Tripbericht lesen

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Titel:Vergessen zu vergessen
Drogen:Fliegenpilz
Autor:Supersoft
Datum:11.10.2012 19:00
Set:Leicht aufgeregt; auf dem Trip gedanklich komplett im Eimer
Setting:Bei einem Freund (daheim und draußen)
Nützlichkeit:8,99 von 10 möglichen   (122 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Vergessen zu vergessen



Liebe LdT-Community,

ich möchte euch hiermit mein Erlebnis mit der oralen Aufnahme des Fliegenpilzes und dessen Folgen beschreiben. Es war meine erste Erfahrung mit Pilzen. Den Trip kann ich heute, einen Tag danach, zeitlich, sowie gedanklich, nur sehr schwer nachvollziehen. Es kommt mir vor wie ein Traum. Es wirkt so unwirklich.



Vorgeschichte



In letzter Zeit habe ich mich sehr mit psychoaktiven Pilzen in Deutschland beschäftigt. Allen voraus habe ich es dabei auf den Spitzkegligen Kahlkopf abgesehen und setzte viel daran diesen auch zu finden. Auf der Suche nach besagtem Pilz habe ich insgesamt mehrere hundert Kilometer zurückgelegt und dennoch bin ich jedes Mal mit leeren Taschen zurückgekehrt. So langsam kamen mir Zweifel, ob ich den SKKK hier überhaupt finden könnte. Also habe ich mich auch über andere Pilze informiert. Das Thema „Fliegenpilz“ kam wie gerufen, denn jeder kann diesen Pilz eindeutig identifizieren und ich war mir sicher diesen Pilz auch hier schon oft gesehen zu haben. Der Erfolg war sozusagen garantiert.

Da so gut wie jeder, mitunter meiner Freunde, den Fliegenpilz als giftig einstuft, musste ich erst einmal jemanden überzeugen, diese Droge mit mir auszuprobieren, da ich mich nicht alleine auf einen unbekannten Trip begeben wollte. Ich kannte nämlich überhaupt niemanden, der nur ansatzweise etwas von der Wirkung des Fliegenpilzes verstand.

Relativ schnell fand ich zwei Freunde, die bereit waren mit mir dieses Erlebnis zu teilen. Ohne viel zu planen begab ich mich mit einem von ihnen in den nahe gelegenen Pfälzer Wald, um dort diesen Pilz zu suchen. Erfolglos blieben wir nur auf dem Weg in den Wald, was einen gewissen Pessimismus bei uns beiden auslöste. Als wir jedoch in die Tiefen des Waldes gelangten fand mein Freund schon unseren ersten Fliegenpilz, was für uns als großer Erfolg abgestempelt wurde. Mit dieser Motivation konnten wir innerhalb von zwei Stunden ca. 12-14 schöne Fliegenpilze sammeln. Die Idee dahinter war möglichst viele Pilze zu sammeln, diese zu Pulver zu verarbeiten und somit den großen Schwankungen im Wirkungsgehalt entgegen zu treten.

Noch am selben Abend legten wir die sehr klein geschnittenen Pilzstücke bei 60-70° Celsius auf einen Rost und warteten ca. 4 Stunden, bis die Stückchen gut trocken waren. Zwischendurch habe ich mir 3 Fliegenpilzhuthaut-hüte mit Tabak in die Bong gestopft und geraucht. Zu der Wirkung kann ich nicht viel sagen, außer dass es anders war. Die trockenen Stücke haben wir dann über den Morgen verteilt zu einem groben Pulver verarbeitet. Eigentlich haben wir geplant, das Pilzpulver direkt zu essen, was dann doch verschoben wurde, da mein Freund um 6 Uhr morgens lieber schlafen ging. So ging ich alleine nach Hause und verfeinerte das Pulver am darauffolgenden Nachmittag noch ein wenig. Insgesamt hatten wir 36g trockenes Pulver.

An diesem Abend kam der andere Freund zu mir um mit uns zu trippen. Meinen Sammelgefährten konnten wir allerdings nicht erreichen und so ungeduldig wie wir manchmal sind, beschlossen wir einfach zu zweit das Pulver zu uns zu nehmen.



- Hier möchte ich mich auch nochmal bei meinem Freund entschuldigen, denn es tut mir wirklich leid, dass wir nicht warten konnten -



Wohlmöglich hab‘ ich mich durch den Trip auch selbst bestraft, denn für zwei unerfahrene Personen waren die Portionen deutlich zu hoch.



Der Fliegenpilztrip



- Ca. 20 Uhr -

Bevor mein Kumpel bei mir war, habe ich schon eine Kanne aufgesetzt um Tee zu kochen. Das Wasser war bei seinem Eintreffen schon fertig. Wir gingen in mein Zimmer und ließen schon mal einen random Teebeutel einwirken, um den Geschmack etwas zu beeinflussen. So kamen wir auch auf den Gedanken, das gesamte Pulver zu zweit zu konsumieren. Da ich nicht wusste, wie potent die Fliegenpilze sind, dachte ich mir, dass ich lieber zu viel nehme, bevor ich am Ende überhaupt keine Wirkung verspüre. Im Nachhinein denke ich, dass es ein Fehler war.

Wir wogen jeweils 18g Pulver für jeden ab und kippten es in die Teetassen. Eine Menge Pulver, das sich nicht mal auflöste. So schwamm ein Teil an der Oberfläche und man hätte denken können, dass man eine Gemüsebrühe in der Hand hält. Der Geschmack war nicht direkt eklig, wurde aber psychisch bedingt wirklich kein Genuss. Ganz unten in der Tasse sammelt sich eine ca. 3cm hohe Schicht feuchtes Pulver, das ich auch noch auslöffelte und dabei verspürte ich sogar einen leichten Brechreiz.

Mein Freund, der absolut keine Pilze mag, konnte nicht alles trinken und auch das feuchte Pulver ließ er zu großen Teilen in der Tasse zurück. Ich wollte nichts verschwenden und trank zumindest noch den Rest aus seiner Tasse. Somit nahm ich insgesamt ca. 20-22g Fliegenpilzpulver zu mir. Eindeutig zu viel.

Mir ging es danach nicht wirklich gut und ich wollte einfach nur noch weg von daheim. Wir beschlossen zu meinem Mittripper zu fahren, bevor die Wirkung einsetzte. Er verließ schon mal das Haus, um zu seinem Auto zu gehen, während ich mir noch ein paar warme Sachen zusammen suchte, damit mir draußen auch nicht kalt werden würde. Als ich dann auch bei seinem Auto ankam, wunderte ich mich ziemlich, denn das Auto war leer. Im selben Moment dieser Erkenntnis vernahm ich auch schon die typischen Geräusche, wenn sich jemand übergeben muss. Ich ging also ein paar Meter zu einer dunklen Ecke und sah wie mein Mittripper in etlichen Einheiten seinen kompletten Mageninhalt entleerte. Folglich dachte ich nun, dass er damit zu meinem Tripsitter werden würde und ich wohl alleine trippen müsse. Nachdem er sich ordentlich ausgekotzt hatte ging es ihm schon besser und wir fuhren zu ihm nach Hause.

Wir waren nur kurz in seinem Zimmer, als er schon wieder aufs Klo ging um weiter zu kotzen. Während dessen lag ich auf seinem Sofa und versuchte mich auf mein Inneres zu konzentrieren. Eindeutig war mir auch etwas schlecht. Ab und zu wurde der Reiz zu erbrechen auch stärker, jedoch konnte ich dem mit tiefen Luftzügen am offenen Fenster entgegen wirken. Es ging mir darum, den Pilz so lange wie möglich in mir zu halten, denn ich habe mich geistlich schon längst damit abgefunden früher oder später kotzen zu müssen.

Wie gesagt verhalf mir mein tiefes Durchatmen den Reiz zu unterdrücken. Hier merkte ich auch die erste Veränderung. Beim Einatmen fiel mir auf, dass meine Lunge viel mehr Luft fassen konnte als sonst. Es kam mir so vor, als ob meine Lunge gleich voll sein würde und doch konnte ich dieselbe Menge nochmal inhalieren. Ich hatte also auf einmal zwei Lungen, was ganz angenehm war.

Mein Freund kam wieder ins Zimmer und legte sich auf sein Bett um die Übelkeit abzuwarten. Wir redeten nicht viel, was ich gut fand, denn immer dann verstärkte sich mein Brechreiz.

Ich richtete mich auf und bemerkte eine Leichtigkeit, die mit der von MDMA zu vergleichen ist. Sie stimmen zwar nicht direkt überein, aber vom Grundgefühl war es ähnlich. Es gefiel mir.

In mir hatte sich zwischenzeitlich ein Wunsch zum Erbrechen entwickelt. Ich hatte die ganze Zeit ein flaues Gefühl im Magen, das mir mein verändertes Körpergefühl ziemlich versaute. Der Brechreiz wurde auch immer stärker und so beschloss ich einfach alles rauszulassen. Ich ging aufs Klo, ließ bewusst das Licht aus, und kniete mich vor die Schüssel. Relativ bald ging’s dann auch schon los und mein Erbrechen deckte sich mit dem meines Freundes. In mehreren Einheiten erbrach ich sämtliche Krümel vermischt mit Magensäure und Wasser. Erneut schmeckte ich den Geschmack, der aber diesmal viel sanfter und überhaupt nicht unangenehm war. Mir ging es schlagartig besser und die Übelkeit verschwand. Gut gelaunt „flog“ ich mit verändertem Körpergefühl zurück in des Freundes Zimmer.

Ich legte mich auf sein Bett und konzentrierte mich auf mich selbst. Mein Mittripper verließ das Zimmer, um irgendetwas zu holen. Jetzt ging es erst richtig los. Es fällt mir schwer, das Erlebte in mein Gedächtnis zurück zu holen und eine zeitliche Einordnung ist mir nicht mehr möglich.

Ab jetzt kann ich nicht mehr zwischen meiner Gedankenwelt und Traumwelt unterscheiden. Ich weiß absolut nicht mehr zu welchem Zeitpunkt ich wach war und wann ich geschlafen habe. Es war ein Mix aus beiden, was mir mein Freund später auch bestätigte.

Ich saß alleine auf dem Bett und lehnte an der Wand. Die Wirkung setzte voll ein. Es fällt mir wirklich schwer, das jetzt in Worte zu fassen. Ich lag also da und dachte ganz gewöhnlich, so wie man einfach denkt. Plötzlich habe ich mich selbst dabei ertappt wie sich meine Gedanken im Kreis drehten, denn anscheinend habe ich es immer wieder vergessen und erneut angefangen diesen Gedanken zu Ende zu denken. Wie lange es genau dauerte, um auf die Erkenntnis zu kommen, dass sich meine Gedanken im Kreis drehten weiß ich nicht genau. Das Problem dabei ist, dass man die Erkenntnis auch immer wieder aufs Neue vergisst und jedes Mal wenn es wieder zu dieser Erkenntnis kommt, fragt man sich, wie oft einem die Erkenntnis zuvor schon gekommen ist. Ein absoluter Teufelskreislauf, den man auf jeden Fall als Horror einstufen kann.



- Ich versuche das Ganze jetzt so darzustellen, damit es für dich als Leser Sinn ergibt. Versuche dich in die Lage zu versetzten, dass dir in diesem Zustand jede Schlussfolgerung deiner Gedanken als logisch vorkommt und absolut vertretbar ist -



Ich dachte mein Freund wäre das Haus, in dem wir uns befinden. Er hat das Zimmer verlassen, für mich aber das ganze Haus. Somit hat das Haus (die Verkörperung meines Freundes) sich selbst (das eigenetliche Haus) verlassen. Ich kann den Gedanken leider nicht mehr nachvollziehen, jedoch hat sich so ein Teufelskreislauf gebildet. Ich habe den Gedanken so oft wiederholt, dass es mir vorkam wie eine Stunde nur über den Gedanken nachzudenken. Ich konnte an nichts anderes mehr denken und wurde auch durch nichts abgelenkt, da ich alleine in dem Zimmer war. Ich war in meinem Kopf gefangen. Das hat sich so sehr intensiviert, bis ich mich komplett in dem Gedanken aufgelöst habe. Ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass das Universum nur aus meinen Gedanken besteht. Leider habe ich immer wieder denselben Scheiß (ich muss es so nennen) von vorne gedacht und somit war dieser Scheiß das gesamte Universum für mich. Es existierte nichts mehr neben diesem Gedanken und das machte mir Angst. Ich war alleine und ich dachte es gäbe nur noch meine Gedankenwelt. Diese Beschränktheit war kaum auszuhalten. Alles was ich wusste war vergessen. Jeder Mensch existierte nicht mehr. Ich hatte Angst mich in diesem Gedanken zu verlieren und für alle Ewigkeit den Gedanken fortführen zu müssen.



- Pause -



Plötzlich wurde ich von meinem Freund geweckt. Ich war froh von diesem Gedanken losgekommen zu sein. Hatte ich nur geträumt? Ich weiß es nicht. Ich dachte, der Trip sei nun vorbei, denn es kam mir vor als ob ich stundenlang denselben Gedanken wiederholt hätte. Ich fragte nach der Uhrzeit. Es sind nur drei Minuten vergangen in denen ich einen kompletten Trip erlebt hatte. Drei Minuten die mir vorkamen wie eine halbe Ewigkeit. Drei Minuten in denen sich meine Gedanken im Kreis drehten und wenn mich mein Freund nicht geweckt hätte, dann wären wohl noch ein paar Ewigkeiten hinzugekommen.

Ich war froh erkannt zu haben, dass sich meine Gedanken im Kreis drehten und beschloss es aufzuschreiben. Schnell ein Blatt Papier und einen Stift gesucht und angefangen das Erlebte niederzuschreiben. Ich blickte auf das Blatt und war erstaunt was dort auf einmal stand.

Ich daacht, ichd icch dachchhhVe”…

Normalerweise lässt mich meine Rechtschreibung nicht so im Stich und wie ihr seht, drehten sich meine Gedanken erneut im Kreis. Mein Trip war also längst nicht zu Ende. Ich fing immer wieder aufs Neue an, daran zu denken, das Erlebte niederzuschreiben, sodass ich mehrmals denselben Satz begann. Wieder einmal begann ich zu begreifen was gerade in meinem Kopf passierte. Also strich ich die Wiederholung durch.

Ich daacht, ichd icch dachchhVe ich´h´ich bin das Universam“…

Das war auch alles was ich über den gesamten Abend aufs Blatt brachte. Es hilft mir dennoch, mich in die Lage zurück zu versetzen und zu verstehen.

So weit so gut. Ich wusste also, dass ich alles wieder vergesse. Jedoch vergaß ich dieses Wissen immer wieder. Ich habe meinem Freund versucht die Situation zu schildern. Beim Erklären fing ich immer wieder neu an und allgemein kamen wohl oft nur halbe Sätze dabei raus, da ich einfach nichts zu Ende dachte und immer wieder vergaß, was ich schon gesagt oder gedacht hatte. Ich glaube dennoch, dass mein Freund meine Situation verstand. Denn wieder einmal ertappte ich mich dabei, wie er auf mich einredete, dass alles wieder vorbei gehen würde und ich mich nicht zu sehr hineinversetzen solle. Woher wusste er wie es mir geht? Ich habe vergessen, dass ich ihm ungefähr eine Stunde lang versucht habe zu erklären wie es mir ging. Es kam mir vor wie ein kompletter Realitätsverlust. Eine Art Zeitsprung. Im einen Moment erkläre ich ihm meine Situation, vergesse das aber wieder und plötzlich redet mein Freund mit mir darüber. In meinem Kopf hat es einfach nur Zack – Zack – Zack… gemacht. Immer wieder habe ich vergessen und versucht alles von vorne aufzurollen und vergessen. Unmöglich.



- Kennt jemand den Film „50 erste Dates“? Dort ist ein Mann in einer Anstalt für Menschen mit Gedächtnisproblemen. Ich glaube er heißt Tom. Dieser Mann lebt nur mit seinem Kurzeitgedächtnis. Das heißt, dass er für ein paar Sekunden denken kann und danach sein Gehirn wieder „resettet“ wird, denn nichts geht in sein Langzeitgedächtnis über. So stellt er sich fremden Menschen etliche male vor, da er immer wieder vergisst, dass er es bereits getan hat -



Genauso erging es mir während meines kompletten Trips. Alle paar Sekunden wurde mein Gehirn auf einen früheren Zustand „resettet“. Ich frage mich ernsthaft, wie oft ich die Tatsache eigentlich bemerkt habe, bevor ich es wieder vergessen habe. Manchmal wusste ich, dass ich alles wieder vergessen werde und so geschah es auch. Ich wollte unbedingt raus gehen, da mich das Zimmer beengte und ich die Hoffnung hatte draußen würde sich mein Trip verändern.

Meinem Freund ging es mittlerweile wieder gut und bevor wir rausgingen wollte er noch einen Hut (Gras-Tabak) rauchen. Er fragte mich, ob ich auch einen möchte. Jeder, der die Situation nicht kennt, kann sich nicht vorstellen wie oft ich mir die Frage gestellt habe ob mir ein Hut gut tun würde, oder ob er alles verschlimmern würde. Ich vergaß es einfach immer wieder, dass ich mir die Frage schon gestellt hatte. So vergingen etliche Minuten bis ich endlich mal auf dem Sofa an der Bong saß.

Ich hatte mich also entschlossen einen Hut zu rauchen und ich wollte es auch durchsetzen. Doch wie bin ich überhaupt auf das Sofa gekommen? Eben habe ich noch auf dem Bett gelegen und mir die Frage gestellt, ob ich einen Hut rauchen sollte, und jetzt sitze ich hier. Ich habe wohl vergessen, dass ich zum Sofa gelaufen bin. Anscheinend saß ich auch noch einige Minuten so da und habe das Szenario immer wieder in meinem Kopf durchgespult.

Ich hatte eine neue Taktik. Ich fing an meine Taten vorher zu planen. Jedoch manifestierte sich jeder Gedanke als reales Geschehnis. Ich dachte also, dass ich die Gras-Tabak-Mischung gleich in die Bong tun würde. In meinem Kopf habe ich es also schon getan. Ich vergaß aber, dass es nur ein Gedanke war. In Wirklichkeit hatte ich es nicht getan und wollte nun die leere Bong rauchen. Mein Freund wies mich darauf hin, dass ich erst den Hut füllen müsse. Schnell füllte ich den Hut, denn ich wusste, dass ich es wieder vergessen würde und so rauchte ich ihn dann auch. Ich glaube ich habe gar nicht realisiert, dass ich gerade einen Hut rauche. Eben saß ich noch normal auf dem Sofa und auf einmal ziehe ich den Rauch in meine Lungen. Erneuter Zeitsprung.

Ich wollte nun unbedingt raus, da mir das Vergessen so langsam zu viel wurde. Wir verließen das Zimmer. Ich vergaß meine Kappe in seinem Zimmer und dachte nun im Treppenhaus, wie ich es anstellen sollte zurück in das Zimmer zu gehen, ohne alles zu vergessen. Ich wendete erneut meine Taktik an und plante meine Aktion voraus. Ich ging also ins Zimmer. Plötzlich stehe ich mitten im Zimmer, doch das Licht ist aus. Ich plane wieder.

Du musst zum Lichtschalter gehen und das Licht anschalten, doch du vergisst es sowieso wieder.“ – mein Gehirn

Es entsteht ein Kampf in meinem Gehirn. Ich will den Gedanken um jeden Preis behalten. Ich laufe zum Lichtschalter, drehe aber wieder um ohne ihn betätigt zu haben. Erneut diese Erkenntnis. Ich habe vergessen, dass ich vergesse. Ich konnte den Gedanken nicht lange genug in meinem Kopf halten. Wann hört das endlich auf?

Irgendwann konnte ich dann nach etlichen Anläufen das Zimmer mit meiner Kappe verlassen. Als wir an der Haustür ankamen, betrachte ich die ganzen Schuhpaare, die dort so rumstehen. Ich habe nicht die geringste Ahnung, welches Paar an meine Füße gehört. Mein Wunsch, die Räumlichkeiten zu verlassen, ist jedoch so stark, dass ich einfach ein paar Schuhe greife und diese anziehen will. Mein Mittripper korrigiert mich und zeigt mir, welche Schuhe mir gehören. Ich habe Probleme beim Zuschnüren und mir wurde sogar angeboten, die Schuhe von meinem Freund zubinden zu lassen. Schließlich schaffe ich es doch.

Wir laufen ein Stück, jedoch weiß ich nicht wohin. Mein Gehirn wird immer noch alle paar Sekunden „resettet“ und ich laufe einfach meinem Freund hinterher. Mein Freund redet irgendwas, was ich allerdings immer wieder vergesse. So laufen wir eine Weile durch sein Dorf und ich kann nur sagen, dass sich in meinem Gehirn nicht viel verändert hat. Ich glaube aber, dass ich die Erkenntnis, die ich schon etliche Male an diesem Abend gehabt habe, teilweise schon etwas länger behalten kann. Ich würde sagen, ich war mittlerweile in der Lage das „Resetten“ um eine Einheit zu verschieben. Angenommen das Kurzzeitgedächtnis wird alle 6 Sekunden „resettet“, so konnte ich die Erkenntnis nun ab und zu für 12 Sekunden in mir halten, bevor ich sie wieder vergaß. Auch wurde mir immer mehr klar, dass ich die Erkenntnis nicht das erste Mal habe. Mir gefiel es draußen nicht. Es war kalt und ich musste mich nun auch noch bewegen. Meine Kopfsituation blieb aber weitestgehend unverändert. Ich fühlte mich draußen nur noch mehr gestresst. Mein Freund testete mich wie sehr ich aus meinem Teufelskreislauf schon ausbrechen konnte. Er zeigte mir zum Beispiel ein Haus, das neu gebaut wurde und fragte mich nach einiger Zeit, ob ich mich an dieses Haus erinnern kann. Tatsächlich gelang es mir, wenn ich mich sehr stark darauf konzentrierte, das Haus wieder in mein Gedächtnis zu rufen. Ich war auf dem Weg der Besserung. Ich war erleichtert.

Ich freute mich darüber, als wir wieder bei ihm waren. Mir war kalt und ich deckte mich zu. Meine Gedanken drehten sich immer noch im Kreis. Ich glaube ich habe schon versucht, den Teufelskreislauf zu verarbeiten, jedoch stecke ich noch tief in diesem. Das alles führte zu nichts und ich verlor mich wieder stark in meinen Gedanken. Daraufhin bin ich wieder eingeschlafen, diesmal länger (ich denke 2-4 Stunden). Was genau ich geträumt habe weiß ich nicht mehr, sondern nur, dass auch dort alles von meinen Gedanken bestimmt war, die sich immer noch im Kreis drehten.

Als mein Freund mich weckte war alles noch wie vorher, nur schon abgeschwächter. Er bot mir einen Hut an und im Grunde lief es wieder so ab wie bei meinem Ersten. Ich habe mich immer wieder erneut gefragt, ob ich den Hut nun rauchen sollte oder nicht. Ich entschloss mich dazu es zu tun und wollte es recht schnell hinter mich bringen. Als ich auf dem Sofa saß bemerkte ich zum ersten Mal, dass Musik lief. Es gefiel mir, denn dadurch erfuhr ich etwas Kontinuierliches. Das Lied fing nicht, wie meine Gedanken, immer wieder von vorne an. Es half mir sehr, der Musik zuzuhören. Meine Gedanken waren aber dennoch ziemlich im Eimer.

Ich wollte den Hut hinter mich bringe und fing an den Rauch hochzuziehen. Ich zog langsam und intensiv und inhalierte den kompletten Inhalt. Der Rauch füllte meine Lungen und so saß ich auf dem Sofa. Eigentlich hatte ich den Rauch schon viel zu lange drin, im nüchternen Zustand denke ich schon fast, dass ich zusammen gebrochen wäre. Ich sah vor meinem inneren Auge eine Art Skala. Der oberste Punkt beschreibt den Moment, in dem mein Gehirn zu wenig Sauerstoff bekommt und ich einen Blackout bekommen sollte. Während ich den Rauch in mir halte, merke ich wie die Skala anfängt zu steigen. Sie steigt rasch gegen obersten Punkt und ich weiß, dass ich den Rauch jetzt auspusten muss. Das tu ich auch, doch die Skala steigt weiter. Ich spüre, wie mein kompletter Körper von der Wirkung des Nikotins (Nichtraucher) überwältigt wird. Ich fange überall an zu zittern. Das ist die gewöhnliche Kreislaufreaktion auf einen Hut, jedoch Faktor 100*. Ich merke wie das Nikotin in mein Gehirn strömt und sich dort verbreitet. Ein sehr spannendes und geiles Gefühl.

Urplötzlich fällt die komplette Last von mir, die ich die ganzen Stunden mit mir getragen habe. Ein Moment der unbeschreiblichen Klarheit. In diesem Moment realisierte ich was den ganzen Abend vorher geschehen war. Ich konnte das Erlebte revue passieren lassen und ich vergaß endgültig zu vergessen. Ich war sozusagen von einem auf den anderen Moment komplett befreit. Der Teufelskreislauf war durchbrochen und ich war so erstaunt darüber, dass jegliche Gefühle in diesem Moment fehlten. Ich fühlte mich komplett abgestumpft. Ich verspürte nichts, außer der Erleichterung über die Tatsache, dass mein Gehirn wieder funktionierte. So saß ich auf dem Sofa und genoss einfach nur, dass ich wieder denken konnte. Ein unbeschreibliches Gefühl. Ich habe dennoch etwas Angst, dass ich mich wieder in meinen Gedanken verliere, sobald ich wieder zurück aufs Bett krabbel. Ich spüre wie die Erkenntnis davon fliegt und bald verschwinden würde. Ich befürchtete, dass alles wieder von vorne beginnen könnte. Ich konnte mir bildlich vorstellen wie sich die Erkenntnis immer weiter entfernt, also greife ich nach ihr und zu meiner Verwunderung schaffe ich es auch. Ich habe die Erkenntnis endlich in meinem Kopf gefangen, wie ein Vogel in seinem Käfig gefangen ist. Ich wollte sie um kein Geld der Welt wieder gehen lassen.

Mein Freund bietet mir an, bei ihm zu pennen, was ich jedoch verneine. Ich begebe mich zu Fuß auf den Weg nach Hause. Ich kann keine Wirkung mehr von dem Pilz feststellen. Die Wirkung hat einfach abrupt aufgehört zu bestehen. Auf dem Heimweg beginne ich, das Erlebte aufzurollen und zu verarbeiten. Ich fühle mich schwach und lege mich sofort schlafen, nachdem ich daheim angekommen bin.

Ich glaube, ich habe in meinem Traum weiter gedacht. Es war eine Art „Wachtraum“, aus dem ich mehrmals aufgewacht bin. Ich bin nicht in die Tiefschlafphase gekommen.

Jeder Versuch, das Geschehene zeitlich einzuordnen, schlägt fehl. Es ist schwer, das Erlebte einzuordnen. Ich denke, man könnte diesen Trip einfach als Horrortrip abstempeln, was ich jedoch nicht tue. Ich kann zwar nicht sagen, dass ich daraus eine lebensverändernde Erkenntnis gezogen hätte, dennoch empfinde ich es als wichtiges Ereignis in meinem Leben. Ich werde wohl noch etwas Zeit brauchen, um alles zu verarbeiten.



Vielen Dank für deine Aufmerksamkeit!



Nachwort



Den oben stehenden Text habe ich gerade in ein paar Stunden am Stück verfasst. Ich habe einfach vor mich hingeschrieben, ohne nochmal das bereits verfasste zu überdenken. Ich habe meinem Gehirn sozusagen freien Lauf gegeben. So kann es sein, dass sich Widersprüche in dem Text finden lassen, die mir während meines Trips aber als logisch erschienen sind. Würde ich den Bericht noch einmal überarbeiten, würde ich wahrscheinlich mein Erlebnis verfälschen, da ich automatisch versuchen würde, das Ganze logisch erklären zu können.

So habe ich eine Art Zeugnis, das mir die Möglichkeit gibt, mich wieder in diese Lage zu versetzen.

Teilweise war das Vergessen so stark, dass ich sogar vergaß, dass ich einen Fuß habe und oft stolperte. Es kommt mir auch so vor, als hätte ich in die Zukunft sehen können, da ich die vorausgesehenen Fehler auch wirklich beging. Das war wahrscheinlich einfach nur die Art, wie sich mein Gehirn selbst austrickste.

Im Allgemeinen lässt sich sagen, dass mein Fliegenpilztrip sich ausschließlich gedanklich abgespielt hat, bis auf das leichte, flugähnliche Körpergefühl.

Heute, am darauffolgenden Tag, geht es mir gut. Ich merke nur, dass es mir schwer fällt mich zu konzentrieren und dass meine Wahrnehmung etwas verändert ist. Zum Beispiel wirkt die Schrift auf dieser Seite kleiner als sonst.

Ich denke, dass sich die Trips nach mehreren Versuchen und die dadurch trainierte Psyche besser steuern lassen.



Auflösung nach einem Gespräch mit meinem Mittripper



Ich habe meinem Mittripper den obigen Bericht gezeigt, damit ich eine zweite Sichtweise bekomme. Einiges in meinem Bericht scheint vor allem zeitlich nicht zu stimmen, was ich aber auch unverändert lassen möchte. Der Tripbericht soll meine persönliche Auffassung bewahren und sonst nichts. Dennoch möchte ich hiermit chronologisch einige Fehler korrigieren und Fragen beantworten, die aufkommen könnten und im Diskussionsforum gestellt werden.



1. „Ich dachte mein Freund wäre das Haus, in dem wir uns befinden. Er hat das Zimmer verlassen, für mich aber das ganze Haus. Somit hat das Haus (die Verkörperung meines Freundes) sich selbst (das eigenetliche Haus) verlassen."

- Ich dachte nicht, dass mein Freund das Haus war, sondern ich selbst war das Haus. Ich (das Haus) habe gedanklich das Gebäude, in dem ich mich befand, verlassen. Somit war da wieder das Haus (also ich), das wieder das Haus verließ. Der Kreislauf ging ewig so weiter und ist nüchtern wohl sehr schwer nachzuvollziehen, kam mir aber unter der Wirkung dieser Droge als absolut real vor.



2. „Plötzlich wurde ich von meinem Freund geweckt."

- Mein Freund hat mich nicht geweckt. Er meinte, dass er, als er wieder ins Zimmer kam, mich in seinem Bett mit offenen Augen sitzen sah. Ich habe einfach nur ins Leere gestarrt. Er beschreibt es als eine Art Trance, was ich so auch nachvollziehen kann. Er musste mich ein paar mal anreden, bevor ich ihm eine Antwort gab. Darauf habe ich versucht ihm meine Situation zu schildern, mitunter dass ich den Bezug zur Zeit komplett verloren habe.



3. „Hatte ich nur geträumt? Ich weiß es nicht. Ich dachte, der Trip sei nun vorbei, denn es kam mir vor als ob ich stundenlang denselben Gedanken wiederholt hätte. Ich fragte nach der Uhrzeit. Es sind nur drei Minuten vergangen in denen ich einen kompletten Trip erlebt hatte. Drei Minuten die mir vorkamen wie eine halbe Ewigkeit. Drei Minuten in denen sich meine Gedanken im Kreis drehten und wenn mich mein Freund nicht geweckt hätte, dann wären wohl noch ein paar Ewigkeiten hinzugekommen."

- Das Geschehnis ist in Wirklichkeit viel später passiert. Erst nachdem wir draußen waren habe ich für ca. drei Minuten auf seinem Bett geschlafen und diese drei Minuten kamen mir vor wie eine Ewigkeit - eine Art Horror. Nachdem mich mein Freund weckte, habe ich ihm gesagt, dass ich tierische Angst vor einem erneuten Einschlafen habe, weil ich befürchtete, dass mir das selbe nochmal passieren könnte.

Vor unserer Runde im Dorf hatte ich dennoch den Zustand, dass sich meine Gedanken immer wieder im Kreis drehten. Da war ich allerdings in einer Art Trance (wie bei 2. beschrieben) und war für ganze zehn Minuten auf mich alleine gestellt. Im Nachhinein glaube ich, dass diese zwei Erlebnisse sehr ähnlich waren und ich mich nur noch an ein Ganzes erinnern kann.



4. „Daraufhin bin ich wieder eingeschlafen, diesmal länger (ich denke 2-4 Stunden)."

- Wieder zeitlich falsch eingeordnet. Erst nach meinem zweiten und letzten Hut bin ich diesem Schlaf verfallen. Darauf hin bin ich ich nach Hause gegangen.



Wie wirkte ich auf meinen Freund?

- Ich habe falsche Antworten gegen, die gar nicht zur Frage passten.

- Immer wenn mein Freund mich was gefragt hat, habe ich ihn nur angestarrt und gefragt „Was?". So musste er mir jede Frage sehr oft stellen, denn ich wusste meistens nicht einmal mehr, dass ich etwas gefragt wurde.

- In meiner Trance war mein Blick komplett leer.

- Ich hatte koordinationsschwierigkeiten beim Laufen. Bin oft gegen meinen Freund gelaufen.

- Uns kam nachts ein Auto mit eingeschalteten Scheinwerfern entgegen. „Du läufts auf gar keinen Fall in die Scheinwerfer!" - dachte ich mir. Besonders weil ich so darüber nachdachte, hatte ich große Angst davor den Gedanken wieder einmal zu vergessen und gerade dann vor das Auto zu laufen. Ich habe meinem Freund direkt danach meine Angst geschildert.



Wie hat die Droge auf meinen Freund gewirkt?

- Verschwommenes Blickfeld.

- Alles wirkte interessanter. Viele Sachen interessierten ihn viel mehr als nüchtern.

- Starke Energiewellen. Bodyhigh.

- Leichte Verwirrtheit. Er hatte kurz Angst, dass seine Gedanken so abdrehen wie meine.

- Kein abruptes Ende, sondern nach und nach.



Im Anhang befindet sich noch ein Bild, das mein Geschriebenes und mein sehr verändertes Schriftbild enthält.

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