Tripbericht lesen
Übersicht:
Titel: | LSD - mein persönlicher Trip zur Hölle |
Drogen: | LSD |
Autor: | Sulek |
Datum: | 24.10.2013 15:54 |
Set: | ausgeschlafen, froh, zufrieden |
Setting: | Wald, Sonnenherbsttag |
Nützlichkeit: | 8,13 von 10 möglichen (32 Stimmen abgegeben) |
Bericht:
Vorbemerkung
Dies hier ist Teil eines längeren Prozess. Das ich die Geschichte aufschreibe soll mir aber im Umgang mit meinem ersten wirklich schlechten LSD-Trip helfen. Der Bericht an sich wird dabei alles andere als objektiv, er ist emotional und persönlich, denn das war auch der Trip selbst für mich, dass sollte beim Lesen hiervon bedacht werden. Ich weiß auch nicht, ob ich es schaffen werde, die Gefühle, vor allem die Angst, Bedrängnis und Beklemmung so herüberzubringen, wie sie real für mich da waren, aber ich möchte es versuchen und hiermit schoneinmal in Erinnerung bringen, dass diese Gefühle sehr präsent und bedrohlich waren.
Auch soll dieser Bericht keinesfalls als Abschreckung dienen oder gegen Drogenkonsum sein. Im Gegenteil habe ich zum Beispiel für mich selbst noch nicht einmal fertig reflektiert, wie es bei mir weiter gehen könnte. Aber diese hier aufgezeigte Seite kann wohl zu einem Drogenkonsum (auch wenn er in Ansätzen verantwortungsvoll geschieht) dazu gehören.
Eine kurze Bemerkung zu mir und meinen bisherigen Erfahrungen: Ich bin jetzt 23. Ich kiffe seitdem ich 17 bin gelegentlich, in den letzten 2 bis 3 Jahren auch eher mehr als gelegentlich. Seit über einem Jahr habe ich verschiedenste Drogen ausprobiert. LSD selbst, aber auch Psilos, (und andere Halluzinogene) sicherlich aber mehr als 10 mal. Jeder Trip vorher war ein bereichernder Trip. Sie waren nicht immer super positiv (viele aber schon), aber nie schlecht. Ich habe immer etwas gelernt. Hatte immer Spaß und war hinterher immer zufrieden, auch wenn die Trips anstrengend oder auch mal kurz beängstigend waren.
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Der Trip
Teil 1 – alles ist schön
Eine Freundin von mir, ich möchte sie hier Anna nennen, und ich haben beschlossen unserer Beziehung mal eine neue Dimension zu verleihen und an einem schönen ruhigen Sonntag gemeinsam (ohne andere Freunde, etc.) in schönem Umfeld zu trippen. Das LSD hatte ich schon etwas länger, über die Wirkungsmächtigkeit war ich mir nicht mehr so sicher, denn die Trips sind schon länger mit mir rumgereist.
Für uns war klar, dass wir ein wenig außerhalb der Stadt trippen wollen. Gerne im Wald. Dafür mussten wir nur mit S-Bahn und Bus bis zu einem kleinen Waldgebiet fahren. Dort gibt es einen echt traumhaften Wald, Wiesen, aber auch Wasser, ein verlassener Haus. Gelegentlich Wanderer. Rundum: ein guter Ort. Aber, das darf man in einer gorßen Stadt nicht vergessen: eigentlich doch immernoch voll besiedelt.
Am Tag selbst bin ich so gegen 12 Uhr zu ihr gefahren. Wir aßen noch schnell, warfen uns dann die Pappen ein, rauchten noch einen kleinen Joint und machten uns dann gegen 13 Uhr auf den Weg. Nach kurzer Fahrzeit, merkte ich schon, dass die Pappen aufjeden Fall noch wirken, und das ein sehr guter, intensiver, wenn auch heftiger Trip werden könnte. Die Stimmung löste sich, wir lachten viel. Hatten unseren Spaß.
Es war auch ein schöner Herbstsonntag, die Sonne schien zum Glück. Der Weg zum Wald wurde zumindest für mich schon etwas beschwerlicher, weil ich wirklich zusehends mehr und mehr drauf kam. Aber zusammen schafften wir auch die Busfahrt (im wirklich vollen Bus) noch gut. Durchatmen, wir waren an Ziel. Oder auch nicht. Denn es sei gesagt, das weiß ich erst jetzt: unsere Vorstellungen gingen wohl etwas auseinander: die Freundin war zufrieden mit dem was wir hatten, im Wald an jedem einzelnen Ort dort. Ich, durch meine Ortskenntnisse, war jedoch immer ein bisschen auf der Suche, und wollte schlussendlich irgendwo ankommen, nur wo, da war ich mir wohl selbst nicht so sicher.
Wir irrten durch den Wald. Es war schön. Der Wald morphte gut. Wir hatten schöne Gespräche. Malten und knipsten Bilder. Ich merkte, dass ich orientierungslos wurde. Das machte ein unschönes Gefühl. Ich hasse Orientierungslosigkeit. Ich bin nie orientierungslos. Ich glaube eine Charaktereigenschaft von mir ist eine überaus große Selbstbestimmtheit und Selbstständigkeit. Zu merken, dass ich diese verliere, war nicht so schön. Aber ich konnte es aushalten, und war immernoch glücklich, denn die Zeit mit uns beiden war gut. Wir wollten eine kurze Sitzpause machen, rauchen. Ich hatte Hoffnung, bald aus dem Wald herauszukommen, zum Wasser, zu dem Haus, da hätten wir auch gut den Abend aushalten können. Ich freute mich darauf. Aber soweit kam es nicht, denn wir vertieften uns ins malen, ins reden, ins genießen.
FILMRISS
[Erklärung: Was jetzt kommt, ist zusammengesetzt aus Informationen, an die ich mich selbst direkt erinnern kann. Einzelheiten an die ich mich nach und nach erinnere. Und Dinge die mir gesagt wurden. Es ging mir dabei so, dass ich mich selbst nicht mehr als handelnde Person wahrgenommen habe, sondern nur noch als Beobachter in meinem eigenen Körper gefangen war. Der Teil ist nicht immer zusammenhängend erzählt, sondern dem Umständen nach ein bisschen wirr.]
Teil 2 – Tod
Ich stand jetzt. Es war dunkel geworden. Es war ca. 19 Uhr. Anna drängte darauf zu gehen. Ich wollte das nicht. Ich weiß nicht warum. Ich merkte, dass es mir immer schlechter ging. Ich hatte Angst. Große Angst. War das hier alles noch real? Ist das hier noch echt? Lebe ich noch? Ich war im Wald. Mir wurde kalt. Ich schrie, dass ich es nicht mehr aushielt. Ich merkte, dass mir atmen immer schwerer fiel. Für mich war klar: ich könnte hier gerade sterben. Ich weiß nicht, warum ich auf diesen Gedanken gekommen bin. Ich weiß nicht, warum ich einige Dinge gemacht habe, die ich hier jetzt nicht weiter ausführen werde. Aber ich wusste, dass es bei mir gerade um leben und tot ging.
In meinem Kopf sagte mir etwas, dass ich eine gute Freundin von mir anrufen könnte, sie würde mir helfen können. Ob dieser Anruf funktioniert hat, daran kann ich mich selbst nicht mehr erinnern (wir haben diese Freundin insgesamt so ca 15 mal in der nächstne Stunde angerufen und auch mit ihr gesprochen. Eine andere Freundin ebensooft. Dass ich mit mehr Leuten telefonierte, zum Beispiel noch meiner Mutter, dass konnte Anna gerade noch so verhindern. Danke). Der nächste Hoffnung war vielleicht zur Bushaltestelle zu kommen. Ich weiß noch, dass ich versuchte, durch den Wald zu laufen. Durch das Gestrüpp und Geäst. Ich tat dies, in einer Angst um mein Leben. Ich ging davon aus, dass ich wirklich nah am sterben bin. Hier und jetzt.
Irgendwie hat es Anna geschafft uns beide zu einer Bushaltestelle zu lotsen. Hier kann ich mich daran erinnern, dass das telefonieren funktioniert hat. Aber ich traute der Stimme am anderen Ende nicht. War diese echt? Oder war ich schon tot? War ich vielleicht im Krankenwagen und halluzinierte nur noch? Ich konnte meinen Puls selbst nicht mehr fühlen. In meinen Augenwinkeln flackerte es immer wie Blaulich, als würde ein Krankenwagen kommen, nach dem ich auch gerufen hatte. Inzwischen war es ein absurdes Spiel zwischen mir und Anne geworden mich und meine Wahngedanken in den Griff zu bekommen. Zu schauen, wen ich gerade anrief etc.
Es wurde dunkler, und kälter. Irgendwann habe ich abgeschloßen und gedacht: gut, jetzt bist du vielleicht tot. Oder du liegst im Koma und halluzinierst. Ich habe mir ziemliche Gedanken gemacht über mein Leben, um die wichtigen Leute in meinem Leben. Das war schrecklich. Das war beklemmend. Wenn ich daran jetzt denke, flutet es immernoch meinen ganzen Körper. Dies war so real für mich, dass ich es riskierte vor ein Auto zu springen. Ich weiß noch genau, wie meine Hand die hintere Autoflanke berührt hat. Woran ich mich nicht mehr erinnern kann, was Anna mir aber sagte war, dass ich auch sie versucht habe, auf die Straße zu schubsen.
Diese Akzeptanz meines eventuellen Todes, oder meines verrücktwerdens, meines Geistesverlustes (ich dachte, dass ich vielleicht ja nicht tot bin, aber ab jetzt total verrückt und womöglich nie wieder normal leben könnte) setzte eine Energie frei.
Teil 3 – es geht weiter
Ein Bus fuhr vor. Ich checkte das sofort, wusste, er bringt uns zum S-Bahnhof. Schnell und zielstrebig ohne auf Anna zu achten stieg ich ein. Musste nach meinem Ticket kramen. Fand es. Setzte mich in. Starrte aus dem Fenster. Während der gesamten Busfahrt kreisten meine Gedanken darum, was und wer hier gerade real ist. Ob ich lebe, wie ich noch lebe, und wie ich jemals weiterleben werde. Wird das hier jemals enden? Im Bus habe ich wohl um mich gerufen und andere Leute angesprochen, sie sollen mich ins Krankenhaus bringen. Anna schaffte es, dass die Leute mich nicht beachten. Denn Anna hatte schon Hilfe organisiert. Als wir an der S-Bahn waren kamen nach 5 Minuten zwei Freundinnen, die uns zu mir nach hause bringen sollten.
In mir war noch Skepsis. Ob dies wirklich gerade real sei. Oder einfach nur ein Trick meines Geistes. Aber ich ließ mich darauf ein. Zu verlieren hatte ich eh nichts mehr. (Ich glaube dieser Gedanke, hat mich auch in den Bus einsteigen lassen. Denn eigentlich war es immer ein innerlicher Kampf um Macht über mich selbst in mir.)
Wir kamen nach Hause. Redeten dort ein bisschen. Anna erzählte mir ihre Version. Ich war froh, dass es vorbei war. Mir wurde wieder wärmer. Ging es ok. Natürlich waren die Visuals noch nicht vorbei, die wand morphte immer ein bisschen. Aber, wohl auch mit Hilfe einer Valium, konnte ich gut runterkommen und mich entspannen.
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Die Zeit danach
Das ist jetzt etwas mehr als eine Woche her. Als ich Leuten davon erzählte, ging mir dies einfach über die Lippen. Der Ernst war mir bewusst. Ich war geschockt. Aber erzählen konnte und kann ich sehr einfach darüber. Aber diese Angst, die Erlebnisse, dass merke ich jetzt, die Gefühle die ich hatte, die Angst mich selbst zu verlieren, das wird länger brauchen um es zu verarbeiten. Wie genau ich das mache, weiß ich nicht so ganz. Das hier ist ein erster Versuch. Was mir auch Gedanken macht: eigentlich sollte LSD eher nur Pseudohalluzinationen hervorrufen, wobei noch mehr oder weniger klar für mich trennbar wäre, was real ist und was nicht. Wo mir noch klar wäre, dass ich auf Acid bin. Aber das war es nicht. Für mich war das alles so real. Die Stimmen waren Real. Die Gefühle, die Ängste. Meine Entscheidungen. Alles war real. Das macht mir Angst.