war damals alles noch so fern, wie durch eine Glasscheibe betrachtet. Ich wusste, irgendwo gibt es sie, diese Menschen. Damals hatte ich noch keinerlei Kontakt zur psychedelischen Szene.
Ich lerne heute ständig neue Menschen kennen, die verschiedener nicht sein könnten. Einige, die schon sein Jahrzehnten auf Psy-Parties gehen, mit ihrem Leben und der Welt zufrieden sind, und im Einklang mit sich selbst leben. Andere, die diese Welt gerade erst kennenlernen und begeistert davon sind. Und dann gibt es jene, die mit sich selbst vollkommen unzufrieden sind, die der Goa-Szene nichts Schönes mehr abgewinnen können, und dennoch immer wieder, benebelt von einen Mix an Mittelchen und Stoffen, dort anzutreffen sind.
Jeder Mensch strebt danach, das Universum in einem transpersonalen Zustand wahrzunehmen, zu erkennen. Gleichzeitig begebe ich mich in einen gefährlichen Zustand, wenn ich das normale Boot verlasse und mit dem kosmischen Fluss schwimme. Ich weiß nicht, ob ein Mensch jemals von allem subjektiven Erleben befreit sein kann. Möglicherweise ist es in tiefster Meditation nach jahrelanger Übung möglich.
Der Mensch muss sich selbst kennen, um die psychedelische Reise zu begehen.
Ich tauche tief in mich hinein, und wenn ich nicht sicher in mir bin, verliere ich mich. Nichts ist weiter als die eigenen Tiefen.
Wir erschaffen unsere Welt. Jeder selbst entscheidet über seine Realität.
Ich bin glücklich, ich erkenne das Schöne und akzeptiere, was in meinen Augen nicht „schön“ ist. Ich war noch nie ein Mensch, der ständig unzufrieden ist. Ständig das Schlechte sehen muss, alles hinterfragen.
Manche mögen vielleicht sagen, ich lebe in meiner eigenen Welt.
Die psychedelische Szene mag kritisiert und verteufelt werden, doch ich sehe in ihrem Kern etwas, das ich noch nie davor in anderen Gemeinschaften gefunden habe.
Ich liebe die Menschen, und ich habe das Gefühl, diese Liebe dort überall anzutreffen - man muss nur offen dafür sein.
Ich finde es nicht richtig, Drogen in den Mittelpunkt seines Lebens oder in den Mittelpunkt der psychedelischen Szene zu stellen.
Sie erlauben uns einen Einblick in eine andere Realität, doch dürfen wir nicht vergessen, dass es nicht die Drogen sind, die sie uns zeigen, oder sie gar erschaffen – es sind wir allein. Wer einen Blick in diese Welt werfen will, muss sich bewusst sein, dass er sie nie wieder vergessen wird. Etwas in uns sehnt sich nach dem Überirdischen, dem, was wir im normalen Alltagsleben oft nicht erkennen.
Ich wünschte mir jedoch, dass spirituelle Menschen bewusstseinsverändernde Substanzen nicht nur für den Moment schätzen würden.
Ich selbst sehe sie als Reisen...Reisen, in denen der aufmerksame Reisende viel entdecken, erleben und mitnehmen kann.
Es steckt in dir, was du erlebst und wie du mit psychedelischen Substanzen umgehst. Je höher die Höhen, desto tiefer sind die Tiefen.
Auch ich habe schon die ein oder andere angstvolle Erfahrung mit Drogen, aber auch in Meditation erlebt. Der Schlüssel ist, daraus zu lernen. Ich bin dankbar, diese Erlebnisse gemacht zu haben. Sie haben mir Grenzen gezeigt und neue Denkweisen eröffnet.
Drogen können Tore öffnen.
Aber sie erschaffen sie nicht.
Die Pforten sind in uns, und wir können sie finden.
Lyralice