Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Eine kleine Slow-Motionreise durchs Mittelalter
Drogen:Cannabis
Autor:anonym
Datum:16.07.2013 02:22
Set:Entspannt, tatkräftig, hungrig? :D
Setting:Ländlich, Friedhof, Altstadt
Nützlichkeit:7,43 von 10 möglichen   (14 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Vorspiel:



Ich schreibe den 5.8.12, einen wundervollen, sonnigen Tag an der Nordsee.

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Zusammen mit nem guten Kollegen (in Zukunft C.) bin ich auf drei-wöchiger Radtour durch zum einen Norddeutschland, aber auch Dänemark, wo wir die meiste Zeit verbringen werden. Die letzte krönende Woche wird natürlich in Kopenhagen mit Christiania verbracht ;).



Doch erstmal zu uns. Zu dem Zeitpunkt sind wir beide ziemliche Anfänger in Bezug auf Drogen, was auch bis jetzt noch der Fall ist. Unsere Droge war neben dem Alkohol eigentlich ausschließlich Cannabis, die Erfahrung hier war für uns beide absolut einzigartig - und das ist sie bis heute geblieben.



Zurück zur Tour. Beide hatten kein Gras mitgenommen, wir dachten wohl, dass wir in der schönen Natur absolut keine Lust auf n entspannten Abend hätten. Ja ne is klar.

Jedenfalls, ein paar Tage vor dem Triptag waren wir für einen längeren Aufenthalt in Kiel und, wie konnte es anders sein, unsere Lust auf was zu rauchen stieg, rechte Abhilfe wussten wir aber leider nicht. Abends gegen halb 10, vor der Rückkehr zum Campingplatz, kauften wir dann noch ein bisschen was für den nächsten Tag ein, was man eben so braucht.

Bezahlt, raus aus dem Laden, wir sehen uns einer kleiner Schar türkischstämmiger Halbstarker gegenüber, die bei unseren Fahrrädern lungern ;). "Ey, wollt euch heute Abend wohl richtig mit Eistee abschießen?". Ich wollt irgendne lustige Bemerkung dagegen werfen, da fragt C. schon, ob sie nicht was da hätten.



"Ja was klar, Ali hat immer was da! Komma mit um die Ecke!!" Wir also mit ihm um die genannte Ecke, er sucht in seinem Portemonnaie, findet aber nichts. "Sorry alder, muss irgendwie weg sein. Hätt ich euch sonst gern geschenkt!". Wir also erstmal enttäuscht, aber hey, guter Ansatz. Sind also erstmal zurück zu seinen Kollegen, er fragt ob sonst irgendwer was hat. Fehlanzeige. Plötzlich fällt ihm ein, dass irgendwo in der Nähe n Ticker wär, wieviel würden wir haben wollen? 20, passt, kommt mal mit. Wir also mit ihm mit, gefragt, was er denn da hätte. "Richtig geiles Amnesia!" Hm. Erstmal am zweifeln, kann man so n Glück haben? Egal, bis vor 2 Ecken zum Dealer mit, ihm den Zwanni in die Finger, und gewartet. "Hm, bestimmt zieht der uns ab."



Fehlanzeige. Nach 10 Minuten kommt er mit ner schönen Bag wieder, riecht gut, sieht nach nem echt guten Kurs aus (sogar für schäbiges Dope). Party!

Wir also wieder zum Supermarkt, unsere Fahrräder holen, uns von der neuen Bekanntschaft verabschieden und noch fragen, wo man um die Uhrzeit Longpapes und Tabak herbekommt. Alles hinbekommen, schönen Abend gemacht. So gehts die Abende weiter und wir kommen zu erwähntem Tag.



Unsere letzte Nacht hat uns direkt vor die dänische Grenze gebracht und der nächste Tag soll also quasi unser erster in DK werden. Wir fahren also munter drauf los und haben gegen 17 Uhr nicht mehr allzuviel zu trinken. Ab zu nem Friedhof, Frischwasser zapfen!





Hauptspiel:



Zack, Friedhof gefunden, wunderbar gepflegt mit einer sehr schönen Kapelle drauf. Das Wetter ist immer noch strahlend, die Gegend einfach nur schön anzusehen.

Erstmal was trinken, n bisschen ausruhen. "Ey, lass mal einen rauchen!" "Hier aufm Friedhof?" "Hm. Ach komm, supergeil hier!".

Gesagt, Utensilien rausgeholt. "Soviel ist das aber nicht mehr, höchstens heute Abend noch was." "Shit." "Ich hau einfach alles rein."

Bin ich mit einverstanden, also drauflosgedreht. Anders als die Tage davor, rauchen wir also nicht nur zum Einschlafen was.

Nach dem Joint haben wir dann noch etwa 10 Minuten die Sonne genossen.



Auf einmal setzt die Wirkung ein, wir bekommen einen unglaublichen Fresskick. Also vor den Friedhof zu den Fahrrädern, was zu schnacken ausgepackt und drauflos gegessen. Mangels gescheiter Transportmöglichkeit und viel Geld hielt sich die Auswahl leider in Grenzen. Aber so einen Fressflash hatten wir noch nie gehabt. Das frisch gekaufte Glas Marmelade? Alleine leergelöffelt. Das Kilo Rosinen? Weg damit. Ähnlich sah es bei C. aus, war recht ordentlich was wir weggenascht haben, eigentlich schon pervers zu nennen. Irgendwann mussten wir gegen 18 Uhr auch mal weiter, wir hatten noch den Campingplatz bei Ribe als Tagesziel. Die Fahrt an sich war nicht sehr bemerkenswert, wir waren beide ziemlich ruhig und kamen ziemlich genau um 8 vor Ribe an. Der Campingplatz lag allerdings noch ein gutes Stück dahinter.



Und hier beginnt der für uns völlig verrückte Teil. Ribe, als die älteste Stadt Dänemarks, hat eine superschöne Altstadt, durch die wir durchmussten. Wir biegen wohl grade in die Stadt ein, da fragt mich C. wieviel Uhr es sei. "8:03." Ich bin immer sehr penibel, was die Uhrzeit angeht ;D. Auf unserem Weg durch die Stadt fühlen wir uns wie ins Mittelalter versetzt. Es gab immer wieder "moderne" Sachen, Baustellen, Reklamen, diese haben wir aber völlig ausgeblendet. Wie im Mittelalter fühlen wir uns. Alles verwandelt sich irgendwie, wir fühlen uns absolut fremd. Alles gafft uns von den "Schanken", Cafés an, wir fahren nur stumm an allem vorbei und wundern uns. So fahren wir bestimmt eine Stunde. "Ist bei dir auch alles so geil?" "jaaaaaaaaaaah... aber warum gaffen die uns alle so an?" "Na weils im Mittelalter keine Fahrräder unso gibt" "Stimmt." Ohne uns irgendwie auszutauschen, hat die Umgebung bei uns absolut gleich gewirkt. "Ey, wie spät is eigentlich?" "8 Uhr 7" "Willst du mich verarschen?" "Ne." Das Gefühl war so krass, so geil, so angenehm, noch nie hat mich Gras in so eine Stimmung versetzen können. Einfach in SlowMotion durch diese wunderschöne Altstadt zu fahren. Kann man jedem nur empfehlen, der mal in der Gegend sein sollte.



Um das abzukürzen, gegen halb 10 waren wir beim Campingplatz. Weil wir immer noch verdammt drauf waren, traute sich keiner von uns an der Rezeption auf Englisch zu fragen, wie das mit Campen da ist. Im Endeffekt haben wir dann freigepennt ;).





Nachwort:



Sicherlich sind hier die bestmöglichen Faktoren wie Set, Setting und Gras zusammengekommen.

Dieses Erlebnis zu beschreiben ist verdammt schwer. Etwas vergleichbares hatte ich jedenfalls nie wieder. Dieses "Zeitreisen"-Gefühl war absolut überwältigend für uns. 4 Minuten kamen uns wie glatt eine Stunde vor.

Jedem, der die Möglichkeit hat, etwas vergleichbares zu erleben, kann ichs nur ans Herz legen!



//edit: Vermutlich wurden wir übrigens wirklich angegafft, kommt ja nich alle Tage vor, dass zwei komische Deutsche mit Tellern und Riesengepäck auf 2 Fahrrädern durch die Riber Altstadt fahren^^. Hat sich aber sehr fremd angefühlt zu dem Moment.



Zum Vorwort: Joar, ist was lang geworden. Hauptsächlich schreib ich das grad auch nur alles hierhin, bevor die Erinnerung an diese für mich persönliche sehr schöne Radtour verblasst.

Ich hoffe, ihr hattet trotzdem etwas Spaß beim lesen und könnt mir von ähnlichen Erlebnissen im DiskussionsThread erzählen.



PS: Wir hatten verdammt Glück mit dem Gras. Wir glauben, dass es tatsächlich Amnesia war. Aber selbst gutes Coffeeshop-Amnesia hat uns nie wieder einen auch nur ansatzweise vergleichbaren Trip bescheren können.