Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Gras als Medizin, Heilmittel und das Bewusstsein erweiternd
Drogen:Mischkonsum von Codein, Cannabis und Opium (Reihenfolge vom Autor festgelegt)
Autor:SarahB
Datum:13.06.2013 22:58
Set:Abenteuerlich, traurig, psychedelisch, philosophisch, Musik wurde ein Schmerzkiller, Glückseligkeit,
Setting:Zuhause (auf der Terrasse im Grünen), am Klavier, im Einkaufszentrum, im Park, im Bett)
Nützlichkeit:9,11 von 10 möglichen   (45 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Mischkonsum von Cannabis und Oxycodon, Talvosilen forte und Amytriptylin 10 mg, aufgelistet, da oben so nicht auszuwählen.







Vorwort:



Neuland



Wie ich hier schon einige Male geschrieben habe, hatte ich eigentlich seit vielen Jahren (offiziell) keinerlei Kontakt und Erfahrungen mit illegalen Drogen, ausgenommen die über BtM- Rezept verschriebenen Opiate, im Moment sind es die, die ich unter dem Punkt oben -Mischkonsum, Drogenkombination, aufführte, ärztlich (eingestellt)- ohne natürlich das nun probierte Gras.





Im Zuge meiner Erkrankung(en), Morbus Crohn, immer wiederkehrende Trigeminusneuralgie , Fibromyalgie und fortschreitende Polyarthritis und dem Versuch, eine für mich geeignete Medikamentenkombination zu finden, um wenigstens halbwegs schmerzfrei zu sein und somit verlorengegangene Lebensqualität und aktives Teilhaben am Alltagsleben neu zu finden, hatte ich versucht - das THC-haltige Medikament "Dronabinol" zu bekommen. Zwei Anträge wurden durch meine Krankenkasse (GEK, heute Barmer-GEK) – abgeschmettert, wenngleich ich alle Kriterien erfülle, die in der Liste aufgeführt werden, wer in Ausnahmefällen „Dronabinol“ verschrieben bekommen und somit legal in Anspruch nehmen darf.



Im Moment ist es mir leider nicht möglich, die wertvollen Vorschläge, die insbesondere Klin Pharmakologe hier für mich einbrachte, umzusetzen.

Heißt: Mein Hausarzt ist selbst erkrankt und bis auf unbestimmte Zeit nicht erreichbar, so dass ich mich auf den Weg machte, selbst THC (illegal) zu erwerben. Im Zuge dieses Versuches ist mir etwas wirklich „Schlimmes“ widerfahren! Zu lesen unter: Personliche Erfahrung



Nun jedoch fand ich doch eine Möglichkeit, mich mit Gras zu versorgen, so dass ich denke, dass ich die Zeit, bis ich eine Medikamentenumstellung, Neuzusammenstellungg in Angriff nehmen kann, mit Hilfe dieser Droge gut überbrücken kann/ werde (ich hoffe es!)



Und da ich auch gern einmal etwas „Positives“ berichten möchte, schreibe ich auf, was ich nach dem Genuss von Gras, erlebte.



Es handelt sich um: "AK 48" von dem Hersteller "Nirvana" THC Gehalt von 23% ! Es ist eine Mischung von Indica und Sativa, das heißt, es macht sowohl Kopf- als auch Körperhigh.



(Als Frage hätte ich, was hinter den Bezeichnungen CBN und CBD steht, die diesem Gras künftig zugeführt/ beigemengt werden soll. Wie immer das chemisch realisierbar ist, ich vermute, es handelt sich um zwei synthetische Substanzen oder Wirkstoffe, die hier als zusätzliche Trägerstoffe dienen sollen? Da, ich gebe nur wieder, CBN u./o. CBD eine hohe körperliche Wirkung haben soll.) Ich würde das sehr begrüßen. *zwinker



Ich war während des Setting allein, was ich im Nachhinein bedaure, da ich ahne, das Konsum zu zweit oder auch mit mehreren Menschen sicher noch einmal eine ganz andere Qualität an Erleben bereithält, als bleibt man allein. (Leider wird es keinen aus meinem Umfeld geben, der hier künftig zur Verfügung stehen würde.)



Jedenfalls erinnere ich meine Erfahrungen aus den 70’iger Jahren, da ich mit LSD und Meskalin experimentierte, auch da war das alleinige Erleben stets eine andere Sache und irgendwie trauriger oder nicht so vielfältig und intensiv, als tat ich das wohl aufgehoben (damals bei und mit meiner besten Freundin).



Nach dem Erlebten am Vortag, den Erfahrungen den daraus entstandenen zusätzlichen Schmerzen Verletzungen durch stumpfe Gewaltanwendung, als auch materiellen Verlusten, die psychischen Folgen nicht zu vergessen, die mir der Überfall beschert hatte, war und bin ich frustriert.



Mein Menschenbild und der Glaube an das Gute im Menschen, hat eine schwere Erschütterung erfahren.



Frustriert einerseits, dass ich nicht zu meinem behandelnden, vor allem Arzt meines Vertrauens kann, die Vertretung ist inkompetent und von daher nicht brauchbar. Und der Tatsache, dass ich die derzeit vorhandenen Schmerzspitzen kaum noch ertragen kann (konnte), dazu noch zu dumm scheine, mir ein wenig Gras in der Szene zu beschaffen, ohne dabei Schaden zu nehmen- andererseits – überlegte ich, ob es sinnvoll ist, derart aufgewühlt und negativ besetzt, Gras zu rauchen. Jedoch losgelöst von dem Wunsch, auch psychedelische Erfahrungen zu machen, sondern endlich und somit vorrangig dem Schmerz entgegenzuwirken, entschied ich mich zur sofortigen Einnahme.



So suchte ich mein altes (80’iger Jahre) Chillum raus und rauchte eine sehr kleine Menge. (Der daraus resultierende Hustenanfall, ließ mich allerdings jede weitere Absicht, hiermit die Inhaltsstoffe des Grases mir zuzuführen, künftig verwerfen.) Also baute ich mir, so gut ich das noch konnte/ kann, einen kleinen Joint. Und so ging es mit dem Husten besser.



Wenn ich bedenke, wie hochdosiert ich das Oxycodon täglich einnehme, so auch Codein, also eine ordentliche Toleranz bei mir vorliegt, dann war / bin ich erstaunt, was für einen sagenhaft intensiven Trip ich erlebte, vor allem, dass die Droge so schnell anflutete und schlussendlich die Wirkung gut 8 Stunden anhielt.



Unglaublich, denn ich habe maximal eine Menge, so groß, wie vielleicht ein Zwei-Cent-Stück genommen. (Zwei abgetrennte und gepresste Blütenköpfe). Ein Gefühl, als explodiere in mir etwas, Farben, so intensiv, der reine Wahnsinn!



Tripbericht: Mittwoch, 11.06.2013



Die Sonne schien schön hell und warm, das klare Licht durchflutete mein Wohnzimmer mit angrenzender Terrasse (Hinterhofidylle), dennoch im Grünen.



Ich setze mich auf eben diese kleine Terrasse (das habe ich seit Tagen nicht getan, da ich mich in meinen Schmerzen förmlich verlor), die ich trotz ständiger Symptome mit viel Liebe zum Detail, mit einer wirklich großen Pflanzenvielfalt kultiviere und hege und finde mich ein, das erste Anfluten erreicht mich.



Zunächst fühlte ich, dass da im Rücken, wo mein steter Feind lauert und der mich seit Jahren mit anhaltender, sadistischer Freude quält, kleine Wellen entstanden.



Wellen, so dachte ich, wie ich sie von Synthesizern her kenne, kann man deren Kurven und Ausschläge, Wellen auf einem Bildschirm doch verfolgen.

Das Wort Synthesizer faszinierte mich und ich dachte, schade, dass ich so ein Gerät gerade nicht hier habe, da ich überzeugt davon war, dass das mein Schmerztagebuch sei.



Aus den anfangs kleinen Wellen, ein wenig, wie das Kribbeln vieler Ameisen, erwuchs allmählich ein großes Wabern, ich hatte Bilder dazu, die mich an das von mir so geliebte Meer erinnerten. Und bei dem Gedanken an das Meer, das mich von jeher rührte, dass ich als so geheimnisvoll und doch so großartig empfinde, musste ich weinen. Das Meer, Ursprung allen Seins.



Nicht tief traurig, verzweifelt, nein, ich spürte eine so unendliche Dankbarkeit in mir, die ich als maximalen Frieden bezeichnen würde.



Dankbarkeit für den Menschen, der mich in den Besitz der Droge gebrachte hatte, Dankbarkeit für das Leben und die Menschen, die mich begleiten, an sich. An all das und jene, die auf meinem Wege mich begleitet hatten, von denen ich lernen und erfahren durfte.

Dankbarkeit, frei von religiöser Orientierung, Dankbarkeit den Kosmos das Allumfassende meinend. Dankbarkeit Jedem und Allem, auch dem kleinsten Einzeller gegenüber.



Meine Tränen spürte ich so intensiv, wie noch nie. Wie sie langsam, nachdem sich ein anschwellender Tränentropfen seinen Weg bahnte und in einer feinen Rinne die Wangen runter lief, an meinen Lippen sich alle Tränen sammelten, der Salzgeschmack fast zu viel, saß ich da und ließ mich Stück für Stück ein, somit fallen.



Die Tränen versiegten und ich spürte, wie in meinem Kopf ein warmes, seidiges Gefühl sich breit zu machen begann. Ich hatte das Empfinden, dass ich meine Gedanken und Emotionen von oben her betrachtet sehe, sie sogar in die Hand nehmen und ansehen, auswerten könnte. Ein wenig schwindelig war mir und ich fühlte übermäßig stark mein Herz schlagen.



Das Pulsieren meines Blutes, ich spürte es intensiv, das Pochen an/ in meiner Halsschlagader, was einen kleinen Moment Panik hochkommen ließ.

Schlaganfall, Herzinfarkt? Blutdruckanstieg? (so ging ich los und suchte mein Blutdruckmessgerät, ließ es dann aber doch sein und dachte, scheiß egal….)



Allerdings überlegte ich, ob ich es bis zum Abend schaffen würde, wieder so zu sein, dass ich schnell einen kleinen Einkauf zu tätigen in der Lage sein würde. Angst, die Menschen würden sehen, dass ich unter Drogen stehe. Aber wissend, ich muss noch los, da mein geliebter Katzenfreund bereits nicht mehr vorhandenes Frischfutter lautstark einklagte und ich immer aufgebe, will Katermann „Mauli“, Frischfutter, er hat in den 13 Jahren, dass er mich begleitet, immer gewonnen!



Ich lehnte mich zurück in meinen bequemen Liegestuhl, schloss die Augen und war entzückt, wie wunderschön das von so vielen Vogelarten erzeugte Zwitschern, Pfeifen, Klopfen, Rufen und Tirilieren zu vernehmen war. Ich hatte das Gefühl, das mein Hören sich um ein Vielfaches sensibilisiert hatte. Ich hörte nicht nur sehr genau die einzelnen Phrasen der verschiedenen Vogelstimmen, ich roch sie auch. Ich hatte Bilder zu jedem Laut, ich dachte an Blitze, das Meer, hörte parallel das Aufschlagen des Wassers durch Meereswellen erzeugt.



Körperlich, passierten viele Dinge gleichzeitig mit und in mir. Noch immer wellenartig fühlte ich so nach und nach jeden Zentimeter meiner Haut, den Rücken jedoch ganz besonders. Fast betont, (also da, wo sonst die Schmerzen lauern, HWS und LWS) entstanden tausende von Farben, Gefühle, wie ich sie sonst nur bei zärtlichen Berührungen erlebe. So gab ich meinem Rücken, der nun schmerzfrei und warm warin diesem Moment den Namen „Freund“.



In diesem Augenblick beschloss ich; der Fratze des Schmerzes die Stirn zu bieten und ihr die Maske zu entreißen.

Wie könnte man das besser erreichen, als mit einem Freund an seiner Seite(?)




Was sonst als Pein von mir wahrgenommen wird, hatte nun ein sanftes anhaltendes Wabern angenommen, (ich hätte in dem Moment so gern wen da gehabt, der ein wenig meinen Rücken massiert)- was sich ständig auch mit den von mir wahrgenommenen Tönen und Gerüchen anzupassen, zu vermengen schien.



Ein Tanz lichtdurchfluteter Wesen, ein Hineingezogen werden wie in einen Wasserstrudel, sanft und doch urgewaltig zugleich. Zuweilen dachte ich, ich zittere. Das drehen einer Zigarette gestaltete sich als ungeheure Herausforderung. Das Anheben der Kaffeetasse schien nur mit großer Mühe möglich zu sein. Ich dachte, Liegen, das ist sicher besser, bis mir bewusst wurde, dass ich ja schon mehr oder weniger lag. Also stellte ich nur den Liegestuhl ein wenig weiter nach hinten, wobei diese kleine Tätigkeit mir unglaubliche Anstrengung abzuverlangen schien. (Ich meine kräftemäßig betrachtet.)



Ganz vorsichtig brachte ich mich in eine bequeme Lage, so dass ich mich absolut entspannt auf das körperliche, aber auch mentale Erleben einlassen konnte.



Was ich bis dahin als Wabern beschrieb, intensivierte sich nun, so dass ich(besonders im Kopf spielten sich unglaubliche Lichtspiele ab), meinen gesamten Körper gezielt wahrnahm und es entwickelte sich nun ein allumfassendes Ereignis in mir.



All meine Sinne schienen übermäßig sensibilisiert zu funktionieren. Gerüche, Geräusche, Töne vermengten sich und ich hatte den Eindruck, dass ich der Welt der Sinne nun endlich das so wohl gehütete Geheimnis um seine Funktionen und Tiefen- entlockt hätte. Das war eine neue Form der Erkenntnis für mich, die ich lächelnd in mir zur Ruhe bettete.



Ich fühlte, wie ich tief atmete, fast schon so, als wolle ich mein Herz zwingen, das mich in meinem Frieden störende Pochen zu unterdrücken. Ich hatte die Augen geschlossen und verlor mich in den Geräuschen des langsam anbrechenden Abends. Dabei immer dieses Körper-High, was zugleich auch in Tönen und Gerüchen neue Türen öffnete.



Das Loslassen- können, Frei -werden, das Verlieren jedweder Ängste und Zwänge, das sich Selbst -neu -finden oder/ und definieren, das Gefühl, zu verstehen, dem Großen zu begegnen, ergreift mich mit voller Macht. Depressionen lösen sich auf und verlassen mich in sich verlierenden, kleinen Wölkchen, das Abtauchen in die tieferen Schichten meines Bewusstseins, das ich erstaunt betrachte. All das, was ich gerade erfahre, habe ich schon lange gewusst, geahnt, denke ich, ich hatte nur den Schlüssel verlegt- nun hüllt es mich ein, hat mich, hält mich sicher und warm, ich bin das Molekül zu mir selbst.



In mir ist ein so großer Friede, dass ich es selbst als grenzwertig erfahre, es ist so schön, dass es fast weh tut. Ja, so schön, verbunden mit einer neuen Form an Schmerz, einem Schmerz, den ich dennoch unbedingt erleben möchte.



Ich schaue zu meinem alten Biergartentisch, auf den ich ein kleines selbstgezogenes Apfelsinenbäuchen gestellt habe, und sehe einer wirklich dicken Hummel zu, wie sie eifrig die winzig kleinen Blüten befruchtet. Ihr lautes Brummen hat etwas beängstigendes, irritiert mich. Ich weine, weil ich denke, was für ein wundervolles Geschöpf. Perfekt konstruiert, wie alles menschliche, tierische oder pflanzliche Leben auf diesem Planeten. Ich denke an die Photosynthese.....



Normal habe ich panische Angst. Insbesondere vor Bienen und Wespen. (Da ich nach einem Stich hoch allergisch reagiere und sofort ärztlicher Hilfe bedarf) so dann schnellsten einen Fluchtweg suche, begegnet mir ein solches Insekt.

Nun jedoch (vielleicht war die relative Entfernung von gut einem Meter hilfreich) fühlte ich nur Freude und beschloss, diese Hummel ist freundlich zu mir und es besteht kein Grund zur Sorge. Ich betrachtete eingehend ihre Zeichnungen und dachte, was für ein unglaublich schönes Tier sich dir nähert. Schöpfungsgeschichte, denke ich.



Ich bekam mächtiges Verlangen nach Nahrungsaufnahme, musste jedoch feststellen, dass ich die letzten Tage nicht gut mit mir umgegangen war. Nichts, aber auch gar nichts "Essbares" ließ sich finden, so dass ich mir erneut klarmachte, dass ich später würde einkaufen gehen müssen.



Wenn das eine natürliche Folge auf den Genuss von Cannabis ist, dass ich wieder mit Freude esse, allein dann wäre das für mich ein Grund, künftig auf diese Droge nicht mehr zu verzichten.



Ich habe in den vergangenen Monaten erheblich an Gewicht verloren und der Crohn sogt gern dafür, dass ich mich scheue, Nahrung zu mir zu nehmen, so dass ich nun bei 48 kg angekommen bin.

Ein Gewicht, was für mein Alter und bei einer Größe von 160 cm nicht akzeptabel ist. Meine sehr hohe Infektanfälligkeit dürfte auch was mit dem ständig weiter sinkenden Gewicht zu tun haben.



Ich wollte mehr von diesem Geräusche-Orgasmus, denn so lässt sich umschreiben, wie Töne und Geräusche sich in mir anfühlten und setzte mich an mein altes Piano, ein Ibach- Klavier -aus noch guten Zeiten. (Ich muss dazu sagen, dass ich seit Monaten nicht mehr gespielt habe, da nach kurzer Zeit des Spielens die Fingergrundgelenke, aber primär mein Rücken so schmerzte, dass ich jede Freude, selbst zu musizieren, sehr schnell opferte.)



Ohne Noten begann ich Chopin Nocturne Op. 9 No. 2 anzuspielen. Das, was bei den ersten zwei oder drei Tönen, die ich anschlug, dann geschah, das ist so unglaublich so unfassbar in seiner Tiefe und Transparenz des überhaupt Fühlen-Könnens, das mir fast die Worte mangeln, hier zu schildern, was da in mir und auf mich zuströmte.



Töne liefen in mir zusammen, mein Körper schien selbst aus Tönen, einem kleinem Tonnebel zu bestehen, jeder Ton erzeugte in mir eine kleine Vibration, ein Überfluten der Emotionen, das sich Öffnen konnte ich selbst sehen, also ich sah, wie ich aufging, wie eine Blütenknospe. Ganz langsam und sehr bedächtig öffnete sich meine Seele und es war, wie im Eichendorf Gedicht beschrieben- "Mondnacht" - „Und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus, flog durch die stillen Lande, als flöge sie nach Haus.





Dabei erzeugte jeder Ton (z.B. ein C ist gelb) eine eigene Farbe, so dass ich nicht mehr Noten in meinem Gedächtnis suchte, sondern Farben und als ein Fis zu spielen war, musste ich innehalten, bis ich die passende Farbe gefunden hatte. Ein Fis hat die Farbe Lila, Dur ist orange, Moll eher Anthrazit.



Fasziniert, wie einfach das sonst so mühsam zu lesende Notengewirr mittels Farben aufgehoben werden kann, steigerte ich unmerklich Tempo und auch Schweregrad der zu spielenden Stücke.

Ich spielte frei und ohne Hilfe, das sonst unentbehrliche Notenblatt war in der Gänze überflüssig, da ich jeden Ton, den es anzuspielen galt, tief in mir wusste.



(Scheitere ich sonst oft und korrigiere mein Spiel unaufhörlich, da bestimmte Passagen eben nicht gerade leicht sind zu spielen, so schienen all diese Hürden auf einmal genommen zu sein)
.



Ich spielte klar, flüssig (und ich glaube, es war das erste Mal, seit ich mit dem Klavierunterricht als Erwachsene Frau vor nun gut 30 Jahren begonnen hatte und mir so einen Kindheitstraum erfüllte) dass ich zufrieden war mit meinem Spielen, ich glaube sogar, zu RECHT.



Es war nicht wichtig, ob ich nun zu 100 % jeden Ton traf oder angemessen die Tempi- Vorgaben erfüllte, wichtig war nur das klare, reine Spiel. Die Freude die mich erreichte, ein Zauber durch mich selbst gefunden und ausgelöst. So, als habe ich jeden einzelnen Ton aus seinem Dunkel erlöst, der nur darauf gewartet zu haben schien, sich zu erheben und mit vielen anderen Tönen zu verschmelzen.



Melodie, Melody.....ein Reigen, fröhlich, ungestümer Tonfolgen, Musik meine Wiege und auch Bahre.



Das Spielen, Musizieren hüllte mich in absoluten Frieden ein, ich fühlte mich heil und ganz, war in mir angekommen und dankte allen, die mich bislang begleitet haben.

Beweinte den Tod meiner Eltern, den Verlust dereinst meines Mannes und wenig später auch den meines Sohnes, noch ein wenig später, auch noch den meiner geliebten Tochter. Lachte über Dies und Das, verlor mich in Kindheitserinnerungen (die schon lange verblasst schienen)- betrachtete, während ich Klavier spielte und das nun schon gute zwei Stunden ohne Schmerzen wahrzunehmen, meinen geliebten Katzenmann, wie er neugierig, so stolz und erhaben, so klug und in sich ruhend, meinem Spiel lauschte. Er hatte sich wohlwollend in einem der gegenüberstehenden Korbsessel niedergelassen und richtete seinen Blick fast hypnotisierend auf mich.



Egal, was ich auch begann zu spielen, es war ein Fest, eine Freude und jedes Forte erbebte in mir, wie ein gewaltiger Chor.



Das sich Öffnen schien nicht enden zu wollen immer mehr und tiefer hatte ich den Eindruck, dass ich mich Schicht um Schicht aufzulösen schien, wissend, da ist etwas in mir, was geboren werden, dringend ans Licht will.



Dieses gewaltige Vermengen von Tönen und Gerüchen, aus denen Formen und Farben urgewaltiger Bilder entstanden, schien mich ganz und gar zu tragen. Ich war Licht und Ton, Geruch und Geschmack, jedes Bild, ich selbst.



Zuweilen fror ich ein wenig, dann suchte ich meine Strickjacke, die sich wie eine zärtliche Berührung auf meine Haut legte, so dass ich einen Moment nicht spielen konnte, da ich erneut diese unendliche Dankbarkeit, auch für das Wärmen meines Körpers nun empfand.



Es sind die kleinen Dinge, die so kostbar und doch im Alltag nur zu oft übersehen werden!



Langsam ging die Sonne unter, ich habe buchstäblich die Zeit „verfühlt“ und verspielt und erschrocken stellte ich fest, dass es schon nach 18 h war. Im Hinterkopf, du musst dringend noch einkaufen! Langsam wechselt die Intensität der Droge in einen Wattebausch- ähnlichen Zustand.



Ich beschließe mich ein wenig hinzulegen, da meine Beine mir nicht gehorchen wollen, ich habe Sorge zu fallen. Nein, nicht fallen, ich denke, ich könnte fliegen. Eigentlich etwas, was ich so oft in meinen Träumen erfahre, es ist etwas „Wunderschönes“, und warum soll ich nicht fliegen?



So liege ich auf meinem Bett, im Hintergrund läuft Musik, Robert Schumann, Kinderszenen op. 15 (1838; Nr. 6 und 9) und ich falle, falle, falle…. Mein Körper, vor allem der Rücken fühlt sich an, als sei ich entmaterialisiert.



Aus dem freien Fall, ich weiß, dass er direkt zu mir führt und ich habe somit keine Angst, folgt dann das Fliegen, Schweben durch Raum und Zeit. Alles was ist, ist, bin ich, nichts ist ohne mich, ich bin das Ich, ich habe mein Über-Ich gefunden. Stehe in direktem Dialog mit mir selbst und folge den Farben und Tönen, die mich tragen, schweben lassen aus der Last der Gedanken, aus der Last des Körpers, aus der Not der Schmerzen befreit, scheine ich schwerelos zu sein.



Ich denke, jetzt das Geburtserlebnis haben, ein Kind zur Welt bringen, was brutal oder sagen wir so, auch eine Grenzerfahrung stets war, dann wäre sicher auch die Geburt meiner Kinder nicht Schmerz, sondern wirkliches Werden.



Ich kann die Augen nicht mehr öffnen, es geht einfach nicht und so tauche ich in mein neues Körpergefühl, was völlig losgelöst nun zu existieren scheint. Das Abgleiten immer tiefer in das Bewusstsein oder Unterbewusstsein, in Schichten, die sich wie Blütenblätter entfalten, das kann ich nicht mehr unterscheiden, bedingt, dass ich keine Sinnfrage mehr erkennen kann. Ich will mich selbst hinterfragen, schaffe es jedoch nicht.



Wohlige Wärme durchströmt meinen gesamten Körper, schmeichelt in und um mich, hüllt mich in einen Zustand, als hätte ich gerade eine Entpuppung erlebt.



Schwerfällig füllt sich meine Lunge, das Ausatmen gleicht einem Stöhnen. So ziehe ich durch Farben, kleine Schwaden, die sich an glänzender Wasseroberfläche aufzulösen scheinen. Licht bricht sich zweimal, denke ich und versuche über dem Schillern des Wassers den Mond und die Sterne zu finden.



Blitze, kurzes metallenes Aufleuchten unbekannte Formen, ich denke an DNA- Stränge, an die Millionen und aber Millionen Informationen die ein Lebewesen in sich trägt, vergleiche dies Buch der menschlichen Geschichte mit dem, was außerhalb dieser Einzigartigkeit auf uns wartet.



Wahllos vor mir auftauchende Fetzen der Erinnerung an alles Mögliche vermengt sich mit der tiefer, immer tiefer gehenden Erkenntnis um Werden und Sein. Das ist das Sein, das ist Anfang und Ende, das ist das kristallklare Sein.



Ich kann Gedanken schmecken, ich höre, Gefühle ich bin aus mir selbst entsprungen. Jedes weitere Denken endet im Nichts. Es ist einfach nicht möglich hier weiter Licht zu suchen. Eine Lichtkugel in sich geschlossen, es gibt keine andere Materie mehr.



Das Licht ist das Licht im Licht und ich seine Trägerin, bin angekommen. Ich weiß ich habe mich aus mir selbst erhoben und bin alles zugleich.

Das Gute, das Böse, das Sensible, das Grobe, das Schwache, das Starke, das Liebende und das Hassende, ich bin als Einheit mir selbst entsprungen und nun zu nichts mehr im Stande.

Jeder Versuch, mich nur zu bewegen, etwas anderes zu denken oder zu fühlen, wird blockiert. Aber nicht negativ, nein, im Gegenteil, das ist das Vollkommene, das ist die Welt hinter meinem Grau, hinter jeder Pflicht, jeder Not, jedes Zweifels. Ein vollkommenes Vakuum, glasklar, ohne Strukturen und doch so reich an Inhalten.



So schlafe ich irgendwann ein, fließe in den erlösenden Schlaf, den ich seit Tagen so suchte und falle in das wunderbare Land ohne Grenzen, das Zentrum meines Ich's.

Keine Ängste, keine Sorgen, keine Schmerzen, kein gar nichts. Nichts ist hinter diesem Nichts, ich bin mein Licht, ich bin Licht und ich bin das Nichts, somit alles, das allumfassende Ganze.



"Und ich denke, das muss das "Göttliche" sein".



Mein Kater hat dem seligen Schlummern ein jähes Ende gesetzt. Offenbar magenknurrend und sauer, dass er noch immer nicht anständig seiner Meinung nach versorgt war, stupste er mich solange mit seinem langen und seidenweichen Körperfell, bis ich aus den Tiefen meines sich nun sonderbar leicht anfühlenden Körpers entstieg.



Es war nun schon 19:30 h, also nur noch eine halbe Stunde, bis die Geschäfte schließen würden und leichte Panik machte sich in mir breit.

Widerwillig zog ich mich an und machte mich auf den Weg, um Katerchens Bedürfnisse zu befriedigen, nun aber auch an mich selbst denkend, ich kaufte mehr, als ich brauchte! Später wurde mein Gang in die Welt fürstlich belohnt, so dass ich auch die danach folgenden Erlebnisse froh und dankbar bin, dass ich sie erfahren durfte.



Unterwegs spürte ich sehr wohl, dass ich noch weit davon entfernt war, stofffrei zu sein. Ich ging wie auf Watte, jedes Geräusch war irgendwie zu laut, ich hatte Mühe zu sehen, mein Gang erschien mir unsicher. Aber irgendwie machte mir das alles nichts aus und die Sorge, dass Außenstehende sehen könnten, was mit mir ist, war mir nun, wo ich draußen war, auch egal.

Der Einkauf gestaltete sich etwas mühsam, ich musste irgendwie ständig lachen und ich bin sicher, einige, die mich vielleicht beobachtet haben, werden sich ihren Teil gedacht haben, aber auch das, es war unwichtig.



Auf dem Rückweg, ich lebe im Stadtzentrum, machte ich Halt an unserem „Großen Teich“, ein idyllisches Fleckchen Erde, gelegen in einem Park und setzte mich auf die Stufen, die zum Wasser führen und ließ mein Füße sanft in das kalte Nass gleiten. Wahnsinn, das Erleben und die Begrenzung, die da, wo das Wasser anfing, bzw. aufhörte, machte mich mutig, mathematische Formeln zu erstellen. Ich überlegte, wie ich die zu ermittelnde Oberfläche der Haut, die nun von Wasser umgeben war, bestmöglich berechnen könnte, ließ dann aber von dem Vorhaben ab, da ich das Verhalten der Enten als sinnvoller zu betrachten, beschloss.



Ein Erpel, schien mit mir zu kommunizierten und ich war sicher, die Sprache und jede Gestik verstanden zu haben. Die Tatsache an sich, dass ich das Tier verstehen konnte, warf jedoch keinerlei Fragen in mir auf, eher hatte ich den Eindruck, dass das etwas sehr Banales und Selbstverständliches sei.



Ich blieb eine gute Weile so dasitzen, empfand den leichten Wind als tröstlichen Freund und begann mich sehr langsam in Richtung Zuhause zu bewegen.



Bediente das Katerchen, ich selbst erfreute mich an Erdbeeren, ein wahrlicher Genuss, ein

Geschmackserlebnis. Kauen und das Obst in seine einzelnen Bestandteile in meinem Mund zu zerlegen, intensiv das Verschmelzen von Geruch und Geschmack.



So war das Erleben und Übergehen in verschiedene Handlungen und Gedanken unbegrenzt, bis ganz langsam das Stechen und jenes unverwechselbare, dumpfe Klopfen, der Schmerz mit seiner hässlichen Maske sich diabolisch in mir in Erinnerung brachte.



In meinem Rücken kündigte sich das stumpfe Gefühl wieder an, was ich allerdings nicht wie sonst, panisch zum Anlass nahm, mich in den circulus vitiosus zu begeben, als vielmehr zu versuchen, anders mit dem Schmerz umzugehen. Ich nahm ihn zur Kenntnis, mehr aber auch nicht.



Ich legte mich wieder in mein Bett, hörte leise noch ein wenig Musik, ließ Rücken, Rücken sein und tauchte mit den Tönen in tiefen nichts ausdrückenden Schlafes. Keine Gedanken, keine Gefühle, keine Sorgen und Nöte, keine Angst, gar nichts wartete, nur das dunkle Tor zum Schlaf, nach nunmehr bis dahin 6 Tagen Schlafdefizit.



Acht glückliche, vor allem schmerzfreie Stunden, das ist ein Geschenk, das ist das Größte, was ich seit Jahren erleben durfte!!!!



Heute werde ich gegen Abend einen neuen Versuch wagen, denn wenn ein kleiner Joint reicht, dass es mir so gut geht, dass ich schmerzfrei bin, dann ist jede DROGE, die das vermag, ab jetzt für mich gerechtfertigt!



Allerdings weiß ich noch nicht, wie das im Alltag gehen soll. Ich meine, wenn ich dann für Dritte nicht nachvollziehbar sein sollte, würde es mir ja sozial schaden. Also überlege ich, diesen kleinen neuen Freund künftig abends zu mir zu nehmen, wenn ich allemal allein bin. So würde ich mir z.B. das z.Z. noch für mich als Bedarfsmedikation zum Einsatz kommende Tetrazepam ersparen können.



Alles in allem war das das Schönste, was ich seit meiner Jugendjahre, da ich mit LSD experimentierte, erlebt habe und sogleich eine so ungeheure Erfahrung, eine Bewusstseinserweiterung, so dass ich versuchen will, mit diesem Erfahrenen künftig auch meinen Alltag anders zu füllen.



Mit mehr Geduld, Güte, Nachsicht, Toleranz und weniger Zwängen, ganz gleich, ob von außen kommend oder eben hausgemacht. Ängste in ihre Schranken verweisen und Schmerzen anders, als bislang zu begegnen.



Ich habe den schmalen Grad durchwandert, denke ich, der Bewusstsein und Unterbewusstsein aufspaltet und als Ganzes transparent macht.



Licht und absolute Dunkelheit als Transfer meiner Seele.



Gestern war ich glücklich! [img]http://dscf2569g3elpxkv5y.jpg