Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:AL-LAD: Eine eindrucksvolle und bedeutende Erfahrung
Drogen:Research Chemical
Autor:Stiller
Datum:09.11.2013 16:18
Set:Allgem. in letzter Zeit: Selbstzweifel, Zukunftsängste; am Abend selbst: Vorfreude/freudig-aufgeregt
Setting:Allein in meiner Wohnung, zwischendurch spazieren gegangen
Nützlichkeit:9,24 von 10 möglichen   (41 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Da mir viele Research Chemicals noch verhältnismäßig wenig erforscht zu sein scheinen und ich mich immer freue, gute Tripberichte über sie zu lesen, möchte ich versuchen selbst dazu beizutragen, die mit ihnen gemachten Erlebnisse, soweit dazu das vorhandene Vokabular ausreicht, Interessierten mitzuteilen und ein kleinen Teil zur Aufklärung über sie beizutragen:

Meine allgemeine Stimmung in letzter Zeit war nicht wirklich gut, weil ich zwar kürzlich mein Studium abgeschlossen hatte, aber noch nicht weiß, wie es weitergeht und ich ein wenig die Gefahr sah, mein Leben gegen die Wand zu fahren. Insgesamt hab ich vor dem Trip eher negativ und mit Sorge in die Zukunft geschaut und hing oft in negativen Gedankenmustern fest. Nichts desto trotz hat die Neugierde gesiegt und ich habe mich entschlossen AL-LAD, das den Berichten die ich bisher gelesen hatte weitestgehend wie LSD wirken soll, getestet. Die Stimmung an dem Abend des Konsums selbst war freudig-aufgeregt und meiner allgemeinen Gemütslage zum Trotz von großer Vorfreude geprägt.

Meine letzten Erfahrungen mit psychedelischen Drogen lagen mittlerweile etwa drei Jahre zurück, damals hatte ich mit Pilzen, Salvia, LSA und DXM experimentiert und insgesamt gute Erfahrungen gemacht, auch wenn mir Salvia um einiges zu heftig war, sowohl körperlich (Schmerzen) als auch geistig und auch Pilze in hohen Dosen recht anstrengend werden können. Trotz der alles in allem schönen Erlebnisse mit psychedelischen Drogen, war ich mir nicht sicher, ob ich den Trip mit AL-LAD wagen sollte, weil Pilze und Salvia mich durchaus hatten erahnen lassen, welche Belastung intensive, tiefgehende Trips auch sein können. Nachdem ich also das AL-LAD per Post bekommen hatte, zögerte ich und überlegt sogar es wegzuschmeißen. Zum Glück, wie ich im Nachhinein sagen kann, hab ich mich dagegen entschlossen.

Noch am Abend des Tages, an dem das AL-LAD in meinem Briefkasten lag, hab ich mich auf meine psychedelische Reise begeben. Vorher hatte ich mich noch mit einigen Köstlichkeiten eingedeckt und meine Wohnung aufgeräumt. Da keiner aus meinem Freundeskreis derzeit am Konsum von psychedelischen Drogen interessiert ist, beschloss ich alleine zu trippen. Gespräche mit Leuten die nüchtern sind, empfand ich bisher bei intensiven Trips als wenig gewinnbringend für das Drogenerlebnis. Weil zu geringe Dosen mich bisher immer unbefriedigt gelassen hatten, mir dieser Zwischenbereich zwischen psychedelischem Rausch und nüchterner Realität wenig gefällt, weil man immer wartet, dass da noch etwas kommt, hatte ich mich entschieden zwei Pappen, also 300 ug AL-LAD zu nehmen, eine gute Entscheidung, glaub ich im Rückblick.

Um 20.50 hab ich mir beide Pappen unter die Zunge gelegt und sie dort etwa 35 Minuten gelassen. Nochmal 5 Minuten später, gegen 21.30, bemerkte ich die ersten leichten Wirkungen. Meine Stimmung hellte sich euphorisch auf, meine Körperempfinden wurde wohlig-warm. Ich beschloss einige Tripnotizen zu machen und hab mich dann noch schnell im LdT angemeldet, weil ich mir dachte, es wäre vielleicht mal gut, meine Erlebnisse in einem Tripbericht festzuhalten, was ich bisher noch nie gemacht hatte. So viele schöne Gedanken und Erlebnisse gehen ja mehr oder weniger ungehört verloren, nicht nur, aber natürlich besonders bei psychedelischen Erfahrungen. Weil ich das schade finde, hab ich mich also während der Trip langsam aber spürbar an Fahrt aufnahm im LdT angemeldet, mit der Absicht später einen Tripbericht zu verfassen.

Beim Anfluten des Trips war ich mich teilweise noch nicht sicher, was Placebo-Wirkung war und was schon wirkliche Wirkung des AL-LAD. Jedenfalls empfand ich meine Gedanken als sehr klar, das Köpergefühl als sehr angenehm warm und meine Stimmung als euphorisch. Vor allem hab ich mich über mich selbst gefreut, wie führsorglich ich zu mir selbst war, mit der aufgeräumten Wohnung und dem guten Essen und den Getränken, die ich mir im Vorhinein geholt hatte. Anders als auf Pilzen sind die Geschmacksnerven nicht beeinträchtigt, das Essen schmeckte hervorragend, fühlte sich im Mund aber zuweilen merkwürdig an. Wie gesagt, der Geschmack war nicht verändert, aber die Konsistenz des Essens. Manche Bisse fühlten sich irgendwie merkwürdig glitschig an.
Auf optischer Ebene begannen nach ca. 50 Minuten die ersten Änderungen, ich bekam Schwierigkeiten irgendetwas zu fokussieren, alles war recht schwammig. Auch gedanklich begann es langsam interessant zu werden, eine nette Abwechslung zu den langweiligen Gedanken, die glaub ich jeder häufig im Alltag nolens volens hat. Hatte ich anfangs noch Zweifel gehabt, ob es dir richtige Entscheidung ist, alleine zu trippen, war ich jetzt froh, nicht kommunizieren zu müssen, sondern den perplexen Zustand - den anderen mitzuteilen oft das Vokabular fehlt – einfach genießen zu können. Die unüberbrückbare Differenz zwischen Erlebnis und Bericht über das Erlebnis, mit der man insbesondere konfrontiert ist, wenn man auf psychedelischen Drogen mit Nüchternen redet, konnte ich also vollkommen ignorieren und mich ganz dem Rausch hingeben. Meine Sorgen, die mich die letzten Tage herumgetrieben hatten, wie es nach dem gerade abgeschlossenen Studium weitergehen soll (mein Studium war wirklich kein Brotstudium) und ähnliches erschienen mir nun furchtbar läppisch und kleingeistig. Dinge, die ich eigentlich auch so weiß, wurden mir nun überdeutlich. Das waren etwa eigentlich banale Sachen, wie die Erkenntnis, dass meine Sorgen um die berufliche Karriere quatsch sind, ich mich stärker als bisher von der Meinung anderer unabhängig machen und einfach versuchen sollte, in meinem bescheidenen Rahmen ein guter Mensch zu sein und dass es kein Problem ist mit 25 Jahren noch auf der Suche nach seinem Weg zu sein – das alles hatte ich noch nie so intensiv wirklich als Wahrheit gefühlt. Auch wenn es mir eigentlich bewusst war, waren das für mich immer eher schöne Phrasen ohne große Konsequenzen für das wirkliche Leben gewesen, weil die Verhältnisse tatsächlich ja auch kaum zulassen, nach diesen Einsichten zu leben. Während das AL-LAD langsam seine Wirkung zu entfalten begann, schienen mir meine Probleme also als recht gering und ich war der Überzeugung, ich sollte an die Realität künftig weniger noch als bisher als prosaischer homo faber herangehen und stärker versuchen einen poetischen Zugang zur ihr zu finden, der die Schönheit in den kleinen Dingen des Seins sucht. Dass eine solche Herangehensweise an das Leben mit der Einrichtung der Welt kollidiert, ist eine Tragödie, die wirklich das aller Ernsteste ist, aber so ernst vielleicht auch wieder nicht.

Nach etwa 60 Minuten sind relativ nüchterne und extatische Zustände noch im Wechsel, aber nach 70 Minuten setzt die Wirkung mit voller Wucht ein, hier brechen meine Tripnotizen weitestgehend ab, vereinzelt hab ich im Laufe des Abends und der Nacht noch ein paar Sachen notiert, aber ansonsten einfach den Rausch, die Optik und die Gedankengänge genossen, was mir vollkommen zurecht allemal sinnvoller erschien, als über den Trip Protokoll zu führen und so selbst noch den Rausch zu einem verwalteten Akt zu machen. Das Papier hatte bei den Notizen, die ich noch gemacht habe, eine unglaubliche Tiefe angenommen und zu atmen begonnen, es fühlte sich an, wie auf Papier, das etwa die Konsistenz von Butter hat, zu schreiben. Die optischen Veränderungen der nächsten Stunden waren recht stark, vieles zitterte, zerfloss, strahlte, verformte sich und anderes mehr. Ich selbst fühlte mich körperlich ein wenig wie unter Strom, aber sehr angenehm. Die Optik war, wenn ich mir elektronische Sachen angeschaut hab, recht spacig, futuristisch, ansonsten waren viele Sachen – die Wände, Bilder, Türen Schreibtisch… - mit Mustern überzogen; auf dem Cover eines Buch, das auf meinen Schreibtisch lag, ist ein hockender Mensch in einem roten Kornfeld zu sehen, diese Person auf dem Buchcover hab ich dreidimensional wahrgenommen, sie schien immer wiederholt aus dem Cover herauszuhüpfen. Dinge die sich bewegten – Autos vor meinem Fenster, meine Arme… - zogen einen Schweif hinter sich her – alles sehr witzige und gut zu genießende Optiks. Die Welt war für mich in Regenbogenfarben getaucht, in jedem Sinne. Was ich von anderen Drogen bisher noch nicht kannte, waren akustische Halluzinationen, die Musik klang verändert (Mars Volta, Portugal. The man und Okta Logue find ich hervorragende Musik zum Trippen).
Gedanklich fand ich den Rausch über weite Strecken auf eine merkwürdige Art ziemlich klar. Im Vergleich zu Pilzen, bei denen der Kopf teilweise unkontrolliert von unendlich vielen Gedanken auf einmal vergewaltigt wird, was sehr anstrengend sein kann, waren die Gedankengänge auf AL-LAD sehr viel weniger konfus. Ich hatte das Gefühl, dass mein Gehirn auf AL-LAD besser funktioniert als im nüchternen Zustand. Gedanken und Gefühle die ich sonst eher beiseiteschiebe oder vorbewusst fühle, ohne ihnen Zugang in mein Bewusstsein zu gewähren, waren nun unmittelbar präsent. Dabei waren die Gedanken aber sehr klar und fokussiert, so dass ich sie für mich als gewinnbringender empfinde, als die wirren Gedanken auf Pilzen. Hatte ich vorher Gedanken blockiert oder für Gefühle nicht das richtige Vokabular finden können, schien es mir nun, als fliege mir das Vokabular für diese Gefühle zu und als habe ich einen umfänglicheren Zugriff auf mein Bewusstsein als gewöhnlich. Überhaupt hatte ich den Eindruck durch das AL-LAD eine gewisse emotionale Abstumpfung, ohne die zu überleben im Alltag vielleicht überhaupt nicht möglich ist, überwinden zu können.

In der Folgezeit lag ich einfach auf meiner Couch oder auf dem Boden meines Wohnzimmers und war eins mit dem Rausch. Der Rausch war nichts von mir Getrenntes, das die Kontrolle über mich übernimmt (wie ich es zuweilen bei anderen Psychedelika empfunden habe), sondern etwas jenseits vom Heteronomen und Eigenem, dem ich mich angstlos hingeben konnte, so dass ich einen Zustand der glücklichen Selbstvergessenheit erlebte, der die Enge und Borniertheit des Ichs überschritt und vielleicht so etwas wie unreglementierte Erfahrung zuließ.
Wie lange ich so auf dem Boden lag weiß ich nicht mehr, das nächste Mal als ich auf die Uhr schaute war es gegen Mitternacht. Ich setzte mich an mein Küchenfenster und beobachtete die Bäume, deren Äste sich zu Mustern formierten, die von ausgesprochener Schönheit waren. Mich ergriff große Lust rauszugehen, ein wenig spazieren. Im Spiegel prüfte ich, wie verpeilt ich aussah. Meine Pupillen waren riesig, ich hatte ein wenig Sorge einem Nachbarn im Treppenhaus zu begegnen. Die Wahrscheinlichkeit erschien mir aber sehr gering und selbst wenn… Also aus der Jogginghose raus, richtig angezogen und ab nach draußen. Das herbstliche Berlin auf AL-LAD war ein schöner Eindruck. Ich lief ein wenig bei mir in der Gegend rum, hätte große Lust gehabt mich auf einen kleinen Platz bei mir um die Ecke zu legen und die Natur zu genießen, aber das wäre zu strange gewesen, also bin ich einfach ein bisschen rumgelaufen. Die Halloween-Kürbisse, von denen es in meiner Nachbarschaft einige gab, das Herbstlaub etc. sorgten für eine schöne Atmosphäre. Der Spaziergang muss so etwa eine halbe Stunde bis Stunde gedauert haben. Wieder zuhause angekommen merkte ich, dass ich mich darußen nicht wirklich hatte gehen lassen können, dafür kehrte jetzt, es war gegen ein Uhr, die Wirkung umso stärker zurück. Optische Veränderungen, die draußen eher schwach gewesen waren, kehrten jetzt wieder ziemlich stark zurück. Also wieder Musik angestellt und den Zustand genossen.
Nach gewisser Zeit entschloss ich mir die Zähne zu putzen, was dazu führte, dass ich bestimmt 30, 40 Minuten vor dem Spiegel meines Badezimmers saß und mich mit meinem Spiegelbild auseinandersetzte, die optischen Veränderungen waren währenddessen nach wie vor stark und gerade was das eigenen Spiegelbild angeht beeindruckend . Sich auf einer starken psychedelischen Droge mit dem eigenen Spiegelbild auseinanderzusetzen ist jedenfalls ein unvergessliches Erlebnis. Außerdem war ich ziemlich fasziniert von der sehr bunten Mischung aus Wasser, Zahnpastaschaum, Spucke und Blut (ich hatte ein wenig Zahnfleischbluten). Anschließend legte ich mich zurück auf die Schlafcouch, gegen 3 begannen die Halluzinationen nachzulassen, leichtes Flimmern, Zucken und Zerfließen hielten aber noch eine ganze Weile an. Zunächst wollte ich mich irgendwann zwischen drei und vier schlafen legen, war aber gedanklich noch so aufgekratzt, dass an Schlaf nicht zu denken war. Ich hab dann die ganze Nacht durch noch auf meiner Schlafcouch gelegen, Musik gehört, die ausklingenden Optics bestaunt und über alles Mögliche nachgedacht, ich fühlte mich nach wie vor ziemlich klar und angeregt im Kopf, der Rausch klang langsam ab und ich war sehr beglückt über die Erfahrung, die ich mit AL-LAD gemacht hatte.