Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Ich existiere nicht.
Drogen:Psilocybinhaltige Pilze
Autor:MundMs
Datum:29.11.2013 17:55
Set:Eigentlich ziemlich fröhlich, extreme Vorfreude
Setting:Wohnung meines Bruders, 2. Stock, Einzimmerwohnung
Nützlichkeit:9,12 von 10 möglichen   (34 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Eingenommen haben wir beide jeder 2,5 Gramm, kleingeschnitten und in einen Joghurt eingerührt. Die Pilze schmeckte man zuerst kaum heraus, wenn man etwas länger darauf herumkaute, machte sich eigentlich ein ziemlich ekliger Geschmack im Mund breit. Ich aß den Joghurt über ca. 15 Minuten verteilt, ca. 20:15-20:30 Uhr.

Nach Einnahme haben wir uns erstmal ins Bett gelegt, von wo aus wir fernschauten. „Contact High“. Den Film hatten wir zuvor schonmal beide gesehen, mein Bruder meinte, es wäre bestimmt gut, wenn wir zu Anfang etwas anschauten, was wir bereits kannten. So etwa um 20:45 Uhr fing es langsam an zu wirken. Die Schatten in der Wohnung begannen im Augenwinkel etwas zu wackeln/ zu morphen, wenn ich mich auf den Fernseher konzentrierte. Außerdem machte sich eine starke Euphorie langsam im Körper breit. Ein durchaus angenehmes Gefühl, jedoch wusste ich nicht wirklich, wohin mit dieser ganzen Euphorie. Meine Zeitwahrnehmung war ab diesem Zeitpunkt ziemlich am Ende. Um etwa 20:50 Uhr fragte ich noch nach der Zeit, um 20:55 Uhr das Selbe, gefühlt waren allerdings etwa 20-30 Minuten vergangen. Als ich fünf Minuten später selbst auf die Uhr schaute waren gefühlt etwa 2-3 Minuten vergangen.

Ich konnte mich nicht entscheiden, auf was ich mich fixieren sollte. Da waren diese wabernden Schatten, das Bild vom Fernseher, dass sich in den Fenstern der Wohnung reflektierte, was so aussah als würde das Bild einfach in der Luft mitten über einer Hauptstraße schwebend weiterlaufen. Zudem war ich sehr fasziniert von der Decke der Wohnung, die aus Holz besteht, die einzelnen Bretter die parallel zu mir waren, morphten ziemlich in der Breite, begannen auch Wellen zu schlagen. Wellen, die über die ganze Zimmerdecke in liefen. Mein Bruder hatte die Fernbedinung seines Fernsehers in der Hand und meinte sie fühle sich auf eine ungewöhnliche Art und Weise klebrig/“bappig“ an. Er drückte sie mir in die Hand und ich konnte dies nur bestätigen. Der eigentlich glatte Gegenstand fühlte sich komplett anders an wie normalerweise.

Dann kam er auf die Idee rauszugehen, da er rauchen wollte. Er musste jedoch zuerst eine drehen, während er das tat, war ich auch aus dem Bett aufgestanden und sah etwas aus dem Fenster. Dort draußen waberte und morphten die Stromleitungen und Häuser der Umgebung, es sah alles sehr surreal aus außerhalb der Wohnung. Als wären die Fenster ein Tor zu einer anderen Welt, die zwar die Realität war, das war mir klar, und doch erschien sie sehr unecht. Wir gingen dann also raus aus der Wohnung, auf eine Art langer Balkon, der jedoch nicht sehr breit ist.

Draußen war alles ziemlich schön, die Wolken sahen sehr gut aus. Als ich allerdings einfach vom Balkon hinunterschaute, sah ich ein äußerst faszinierendes Muster. Ich sah vom 2. Stock auf ein Garagendach, welches in etwa auf Höhe des 1. Stocks war, hinab. Dieses ist, wahrscheinlich witterungsbedingt, ziemlich fleckig. Es war in jedem einzelnen der Flecken, von denen es einige auf dem Garagendach gab, ein sich rotierender Kreis. Beinahe hypnotisch drehten sich diese kaleidoskopartigen Muster ständig auf der Stelle. Hunderte dieser Kreise waren auf dem gesamten Dach verteilt. Mein Bruder war eher vom Himmel fasziniert, allerdings konnte ich mich kaum von den Kreisen losreißen. Als ich es schaffte, zeigte er auf einen Kran und sagte, dass der Kran mit den Wolken im Hintergrund ihm beinahe durchsichtig erscheine. Ich sah zum Kran und es war, als hätte man mit einer Kamera die Wolken im Hintergrund fokusiert, während der Kran kaum sichtbar war. Allerdings war ich immernoch mehr fasziniert von dieser Landschaft aus sich rotierenden Kreisen im Stockwerk unter uns.

Wir gingen wieder in die Wohnung zurück, legten uns aufs Bett und mein Bruder machte das Lied „Parachute Ending“ von Birdy Nam Nam mit Video an, welches schon ziemlich abgespaced ist. Wir unterhielten uns ein wenig, ich weiß nicht mehr wirklich über was, ich glaube ich sagte etwas von wegen: „Meine Augen tränen total, ich bin fast am Weinen aber nicht weil ich irgendwie fertig bin, sondern weil die Optics und so einfach so 'ne Überbeanspruchung für die Augen sind.“ Es war schwer noch sinnvolle Sätze zu formulieren, ständig schoss mir ein anderer interessanter Gedanke durch den Kopf, oder etwas, was mein Bruder gesagt hatte, brachte mich dazu gedanklich Abzuschweifen. Leider weiß ich nicht mehr viel von meinen Gedankengängen.

Nebenzu liefen wir ein paar Max Cooper Videos laufen, in denen sich auf eine, auch nüchtern, faszinierende Art und Weise geometrische Figuren verändern. Auf Pilzen waren diese Verwandlungen dieser eigentlich abstrakten Figuren noch beeindruckender. Danach machte mein Bruder ein Video von einem Uplifting Trance Lied an. An die Musik erinnere ich mich zwar kaum, aber das Video besteht aus Aufnahmen einer (afrikanischen? ) Landschaft, die aus einem Hubschrauber gemacht wurden. Erst nach etwa einem Drittel des Videos realisierte ich, dass dies wirkliche, echte Landschaften waren, während ich zu Beginn all diese Aufnahmen für animiert hielt. Sie sahen so surreal aus, ich hielt es für ausgeschlossen, dass sie reale Aufnahmen waren. Mein Bruder und ich kamen dann zu dem Schluss, dass die moderne Menschheit oft nur ihren Alltag lebt, und dadurch mit geschlossenen Augen gegenüber der Natur.

Ich widmete mich wieder etwas der Decke. Die Hölzer schlugen noch immer Wellen wie bereits zu Beginn des Trips, jetz drehten sie sich teilweise sogar bis zu 90°, doch ich konnte mich nicht lang genug darauf konzentrieren, um es weiter zu beobachten. Während der gesamten Unterhaltung mit meinem Bruder, der wohl etwa 15-30 cm von mir entfernt lag, wusste ich nie wirklich wo er lag, wenn er seine Arme bewegte schienen sie immer eher aus dem Nichts zu kommen, oder mitten aus seinem Körper, aber nie von dort aus wo sie meiner Meinung nach eigentlich hätten sein müssen. Selbiges traf genauso auf meine Arme zu, wenn ich sie bewegte fragte ich mich immer, woher sie auf einmal kamen, die waren doch schließlich an einer ganz anderen Stelle. Im Licht des Fernsehers machte mein Bruder mit seinen Händen Schatten an die Wand. Es war sehr faszinierend anzusehen, wie sich die Schatten scheinbar selbstständig bewegten. Nach einem kurzen Blick zu den Händen meines Bruders realisierte ich: Sie bewegten sich wirklich selbständig. Ihre Bewegungen waren komplett unabhängig von denen meines Bruders, lediglich ihre Form behielten sie.

Ich versank nun in meiner Gedankenwelt. Als ich mich immer mehr in meine Gedanken verstrickte, ich weiß nicht mehr um was sie sich drehten, aber es kehrte, auch im Verlauf des restlichen Abends immer ein Gedanke/ Gefühl wieder: „Ich existiere nicht.“ Oder zu diesem Zeitpunkt noch eher was wäre, wenn ich nicht mehr existiere. Befinde ich mich noch im Realen? Bin ich real? Diese Farben (diese Auren?) die mich umgeben, in denen ich schwebe, ist dies das Jenseits? Bevor ich zu diesem Moment zu tief in meine eigenen Gedanken versank, fragte mich mein Bruder, ob ich nochmal mit raus kommen will zum Rauchen. Ich schrieb zuerst noch einem Freund, der von unserm Pilzkonsum wusste eine SMS mit dem Text: „Ich existiere nicht.“ Um diese 3 Wörter zu tippen brauchte ich eine gefühlte Ewigkeit und in Wirklichkeit schätzungsweise auch 5 Minuten ( wie gesagt, kaputtes Zeitgefühl). Abgeschickt hab ich die SMS um 22:20 Uhr.

Wir gingen also dann hinaus und auf dem Weg nach draußen betrachteten wir uns im Spiegel, unsere Pupillen schienen komplett schwarz zu sein. Kein Anzeichen von Farbe auf der Iris. Nur ein tiefes schwarz. „Wie in einem Comic oder so.“, sagte mein Bruder. Dann gingen wir raus, mein Bruder machte seine Zigarette an, war fasziniert von dem Gefühl des Rauchs und sagte ich solle auch einen Zug nehmen. Ich konnte/(wollte?) nicht, jedenfalls hielt er mir die Kippe hin und ich setzte mit den Lippen an, nahm aber eigentlich keinen Zug. Mein Bruder wollte wieder rein, ich war damit vollkommen einverstanden und er rauchte drinnen am Fenster fertig, während ich mich auf den Boden zu der Lavalampe legte.

Dann weiß ich nicht mehr viel von der nächsten Zeit, ich dachte nach, die wie oben schon erwähnte Existenzfrage, beziehungsweise die Aussage, dass ich nicht existiere, es war schließlich eher eine Feststellung, die mich jedoch keineswegs beunruhigte. Ich stellte mir Fragen wie, was wäre wenn ich hängenbleiben würde, mir was zustoßen würde und ich sterben würde, meine Eltern/Freunde, die davon nichts wussten/meine Freundin von meinem Drogenkonsum erfahren würden. All diese Fragen ließen sich doch vollkommen einfach rational beantworten. Ich existierte schließlich nicht, also kann mir doch auch nichts passieren. Ich war nicht wirklich fähig mich zu bewegen, mein Geist war ziemlich losgelöst von physischen Bindungen.

Nach einer Weile des Nachdenkens bin ich dann wahrscheinlich eingeschlafen. Währenddessen zuckte ich mehr oder weniger stark, wie wenn man sich bewegt während man träumt, berichteten mir mein Bruder und der, während ich schlief eingetroffene Sitter. Da sie etwas besorgt waren, weckten sie mich und fragten ob bei mir alles okay ist. Dies beantwortete ich ganz nüchtern/unbesorgt: „Ich existiere nicht. Ich bin einfach nicht da. Mich gibt’s nicht.“ Mein Bruder stubste mich an, ich sagte in dem selben ruhigen Ton, er solle bitte damit aufhören. Sie sagten ich sollte mich hinsetzen und was trinken, worauf ich sagte, dass ich das nicht könne. Ich konnte mich einfach nicht bewegen, nur meinen Kopf, der Rest vom Körper war wie gelähmt. Nach einer Weile schaffte ich es dann mich hinzusetzen und mein Bruder gab mir etwas zu trinken. Ich wiederholte ständig die Sätze: „Ich existiere nicht.“ und dass es mich nicht gibt.

Sie machten dann „Alice im Wunderland“ an, die alte Zeichentrickversion, für mich bestand der Film immer nur aus den gleichen 3-4 Szenen. Für einen Moment stand ich vom Boden auf und setzte mich in einem Sessel, während ich irgendwas auf meinem Handy herumdrückte. Dann legte ich mich wieder auf den Boden und hörte etwas Musik mit Ohrhörern, schrieb eine SMS an meine Freundin, es war inzwischen 23:45 Uhr und den extremsten Peak hatte ich wohl hinter mir, auch wenn ich immernoch relativ drauf war. Die Farben in meinem Kopf und die wirren Fragen wollten nicht aufhören, auch wenn es langsam zu anstrengend war, da das menschliche Gehirn ja auch nicht auf eine stetige derartige Ausnahmesituation ausgerichtet ist. Ich wollte nur noch schlafen. Jedoch waren meine Gedanken zu unruhig und der Schlaf schien nicht so bald einzusetzen. Als ich dann doch endlich einschlief, hatte ich einen ziemlich unruhigen Schlaf, ich wachte einige Male auf.

Gegen 2:30 Uhr, als ich wiedermal wach war, ging ich nochmal ins Bad. Ich dachte zuerst, dass ich schon ziemlich runtergekommen war, jedoch morphten und blinkten die Fliesen auf dem Boden noch ziemlich, und als ich vom Bad zu meinem Schlafsack lief, stolperte ich nur durch die Gegend, ich glaub ich bin sogar einmal komplett umgefallen. Zurück im Schlafsack war mir erstmal unbeschreiblich heiß. Über den gesamten Trip verteilt hatte ich, immer schubweise, aber wenn dann ziemlich starke Hitzewallungen, in Verbindung mit Schweißausbrüchen, gefolgt von Phasen, in denen ich mich extrem kalt anfühlte, als wäre meine Stirn frisch aus dem Kühlschrank. Wegen der akuten Hitze nahm ich eine Metallschüssel, die mir mein Bruder zu Beginn des Trips gegeben hatte, für den Notfall, falls ich mich Übergeben müsste, zum Kühlen. Ich schlief ein mit der Schüssel auf meinem linken Auge, als ich etwas später (paar Minuten) nochmal aufwachte, bekam ich einen Riesenschreck, weil ich mit dem Auge nur verschwommen sah und einen Druck spürte. Es brauchte ca. 1-2 Minuten, bis ich realisierte, dass dies nur die Schüssel war.

Am Tag danach hatte ich leichte Kopfschmerzen, wahrscheinlich da ich während des Trips nur etwa 2 Schlücke getrunken habe und ich ja einige Schweißausbrüche hatte. Ansonsten ging es mir ganz gut, wenn auch ich noch einige Zeit brauchte, um ein Fazit zu ziehen und alles zu überdenken/Teile zu realisieren und wieder ins Gedächtnis zu rufen.