Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Ein Kind für eine Nacht
Drogen:Psilocybinhaltige Pilze
Autor:RyyN
Datum:23.07.2013 16:22
Set:positiv, entspannt, Respekt vor der Substanz
Setting:Waldlichtung in Holland
Nützlichkeit:9,56 von 10 möglichen   (131 Stimmen abgegeben)

Bericht:

10g Psilocybe Atlantis (Trüffel aus dem Smartshop in Holland)

Der Bericht ist wie folgt aufgebaut:
-Einleitung
-Zu meiner Person
-Set
-Setting
-Vorbereitung
-Tripbericht
-Reflektion

Einleitung:
Hallo liebes LdT, dies ist mein erster Bericht und ich schreibe ihn um etwas von dem zurückzugeben das mir diese wundervolle Seite gegeben hat. Ich lese seit ein paar Monaten regelmäßig Tripberichte, da einige meiner Freunde angefangen haben mit verschiedensten Drogen zu experimentieren und mich das Thema doch sehr interessiert, wenn ich auch bisher sogut wie keine eigenen Erfahrungen gemacht habe (Alkohol, Gras, Kratom). Besonders die Berichte zu Psychadelika haben es mir angetan und so war es nur eine frage der Zeit bis ich es selbst ausprobieren wollte.


Zu meiner Person:
Ich bin 22 Jahre jung und lebe seit kurzen in einer WG mit verschiedensten anderen Studenten. Ich bin leicht Depressiv, habe jedoch weniger Probleme mit mir selbst als mit meinem Platz in der Welt. Oft werde ich traurig wenn ich sehe was alles schief läuft und schaffe es nicht das ganze schlechte von mir fernzuhalten und zu akzeptieren dass die Leute ihre Fehler nunmal machen müssen weil sies nicht besser wissen, aber dass ist ein anderes Thema. Ich bin Vegetarier, Atheist und übe seit etwas mehr als einem Jahr regelmäßig Yoga und habe, vor allem in letzter Zeit, angefangen zu meditieren, besonders die Meditation kann ich sehr empfehlen, es ist schwierig zu beschreiben wie es genau funktioniert aber es bringt mich vor allem Mental weiter, ich bin dadurch viel gelassener geworden und schaffe es besser mich auf die positiven Dinge zu konzentrieren und den Kopf frei zu behalten.


Set:
Wie gesagt ich bin leicht depressiv, aber momentan erlebe ich eine sehr positive Zeit, ich hatte in der letzten Woche dass erste mal seit Jahren ein richtiges Date, welches auch sehr gut lief, bald sehen wir uns wieder und ich bin guter Dinge dass vielleicht sogar eine Beziehung daraus werden könnte. Dadurch dass ich meinen alten Studiengang abgebrochen habe, habe ich momentan sehr viel Freizeit und kann mich wunderbar durch die Tage treiben lassen, ich mache eigendlich nur wozu ich Lust habe, kein Druck, daher ein positives Grundgefühl.


Setting:
Meine viele Zeit wollte ich nutzen und einen Freund besuchen der momentan in Enschede einen Sprachkurs in Niederländisch besucht um im nächsten Jahr sein Psychologie Studium zu beginnen. Dieser Freund heißt hier T. Wir haben das Wochenende also in seiner (übergangs) Bude am Campus und Umgebung verbracht. Der Trip selbst fand auf einer Lichtung im Wald statt die ich mir perfekter nicht hätte vorstellen können, wir hatten viel Platz, frisch gemähtes Gras, einen großen Baum, eine Feuerstelle, ein gut begehbares Waldstück, einen kleinen Teich und dass in unmittelbarer Nähe zu seiner Bude, so dass wir falls irgendwas schief läuft schnell rein gehen könnten.


Vorbereitung:
Eigendlich war der Trip garnicht für das Wochenende geplant, ich hatte mit T. darüber geredet dass ich mit ihm trippen wollte, aber wir hatten noch nichts ausgemacht und wollten eigendlich nur 3 Tage zusammen verbringen, quatschen, die Gegend erkunden und rumtingeln, wie man dass halt so macht. Am ersten Abend haben wir viel geredet und Musik gehört, gekifft und etwas Kratom genommen. T. und ich können immer stundenlang reden, da wir uns für ähnliche Dinge interessieren, er spricht immer Sachen aus die ich denke und andersrum genauso vllt sind wir sowas wie Seelenverwandte, wenn wir zusammen Zeit verbringen stellt sich immer ein intimes Freundschaftsgefühl und eine innere Verbundenheit ein. Am zweiten Tag haben wir zusammen gekocht und noch nichts grosses geplant, T. erzählte von einem Trip den vor kurzem alleine genommen hatte und von Mustern auf den Wänden in seiner Bude, nach kurzen hin und her haben wir uns entschieden dass wir zusammen trippen und sind schnell zum Smartshop und haben uns jeder eine Dose Psilocybe Atlantis (20g Trüffel) gekauft. Vorher noch eine Runde Yoga und als es dunkel war haben wir es uns auf der Lichtung gemütlich gemacht, eine Sitzdecke, eine Kerze und das Handy für Musik und als Taschenlampe waren auch dabei.


Tripbericht:
Ich habe dann ca. 10g von den Trüffeln und T. ca. 14g in relativ kurzer Zeit gegessen, ich fand sie schmeckten nach Möhren mit Baterie-Nachgeschmack. Schnell noch etwas Feuerholz (welches wir dann garnicht verwendet haben) gesucht und noch ein paar Minuten meditieren um den Kopf frei zu halten und sich zu entspannen. Bei der Meditation habe ich die ganze Zeit in die Kerze geschaut und nach einer Weile habe ich bemerkt wie die Flamme eine leichte orangene Aura bekommen hat und wusste: "Achtung es geht Los!".

Ein Glücksgefühl machte sich breit und ich legte mich auf den Rücken um in die Sterne zu schauen, ein paar der Sterne haben sich bewegt, aber wenn ich sie dann genauer betrachted habe standen sie wieder still, dafür haben sich andere bewegt. Ich hatte auch das Gefühl dass die Bäume im Rand des Blickfeldes vom Himmel nach aussen "gedrückt" wurden.

Ich setze mich wieder hin. Auf der Kerze geht eine Ameise spatzieren. Ich beobachte sie und hatte das Gefühl noch nie eine Ameise so genau beobachted zu haben, jedes kleine Beinchen und die Körperglieder. Die Ameise läuft aus meinem Blickfeld und ich bin traurig, "Komm zurück Ameise. Ich möchte dich anschauen." Da fällt mir ein dass die Ameise warscheinlich ganz viel zu tun hat und nicht einfach so stehenbleiben kann. Damit bin ich zufrieden und suche mir was anderes.

T. und ich umarmen uns und ich habe das Gefühl noch nie eine Person so genau wahrgenommen zu haben wie in diesem Moment, auch die Stellen seines Körpers die ich nicht berühre spühre ich.

Ich stehe langsam auf, ich wusste ja nicht wie sich dass so anfühlt und ob ich überhaupt stehen kann oder ob mir schwindelig ist oder ähnliches. Alles kein Problem, ein ganz sicheres Körpergefühl, ich finde es sehr nett vom Boden dass er uns trägt.

Irgendwo in der Nähe ist eine Party und es schallt Musik zu uns herüber, nichts besonderes, eher so Justin Timberlake/Rihanna zeugs, ich tanze und fühle die Musik wie schon lange nichtmehr, mir ist ganz egal wie es aussieht, es pasiert einfach, hüpfe im takt auf der lichtung herum und bewege die Arme zur Melodie. Mir fällt auf das Musik so ähnlich ist wie Licht. Sie durchfluted die ganze Szene und in dem Moment in dem sich die Musik verändert verändert sich dass ganze Gefühl für den Moment.

Das nächste Lied hat einen etwas schnelleren Beat und ich sitze auf der Decke, ich mache die Augen zu und sehe das Lied als Farbenspiel aus Grün und Gelb. "Das Lied erinnert mich an eine Limone." sage ich zu T. "Limone, Limone, LI-mo-ne, li-MO-ne, li-mo-NE" Ich spreche das Wort in allen möglichen Variationen aus und Lache dazu wie ein kleines Kind.

Wir stehen wieder auf und wollen ein wenig die Gegend erkunden. Wir kommen zum Baum und ich lege meine Hände auf die Rinde. Ich habe das Gefühl den Baum in all seinen Einzelheiten wahrzunehmen, jede kleine Erhebung in der Rinde, die weichen stellen an denen Mos wächst. Ich umarme den Baum. Der Baum ist ganz weich und warm, er pulsiert vor Leben. Ich fahre mit meinen Händen immer weiter die Rinde entlang und entdecke immer neue Täler und Klippen und Höhlen und Berge. Ich reibe meinen Kopf über das Mos dass so flauschig ist und fühle mich als würde ich einen Freund umarmen den ich lange nichtmehr gesehen habe.

Mir fällt auf dass ich alles viel intensiver wahrnehme, als würde ich jede Einzelheit in mich einsaugen. Ich lege meine Hände auf dass inzwischen vom Tau nasse Gras und fühle jeden Grashalm den meine Hände berühren. Ich fühle die Struktur der Grashalme und jeden einzelnen Wassertropfen der daraufliegt. Ich lege mich flach auf den Boden und strecke die Arme aus. Ich habe das Gefühl den ganzen Planeten zu umarmem. Ich fange an mich im Gras umherzurollen und bin bald voller Dreck und Gras und durchgenässt, aber es gibt keine Negativität, alles ist wie es ist und das ist gut so.

Ich frage mich warum ich mich so sicher fühle, ich habe mir vorgestellt dass wenn man eine Droge nimmt alles neu und unvertraut ist und man sich langsam wieder vortasten muss. Aber alles fühlt sich so vertraut an als wäre es die natürlichste Sache der Welt. Ich lege wieder die Hände aufs Gras und plötzlich erinnere ich mich woher ich diese Gefühle kenne, alles fühlt sich so an wie ganz ganz früher als ich noch ein Kind war dass nichts böses kennt, dass im Dreck spielt und nich an gestern und morgen denkt, dem es egal ist was andere von ihm halten und dass auf Entdeckungsreise in der großen weiten Welt ist. Diese Erkenntnis ist so unglaublich schön dass ich schwach werde, auf die Knie falle und anfange zu weinen vor lauter Schönheit. Ich weine wie ich seit Jahren nichtmehr geweint habe und T. umarmt mich von hinten. Das tut so gut. Ich lasse alles raus, der Rotz läuft mir aus der Nase, alles ist gut und schön. (Das war wohl die intensivste Erfahrung des Trips)

Nach ein paar Minuten stehe ich wieder auf und tanze noch eine Runde. Ich sage zu T. dass ich ihm sehr dankbar bin dass er mir diese Welt gezeigt hat und weiß dass ich wohl noch sehr oft trippen werde.

Alles ist so positiv dass ich T. frage ob man sich auf einem Trip überhaupt wehtun kann, T. lacht mich aus.. :D

Ich möchte einen Purzelbaum machen, traue mich aber nicht so richtig, den man kann sich ja scheinbar schon weh tun. T. fragt sich was ich da mache. Ich sage "ich will einen Rückwärtz-Purzelbaum machen, aber ich trau mich nicht. Was wenn ich mir den Hals breche? Da muss man schon aufpassen. So ein Hals ist ein sehr zerbrechliches Gebilde." ich fühle mit meinen Händen an meinem Hals entlang und spühre die einzelnen Wirbel, wie aus Glas. Ich mache einen Vorwärtz-Purzelbaum, das ist einfacher.

Ich mache auf meinem Handy einen ziemlich schnelles Goa-set an. Im normalen Kopf ist das recht stressige Musik aber ich hör es trotzdem von Zeit zu Zeit ganz gerne. Auf den Pilzen jedoch ist es einfach nur wunderbar. Ich tanze wieder.

T. möchte aufbrechen um in seiner Bude mal richtig Musik hören zu können und nicht nur vom Handy. Ich nehme die Kerze in die Hand und gehe voraus. Ich komme mir vor wie der Träger der Olympischen-Fackel und marschiere ein Stück. Dann puste ich die Kerze aus und mache auch das Goa-set aus, da uns auf dem Weg vielleicht Menschen begegen würden und ich nicht wollte dass sie uns für verrückt halten.

In der Bude angekommen setze ich mich auf den Balkon. Vor dem Haus sieht es so aus als würde der Rasen Wellen schlagen und immer wieder auf den Asphalt überschwappen. Ich lege die Hände auf die Bodenplatten und fühle... nichts. Die Platten sind kalt und eckig und schwarz genauso wie immer. Die Platten symbolisieren das System dass ohne es zu wollen mit seinen Regeln und Gesetzen alles Leben erstickt.

Wir gehen rein und legen uns auf Bett. Alles ist hier so weich und flauschig.. toll :)

Wir hören unterschiedliche Musik und mir fällt wieder auf wie entscheidend die Musik für das Erleben eines Momentes ist. "Wie sich wohl Rammstein auf einem Trip anfühlt?" frage ich T. Ich suche Rammstein in meinem Handy, stelle aber fest dass ich nichts von denen drauf habe, egal Rage against the Maschine tuts auch. Fühlt sich nciht besonders toll an, aber auch nicht besonders schlecht. Anderes ist besser :) Ich mache sphärische Meditationsmusik an und schließe die Augen, in meiner Vorstellung baut sich ein Gebäude aus hellblauen, gelben, rosanen und schwarzen Lichtstrahlen auf und bei jedem Ton im Lied schwingt der dazu passende Lichtstrahl.

Wir sitzen wieder draussen auf dem Balkon und rauchen eine Zigarette. "Schade dass wir uns das rauchen angewöhnt haben" sage ich zu T.

Wir wandern noch eine weile über den Campus und es wird langsam hell. Ich merke dass die Wirkung der Pilze nachlässt und bin ein bisschen traurig darüber, aber nicht so sehr.
Wir hören wieder Handymusik und ich laufe fast die ganze Zeit im Takt und mache hier und da noch ein paar dancemoves. Plötzlich gibt es wieder ein morgen und gestern, mit fält wieder ein dass ich ja in einer WG wohne und bald wieder studieren werde, dass ich Freunde und Familie habe usw. Während des Trips geb es gar keine Zeit, alles war nur in dem Moment.

Wir kommen an einem Basketballplatz an, an dem wir am Vortag ein paar Körbe geworfen hatten, und ich sage "Das ist ein guter Platz zum landen." wir setzen uns mitten auf den Platz, hören noch etwas Musik und bauten einen Joint. Der Joint war noch nicht zu ende geraucht da überkam mich ein ganz mieses Gefühl. Mein ganzer Körper kribbelte zeitweise. Und ich bekam die stärksten Visuals des Trips, die Bäume waren wie von Spinnenweben überzogen und ich hatte das Gefühl als würden sie auf uns herab schauen. In einem Lied das zuvor noch rein positiv war schwang auf einmal eine "dunkle Vorahnung" mit. Ich fühle mich mikrig und machtlos und habe das Gefühl mich übergeben zu müssen. "T. komm mal her und gib mir etwas wärme, mir gehts grad garnicht gut". Das hielt wohl so 10min an. Danach wollten wir eigentlich schon wieder aufbrechen aber ich konnte nicht. Es war als würde mich eine Unsichtbare Macht an dem Ort festhalten. Ich versuche aufzustehen komme aber nur in eine gehockte Position, auf den Zehenspitzen. Mir fällt auf das ich ganz genau spühre wo mein Schwerpunkt ist und wie er sich verlagert wenn ich einzelne Muskeln anspanne. Dann können wir doch aufbrechen.

Zuhause angekommen machen wir Nudeln und ich kann beim essen jede einzelne Zutat schmecken, je nachdem auf welche ich mich gerade konzentriere schmeckt es anders.

Wir legen uns hin, ich kann nicht einschlafen und mache den Hobbit als Hörbuch an. Ich kann mir jede Szene genau vorstellen.

Nach ein paar Stunden des Halbschlafes wachen wir wieder auf und bald springe ich unter die Dusche. Ich fühle mich wie ein Fisch im Wasser, wie neu geboren. Ich spiele mit den Tropfen und habe richtigen Spass.

Reflektion:
Seit dem Trip habe ich das Gefühl wieder mehr zu fühlen, zu riechen, zu schmecken und zu hören. Wer von euch schonmal mit Depression zu tun hatte weiß, dass das alles einem irgendwie grau und lieblos vorkommt, daher kam mir der Trip im Nachhinein betrachtet wie eine Anti-Depression vor. Das Gefühl muss ich mir bewahren, wir sind in unserem täglichen Leben an so viele Dinge gewöhnt dass wir nichts davon mehr zu schätzen wissen. Uns werden falsche Werte vorgegaukelt damit wir funktionieren. Und niemand erinnert sich daran wie schön die kleinen Dinge sind. Die Ameise, eine Umarmung, Musik, die Limone, der Baum, Wasser auf frischgemähtem Gras, tanzen, ein Purzelbaum, die Kuscheldecke oder eine gute Nudelsoße. Im nachhinein kam mir der Trip nicht wie eine Bewusstseinsveränderung vor sondern eher wie eine Bewusstseinsbereinigung, ich war für einen kurzen Moment wieder ein Kind.


Bis zum nächsten mal, Land der Träume :)
-RyyN