Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:2C-B: Das Reisen durch Universen auf dem Noise Poison Festival
Drogen:Mischkonsum von 2C-B, Methylon und Kaffee (Reihenfolge vom Autor festgelegt)
Autor:alfreddo
Datum:04.07.2013 01:09
Set:durch Setting losgelöst vom Alltag, zufrieden und gut gelaunt
Setting:Noise Poison Festival 2013 (Freitag nachmittag, leicht bewölkt)
Nützlichkeit:8,66 von 10 möglichen   (29 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Mein erstes Erlebnis des 2C-B überhaupt und auf einem Psytrance-Festival. Wie es vor Ort aussah, kann man sich hier zu Gemüte führen: Bildergalerie

Ich denke, mit den Bildern im Hinterkopf lässt sich der Bericht einfacher verstehen. Das visuelle ist nur eins, ich empfehle daher, beim Lesen folgende Musik anzuhören: Noise Poison Set

Dieses Set trifft in etwa den Klang der >60h Beschallung mit Hi-Tech vor Ort.

Wie alles begann

Donnerstag sind wir auf besagten Festival angekommen, einen gemütlichen Abend erlebt und ordentlich Schlaf gefasst, bevor das Festival seinen Lauf begann. Wir waren Freitag vormittag einkaufen, haben uns mit ordentlich Vitaminen (Obst, Gemüse), Getränken und Nahrungsmittel versorgt. Mit dieser Grundlage warf ich mir nach einer Mahlzeit 190mg Mdmc und feierte ordentlich zu der Mucke ab, gute 2h später bot mir einer aus unserer Gruppe 2C-B an. Nach kurzem Gespräch mit meinem Mentor warf ich mir 20mg 2C-B und feierte weiter. Ich entdeckte einen Kaffeestand und beschloss einen Kaffee zu trinken und setzte mich in einen freien Stuhl. Es gesellte sich ein Japaner dazu und trank auch einen. Er setzte sich neben mich und so unterhielten wir uns kurz, tauschten Namen und Herkunft aus. Da wurde mir bewusst, wie genial dieses Festival ist: Ich sitze mit einem Japaner in der Slowakei bei einem Psytrance-Festival beim Kaffee, wo gibt es sowas sonst? Dieser Gedanke wirkte sehr erhaben und da ich noch einen Inder, Leute aus der Schweiz und Österreich kennenlernte sowie mit jemanden aus Norwegen chattete, empfand ich alleine diesen interkulturellen Austausch als Bereicherung. Danach ging ich zum Zeltplatz und merkte, wie das Koffein mich richtig aufdrehen lies, ich laberte meine Freunde nieder und imitierte das Verhalten von Johny Depp, als ich unsere ungarischen Zeltnachbarn nach einem Löffel fragte. Gut eine Stunde nach der 2C-B-Einnahme merkte ich, wie die Wiese in geometrische Formen zerfiel und ineinander morphte. Ich setzte eine Sonnenbrille auf, die sämtliche Farben ins rote verschob und beschloss, wieder zur Tanzfläche mich zu begeben. Die Sonnenbrille sorgte mit dazu bei, dass der gesamte Trip eine einzige Farbexstase hervorrufte, alles, wirklich alles war grellbunt. Die Dekoration des Festivals trug natürlich dazu bei, das tragende Element war jedoch die Brille.

Das Wiesenuniversum

Ich kam also unten an, bemerkte dass ich ziemlich drauf war und setzte mich Anfangs auf die Wiese hinter dem DJ-Pult, so dass ich einen guten Blick auf die Tanzfläche hatte. Zu dem Zeitpunkt entfaltete das 2C-B seine komplette Wirkung, die Eingrenzung des Gesichtsfeld verschwand und meine visuelle Realität breitete sich komplett nach hinten aus, es wurde hell in meinen Kopf. Das Wiesenuniversum war der einzige Ort, in dem dies der Fall war. Ich fühlte, wie mein Körper die Schnittstelle zur Realität wurde, ich fühlte mich göttlich in den Moment. Alles um mich herum morphte und waberte bis auf die Tanzfläche, diese wirkte wie die Leinwand eines Kinos, ich konnte nach Belieben einzelne Menschen scharf stellen und Teil meiner Realität werden lassen. Meine Freunde kamen später nach und begaben sich direkt auf die Tanzfläche. Da ich wusste, dass sie auch 2C-B nahmen, spielten sie später noch eine besondere Rolle. Sehr interessant war auch, wie ich Handlungen ausführte. Alles, was nicht volle Konzentration erforderte empfand ich eher beobachtend. Nur bei Dingen wie etwas aus den Taschen herausholen oder Zigaretten drehen war ich gezwungen mich auf die Realität herab zu lassen und die volle Kontrolle über meinen Körper zu nehmen. Das fühlte sich jedesmal wie eine kleine Herausforderung an. Nach gerauchter Zigarette beschloss tanzen zu gehen.

Das Tanzflächenuniversum

Die Musik (wer jetzt nicht meinen Vorschlag anhört, sollte ihn zumindest für diesen Abschnitt anmachen) drückte alles nieder und wurde zum tragenden Element dieses Universums. Ich tanzte gut ab, ohne auch nur im Geringen aktiv meine Tanzbewegungen zu steuern, ich sog die Musik regelrecht in mich auf. Sie war komplett Raumfüllend und die typischen Effekte des Psytrance ein sehr interessantes Element. Das kann ich übrigens ohne Drogen auch recht gut, wenn ich mit geschlossenen Augen tanze. Auf 2C-B war dieses Gefühl jedoch bedeutend stärker und interessant, dazu die visuellen Reize ebenfalls zu geniesen. Da ich sehr oft zu Techno tanzen bin, machte ich mir auch keine Gedanken, wie das jetzt aussehen würde, ich weiß, dass ich gut tanzen kann und ließ meinen Körper machen. Ich schloss ebenfalls kurz die Augen um in einem Gewitter aus farbigen Blitzen gefangen zu sein, zwischen denen ich tanzte. Ich blieb nicht an einer Stelle, sondern bewegte mich durch das Tanzflächenuniversum, es fühlte sich an, als würde ich durch diesen Raum schweben. Meine Freunde waren dabei immer scharf und Teil dieses Universums, alle anderen waren „Beiwerk“. Ein sehr interessantes und erhabenes Gefühl. Den Spaß gönnte ich mir eine gefühlte Ewigkeit. Während auch da die Farben vorherschten, morphte ansonsten nichts und blieb an Ort und Stelle. Interessant war es, durch die Basswellen angeregte Schwingungen von Wasserstellen oder der Deko zu beobachten.

Das Dixiuniversum

Als ich registrierte, urinieren zu müssen, begab ich mich auf die Reise zu den Dixiklos. Es wirkte ziemlich sureal sich beim Laufen und Erfühlen des Untergrunds zu beobachten, ich war während des gesamten Trips barfuß unterwegs. Ich kam an mobil aufgebauten Duschen vorbei, die Duschköpfe hatten eine eigene Aura, wie als könnte man das verdunsende Wasser sehen. Beim Betreten des Dixies wurde ich jäh aus der offenen Welt Teil des Dixiuniversums, es war so normal. Keine Farbverschiebungen, nichts morphte, es war so langweilig. Beim Verrichten des Geschäfts dachte ich über mich nach und darüber, dass alles, was mein Körper macht, blanke Realität und nichts außergewöhnliches ist. Ich ging zurück und beschloss, den Chillareal hinter den Bungalows aufzusuchen.

Das Chillareauniversum

Dort angekommen, machte ich es mir gemütlich, drehte eine Zigarette und beobachtete alles. Während auf dem Klo und der Tanzfläche nichts morphte, hatte ich auf dem Chilluniversum wieder richtig schöne Morphings. Das interessanteste war die Tanzfläche, sie wurde zu einem Strand und der Teich dahinter zu einem See. Es herrschte dort reger Publikums-Verkehr, so beobachtete ich gut 20 Minuten einzelne Personen, die während der Beobachtung scharf reingezoomt wurden. Manchen waren richtig grün im Gesicht, sahen dadurch aus wie Gnomen. Eine Frau, die beim Tanzen vom Wiesenuniversum aus betrachtet recht hübsch aussah, war beim Vorbeilaufen nicht mehr so ansehnlich und ihr Gesicht verzog sich zu einer fiesen Fratze.
Das Wiesenuniversum hatte es durch das göttliche mir angetan und so besuchte ich es erneut auf.

Die göttliche Wiese

Äußerst surreal und dennoch interessant: Ich schaute alles sehr genau an, die Berge webten hin und her. Die Sonne war leicht von Wolken verdeckt und dieser Bereich wirkte wie ein unheimlicher Ort. Zwischenzeitlich setzte ich die Sonnenbrille ab, um festzustellen, dass so diesem Universum das Göttliche geraubt wurde. Die Erhabenheit war vollkommen weg und auch die Ausbreitung des Gesichtsfeldes war nicht mehr vorhanden. Mit Brille machte es viel mehr Spaß und ich fühlte mich wieder göttlich. Mit der Zeit veränderte sich hauptsächlich die Arten des Morphings, mal schwingte alles, mal wellte es sich. Kann man nicht wirklich beschreiben.

Die Kofferraumhöhle

Zurück auf dem Tanzflächenuniversum bemerkte ich, dass ich meine Papers verloren habe, da ich sie auch beim Chilluniversum nicht fand. Ich beschloss, mir eine neue Packung zu holen und begab mich auf die gefühlt ewige Reise zum Campingplatz durch verschiedenste Universen. Zum Beispiel das Hundeuniversum, mir wurde beim Vorbeigehen bewusst, dass ich auf den Weg zum Festivalgelände ihn angetanzt habe und wie bescheuert das eigentlich ist. Es war dann doch recht einfach zu erklären, da ich gerne andere Lebewesen, sei es Mensch oder Tier aktiv verwirre. Mir macht es ingseheim unheimlich Freude, die Reaktionen darauf zu sehen. Oben angekommen entwickelte sich es zu einer enormen Aufgabe. Ich schloss das Auto auf und blickte in eine unheimliche Höhle, dem Kofferraumuniversum. Da dort ein einziges Chaos herrschte, wer räumt schon seinen Kofferraum bei einem Festival auf, kam mir dieser Ort wie eine riesige Höhle vor. Ich musste drei Rucksäcke rausräumen, um an die Plastiktüte mit den Rauchwaren zu gelagen. Nachdem alles wieder eingeräumt und ich den Kofferraum schloss, fühlte es sich befreiend an, die Höhle sich selbst zu überlassen.

Der Kontakt zu fremden Außenstehenden

Eine Dame quatschte mich an und fragte mich nach etwas Tabak. Sie bestand komplett aus verschiedensten Farben, ich kann mich auch nicht an ein Gesicht erinnern. Da ich wusste, was in der Realität passierte unterhielt ich mich mit ihr vollkommen normal. Fand ich sehr verrückt. Ich verabschiedete mich, da ich wieder tanzen wollte. Auf der Tanzfläche begegnete mir einer mit einer Krücke, ich war davon ziemlich geflasht und sein Gesicht verformte sich zu einer Fratze. Während so jede fremde Person entweder grün im Gesicht oder fratzenartig daher kam, waren meine Freunde klar und in ihrem natürlichen Erscheinungsbild Teil meiner Realität.

Das Runterkommen

Bei einem weiteren Kaffee bemerkte ich, dass die Morphings wegwaren und die Farben auch nur da waren, wenn ich mich auf bestimmte Sachen konzentrierte. Da mehr Wolken aufzogen und es kälter wurde, wurde es zu diesem Zeitpunkt leicht unangenehm. Mir war klar, dass das 2C-B am Ausklingen ist und ich jetzt zurück in die Realität muss. Ich ging zurück zum Zeltplatz, zog mir wärmere Sachen an und machte es mir mit meinen Freunden, die auch am runterkommen waren, gemütlich.

Fazit

Ich habe einige Zeit über diesen Trip nachgedacht und mir alles geordnet und verarbeitet. Im Nachgang habe ich die verschiedenen Eindrücke dann zu verschiedenen Universen zusammengefasst, da das Erlebnis auf der Tanzfläche doch sehr unterschiedlich zu dem auf der Wiese war. Das Setting ist für mich perfekt gewesen, durch die Fülle an Reizen hatte ich die Gelegenheit, viele dieser Universen aufzusuchen. Zu keinem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl, dass es eine negative Wendung nehmen kann. Ich wusste, dort bin ich unter Leuten, die solche Reisen respektieren und selbst begehen. Keiner anwesend, der einen nur deshalb verurteilt, weil man Drogen nimmt. Nach Rückkehr vom Festival stellte ich fest, dass ich auf öffentlichen Plätzen (ich wohne in einer Großstadt) sehr genau alles um mich herum beobachte, was jeder einzelne Mensch macht und wie er mit anderen Menschen interagiert. Ich war zwar Teil dieses Orts, hatte da aber noch das Gefühl des Erhabenen.