Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Häuptling glitzerndes Klo.
Drogen:Peyote
Autor:Mogwai
Datum:26.01.2013 22:40
Set:entspannt, freudig, ausgelassen
Setting:Elternhaus, TV, bester Kumpel (\"Volkmar\")
Nützlichkeit:6,69 von 10 möglichen   (26 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Nachdem ich damals einiges zum Thema auch hier im Forum gelesen hatte, habe ich mich dazu entschieden die Erfahrungen nochmal zu rekapitulieren und hier mitzuteilen. Nebenbei sei gesagt, dass es relativ lange her ist (1,5 Jahre) und mein zweites Mescalinerlebnis war.
(Nebenbei finde ich's blöd, dass man hier nur Peyote auswählen kann..warum nicht Mescalin? Oder zumindest auch noch San Pedro? So ich's einfach übersehen habe - Asche auf mein Haupt.)

Wir schreiben also das Jahr 2011, es ist Sommerende, doch noch sehr angenehm warm draußen. Nach unserem ersten Mescalintrip, der relativ spärlich ausgefallen ist (zu wenig Erinnerung, als dass ich das hier preisgeben würde) entschieden wir uns dazu den größten San Pedro zu schlachten, den wir damals hatten.
Gesagt getan: Stacheln mit Pinzetten entfernt, klein geschnitten und stundenlang gekocht (mehrmals das Wasser getauscht und am Ende nochmal eingekocht), so dass wir schlussendlich 2 Tassen schleimig-grüner Kakteentränen hatten. Der Geschmack war nicht so berauschend wie die selbst getrockneten Präparate beim vorigen Mal, die Wirkstoffkonzentration allerdings um einiges höher.

Der Abend klang also an, wir suchten uns Musik raus, ich holte 2 Eimer und wir schalteten mal durch das TV-Programm und tranken dann auf unser Wohl jeder möglichst schnell die eigene Tasse aus. Im Endeffekt half geschmacklich nichts, aber man überlebt es....seit diesem Abend denke ich beim Trinken von Energy Drink immer an Kakteen..

Wie gesagt, es wurde draußen also leicht schummerig und wir entspannten erstmal und versuchten den ekligen Geschmack aus dem Mund zu bekommen...der Magen wurde flau und protestierte hart, anscheinend hatte er wohl keine Lust auf das, was folgen sollte. Der Dämmerzustand draußen hat eine Geborgenheit gespendet, die ich ihm vorher nicht wirklich abgewinnen konnte. Mein Elternhaus...nun ja, andere Geschichte.
Das Rumpeln im Magen wurde immer heftiger und man sah es uns auch sicherlich an, aber wir hatten ja vorgesorgt. Kurz darauf ging ich auf die Toilette, kam zurück und siehe da - mein Beifahrer (nennen wir ihn "Volkmar") hatte gebrochen und lag langgestreckt auf der Couch. Mein größtes Problem: Wo setze ich mich hin? Nun ja..ich dachte mir man darf sich ja auch nicht alles gefallen lassen und hab' ihn beiseite geschoben..es ist ja nicht umsonst eine Couch mit Platz für vier Leute. Er hat auch nicht mal gemurrt, ich glaube ihm war zu dieser Zeit alles ziemlich egal. Nach einigem Bangen hörte das Rumoren in meinen Eingeweiden schließlich auf - übergeben musste ich mich nicht.

Dieses Gefühl..war sehr schön. Zu wissen, dass das Speien ausbleiben würde hat mich glücklich gemacht, denn das ist der Teil am Kakteennaschen, der mir überhaupt nicht gefällt. Nur wurde mir in dem Moment klar, dass ich nicht wusste, was ich jetzt tun sollte...Erbrechen, so dachte ich, gehört einfach dazu und die "Tradition" wollte ich auch nicht aushebeln...ich dachte also darüber nach, ob es richtig war, was ich tat und kam zu dem Schluss:
..mein Vater öffnet die Tür und fragt, ob bei uns alles in Ordnung ist. Ich antworte ihm, fühle mich ungehemmter als sonst und hatte wohl ein ziemlich starkes Auftreten, das er so von mir nicht kannte. Aus dem Zimmer herausbegleitet versicherte ich ihm nochmals, dass es uns gut ginge und das mein Volkmar nur etwas zu tief ins Glas geschaut hatte (wohlbemerkt, es war erst 20 Uhr).
Lustigerweise hat er mir das sofort abgekauft und ich bin zurück ins Zimmer. Volkmar sah total fertig aus und war in eine Decke gewickelt. Es war etwas schwierig ihn von dem Gedanken loszureißen mein Vater stünde vor der Tür und würde uns von nun an pausenlos belauschen. Mehr als reden konnte ich allerdings auch nicht; wollte ich auch nicht, also ließ ich von ihm ab und lag einfach auf dem Bibo-Teppich. Das ganze fand im abgelegensten Zimmer der Wohnung statt, in dem die Wände mit Tapete ausgekleidet waren, die für dieses Erlebnis nicht besser hätte sein können. Warum? Sie hatte kleine Glitzerpartikel und reflektierte dementsprechend bei Licht. Ich schaltete es ein und war im Himmel. Sternenbilder, Wolken, Nebel, Galaxien...alles, man sah einfach alles. Es war ein Gefühl wie hinter der Linse eines riesigen Teleskops und je länger man schaute, desto faszinierter sah man hin. Als ob das nicht genügte fingen die Bilder an sich zu bewegen, manche drehten sich im Kreis und boten ein unglaublich schönes Bild. Wie lange ich einfach nur auf dem Boden lag kann ich nicht beurteilen, Zeit hatte keine Bedeutung mehr. Meine Blicke glitten über die Decke und saugten einen Punkt nach dem anderen auf, sprachlos von diesem Anblick schweifte ich weiter...und sah das Fenster. Das langweilige, schlichte und doch irgendwie freundliche Fenster. Der relativ bedeckte reale Sternenhimmel war hingegen nicht freundlich, er war eine einzige Enttäuschung, also entschloss ich mich schweren Herzens dazu aufzustehen und die Jalousie runterzulassen.
Zurück auf dem Teppich kamen zu den einfachen Sternenbildern nun auch noch Tönungen hinzu, am Ende kommen Aufnahmen vom Hubble-Teleskop dem wohl sehr nahe..grün, lila, blau oder weiß, farbige Nebel entzückten mich. Ich fühlte mich schwerelos und bewegte mich keinen einzigen Zentimeter, obwohl ich hätte schwören können, dass ich nicht still lag.
Nach einiger Zeit fing etwas an zu brummen. Ich wusste nicht was, aber das Geräusch wurde immer lauter und die schönen Optiken wurden blass und durchsichtig, also hieß es dem Ganzen auf den Grund zu gehen. Volkmar lag immer noch eingewickelt auf der Couch, für einen kurzen Moment dachte ich er wäre tot...dann fing mein Kopf laut an zu lachen und ich grinste in mich hinein. Ich hätte liebend gern etwas gesagt oder generell etwas von mir gegeben, das er hätte hören können, aber dieses Brummen schnitt mir die Stimme ab. Das wollte ich mir nicht bieten lassen.
Also ging ich durch die Tür, blieb im Türrahmen stehen und lauschte....ging zur nächsten Tür und wiederholte das Ganze. Im Flur angekommen schien das Geräusch im Badezimmer seinen Ursprung zu haben. Alle Türen waren geschlossen, von der elterlichen Seite also keine Probleme in Sicht.
Badezimmer. Ich schloss die Tür hinter mir und das Brummen verstummte. Das konnte doch nicht sein! Ich lauschte..und lauschte...nichts. Dafür bemerkte ich, dass mein Körper sich meldete..es war wohl Zeit nicht nur im Badezimmer zu stehen, sondern auch die Toilette zu benutzen. Gedacht, getan.
Was im nächsten Moment geschah war seltsam und zuerst höchst verstörend...ich hatte fast vergessen, dass ich eine potente Droge im Blut hatte und war dementsprechend unvorbereitet. Doch einen Moment später war das Badezimmer in dieselbe Tapete gekleidet wie das Zimmer, in dem Volkmar lag (und nicht gefliest, so wie es eigentlich ist) und im nächsten Moment fing das Schauspiel an. Ein Kopf, bedeckt mit riesigem Indianerkopfschmuck starrte mich an und schien etwas zu erwarten...ich sagte nichts, nickte aber wohl nach einigem Zögern, völlig hilflos der Situation ausgesetzt. Er nickte zurück, zog eine Feder aus seinem Haupt und bog sie zu einer Pfeife, die er dann genüsslich rauchte. Ich hatte das Gefühl, er würde mit mir reden, mir etwas klarmachen wollen, aber ich begriff in diesem Moment absolut gar nichts..wie auch? Ich saß auf dem Klo! Konzentrieren konnte ich mich schon gar nicht, mein komplettes Gehirn schrie nur "ABSURD!" und ließ mich im Stich. Wann der Schalter umgeklappt ist weiß ich nicht, aber auf einmal nickte er mir wieder zu und sein Gesichtsausdruck erstarrte. Der letzte Atemzug legte quer über die Wand gehaucht eine Höhlenmalerei frei, die wohl das Leben seines Stammes zeigte. Es war friedlich. Meine Gedanken ordneten sich und ich fragte mich, ob ich für solch ein Leben geschaffen wäre. Ob ich bereit dazu wäre mich der Natur hinzugeben, in Einklang mit ihr zu leben und zu sterben, als ein Teil ihres unendlichen Wissens. Ich betrachtete die Malerei und war schlicht und ergreifend glücklich, meine Probleme waren gelöscht, denn sie gehörten einer anderen Person, nicht mir. Wie konnte ich sie auch haben? Ich war Indianer, "westliche" (so nenne ich sie mal) Probleme zu haben schien mir unbegreiflich, es war unmöglich. Losgelöst driftete ich langsam ab und verlor mich in der Vorstellung Indianer zu sein.
Irgendwann bemerkte ich jedoch, dass ich immer noch auf der Toilette saß, beendete meinen "Badezimmerbesuch" und verließ es. Ich kann nicht genau beschreiben, was ich erwartet habe, aber die Wohnung war es sicher nicht. Ein riesiger Stein kettete sich an mein Bein und zog mich zurück auf den Boden; keine Friedenspfeife, keine Pferde, keine Federn. Wieder zurück schlich ich zurück ins Zimmer und schloss hinter mir die Tür. Ich hatte keine Zeit zu verarbeiten was ich sah und dachte mir einfach: "Das machst du später. Finde einfach wieder Anschluss an die Realität." Dieser Anschluss war Volkmar, der immer noch in die Decke gewickelt auf der Couch lag und mich anstarrte als wäre ich Alf. Ich war wohl eine halbe Stunde auf der Toilette gewesen. So lange? Nein, die Frage war damals eher "Nur eine halbe Stunde?!"
Verwirrt. Ich war verwirrt und setzte mich hin. Keine Indianerfreude mehr, keine Galaxien. Der Brocken an meinem Bein war so hart, dass ich nicht mehr hochkam..der Peak des Trips war wohl vorüber. Enttäuschung. Verwirrung und Enttäuschung brachten mich dazu den Fernseher einzuschalten, und siehe da: Es lief ein Horrorfilm auf irgendeinem Sender. "Quarantäne", das Remake von [REC]..ich kannte ihn schon, aber gesehen habe ich ihn trotzdem..jedenfalls so lange bis Volkmar sich zu Wort meldete und fragte, ob ich "den Scheiß" vielleicht abschalten kann. In Ordnung.
Drogeninduziert ist dann nicht mehr viel passiert, geredet wurde fast nichts. Die Musik, die ich vorher vollends ausgeblendet hatte, nervte mich und ich wechselte auf solches.
Ich fühlte mich ausgelaugt...schaffte es aber nicht zu schlafen. Es waren nur 30 Minuten Walgesänge in der Playlist, eine Wiederholung habe ich jedoch in den nächsten 3 Stunden nicht bemerkt. Volkmar war eingeschlafen und es wurde langsam wieder hell. Irgendwann überkam mich dann die Müdigkeit und ich schlief. Ich hatte am nächsten Tag viel nachzudenken und unterhalten haben Volkmar und ich uns auch nicht wirklich. Ich denke wir beide brauchten einfach Zeit für uns selbst.


Damit: Danke fürs Lesen und nicht vergessen: Mescalin kann die Pforten des Himmels, aber auch die Feuer der Hölle zeigen, also bitte nicht allein oder unvorbereitet "ausprobieren".

LG Moggi