Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Leicht wie Sonntagmorgen
Drogen:Mischkonsum von MDMA und Kokain (Reihenfolge vom Autor festgelegt)
Autor:Hedon
Datum:20.07.2012 20:14
Set:In Feierlaune
Setting:Eine Bar mit toller Aussicht
Nützlichkeit:8,63 von 10 möglichen   (35 Stimmen abgegeben)

Bericht:



Als Christopher und ich die Brücke überqueren, kündigt im Osten diesiges Licht den unvermeidlichen Sonnenaufgang an. Über unseren Köpfen Fährt die U-Bahn, die Lichter der Feierlokalitäten spiegeln sich im schwarzen Fluss. Wir überqueren die Ampel bei Rot und werden fast überfahren. Na ja, vielleicht wollte uns der Taxifahrer auch nur erschrecken. Auf den Schock erst mal in den nächsten Späti. Christopher kauft sich ein Bier, ich eine Club Mate.
Der Sonntagmorgen ist jung, unser Ziel schon fast erreicht. Doch als wir um die Ecke biegen kommt es wie es kommen musste, locker fünfhundert Meter und noch mehr Menschen bilden eine Schlange vor dem begehrten Ort. Nur die Hälfte der Wartenden wird unter den strengen, scheinbar willkürlichen Augen des Zerberus bestehen. Nichts garantiert das wir nicht zu dieser Hälfte gehören werden nachdem wir dieser Riesenchlange einen guten Teil der besten Stunden der Woche geopfert haben werden. Aber wir haben uns nun mal festgelegt und bis jetzt hat es ja auch noch immer geklappt. Ich denke an Zitronen und Limonade und wir ergeben uns in unser Schicksal.
Mal wieder stelle ich fest das man seine Zeit durchaus schlechter verbringen kann als in dieser Schlange vor diesem Club. Schnell kommen wir mit einem Homo-Pärchen aus Hamburg ins Gespräch, die extra hierfür in die Stadt gekommen sind. Bei allem Ärger fällt mir mal wieder ein, daß es ein Privileg ist hier zu leben. Es stellt sich heraus das der eine Friseur, der andere Maskenbildner ist was dann ein Mädchen das bei uns steht dazu veranlasst darum zu bitten ob er ihr nicht vielleicht ein wenig die Haare richten könne, damit der Dutt auch richtig sitzt und überhaupt. Sie ist eine echte Schönheit. Ihre Augen sind riesig und haben ein schönes dunkles Blau. Trotzdem wird sie später keinen Einlass finden, wahrscheinlich wirkt die Gruppe mit der sie unterwegs ist einfach zu jung. Wir dagegen finden nach anderthalb Stunden Beine in den Bauch stehen die Gnade des Türstehers und dürfen den Obolus von einem Dutzend Euros an der Tür entrichten. Schon allein diese Tatsache und die Erwartung auf das nun Folgende badet unser Hirn in Glückshormonen.
Auch die Hamburger haben es hinein geschafft. Sie freuen sich beinahe noch mehr als wir, sind sie doch extra weit gefahren um hier zu sein. Die Freude macht die beiden wohl großzügig oder vielleicht sind sie es ja von Natur aus, jedenfalls bedeuten sie uns mitzukommen woraufhin wir zu viert eine der Klokabinen hinter der Garderobe entern.
Einer der beiden legt vier dicke Lines Kokain auf den gemauerten Spülkasten und hält mir ein schwarzes Röhrchen hin. Ich denke: „Wieso auch nicht“ und ziehe alles durch mein rechtes Nasenloch weil ich aus dem linken seit Monaten kontinuierlich blute.
Wenige Minuten später ist die Müdigkeit weg und meine rechte Gesichtshälfte ist unterhalb des Auges taub. Als hätte man mir eine Ladung Extrafrisch-Pfefferminz ins Gehirn injiziert. Schon lange hab ich nicht mehr so gutes Koks gezogen. Überhaupt habe ich schon lange kein Koks mehr gezogen weil hier das Preis-Leistungsverhältnis in der Regel überhaupt nicht stimmt und Kokser immer so unsympathisch rüberkommen.
Dann aber: so die Treppe zu erklimmen und in den Club einzulaufen ist doch sehr, sehr, geil, geil, geil. Christopher und ich hüpfen die metallenen Stufen nach oben, nehmen immer zwei auf einmal, und dann stehen wir plötzlich mitten drin in den Bassgewittern. Monotones Gehämmer durchsetzt von kreischenden Ziehlauten. Musik wie aus dem Stahlwerk. Die Tanzfläche ist gut gefüllt mit Menschen die sich in Ekstase vor und zurückwerfen, gegeneinander reiben und stoßen. Wir allerdings fühlen uns dafür dann heute noch etwas zu jung und so geht es flugs die nächste Treppe hinauf, dorthin wo die Musik etwas ausgefeilter ist und das Publikum nicht ganz so „stiernackig“. Auch hier ist es brechend voll und gerade im Augenblick als wir in den Raum eintreten schieben sich die Jalousien auf und grelles Tageslicht trifft auf die feiernde Menge die schreiend ihre Hände in die Höhe reißt. Hier sind wir und hier sind wir richtig. Dank des Koks das durch unser Frontalhirn pulst bahnen wir uns problemlos einen Weg bis zur Bar und bestellen zwei Bier. Wir lehnen uns an den Tresen. Ich fühle mich als wäre ich drei Meter groß und die geilste Sau im ganzen Club. Dann geht es ab zum tanzen und ich merke mal wieder das Koks genau wie Amphetamin bei mir nicht zum Tanzen taugt, ich schaffe es nicht in die Musik einzutauchen und auf der Tanzfläche fühle ich mich die ganze Zeit bedrängt und angerempelt. Trotzdem verteidige ich standhaft meinen Platz, fahre ein wenig die Ellenbogen raus. Ich gebe mir Mühe am tanzen zu bleiben aber fühle mich ganz steif. Das schreie ich Christopher ins Gesicht: „Das Scheiss-Koks macht mich ganz steif.“ Er nickt nur und ich weiß nicht ob es ihm genauso geht. Ich geh dann mal auf Klo und schmeiße mir eine Ladung Wasser ins Gesicht. Ich weiß nicht wie lange das mit dem Ziehen her ist aber irgendwie hab ich das Gefühl gerade runter zu kommen. Koks hält ja auch nicht lange vor. Meine Beine tun weh, Müdigkeit steigt in mir auf, Zweifel ob ich nicht Zuhause besser aufgehoben wäre. Ich begebe mich hinter die Bar wo sich lederne Sitzflächen befinden. Ein Mädchen und ein Junge sitzen in der Ecke und teilen sich gerade einen Joint. Sie lassen mich gerne ziehen als ich darum bitte. Sehr sympathisch. Das bringt mich ein wenig weiter aber trotzdem merke ich wie langsam der Gedanke an mein Bett durch meinen Kopf schleicht. Immerhin bin ich nun seit bald 24 Stunden wach und auch nicht mehr der Jüngste. Allerdings ist da noch diese kleine weiße Pille mit dem Lautsprecher drauf in meiner Hosentasche. Sollte ich trotz der Müdigkeit? Oder gerade deshalb?
Ich werfe einen Blick auf die Casio, es ist Sieben Minuten nach Sieben. Kleinen Zeichen vertraue ich ja immer gerne. Ich suche Christopher auf der Tanzfläche, er sieht auch nicht mehr so fit aus ist aber sofort dabei als ich ihm etwas von meinem MDMA anbiete. Wir gehen also aufs Klo und ich versuche das verflixte kleine Ding zu teilen was nicht so richtig funktioniert weshalb ich schließlich das ganze Ding einfach im Plastik mit einer Bierflasche zerdrücke. Christopher zögert ein wenig und will nicht ganz soviel weil es ist sein erstes Mal, also nehme ich so ungefähr zwei drittel der Pille und er den Rest. Wir spülen mit Bier hinterher. Er fragt wie lange wird es dauern und ich sage: „Na so eine halbe Stunde musst du schon geben“.
Ich hol mir noch eine Mate und dann gehen wir zurück auf die Tanzfläche und bewegen uns damit wir nicht müde werden. Die Musik ist mittlerweile „verdammt Spektakulär“ wie Christopher bemerkt und da hat er scheiße nochmal recht. Es brizzelt und knallt wie Feuerwerk. Ich verspüre schon richtig Vorfreude und merke ein erstes warmes Kribbeln in den Fingerspritzen. Eine erste Welle die durch meinen Körper läuft. Jaahh. Bis gerade eben habe ich eigentlich nur noch den Oberkörper zur Musik bewegt weil meine Beine vom Tag, der Nacht, vom Morgen schmerzten. Aber diese Schmerzen sind plötzlich weg und meine Beine werden leicht wie meine Arme, als hätte sich mit einem Mal den Regler für die Schwerkraft nach unten gedreht. Ich beginne leicht zu Schweben. Inzwischen ist es es Acht Uhr und ich frage Christopher ob er denn schon was merkt und er sagt „ Ja, also man wird halt so locker“ dabei hat er ein dickes Grinsen im Gesicht. Ich schnippe mit den Fingern. „Yeah“, genau so ist es, gut getroffen Hombre. Ich lasse mir von ihm eine Zigarette geben. Ein Mädchen das neben mir steht und nicht nur wunderschön ist sondern eigentlich auch auch viel zu jung für diesen Club bittet mich darum mal ziehen zu dürfen. Ich halte ihr meine Zigarette mit dem Filter voran unter die Nase und schreie: „Keep it! Wer so Jung und schön ist wie du, darf auch rauchen.“ sie quiekt vor Freude über das Kompliment und macht artig einen Knicks. Gerne würde ich mich weiter mit ihr beschäftigen aber eine andere Freundin zieht sie von mir weg in Richtung weiter hinein in die tanzende Menge. Ich tanze hinterher, bewege mich dabei leicht und flüssig wie ein Fisch im Wasser. Vorhin als ich noch unter dem Einfluss des Kokains stand war mein Tanzen eher ein mühsames stampfen das ich meinem müden Körper abtrotzen musste, jetzt ist es ein leichtes hüpfen und drehen. Anstatt meine Ellenbogen zu benutzen um Platz zum Tanzen zu haben, berühre ich die Leute die mir zu nahe kommen einfach sanft mit der Handfläche. Niemand bedrängt mich mehr sondern alle tanzen mit mir und ich tanze mit ihnen. Alle, wirklich alle, lachen mich an. die Party ist plötzlich eine ganz andere als noch vor zwei Stunden. Einfach so. Alle schwitzen im Takt werfen ihre Becken vor und zurück. Der Körperkontakt der in dem ganzen Trubel unvermeidbar ist fühlt sich an als würden dabei kleine elektrische Ladungen ausgetauscht die von der Stelle der Berührung her durch den ganzen Körper kribbeln. Das ist purer Sex mit Musik, eine platonische Tanzorgie. Weihnachten.
Die Euphorie trägt uns noch gute zwei Stunden. Langsam kommt dann die Schwerkraft wieder zurück in meine Glieder, ich bin immer noch glücklich aber mein Körper signalisiert mir das er seine Grenze schon lange überschritten hat. Inzwischen ist es elf. Ich sage zu Christopher das ich dann langsam gehen möchte und nach kurzem Überreden ist er dann auch bereit den Heimweg anzutreten. Es ist schwer sich zu lösen, von den Menschen und der Musik. Für ein paar Stunden, so hatte ich das Gefühl waren wir alle zusammen beste Freunde, eine Familie. Wir stolpern die Treppen nach unten, durch die Tür in die Sonne und den Staub der Stadt, in den Restsonntag.